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Amts- und AnzeigeKlatt für den ILezirk Halm
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Bekanntmachung der K. Bauqewerkschule, die Anmeldung betreffend.
Die Anmeldungen für das Wintersemester haben vor dem 1. Oktober zu erfolgen. Später eintreffende Aufnahmegesuche haben keinerlei Anspruch auf Berücksichtigung.
Stuttgart, 7. September 1905.
Die Direktion.
I. V.: Prof. Köhnlein.
Sagrsnttligketten.
G Calw, 11. Sept. Am letzten Samstag abends 8 Uhr fand im „Badischen Hof" die Abschiedsfeier der die Höhere Handelsschule verlassenden Schüler der Separathandelskurse und des Musterkontors statt. Hierzu waren außer der Direktion und den Lehrern der Schule geladen und erschienen Vertreter der hiesigen Stadtgemeinde, der Handelskammer und aridere Herren. Das Programm der aufs schönste verlaufenen Feier wies Ansprachen, Toaste, musikalische und komische Darbietungen in harmonischer Abwechslung auf. In längerer, fein durchdachter Rede wandte sich Hr. Direktor Weber an seine scheidenden Schüler und Zöglinge, indem er ihnen u. a. sagte, daß ihre Studien auf der Schule nunmehr wohl beendigt seien, nicht aber ihre Ausbildung, an deren steter Vervollkommnung sie auf der Basis des hier und in der Praxis Erlernten unentwegt weiterzuarbeiten hätten, um es zu etwas Tüchtigem zu bringen. Bei niemand bewahrheite fich das alte Wort „Stillstand ist Rückgang" mehr, als beim Kaufmann; es sei deshalb das Bestreben der Schule, ihre Schüler nicht nur in allen kaüfmännischen Disziplinen gründ
Dienstag, -en 12. September 1905.
lich zu unterrichten, sondern sie auch neben Selbstständigkeit und Gewissenhaftigkeit zu erfolgreichem Selbststudium zu erziehen, damit sie einmal mehr wie sog. Durchschnittskaufleute werden. Hr. Stadtschultheiß Conz bekundete in beredten Worten sein warmes Interesse an der Schule: er sei als Stadtvorstand froh, daß Calw eine solche Schule in seinen Mauern habe, die weit über die Grenzen unseres engeren und weiteren Vaterlandes hinaus bekannt sei und zum Ruf des schönen Schwarzwaldstädtchens und aufstrebenden Luftkurorts sehr wesentlich beitrage. Obgleich Beamter, wisse er wohl die Bedeutung eines Standes zu würdigen, der in seinen Interessen diejenigen des ganzen Reiches repräsentiere. Der Hr. Stadtschulthetß gab deshalb als gleichzeitiger Vertreter der Calwer Handelskammer den von hier scheidenden Jüngern Merkurs seine besten Wünsche auf ihre fernere Laufbahn mit. Im Namen der scheidenden Schüler dankte Hr. Hamm- Köln der Direktion und den Lehrern für alle gehabte Mühe. Er und alle seine Kameraden, die vorher schon in der Praxis tätig gewesen seien, könnten sich der Ueberzeugung nicht erwehren, daß der Weg des gebildeten Kaufmanns durch die Handelsschule führen müsse, wo nicht nur gediegenes teoretisches sondern auch ein praktisches Wissen dargeboten werde; die Schule sei auch die beste Pflanzstätte berechtigten Standesbewußtseins, desjenigen, das alle national gesinnten Handlungsgehilfen veranlasse, fich zu Verbänden zusammenzuschließen, um nicht etwa ihre Prinzipale zu bekämpfen, sondern im Verein mit diesen den Interessen des deutschen Kaufmannsstandes durch Schaffung zeitgemäßer Reformen, wie Kaufmannsgerichte, Wohlfahrtseinrichtungen u. s. w. zu dienen und damit in ihrem Teil dazu beizutragen, der
«bonnkmentlpr.tnd. ktadtpr.Biertelj.Ml.l.iotncl.rrügerl. MertsIMrI. PostbejUgtpreiS ohne Lestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar, ortüa-rl-hr 1M., f. b. sonst, »erk-hr -ÜN.1.I0, »estellgeld 20 Pfg.
Vermehrung des sog. gebildeten Proletariats entgegenzutreten. Die Erinnerung an die wohlgelungene Feier wird wohl noch lange im Gedächtnis aller, die daran teilgenommen haben, fortleben.
(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.^ Die K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen hat am 6. September ds. Js. die Postexpeditorstelle in Wtldberg dem provisorischen Postexpeditor, Militäranwärter Sauer daselbst, übertragen.
Am 8. Sept. ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die Schulstelle in Klaffenbach, Bezirks Großdeinbach (Welzheim), dem Unterlehrer Jakob Rentschler in Ostelsheim, Bezirks Calw, übertragen worden.
Wims heim, 8. Sept. Die Hopfenpflücke hat jetzt allgemein begonnen. Die Ernte darf in jeder Hinsicht als eine gute bezeichnet werden. Falls die günstige Witterung noch einige Zeit anhält, ist nach Farbe unk Aroma erstklassiges Produkt zu erwarten. Für nächste Woche stehen jedenfalls verschiedene Posten sackbarer Ware zum Verkauf bereit. — Das Oehmd ist seit ca. 12 Tagen unter Dach und Fach. Dank der günstigen Gewitterregen im Juli und August stand das Gras prächtig und konnte infolge des herrlichen Wetters in kurzer Zeit als tadelloses Futter eingebracht werden. Die Wiesen haben bereits wieder schön angesetzt, so daß bei dem warmen Wetter ein dritter Schnitt zu erwarten sein dürfte.
Steinbach OA. Eßlingen, 9. Sept. Einem öffentlichen Ausschreiben des hiesigen Schulthetßen- amts zufolge wird seit vergangenen Mittwoch der 58 Jahre alte Bahnarbeiter Christian Fingerle von hier vermißt. Mitteilungen über den Auf-
Die schwarze Dame.-
Roman von Hans Wachenhusen.
(Fortsetzung.)
Eine Ahnung beschlich ihn draußen auf der Straße. Diesem fremden, jungen Manne, der ihm seinen Besuch gemacht hatte, verdankte er sicher diese Schmach, aber er hatte wohl auch nicht aus eigenem Antriebe gehandelt; er hatte das Gefühl, als benutze man einen Vorwand, ihn in die Hände der Polizei zu spielen, und das wälzte sich ihm wie eine furchtbar« Last auf das Herz.
Mit Zittern trat er endlich vor den Polizeibeamten, der ihm artig einen Stuhl bot.
„Ich bin alt und kränklich," sagte er. „Ich bitte um einige Rücksicht für mich."
„Man wird es an solcher nicht fehlen lassen," antwortete ihm der Beamte. „Ich wünsche gerade deshalb, daß Sie den gegen Sie entstandenen Verdacht ent- kräftigen . . . Ihre Legitimation?"
Der Alte zog «in vergilbte» Papier hervor und überreichte es.
„Sie heißen v. Semlow und nennen fich schlechtweg nur Semlow?"
„Ja!"
„Ihre Beschäftigung?"
„Ich habe keine. Ich reise seit drei Jahren zu ... meiner Zerstreuung."
„Ich sehe keinerlei polizeiliche Eintragungen in diesem alten Paß."
„Man hat ihn mir nie aboerlangt. Ich bin «in aller Mann und erschein, wohl Niemanden gefährlich."
„Der Paß ist in Ordnung, aber . . ." Der Beamte fixirte ihn argwöhnisch. „Ich Hab« Ihnen eine andere Frage vorzulegen. Sie treiben keine
Beschäftigung, wie Sie sagen, lebten Sie aber nicht eine Zeit lang in Berlin als Komissionär in einem Hotel unter dem Namen Lübke?"
Dem gewohnte» Auge der Polizeibeamten entging ein leichtes Zusammenzucken des Alten nicht; derselbe hob aber da» seinige doch mit Ruhe zu ihm auf.
„Mein Herr," sagte er beleidigt, „wenn meine Papiere in Ordnung sind, habe ich hier keine Verpflichtung, über mein Vergangenheit Rede zu stehen." Er erhob sich mit der Miene der Entrüstung.
Der Beamte zuckte die Achseln.
„Sie verweigern also die Auskunft?"
„Um so mehr, al» ich die mir vorgelegte Frage al» unbescholtener Mann nicht verstehe!" war die entschlossene Antwort.
„So muß ich, da Ihre Unbescholtenheit hier nicht bezweifelt wird, Ihre Person uns aber von Interesse ist. Sie ersuchen, in derselben Begleitung in Ihr Hotel zurückzukehren, Ihr Zimmer nicht zu verlassen und dort unverweigerlich der Behörde zur Verfügung zu bleiben. Ihnen die Gründe zu nennen, bin ich nicht autorisiert, seien Sie aber überzeugt, daß man Ihnen alle Rücksicht und Schonung angedeihen lassen wird, die man Ihrer Person und Ihrem Alter schuldig ist."
Der Beamte schellte und beauftragte den Eintretenden, Herrn von Semlow höflichst wieder in seine Wohnung zurück zu geleiten. Nach einer knappen, aber artigen Beugung des Kopfe» entließ er ihn.
Mit niedergeschlagenen Augen schritt der tiefgekränkte Greis an der Seite seines Begleiter» zum Hause hinaus. Er war so gebeugt, daß er Blenke nicht gewahrte, der an der Ecke de» Platzes dastand und chm nicht ohne Mitleid nachschaute.
„Man soll ihm ausdrücklich nicht» zu Leide tun," murmellr der falsche Herr von Bodenberg, in da» Polizeigebäude schreitend, in welchem man an ober-