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träge in sich aufnimmt. Ein großer Erfolg nach jeder Hinsicht steht nun wieder prangend in der Vereinschronik, und wir freuen uns dessen von Herzen. Wenn Sängerinnen und Sänger in einer gemütlichen Stunde des Konzerts freudig bewegt gedenken, so möge der Herr Vorstand die Parole ausgeven:
Erhebt euch schleunig von den Sitzen:
Respekt vor unfern beiden Fritzen!
Neuenbürg, 11. Oktbr. Ein Unglückstag in des Wortes vollster Bedeutung war der gestrige Sonntag; das Bezirkskrankenhaus hatte wieder einmal drei Opfer von Motorradunfällen aufzunehmen. Nachmittags etwa um 2 Uhr war der Techniker Karl Sackmann von Gaggenau mit einer Begleitperson, einer Elli Bien er, z. Zt. ebenfalls in Gaggenau, mit dem Motorrad auf dem Wege von Herrenalb—Dobel—Wildbad. Unterhalb des Dreimarksteins begegnete ihnen ein Stuttgarter Auto, das in ruhiger Fahrt bergauf fuhr. Anscheinend hatte die Bremse des Motorrades versagt, denn der Motor war abgestellt. Das Motorrad geriet unter das Auto, wobei Sackmann schwere Verletzungen an den Beinen erlitt, während seine Begleiterin mit leichteren Verletzungen davonkam, die ihre Einlieferung in das Bezirkskrankenhaus nötig machten. Dort ist Sackmann heute früh seinen Verletzungen erlegen, während jene seiner Begleiterin leichterer Art sind. — Abends zwischen! 7 und 8 Uhr war der verheiratete, 41 Jahre alte Schneidermeister Christian Strohhäcker von Birkenfeld mit seinem unbeleuchteten Motorrad auf dem Heimweg von Schwann nach Birkenfeld. Zwischen Neuenbürg und -Schwann begegnete er dem Neuenbürger Knrsauto, das entgegen anders lautenden Meldungen vorschriftsmäßig äbgeblendet hatte. Er geriet, nachdem er anscheinend den Kotflügel des Autos gestreift hatte, in den Straßengraben, wobei er sich tätliche Verletzungen zuzog, die bereits um 911 Uhr, kurz nach seiner Verbringung ins Bezirkskrankenhaus, den Tod herbeiführten. Eine Familie mit fünf unversorgten Kindern trauert um den Ernährer. So bedauerlich diese beiden Fälle sind, muß leider festgestellt werden, daß die Schuld die Verunglückten selbst trifft; das unverantwortlich rasche Fahren und die Unterlassung der vorgeschriebenen Beleuchtung an Fahr- und Motorrädern wird noch nicht das letzte Opfer gefordert haben. Ein weiterer Motorradunfall beute Morgen zwischen Neuenbürg und Birkenfeld, wobei das Pferd eines Fuhrwerks ausschlug und den Beisitzer auf dem Motorrad leicht am Arm verletzte, verlief für die Beteiligten noch glimpflich.
(Wetterbericht.) Ausläufer der nördlichen Depression rücken langsam auch gegen Süddeutschland vor, dürften indessen gegen den Hochdruck, der zurzeit die Wetterlage beherrscht, nicht voll zur Geltung kommen, sodaß Nr Mittwoch und Donnerstag zwar mehrfach trübes und bedecktes, aber in der Hauptsache doch trockenes Wetter zu erwarten ist.
x Birkenfeld, 12. Oktbr. Bei dem am gestrigen Sonntag auf dem hiesigen Sportplatz stattgefundenen Bezirksligaspiel des kiesigen 1. F.C. mit dem spielstarken Verein für Bewegungsspiele Stuttgart, das wieder viele Fremde herbsilockte, hatte die Birkenfelder Mannschaft wieder Pech. Sie verlor mit 4:0.
Wildbad, 12. Oktbr. Der hiesige Gesangverein „Liederkranz" kann im nächsten Jahr das 70jähr. Gründungsjubiläum feiern. Anläßlich dieser Feier soll am zweiten Sonntag im Mai 1926 ein Sängerfest mit Gesangswettstreit in größerem Rahmen stattfinden. Wohl wenig bekannt dürfte fein, daß der Altmeister des deutschen Volksliedes. Silcher, im letzten Jahre seines Lebens, im Sommer 1860, die Heilauellen Wildbads aufsuchte, um Linderung eines Plötzlich aufgetretenen Leidens zu suchen. Von ganz besonderem Interesse aber ist, daß Silcher dem damaligen Badearzt, Hoftat Burkhardt, Vater des verstorbenen Medizinalrats Dr. Burkhardt-Stuttgart, sein Lied: „Mei Maidle Hot a Gsichtle" widmete mit den Worten: „Ein treffliches Mittel, saure Badegesichter auch ohne Arznei ins Lachen zu bringen". Silcher und Burkbardt gründeten im Sommer 1829 die Tübinger Akademische Liedertafel. Kurze Zeit nach Beendigung seiner Wildbader Badekur, am 26. August 1860, schloß sich Silchers liederreicher Mund für immer.
WüMembery
Vaihingen a. E-, 12. Okt. (Vom Amt enthoben.) In dem Disziplinarverfahren gegen Stadtschultheiß Häselin wurde vom Disziplinargerichtshof für Körperschafsbeamte in Stuttgart das Urteil gefällt. Es lautete auf Enthebung vom Amt unter Beibehaltung von Titel und Gehalt.
Stuttgart, 12. Oktbr. (Ein verwegener nächtlicher Einbrecher.) Der 26 Jahre alte ledige Eisendreher Gottlieb Schmid von Holzheim OA. Göppingen, der erst am 9. September 1925 nach Verbüßung einer fünfjährigen Zuchthausstrafe wegen Einbruchsdiebstahls aus der Strafanstalt Insterburg entlasten wurde, ist in der Nacht zum 6. 10. gegen 2 Ahr an der Dachrinne des Balkons einer in der oberen Gänsheidestraße gele-
genen Villa emporgeklettert und durch die offene Tür in die Wohnräume des 1. Stockes gelangt. Die erwachende Bewohnerin des Zimmers, eine 52 Jahre alte Dame, wurde von Schmid zum Stillschweigen veranlaßt, worauf er aus dem Nachttisch wertvolle Schmucksachen an sich genommen. Als weitere Personen wach wurden, flüchtete der unheimliche Besucher mit einem Sprung über den Balkon. Es ist wohl nur dem besonnenen und herzhaften Verhalten der Dame zuzuschreiben, daß Schmid, der eine Schußwaffe -bei sich führte, von weiteren Tätlichkeiten abließ. Sofort angesetzten Kritninalpatrouillen ist es gelungen, den Schmid noch am gleichen Tage gegen 12 Uhr mittags sest- zunehmen. Die Schmucksachen sind wieder beigebracht.
Rottenburg, 12. Okt. (Vom Lnndesgefängnis) Die Lnndes- gefängnisverwnltung trägt sich It. „Tübinger Chronik" mit dem Gedanken, das Anwesen von Schach auf dem Heuberger Hof zu erwerben Der Hof, der zirka drei Kilonieter von hier Seebronn zu liegt, umfaßt etwa 100 Morgen. Der Gefüngnisverwaltung gehören bisher im hiesigen Bezirk 400 Morgen Acker und Wiesen, worunter auch viele gepachtete Güter sind. Eine Motorbulldogge, zirka acht Pferde und mehr als 30 Stück Vieh, Ochsen und Milchkühe sind ihr eigen. Die Ernte dient ineist zum eigenen Verbrauch. Der Stand der Gefangenen ist zirka 300. Im Winter sind es mehr als im Sommer.
Rottweil, 12. Okt. (An Wurstvergiftung gestorben.i Der 54 Jahre alte Lokomotivführer Bruno ist an Wurstvergiftung gestorben. Er hatte auf der Rückreise von München einen Wurstsalat gegessen. Bald darauf stellten sich Vergiftungsymptome ein und nach zweitägiger Krankheit starb er.
Schwenningen, II. Okt. (Protest des Gemeinderats.) Im Gemeinderat wurde einstimmig eine sozialdemokratische Entschließung angenommen, die dagegen protestiert, daß die Wahl des Rektors an der Evang. Mädchenvolks- und Mittelschule, entgegen dem Vorschlag der Lehrerschaft, zugunsteu eines Akademikers durch das Kultministerium erfolgt ist. Bom Kultministerium wird erwartet, daß es die Ernennung möglichst bald einer Revidierung unterzieht.
Heidenheim, 11. Okt. (Beanstandung des Haushaltungsplans.) Vom Gemeinderat mußte eine 22»/»ige Umlage beschlossen werden. Die Minlsterialabteilung für die Bezirks- und Körperschastsverwaltung hat den städt. Haushalt und die Umlage beanstandet. Der Gemeinderat ermäßigt die Umlage auf 20°/o, wenn das Ministerium des Innern das Gesuch um Ueberweisung des entstehenden Ausfalls von 70000 Mark aus dem Ausgleichstock unterstützt. Auch der Industrieverein hat Vorstellungen gegen den Haushaltplan und die Höhe der Umlage erhoben und u. a. mit der Höhe des Aufwands für die Gehälter der der städtischen Beamten begründet. Der Gemeinderat verwahrt sich scharf gegen die Versuche der Einmischung in die städtische Verwaltung, für die der Gemeinderat allein die Verantwortung trage.
Friedrichshafen, 12. Okt. (Niederlassung der Dornier-Metall- bauten bei Rorschach.) Nach der „Züricher Zeitung" ist die Erstellung eines Flugplatzes und einer Flngzeugfabrik der Dornier-Metall- bauten auf der großen Ebene bei Staad-Altenrhein geplant. Die Flugzeugfabrik soll 600 bis 700 Arbeiter gleich von Anfang an beschäftigen.
Friedrichshafen, 12. Okt. (Geldmangel.) Als ein Zeichen für den Geldmangel sind die Preise anzusehen, die bei der am Freitag in Kratzerach stattgesundenen Versteigerung landwirschastlichen Inventars erzielt wurden. So wurden bezahlt für einen alten Gaul 72 Mark, für eine Häckselmaschine 3 Mark, für volle Roggengarben 50 Pfennig und für geflegelte Roggengarben 35 Pfennig das Stück.
Friedrichsbafen, 12. Okt. (Aus der Untersuchungshaft entlasten.) Der Landwirt August Veser aus Dietmannsweiler O.-A. Tettnang, der in der bekannten Familienaffäre mit tätlichem Ausgange verhaftet und ins Langerichtsgefängnis Ravensburg übergeführt worden war, ist aus der Untersuchungshast entlasten worden. Am Tage daraus fand vor dem Amtsgericht Tettnang Sühnetermin in dem Ehescheidungsoerfahren statt, das von Frau Veser eingeleitet worden ist.
Hoden
Müllheim, 12. Oktbr. Ein eigenartiges Naturschauspiel kann z. Zt. in Feldverg beobachtet werden. Im Garten des Landwirts Georg Bronner steht ein Birnbaum, der über und über voll schöner, reifer, saftiger Trauben hängt. Eine Elbing- rebe hat sich um den Stamm des Baumes gewunden und ist bis zu einer Höhe von etwa 12 Metern emporgeklettert; die Schößchen der Reben haben sich um die Zweige und Aeste des Birnbaums gelegt und bilden nun ein harmonisches Ganzes. Die Rebe ist weder geschnitten, gespritzt noch geschwefelt worden und trotzdem sind die Früchte gut geraten.
Villingen, 12. Oktbr. Nach der letzten Volkszählung gestaltet sich die konfessionelle Zusammensetzung der Stadt folgendermaßen: Katholiken 10911, Protestanten 3009, Israeliten 53, Neuapostolische 48, Neureligiöse 41, Altkatholiken 21, Dissidenten 10, Ernste Bibelforscher 6, Griechisch-Katholische 6, Baptisten 4, Tempelgesellschaft 2, Theofophische Gesellschaft 1, Monisten 1. (Ein buntes Bild. Schriftl.)
Radolfzell, 12. Oktbr. Hier wurde von der Gendarmerie Wangen der Schlosser Wilhelm Schuhmacher wegen Schmuggels verhaftet. Er hatte seit Beginn des Jahres 1925 Fahr
radschläuche und Mäntel und verschiedene andere Gegenstände geschmuggelt. Schuhmacher war schon.mehrfach wegen Schmuggels vorbestraft. Er wurde in das Amtsgerichtsgefängnis Radolfzell eingeliefert.
Vermachtes
Die Falschmünzeriverkstatt im Gutshof. Ein Gutachten des Münchener Hauptmünzamtes hat nun festgestellt, daß die in der Nähe von Hersbruck in Mittelfranken ausgedeckte Münz- Prägeanstalt zweifellos zur Herstellung von Falschgeld diente. Das betreffende Gut umfaßt etwa 700 Tagwerk. Die zur Herstellung von Münzen dienenden Maschinen waren in der Brennerei und zum anderen Teil in der Autogarage ausgestellt. Hier befand sich auch die 80 Zentner schwere Prägemaschine. Die ganze Maschineneinrichtung hatte 20 000 Mark gekostet. Mit einem beschlagnahmten Stempel wurden allein mehrere Tausend Fünszigpsennigstücke hergestellt. Dabei sollen nach dem Gutachten' des Münchener Münzamtes die Nachahmungen so gut geraten sein, daß man sie nur durch genaue Messungen überhaupt als Fälschungen feststellen kann. Der Gutsbesitzer und sein Kraftwagenführer, der sich bei einer Nürnberger Firma niit den einschlägigen Maschinen vertraut gemacht hatte, stellten gemeinsam die falschen Stücke her. Außerdem ist noch ein dabei beteiligter Graveur festgenommen worden. Die Werkstatt war auf eine Fabrikation von täglich 25 000 Stück Hartgeld eingerichtet.
Handet und Verkehre
Stuttgart. 12 Okt. (Landesproduktenbörse.) Die Forderungen für Auslondsweizen sind höher; bei uns bewegt sich das Geschäft aber in engen Grenzen. Die Preise sind unverändert: Weizen 22 bis 23.75, Sommergerste 23—25.50, Roggen 18 50—19.25, Hafer 17—19, Weizenmehl 38 75-39.75. Brotmehl 31.75—3275, Kleie 10 50—10.75, Wiefenheu 6—7, Kleeheu 7—8, drnhtgepreßtes Stroh 4.50—5 Mark per IM Ko.
Der Weinherbst. In den Woinorten am Bodensce wird mit der Weinernte nächste Woche begonnen. Sonnige Tage wären für Wein noch sehr zu wünschen. — In Bönnig- heim hat die allgemeine Weinlese letzten Samstag begonnen. Wein kann von Mitte dieser Woche an gefaßt werden. Die Qualität wird erheblich besser, als man vor 14 Tagen noch erwartete. — In Criesbach wird die Weinlese nicht vor der zweiten Oktoberhälfte beginnen, um die schönen Tage noch möglichst auszunützen. — In Großgartach wird der Ertrag kaum höher als im Vorjahr, da der Sauerwurm sehr geschadet hat. Die Lese beginnt am 12. Oktober. — In Erlenbach können einige kleinere Reste Portugieserweine erhalten werden. — In Hohenhaslach schlägt die Menge ganz bedeutend zurück. Am schönsten steht noch der Lim'berger und Trollinger. Ihre Lese kann noch verzögert werden. Manche Erzeugnisse sind ohne festen Preis verstellt. — In Schozach ist bei sorgfältiger Auslese noch ein guter Wein zu erwarten. Es sind schon Verstellungen an frühere Käufer gemacht. — In Oeh - ringen ist die Frühgewächsvorlese aus den Fürstl. Weinbergen am Verrenüerg (15 Hektoliter) zum Preis von 58 bis 62 Mark Pro Hektoliter in der Hauptsache an hiesige Wirte verkauft worden. — In Strümpfelbach sind Portugieser und Shlvaner reif, die Trollinger werden nach und nach schwarz. Der Wein wird so gut wie 1924. Vor Ende Oktober wird mit der Lese nicht begonnen.
Ueusktt NachMMem.
Frankfurt a. M., 12. Oktbr. Bei einer heute früh entdeckten Gasvergiftung im Stadtteile Bornheim, der fünf Personen zum Opfer fielen, handelt es sich, wie der Befund am Tatort beweist, um ein schweres Verbrechen. Aus bisher noch nicht bekannten Gründen, die durch die Vernehmung des Mannes der Frau Schmidt und des Gatten der Frau Wörlein, einer Tochter der Frau Schmidt, noch der Aufklärung bedürfen, erdrosselte die Tochter die Mutter und vergiftete dann ihre Kinder und sich selbst durch Leuchtgas. Die Ursache der Tat dürfte in häuslichen Streitigkeiten zu suchen sein.
Magdeburg, 12. Oktbr. Am Samstag abend ereignete sich in einem hiesigen Vorort eine schwere Bluttat. Der Arbeiter Sommer, der seit längerer Zeit zu der Frau eines Invaliden gleichen Namens in Beziehungen stand, wurde, als er, wie schon öfters, den Invaliden und die Frau mißhandelte, von dem herbeieilenden 19 jährigen Sohn des Invaliden erstochen. Der junge Mann stellte sich dann selbst der Polizei.
Hannover, 12. Okt. Geh. Kommerzienrat l)r. WZ. b. c. Siegmund Seligmann, Vorstandsmitglied der Continental Caoutchouc Guttapercha Comp., ist heute abend im Alter von 72 Jahren gestorben.
Berlin, 12. Okt. Der deutsch-russische Handelsvertrag ist Mon- trg nachmittag in Moskau unterzeichnet worden. — Die kommunistische Reichstagsfraktion beantragte wegen verschiedener angeblicher Mißstände in dem Untersuchungsverfahren des Staatsgerichtshofs
Vom Glück vergessen.
Roman von Fr. Lehne.
16. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Wütend sprang Malte auf und blieb dicht vor ihr stehen.
„Bist du denn ganz von Sinnen?" fuhr er sie an.
„Nein, aber meine Geduld ist zu Ende! Was habe ich alles entbehren müssen um dich, solange wir hier sind — Du bist mir in jeder Weise vorgezogen! Für dich war immer Geld da — und ich —? Meine Lebenshoffnungen und Wünsche habe ich um dich aufgeben müssen — ich arbeite
und lerne-du bummelst herum! Sieh dich an! Heute
trägst du grünseidsne Strümpfe und Kravatte — gestern
lila-Mama hätte dich nur auf dem Rennplatz sehen
sollen! Sie darbt um dich, spart sich den Bissen vom Munde ab und du vertust das Geld, als ob du Millionär bist! Ich möchte nicht wissen, wieviel du von deinem Gelds außer dem von Hanna gestern am Totalisator leichtsinnig verwettet hast! Schämst du dich denn gar nicht? Heute bist du doch nur gekommen, um Mama zu schröpfen, weil du gestern-"
Die Mutter fiel ihr ins Wort. Sie weinte, bat — doch ihre Tränen rührten die Tochter nicht.
„Nimm ihn nicht in Schutz, Mutter, verteidige ihn nicht, du wirst noch deine Freude an deinem Söhnchen erleben! Wie oft hat er uns belogen! Du bist zu nachsichtig gegen ihn gewesen. Hättest ihn, wie mich, lehren sollen, sich nach der Decke zu strecken — durftest ihm nicht allen Willen lassen und ihn bevorzugen! Geschwister sind gleichberechtigt! Er soll jetzt nur ernstlich daran denken, sein Examen zu machen, der träge, unfähige Mensch — und soll sich nicht auf Kosten von Mutter und Schwester amüsieren. Wenn er sich zum Dichter berufen fühlt, dann soll er doch mit Werken antreten! Auch Genies müssen fleißig sein! Fürwahr, eine bequeme Ausrede: auf Inspiration warten!"
Maltes bildhübsches Gesicht hatte sich vor Wut verzerrt; mit erhobener Hand stürzte er sich auf die Schwester, die mit über der Brust verschränkten Armen dastand und ihn furchtlos anblickte. Sie atmete tief auf. Es hatte ihr wohlgetan, sich den lange angesammelten Groll vom Herzen geredet zu haben.
„Schlag nur zu! Das patzt zu deinem feigen, brutalen Charakter — Mama kannst du wohl Sand in die Augen streuen — mir nicht! Längst habe ich dich erkannt! Das eine will ich dir noch sagen: hüte dich, Hanna Likowski Unruhe zu bereiten — hüte dich davor, das arme Ding in dich verliebt zu machen! Ich habe dich beobachtet — du tust es
— was hat es für einen Zweck-"
„Wenn ich sie nun heiraten wollte? Die kleine Bucklige ist eine gute Partie, eine viel bessere als ihre Schwester!" lachte er roh, „den kleinen Verdruß übersieht inan da."
Ewendoline wurde ganz blaß.
„Ein Schurkenstreich wäre das —"
„Um mich zu rangieren, sind mir alle Mittel recht!" entgegnete er kalt.
„Hanna ist meine Freundin — diesen Weg werde ich dir verlegen —"
„Wenn dir das gelingen wird, sobald ich ernstlich will! Ich kenne die Weiber —" er lächelte zynisch, „und die kleine Bucklige ist so zahm —"
Ewendoline war außer sich über eine solche Gewissenlosigkeit.
„Ich werde ihr heute noch die Augen über dich öffnen, wenn du mir nicht feierlich versprichst, dich um Hanna nicht mehr als nötig zu kümmern —"
„Fällt mir gar nicht ein! — und dich ersuche ich, jetzt endlich deinen Mund zu halten!" versetzte er grob. „Du bist ja ein ganz überspanntes Frauenzimmer —"
„Denke von mir was du willst und tue, was du willst! Aber über Hanna halte ich hütend meine Hände! Sie könnte eine Enttäuschung niemals überwinden-"
„Ah, fürchtest du etwa, du kommst zu kurz?" fragte er, „denn deine Vorliebe für die kleine Bucklige hat doch auch nur einen realen Hintergrund! Mache mir doch nichts vor
— als ob du deinen Vorteil nicht hättest —!"
Er stand vor ihr, die Hände in den Hosentaschen, und musterte sie höhnisch.
Ihr war, als habe sie einen Schlag ins Gesicht bekommen — alles, was ihr heilig war, zog er herab. Sie zwang ihre furchtbare Erregung nieder. Mit einem Blick unsäglicher Verachtung sah sie ihn an.
„Du mußt nicht alle Leute nach deiner niedrigen, gemeinen Denkungsart einschätzen!" entgegnete sie. Er zuckte leicht die Achseln und pfiff einen Gassenhauer durch die Zähne.
„Ich werde nun doch schon zu Hanna gehen, Mama, hier ist es mir jetzt unmöglich zu arbeiten! Und um das eine bitte ich dich ganz ernstlich, gib ihm kein Geld! Er hat gestern verspielt und braucht zum Sonntag wieder! Du darfst nicht mehr so unvernünftig über deinen und meinen Notgroschen verfügen. — Malte soll arbeiten und Stunden geben wie andere auch! Sein Erbteil hat er längst weg!"
Ohne Mitleid sah Ewendoline auf die Mutter, die laut schluchzend das Gesicht in die Kissen des Divans gedrückt hatte.
„Weine dich aus, Mutter! Es ist besser, du weinst jetzt, damit dein Sohn in sich geht, als du weinst später noch mehr Tränen um ihn!"
„Du, Ewendoline, bist es, die mich so furchtbar aufgeregt hat! — Mutzte das denn sein, einen solchen Auftritt heraufzubeschwören?"
„Getrost will ich diesen Vorwurf auch noch auf mich nehmen, wie schon so manchen anderen! Wenn nur Malte stch bessert, dann soll mir alles recht sein! — Frage ihn nur, ob er mir meine Vorwürfe widerlegen kann! Ich gehe. Warte zum Abendbrot nicht auf mich!"
Der Mutter blasses, tränenüberströmtes Gesicht rührte sie heute nicht. Es war ihr unmöglich, zu Hause zu bleiben. Sie konnte den Bruder nicht mehr sehen.
Als sie aus der Pforte trat, sah sie, ihrer Gewohnheit gemäß, die Straße hinunter — nach ihm! Und da — der Zufall wollte es — kam er gerade aus seinem Hause. Das Herz klopfte ihr. Langsam ging sie weiter nach der Straßenbahn. Axel von Kronau hatte sie bald eingeholt. Ein Freudenschein huschte über sein schmales, interessantes Gesicht, als er sie begrüßte. Sie reichte ihm die Hand. Ein Gefühl des Trotzes quoll in ihr auf — und der Scham; Maltes Worte von vorhin fielen ihr ein: hatte er nicht recht gehabt? — war sie nicht darum so ausfallend gegen den Bruder geworden, weil der an einer empfindlichen Stelle gerührt? Unbarmherzig verurteilte sie sich selbst.
(Fortsetzung folgt.)
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