Die Spitze des Zuges bildeten die Stuttgarter Stadtgarde zu Pferde, gefolgt vom Trommler- und Pfeiferkorps des Cann- statter Turnerüundes. Unter den 50 Gruppen gefielen beson­ders die Kinzigtaler in ihrer malerischen Kleidung, die Hohner- sche Hauskapelle unter Führung des alten Schaufer, die Haller Salzsiedergruppe, die Schwarzwälder, sowie die historischen Gruppen, wie die alten Württemberger Postwagen, die Thurn und Taxisschen reitenden Postillone. Auch die Weinwagen und Weingärtnergruppen in ihrem reichen Schmuck fanden großen Beifall. Ein gemeinsames Mittagessen im Bierkeller der Aus­stellung vereinigte hierauf die Trachtenleute zu fröhlichem Um­trunk.

Böblingen, 27. Sept. (Udet in Böblingen.) Der Flugplatz Böblingen hatte heute einen großen Tag. Die Ankündigung: Udet fliegt, hatte trotz des zweifelhaften Wetters in den Mit­tagsstunden eine namhafte Zuschauermenge, ungefähr 5000 Menschen, angelockt, die durch die Hervoragenden Schauflüge Udcts für ihr Erscheinen und tapferes Aushalten in Wind und Wetter reichlich entschädigt wurden. Schon die Verfolgung und das Abschießen von Luftballons durch Propellertresfer während des Fluges zeigte Udets meisterhafte Beherrschung des Flug­zeugs in allen Lagen. Was man aber in Böblingen bisher nicht in solcher Vollendung gesehen hatte, war Udets Luftakrobatik, seine Steilkurven, Loopings, Rollings und windschiefes Abrut­schen zum Teil weniger Meter nur über dem Boden. Ein Luft­kampf und ein wohlgelungener Fallschirmabsprung hielten die Zuschauer bis zum Schluß in Spannung. Udet wurde für seine Leistungen mit begeistertem Beifall bedacht.

Eßlingen, 26. Sept. (Trostloser Stand der hiesigen Kanal­arbeiten.) Anläßlich des Besuches des Landtags in Heilbronn zur Besichtigung der dortigen Kanalarbeiten hat der Stadt­vorstand an den württ. Landtag ein Telegramm gerichtet mit dem Ersuchen, auch einmal von dem trostlosen Stand der hie­sigen Arbeiten Einsicht zu nehmen.

Nürtingen, 26. Sept. (Fostgenommener Wüstling.) Kurz! vor Abgang des Mittagszugs nach Reutlingen wurde auf dem Bahnhosabort an einem zwölf Jahre alten Volksschüler ein schamloses Sittlichkeitsverbrechen verübt. Der Täter, der mit dem Zug flüchtig ging, konnte durch die Polizei in Urach beim Aussteigen festgenommen und auf die Polizeiwache verbracht werden, wo er jedoch die Tat leugnete. Bei der Gegenüber­stellung wurde er aber von dem Zeugen bestimmt als Täter er­kannt. Bei der Vernehmung gab der Täter die Tat sodann zu. Er wurde ans hiesige Amtsgericht eingeliefert. Es ist der ledige 24 Jahre alte Schlosser Florian Schatz aus Zamdorf bei München.

Münsingen, 27. Sept. (Opfer des Typhus.) Die an Typhus erkrankte Frau Aufseher John ist jetzt gestorben.

Tuttlingen, 27. Sept. (Einträgliches Geschäft.) Die Poli­zei nahm hier einen Bettler fest, der im Besitz von über lOO Mk. war, ein Beweis, daß der Bettel immer noch ein schönes Geld einbringt.

Balingen, 27. Sept. (15 Prozent Gemeindeumlage.) Wie in der Gemeinderatssitzung Stadtschultheiß Rommel mitteilte, wird nach dem vorliegenden Entwurf des städt. Hauptvoran­schlags die Erhebung einer Gemeindeumlage von 15 Prozent j der Grund-, Gebäude- und Gewerbekataster beantragt werden.

Schwenningen, 26. Sept. (Todesfall.) Im Alter von 40 Jahren ist Direktor Christian Kienzle von den Kienzle Uhren­fabriken A.G. unerwartet an Herzlähmung gestorben. Er war der kaufmännische Leiter der umfangreichen Unternehmungen im In- und Ausland. Die Firma verliert an ihm einen hoch- begabten Mitarbeiter, die Beamten- und Arbeiterschaft einen gerechten und edeldenkenden Vorgesetzten. Es ist ein tragisches Geschick, das im Zeitraum von wenigen Jahren Kommerzien­rat Kienzle zwei Söhne, eine Tochter und einen Schwiegersohn, alle in der Vollkraft des Lebens, durch den Tod entriß.

Ehingen, 26. Sept. (Stillegung.) Nachdem bis vor kurzem Hoffnung bestand, daß das Ehinger Werk der Portlandzement­werke HeidelbergMannheimStuttgart umgebaut und ratio­nell eingerichtet würde, scheint jetzt die völlige Stillegung und Aufgabe des Betriebes bevorzustehen. Das Rohmaterial für die Zementherstellung bezog das Werk Ehingen aus einem von der Stadt Ehingen gepachteten Steinbruch. Dieser Jurastein­bruch ist sowohl von fachmännisch geologischer als auch von zementtechnischer Seite nicht nur als einer der besten und gleichmäßigsten Süddeutschlands bezeichnet worden, sondern als solcher ganz Deutschlands. Die Stadt Ehingen verlangt jetzt daher, daß dieser Steinbruch, der jetzt völlig brach liegt, frei- gegeben wird, um diesen anderweitig verwenden zu können. Es ist bei der heutig schlechten Finanzlage der Städte eine un­erträgliche Zumutung, ein solches Objekt nutzlos liegen zu lassen.

Saulgau, 26. Sept. (Im Rausch.) Ein Knecht aus der nächsten Umgebung hat sich bei einem Ausflug soviel Gersten-

Vom Glück vergessen.

Roman von Fr. Lehne.

8. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Die Kommerzienrätin Likowski war erfüllt von Tri­umph und Freude über das gelungene Fest und über die sehr gefeierte Tochter. An Hanna zu denken, hatte man keine Zeit. Die war vergessen im Trubel des heutigen Tages. Und war beinahe froh gewesen, daß die arme Ver­wachsene heute zu leidend war, um mit zugegen zu sein.

Denn der Kommerzienrätin war der körperliche Fehler der älteren Tochter sehr peinlich: sie empfand ihn beinahe als persönliche Demütigung. Schon als Kind war Johanna deshalb zurückgesetzt worden, was dem überaus zart und fein empfindenden Mädchen viele bittere Tränen erpreßt hatte. Umso mehr schloß sich Johanna dem Vater an, der sie mit seiner ganzen Liebe überschüttete. Und in seinem Testament hatte er sie auch zur Haupterbin ernannt als Ausgleich dafür, daß die Natur sie so stiefmütterlich bedacht hatte. So war Hanna wenigstens davor geschützt, von Mutter und Schwester ganz vernachlässigt zu werden, da man für Vlanka doch auf ihr Erbteil rechnete. Denn die Verwachsene würde aller Voraussicht nach nicht heiraten und man mußte sie für sich günstig gestimmt erhalten, da­mit sie ihr großes Vermögen nicht anderen, Fremden, ver­machte. Einen großen Teil der Zinsen verbrauchte man mit im Haushalt, um für Blank« §u sparen!

Es wurde getanzt. Unter den eleganten jungen Paaren fielen Blanka Likowski und Malte von Reinhardt beson­ders auf. Sie produzierten sich wirklich tadellos in den modernen Tänzen, und geschmeichelt nahm die Kommer­zienrätin begeisterte Komplimente über die Grazie und den Schick ihrer Tochter entgegen.

Darf man nicht bald zur Verlobung Fräulein Blankas mit Baron Reinhardt gratulieren, Frau Kommerzienrat?" fragte die neben ihr sitzende Frau Major von Zubühler, man steht die jungen Leutchen doch so viel beisammen"

Die Kommerzienrätin brach in ein lautes Lachen aus.

Was denken Sie, Liebste! O nein! Es ist nur die alte Kinderfreundschaft von Berlin her weiter nichts!

und andere Säfte zu Gemüte geführt, daß er zum Gaudium der Mitreisenden im Eisenbahnzirge Anstalt machte, sich feiner Kleider zu entledigen und zuBett" zu gehen. Erst als ihm von den Mitreisenden energisch klar gemacht wurde, daß er sich noch nicht in seinem Schlafgemach befinde, brachte der müde Mann seine Garderobe wieder in Ordnung.

Aalen, 27. Sept. (Der erste Schnee) Auf den Höhen des Aalbuchs hat es am Freitag kräftig geschneit. Das anhaltende Unwetter mindert die gute Note, die man dem heurigen Ernte­jahr bereits gegeben hatte, erheblich. Wohl kam an den Paar sonnigen Tagen der letzten Wochen viel Oehmd unter Dach, aber immer noch liegen große Mengen auf den Fluren und ver­derben völlig. Bei den Kartoffeln, die so reiche Ernte verspro­chen, greift in schweren Böden die Kartoffelfäule um sich. Boh­nen und Gurken sind im Freiland vielfach schon abgestorben. Dagegen bieten die Wiesen in üppigem Grün reiche Weiden und der neue Klee steht so schön wie noch selten.

Denmngen OA. Aalen, 26. Sept. (Obstdiebstahl.) An der Straße DewangenForst wurden einem Besitzer von zwei Apfelbäumen nahezu der ganze Ertrag von etwa 2^ Zentnern gestohlen und zwar von drei Personen am Hellen Nachmittag und mit dem mitgeführten Handwagen fortgesührt. Doch die Freude dauerte nicht lange, denn am folgenden Morgen kamen zwei Landjäger von Aalen, die die Spur verfolgt haben und man konnte beobachten, wie der Wilhelm Mittler in Aalen seine Beute unter Begleitung wieder abführen mußte, um sie dem richtigen Eigentümer auszufolgen.

Plüderhausen OA. Welzheim, 26. Sept. (Tragischer Unfall.) Als der 60jährige Landwirt Georg Reinert von Waldhausen von Urbach heimkehrte, wo er wegen des Todes seiner Frau zu tun hatte, stieg er als blinder Passagier auf einen Lastkraft­wagen der Brauerei Dinkelacker. Hier wollte er abspringen, geriet aber dabei unter die Räder des Wagens, der ihm beide Beine abdrückte. Der schwer verwundete Mann wurde ins Krankenhaus nach Schorndorf eingeliefert. Seine Frau wird heute beerdigt.

Waldhinrscn OA. Welzheim, 26. Sept. (Im Tode vereint.) Der 60jährige Landwirt Georg Reinert, der in Plüderhausen unter die Räder eines Lastkraftwagens geriet, ist kurze Zeit darauf seinen schweren Verletzungen im Bezirkskrankenhaus Schorndorf erlegen. Er wird nun gemeinsam mit seiner Le­bensgefährtin bestattet werden.

Schorndorf, 27. Sept. (Zeitungsjubiläum.) DerSchorn- dorfer Anzeiger" konnte dieser Tage auf sein OOjähriges Be­stehen zurückblicken. Das Blatt wurde von Karl Friedrich Mayer gegründet und ging 1885 auf dessen Schwiegersohn, Gottl. Immanuel Rösler über. Bis zum heutigen Tage, über vier Generationen hindurch, blieb das Blatt im Besitze einer Familie.

Baden

Pforzheim, 27. Sept. Der Bürgerausschuß beschloß in sei- j ner letzten Sitzung, die Stadtverwaltung zu ermächtigen, die vom Reichsfinanzministerium genehmigte Anleihe von 4,2 Mil­lionen Mark unterzubringen. Falls wesentliche Aenderungen in den Annahmebedingungen sich ergeben sollten, soll der Bür­gerausschuß nochmals gehört werden.

Freiburg, 24. Sept. Wegen eines merkwürdigen Falles von Preistreiberei geriet der Kaufmann Otto H. von hier mit den gesetzlichen Vorschriften in Konflikt. Es war zwischen ihm und einem Lieferanten von Lederwaren aus dem Elztal zu einem Prozeß gekommen. Dieser selbe Lieferant hatte einmal vor mehr als Jahresfrist bei H. zwei Pakete niit Schuhbändern und einen Rucksack in Aufbewahrung gegeben und die Sachen ab­zuholen unterlassen. In einer wenig freundlichen Stimmung, wie sie Prozeßgegnern gegenüber gewöhnlich zum Ausdruck kommt, übersandte H. dem Lieferanten eine Rechnung von 170 Reichsmark, die er als Aufbewahrungsgebühr für Rucksack und die zwei Pakete für den Zeitraum von 340 Tagen verlangte, den Tag also mit 50 Pfg. berechnete. Das wurde auf erfolgte Anzeige als Leistungswucher angesehen und der Kaufmann in eine Geldstrafe von 50 Mark genommen. Mit der Einsprache an den Einzelrichter hatte H. kein Glück, die Geldstrafe wurde einschließlich der verwirkten Freiheitsstrafe auf den Gesamt­betrag von 100 Mark erhöht.

Die Explosion im Pforzhenner Krankenhause vor Gericht.

Pforzheim, 25. Sept. Heute hat vor dem hiesigen Schöffen­gericht eine traurige Angelegenheit ihren Abschluß gefunden, die seinerzeit lange das Tagesgespräch bildete. Am 6. Januar 1925 fiel, wie seinerzeit gemeldet wurde, im Vorraum des Ope­rationssaales des Städtischen Krankenhauses die Schwester Marie Dehner dem Verbrennungstod zum Opfer. In einem Becken hatte sich der Alkohol entzündet' und beim Wegreißen einer Flasche fing deren Inhalt Feuer und ergoß sich brennend

Wir denken nicht an jo etwas! Meine Blanche ist kaum zwanzig Jahre alt, nein, nein, ich will sie noch recht lange behalten! Der junge Reinhardt, was könnte er ihr bieten! Früher, als wir noch in Berlin wohnten, verkehrten wir schon viel mit Baron Reinhardts Gott, was war der verstorbene Baron für ein amüsanter Mensch! Der Sohn gleicht ihm sehr! Nach seinem Tode wurde es für die Fa­milie so ganz anders leider! Sie kamen hierher nach München rch riet ihr dazu, damit die Damen doch einen kleinen Halt an uns hatten; die Baronin und ihre Tochter taten mir sehr leid"

Frau Likowski sprach nicht ganz die Wahrheit; im Ee- enteil, es war ihr wenig angenehm gewesen, denn jetzt alte man doch gar keinen Vorteil mehr von der Familie! In Berlin war das anders gewesen! Da hatte der Baron die Likowskis in erste Kreise eingeführt! Doch durch Hannas Freude, Ewendoline wiederzusehen, war sie auf den Gedanken gekommen, in der Baronesse eine Gefährtin für Hanna zu finden und dadurch entlastet zu werden. Und dann fühlte sie sich sehr wichtig in der Rolle einer beratenden und schützenden Freundin der Baronin.

Für Malte hatte sie besonders viel übrig; er hatte es verstanden, sich unentbehrlich zu machen; er war der muitrs cks plaisir des Likowskischen Hauses. In der schö­nen Ewendoline fürchtete sie etwas wie eine Rivalin ihrer Tochter. Doch die Baronesse hielt sich sehr zurück; sie kam nie unaufgefordert, und Einladungen zu Gesellschaften lehnte sie stets ab mit dem Hinweis aus ihre Vorbereitun­gen zum Lehrerinnenexamen.

Das erzählte die Frau Kommerzienrätin der Frau Major, an der sie eine dankbare Zuhörerin hatte und an noch jemanden: Axel von Kronau, der in ihrer Nähe stand und der auf ihre Unterhaltung achtete, als der Name Ewendoline von Reinhardt an sein Ohr klang.

Endlich hatte er erfahren, wer das schöne Mädchen war, dem er so oft auf seinem Wege begegnete, und das ihn so lebhaft interessierte! Es war die größte Freude gewesen, die ihm der heutige Abend gebracht!

Da rührte Vlanka an seinem Arm.

!So in Gedanken, Herr von Kronau? Und so ernst?

über die Schwester. Angeklagt war der Medizinpraktikant Reb­mann, der sich bei Ausbruch des Feuers allein in dem Raum' befunden hatte und dem man zur Last legt, daß er sich eine Zi­garette angezündet habe. Dies bestritt der Angeklagte; er gab aber zu, daß er vor der Operation, also 1L Stunden vor Aus­bruch des Feuers, Wohl eine Zigarette in dem Raum geraucht habe. Sowohl das Streichholz als auch den Zigarettenstummel habe er ausgetreten, was auch der Assistenzarzt Dr. Dreschei bezeugte, der sich damals bei dem Angeklagten befand. Die Gutachten der Sachverständigen stellen fest, daß es ausgeschlossen wäre, daß dieses Zigarettenrauchen um 3 Uhr die Ursache des Brandes um L5 Uhr gewesen sein könne. Alkohol sei durch brennende Zigaretten überhaupt nicht zur Entzündung zu brin­gen, höchstens durch einen abspringenden Funken von einem Streichholz. Selbst wenn aber im Augenblick der Entzündung der Angeklagte ein Streichholz angesteckt habe, so könne Fahr­lässigkeit nicht in Frage kommen, da erwiesenermaßen solche Räume nicht feuergefährlich seien, wenn man vorsichtig sei. Ein direktes Verbot durch Schilderanschlag habe in Pforzheim nicht bestanden. Dr. Rupp, der Leiter des Krankenhauses, war zwar als Nichtraucher strikte gegen das Rauchen und so rauchte man nie in seiner Gegenwart. Die Gutachten gehen dahin, daß nur durch die Kopflosigkeit der Anwesenden das Unglück ein solches Ausmaß habe annehmen können. Anstatt das Becken ruhig leer­brennen zu lassen oder ein Tuch darüber zu werfen, habe der Angeklagte die Flammen ausblasen wollen und die Schwester habe durch rasches Hinwegreißen der Aetherflasche verursacht, daß sich der Schlauch am Boden löste und sich der Inhalt der Flasche in das brennende Becken und über die Schwester ergoß, die dadurch sofort in Hellen Flammen stand. Von den Gutach­tern wurde die Möglichkeit, wenn auch nicht die Wahrschein­lichkeit, zugegeben, daß sich die Aetherdämpfe im Operations­saal entzündet haben können, zumal der Ausbruch des Feuers zeitlich mit dem Einschalten des elektrischen Lichtes zusammen­fiel und der Einschalter Funken schlug. Der Staatsanwalt konnte sich dieser Möglichkeit nicht verschließen und plaidierte schließlich für eine Geldstrafe in Höhe von 300 Mark wegen Fahrlässigkeit. Nach kurzer Beratung kam das Gericht zur Freisprechung des Angeklagten, da man bei der offensichtlichen Verkettung so vieler Möglichkeiten keinen Beweis für seine Schuld erhringen konnte.

Ner'virffkÄle«.

Deserteure. In Frohnstetten in Hohenzollern wurden zwei junge, auf der Flucht in die Schweiz befindliche Franzosen, die nicht in den Marokkokrieg wollen, aufgegriffen. Sie befinden sich im Ortsarrest, wo sie weitere über sie zu treffende Maß­nahmen abwarten müssen.

Der Pferdehuf auf dem Magen. Der aus der Domäne Bau­hof bei Sigmaringen beschäftigte 20jährige Pferdeknecht Paul Bleicher erhielt beim Oehmdholen einen Hufschlag in die Wagen- gegend. Nach seiner Einlieferung in das Landesspital wurde sofort eine Operation vorgenommen. Die inneren Verletzungen waren jedoch so schwer, >daß der junge Mann nicht mehr geret­tet werden konnte. Einige Stunden nach der Operation trat der Tod ein.

Eine furchtbare Bluttat. Wie dieSchlesische Zeitung" aus Gleiwitz meldet, spielte sich gestern in dem Handelsgeschäft des Großkaufmanns Leo Bordhin eine furchtbare Bluttat ab. Ein im gleichen Hause wohnender Herr Pollarz stand in freundschaftlichen Beziehungen zu der Tochter des Bordhin, deren Eltern jedoch gegen den Verkehr waren. Nachdem Pol­larz von dem Mädchen abgewiesen wurde, stellte er ihren Vater zur Rede, der ihm jedoch die Hand seiner Tochter verweigerte. Hierauf zog Pollarz einen Revolver und verletzte den Groß­kaufmann durch, zwei Schüsse sehr schwer. Pollarz brachte sich dann einen Kopfschuß bei, an dessen Folgen er im Krankenhaus gestorben ist. Bordhin dürste mit dem Leben davonkommen.

Der neue PassagierdampferBerlin". Der neue Passagier­dampferBerlin" des Norddeutschen Lloyd hat letzte Nacht voll­besetzt seine erste Reise nach Newyork angetreten.

16 48a Streitigkeiten im Arbeitskampf im Jahre 1924 ge­schlichtet. Der Reichsarbeitsblatt veröffentlicht eine Statistik über die Tätigkeit der Schlichtungsbehörden im Jahre 1924. Darnach haben 1l9 Schlichtungsausschüsse mit 21 selbständi­gen Zweigkammern sich mit der Schlichtung von Arbeitsstreitig­keiten beschäftigt. Von den 16 480 Schlichtungsverfahren wur­den nach der Statistik erledigt: 1634 vor Anberaumung der Verhandlung. 2319 im Vorverfahren, 11533 im Verfahren vor der Schlichtungskammer und 994 auf andere Weise. Won den vor der Schlichtungskammer ausgetragenen Fällen wurden 1211 durch Einigung, 9460 durch Schiedsspruch und 862 durch son­stigen Beschluß erledigt. In 4492 Fällen wurde der Schieds­spruch von beiden Teilen angenommen und in 4968 Streitig­keiten erfolgte die Ablehnung des Schiedsspruchs durch beide

Gefällt es Ihnen nicht bei uns? Ich hatte mich so ge­freut" Vorwurfsvoll sah sie ihn mit den hübschen brau­nen Augen an, so daß er lebhaft widersprach und sie um einen Tanz bat. Glücklich lächelnd schmiegte sie sich in sei­nen Arm und flog mit ihm davon über das glatte Parkett, von Malte mit finsteren Blicken verfolgt, der sie keinem gönnte, da sie seine letzte Hoffnung war.

Viertes Kapitel.

Hat Cenzi dem Kanarienvogel frisches Wasser und Futter gegeben, ehe sie ging, Theres?"

Ich weiß nicht, Mutter, ich will gleich mal Nachsehen!

Das hübsche, aber sehr ernste, blasse Mädchen, das vor der Schreibmaschine saß, hielt in seiner Beschäftigung inne, erhob sich und sah nach dem Vogelbauer.

Trübselig hockte der kleine Eelbrock mit aufgeplusterten Flügeln auf der Stange der Futternapf und der Trink­napf waren leer!

Hat sie dich wieder vergessen, Mätzchen? Es ist doch halt gar kein Verlaß auf sie."

Und die Theres holte das Versäumte nach, steckte auch ein halbes Stück Zucker zwischen dis Eitterstäbe des Bauers weil heute Sonntag ist" und sah einen Augenblick dem munteren Hüpfen des Vögelchens zu, ehe sie sich wieder an ihre Arbeit begab.

Es war still in der kleinen Wohnung. Nur das Klap­pern der Schreibmaschine ertönte.

Ein leichter Bügeldunst zog jetzt in das Zimmer; da unterbrach sich das junge Mädchen abermals in ihrer Be­schäftigung und ging in die Küche, wo sie die Mutter eifrig am Bügelbretts beschäftigt fand. . !

Mutter, heut' ist doch Sonntag! Willst du da wenig­stens die Arbeit ruhen lassen?" sagte sie vorwurfsvoll.

Arbeitest du denn nicht auch, Theres?" >

Das ist etwas anderes! Du weißt, daß ich bis Don> nerstaa das Manuskript abzuliefern habe! Und die Hand­schrift oev Professor», ist gar so schwer leserlich! In den paar Abendstunden kann i net so viel schaffen; da ist mir der Sonntag grad' willkommen! Aber ou, Mutter heut' nachmittag wenigstens kannst a bisserl ruhen ich glaubte, du hättest dich gelegt." .. (Forts, folgt.)

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