and Oberamtsärzten in anderen Bezirken und der sich daraus ergebenden Auswirkungen sei aber die Sache vollständig geschei­tert. Bestimmend war u. a. auch die Bedürsnissrage des Er­weiterungsbaus am Bezirkskrankenhaus und die Mehrkosten, wenn die Amtskörperschaft ein zweites Krankenhaus in Wild­bad erbaue. Der Bezirksrat stellte sich auf den Standpunkt, daß man einen Mehraufwand von 4 bis 500 000 Mark nicht ver­antworten könne. Was die finanzielle Seite des Erweiterungs­baus anlangt, so würden nach äußerst sorgfältiger Berechnung 390 00 Mark in Frage kommen. Finanziell werde es möglich sein, den Bau durchzuhalten. Bezirkskrankenhaus-Verwalter Oberamtspfieger Kübler gab ausführliche Erklärungen über das Bauprogramm, die innere Einrichtung und die finanzielle Seite, Oberamtsbaumeister Stribel erläuterte die Pläne und den Kostenvoranschlag, der nach seinen Aeußerungen so ausge­arbeitet sei, daß er als zuverlässig bezeichnet werden könne, vor­ausgesetzt, daß während der Bauzeit keine Erhöhungen durch Arbeitslöhne und Baumaterial eintreten. Vom ärztlichen Standpunkt aus beleuchtete Dr. Böcker die Bedürfnisfrage und bemerkte u. a., daß die Belegungsziffer erschöpft sei und Kranke vorzeitig vor ihrer Heilung entlassen werden, auch Abweisun­gen von Kranken erfolgen mußten. An der Aussprache beteilig­ten sich neben dem Vorsitzenden und Oberamtsbaumeister Stri­bel die Mitglieder Bätzner - Wildbad, Knödel - Neuenbürg, Hörnle-Calmbach, Großmann-Höfen. Daraus ging hervor, daß man über die Bedürfnisfrage einig war, Bedenken herrschten nur über die Höhe und die Unsicherheit der Baukosten und da­durch entstehende Mehrbelastung der Gemeinden, weiter wurde gewünscht, daß die Leistungen der Stadt Neuenbürg, die doch einen besonderen Vorteil habe, höhere sein möchten. Dem ge­genüber wies Stadtschultheiß Knödel aus die finanzielle An­spannung der Stadt auf den verschiedensten Gebieten hin und die seinerzeit zum Ausdruck gebrachte Bereitwilligkeit, das Un­ternehmen zu fördern, indem die Stadt im Bedarfsfälle Hilfs­pfänder im Wert von 400 000 Mark bis zu 200 000 Mark zur Verfügung gestellt hätte. Von anderer Seite wurde die Er­stellung von Baracken der Billigkeit halber in Anregung ge­bracht, darauf aber erwidert und nachgswiesen, daß sie das Geld nicht wert seien, das sie verschlingen, abgesehen davon. Laß sie gesundheitlich unzweckmäßig sind u. sich nirgends bewährten. Noch wurde darauf hingewiesen, daß die Verpflegungssätze in der dritten Klasse an der Grenze liegen und gewünscht, unter allen Umständen die dritte Klasse nicht zur Herauswirtschaftung von Ueberschüssen heranzuziehen. Nach zweistündiger Aus­sprache wurde zur Abstimmung über den Antrag des Bezirks­rats geschritten und einstimmig beschlossen, die Erweiterung des Bezirkskrankenhauses nach den vorliegenden Plänen und Kosten­voranschlägen alsbald vorzunehmen, den erforderlichen Bauauf­wand bis zum Gesamtbetrags von 350 000 Mark durch Schuld­aufnahme zu decken und die Beschlußfassung über den Schulden­tilgungsplan bis nach erfolgter Bauabrechnung zurückzustellen.

(Schluß folgt.)

Neuenbürg, 1. Sept. (Unlauterer Wettbewerb.) Der ß 3 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb verbietet unrich­tige Angaben über die Preisbemessung.. Wenn daher nachge­wiesen werden kann, daß irgend ein Kaufmann ebenso billig oder noch billiger verkauft, dann sind die Angaben in einer Ankündigung in den Zeitungen ,Mlligste Bezugsquelle für Manufaktur- und dergl. Waren" unrichtig und irreführend. In diesem Falle kann die Polizei angerufen werden und zu­gleich eine einstweilige Verfügung beim Amtsgericht erwirkt werden, derzufolge Angebote künftig zu unterlassen sind. Sind die unrichtigen Angaben wissentlich gemacht, dann können sie auch mit Geldstrafe bzw. mit Gefängnis bestraft werden.

Stuttgart, 8. Sept. (Gemeindeanteile an der Einkommen-, Körperschafts- und Umsatzsteuer.) Die Staatshauptkasse hat den Gemeinden als weiteren Anteil am Einkommen-, Körperschafts­und Umsatzsteueraufkommen des Rechnungsjahres 1925 (Juli und August) 0,12 RM. auf je 1000 PM. der Schlüsselanteile 1925 überwiesen.

Stuttgart, 8. Sept. (Herbstpferdemarkt.) Am Montag und Dienstag, den 21. und W. September, findet im städt. Vieh- und Schlachthof in Gaisburg nicht wie bisher auf dem Cann- statter Wasen der Herbst-Pferdemarkt statt, der mit einer Wagen-, Geschirr- und Maschinenmesse verbunden sein wird. Personen und Pferde aus Sperrbezirken sind vom Marktbesuch ausgeschlossen.

Heilbronn, 8 Sept. (Aus Unvorsichtigkeit die Schwester erschossen.) Der 15 Jahre alte Rudolf Wittmann fuhr am Samstag abend auf einem Fahrrad die Salzstratze entlang. Unterwegs begegneten ihm zwei seiner Schwestern mit einem jungen Mann aus Bückingen. Aus einer scharf geladenen Terzerole, die Witlmann auf dem Rad in der

linken Hand trug, wollte er einen Schreckschuß abgeben. Dieser traf seine 17 jährige Schwester Mina so unglücklich, daß sie den Ver- letzungenArlaq.

Rotttveil, 8. Sept. (Besitzwcchsel.) Die Wirtschaft zum Pfauen" ging von der Bärenbrauerei Schwenningen um 60 000 Mark an Kaufmann Siegfried Sander über.

Rottweil, 8. Sept. (Nächtlicher Ueberfall.) In der vor­letzten Nacht kurz nach 1 Uhr wurde der auf dem Heimweg zur Spitalmühle befindliche Werkzeugmacher Ehr. Schneckenburger mitten aus dem Kriegsdamm von einem dort stehenden Unbe­kannten ohne jeden Anlaß überfallen und durch tiefgehende Messerstiche in den linken Oberarm schwer verletzt. Der Ueber- fallene konnte den Angreifer, der nach der Tat davonsprang, bis zum Jriedrichsplatz verfolgen, er rief laut um Hilfe, sank aber dann in der Nähe desEngel" infolge des außerordent­lich großen Blutverlustes ohnmächtig zusammen. Der Täter, der offenbar auf jemand gewartet hatte und in Schneckenburger vielleicht den Unrechten erwischte, ist im Alter von 18 bis 22 Jahren.

Rotzwangen OA. Rottweil, 8. Sept. (Verbrüht.) Am Samstag fiel das zwei Jahre alte Bübchen des Gust. Schweizer in einen mit heißem Wasser gefüllten Kübel. Das Kind wurde an Rücken und Beinen derart schwer verbrüht, daß es in die chirurgische Klinik nach Tübingen gebracht werden mußte, wo es heute seinen schweren Verletzungen erlegen ist.

Biberach, 7. Sept. (Schwerer Autozusammenstoß.) Am Sonntag wollte das neue Gesellschaftsauto des Postautohalters Schaupp in Erolzheim eine Fahrt nach den bayerischen Königs­schlössern machen. Zwischen Sulzberg und Durach stieß es mit einem Personenauto aus Leutkirch zusammen. Der Führer verlor das Steuer und das große Gesellschaftsauto, das von 20 Personen besetzt war, fuhr gegen einen Lindenbaum und brach auseinander. Fünf Personen wurden schwer verletzt und ins Krankenhaus Kempten eingeliefert. Die übrigen Fahrgäste kamen mit geringeren Verletzungen davon.

Haisterkirch OA. Waldsee, 8. Sept. (Selbsthilfe gegen Zi­geuner.) Hier passierte ein ergötzliches Stückchen, das bei öf­terer Anwendung von erzieherischem Wert sein könnte. Es lagerte sich nämlich in der Kiesgrube beim Ort nachts eine Zi­geunerfamilie. Als diese Gesellschaft am Morgen Hittisweiler zu abdampfe, löste sich der Anhänger bald ab. Der Zigeuner merkte den Verlust erst, als er fast bei Hittisweiler war. Unter­dessen aber hatten sich Knaben den Inhalt dieses Anhängers angesehen und den darin befindlichen Häckerling, Grüsch und Haber umhergestreut. Der Zigeuner kam nun in die Hirsch­wirtschaft und erklärte dem Wirt, daß sein Bub ihm das Fut­ter ausgeworfen Habe; er verlange hiefür Schadenersatz. Der Wirt ergriff aber den Zigeuner und hläute ihn mit seinen Fäu­sten weidlich durch, worauf dieser schleunigst Reißaus nahm.

Wangen i. A., 8. Sept. (Zur großen Armee.) Immer mehr- lichten sich der Altveteranen Reihen. Mit 81 Jahren starb nach kurzer Krankheit der in Stadt und Land bekannte Privatier Franz Haltmaier. Als Teilnehmer des 1866er Feldzuges wur­den ihm für besondere Tapferkeit bei der Erstürmung des Stilf- ser Jochs besondere Auszeichnungen zu teil.

Heidenheim, 8. Sept. (Amtsversammlung.) Die Amtsver­sammlung fand unter dem Vorsitz von Oberamtmann Psleide- rer statt. Es wurde die Errichtung einer landwirtschaftlichen Winterschule hier beschlossen. Der Aufwand beträgt zirka 60 000 Mark nach Friedensanschlag. Oberamtsarzt Dr. Walz wird als Krankenhausarzt in der gynäkologischen Abteilung, Dr. Kocher wird beamtenrechtlich in der chirurgischen Abteilung und Dr. Buck als Leiter der inneren Abteilung des Bezirkskranken­hauses angestellt. Es wird eine neue Motorstraßenwalze ange­schafft. Die Oberamtssparkasse schließt mit einem Ueberschuß von 13 300 Mark ab. Der Voranschlag der Oberamtspflege weist einen Abmangel von 485 000 Mark auf, der durch eine Umlage von 470 000 Mark und durch Verwendung von Rest­mitteln gedeckt wird. Die Amtskörperschaftsstraßenwärter werden künftig Privatrechtlich angestellt.

Deutscher Werkmeisterverband.

Bietigheim, 7. Sept. Anläßlich der Bietigheimer Ausstel­lung fand gestern eine von über 600 Teilnehmern besuchte Ta­gung des Deutschen Werkmeisterverbandes statt. Die Vertreter wurden von der Stadtverwaltung und der Ausstellungskom­mission begrüßt. Kurt Heinig aus Berlin hielt einen sehr interessanten Vortrag über die deutsche Wirtschaft. Heinig ist der Auffassung, daß durch den Krieg und die Inflation die Betriebswirtschaft sehr stark von wirtschaftsfremden Persönlich­keiten beherrscht werde, die, weil betriebsfremd, das Praktische Können und Wissen nicht schützen. Die Folge sei, daß diese so geleiteten Betriebe bald konkurrenzunfähig, teilweise stillgelegt und die Wirtschaftskrise durch die Arbeitslosigkeit verschärft würde. Zum Wirtschaftsaufbau gehöre nicht nur Geld, son­dern auch wieder Praktische Betriebserfahrungen und Kennt­

nisse. Heinig legt nicht den Hauptwert aus den Export, sondern auf die Konsumfähigkeit des Inlandes. Mit großer Aufmerk­samkeit und starkem Beifall wurden die Ausführungen ent­gegengenommen. Zu Beginn und am Schluß der Tagung wur­den von Len Sängerabteilungen Ludwigsburg und Heilbronn einige Lieder gesungen. Im nächsten Sommer findet in Fried­richshafen eine Zusammenkunft der Werkmeister aus Deutsch­land, der Schweiz und Oesterreich statt.

Breiten. 8. Sept. Gestern abend kam im nahen Rintlingen der im 56. Lebensjahr stehende verheiratete Maurer Karl Friedrich der Lichtleitung eines Hauses zu nahe, worin er beschäftigt war. Er erhielt einen Schlag, der sofort tödlich wirkte. Der schnell herbeigeru­fene Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Friedrich war ein tüchtiger, geschätzter Mann und Arbeiter, ein liebevoller, für die Seinen sorgender Familienvater. Wieso es zu diesem schnellen Ende hat kommen können, ist noch nicht restlos aufgeklärt.

Berrniichies

Der Bubikopf. Einen recht üblen Scherz erlaubten sich zwei Berliner Herren einem jungen Mädchen gegenüber. Sie trafen sich zufällig in einem Lokal am Halleschen Tor in Berlin, wo einer derKavaliere aus der Filmindustrie" seinen Freund als Chef eines benachbarten großen Friseurgeschäftes vorstellte. Im Verlaufe der Unterhaltung sprach man auch wie nahelie­gend vomBubikopf", worauf Las junge Mädchen erklärte, daß es sich gernverschönern" lassen würde, aber für diesen Zweck kein Geld habe. Bereitwilligst, wie es nun einmal Ka­valiere sind, erhob sich der angebliche Friseur, ihr dassüße Köpfchen" kostenlos in die richtige Form bringen zu lasten und überreichte ihr seine Geschäftsadresse. Am Dienstag vormittag sollte die Staatsaktion vor sich gehen. Das kleine Fräulein er­schien in dem Laden und das schöne lange Haar fiel unter der Schere des Gehilfen, der dafür 5.50 Mark verlangte. Sie berief sich auf den Chef, doch als dieser erschien, stellte es sich heraus, daß er nicht der Herr vom Halleschen Tor war. Das junge Mädchen mußte nun Wohl oder übel das Geld hingeben, nachdem es schon ihr schönes Haar geopfert hatte. Als die Be­trogene mittags empörten Herzens die Friedrichstraße Passierte, sah sie Plötzlich zu ihrer nicht geringen Ueberraschung den freundlichen Herrn, der sich ihr gegenüber als Friseur ausge­geben hatte. Sie steuerte energisch auf ihn los und verabfolgte ihm, ehe er sichs versah, zwei kräftige Ohrfeigen. Dann machte sie Kehrt und ließ den völlig Verdutzten stehen. Immerhin für denKavalier" eine recht milde Strafe. Hätte das junge Mädchen, was richtiger gewesen wäre, den Herrn feststellen lassen, so wäre er so leichten Kaufes nicht davon gekommen.

Deutsche Seeleute sind besser als dänische! Aus Kopenhagen wird gemeldet: Die Oeversöisk KomPani hat kürzlich zwei ihrer großen Dampfer zur Reparatur nach Kiel gesandt und dort gleichzeitig Besatzungsmannschaften für diese Dampfer engagiert. Der dänische Seemannsverband hat sich daraufhin mit einer Vorstellung an die Gesellschaft gewandt und darauf hingewiesen, daß zahlreiche dänische Seeleute seit langem ar­beitslos seien und die Gesellschaft die Pflicht habe, bevor sie aus­ländische Seeleute einstelle, erst die einheimischen zu berücksich­tigen. In ihrer Erwiderung auf diese Eingabe weist die Di­rektion der Oversöisk KomPani darauf hin, daßdie deutschen Seeleute viel bester seien als die dänischen und sie daher der Vorstellung des Verbandes keine Folge geben könne. Der See­mannsverband hat sich nunmehr an den Sozialminister mit dem Ersuchen gewandt, sich der Angelegenheit anzunehmen.

Die Ansichtskarte eines Auferstänbenen. Mrs. Davies in dem wallisischen Ort Llanelly hat acht Jahre lang um ihren Sohn getrauert, der 1917 von seinem Truppenteil als vermißt gemeldet wurde und hat während dieser ganzen Zeit die ihr zükommende Pension bezogen. Bor wenigen Tagen erhielt sie Plötzlich eine Postkarte, datiert aus La Rochelles in Frankreich vom 27. August dieses Jahres, auf der mit der Handschrift und Unterschrift ihres Sohnes nur die Worte standen:Ich bin nun hier in Frankreich und verlebe eine angenehme Zeit. Viel Vergnügen!" Da keine nähere Adresse angegeben war, sind zunächst amtliche Recherchen eingeleitet worden, deren Erfolg noch anssteht. Wenn der junge Mr. Davies von seiner ange­nehmen Zeit in Frankreich nach Hause zurückkehren sollte, so wird er Gelegenheit haben, seinen Namen auf dem Kriegerdenk­mal in Llanelly zu finden, was ihm vielleicht gemischte Gefühle bereiten wird.

Gegen den Bubikopf. Die spanischen Geistlichen haben be­schlossen. nunmehr die Besserung der weiblichen Sitten selbst in die Hand zu nehmen, da alle Mahnungen nichts gefruchtet ! haben. Die Kirchendiener haben daher jetzt die strenge Weisung ! bekommen, jeder Frau, die einen Bubikopf besitzt, den Eintritt in die Kirche zu untersagen.

Der lateinische Bauer.

Dorfgeschichte aus dem bayrische» Waldgebirge.

Bo» Maximilian Schmidt.

16 Da ging es lebhaft zu. Die Wallfahrer hatten sich grüß- tenteils dort eingefunden und labten sich an dem braunen Stoffe. Sebastian war so glücklich, alsbald bei einem Lands­manne, einem Weber seines Ortes, ein Plätzchen am Rasen zu erhallen, ein Sitz welcher zwar für seine Helle ausge­waschene Hose, die er von seinem seligen Vorfahr ererbt, nicht gerade vorteilhaft am s.el. Der Weber bereits in sehr heiterer Stimmung, reichte dem Schier seinen Krug hin mit den üblichen: .Ich bring's eng!' Der Schulmeister sagte auf böhmisch: .O, ich l itte!' und trank aus bayrisch so lange fort, daß dem bremischen Landsmannc ganz bange wurde, nicht nur wegen feines Vieres, sondern auch wegen des Trinkenden selbst, weil es den Anschein hatte, als könne er in Folge eines krampfhaften Zustandes den Kruge nie mehr vom Munde bringen. Nur der allmähliche zuneh- wende Uebergang des Kruges von der wagrechten in die senkrechte Richtung verminderte die Befürchtung, und als der Schulmeister endlich mit einem langen gedehnten .Aaah l' abfetzte und den erschreckten Landsmann mit Augen ansah, als wolle er ihm Vorwürfe machen, daß die Geschichte zu Ende sei, konnte dieser vor Ucberraschuna weiter nichts her- Vorbringen, als ebenfalls ein langes ,Aaäh !'und mit einem wehmütigen Blicke sah er in die totale Leere seines gefüllt gewesenen Kruges.

.Nochmal?' fragte jetzt der Lehrer.

Wie nochmal?" rief erstaunt der gefällige Böhme.

Der Magister verstand die Ursache dieses Ausrufes, zog aus feiner Westentasche ein bayerisches Guldenstück und zeigte es dem Landsmanne. Dieser war nun gleich wieder besänftigt uno gab einem cinschenkenden Individuum seinen Krug zur neuen Füllung. Dies wurde noch recht oft getan und die beiden Gefährten gerieten alsbald in einen Zustand, der ste .zwischen Himmel und r-rde" versetzte; der lange Sebastian vergaß sein Weib und seine Schutzbefohlene und vergaß sich am Ende selber.

Die Sonne war bereits gesunken und die Gäste zer­streuten sich nach allen Gegenden hin. Auch unsere zwei zwischen Himmel und Erde schwebenden Böhmen dachten endlich an's Nachhause gehen. Der Weber erbot sich, den Lehrer nach Eschlkam zu geleiten und wacklichten Schrittes schlugen sic den Weg dahin ein. Als sie vor der Kirche vorüberkamen, fiel dem Sebastian plötzlich Therese ein, und siedend heiß überlief es ihn. All'seine Heiterkeit verschwand mit einem Male.

Die Kirche war bereits gesperrt, Therese bei der einge- tretcnen Dunkelheit und bei seinem Zustande nicht mehr zu suchen; darum gab er sich mit verzweifelter Miene der An­sicht des Webers hin, daß das Mädchen wohl längst schon allein nach Eschlkam zurückgckehrt sei. Dieses war ihm auch der geringste Kummer; vor seinem Geiste schwebte das Bild seiner erzürnten Gattin, und ihm ward zu Mute wie dem Verbrecher aus dem Wege nach der Richtstätte. Der Weber tröstete ihn vergeben» und ermahnte ihn die Rechte des Mannes zur Geltung zu bringen, aber unser Magister hatte schon zu viel bittere Erfahrungen gemacht, als daß er sich noch einer Täuschung hätte hingeben können, und wäre dieses auch der Fall gewesen, die ersten Worte der Begrü­ßung von seiner Gattin reichten hin, ihn wieder in sein Nichs zurückzuschleudern.

Wir lassen die Begrüßung zwischen Sebastian und seiner Gattin weg und führen nur die derselben folgende Frage an:

.Hab ich Dir befohlen, das Mädchen noch vor dem Ge­betläuten nach Hause zu bringen? Barmherziger Himmel, wenn das die hochwürdigste Frau wüßte! Aber wo ist Fräulein Therese?'

^r-le Frage mochte das bischen Blut in den schlaffen Adern Zaunes stille stehen; er winde blaß bis in den Mund hinein und stammelte bebend die Frage:

»Ist das Mädchen noch nicht da?"

.Also Du bringst sie am Endegal nicht wieder zurück?" rief entsetzt die Fcam

Es folgten dieser Frage mehrere unverständliche Töne, deren nIhere Bedeutung zu erklären uns unsere Diskretion nicht erlaubt.

Unmittelbar daraus traf man übrigens das Ehepaar, trotz des Hellen Vollmondscheines mit einer großen Laterne versehen, auf dem Wege nach dem Narrenhofe. Das son­derbare Benehmen des jungenBauernburschen hatte die Frau schon den ganzen Tag nicht umsonst geängstigt.

Aloys hatte keine Ahnung, daß Therese mit dem Schul­meister nach Neukirchen gegangen. Er glaubte ste uuwohl und die Lehrerin hatte ihre Ursache, ihn in diesem Wahne zu lassen, denn Therese war kaum fort, so kam der junge Mann im aufgeregtesten Zustande zu der Frau und begehrte mit dem Mädchen unter allen Umstanden zu sprechen.

Die strenge Frau schloß aus den verschiedenen Vorfällen von gestern und heute, das zwischen beiden jungen Leuten rgend etwas vorgefallen sein mußte.

Therese hatte vergangene Nacht zu wiederholten Malen den Namen ',Aloys!" ausgerufen, und Lader junge Mann so hieß» welcher jetzt in solcher Aufregung vor ihr stand und nach Theresen begehrte, war ihr die Vermutung zur Ge­wißheit geworden.

Die Furcht vor den bösen Folgen welche ihr von Seiten der hochwürdigsten Frau bevorstünden, wenn ihre Schutzbe­fohlene wenige Tage vor ihrem Eintritte in das Kloster das Verbrechen begehen konnte, sich in einen jungen Manne zu verlieben dieser Schrecken machte sie erfinderisch und sie sagte zu Aloys, daß das Mädchen zu Bette liege und schlafe, sobald sie erwache wollte sie es ihm sagen lassen, er möge sich nur in der Nähe aushalten.

Damit verlinderte sie, daß der junge Mann nach Neu­kirchen ging, um dort Therese zu sprechen.

Aloys wollte den Schlaf der Geliebten nicht stören und drang nicht weiter in die Frau, das Mädchen sprechen zu wollen. Mittags kam er wieder, aber Therese schlief immer noch. Er bat die Frau, ihn einzulassen, er gab ihr einen schweren Geldbeutel, welcher aber nicht angenommen wurde, er versprach ihr alles mögliche, aber die Gestrenge war nicht zu erweichen. Sie hieß ihn gehen und warten

Fortsetzung folgt.