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sm 16. August tW.
83. AKhrgM;;.
Aufwertung der Spar-Einlagen.
Von der Württcmbergljchen Landessparkasse wird dem „Staatsanzeiger" u. a. geschrieben: In weitesten Kreisen herrscht über Aufwertungsfragen viel Unklarheit. Die Annahme, daß wenn eine Sparkasse überwiegend Hypotheken ausgeliehen, die bei ihr eingezahlten Beträge mit sicherlich über 20 Prozent aufgewertet werden, ist vollkommen unzutreffend. Ein gewaltiger Rechenfehler liegt dabei insofern vor, als schon bis zum 15. Juli 1922 von den alten Hypothekbeständen ein sehr- großer Teil abgelöst war. Hier erhalten ja die Sparkassen überhaupt keine Nachzahlungen mehr. Die Kapitalheimzahlungen waren in den Jahren 1919/22 sehr zahlreich und die dadurch veranlaßten Verluste aus der Geldentwertung dementsprechend hoch. Das Vermögen der Sparkassen war aber in der Regel zu namhaften Teilen auch an Gemeinden ausgeliehen und in Wertpapieren angelegt. Bei diesen Vermögensteilen sind die Aufwertungssähe wesentlich niedriger als bei den Hypotheken. Das Bedeutsamste ist jedoch wiederum, daß sich die Aufwertung überhaupt nur ans einen kleinen Teil der alten Bestände erstreckt, und zwar liegen hier die Verhältnisse noch weit schlimmer als bei den Hypotheken. Am alten Wertpapierstand ergaben sich viele Veränderungen, teils durch Heimzahlung, teils Lurch Verkauf zur Erzielung einer höheren Rente, und die Gemeinden haben gleich den Hypothekschuldnern schon in Len Jahren 1918—1922, namentlich aber gegen das Ende der Inflationszeit in größtem Umfang Schulden bezahlt. Nun findet aber eine Aufwertung bei heimbezahlten Obligationen und Gemeinde- Äarlehen — anders als bei den Hypothek« — im allgemeinen nicht statt und die Sparkasien erhalten in Fällen, wo Gemeinden die größten Schuldsummen Mt dem Wert von wenigen Goldmark getilgt haben, keine Nachzahlung. Es wäre zu wünschen, daß dieses große Unrecht noch gut gemacht wird, was wohl S 40 Abs. 2 des Gesetzes über die Ablösung öffentlicher Anleihen ermöglichen würde, wonach eine weitergehende landesgesetzliche Regelung Vorbehalten bleibt. Selbstverständlich wird auch der Liegenschafts- und Mobiliarbesitz der Sparkassen bei Feststellung der Aufwertungsmasse berücksichtigt, doch spielt dieser eine verhältnismäßig bescheidene Rolle. Was schließlich freiwillige Beiträge zur Aufwertungsmasie aus den neuen Ge- schäftsnberschüssen betrifft, so sind die Sparkassen bestrebt, in dieser Hinsicht zu tun, was irgend möglich ist und schon haben viele Sparkassen für die Jahre 1923 und 1924 ansehnliche Beiträge dieser Art geleistet. Ob dies in ähnlichem Umfang auch künftig möglich sein wird, ist ungewiß; die Höhe der Ueber- schüsse ist von der Entwicklung des Geldmarktes abhängig und aus den Ueberschüssen müssen in erster Linie die für den neuen Einlagenbestand erforderlichen Reserven gebildet werden. Im Gegensatz zu den vielen Eingängen aus dem Kapitalvermögen waren in den Jnflationsjahren ans verschiedenen Gründen die Rücknahmen von Spareinlagen gering, woraus sich der nachteilige Zustand ergibt, daß die Sparkassen ihre Goldmarkguthaben bis auf einen unbedeutenden Rest verloren, dagegen ihre Goldmarkschulden (Spareinlagen) zum größten Teil behalten haben. Dieses Mißverhältnis wird einigermaßen gemildert durch die Aufwertung eines Teiles der heimbezahlten Hypotheken usw. Zur Zeit sind die einzelnen Sparkassen noch nicht in der Lage, den Aufwertungssatz für die Einlagen festzustellen, denn nicht nur das Ergebnis der Aufwertung der Aktiven liegt noch ziemlich im Dunkeln, sondern es bestehen auch noch keinerlei Vorschriften über die bei der Ausrechnung der Einlageguthaben anzuwendende Methode, wenn es sich um Teilrückzahlungen aus der Inflationszeit handelt; sodann werden sich etwaige Zuschüsse der an den Sparkassen beteiligten öffentlichen Körperschaften wohl auch erst später bestimmen lassen. Nach dem Gesetz soll bei der Aufwertung der Spareinlagen womöglich der Satz von 12)4 Prozent erreicht werden. Im allgemeinen sind die Aufwertungssnmmen für Hypotheken usw. nach dem Gesetz im Jahre 1932 zahlbar. An sich müßte also auch die Ausschüttung der Aufwertungsmasie noch bis 1932 oder noch Weiher hinausgeschoben werden. Es wird aber das Bestreben der Sparkassen dahin gehen, einen Weg zu finden, der frühere Auszahlungen an die Sparer und besonders tunlichst baldige Zahlungen an alte und in Not befindliche Sparer ermöglicht. Zum Schluß mag noch erwähnt sein, daß die bevorzugte Aufwertung der Mündeleinlagen usw. fallen gelassen worden ist, daß bereits ausbezahlte Guthaben bei der Verteilung berücksichtigt werden, wenn der Gläubiger sich seine Rechte Vorbehalten hat, und daß eine Anmeldung der Sparguthaben nicht mehr vorgeschrieben ist. Die Anmeldung könnte allerdings von der Landesbehörde vorgeschrieben werden, doch wird dies vermutlich nicht geschehen. Ueberhaupt ist die nähere Regelung der Aufwertung der Spareinlagen in weitem Umfang der obersten Landesbehörde überlassen.
Fünfzig Jahre Hermannsdenkmal.
„Kaum sind die Rheinlandfeiern verrauscht", könnte man mit scheinbarem Vorwurf sagen, „da wird schon wieder eine vaterländische Erinnerungsseier begangen". Nein, so entgegnen wir darauf, das Gedächtnis der Enthüllung des Teutoburger Hermannsdenkmals vor 50 Jahren darf nicht unbemerkt vorubergehen, sondern muß als ragender Markstein, unserer stolzenVergangenheit würdig, wennschon in zeitgemäßerSchlicht- heü herausgehoben werden. Dieser Tag stellt dem deutschen Volk die ernsten, tiefwahren Worte mit greifbarer Deutlichkeit vor das Gewissen, die auf dem erhobenen Schlachtschwert Her-
meme Macht!" Unter den großen Nationaldenkmälern unseres Vaterlandes steht, mag sich auch der künstlerische Geschmack in mani^r Hinsicht geändert haben, das Hermannsdenkmal oben ist das älteste und hat seine besonders ergreifende Gelunchte; auch ist seine Stätte hoch über den rauschenden Tannen
und Buchen des Teutoburger Waldes von wuchtiger, herber Schönheit, aus viele Meilen hin in die Lande an der Weser, Lippe, Ems den Ruhm der größten deutschen Siegestat aller Zeiten kündend. Es war die größte Tat, als der Cheruskerfürst Hermann die bisher durch die gewohnheitsmäßige Zwietracht uneinigen Deutschen einigte und wenigstens die Stämme an der Weser zum gewaltigen Befreiungsschlag gegen die riL mische Zwangsherrschaft zusammenraffte. So wurde er Sieger über die als unbesiegbar geltenden Legionen und vernichtete das Heer des Barns: die hochgemute Entschlußkraft Hermanns an der Spitze seiner kampftüchtigen Stämme hatte über die stolzen Römer gesiegt, deren Herrschaft nichts zu widerstehen vermocht hatte von Spanien bis an den Tigris, von den Lybi- schen Wüsten bis nach Britannien. Und wenn auch in den nächsten Jahren nach der Teutoburger Schlacht die von Hermann geschaffene Einheit der Deutschen wieder auseinanderfiel und der Sieger selbst das Opfer schnöden Mordes geworden ist, so bleibt doch die gewaltige Bedeutung des Teutoburger Sieges bestehen: die Römer gaben ihre Eroberungszüge nach einigen neuen Versuchen auf, Deutschland aber blieb frei von Romani- sierung und behielt seine nationale Eigenart aus die Jahrtausende hinaus.
Hermann und seine Taten schlummerten in vielhundertjähriger Vergessenheit. Das an innere Zerklüftung gewohnte Deutschland hatte kein oder nur geringes Verständnis für den Begriff deutscher Macht, die aus Einheit beruht. Da brachte die Wunderzeit der Befreiungskriege 1813/15 Wandel. Wiederum war der fremde Zwingherr von deutschem Boden Vertrieben worden, wie ein Rauschen der Adlerflügel aus dem Helm Hermanns raunte es durch die deutschen Lande. Namentlich wurde die akademische Jugend Deutschlands die Trägerin des vaterländischen Einheitsgedankens. Unmittelbar knüpfte sie an die Zeiten an, da Hermann die Römer schlug. Ernst v. Bandet, geboren 17. Mai 1800, ein begabter junger Bildhauer und glühender Vaterlandssreund, faßte 1819 den Entschluß, seine Kräfte, ja sein ganzes Leben der Hohen Ansgabe zu widmen, dem „Befreier Deutschlands" ein Nationaldenkmal zu errichten, nicht allein um dessen Siegestat allein willen, sondern auch als Mahnzeichen für die deutsche Gegenwart zur Einheit und zum Ausbau des unzertrennlichen Vaterlandsbegriffs, damit der hohe Geistesflng der Befreiungskriege nicht verloren gehe, vielmehr befruchtend auf das deutsche Gesamtvolk wirke.
Bändels Anregung fand zunächst begeisterten Widerhall. Die besten Männer der geistigen Führerschaft Deutschlands, die Studentenschaft, die Turner, überhaupt die gebildete Jugend stimmten zu. Es kamen durch Sammlungen Gelder ein, die zu den Vorarbeiten des großen Werkes genügten. Das Denkmal sollte da, wo es steht, nämlich auf der „Grotenburg" (d. i. „Großen Burg"), dem höchsten Punkt des Teutoburger Waldes, unweit Detmold errichtet werden, der wahrscheinlichen Stätte der Römerschlacht. Aber bald erlosch die Teilnahme. Die Zeit der Reaktion unter Metternichs Führung witterte in einem solchen Unternehmen freiheitliche, staatsfeindliche Bestrebungen, auch wollte der „Deutsche Bund" von nationaler Einheit nicht viel wissen. So kam es, daß die allermeisten Staaten Deutsch- lands die Sammlungen verboten. Erst die Bewegung 1848/49 brachte einen Aufschwung, der aber bald um so tiefer in Schlummer sank. Mehr als einmal war es nahe daran, daß die fertigen Teile auf Abbruch verkauft, die Einzelstücke versteigert werden sollten. Bändel, ein Mann von unbeugsamer Tatkraft kerndeutschem Bewußtsein, heiligem Vertrauen zu seiner Sache, fand immer neue Rettungswege, obwohl er seine Gesundheit und sein Vermögen für sein Werk geopfert hatte. Er hielt durch und kam ans Ziel. Mchdem 1867 König Wilhelm I. von Preußen, 1871 das Reich die schirmende Hand über die Vollendung gehalten hatte, konnte am 16. August 1875, also vor 50 Jahren, die im größten Maßstabe stattfindende Enthüllung in Gegenwart des Kaisers, mehrerer Bundesfürsten, einer nach Hunderttansenden zählenden Menge vor sich gehen, die aus allen Gauen Deutschlands herbeigeeilt war. Alldeutschland, namentlich in seiner Jugend, war zur Stelle, Wer, wie der Verfasser dieser kurzen Betrachtung (damals Schüler eines Gymnasiums), den Augenblick miterlebt hat, als am fünften Jahrestag der Schlacht von Vionville-Mars la Tour der 78jäh- rige Kaiser Wilhelm I. den 75jährigen Meister Bändel vor der Bauhütte am Fuße des Denkmals begrüßte, wie dann die Hülle fiel und das gewaltige Werk vor den Augen der tief ergriffenen Menge stand, der wird es zeitlebens nicht vergessen. Und heute? Die Lehre ist die gleiche: „Deutschlands Einigkeit meine Stärke, Deutschlands Stärke meine Macht.
Oberst Immanuel.
Berlin, 15. Aug. Wie den Blättern mitgeteilt wird, entspricht die Meldung der Associated Preß, daß die deutsche Regierung in der Frage des deutschen Eigentums der Regierung von Kanada ein Memorandum überreicht habe, das dem an die Bereinigten Staaten gerichteten Memorandum entspreche, nicht den Tatsachen.
Die Zahl der Optanten.
Von der polnischen Presse wird die in der deutschen Note vom 10. August angegebene Zahl über die Optanten angezwei- felt. Dazu wird von zuständiger deutscher Stelle nun festge- stcllt: Nach den von der polnischen Regierung übergebenen Listen sollten sich Anfang dieses Jahres noch etwa 35 000 deutsche Optanten in Polen befinden. Durch Zuschriften an jeden einzelnen der Optanten wurde festgestellt daß es in Wirklichkeit nur noch 26 300 waren. 17 000 deutsche Optanten sind inzwischen bereits aus Polen absgewandert. Wenn die Zahl der polnischen Optanten in Deutschland sich nicht mit der gleichen Genauigkeit feststellen läßt, so ist dies Schuld der unvollständigen Polnischen Listen. Zu Beginn dieses Jahres sollten sich noch
etwa 19 000 polnische Optanten in Deutschland befinden. Nach den Feststellungen der deutschen Behörden hatte jedoch schätzungsweise der dritte bis vierte Teil dieser Optanten Deutschland damals schon verlassen, sodaß die wirkliche Zahl auf 13000 bis 15 OM anzunehmen war. Wenn noch nicht allen zurückgebliebenen polnischen Optanten der Abwandernngs- oder Ans- wanderungsbesehl zugestellt worden ist, so liegt dies nur an der Mangelhaftigkeit der Polnischen Listen. Doch besteht kein Zweifel, daß sich noch mehrere Tausende von ihnen im Reichsgebiet befinden und jedenfalls mehr, als deutsche Optanten sich gegenwärtig noch in Polen anfhalten.
Nus««md
Paris, 15. Aug. Der Korrespondent des „Petit Journal" meldet aus Fez, daß der Gesundheitszustand des Marschalls Lhautey möglicherweise einen neuen chirurgischen Eingriff möglich machen werde und daß er vielleicht einige Wochen in Frankreich verbringen müsse. (Die bekannte Krankheit. Schriftl.)
Paris, 15. Aug. Petain wird sich am 20. August erneut nach Marokko begeben, um wahrscheinlich dort den Oberbefehl zu übernehmen.
London, 15. Aug. In London ist man, wie der diplomatische Vertreter des „Daily Telegraph" äußert, auf eine sehr lange Dauer der Sicherheitsverhandlungen gefaßt.
Einstellung der Optantenausweisungen.
Warschau, 15. Aug. Der Polnische Innenminister hat heute durch dringendes Telegramm die polnischen Behörden in Posen und Pommern angewiesen, die Ausweisungen der deutschen Optanten einzustellen. Nach Bekanntgabe dieser Anordnung in allen Blättern versammelten sich die Sejmabgeordneten der Rechtsparteien und entsandten eine Abordnung zum Ministerpräsidenten, die die sofortige Aushebung der Verordnung des Innenministers verlangte. Die Antwort des Ministerpräsidenten steht noch aus. Bei den Rechtsparteien herrscht im Zusammenhang damit eine große Erregung.
Schwedische Verurteilung der Optanten-Answeisuug.
Stockholm, 15. Aug. Zu den Polnischen Ausweisungen deutscher Optanten schreibt eine schwedische Zeitung: Wie bekannt, hat sich das ökumenische Konzil dieser Tage besonders scharf über die rachgierige, unchristliche und unmenschliche Ausweisungspolitik ausgesprochen, die Millionen von Griechen, Bulgaren und Türken einem furchtbaren Schicksal aussetzten Ihr Elend kann mit Worten nicht beschrieben werden. Es gereicht der europäischen Zivilisation zur Schande und man sollte glauben, daß die Regierung, die Kulturvölker repräsentieren wollen, diesem unerhörten Riesenbeispiel unmenschlicher Denkungsart nicht zu folgen wagen. Mit größtem Bedauern muß man deshalb konstatieren, daß die Polnische Regierung keinen Anspruch darauf erhebt, die Gebote des Christentums und der Humanität zu achten. Mit rücksichtsloser Unbarmherzigkeit vertreibt sie 30 WO in Polen seit langem ansässige Deutsche, die kein anders Verbrechen begingen, als daß sie aus Liebe zu ihrem Vaterland ihr Deutschtum nicht ansgeben wollten. Die Polnische Regierung kann zwar d-ese Ausweisungen mit dem Wiener Abkommen rechtfertigen, aber die deutsche Regierung hat wiederholt Polen zu bewegen versucht, auf das formelle Ausweisungsrecht zu verzichten, weil seine Anwendung unmenschlich wäre und für die Optanten schwere wirtschaftliche Verluste mit sich brächte. Polen blieb dagegen hart und wendet jetzt das Answeisungsrecht als grausame Waffe in seinem Wirtschaftskrieg mit Deutschland an. Man möchte beinahe glauben, daß dieser Politik zielbewußt die Absicht zugrunde liegt, die Bestrebungen der europäischen Großmächte zur Stabilisierung zn sabotieren und man kann verstehen, daß England höchst unwillig die polnischen Ausweisungen betrachtet und Briands Zusage erbeten hat, ein ernstes Wort mit Polen zu reden.
Der Kampf gegen Sarrail.
Paris, 15. Aug. Der Kampf gegen den General Sarrail wird in den Pariser Zeitungen mit großer Erbitterung geführt. Die klerikale und nationalistische Presse fordert täglich die Abberufung Sarrails, dem sie militärische Unfähigkeit vorwirst, während aber der wahre Grund des Kampfes in seiner antiklerikalen Gesinnung liegt. Die republikanische Presse fordert dagegen PainleM auf, in dieser Angelegenheit nicht nachzugeben, denn Sarrail sei ein großer Heerführer, und daß er außerdem ein aufrechter Republikaner sei, besage weiter nichts. Das „Echo de Paris" behauptet, daß man bei dem Kampf gegen die Drusen mehr als Ivoo Soldaten und Offiziere verloren hätte. Suida werde weiterhin von den Ausständigen belagert. Unter den Arabern in Damaskus herrsche Aufregung. Man müsse unbedingt jemanden nach Syrien schicken, der eine eiserne Faust habe. — Diese Mitteilung des „Echo de Paris" hat ihren Wert; es charakterisiert übrigens auch das Blatt, daß es, um einen politischen Gegner zu schädigen, Tatsachen bekannt gibt, die man bisher in Frankreich gänzlich verschwiegen hat.
Interpellation über Syrien.
Paris, 15. Aug. Der Abgeordnete Balanant hat Painleve mitgeteilt, daß er ihn über die Ereignisse in Syrien interpellieren werde. Er weist auf die Gefahr hin, die ein unfähiger Oberkommissar für Syrien bedeute, und empfiehlt, General Sarrail so schnell wie möglich durch einen Zivilkommissar zu ersetzen.
Vertrag zwischen Irland und Siemens-Schuckert.
London, 15. Aug. Wie aus Dublin gemeldet wird, wird nunmehr nach erfolgter Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Regierung des Freistaates Irland und den Siemens- SchuckerttWerken über den Bau des Shannonkvastwerks die Arbeit bereits in drei Wochen beginnen. Der zur Ausführung gelangende Teil des gesamten Planes wird auf 50 Millionen Goldmark zu stehen kommen. Die Ausgaben für den gesamten