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Samstag
Beilage zu Ar» 138.
2. September 1905.
Privat-Aryeigm.
Calw. — Aus dem Brühl bei der Turnhalle.
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WV- Täglich geöffnet -ZDR
bis Sonntag, den 3. September.
Das furchtbare Blutbad vor dem Winterpalais i« Petersburg»
am 22. Januar 1905.
Der russisch-japanische Kriegsschauplatz:
Die große Schlacht -ei Mrrkden
am 28. Februar bis 10. März 1905.
Die Erstürmung des 203 Meter-Hügels vor Port Arthur
am 25. Dezember 1904.
Die Schlacht am Jaluflufse
am 1. Mai 1904 zwischen Japanern und Russen.
Die Beschießung von Port Arthur durch die japan. Motte
am 9. Februar 1904.
Der Herero-Aufstand in Deutsch-Südwest-Afrika
im Januar 1904.
Der Brand der Stadt Alesund (Norwegen)
am 23. Januar 1904.
Der furchtbare Brand des Zroquois-Theater in Chicago
am 30. Dezember 1903.
Totalansicht von Nerv-Uork und Brooklyn in Amerika. Cower See
mit dem Städtchen Bellagio in Ober-Italien.
Der Niagarafall i« Amerika.
Poiarlandschaft: Das nördliche Eismeer mit der ausgehenden Polor- sonne, d:m Nordlicht, Jagd auf Eisbären, Walrosse und Walfischfang.
Die -laue Grotte auf der Insel Capri.
Lintritt: Lrvvacdskne 25 ktz., Lincter 15 ktz.
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Die schwarze Dame.
Roman von HanS Wachenhusen.
Nachdruck «erboten.
(Fortsetzung.)
In düsterster Stimmung verließ Dagobert Blenk«. Seinem ehrlichen Wesen war jede Lüge verhaßt, aber Letzterer hatte ein Recht seine Hilf« zu begehren.
„Eine verzweifelte Situation in die ich mich stürze» ließ! Aber es sei auch das noch!" rief er an der Tür.
Im Korridor überreichte man ihm ein duftendes Billet.
„Von ihr! Sie hat mich gestern erwartet! ... „Eine arme Vereinsamte," luiS er, „bittet für wenige Minuten um Ihre Gegenwart!" . . . „Ein schwerer Gang!"
Mit dem peinlichsten Eindruck betrat er fein Zimmer.
„Mit welch' teuflischem Raffinement dieser Blenke Schlüffe an Schlüffe reiht!" rief er vor sich hin starrend. „Aber was empfinde ich ander» für sie, als natürliche Dankbarkeit für die Neigung, die sie mir zeigt, und wenn sie wirklich ..." Er schloß die Augen, richtete sich aber plötzlich entschlossen auf. „Kann und darf ich denn hindern, wa» er tut? War'» nicht mein Wille? . . . Auf ihn fällt die Verantwortlichkeit, und was diese» häßliche Geschöpf betrifft, das sie um sich duldet . . . Blenke kann recht haben. Ich will zu ihr!" . . .
Er fand Afra in einer Verfassung, auf die er unvorbereitet war. Sie war bleich, ihre Augen waren so müde und von dunklem Schein umrandet. In weißer HauSrobe, mit dem Ausdrucke von Schmerz und Vorwurf, reichte sie ihm die Hand.
„Ich fürchte, ich bin Ihne» lästig mit meinem Begehren," sagte sie klagend, während ihre Hand so kalt in der srinigen lag. „Ich bin gewiß eine Törin, ich weiß es. Ich täusche mich selbst in dem Glauben an das, was doch nur das unbedachte Verlangen meines Herzens war."
Sie führte ihn zum Sopha und setzte sich neben ihn, ihm mit argwöhnischem Prüfen in» Auge schauend.
„Ich habe diese Nacht keinen Schlummer gefunden," fuhr sie fort, die Augen senkend, während er wider seinen Willen den Blick auf der schönen Gestalt ruhen ließ, deren Konturen das einfache Hausgewand eine so verführerische Plastik gab. „ES ist wohl mein Schicksal, daß das Glück, das ich suchte, mir nur im Traume gewährt sein soll" . . . Ihre Stimme klang so matt; in schmerz, vollem Sinnen schaute sie vor sich hin. „Gestern Abend erwartet« ich Sie vergebens, um noch ein Stündchen mit Ihnen zu plaudern; heute rief ich Sie, um Abschied von Ihnen zu nehmen."
Dagobert schaute sie überrascht an.
„Um Abschied . . .?" fragte er.
„Ja! Ich gab heute Morgen einem Geschäftsmann« den Auftrag, Alles, was mich hier umgibt, sobald ich fort bin, zu verkaufen. Wohin ich auch will, ich weiß eS noch nicht; nur fort will ich von hier, wo ich eine dauernde Stätte gefunden zu haben glaubte."
„Und was bewegt Sie hiezu?" fragt« Dagobert, mitleidsvoll ihre Hand nehmend.
„Ich wünsche nicht unglücklicher zu werden, als ich schon bin!"
„Unglücklicher! Trage ich eine Schuld hieran?" ... Und sich verbessernd und zu einer Unwahrheit entschließend, setzte er hinzu: „Ich kam, um Verzeihung zu bitten; Briefe, die ich gestern nach Schluß de» Theaters vorfand, haben mich verstimmt. Angelegenheiten, nicht gerade erfreulicher Art, suchen auch mich hier fort zu ziehen; ich wagte nicht, Ihnen davon zu sagen."
Afra schaute hastig auf; sie sah wie er leicht errötete.
„Auch Sie?" . . . In ihrem Tone lag freudige Ueberraschung.
„Man verlangt in Familienintrressen meine Anwesenheit in Berlin." Dagobert atmete auf, als er da» gesprochen. Afra's eigene» Wesen hatte ihn hiezu ermutigt; sie erschien ihm so verändert; er vermutete sie auf der Flucht vor ganz Anderem, als sie ihm bekannte.
„Seit ich Sie kennen gelernt," fuhr sie fort, „mußte ich gestern im Theater empfinden, daß alle Freunde von mir abgefallen find. Freilich tröstet mich da» über den Wert derselben, aber auch Sie waren kalt und förmlich gegen mich. Gewähren Sie jetzt mit Ihrem Herzen der armen Afra nur eine kurze Teilnahme noch. Heute Abend schon denke ich abzureisen; ich habe Niemanden hier Lebewohl zu sagen. Erzeigen Sie mir nur di« Artigkeit, mich zum Bahnhof« zu begleiten, aber bewahren Sie Schweige» darüber. Ich wünsche die Stadt ebenso still zu verlassen, wie ich sie betreten habe, und bereue nur Ein», nämlich, daß ich mich verleiten ließ» mich hier in eine Welt zu mischen, in der ich doch eine Fremde bleiben mußte. Und jetzt nehmen Sie meinen Dank dafür, daß Sie gekommen sind! Ich habe noch viel zu ordnen, um zur Reise bereit zu sein," schloß sie, sich plötzlich erhebend. „Wir werden un» heute abend Adieu sagen
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