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mann hörte dabei, wie seine Schwester sagte:Fridolin was hast du denn?" Bald darauf fielen die beiden tödlichen Schüsse. Nach Ansicht des Gerichtsarztes war der Kopfschuß der erste. Gern habe dann die sich wehrende Hartmann, die von kräftiger Statur war, heftig an die Wand gedrückt, wovon die Spuren sichtbar sein sollen, und den zweiten Schuß abgegeben. Die Eltern der Hartmann sollen angegeben haben, daß sich Gern nach der Tat die Tr,ppr herauf­begeben wollte, in der Absicht, auch das Kind zu töten. Erst auf die Hilferufe der Eheleute habe Gern das Haus verlassen.

Fulda, 29. Ang. Auf der Strecke Frank­furt-Bebra ist ein langes Mädchen aus dem Frankfurter Person enzug gestürzt und auf der Stelle getötet worden. Die Getötete, eine polnische Arbeiterin, wollte mit einer Schar Lands­leute von Fulda nach Wüczburg fahren. Sie saßen in einem Wagen IV. Klasse neuesten Systems mit Türen an den Längsseiten, die keine Anßendrücker sondern Jnnendrücker haben. Das Mädchen saß dickt an einer solchen Tür und als der Frankfurter V-Zaa vorbeisauste, ging die Tür plötzlich auf, das Mädchen stürzte hinaus kopfüber auf die Schienen und wurde totgefahren. Ob die Türe von selbst aufsprang oder aus Fahrlässigkeit, Spielerei rc. konnte noch nicht aufgeklärt werden.

Wie derFrkf. Z'g." aus Großenhain (in Sachsen) gemeldet wird, brachte der tollwütig gewordene Hund des Majors v. Arnim vom dortigen Husarenregiment dem dreijährigen Töch- tercken des Majors und einem Diener schwere Bißwunden bei. Auch mehrere andere Per­sonen vom Haushalte des Majors wurden von dem Hunde gebissen. Alle haben sich sofort zur Schutz­impfung in das Pasteur-Institut nach Berlin begeben. Der Hund wurde erschossen.

Berlin, 30. Aug. Einem Telegramm aus Portsmouth zufolge sind Witte und die russischen Unterhändler voller Siegessttmmung. Die japanischen Unterhändler, die nur unter dem Druck ihrer Regierung nachgaben, sind tief niedergeschlagen; sie hörten die Nachricht von Kommas Zugeständ­nissen mit Tränen im Auge. Der japanische Murine- attachö soll bet ihrem Empfang wie ein Kind geweint haben. Die hiesige Presse hebt fast einstimmig her­vor, daß die auf dem Schlachtfeld besiegten Russen am Diplomateniisch durch die Geschicklichkeit und Energie Wittes einen großen Erfolg über dis Japaner davongetragen haben.

Berlin, 31. Aug. Wie der Lokalanzsiger mitzuteilen in der Lage ist, war esKaiserWilhelm, dessen friedfertige Vorstellungen den Ent­schluß des Zaren herbeiführten, überhaupt Friedens-Delegierte zu ernennen und weiterhin gerade Witte zum Führer der Mission machte.

Präsident Roofe velt Hot vom deutschen Kaiser folgendes Glückwunschtelegramm erbalten: Neues Palais. Hier eingetroffen, empfing Ich ein Telegramm aus Amerika, das die Einigung der Friedenskonferenz über die Präliminarien des Frie­dens meldet. Ich bin hocherfreut, und spreche Ihnen Meine aufrichtigen Glückwünsche zu dem großen Erfolge aus, der Ihren unermüdlichen An­strengungen zu verdanken ist. Die ganze Menschheit muß sich vereinigen und wird dies auch tun, um Ihnen für die große Wohltat, die Sie ihr erwiesen haben, zu danken." Roosevelt antwortete:Seiner Majestät dem deutschen Kaiser Wilhelm II, Berlin. Ich danke Ew. Majestät herzlich für Ihre Glück­wünsche und möchte diese Gelegenheit ergreifen, um

meine tiefgefühlte Würdigung der Art und Weise auszusprechen, in der Ew. Majestät in j edem Stadium bei den Bemühungen. Frieden im Osten zusammen zu bringen, mitgewirkt haben. Es ist mir eine sehr große Freude gewesen, mit Ew. Majestät zu diesem Ziele zu arbeiten."

Aus Petersburg meldet dieMagdb. Ztg.": Anläßlich des Uebereinkommens zwischen Japan und Rußland erhielt der Zar von Kaiser Wilhelm, Kaiser Franz Joseph und Präsident Laubet Glückwunschdepeschen. Der Zar bereitet ein Manifest vor, das dem Volk den Friedens­schluß ankündigt. Der Waffenstillstand wird heute unterzeichnet werden. Die Nachricht von der Sicherung des Friedens hat hier große Freuds hervorgerufen. Der Zar richtete eine Dankdepesche an den Präsidenten Roosevelt und ein sehr schmeichel­haftes Telegramm an Witte.

DieNordd. Allz. Ztg." schreibt: Wir begrüßen die Nachrichten über die Sicherung des Friedens mit lebhafter Genugtuung. Rußland verdankt die über Erwarten rascke Einigung dem ruhigen Ausharren drS Kaisers Nikolaus und seiner Ratgeber in Petersburg, wie seinen Bevoll­mächtigen in Portsmouth. Darin liegt zugleich eine Anerkennung der Summe unangetasteter Wider­standskraft, die dem russischen Kaisnstaat trotz seiner militärischen Mißerfolge verblieben ist, und eine Widerlegung aller politischen Theorien, die sich auf der Unterschätzung der slavischen Welt aufbauen. Den japanischen Staatsmännern mag der Entschluß nachzugeben, nicht leicht geworden sein, aber er ehrt ihre Weisheit, er läßt auch bei dem Friedensschlüsse wie während des Krieges dos in dis Gemeinschaft der alten Kulturmächte so glänzend eingetretene junge asiatische Weltreich der besten Vorbilder würdig er­scheinen. die die Geschichte der Staaten der abendlän­dischen Z vilisation bietet. Das Entgegenkommen des Kaisers und der Regierung Japans zum Friedensschluss; unter Verzicht auf schärfere Beding­ungen kann um so höher bewertet werden, als es sich um einen Akt freiwilliger, keinem auswärtigen Drucke weichender Selbstbeherrschung handelt. Wir beglück­wünschen die beiden Souveräne, ihre Regierungen und Völker in aufrichtiger Freude zu dem erzielten Einvernehmen und hoffen, daß sich nach der Unter­zeichnung des endgültigen Friedensvertrages ein Zustand herausbildet, der den bisherigen Gegnern ermöglicht, in fester und guter Nachbarschaft neben einander zu leben. Leuchtend ist in der Geschichte unserer Tage das Verdienst eingetragen, das sich der Präsident der Vereinigten Staaten um die Sicherung des Friedensschlusses erworben hat. Es war ein Stück harter, aber meisterhaft geleisteter staatsmännischer Arbeit, und die Menschheit, die für ihre Entwicklung den Frieden braucht, wird den Namen Roosevelt nicht vergessen.

London, 30. Aug.Morning Post" meldet aus Portsmouth: Die Japaner gaben amtlich bekannt, daß dis Teilung Sachalins beim 50 Grad vorgenommen werden soll. Die Grenze soll in dem Friedensvertrag genauer festgesetzt wer­den. Japan gab ferner amtlich bekannt, daß es kein Geld erhalten werde, außer den wirklichen Kosten für die Unterhaltung der Gefangenen.

London, 31. Aug. Daily Telegraph mel­det aus N-w-Aork: Präsident Roosevelt wird dem­nächst sämmtliche Staateu zu einer neuen Fri edenS- konferenz im Haag zusammen berufen. Auf diesem Kongreß sollen die 6 Punkte, welche auf der eisten Haager Friedenskonferenz nicht zur Diskussion gelangt find, einer Erörterung unterzogen werden.

Weiter soll der Gebrauch der drahtlosen Telegraphie, die Anwendung von Untersseminen und die Behand­lung der Kriegsgefangenen beraten werden.

Petersburg, 31. Aug. DerZarbegab sich gestern mit dem Automobil in das Lager vou Krasnoj; Selo, wo er Befehl erteilte die neuen Rekruten zu entlassen. Die Reservisten werden gleichfalls nach Unterzeichnung des Flicdens­vertrages in die Heimat zurückgesandt werden. Der Zar teilte dem Kommandanten des Lagers mit, daß der Waffenstillstand unterzeichnet sei.

Tanger, 31. Aug. Eins der französischen Gesandtschaft zugegangene Meldung vom 28 besagt: Da der verhaftete Algerier infolge der schlechten Beschaffenheit des Gesängnisrevms, worin er fistgehalten wurde, ernstlich erkrankt ist, beschloß der Maghzen, ihn freizulassen. Die Meldung er­wähnt nichts über die Haltung des Maghzcns be­züglich der anderen Punkte der französischen Forde­rungen. Ein aus Fez am 28 abgegangener Kurier meldet, daß der Algerier infolge der Vorstellungen des französischen Gesandten freigelassen und der französischen Gesandtschaft übergeben wurde.

Portsmouth, 31. Aug. Die Artikel 1 und 2 des Friedensvertrages betreffend die Räumung der Mandschurei und die Vorherrschaft Japans in Korea sind bereits feriiggcstellt und mau hoff , daß dis Abfassung des gesummten Vertrages bis Sonnabend beendet ist. Indes weiß mau noch nicht, wo der Vertag unterzeichnet wird, ob in Washington oder in Portsmouth.

Tokio, 31. Aug. Den Japanern gelang es zwei weitere von den Russen in Port Arthur versenkte Kciegsschiffs wieder flott zu mache».

An)MMt>. Kkrirkmmn Selm.

Am Donnerstag. 2t. September» (Mat- IHSnsf irrlag) vormittags 9 Uhr, findet auf dem Biühl in Calw eine

Jimgviehprärnierung

statt, wobei Preise zu 25 20 15 und

10 im Gesamtbetrag von 500 zur Vertei­lung gelangen.

Zugklassen wild nur Jungvieh, männliches und weibliches, welches Mitgliedern des Vereins gehört und mindestens 3 Monate in deren Besitz ist. Dasselbe muß dem roten oder dem Fleckvieh angehören, mindestens 9 Monate alt und im Besitz sämtlicher Milchzähne sein. Die gleichzeitige Vor­führung je eines männlichen und eines weiblichen Tieres durch einen Besitzer ist gestattet.

Anmeldungen zur Jungviehprämierung wollen spätestens bis 15. September schriftlich bet dem Vereinssekretär gemacht werden und ist der Anmeldung ein Zeugnis des Ortsvorstehers darüber, daß der Anmeldende das betr. Tier mindestens 3 Monate lang im Besitz hat, beizuschließen.

Calw, 27. Juli. 1805.

Der Vorstand: Der Sekretär:

Voelter, Neg.-Rat. Fechter , Amtspfleger.

GstteK-r-«Ve.

11. Sonntag «ach Hrlnit., 3. Sept. Vom Turm: 383. Predigtlied 415: Seelen laßt rc. Kirchenchor: Herr zu dir will ich wich retten rc. 9Uhr: Vormitt.- Predigt, Herr Dekan Roos. .Abendmahlsfeier. 1 Uhr: Christenlehre für die Töchter. 2 Uhr: Nachmitt.-Predigt, Herr Stadlpfarrer Schmid. Das Opfer ist für den württemb. Landesvercin für deutsche Invaliden bestimmt.

Donnerstag, 7. Sept. 8 Uhr abends im Vereinshaus: Bibelstunde Herr Dekan Roos.

Amtliche und primüstyrizm.

K. Amtsgericht Calw.

In das Handelsregister, Abteilung für Gesellschafisfiemen, wurde heute bei der FirmaKunstbaumwollfabrik Hirsau, Kemmel und Westermann", eingetragen:

Der Teilhaber Daniel Kemmel ist mit Wirkung vom 1. Jnni 1905 ab aus der Gesellschaft ouSgeschieden; mit demselben Tag ist als neuer Gesellschafter Georg Westermann, Zimmermanu und Gemeinde­pfleger in Hirsau, eingetreten. DaS Geschäft wird unter der bisherigen Firma fortgeführt.

Den 29. August 1905.

Siv. Amtsrichter:

Bühler.

Neubulach.

Akkord.

Die Gemeinde vergibt im Submis- fiouswege am Montag, de« 4. September ds. Is., vormittags 10 Uhr, auf dem Rathaus die Lie­ferung von

7 lfd. Meter Cementrohr 25 om Dm., 50 » 30

14 lfd. Meter Cementrohr 35 om Dm., 26 40

sowie die Herstellung von ca. 60 gm Kandelpflasterung, neu,

» 00 alt,

wozu Unternehmer eingeladen werden. Den 30. August 1905.

Stadtschuttherbenamt.

Müller.

Liebenzell.

EiegensHusts-Verfteigerung.

ba

Die Erben des Johann Georg Roller, gewcs. Schmieds hier, bringen am Montag, den 4, September, vormittags Uhr, unter Leitung der Ratsschreiberei auf dem hiesigen Rat­haus folgende Grundstücke zum zweiten- und letztenmal im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:

Geb. Nr. 5

Parz.Nc. 819/2 » - 820 - - 541

, » 789

. , 402

.. . 401

. 374

9

11

15

7

5

3

15

87

82

41

93

52

69

51

250

300

700

100

8. 04 am Wohnhaus und Hofraum im Siädtle,

angekauft um 3200 Acker im Eichenhardt,

Acker u. Weg im Galgen

Wiese im Brühl,

Wechselfeld im Eichenhardt

Acker und Oede an der Schömberger Steige,

Acker und Oede allda,

Wiese, Acker und Oede am Längenbach,

Hiezu find Liebhaber eingeladen.

Den 30. August 1905.

RatSschretber:

MSnk-n.

100

50

150 ^