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Nat sich Plötzlich umgedreht und mit seinem Gewehr auf den Engländer losgehauen. Dieser sei ob des Ueberfalls (wie er lick ausdrückt) wütend gewesen und habe kurzerhand den Deutschen durch einen Schuß getötet. Beim Durchsuchen der Taschen babe er das Buch an sich genommen, da er aber die Adresse nicht lesen konnte und auch bis jetzt jegliche Gelegenheit versäumt babe das Buch abzuliefern, bat er mich, dies für ihn zu tun. Erfolgt ist der Tod Ihres Sohnes am 2. September 1911 um 1030 Uhr abends in Landreses bei Mons. Beerdigt ist er von dem Engländer an der Stelle des Unglücks bei Landreses. — Der Name des Engländers ist mir bekannt, ebenso seine Adresse. Er bat mich, ihm Nachricht zukommen zu lassen, sobald ich Antwort von Ihnen bekommen habe. Das Buch befindet sich nebst einem kleinen Bild in Soldatenuniform in meinem Besitz und werde ich es Ihnen sofort zuschicken, lobald ich sicher bin, daß Sie die Eltern dieses tapferen deutschen Soldaten sind."
Der gefallene, bisher vermißte Adolf Baier aus Dietlingen, diente von 1912—14 beim Jnf.-Regt. 112, Mülhausen, 10. Kompagnie. Der Vater des Gefallenen lebt noch und ist 73 Jahre alt.
Die verlorene Braut. Kürzlich fuhr ein junger Mann aus Worms mit seinem Motorrad nach Heidelberg. Nicht weit vom Ziel entfernt, mußte er plötzlich die Entdeckung machen, daß die Braut nicht mehr hinter ihm auf dem Rade saß. Er fuhr zurück und fragte überall nach dem Verbleib der Braut, die heruntergefallen sein mußte. Aber das war erfolglos. Die Braut hatte zwar beim Sturz ihre Kleider ziemlich beschädigt, aber am Körper keinen nennenswerten Schaden gelitten. Und da sie ihren zukünftigen Herrn und Gebieter weitersausen sah, er auch nach längerem Warten nicht erschien, so bestieg sie einen Eisenbahnzug und fuhr nach Worms zurück. Dort trafen sie sich abends und er war froh, daß es so gut gegangen war. Beide erklärten, keine Schlüsse auf die zukünftige Ehe aus diesem Vorkommnis ziehen zu wollen.
Ein dummer Scherz. Der dumme Scherz, beim Hinsetzen Len Stuhl wegzuziehen, hätte in Unterbergen (Bayern) bald ein junges Menschenleben gekostet. Die Schreinermeisterstochter Katharina Fackner schlug durch das Hinwegziehen des Stuhles derart mit dem Hinterkopf auf den Boden, daß sie drei Stunden bewußtlos war und heute noch an den Folgen des Sturzes zu leiden hat.
Die Lotterie übt ausgleichende Gerechtigkeit. Bei der letzten Ziehung der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie entfiel ein Hauptgewinn von 100 000 Mark auf einen Krefelder Rentner, der durch die Inflation vollständig verarmt war.
Sprit-Weber in Norwegen verurteilt. Das Gericht auf der Insel Hitteren verurteilte den bekannten Spiritusschmuggler Richard Martin Weber aus Hamburg zu sechs Monaten Gefängnis und 1000 Kronen Geldstrafe. Dem Antrag auf Einziehung des Schmugglerschiffs „Paul Weber" wurde Folge geleistet, doch wurde das Pfandrecht der Firma Jarck u. Söhne an dem Schiff in Höhe von 25 000 Goldmark aufrecht erhalten. Weiter beschloß das Gericht, von Richard Weber 96 000 Kronen für den eingeschmuggelten Spiritus einzuziehen.
Handel und Verkehr
Stuttgart, 28. Juli. Dem Dienstagmarkt am Vieh- und Schlacht- Hof waren zugefiihrt: 64 Ochsen, l unverkauft IO), 20 Bullen, 250 Iungbullen, 250 (20) Iungrinder, 81 Kühe, 755 Kälber. 557 Schweine und 6 Schafe. Erlös aus je I Ztr. Lebendgewicht: Ochsen l. 49 bis 54 (letzter Markt 50—54). 2. 40—47 (40-481, 3. 34—38 (unv.), Bullen 1. 51 -53 (49-50), 2. 43—49 (42—47), 3. — (37—4l). Kühe 1. 32-42 (33 -42), 2. 20—30 (unv.). 3. 13—18 (unv ), Kälber I. 72 bis 74 (70-72). 2. 66—70 (64—68), 3. 57 64 (54—62), Schafe 80 bis 82 (unv.). Schweine I. 86—88 (80—8l)„ 2. 85-87 (78—79), 3. 81—84 (76—78), Sauen 66—76 (60 -70 Mark. Verlaus des Marktes: Anfangs belebt, später abflauend.
Ulm, 28. Juli. (Schlachwiehmarkt.) Zufuhr: 2 Ochsen, 7Farrcn, 9 Kühe, 7 Rinder, 143 Kälber. 73 Schweine. Erlöse: Ochsen 1. 48 bis 52. Farren 1. 40-44, 2. 36—42, Kühe 2. 28—32, 3. 16-26, Rinder I 48—52, 2. 42 - 46. Kälber I. 58-62, 2. 54—56, Schweine I. 74—78, 2. 68—72 M. Marktoerlauf: langsam.
Gießen, 28 .Juli. Der Schwurgericht verurteilte den 28 Jahre alten Metzger Adolf Stoll wegen Mordes zum Tode. Stoll hatte am 14. Dezember v. I. in der Nähe seines Heimatdorfes Beqersheim in Oberhessen dem 19 Jahre alten Dienstmädchen Elisaheth Wirth, mit dem er ein Liebesverhältnis unterhalten hatte, die Kehle durchschnitten und dann die Leiche in einem Steinbruch begraben.
Elberfeld, 28. Juli. Die Kriminalpolizei nahm zwei junge Dentisten aus Dortmund in dem Augenblick fest, als sie falsche 50-Renten-Pfennige und falsche Dreimarkstücke ausgaben. Bei ihnen wurde noch eine Anzahl Falschstücke und sämtliches zur Herstellung erforderliches Werkzeug vorgesunden. Beide gestanden, im Rheinland, im Siegerland und in Hessen von Ort zu Ort gegangen und dort nachgemachtes Geld nach Bedarf ausgegeben zu haben.
Heinsberg bei Dortmund, 29. Juli. Auf einer Ziegelei fielen vier Arbeiter in den glühenden Ofen, in welchem die Ziegel gebrannt werden. Zwei von ihnen fanden sofort den Tod, während die beiden anderen hoffnungslos darniederliegen.
Dresden, 28. Juli. Der durch Vermittlung des sächsischen Arbeitsministeriums eingeleitete Einigungsversuch im Baugewerbe ist ergebnislos verlaufen.
Neukloster (Hannover), 28. Juli. Heute mittag brach im Restaurant Waldlust ein Großfeuer aus, das schnell auf die umliegenden Häuser übersprang und von diesen bis jetzt über ein Viertel einäscherte. Das Feuer nähert sich dem Bahnhof Neukloster. Der Brand dauert noch an.
Berlin, 28. Juli. Verschiedentlich war berichtet worden, daß wegen des Tiroler Autounfalls der Lenker des Presseautomobils der Batschari-Fahrt, ein Direktor der Zeppelinwerke, verhaftet worden sei. Wie uns dazu die Maybach-Motoren G. m. b. H. in Friedrichhafen mitteilt, entspricht diese Meldung nicht den Tatsachen. Der Lenker des verunglückten Wagens war nicht ein Direktor der Zeppelinwerke, sondern ein Beamter des Verkaufsbüros der betreffenden Automobilfirma. Auch sei die Nachricht falsch, daß der Lenker des Automobils von den österreichischen Behörden verhaftet worden sei.
Berlin, 28. Juli. Der schwedische Generalpostmeister begab sich gestern mit dem Postflugzeug von Berlin nach Danzig, um von hier nach Schweden weiter zu fliegen. Auf der Insel Gotland wurde eine Zwischenlandung vorgenommen und der König von Schweden ging an Bord. Das Flugzeug landete planmäßig m der schwedischen Hauptstadt. Der benutzte Typ ist der auch bei Amundsens Nordpolexpedition verwandte Dornierthp.
Berlin, 28. Juli. Heute war auf Einladung des Reichsarbeitsministers im Arbeitsministerium die Arbeitsgemeinschaft Gruppe Ruhrbergbau versammelt, um die wirtschaftlichen und sozialen Nöte, die sich aus der schweren Krise des Steinkohlenbergbaus, insbesondere an der Ruhr, ergeben haben u. noch ergeben können, eingehend zu besprechen und nach Maßnahmen zur Linderung der Krise und Not zu suchen.
. Hamburg, 29. Juli. Bei einem kurzen Gewitter wurden m einem Restaurant bei Elmshorn zwei junge Leute vom Blitz getötet.
Wien, 28. Juli. Gestern vormittag wurde in Aspern das große Junker-Metallflugzeug, das auf der Strecke Wien—
München—Zürich in Betrieb genommen werden soll, feierlich getauft. Das Flugzeug erhielt den Namen Oesterreich. Nach einer Ehrenrunde startete das Flugzeug zum ersten fahrplanmäßigen Flug nach München—Zürich.
Rom, 28. Juli. Professor Bastianelli dementiert gegenüber Mitteilungen der „Tribuna" kategorisch alle über den Gesundheitszustand Mussolinis in tendenziöser Absicht verbreiteten Gerüchte.
London, 28. Juli. Der bekannte Wirtschaftspolitiker Keynes Verlobte sich mit der russischen Ballettänzerin Lopuchowa.
Um die deutsche Schule an der Saar.
Saarbrücken, 28. Juli. Bekanntlich hat die Regierungskommisston des Saargebiets gegen den seiner deutschen Haltung wegen mißliebigen Bürgermeister von Saarbrücken, Dr. Neikes, ein Disziplinarverfahren auf Dienstentlassung eingeleitet, wobei ihr u. a. die scharfen Presseangriffe Dr. Neikes gegen den frankophilen Leiter des saarländischen Schulwesens, Prof. Notton einen Vorwand lieferten. Dieses Disziplinarverfahren endete kürzlich nach fünftägiger Verhandlung vor dem Verwaltungsausschuß des Saargebiets mit einem glatten Freispruch in allen Anklagepunkten. Der Generalstaatsanwalt hat nun gegen das freisprechende Urteil Berufung eingelegt.
Der Oberbürgermeister von Essen mahnt zur Ruhe.
Essen, 28. Juli. Der Oberbürgermeister der Stadt Essen erläßt an die Bürgerschaft einen Aufruf, in dem es heißt: In diesen Tagen wird die fremde Besatzung unsere Stadt verlassen. Die Verwaltung der Stadt Essen freut sich mit der gesamten Bürgerschaft, daß der lang ersehnte Tag der Befreiung nun endlich eintreffen wird. Sie bittet daher auch in diesen Tagen und besonders auch während des Abzugs der Besatzung, dieselbe Ruhe und Würde bewahren zu wollen, wie sie beim Einzug der fremden Macht und in den schweren Jahren der Besetzung gezeigt worden ist.
Freigabe des Düsseldorfer Regierungsgebäudes.
Düsseldorf, 28. Juli. Das von der Besatzungstruppe zur Hälfte beschlagnahmte und in Anspruch genommene Düsseldorfer Restierungsgebäude ist nunmehr wieder völlig freigegeben.
Von der ausgewiesenen Schutzpolizei werden vorerst nur die im Einzeldienst tätigen Beamten der Revierpolizei in das bisherige Einbruchsgebiet zurückkehren, nicht dagegen die geschlossenen Polizeikörper. Eine Rückkehr der letzteren in großem Umfang kommt erst dann in Frage, wenn die vom Minister des Innern vorgesehene Uebernahme der Ersatzpolizei in die Schutzpolizei durchgeführt ist. Die Stärke der staatlichen Polizei im Ruhrgebiet wird das Stärkeverhältnis, wie es vor dem Einbruch bestand, nicht überschreiten.
Zur Weltkonferenz der christlichen Kirchen.
Berlin, 28. Juli. Die Weltkonferenz der christlichen Kirchen, die vom 19. August bis 30. August in Stockholm tagen wird, hat dem Evangelischen Presseverband für Deutschland e. V. und dem Deutschen evangelischen Kirchenausschuß Anlaß gegeben, führende Vertreter der Berliner Presse zu einer Zusammenkunft mit den Führern der deutschen Delegation einzuladen. Hierbei wurde festgestellt, daß die Weltkonferenz eine Sache der organisierten Kirchen und damit eine Art Kirchenkonzil ist, an dem alle christlichen Kirchen der ganzen Welt, auch die griechisch-orthodoxe und die Freikirchen teilnehmen werden, außer der römisch-katholischen Kirche, die aus prinzipiellen Gründen die Beteiligung abgelehnt hat. Das Konzil wird sich aber nicht mit Glaubens- und Bekenntnisfragen beschäftigen, sondern ausschließlich mit praktischer Arbeit und moralischen und sozialen Fragen, mit dem Verhältnis der Kirche zu Industrie und Eigentum, mit Schule und Erziehung und anderem. Die Gesamtzahl der Delegierten wird 6—700 betragen, darunter 78 Deutsche.
Zum Abbau im Stiuneskonzeru.
Berlin, 28. Juli. Wie aus Newyork berichtet wird, hat „Herald and Tribüne" aus privaten Quellen erfahren, daß eine amerikanische Gruppe unter Führung von Dillon Read 6c Co. einen beträchtlichen Teil des Aktienkapitals der Deutsch-Luxemburger Bergwerks- und Hütten A.G. im Werte von 4—5 Millionen Dollar angekauft hat. Dem Vernehmen nach sei eine Londoner Gruppe an dem Geschäft beteiligt. Dieses sei die erste Beteiligung fremden Kapitals an der Liquidation der Stinnes- gruppe.
Wie wir hören, ist das Aktienpaket von 21 Millionen Mark Deutsch-Luxemburger Bergwerks- und Hütten A.G. aus dem Besitz der Firma Hugo Stinnes an die Firma I. Henry Schröder 6c Co. in London verkauft worden. Eine Ünterbeteiligung der amerikanischen Firma Dillon Read 6c Co. sei möglich. Von der Beteiligung einer deutschen Gruppe an dem Ankauf, wovon in deutschen Zeitungen die Rede ist, ist an hiesiger maßgebender Stelle nichts bekannt.
Unbefugte Veröffentlichungen aus öem Barmat-Kutiskerprozetz.
Berlin, 28. Juli. Die Berliner Kriminalpolizei nahm heute morgen verschiedene Durchsuchungen in einem politischen Nachrichtenbüro in der Lützowstraße vor, das die Quelle zahlreicher aufsehenerregender Veröffentlichungen in der Barmat-Kutisker- Angelegenheit gebildet hat, ferner bei Angestellten dieses Büros, sowie bei zwei Justizbeamten, die mit der Bearbeitung jener Sache beschäftigt waren. Das kriminalpolizeiliche Verfahren gründet sich auf den Verdacht verschiedener Straftaten, u. a. der unbefugten Veröffentlichung amtlicher Schriftstücke eines schwebenden Strafprozesses.
Zu den Haussuchungen in Berlin.
Berlin, 28. Juli. Zu der Nachricht über verschiedene Durchsuchungen in einem politischen Nachrichtenbüro in der Lützowstraße und bei zwei Justizbeamten weiß der „Vorwärts" noch zu berichten, daß es sich um ein Nachrichtenbüro handelt, das unter der Leitung eines gewissen Ernst Knoll stand, der sich zeitweise auch Dr. Kluge und Klausing nannte. Das Büro soll in enger Beziehung zu den beiden Assessoren Caspar! und Kußmann, sowie zu dem Oberstaatsanwalt Linde gestanden haben. Es soll von der Staatsanwaltschaft Material über die Barmat-Affäre erhalten haben, das er dann einer Reihe rechtsstehender Blätter und auch einer Telegraphenagentur übermittelt haben soll. Für die Ueberlassung des Materials sollen einzelne Beamte der Staatsanwaltschaft Gefälligkeiten und Versprechungen erhalten haben. Auf diese Weise soll auch der Kammergerichtsbeschluß in Sachen Barmat an rechtsstehende Zeitungen gelangt sein.
Die polizeilichen Erhebungen über die rechtswidrige Veröffentlichung von Dokumenten aus dem schwebenden Verfahren gegen die Gebrüder Barmat sind, den Blättern zufolge, gestern abgeschlossen worden. Die Untersuchung wird von heute an die Staatsanwaltschaft I führen.
Kein weitergehcnöes deutsches Angebot.
Berlin, 28. Juli. Immer wieder tauchen die Behauptungen auf, daß Botschafter von Hoesch in der Unterredung, die er im Anschluß an die Ueberreichung der deutschen Sicherheitsnote mit dem französischen Ministerpräsidenten hatte, der französischen Regierung unter der Hand Zusicherungen gegeben habe, die über den Inhalt der deutschen Note hinausgingen. Von zuständiger Stelle wird diesen Ausstreuungen nunmehr mit aller Entschiedenheit entgegengetreten. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, wird betont, daß der deutsche Botschafter sich in einem Gespräch mit Briand strikte an die Richtlinien
gehalten habe, die das Reichskabiett in vielfachen Sitzungen sorgfältig und in der deutschen Antwortnote formuliert habe. Zmn Zollkrieg mit Polen.
Berlin, 28. Juli. Der polnische Bevollmächtigte für die deutsch-polnischen Handelsvertrags-Verhandlungen hat ein Schreiben an den deutschen Bevollmächtigten, Staatssekretär Le- wald, gerichtetem dem er erklärt, daß nach polnischer Auffassung die Verhandlungen ohne formelle Unterbrechung in der Weise weitergehen sollten, daß die beiden Delegationen sich spätestens am 16. September wieder vereinigen sollen, um die Verhandlungen zu einem Abschluß zu bringen. Der deutsche Bevollmächtigte antwortete darauf, die deutsche Delegation sei jederzeit bereit, die Frage der Wiederaufnahme der Verhandlungen zu prüfen, sobald sich die deutsche Delegation vor eine veränderte Verhandlungslage gestellt sehe, welche für die Wiederaufnahme der unterbrochenen Verhandlungen eine Aussicht böte. Erfolg würden diese Verhandlungen allerdings nur dann versprechen, wenn sie durch neue Erklärungen der polnischen Delegation gefördert würden.
Griechenland bei der Kleinen Entente.
Berlin, 27. Juli. Die griechische Regierung hat den Militär- attachee in Bukarest angewiesen, an der nächsten Konferenz der Kleinen Entente als Beobachter teilzunehmen. Obgleich Griechenland der Kleinen Entente nicht angehört, wird es in Regierungskreisen als wahrscheinlich hingestellt, daß Griechenland bei allen Angelegenheiten, welche die Einhaltung der Friedensverträge und die Maßnahmen gegen den Kommunismus betreffen, teilnimmt, jedenfalls dann, wenn diese Maßnahmen auch im Interesse Griechenlands gelegen sind.
Zusammenstoß deutscher Soldaten mit tschechischen Kommunisten.
Hirschberg i. Schl., 28. Juli. Wie der „Bote aus dem Riesengebirge" meldet, ist es am Sonntag früh auf dem Kamme des Riesengebirges, am Fuße der Schneekoppe, hart an der Grenze, zu einem Zusammenstoß zwischen einer auf einem Ausflug begriffenen Kompagnie des Infanterieregiments 6 und einem größeren Trupp tschechischer Kommunisten gekommen. Als die Kompagnie am Sonntag früh auf einem parallel mit der Grenze 20 Meter diesseits der Grenze verlaufenden Weg marschierte, wurde sie von den Tschechen mit schweren Steinen beworfen. Zur Abwehr des Angriffs stürzte sich eine Anzahl Soldaten mit ihren Spazierstöcken auf den tschechischen Trupp und trieb ihn über die Grenze zurück.
Politischer Mord in Lemberg.
Warschau, 28. Juli. Heute nachmittag wurde in Lemberg auf der Straße vor dem Gerichtsgebäude der Agent der Warschauer politischen Polizei, Stanislaus Cechnowski, von einem jugendlichen Kommunisten, einem gewissen Botwin, erschossen. Der Mord geschah, wie die „Expreß Poranny" berichtet, auf Befehl der kommunistischen Partei. Cechnowski hatte heute vormittag in dem Prozeß über das vorjährige Attentat auf den Präsidenten der Republik den Angeklagten Panczisna schwer belastet. Der Täter wurde verhaftet.
Manöver in Polen.
Warschau, 28. Juli. Die Herbstmanöver des polnischen Heeres sind vom 11. bis 20. August angesagt. Sie beginnen im Raume von Brody mit einer Konzentrierung von 12 Kavallerieregimentern, technischen Truppen, Flugzeugen und Panzerkraftwagen und endigen in der Thorner Wojwodschaft mit einer Hebung von Infanterie- und Artilleriekräften. Die Randstaaten, Frankreich, Belgien, England, Italien, die Staaten der Kleinen Entente, Spanien, Portugal und die Türkei werden auf Einladung des polnischen Kriegsministers Generale oder Generalstabsoffiziere als Beobachter entsenden. Auch der Ministerpräsident Grebski, sowie Mitglieder der Heeresauss-büsie und des Senats werden den Manövern beiwohnen. Anschließend an diese militärischen Hebungen sollen die ausländischen Gäste Lemberg, Krakau, Zakopano und Kattowitz besuchen.
Die Bergarbeiterinternationale proklamiert die Unterstützung der englischen Bergarbeiter.
Paris, 28. Juli. Der Exekutivausschuß des internationalen Bergarbeiterverbandes hat heute nachmittag seine Arbeiten fortgesetzt. In einer Sitzung, die von 2—8 Uhr dauerte, wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen:
Das internationale Komitee der Bergarbeiter, das sich versammelt hat, um über die kritische Lage des Bergarbeiterproletariats zu beschließen, das abermals von einer Lohnherabsetzung in einem Augenblick bedroht ist, in dem die Lebensbedingungen schwieriger werden. Das Komitee steht auf dem Standpunkt, daß diese Lage sich aus einer kapitalistischen Unordnung ergibt, die die Erzeugung von Kohlen über die Bedürfnisse und den Verbrauch hinaus gesteigert hat. Das Exekutivkomitee erklärt, daß das grunglegende Heilmittel in einer Regelung der Kohlenförderung zu suchen sei, die mit den Bedürfnissen der verschiedenen Länder im Einklang stehe und daß dieses Ziel nur durch die Verstaatlichung der Kohlengruben und durch eine internationale Regelung der Produktion zu erreichen sei. Das Exekutivkomitee fordert die Gewerkschaftsorganisationen der Bergarbeiter auf, die Durchführung dieser wesentlichen Reform zu verfolgen. Das Komitee beschließt, den englischen Bergarbeitern ein Höchstmaß an Hilfe in ihrem Kampfe gegen die unerträglichen Bedingungen, die die Grubenbesitzer ihnen aufzuzwingen versuchen, zukommen zu lassen. Angesichts der außerordentlich ernsten Lage beschließt das internationale Komitee, daß, im Fall die englischen Grubenbesitzer ihr Vorhaben ausführen, eine internationale Aktion unternommen wird. Für den Fall, daß der Streik nicht sofort durchführbar sein sollte, beschließt das Komitee, daß die Produktion in den einzelnen Ländern dermaßen herabgesetzt wird, daß die Förderung keine Schädigung der englischen Bergarbeiter bedutet. Das Komitee hat weiter beschlossen, sich mit der internationalen Transportarbeiterorganisation in Verbindung zu setzen, um die Ausfuhr von Kohlen zu verhindern.
Der französische Marokkofeldzug.
Paris, 28. Juli. Justizminister Steeg erklärte Pressevertretern, der Kriegs- und der Marineminister hätten bei ihm Klage geführt wegen falscher Nachrichten und verschiedener Schmähartikel, die in einem Teil der Presse veröffentlicht worden seien und die geeignet erscheinen, die Mannschaften von Heer und Flotte zu beunruhigen und zu entmutigen. Gemäß dem Gesetz von 1881 werde er diese Vorfälle dem Schwurgericht übergeben. Auch werde er durch die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung einleiten lassen gegen alle Umtriebe, die im Zusammenhang mit dem Marokkofeldzug die Absicht verfolgten, Soldaten und Matrosen aufzuhetzen und zum Ungehorsam gegen die Befehle ihrer Vorgesetzten zu verleiten.
Vor einem Angriff der Rifleute auf Wessan.
Paris, 28. Juli. Der Sonderberichterstatter der Information meldet aus Fez vom 28. Juli: Der Feind bedroht Wessan. Man erwartet einen Angriff der Djeballas. Der am weitesten vorgeschobene Posten von Sendula im Frontabschnitt von Wessan ist kampflos zurückgenommen worden. Die französischen Frontabschnitte im Zentrum und Osten erhielten noch Verstärkungen. Westlich von Ain Aicha ist der kleine Posten Dera- del geräumt worden. Die Stellung Bab Murrudsch nördlich von Taza wurde solide organisiert.