nungskurs 98 v. H. Die Anleihe hat eine Laufzeit von 30 Jahren.

Amerikanische Kritik an einseitigen Sicherungen.

Newhork, 11. Juni. Die erste Opposition gegen die franko- üritische Verständigung erscheint imJournal of Commerce", das als Sprachrohr der Wallstreet besondere Beachtung ver­dient. Das Blatt schickt voraus, was bis heute über die Ver­ständigung bekannt geworden ist, und sieht die britische Bereit­willigkeit, französische Truppentransporte durch das Rheinland gutzuheißen, als gegeben an. Von dieser Voraussetzung aus­gehend, führt es aus:Wenn Briand sich die Zustimmung Chamberlains in seiner eigenen Partikularistischen Definition eines neutralisierten Rheinlandes sichert, dann hat er erfolg­reich jegliche Idee von wirklicher Gegenseitigkeit ausgeschlossen, ohne die Deutschland schwerlich ein starkes Interesse an der franko-britischen Antwort haben kann. Tatsächlich ist dann die franko britische Antwort kaum der ihr zuteil gewordenen Auf­merksamkeit wert, denn wie so manches internationale lleber- einkommen wäre sic dann aufgestellt ohne die Mitarbeit einer der interessierten Parteien und ohne Rücksicht auf die sehr wich­tigen Einwande, die die abwesende Partei sicher erhoben hätte, wenn sie gefragt worden wäre." Das Blatt betrachtet eingehend die Bedingungen, die sonst noch für Deutschland aufgestellt wer­den sollen, bevor ihm solch ein wertloser Sicherheitspakt ge­währt wird, und kommt zu dem ironischen Schluß:Briand und Chamberlain könnten deshalb ruhig versuchen, die Freund­schaftsbande zwischen den Ländern zu stärken, indem sie eina:rder Konzessionen in Vorurteilen machen. Sie werden sicher keinen Schaden anrichten "

Aus Stadt, Bezirk and Umgebung

Nauenbürg. (Sitzung des Gemeinderats am 9. Juni.) Stadtpfleger Essich wird vom Gemeinderat ermächtigt, die an­läßlich des Straßenbaus Enz ri ng zur Bereinigung des Grundbuchs notwendigen Geschäfte vorzunehmen. Für die Mühlstraße war die Ausbesserung des Straßenpflasters, soweit nicht schon früher durchqesührt, vorgesehen. Bei der Be­sichtigung hat sich nun aber herausgestellt, daß eine Ausbesse­rung nicht mehr in Frage kommen kann, sondern nur eine Umpflasterung von etwa 60 m Länge. Diese würde einen Auf­wand von über 2000 RM. erfordern. Da mangels verfügbarer Mittel in der Stadtkasse diese Summe nicht flüssig gemacht werden kann, wenn in diesem Jahr auch noch der Gehweg zum Bahnhof verbessert werden soll, so muß die Arbeit in der Mühl­straße vorerst nocheinmal verschoben werden. Die Quer­straße von der Bahnhofstraße zur Enz zwischen dem Postamt und dem städtischen Gebäude auf der Großen Wiese erhält Len Namen Poststraße.

Die Angelegenheiten vom Elektrizitätswerk waren durch den besonderen Ausschuß vorbereitet. Die Hauptsache betraf die Ermäßigung des Tarifs für den Verbrauch von elektrischer Energie zu Haushaltungszwecken. Es wurde anerkannt, daß, wenn zu solchen Zwecken elektrische Kraft, die zur Verfügung steht, in größerer Menge verkauft werden will, der Preis für die Kilowattstunde ermäßigt werden müsse. Um die Möglichkeit vermehrten Stromverbrauchs zu schaffen und den betr. Abnehmern entgegenzukommen, namentlich auch des­halb, weil sich hier kein Gaswerk befindet, wurde vom Gemeinde­rat beschlossen, mit Wirkung vom 1. Juni 1925 ab den Tarif für 1 Kilowattstunde zu Haushaltungszwecken auf 15 Pfg. bei Garantie einer Abnahme von mindestens 20 Kilowattstunden monatlich zu Haushaltungszwecken festzusetzen. Der Gemeinde­rat hofft, durch diese Maßnahme sowohl dem Elektrizitätswerk als den Abnehmern gedient zu haben. Mheres zu erfahren bei der Stadtpflege.

Sämtliche seit längerer Zeit im Netz eingebauten elektri­schen Zähler sollen im Lauf dieses Sommers durch eine be­sonders damit beauftragte Zählerfirma unter Mithilfe eines Betriebsmonteurs nachgeprüft werden.

Der Gemeinderat sieht für dieses Jahr von der Erhebung eines besonderen Schulgeld Zuschlags für die Schüler der VI. Klasse der Realschule ab.

Die Rechnungssachen wurden nach den Anträgen des vorbereitenden Ausschusses genehmigt.

Der Gemeinderat wünscht die Erlassung einer ortspolizei­lichen Vorschrift, wonach die Fahrgeschwindigkeit für Kraftfahr­zeuge innerhalb der Stadt auf 15 Kilometer beschränkt wer­den solle.

Nachdem noch eine Anzahl kleinerer Angelegenheiten er­ledigt, wurde die Sitzung nach S Uhr geschlossen. K.

(Wetterbericht.) Der Hochdruck liegt nunmehr mit seinem Kern über England. Im Nordosten befindet sich ein

schwaches Tief, das aber keinen wesentlichen Einfluß ausüben wird. Immerhin ist für Samstag und Sonntag mit zunehmen­der Gewitterneigung sonst aber vorwiegend trockenem und hei­terem Wetter zu rechnen.

Gräfenhwusen, 11. Juni. Heute imcht X2 Uhr wurden die Einwohner von Obernhausen und Gräsenhausen durch Feuer­alarm aus dem Schlaf geschreckt. Es brannte das Wohnhaus des Malers Rapp am Ortseingang von Obernhausen. Be­wohnt wurde das Haus von der Ehefrau des Rapp und von den seit letzten Winter verheirateten Eheleuten Wolfinger. Letz­tere konnten kaum das nackte Leben retten, ihre schöne neue Ausstattung wurde vollständig ein Raub der Flammen. All­gemeine Teilnahine wendet sich auch der Frau Rapp zu, die unter widrigen Familienverhältnissen zu leiden hat. Die Ent­stehungsursache ist noch unbekannt.

Herrenalb, 9. Juni. (Vom Höhenluftkurort Dobel.) Die Vorzüge dieser beliebten Sommerfrische werden neuerdings in erfolgreicher Propaganda weithin bekannt gegeben, so daß eine erhebliche Steigerung der Frequenz zu bemerken ist. Der neue Prospekt bietet in Text und vorzüglichem Bilderschmuck alles Wissenswerte und zugleich eine angenehme Erinnerung für alle Gäste, die als Passanten oder Gäste für längere Zeit Genuß und Erholung auf der frischfreien Höhe gefunden haben.

Herrenalb, 9. Juni. (Fahnenweihe zu Rotensol.) Am Sonntag, den 7. Juni, hielt der Sängerkranz Rotensol unter starker Teilnahme befreundeter Vereine, darunter auch die Man­nergesangvereine von Herrenalb und Gaistal, seine Fahnen­weihe, die von wundervoller Witterung begünstigt war. Pfarrer Faber-Dobel hielt die gediegene, zu Herzen gehende Fest­rede, die in hohem Schwung das deutsche Lied als ein kostbares Gut rühmte. Die Einzelvorträge der Vereine zeugten von tüch­tiger Arbeit; zuletzt erklang der gemeinsame Gesang:Brüder, reicht die Hand zum Bunde!" Festplatz und Wirtschaften hat­ten Massenbesuch.

WÜMtemverg

Enzweihingen O-A. Vaihingen, N. Juni. (Schwerer Verlust.) Ein hiesiger Landwirt wollte ein Stück Vieh nach Vaihingen führen. Auf der Enzbrücke scheute das Tier vor einem Fuhrwerk: es riß sich los und sprang über die Brückenmauer auf die Wiese, wo es mit gebrochenem Kreuz liegen blieb. Ehe eine Notschlachtung oorgenom- men werden konnte, war das Tier verendet. Dem Landwirt ist da­durch ein recht erheblicher Schaden entstanden.

Merklingen O.-A Leonberg, 1l. Juni. (Aufgeprallt.) Ein hie­siger Fuhrmann war damit beschäftigt, zu einem Neubau das erfor­derliche Bauholz anzufllhren. Dabei fuhr ein auswärtiger Motorrad­fahrer mit voller Wucht auf einen einige Meier von dem Wagen hinten hinausstehenden Balken, so daß der Balken vollständig abge­rissen wurde. Mit schwerer Verletzung und zerschlagenem Rade blieb der Motorradfahrer am Platze liegen.

Stuttgart, I I. Juni. (Aussperrung der Holzarbeiter.) Vom Ver­band Württ. tzolzinduftrieller wird uns mitgetetlt: Nachdem gestern in einer Reihe weiterer Betriebe Arbeitsniederlegungen stattgefunden haben, ist auch in Württemberg, wie in den anderen Bezirken der Holzindustrie, ab Samstag mit der Gesamtaussperrung der Holz­arbeiter zu rechnen.

Eßlingen, II. Juni. (Rettung ) Gestern nachmittag hat der Nachenvermieter Karl Endriß zwei vierzehnjährige Knaben, die von der städt. Badeanstalt neckarabwürts schwammen und nahe am Ver­sinken waren, mit einem Nachen gerettet.

Plochingen, II. Juni. (Mord und Selbstmord.) Der Reisende Hemminger erschoß gestern mittag seinen einzigen 13jährigen Sohn Richard, der vor knapp einem Vierteljahr aus der Schule kam. Als die Polizei in die Wohnung eindringen wollte, gab Hemminger auf diese einen Schutz ab und tötete sich dann selbst. Schon vor Jahres­frist versuchte Hemminger dasselbe Unheil mit Gas. Hemminger war dem Trünke ergeben und seit einigen Jahren Witwer.

Unterhausen, OA. Reutlingen, II. Juni. (Katzenmusik.) Die durch gerichtliches Urteil gegen Wilhelm Abele und acht Genossen wegen Landfriedensbruch verhängte Gefängnisstrafe von je drei Mo­naten wurde im Gnadenwege durch das Justizministerium nachgelassen. Somit ist in unserer Gemeinde die gewünschte Ruhe wieder einge­treten.

Rottenburg, II. Juni. (Beleidigung durch die Presse.) Wie erst jetzt durch eine amtliche Bekanntmachung bekannt wird, hat das Amtsgericht Stuttgart am 18. März Redakteur Theodor Körner wegen eines Vergehens der Beleidigung durch die Presse zu 200 Mk. Geldstrafe verurteilt. In einem Artikel desSchwäbischen Land­manns" war behauptet worden, ein Lehrer von Rottenburg habe in der Schule zu den Kindern gesagt, daß Kinder, deren Eltern Bauern­bund wählen, nicht zur hl. Kommunion zugelassen würden. Da die Behauptung nicht zurückgenommen wurde, klagten das Bischöfl. Or­dinariat und das kath. Bezirksschulamt wegen Beleidigung.

Obernau, OA. Rottenburg, II. Juni. (Neue Eisenbahnbrücke.) Die alte Eisenbahnbrücke zwischen Niedernau und Bieringen, die seit

dem Bau der Neckactalbahn in den sechziger Jahren ihren Dienst getreulich versehen hat, ist durch eine neue ersetzt worden. Morgens um 9 Uhr stand dieemanzipierte Tochter" noch kraftstrotzend neben ihrer alten, altersschwachen Mutter, die unter der Last des 9 Ühr- zuges seufzte. Dann begann ein rühriges Schaffen von nahezu 200 Händen. Dank der zielbewußten Vorarbeit der Maschinenfabrik Eßlingen gelang diese überaus schwierige Aufgabe vortrefflich, sodaß schon der 2 Uhr-Zug die neue Brücke passieren konnte, während in der Zwischenzeit der Verkehr durch Umsteigen aufrecht erhalten wer­den mußte. Die neue Brücke hat eine Länge von 116 Metern und ein Gewicht von ungefähr 380 Tonnen: sie gehört somit zu den läng­sten Eisenbahnbrücken in Süddeutschland, die aus einem Stück be­stehen.

Weinsberg, II. Juni. (Weibertreue.) Kommt da am Sonntag ein Verein von derResidenz" mit dem Frühzug hier an und alles staunt und reißt die Augen und den Mund auf: die treuen Weiber erstehen aufs Neue, wenn auch nur in einer Vertreterin. Eine wohl» postuierte Stuttgarterin trug, getreu dem Vorbild ihrer Weinsberger Ahnen, auf dem Rücken ihren Mann, der auch gut überwintert hat. heraus aus dem Bahnhof. Ein Bravo der wackeren Verfechterin edler Frauentreue

Mm, 11. Juni. (Eingemeindung von Wiblingen.) Der Eingemeindungsvertrag ist nunmehr von den Gemeinderäten Ulm und Wiblingen -angenommen worden, so daß auch die Eingemeindung von Wiblingen nach Ulm als feststehende Tat­sache betrachtet werden kann. Der Vertrag kann aber erst mit der einige Zeit in Anspruch nehmenden staatlichen Genehmigung in Kraft treten. Er enthält verschiedene Zugeständnisse an die Wiblinger Bevölkerung insbesondere in Bezug auf eine Hebung der Verkehrsverhältnisse durch Verbesserung des Verbindungs­wegs von Neu-Ulm nach Wiblingen, Einführung einer sechs­mal täglichen Kraftwagenverbindung sowie hinsichtlich der Er­richtung einer Turn- und Festhalle. Die Abrundung der städt. Markung donauaufwärts ist mit der Eingemeindung von Wib­lingen in einem Ausmaß vollzogen, das eine weitere Entwick­lung der Stadt in dieser Richtung für längere Zeit ermöglicht und sicherstellt und hoffentlich zum Vorteil der Stadt Ulm und der beiden einverleibten Gemeinden Wiblingen und Grimmel- fingen sich auswirkt.

Handel und Verkehr,

Stuttgart, II. Juni. Dem Donnerstagmarkt am Vieh- und Schlachthof waren zugeführt: 20 Ochsen (unverkauft 5), 19 Bullen, 160 (50> Iungbullen, 164 (34> Iungrinder, 32 Kühe. 416 Kälber, 1145 (450) Schweine, 21 Schafe, I Ziege. Erlös aus je I Ztr. Lebendgewicht: Ochsen 1.5060 (letzter Markt 5462), 2. 4350 (4452), 3. 38-42 (-). Bullen I. 52-55 (54-57), 2. 4450 (45 bis 521. 3. 3842 (40-431, Iungrinder I. 6064 (64-67), 2. 50 bis 58 (5262), 3. 39-46 (4049), Kühe I. 3343 (3545), 2. 2030 (22-32), 3. 1419 (14-20), Kälber 8890 (unv.) 2. 81 bis 86 (unv.. 3. 7071 (75-80), Schafe 80 (85), Schweine I. 74-76 (80-81), 2. 7274 (7779). 3. 6972 (74-76), Sauen 54-64 (6070) Mark. Verlauf des Marktes: Großvieh und Schweine langsam, Ueberstand, bei Kälbern belebt.

Stuttgart, II. Juni. (Landesproduktenbörse.) Die Stimmung am Getreidemarkt ist etwas ruhiger geworden. Es notierten je 100 Kg.: Weizen 21.5025.50 (am 8. Juni 21.5025.50), Sommer- 2225 (unv.), Roggen 2123.50 (unv.), Hafer 1621.50 (uno.i, Weizenmehl 4142 (unv.), Brotmehl 3536 (unv.), Kleie 12.50 bis 13.25 (12.7513.50), Wiesenheu 67, Kleeheu 78, drahtgepreßtes Stroh 4.505 (unv.) Mark.

MMM Nachtlchien

Essen, I I. Juni. Die Freien Gewerkschaften haben bei der Ber­liner Zentrale der Freien Gewerkschaften den Antrag gestellt, sie möge gegen die Entwaffnungsnote der Botschafterkonferenz protestieren, be­sonders gegen den Passus der Zerstörungen und Zerstreuungen von Maschinen, da die Erfüllung dieser Forderungen neue Arbeitslosigkeit und neues Elend über große Teile der deutschen Arbeiterschaft bringen müßten.

Chemnitz, 11. Juni. Ein schweres Autounglück ereignete sich gestern abend bei Oberhain. Beim Nehmen einer scharfen Kurve stürzte ein Auto um und begrub die Insassen unter sich. Ein Insasse war sofort tot. Der Chauffeur erlitt innere Verletzungen und Bein­brüche, die übrigen Mitsahrenden leichtere Verletzungen.

Berlin, 11. Juni. In Berlin herrscht seit gestern in den vom Wasserwerk Charlottenburg versorgten Stadtteilen Wassermangel. Dort hat in den höher gelegenen Teilen der Stadt, sowie in den oberen Stockwerken heute die Wasserversorgung vollständig aufgehört. Betroffen sind in erster Linie der Westen Berlins, insbesondere Char- loltenburg.

Berlin, 11. Juni. Vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte begann heute vormittag unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Lehmann der Prozeß gegen den Herausgeber desHolzmarktes", Otto Fernbach, wegen Beleidigung des preußischen Wohlfahrtsministers, des Ober-

Die vom Erlenhof.

2j Roman von Hainz Alfred von Byern.

Wiemanns Zeitungs-Verlag, Berlin W. 66. 1925.

Die Türe des Kaufladens öffnete sich, ein junges Mädchen trat heraus, rank, schlank, mit einem fein- geschnitenen Köpfchen, das unwillkürlich an eine alt­römische Gemme erinnerte, widerspenstiges, nacht­schwarzes Gelock umkrauste die Stirn, und unter den Brauen, die gerade wie ein Strich über die Nasen­wurzel liefen, standen ein Paar merkwürdig Helle Äugen, während der in zartem Bogen geschwungene Mund und das runde Kinn mit dem Grübchen dem Gesicht etwas Kindliches gaben.

Aus den gerundeten Schultern aber wuchs ein stolz getragenes Hälschen, der Schritt war leicht und federnd wie bei einem Rassepferd, und unter der ein­fachen, sauberen Bluse zeichneten sich die knospenden, fast noch kindlichen Formen ab. Das Mädel trug einen schweren, verdeckten Handkorb und huschte ge­schmeidig wie ein Kätzchen an Franz vorbei. Dieser blickte ihr sekundenlang nach Wo nur hatte er dies Gesicht schon einmal gesehen?!

Und dann plötzlich tauchte in seiner Erinnerung ein Bild auf: der vom Hochwasser geschwollene Mühl­bach in dem klirrende, klingende Eisschollen trieben, das strudelnde, tosende Wehr und ein vereister, glatter Steg, auf dem ein etwa zehnjähriges Mädchen schlit­terte.

Dann ein Schrei ein Fall ohne sich eine Se­kunde zu besinnen, war Franz in vollen Sachen in die quirlende, wirbelnde, gischende Flut gesprungen, hatte das halb ohnmächtige Kind gepackt, mit aller Anstrengung seiner sechzehn Jahre ans Land ge­schleppt die schwarze Hanne, die Tochter des alten Besenbinders Brandt, der aber seinen Erwerb nur zum Schein betrieb und der meistbestrafte Schmuggler und Wilddieb des ganzen Grenzgebietes auf Meilen in der Runde war.

Hanne! Fräulein Hanne!" Mit ein paar langen Schritten war der Unteroffizier an der Seite des Mädchens.Sie kennen mich wohl gar nicht mehr?"

Ein lächelnder Blick halb von unten heraus traf ihn.

O doch, Herr Herr Franz, wie sollt' ich denn nich"

Er bot ihr die kräftige, gebräunte Rechte, und nach einem sekundenlangen Zögern legte sie ihre schmale, weiße Hand hinein.

Willkommen in der Heimat! Wir haben Sie schon erwartet!"

Wir?"

Aber freilich! Oder hat Ihnen das Ihr Bater nicht geschrieben- ich bin doch seit einem Jahre auf

dem Erlenhof ja-"

Dem Erlenhof so und-"

Sie verstand sofort.

Mein Bater wohnt in dem Anban. letzt gibt es ja in der Wirtschaft nichts zu tun, im Winter der letzte Knecht Hot neulich gekündigt, ich besorge das

Vieh, und abends bediene ich die Gäste-" _

Aber kochen, scheuern-" '

Ach, das geht mir flink von der Hand Oie

werden vieles verändert finden-"

Franz schwieg. Kein Knecht auf dem achtzig Scheffel großen Bauerngut, nur dies Mädel und der

Alte, der Zuchthäusler-

Sie schien ihm seine Gedanken vom Gesicht ab­zulesen.

Ja, mit der Ernte war es ohnehin nicht viel, da bringt der Ausschank schon mehr ein, gestern abend hat's wieder bis Mitternacht gedauert, die Grenzer kommen auch manchmal, und sehe» Sie, da drüben" A» dem leichtgeneigte« Hang des Berges schim­merte» die weißen Abschnitte von Stämmen, lagen halb entrindete Rundhölzer »eben hochanfgeschtchteteu Klaftern.

Bruckmayer aus Neustadt hat alles angekauft und selbst schlage» lasten, dreimal so viel wie der ganze

Hof früher wert war-

Mit weit aufgeristene» Auge» starrte der junge Manu hinüber. .

Was denn?! Der Wald! Unser Wald!!"

Die andern machen's auch alle so" sie zuckte gleichmütig die Achselnund man kann ja wieder anpflanzen, der Herr von Schönau in Niederhammer hat vierhundert Morgen auf dem Stamme verkauft für eine Viertelmillion, der Händler läßt selbst schlagen und abfahren, in diesen Zeiten muß jeder sehen wo er bleibt, und wer's versteht, kann über Nacht ein reicher Mann werden!"

Mit seinem herben Knotenstock schlug Franz We­ber einen pfeifenden Lusthieb.

Reich reich, als ob daran das Glück hinge! Und die Scholle, die man baut, die uns trägt und ernährt, das Erbteil unserer Väter, die Zukunft derer, die nach uns kommen, das verludert und verdirbt, ausgeschun­den und verschlechtert für ein paar schmutzige Scheine äh!"

Herr Franz!" Sie sah ihn mit einem eigentüm­lichen Blick an, und in den blaugrünen Augen glomm jäh ein Helles Licht auf:ich ich-"

Na?" fragte er kurz, und nach einem sekunden­langen Zögern setzte das Mädchen hinzu:

Ich bin so froh, daß Sie wieder daheim sind, nun wird alles anders, gelt? Sind sind Sie mir böse?"

Nein, Hanne, ich danke Ihnen«

Sie sollen mir helfen das Haus, in dem meine Mutter auf Zucht und Ordnung gehalten hat, darf nicht zu einer einer Spelunke werden."

Ja", sagte sie schlicht, und jetzt, wo sie so nahe vor ihm stand, die Wangen leicht gerötet, halb Weib, da sah er erst, wie schön sie war.

*

Das Altholz lichtete sich, wich kulissenartig zurück, und an den Steilhängen lag lockerer Schnee. Er» jäher Windstoß zerriß das Gewölk, mit warmem Schein flutete das Sonnenlicht über die Halden, daß es aussah, als blühten überall Tausende von Rose« auf.

(Fortsetzung folgt.)

Präsidenten schen Heims Berlin, verbreitet, ! Reichspräsid und durch Nachricht i Die in dem sämtliche da ten lediglich worden.

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