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bruch entladen zu haben, denn plötzlich stürzten von der Trete Söche und vom Mont Fandery, die dem Gelö östlich vorgelagert find, enorme Wasserfluten ins Val Pelltne hinab. Stauungen von mitgeführ- tem Geschiebe türmten sich in der engen Schlucht des Erste Ssche-Baches auf, brachen auseinander, formten sich wieder und mit donnerndem Getöse warf sich die Muhre auf die kleine Fraktion Les Noyers bei Btonnaz. So schnell brach das Ver­derben herein, daß die Leute, die übrigens glaubten, es handle sich um ein Erdbeben, gar nicht mehr Zeit hatten, ihre Hütten zu verlassen. Mehrere derselben wurden zerstört, andere im Schutt be­graben. Zwölf Menschen fanden den Tod. Grausige Szenen spielten sich dabei ab. Als Hilfe von Bionnaz und Oyace kam, hörte man die Grabesstimmen der in den verschütteten Häusern lebendig eingeschlossenen Leute schauerlich aus der Tiefe tönen. Die ganze Nacht wurde fieberhaft gearbeitet; am nächsten Morgen trafen Alpenjäger von Aosta ein. Das Tal der Erste Seche war wie ausgefegt und zeigte Felspartien, die man früher niemals gesehen hatte. Der Gletscherforscher Francesco Porro meint nun imKarriere della Sera", eher als um eine Wasserhose dürfte es sich um den Ausbruch eines interglacialen Wasserbeckens gehandelt haben. Aber erstens gibt es oberhalb Les Noyers nur ganz unbedeutende Vergletscherungen und zweitens wußte Porro offenbar nicht, was sich an der Nord- und Westseite des Mont Velan zu­getragen hatte. Auch die Leute von Entremont und Val Sorey erzählen nämlich übereinstimmend, sie hätten am 31. Juli um 5 Uhr nachmittags über den Schneefeldern des Mont Velanuns trombs", das heißt eine Wasserhose, gesehen. Dieselbe ver­schwand zwar bald im Regen, machte sich aber sehr unangenehm bemerkbar, indem offenbar ver­anlaßt durch den gewaltigen Wirbelsturm ein großer Bergsturz niederging. Mächtige Schnee- und Eismassen lösten sich von der Aiguille du Velan und rollten bis zur St. Bervhardsstraße und bis zur Kantine de Proz herab. Die Wirtsleute in der Kantine schwebten unmittelbar in Lebensgefahr, aber der Geröllsturz erreichte das Haus nicht. Vier Hektar der schönsten Wiesen wurden verschüttet, die Straße an fünf Stellen zerstört, eine eiserne Brücke weggerissen, die Drance auf eine Strecke von 1500 Meter aus ihrem Bett geworfen. Noch lange kollerten Felsblöcke und Eisstücke nach. Erst nach dreitägiger Arbeit war die Straße zur Not wieder passierbar.

Warschau; 18. Aug. Obwohl gestern früh die Mehrzahl der Arbeiter der Lilpop'scheu Fabrik zur Arbeit erschienen waren, stellten sie um 8 Uhr morgens die Arbeit schon wieder ein und forderten die Befreiung aller verhafteten Genossen. Es streiken ebenfalls von Neuem die Kellner der Restaurants 3. Ranges, das Personal der Gummt- bandfabriken, der Waschanstalten, der Färbereien.

Für heute proklamierten die Sozialdemokraten einen einWgen politischen Generalstreik als Beileids- Manifest für die 300 Opfer der letzten Bialistoker Krawalle.

Petersburg, 18. Aug. Mittwoch, den 16. August, ^-ilte der Zar den Befehl, ein Manifest uiä'das Gesetz über die Volks­vertretung oder Reichsduma zu drucken. Gestern wurden alle Redakteure in die Haupt­verwaltung für Drucksachen beschieden, um ihnen mitzuteilen, was in dem neuen Gesetz für die Volks­vertretung enthalten sei. Das Schloß zu Gatschina soll bestimmt sein für die Versammlungen der Volksvertreter. Das Manifest, welches dem russi­schen Volke die heiß ersehnte Verfassung bringen wird, soll morgen veröffentlicht werden. Die Volks­vertretung wird ihren Präsidenten auf 5 Jahre wählen. Die Wahl desselben bedarf keiner weiteren Bestätigung. Alle im Staatssolde stehenden Per­sonen find als Volksvertreter nicht wählbar. Das üktive Wahlrecht beginnt mit dem 25. Jahre. Die jüdische Bevölkerung ist von den Wahlen nicht aus­geschlossen. Die Volksvertretung wird 520 Mit­glieder zählen, darunter 90 aus dem Bauernstand.

Petersburg, 18. Aug. Der Zar erhielt gestern Abend ein längeres Telegramm von Witte, welches, wie in der Umgebung des Zaren versichert wird, auf denselben einen günstigen Eindruck gemacht hat. Witte soll u. a. auch mit­geteilt haben, daß er alles daran setzen werde, um die Verhandlungen zu einem raschen Abschluß zu bringen und er werde infolgedessen auch in keine längere Vertagung einwilligen. Witte hat auch gleichzeitig Lambsdorff telegraphisch ersucht, auf die russische Presse dahin zu wirken, daß diese ihre Angriffe wegen seiner (Wittes) angeblichen Nach­giebigkeit einstelle.

Portsmouth, 18. Aug. Die gestrige Sitzung der Friedens-Delegierten dauerte bis spät abends. Da auch in der Nachmtttags- sitzung über Artikel 9 keine Einigung erzielt werden konnte, so wurde die Beratung des Artikels 11 in Angriff genommen. Die Beratung des Artikels 9 soll jedoch heute wieder ausgenommen werden. Ein japanischer Delegierter erklärte über die gestrigen Verhandlungen, daß Japan nicht zur Konferenz gekommen sei, um das Ende des Krieges fest­zusetzen, sondern um mit seinem Gegner zu beraten. Sollten die Verhandlungen scheitern, so erwartet man, daß Präsident Roosevelt den Versuch machen wird, die Delegierten zu einer nochmaligen Zu­sammenkunft zu veranlassen.

Portsmouth, 18. Aug. Amtlich wird bekannt gegeben: In der Fi e d en s ko n f er en z wurden die Artikel 10 und 11 beraten. Da bezüglich des ersten Artikels die Bevollmächtigten Meinungs­verschiedenheiten hatten, wurde er für eine spätere Zeit zurückgestellt. Eine Verschiedenheit der Ansichten zeigte sich auch bei Artikel 11, so daß angenommen wurde, daß die Bevollmächtigten zu keiner Einigung kommen würden. Die Weiterbcratung wurde um

6'/- Uhr nachmittags auf heute vertagt. DaS Reuter'sch e Bureau meldet: Artkikel 10 betrifft die Uebergabe der in fremden Häfen internierten russischen Kriegsschiffe, 11 die Beschränkung der russischen Seestreitkräfte in Ostafieu und 12 die Ftschereirechte Japans an der russischen Küste von Wladiwostok bis zum Behringsmeer. Ja den beiden Haupt­differenzpunkten dürfte es zu folgendem Kompromiß kommen: Rußland überträat Japan die Souvere- nität über Sachalin und Japan verpflichtet sich, die Insel weder zu befestigen noch zu militärischen und strategische» Zwecken zu benutzen und den Russen dort dieselben Fischerei- und Handelsrechte ein­zuräumen wie den Japanern selbst Japan dürfte auf eine Kriegsemscdädigung verzichten und sich statt dessen mit den Einkünften begnügen, die sich aus der Uebergabe der Pachtungen auf der Liaotung­halbinsel mit Port Arthur, der chinesischen Haupt­bahn und der Vergütung für die Verpflegung von 100000 kriegsgefangenen Russen in Japan ergeben.

Kenmschtrs.

(Eine unterirdische Post.) I« Chicago hat man soeben und andere Städte der Vereinigten Staaten werden diese Neuerung sehr bald nachahmen eine unterirdische Galerie ge­baut, die nicht nur für die Leitungen für Telegraph, Telephon und elektrisches Licht, sondern auch für den Transport von Postpacketen und Briefsachen dienen soll. Die Galerie dehnt sich schon jetzt über eine beträchtliche Streck« aus und nimmt den Unter­grund des ganzen Hauptviertels der Stadt ein. Die großen Handelshäuser der Stadt haben in ihren Souterrains Stationen für diesen Postweg, und der Transport der Packete von einem zum andern geht sehr schnell vor sich, da die Hindernisse des starken Verkehrs auf den öffentliche» Straßen selbst nicht vorhanden sind. Man kann diese Art der Beförderung auch auf die Korrespondenzen, Briese und Postkarten anwenden, und zwar mit Hilfe eines großen Rohrpostnetzes, das in direkter Verbindung mit den Briefkästen stehen wird; der Inhalt der letzteren wird regelmäßig in die Rohre der unteririrdischen Galerie entleert. Die General­direktion der Post in den Vereinigt-« Staaten hat einen Vertrag mit der Chicagoer Gesellschaft ge­schlossen. um überall dieses unterirdische Postsystem zur Anwendung zu bringen, das durch seine Ein­fachheit und Schnelligkeit gute Dienste zu leisten verspricht.

Standesamt ßalr».

Geborene.

18. August. Anna Maria, Tochter des Friedrich Eber­hardt, Taglöhners hier.

Getraute.

16. August. Christian Paul Rau, Pfarrverweser in Adolzhausen, OA. Mergentheim, mit Frida Antonie Klara Wagner hier. Gestorbene.

13. August. Walter, Sohn des Friedrich Pfrommer jr., Bäckermeisters hier, 23 Tage alt.

13. Karl August Ergenzinger, Lokomotivheizer

hier, 31 Jahre alt.

14. Oskar Walter, Sohn des Friedrich Stotz,

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Oberweiler, Oberamts Calw.

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