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den Maud Manville, sowie Professor Herkomer, der den Schluß der Konkurrenz mitgemacht hatte. Vom Komitee wurde Maud Manville ein großer Lorbeerkranz mit weiß'blauer Schleife überreicht. Die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen reichte der Prinzessin von Battenberg, die die ganze Tour mitgemacht hatte, duftende Rosen ins Automobil. ES muß als ein hervorragendes Resultat bezeichnet werden, daß von 79 Wagen, die am 14. August den Start in München verlassen hatten, nicht weniger als 66 gültige Wagen zur festgesetzten Zeit, um 5 Uhr, das Ziel München wieder erreichten, und von diesen nicht weniger als 28 Wagen ohne jedweden Defekt ihre Aufgabe lösten. Von den bereits gemeldeten kleineren Unfällen abgesehen, ist überhaupt kein das Leben von Personen gefährden­der Fall vorgekommen (Herrenalb?), was in hohem Grade für die Verläßlichkeit der Wagen, nicht minder aber auch der Fahrer spricht. Preise erhielten folgende Wagen: 4 40pferd. Mercedes, 1 60pferd. Mercedes, 1 35pferd. Opel, 1 35pferd. Klement, 1 28pferd. Mercedes, 2 46pftrd. Benz, 2 24pferd. Adler, 1 24/28pferd. Mercedes, 1 24pferd. Adler, 1 24pferd. Klement. Im ganzen ist das Resultat ein über Erwarten gutes; das Komitee hatte auf eine viel geringere Zahl von ankommendsn Wagen gerechnet.

München, 17.Aug. Inder Herkomer- Konkurrenz errang, wie das BureauHerold" meldet, nach der offiziellen Feststellung den ersten Preis Edgar Ladenburg aus München, dm zweiten Hermann Weiugand aus Düsseldorf und den dritten Willi Po ge aus Chemnitz.

Oberstdorf. Am Mariä HimuttlfahrtS- tage morgens ging in der Breitnachklamm eine ge­waltige Lawine zu Tal, durch die der Sekretariats- gehilfe Rupp aus München und seine Frau vollständig verschüttet wurden. Rettungsmannschaft förderte die Verschütteten schwer verletzt zutage.

Neumünster, 17. Aug. Der Genuß giftiger Pilze hat den Tod zweier Kinder des Tuchmachers Roscher herbeigeführt. Die Eltern ringen gleichfalls mit dem Tode.

Leipzig, 16. Aug. In erschreckender Weise mehren sich die Selbstmorde aus unglücklicher Liebe. In Auerbach erhängte sich aus diesem Grund ein 17jähriger Kaufmannslehrling; in Brambach ertränkte sich eine 16jährtge GutSbefitzerstochter. Im Rittergutspark Zehmen fand ein durchreisender Maler die Leichen eines Mannes und einer Frau. Der Mann hielt noch den Revolver in der Hand, mit dem er seine Begleiterin und sich erschossen hatte. Ein Zettel lag dabei mit der Bitte um ein gemeinsames Grab. In Leipzig sprang ein Hand­lungsgehilfe in die Pleiße, der zuvor seiner Geliebten Lysol eingeflößt hatte. Doch kamen beide mit dem Leben davon, wenn auch das Mädchen zunächst noch schwer krank darniederliegt.

Berlin, 16. Aug. DieNorddeutsche All­gemeine Zeiiung" beschäftigt sich heute eingehend mit den Zeituvgsmeldnngen über einen Truppen­nachschub für Südwest afrika und erklärt, daß alle Mitteilungen, die von einer erheblichen Verstärkung der im Felde stehenden Truppen sprechen, in das Reich der Fabel gehören. Die Regierung bleibt ernstlich bemüht, die Truppenaushebungen innerhalb des Rahmens der vom Reichstage aus­gesprochenen Bewilligungen zu halten. Nur dann würde sie hiervon abweichen, wenn die Ereignisse in Südwestafrika dies erfordern sollten. Keinesfalls aber würde sie zu einer derartigen Maßnahme schreiten, ohne sich der vorherigen Zustimmung der gesetzgebenden Körperschaften vergewissert zu haben.

Aus Swakopmund, 17. Juli, wird derTgl. Rdsch." geschrieben:Es herrscht starkes Mißtrauen unter den Aufständischen uns gegenüber inbezug auf die Frage, welche Behandlung man ihnen bei uns angedeihen lassen würde, falls sie sich ergeben. Ihre Kapitäne und solche, die besonders schwere Verbrechen auf dem Kerbholz haben, sorgen dafür, ihren kampfesmüden Leuten die schauerlichsten Geschichten von den grausamsten Martern, die diese in unfern Lagern erwarte, zu erzählen; uud ver­zweifelt irren diese Unglücklichen, unter denen es ohne Zweifel sehr vielGeschobene" und Mißleitete gibt, ihren Leidensweg, der schließlich doch im Ver­hungern oder Verdursten, bestenfalls aber durch eine Kugel, sein Ende findet, weiter. Menschlich gedacht find die vielen kleinen Kinder am meisten zu be­

dauern, die die Torheit ihrer Eltern bitter büßen müssen, sie sterben zu Hunderten meist am Hunger. Und die trockene Jahreshälfte, die Zeit, die schon im Frieden von den armseligen Hottentotten, die nichts ihr Eigen nennen, nur unter größten Ent­behrungen und sehr oft nur mit Hilfe der Regierung überwunden werden konnte, steht doch erst noch be­vor! Schon jetzt, bei ihrem Beginn, wird über Wasser­mangel im Lande geklagt; was wird das erst in 34 Monaten geben, wenn alles von der sengenden Sonne verdorrt ist und die bösen Zeiten keinerlei Arbeiten auf den Feldern und an den Wasser quellen gestatten. Aber auch unsere brave Truppe wird vieles zu leiden haben unter der bevorstehenden Dürre und dem Wassermangel, wenn schon die Leitung in kluger Voraussicht der kommenden Ereignisse seit langer Zeit an der Schaffung geordneter Wege und Wasscranlagen, an der tzeranschaffung von Proviant uud Einrichtung von Etappenstationen im ganzen feindlichen Gebiet nach Kräften arbeitet. Wahrlich, nur wer einmal selbst in diesem Land jene Kalamität bis zur Neige nicht nur als Jagd- oder Reise­amateur durchkostet hat, kann sich ein Bild von dem stummen Heldentum machen, das unsere Truppe hier durchlebt, kaum gewürdigt von den Brüdern in der Heimat!"

Hamburg, 17. Aug. Mit dem Dampfer Alexandra Wörmann" trafen aus Swakopmund teils als entlassen, teils als Rekonvaleszenten ein: die Hauptleute v. Rappard und Arnold, die Ober­leutnants v. Grothe und Hildebrand, Leutnant Frhr. v. Reibnitz, Oberveterinär Scholz, Stabs­veterinär Eberrs, 80 Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine.

Wie dirKreuzzeitung" erfährt, liegt die Gattin des Generalleutnants v. Trotha in einem Berliner Krankenhaus todkrank darnieder; es sei nicht ausgeschlossen, daß Herr v. Trotha deshalb nach Berlin komme.

Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Unteroffizier Karl Köhler, geb. 1879 zu Hannover, früher 4. württ. Feldartillerieregiment Nr. 65, ist am 12. August in der Krankensammelstelle Dawig- neb an Typhus gestorben.

Stettin, 17. Aug. Auf dem am 29. August in Gegenwart des KaiserpaareS stattfinden­den Stapellaus des neuen Schnelldampfers der Hamburg-Amerika-Linie, der den Namen Kaiserin Augusts Viktoria erhalten soll, werden voraussicht­lich auch vier Admirale des englischen Kanalgeschwa­ders. darunter namentlich Admiral Wilson mit seinem Stabe teilnehmen. Das englische Geschwader trifft am 28. ds. in Swinemünde ein und verbleibt dort bis zum 30. August.

Berchtesgaden, 15. Aug. Samstag morgen unternahmen 4 jüngere Herren einen Auf­stieg von Scharitzkehl zur Nadelspitze am Hohen Göll. Steinschlag oder Steinbruch veranlaßte den Fall eines der Beteiligten, Netto aus Dresden, der dadurch seinen Tod fand; zwei weitere Teil­nehmer wurden leicht verwundet, während der vierte unversehrt davonkam.

Schwyz, 16. Aug. Gestern stürzte am Großen Mythen ein Schlosserlehrling aus Stans, Alfred Koch, beim Blumensammeln über eiue 300 Meter hohe Felswand. Der furchtbar zer­schlagene Leichnam wurde auf einer Geröllhalde zwischen den beiden Mythen gesunden.

Paris, 16. Aug. Alice Roosevelt, die Tochter des Präsidenten der Bereinigten Staaten, wurde einem Privattelegramm von der Kaiserin von China zu einem Besuch eingeladen. Sie hat die Einladung angenommen.

Vichy, 17. Aug. Eine große FeuerS- brunst zerstörte gestern Abend drei Häuser. Mehrere Personen erlitten schwere Brandwunden. Das Feuer sprang auf das Dach des Hotels über, wo der Schah von Persien abgestiegen war.

Lüttich, 17. Aug. Dem Leibarzt des Schahs von Persien, vr. Schneider, der im Gefolge des Schahs hier weilt, ist ein Handkoffer mit Juwelen im Wert von 50 000 Francs und Wert­papieren von demselben Betrage, den er an der Kasse eines Hotels abgegeben hatte, abhanden ge­kommen. Die Nachforschungen der Polizei verliefe» bisher ergebnislos.

London, 17. Aug. Wie der Korrespondent der Daily Mall aus New - Nork meldet, hat die

dortige Polizei acht Gauner festgenommen, die 100 000 Dollar erschwindelt haben sollen und zwar dadurch, daß sie durch geschickte Manipulationen an Telegraphenleitungen, Telegramme abfingen und die so erhaltenen Informationen zu betrügerischen Zwecken ausbeuteten.

London, 17. Aug. Die künftigen Ver­handlungen über den deutsch-amerikanischen Handelsvcrtag drohen einer Meldung der Morning Post" aus Washington zufolge dem bisherigen Anblick nach an der Unerfüllbarkeit der deutschen Forderungen zu scheitern, welche einen Vorzugstarif von England und Zollbegün­stigung des deutschen Rübenzuckers gegenüber dem kubanischen Rohrzucker etnschlößen. Die Regierung setzt jedoch große Hoffnung auf das Ergebnis der gegenseitigen Konferenz, die gestern in Chicago zusammentrat und die möglicherweise den Weg zu einer den berechtigten deutschen Ansprüchen genü­genden Tarifreform weisen werde, die dem Präsi­denten Roosevelt erwünscht ist.

Wien, 16. Aug. Heute Vormittag machten der Kaiser und der König allein eine Ausfahrt längs der Traun in der Umgebung Ischls bis zu dem Orte Laufen. Beide trugen österreichische Kampagne-Uniform ohne Säbel und fuhren gegen 11 Uhr nach dem Bahnhofe. Die Verabschiedung war sehr herzlich. Der König rief dem Kaiser noch aus dem Wagen zu: Ich bin sehr glücklich. Dich gesehen zu haben.

Warschau, 16. Aug. Hier hat sich neuer­dings eine Kompagnie eines Infanterie-Regiments geweigert, das Todesurteil au 10 Offizieren und 24 Unteroffizieren zu vollstrecken. Die Verurteilung war erfolgt, weil die Genannten sich geweigert hatten, nach dem Kriegsschauplatz abzugehen. In den nächsten Tagen wird das 13. Armeekorps und 2 Artillerie-Brigaden nach der Mandschurei abgeheu.

Warschau, 17. Aug. Die Direktoren der seit zwei Wochen ausgesperrte« und militärisch be­wachten Lilpop'schen Fabrik benachrichtigten 3000 Arbeiter, daß heute unter den neuen Ordnungs­bedingungen die Arbeit wieder beginnt. Dis bis Sonnabend nicht erschienenen Arbeiter werden defi­nitiv entlassen. Gestern Nacht wurden 18 Gießer dieser Fabrik in ihren Wohnungen verhaftet. In den letzten Tagen wurden einige hundert Sozialisten, die dem Bunde der sozialdemokratischen Partei an­gehören, arretiert.

Petersburg, 16. Aug. Ein Vorfall in der russischen Marine wirft ein grelles Schlaglicht auf die Disziplinlosigkeit unter den russischen Offizieren. Der Marineminister hatte vor einiger Zeit dem Oberkommandeur des Kronstädter Hafens und Vor­sitzenden des Kronstädter Kriegsgerichts, General­leutnant Seleny Befehl erteilt, unverzüglich nach Libau zur Verhandlung gegen die Meuterer des Panzerschiffes Alexander III. zu reisen. Der General leistete diesem Befehl jedoch nicht sofort Folge, son­dern reiste erst eine Woche später. Darauf ist nun gegen ihn wegen Nichtbefolgung des Befehles eines Vorgesetzten ein Verfahren eingeleitet worden. In Marinekreisen ist man äußerst gespannt darauf, welches Urteil das Kronstädter Kriegsgericht gegen seinen Vorsitzenden fällen wird.

Petersburg, 17. Aug. Die Gattin des in japanischer Gefangenschaft befindlichen Admirals Roschdjeswensky erhielt von diesem die Mitteilung, daß er bald vollständig wieder hergestellt sein und dann die Rückreise nach Rußland antreteu werde.

Tanger, 17. Aug. Der deutsche Gesandte Graf Tattenbach erklärte gegenüber einem Korrespondenten desEcho de Paris", die deutsche Regierung glaube nicht, daß ein Anleihen in Frage kommen könne, weil die deutschen Bankiers auf eine diesbezügliche Anfrage des Sultans erklärten, daß sie ihm nur 10 Millionen vorstrecken könnten und als Garantie hierfür die Güter des Maghzeu in Tanger übernehmen müßten. Graf Tattenbach erklärte weiter, daß er Instruktionen habe, die Auf­nahme einer Anleihe abzulehnen. Er hätte den Sultan in dieser Angelegenheit um eine Audienz ersucht, die in den nächsten Tagen stattfinden soll.

Portsmouth, 17. Aug. Minister Witte äußerte gestern abend gegenüber Berichterstattern: Ich tue alles, was ich nur kann, zur Erlangung des Friedens. Von den 8 Artikeln, die bereits er-