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^r 129 . Amts- und Knzeigeblatt für dm Bezirk Kakw. 80 . rchMz
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Donnerstag, de« 17. August 1905.
Lbonnroirntepr.tnd. Stadtvr.Btertelj. Ml. l.ioincl.TrLgerl. Bierteljithrl. vokbe,uz«preiS ohne Bestsllg. f. d. OrtS- u. Nachbar- ; ortiverlchr 1 ?Ptk., f d. fnrist. Berlrhr Ml.l.lO. Bestellgeld L0 Pfg.
Amüicht Ufk^KXvEMU^UNgM.
Die Schulthechenämter,
welche den auf 1. August ds. IS. verfallenen Vollzugsbericht über die Rezesse der Poliz'iViener- ruusteruug noch nicht erstattet haben, werden hiemit aufgefordert, dies alsvald nachzuholsn.
Calw, 15. August 1905.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann.
Die Sch«ttheihe«ärnter,
' welche nicht bereits Vollzugsberichke erstattet haben, werden an die Erledigung des oberamtl. Erlasses vom 10. Juli 1905, bstr. die BerLilgung schädlicher Tiere, Wochenblatt Nr. 109, erinnert.
Calw, 15. August 1905
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann.
kAMMMtzkLüru.
* Calw, 15. Aug. Bei der Verpachtung der Fischwasser gehen die bisherigen Pachtpreise ia beträchtliche Höhe. Die Nagoldstrecke zwischen Kenthrtm und Waldeck samt dem Rötelbach wurde auf 12 Jahre für jährlich 300 verpachtet; der bisherige Pachtpreis betrug nur 51 Der Pächter ist verpflichtet, jedes Jahr auf seine Kosten eine größere Zahl von jungen Edelfischen in die Gewässer einzusetzen, so daß nach Ablauf der Pachtperiode der Fischbestand sich nicht vermindert haben wird. Eine spätere Herabsetzung des Pachtpceisss dürfte somit nicht eintreten.
* Calw, 16. Aug. Die Herkomer- tourenfahrt hatte gestern früh eine große Zahl Schaulustiger aus der Stadt hrrbeigelockt. Die Bischofs- und Stuttgartecstraße waren stark besetzt und viele Personen begaben sich auf die Höhe der Stuttgarter Straße, um von dort aus die Anfahrt der Wagen beobachten zu können. Am Waldhorn
batte der Ortskommissär, Alex. Kaum, zur genauen Notierung des Eintreffens der Wagen Aufstellung genommen. Der erste Wagen traf kurz nach 6'/- Uhr hier ein; in rascher Folge kamen die andern und um 10 Uhr hatten sämtliche Wagen die Stadt passiert; im ganzen liefen 73 hier durch. Die Insassen der Wagen waren über und über bestaubt und mancher der Zuschauer mag sich bei diesem Anblick gedacht haben: Ein Vergnügen eigener Art ist doch solche Autofahrt. Zur sportlichen Beurteilung der Herkomer-Konkurrenz sei noch erwähnt, daß die Wagen in 4 Gruppen etngeteilt waren: die erste von 60 bis 100 Pferdekräften war durch 4, die zweite von 32—60 Lä durch 39, die dritte von 16—32 L8 durch 49 und die vierte Gruppe bis zu 16 kä war durch eine Anzahl der verschiedensten Systeme vertreten. In sehr ruhigen, eleganten englischen Daimler-Motoren fuhren die Engländer, ebenso zeichneten sich auch die Adlerfahrzeuge durch geräuschlosen und vorzüglichen Gang aus. Ein Wagen wurde von eine: Dame kunstgerecht gesteuert. Von hervorragenden Persönlichkeiten, welche an der Tourensahrt teilnahmen, seien der Fürst von Bulgarien, der Großfürst Kyrill von Rußland und der Prinz von Battenberg genannt. In Calw und nächster Umgebung ereignete sich kein Unglückssall.
Herrenalb, 15. Aug. Das von seinem Besitzer Albert Osterrieder geleitete, an der Herkomer-Konkurrenz teilnehmende Automobil Nr. 67 fuhr heute vormittag in der Nähe der Brücke auf den Wagen eines Viehhändlers und warf diesen um, so daß der Viehhändler zu Boden geschleudert wurde, jedoch ohne Schaden zu nehmen. Dann überfuhr das Automobil zwei Kinder eines hier zur Kur weilenden Pastors in der Nähe des Hotels zur Post. Von den Unerfahrenen, Mädchen im Alter von 5 und 10 Jahren, wurde das eine schwer, das andere leicht verletzt.
Wildbad, 14. Aug. Der gestrige Sonuiag brachte uns wieder ein äußerst bewegtes Leben.
Scheint auch der Höhepunkt der Kurzeit schon hinter uns zn liege», so ist doch die Zahl der Kurgäste noch eine sehr große. Der gestrige Extrazug hieher brachte eine Menge Gäste, die bei dem herrlichen Wetter sich Wtldbad mit dem vielen Schönen, das Natur und Kunst bietet, «»sehen wollten, und die zweite große Beleuchtung der Enzanlagen mit Feuerwerk vereinigte wieder mehrere tausend Menschen bei den sog. „12 Aposteln", einer Baumgrupp: gegen das obere Ende der Anlagen. Das Feuerwerk gelang diesmal bester als bei der ersten großen Beleuchtung, diese selbst war wieder hervorragend schön.
Stuttgart, 14. Aug. (Oberlandesgericht.) In der Kiagcsachs der Korckursverwal- tung der Mechanischen Buntweberei am Stadtbach in Göppingen gegen die Feuerv er sichsrungsgesellschaft Phönix und Gen. wegen Zahlung einer Brandentschädigung in Höhe von über 800 000 findet am 22. Sept. BcrufungSverhandlung vor dem Oberlandesgericht ia Stuttgart statt. Dis Versicherungsgesellschaften lehnen bekanntlich die Zahlung der geforderten Summe mit der Begründung ab, es liege allem Anscheine nach Versicherungsbetrug vor. Von der klägerischen Seite wird dieser Behauptung widersprochen. Das hies. Landgericht hatte die Zahlungsverpflichtung der Versicherungsgesellschaften von der Ablegung eines Ueberzeugungseides durch den Konkursverwalter abhängig gemacht. Gegen diese Entscheidung haben dt: Beklagten jedoch sofort Berufung beim Oberlandesgericht eingelegt, das stch nunmehr mit der Angelegenheit zu befassen hat. Von dem endlichen Ausgang dieses Prozesses hängt die definitive Festsetzung der Konkursdividende ab.
Großheppach, 15. Aug. Die Reblauskran k h e i t hat hier einen recht bedenklichen Umfang angenommen. Man ist eifrig bemüht, die Reblaucherde aufzudecken. Uebsr 200 Personen waren in den letzten Tagen mit der gründlichen Untersuchung jedes einzelnen Rebstockes eifrig be-
Die schwarze Dame. ^ °
Roma« von HanS Wachenhusen.
(Fortsetzung.)
Während Blenke am nächsten Morgen einen lebhaften chiffrierten Deprschen- wechsel mit Berlin begann, der ihn den Tag hindurch in aufregender Beschäftigung erhielt, verlangte Afra, nichts ahnend von der Verschwörung, die dieser so kühn gegen ihre Ruhe anzettelte, schon als sie sich vom Lager erhoben hatte, ihre Reittoilette.
Im kaffeebraunen Reitgewand, den Cylinder mit gleichfarbigem Schleier auf dem dunklen Haar, die Gerte mit dem Brillantkopf in der Hand, trat sie auf die Terrasse, als fie Dagobert und zugleich den Reitknecht mit dem Pferde kommen sah. Den Saum des Gewandes hebend, schritt fie den Steg hinab und beobachtet von den Nachbarn, die neugierig an die Fenster liefen, lächelte fie ihm ihren Dank für seine Pünktlichkeit zu.
„Schicken Sie den Reitknecht fort." bat fie, und Dagobert selbst hielt ihr den Fuß, als fie in den Sattel stieg. Ein flüchtiger Schatten strich über sein Gesicht beim Anblick dieses Füßchens, das Blenke erkannt haben wollte und verleumdete. Gewiß eins der schönsten, aber gab es deren nicht so viele?
„Nicht in den Prater!" bat sie, die Zügel in die Hand nehmend. „Es ist so lebhaft dort, wir wollen allein sein!
Dagobert wußte, daß fie sich in Wien schnell den Ruf einer unvergleichlichen Reiterin gewonnen; er sah aber, wie fie jetzt ihren Uebermut bekämpfte, das Pferd in ruhige Gangart setzte und, als fie draußen nicht mehr von den Neugierigen belästigt waren, das Bedürfnis fühlte mit ihm zu plaudern.
„Ich bin sonst eine Wilde, wenn ich im Sattel sitze," sagte Afra mit dem anmutigsten Lächeln. „Das Bewußtsein der Freiheit, der Ungebundenheit durchströmt mich mit einer zu Tollheiten treibenden Gewalt; ich möchte jedes Hindernis nehmen, das sich mir in den Weg stellt. Es ist übrigens nicht mein Verdienst, daß ich eine passable Reiterin bin. Schon als Kind nahm ich, da meine Eltern wenig auf unserem Gutshofe, sondern meist in der großen Welt lebten und mich zu Hause ließen, den Sattel auf die Schulter, fing mir in der Koppel eins von unseren Pferden ein, zäumte es mir selbst und jagte umher. Ich suchte mich eben schadlos zu halten dafür, daß ich keine Kindheit hatte, wie fie andern vergönnt ist. Meine Mutter" — ihre Miene trübte sich, fie sprach das Wort mit sinkender Stimme — war eine gefallsüchtige Frau, der es nachteilig für den Ruf ihrer Schönheit und ihrer Jagend erschien, eine Heranwachsende Tochter zu haben, und ihre Abneigung gegen mich wuchs also mit meinen Jahren. Man hielt mir wohl eine alte Lehrerin auf dem Gute, der meine ganze Erziehung überlassen war, aber sie war meinem Temperament nicht gewachsen. Mein Vater hatte mich zwar gern, er schrieb mir zuweilen, wenn die Unruhe der Mutter ihn, der so schwach gegen sie war, Jahre lang draußen in der Welt hielt; aber endlich . .
Sie wollt« den Gedanken verjagen, der ihr so peinlich zu sein schien.
„Nun, mein Gott, endlich war das Vermögen dahin und meine Mutter starb aus Scham vor der Armut an gebrochenem Herzen. Ich sah mich gezwungen, schon mit siebzehn Jahren einem Mann die Hand zu reichen, den ich nicht liebte und der, weil er dies empfand, aus Rache mir zum Peiniger ward . . ."
Sie schwieg wieder in trüb« Gedanken versinkend und ritt stumm an seiner Seite.