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Württsmderg

Freudenstadt, 3. April. (Frühjahrstagung der Kurorte.) Me hier abgehaltene Tagung der Bäder und Kurorte Württem­bergs war durch Vertreter von Wildbad, Herrenalb, Calw, Lic- benzell, Teinach, einigen Orten des Unterlandes und von Fried­richshafen beschickt. Hinsichtlich der Pensionspreise wurde laut Grenzer" nachgewiesen, daß sie unter denen der gleichartigen ausländischen Hotels bleiben, daß also zu der bedauerlichen Ab­wanderung von vielen Deutschen nach ausländischen Kurplätzen kein Grund besteht. Gegen Sonderlasten, wie Wohnsteurr und städt. Getränkesteuer soll mit allen Mitteln angekämpsr werden. Ferner soll eine weitgehende Stundung der Gebäudeent'chul- üungssteuer und eine wesentliche Zurücksetzung der Steuer­beträge für Saisonbtriebe gefordert werden. Auf die Wichtig­keit der Hebung des Fremdenverkehrs wurde lebhaft mngewie- sen. Die Verkehrsverbesserungcn für die «chwarzwaldkueortc im Sommerfahrplan wurden begrüßt. Gegen die unbegreif­liche Verschleppung des Murgtalbahnausbaus soll protestiert werden. Eine Versammlung der Hotel- und Gasthosbesitzer vom Kinzig-, Wolf;, Harmersbach- und Gutachtal in Hausach vereinbarte als Mindestpensionspreis für die Monate Juni, Juli und August 6 Mark.

Stuttgart, 3. April. (Spielplan der Württ. Landestheater.) Großes Haus: Sonntag, 5. April: Tristan Und Isolde; Mon­tag: Carmen; Dienstag: Fidelio; Mittwoch: Der arme Hein­rich; Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag: Geschlossen; Ostersonntag: Parsisal; Ostermontag: Parsival. Kleines Haus: Sonntag, 5. April: Bruckner Gedächtnisfeier; Gu­stav III. (geschlossene Vorstellung für die St. V.B.); Die neunte Stunde. Das Apostelspiel; Montag: Die neunte Stunde. Das Zlpostelspiel; Dienstag: Die neunte Stunde. Das Apostelspiel; Mittwoch: Iphigenie auf Tauris (geschl. Vorstellung für die St. V.B.); Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag ge­schloffen; Ostersonntag: Gustav II!.; Ostermontag: nachmittags: Wallensteins Lager Die Piccolomini; abends: Mein Leopold.

Stuttgart, 3. April. (Fleischpreiserhöhung.) Die Fleischer- Innung hat mit sofortiger Wirkung erhöht die Preise von Ochsen- und Rindfleisch 1. Klasse von 1.05 bis 1.10 Mk., 2. Kl. auf 95 Pfg. und von Kuhfleisch 1. Klaffe auf 6065 Pfg. Alle übrigen Fleischsorten bleiben unverändert.

Herrenberg, 2. April. (Verwahrt die Garbenlöcher!) Von grundsätzlicher Bedeutung für die Landwirre ist folgender Ge­richtsfall: Wegen fahrlässiger Tötung hatte sich die Bauers­witwe Marie Binder von Oeschelbronn zu verantworten. Den Grund zur Anklage bildet folgender Tatbestand: Am 13. Dez. v. I. stieg der 34 Jahre alte, geistig nicht ganz normale Stief­sohn der Beschuldigten, Jo hann M artin Binder, abends gegen

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Samstag, den 4. April 1925.

83. Jahrgang.

6 Uhr als es Iiacht war auf den Hcustock :n der Scheune, um Futter für die Pferde zu holen; dabei kam er dem Garben­loch, das mit keinerlei Schutzvorrichtung versehen war, zu nahe und stürzte in einer Höhe von 1,70 Meter herunter, wo­durch er sich so schwere Verletzungen zuzog, daß er am folgen- i den Morgen tot in der Scheune aufgefunden wurde. Die Be­schuldigte gab zu ihrer Entschuldigung an, sie habe immer uno immer wieder ihren Leuten verboten, bei Nacht auf den Heu­stock zu gehen, damit kein Unglück passiere. Obwohl keine bau­polizeiliche Vorschrift besteht, daß z. B, dje Garbenlöcher mit Schutzvorrichtungen zu versehen sind, war dis Beschuldigte den­noch verpflichtet, eine solche anzubringen, denn sie war sich der Gefährlichkeit bei dem Verkehr auf dem Futterstock bewußt. Der Staatsanwalt hatte eine Geldstrafe von 150 Mark bean­tragt und das Gericht ließ insofern Milde walten, als es anstatt einer Gefängnisstrafe von zehn Tagen auf 60 Goldmark und Tragung der Kosten erkannte. Darum Nutzanwendung für die Landwirte: Verwahret Eure Garbenlöcher gut!

Schwaigern, 3. April. (Bürger-Versammlung.) Eine vom Gemeinderat wegen eurer Kritik imLeintalboten" einberufene Bürgerversammlung sprach dem Gemeinderat das Vertrauen aus. Darüber, ob auch der Ortsvorsteher das Vertrauen besitzt, wurde nicht abgestimmt. Nur ein Gemeinderat und der Orts­vorsteher verurteilten die Kritik desLeintalboten", während sie im übrigen gutgeheißen wurde.

Emerkingen OA. Ehingen, 3. April. (Der zehnte Sohn.) Aus Anlaß der Geburt seines zehnten Sohnes hat das Staats- ministerinm dem Ehepaar Roth eine Ehrengabe von 20 Mark überreicht und zugleich wurden dem Ehepaar die herzlichsten Glückwünsche von der Staatsregierung ausgesprochen.

Tuttlingen^ 3. April. (Ein Tausendkünstler.) Ein hiesiger Maurermeister suchte imSchwarzwälder Boten" einen Polier und erhielt von einem im Amt Stockach wohnendenMeister" folgendes vom 11. 3. 25 datiertes Schreiben:Auf Ihre Annoce im Schwarzwälder, teile ich mit, daß ich bei Ihnen Polier werden möchte. Ich Lin Maurermeister, Schneidermeister, Schuhmachermeister, Gärtnermeister, Metzgermeister; ich ver­füge noch über viele andere Berufe und verspreche Ihnen ein treuer Arbeiter zu werden, jedenfalls meldet sich kein zweiter mit solchen Kenntnissen."

Ulm, 3. April. (Vom Ulmer Münsterplatz-Projekt.) Ober­bürgermeister Schwammberger teilte in der gestrigen Etats­beratung mit, daß er mit der Fertigung des endgültigen Pro­jekts zur Ueberbauung des Münsterplatzes Professor Schmitt- Henner-Stuttgart beauftragt habe.

Ulm, 3. April. (Srafversetzung.) Der Staatspräsident hat den Amtsrichter Konstantin Wieland hier an das Amtsgericht Calw versetzt.

Oehringen, 3. April. (Kurzschluß Lurch Störche) Langen- beutingen hatte gestern Abend kein elektrisches Licht und das kam so. Mit dem Frühling ist auch Las Storchenpaar wieder in seinem Nest eingezogen. Es bekam nun Besuch, offenbar von einem Wohnungssuchenden, der die langjährigen Rechte des alten Mieters nicht anerkennen wollte, denn der Eindringling wurde unfreundlich empfangen und kam bei der lebhaften Aus­einandersetzung an die Drähte der Hochspannung. Ein kurzes heftiges Aufflammen und Kurzschluß. Der Störenfried kam noch mit einem blauen Auge davon, stand aber die ganze Nacht über in recht trüben Gedanken auf dem Nachbarüach und klap­perte resigniert.

Baden

Pforzheim, 2. April. Eine Festrrahme mit Hindernissen, die der Komik nicht entbehrt, geschah in vergangener Nacht durch zwei hiesige Polizeibeamte. Ein starker Trinker sollte schon seit einiger Zeit in eine Heilanstalt eingeliefert werden. Er verstand es aber mit großem Geschick, sich dieser Maßnahme zu entziehen, sodaß schließlich nur seine polizeiliche Festnahme übrig blieb. Aber auch diese stieß, da man den Miami nie an­traf, auf Hindernisse, bis sich schließlich zwei Beamte eines Abends auf die Lauer legten und dem Spätheinikehrenüen in seine Wohnung folgten, um ihn mitzunehmen. Aber so leicht sollte dies nicht gehen, der Aiann ging rasch in ein Zimmer und flüchtete von hier durch das Fenster auf das Dach. Die verfolgenden Polizeibeamten, die alsbald merkten, daß eine Flucht über die Dächer für den Ausreißer unmöglich war, da eine hohe Giebelmauer den Weiterweg abschnitt, blieben ruhig an den Dachfenstern und machten den Flüchtling darauf auf­merksam, daß er ja doch den gleichen Weg zurückgehen müsse, sie ihn daher ruhig erwarten könnten. Da könnt ihr lang warten, klang es zurück, was mitWir haben Zeit" beantwortet wurde, lind dann ließen sich beide Teile, der eine auf dem Dachfirst, der andere am Dachfenster, häuslich nieder, der Dinge harrend, die da kommen sollten. Nun war es aber in der Nacht ziemlich kalt, was der Dachwandler viel rascher spürte als seine Ver­folger, und schließlich sah der Verfolgte ein, daß er es doch nicht auf die Dauer auf seinem lustigen Sitze aushalten konnte. Er begab sich freiwillig in die Obhut seiner Verfolger, worauf alle drei befriedigt den Weitermarsch antraten.

Ettlingen, 3. April. In Malsch geriet das Anwesen des Karl Krapp in Brand. Das Haus mit sämtlichen Vorräten wurde Lurch das Feuer vernichtet. Die Feuerwehr vermochte lediglich ein lieber greifen des Brandes auf die Nachbarhäuser zu verhindern.

Karlsruhe, 3.- April. Der Bürgerausschuß ,genehmigte die Aufnahme eines Anlehens in Höhe von einer Million Mark, das zur Förderung des Wohnungsbaues verwende werden soll. Im Verlauf der Sitzung wurde festgestellt, daß augenblicklich in Karlsruhe 2000 Wohnungen fehlen.

Vermischtes

Ein Nachspiel znm Gendarmenmordprozetz. Vor dem Schöf­fengericht Memmingen begann gestern ein neuer Prozeß gegen den von der Anklage des Gendarmenmords freigesprochenen

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Geschichtliche Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Felix Nabor.

72 l (Nachdruck verboten.)

So arm und verlaßen, wie sie Jahrzehnte lang gelebt hatte, starb sie auch; nemand kümmerte sich um die edle Frau. Selbst ihr Todesjahr tat sich bis jetzt noch nicht ermittelte lassen

Henriette !'«n Mömpelgard, die unversöhnliche Feindin des Oettingers, spi te diesen wieder auf und hetzte von neuem das edle Wild. Die Sage meldet über diese Begebenheft, Friedrich sei im Jahre 1427 nach Schwaben zurückgekehrt und habe einen Anteil an der Burg Lichtenfels (im heutigen Oberamt Sulz) gekauft; doch auch auf diesem kleineren Schauplatze habe er sein altes Treiben fortgesetzt,.sodaß die Gräfin Henriette in eigener Person mit Mannschaft zu Roß und zu Fuß vor.seine Burg gezogen sei. Wiederum sei er ins Elsaß entkommen und habe mit etlichen sehdelustigen Adeligen in die Grafschaft Mömpel­gard einzufallen gedacht. Doch die Gräfin habe ihn durch ihr Diener ergreifen und eine lange Reihe von Jahren in Mönrpel- gavd ernkerkern lassen.

*

Gräfin Henriette führte noch etliche Jahre die Zügel der Regierung; dann zog sie sich auf ihren Witwenfitz nach Nürtin- U? Mrück. Später geriet sie sogar mit ihren Söhnen in Streit, die sie in Nürtingen im April 1412 einsperrcn ließen. Fhre Herrschsucht brachte sie in beständiges Zerwürfnis mit En, dre ihr nahe standen; sie lebte in strenger Haft bis zum August desselben Jahres. War das vielleicht eine Strafe des Himmels für den Haß, mit dem sie den Grasen Friedrich von Zollern verfolgt und der diesen vernichtet hatte?

Schon im Jahre 1444, am 14. Februar, starb sie zn Nür- tingen; ihre Leiche wurde nach der Stadt Mömpelgard gebracht und daselbst in der Kirche St. Mainboef üeigesctzt.

Als Berta von Stauffeneck ihren Tod erfuhr, ließ sie in ihrer Burgkapelle eine volle Woche lang Messen für die Seele Ar hohen Verstorbenen lesen; sie war ihr stets eine gütige Herrin gewesen und die Begründerin ihres Glückes geworden Nun stattete sie auf diese Weise ihren Dank ab.

Wieder war der Mai ins Land gezogen mit feiner Blütcn- pracht und dem überall sprossenden neuen Leben; man -chvieb das Jahr 1443!

Auf der Straße, die vom südöstlichen Frankreich nach Jta- ften fuhrt, zog ein Trupp Reiter hin, zwei Ritter und eine Anzahl Knechte; die letzteren führten mehrere Saumroffe, welche schwer -bepackt waren, was auf eine weite Reise schlie­ßen keß.

Der jüngere der beiden Ritter stand in der Vollkraft seines Ladens; ein blonder Bart umrahmte Las blühende Gesicht und seine Angen leuchteten in stillem Glücke. Nur ungern schien ^rsein mutiges Roß zu zügeln, das lieber in saufendem C-alopp über die Ebene geflogen wäre, statt den langsamen Schritt ein- zuhalten, in dem sie ritten.

Wer er mußte Rücksicht auf seinen Begleiter nehmen, und wenn er Len Blick auf diesen warf, so umdüsterte sich sein Auge und ein ernster Zug des Mitleids legte sich auf sein männlich schönes Gesicht.

Der neben ihm ritt, war ein Greis; sein Haar war eisgrau und in den tiefliegenden Augen war alles Feuer erloschen. In den verwitterten Zügen hatten tiefer Kummer und bittere Not mit unerbitlichem Griffel ihre tiefen Runen gegraben.

Wenn er die großen Augen aufschlug, um die große, freie Natur um sich her zu betrachten, dann färbte auf einen Augen­blick eine sanfte Röte die blassen Wangen und verlieh ihnen einen vorübergehenden Schimmer von Jugendlichkeft, und in solchen Momenten richtete sich der gebückte Körper gerade und stolz auf, so daß inan deutlich saH, in dieser Hülle müsse ein­mal eine hohe Kraft gewohnt haben.

So kann Euch nichts abhalten", fragte der jüngere Ritter, Euer Vorhaben auszuführen?"

Nein", versetzte der ältere,mein Entschluß steht fest: ich fahre ins gelobte Land. Gar viel habe ich zu büßen, was ich in meinem bewegten Leben gegen Recht und Gesetz ver­brochen. Wie ein Löser Alp lasten meine zahllosen Sünden aus meiner Seele und ich will nicht ruhen, bis ich am Grabe meines Weltheilandes Ruhe und Verzeihung gefunden."

Aber bedenket", fuhr der jüngere fort,die Beschwerlich­keiten der Reise und Euer Alter, Eure Hinfälligkeit

Laß das, Walter und mache min das Herz nicht noch schwe­rer. Ohnehin Lin ich dir zu Dank verpflichtet und weiß nicht, wie ich ihn einlösen soll. Bist du doch der einzige aus der Schär meiner früheren Freunde, der sich meiner nach langen Jahren erinnerte und nicht ruhte, bis ich das goldene Sonnen­licht wieder schauen durfte. Dir danke ich meine Freiheft! Die Freude, die mein Herz durchbebt bei dem Gedanken, frei und ungehindert die Welt durchziehen zu können, kann ich dir nicht beschreiben. Darum, mein Freund, sprich mir kein Wort mehr vom Festsitzen auf der heimischen Scholle. Allzuhart hat die Heimat mich behandelt; aber vielleicht habe ich es so ver­dient. Nun aber wollen wir bald rasten, ich bin müde, .denn einen langen Ritt haben wir hinter uns. Erzähle mir' von deinen Lieben, Walter, und grüße sie von mir, wenn du in die Mauern deiner Burg einziehest."

Walters Augen leuchteten vor Glück, als er berichtete: Meine liebste Ehewirtin ist ein Sonntagskind: wo sie hin- tvitt, da verbreitet sie Licht und Sonnenschein! Dabei blüht sie wie eine Rose und die Jahre schwinden spurlos an ihrer Schönheit vorüber. Sechs Sprossen zieren unsere Burg: vier stolze Knaben, hochgewachsen und kräftig wie die jungen Eichen, die in meinem Waldbann stehen, zwei Mädchen, schlank wie die Tannen und blauäugig und rosenwangig wie die Mutter. Mein Aeltestev schwingt das Schwert und führt die Lanze so gut wie ich selbst, denn ich war sein Lehrmeister, und im nächsten Frühjahr, wenn ich mit ihm zur Kaiserpfalz ziehe, erhält er den Ritterschlag. Schauet! ist das ein luftig Leben auf meinem kleinen Felsenneste! Mit kemem König möchte ich tauschen!"

Du Glücklicher!" rief der andere,wie gönne ich dir von Herzen dieses Glück. Möchte dein Haus, so wie jetzt, immer­fort blühen und wachsen!"

Die Reisenden waren auf einem Punkt angekommen, wo die Straßen gegen die Alpen und den Rhein hin sich schieden.

Wir wollen hier rasten", sagte der ältere, indem er sich anfchickte, vom Rosse zu steigen. Walter von Stauffeneck, der jüngere Ritter, den der freundliche Leser längst erkannt haben wird, sprang rasch wie ein Jüngling vom Rosse und war sei­nem Begleiter beim Absteigen behilflich.

Friedrich von Zollern, der ältere der beiden Ritter, lächelte schmerzlich.

Wie doch der Mensch so hinfällig ist!" sprach er zu Walter. Als ich noch im Vollbesitze meiner Kraft stund, wie hätte ich das damals gedacht, daß es mir einmal Mühe machen würde, vom Pferde zu steigen. Doch stille davon! Schweige, armes Herz, vis daß du gebrochen bist."

Die Diener breiteten Teppiche aus, und unter dem Schatten einer Eiche nahmen die Reisenden ein einfaches Mahl ein, bei dem nur wenig Worte gewechselt wurden. In großen Zügen schlürfte Friedrich den köstlichen Wein, wie wenn ihm schon lange der Saft dev Reben fremd geblieben wäre. In der würzigen Luft war es ihm so wohl wie einem Gefangenen, dem nach langen Jahren wieder vergönnt ist, die Sonne zu schauen.

Als das Mahl beendet war, wurden die Rosse gezäumt und herbeigeführt. Friedrich und Walter stiegen in den Sattel und ritten schweigend eine kurze Strecke neben einander.

Es nützt nichts", sprach Friedrich trübe,wir müssen scheiden. Lebe Wohl, Walter! Grüße mir dein trautes Ehe­gemahl! Grüße mir auch deine Kinder! Kehre ich heim von: heiligen Grabe, so hilfst du mir die Burg aufbauen. Bis dahin Gott befohlen! Leb wohl!"

Er drückte Walter die Hand, während Tränen in seinen Angen standen. Dann gab er seinem Rosse die Sporen und ritt, ohne sich noch einmal umzuschauen. Len gewaltigen Ber­gen entgegen, deren beschneite Gipfel wie Silber im Sonnen­licht erglänzten.

Lange stand Walter und schaute dem Grafen nach; eine Ahnung, als ob er ihn zum letztenmale gesehen habe, beschlich ihn und Preßte auch im Tränen aus; langsam wandte er sein Roß und nahm seinen Weg dem Rheine zu, der lieben, trauten Heimat entgegen.

Dem Grasen Friedrich von Zollern war es nicht vergönnt, das Grab des Erlösers zu schauen und die heiligen Stätten des gelobten Landes zu betreten. Aber gewiß nahm der Herr 'einen guten Willen für die Tat und sah gnädig auf den reuigen Büßer.

Die letzte Nachricht von ihm drang aus Rhodus in die Heimat; das Pergament, das seinen Namenszug trug, ward im Juni des Jahres 1443 geschrieben.

Wenige Monate hernach erlag er auf der Fahrt im Orftnt der Krankheit, die seinen Körper verzehrte. Es war die Krank­heit des gebrochenen Herzens, gegen die Hilfe auf Erden nicht zu finden ist. (Schluß.)