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seit Beginn des Aufstandes bis 31. Juli 1905 an Toten 1122 Mann, an Verwundeten und Verun­glückten 570 Mann. Der Gesamtverlust ist demnach 1692 Mann.

Berlin, 11. Aug. Neun Selbstmorde und Selbstmordversuche sind aus der Chronik des gestrigen und heutigen Tages zu ver­zeichnen. Liebesleid und Nahrungssorgen find es, die den Lebensüberdruß der Verzweifelten hervor- riefen.

Paris, 11. Aug. In ungewöhnlich erreg­tem Tone erörtert derTemps" die Notwendigkeit für Deutschland, die Misston des Grafen Tatten- bach in Fez für beendet zn erklären. Der Artikel kann nicht vom Ministerium des Auswärtigen be­einflußt sein, wo man ganz genau weiß, daß weder Graf Tattenbach noch ein anderes Organ des deutschen Reiches wegen einer 10 Millionen-Anleihe intervenierte.

Wien, 11. Aug. König Eduard von England wird auf seiner Reise nach Marienbad den Kaiser Franz Iosef in Ischl besuchen.

Warschau, 11. Aug. Der Brand in der Kreisstadt Biala ist noch immer nicht loka­lisiert. Bereits sollen mehr als hundert Häuser dem Brande zum Opfer gefallen fein.

Petersburg, 11. Aug. Das Ersuchen der russischen Regierung, die Generale Fock und Smirnow zur Abgabe von Aufschlüssen über den Fall von Port Arthur provisorisch aus der Gefangenschaft zu entlassen, ist von Japan abgelehnt worden. Die japanische Regierung hat sich aber erboten, die Generale sämtlich aus der Gefangen­schaft zu entlassen,, wenn sie ihr Ehrenwort geben, am Kriege nicht mehr teilzunehmen. Nachdem daraufhin der Zar den Generalen gestattet hat, ihr Ehrenwort zu geben, werden sie bald die Rückreise nach Rußland antreten. Man erwartet von ihnen sensationelle Enthüllungen über die Kapitulation von Port Arthur.

Aus Tromsö, 10. Aug., wird gemeldet: Einem Telegramm aus Honningsvaag (Finn­marken) zufolge ist das EntsatzschiffTerra Nova" heute mit den Teilnehmern der Ziegler- Expedition nach dem Nordpol in Honnings­vaag angekommen. Das ExpeditionsschiffAmerika" ist im Eise zertrümmert und gesunken. Die Teil­nehmer an der Zteglerschen Nordpolfahrt blieben jedoch alle wohlbehalten, nur ein Norweger namens

Maehre ist gestorben. Wie weit die Expedition nach Norden gekommen ist, weiß man nicht. Die Expedition machte im Jahre 1904 den Versuch, den Nordpol zu erreichen, doch war keine Rekordleistung geplant. Das wissenschaftliche Ergebnis ist sehr befriedigend. Der Leiter der Expedition, Fiala, erklärte, daß die von früheren Expeditionen nieder­gelegten Depots große Hilfe geleistet hätten.

Portsmouth, 11.Aug. Die russischen und japanischen Delegierten nahmen gegen 10 Uhr vormitt, in der Weise am Konferenz­tische Platz, daß an den schmalen Seiten Witte und Rosen den Japanern Komura und Taka- hira gegenüber svßen. Ohne daß von einer der beiden Seiten die Sitzung eingeleitet worden war, erkürten Witte wie Komura glcichzcitig, schon während man sich uiedersetzte. die Arbeit könne be­ginnen, da die beiderseitigen Vollmachten hinreichend seien. Sichtlich mit Absicht, reagierte Komura nicht darauf, daß sich Witte der ihm geläufigen fran­zösischen Sprache bediente, er sprach vielmehr fort­gesetzt japanisch, das durch Dolmetscher übersetzt wurde. Schließlich sprach deshalb auch Witte wieder russisch. Da ließ sich Komura ein weißgebundenes Aktenstück in japanischer wie französischer Sprache reichen und sprach ohne ein weiteres Begleitwort die in französische Sprache übertragenen Worte: Ich habe die Ehre, Ihnen Herr Spezial-Bevoll­mächtigter die Forderungen zu überreichen, welche Ee. Maj. der Kaiser von Japan nach Beratung mit Allerhöchst Seiner Regierung in meine Hände zu legen geruht haben. Witte erhob sich darauf gleich­zeitig mit Komura und nahm die Papiere entgegen. Er antwortete, die Russen würden die Forderungen prüfen und nach eingehender Beratung eine schrift­liche Antwort übermitteln. Er schlug vor, bis dahin die Konferenz zu vertagen. Der Vorschlag fand Zustimmung, indes blieb man roch zwei Stunden zusammen, um einige, beide Teile gleich interessierende Fragen der Etikette u. s. w. zu besprechen. Aber auf Wittes Wink entfernten sich sofort Korostovetz und die übrigen Mitglieder der russischen Mission und begaben sich per Automobil nach Kitter y, um an die Arbeit der Prüfung der Forderungen zu gehen.

Portsmouth, 11. Aug. Die Russen und Japaner sind, wie erstere Mitteilen, überein­gekommen, die japanischen Bedingungen einstweilen nicht amtlich zu veröffentlichen, doch werden die ein­zelnen Punkte anscheinend authentisch wie folgt an­

gegeben: 1) Abtretung der russischen Bucht auf Liaotung (Port Arthur und Dalny) an Jopan; 2) Räumung der Mandschurei durch die Russen und Rücküberlassung aller dort erworbenen Privilegien an China, Anerkennung der offenen Tür in der Provinz durch Rußland; 3) Abtretung der Eisen­bahn bis Charbin an Japan, die nördliche Linie bis Wladiwostok bleibt den Russen; 4) Anerkennung des japanischen Protektorats über Korea; 5) Zu­billigung von Ftschereireirechten an Jopan in den sibirischen Gewässern bis zum Behringsmeer; 6) Uebergabe der in neutralen Häfen internierten rus­sischen Kriegsschiffe an Japan; 7) Beschränkung der russischen Martuekräfte in Ostasten; 8) Abtretung von Sachalin an Japan; 9) eine Kriegsentschädigung. Für diese Entschädigung ist eine Ziffer vorläufig nicht genannt. Im Allgemeinen bezeichnen die Russen die japanischen Forderungen als sehr schlechte, aber man gewinnt den Eindruck, daß eine Erörterung der Punkte immerhin möglich erscheint.

New-Iork, 11. Aug. DerHerald" meldet aus Portsmouth, es sei unbekannt, ob bei den Friedensverhandlungen die Frage eines Waffen­stillstandes erörtert worden sei. Indessen wisse man, daß die Japaner sich weigern, einen Waffenstillstand zu schließen, wlange sich die Russen gegen eine Gebietsabtretung sträuben. Die Japaner beabsich­tigen, neue russische Gebiete in der nördlichen Mand­schurei zu besetzen, wenn Rußland in keine Gebiets­abtretung einwilligen wolle.

New - Iork, 11. Aug. Am Schluffe der letzten Sitzung der Friedenskonferenz fragte Komura, wenn er die russische Antwort auf die japanischen Forderungen erhalten könne. Russtscherseits wurde versprochen, so schnell wie irgend möglich den Ja­panern Bescheid zukommen zu lassen. Wie verlautet, ist der Wortlaut der japanischen Bedingungen ein sehr umfangreicher. Außer der Forderung, die Insel Sachalin abzutreten und eine Kriegskostenentschädi- gung von einer halben Milliarde Dollar zu zahlen, enthält das Schriftstück noch weitere Einzelheiten über die Reorganisation in Ostasten speziell der Mandschurei, Einführung einer Kontrolle über die Lintstschen Eisenbahnen u. s. w. Die japanischen Bedinpungen sollen überhaupt in einer solchen Weise abgefoßt sein, daß ein abermaliger Krieg in Ostofieu für die Zukunft ausgeschlossen erscheint.

Staudesamt Kat».

Geborene.

11. Aug. Otto, Sohn des Karl Binder, Strickers hier. Getraute.

9. Aug. Johannes Keppler, Volksschullehrer in Unter­türkheim mit Jda Schüler in Calw.

Amtliche Md Primtmyeigm.

Obemmt^parkaHe Calw.

Aechnungsergeönis pro 1904 (Kalenderjahr)

Nach der abgeschlossenen Sparkassenrechnnng pro 1904 betragen die

Aktiva:

Ausstände ....

Wert des Inventars .

Aktivkapitalien . . .

Stückztnse aus den Kapi­talien bis 31. Dez. 1904 Einnahmcüberschuß (Kos- senbestand) pro 31. De­zember 1904 . . .

Summe 836691. 51 Die Aktiva übersteigen die Passiva um

-/Kl A 1937. 10. 929. 70 821353. 87.

5808 64.

6662. 20.

Passiva: -/Kl

Zahlungsrückstände . . 640. -

Guthaben der Einleger auf 31. Dezember 1904 833822. 8

Summe 834482. k 2228 ^ 64

crr r «so».LLLo «/-k Vit

Im Vorjahr war dagegen ein Passivvermögen vorhanden von 300 ^Kl 08

Demnach Vermögens, ««ahme (Rei«g«wtn«) im Jahr 1904 2528 ^ 72 Zahl der Teilnehmer am 31. Dezember 1904: 2159.

Calw, den 11. August 1905.

Z. B.:

Oberamtssparkasse

Pommert.

Allhengstett.

Am Do««erstag, de« 17. August d. I»., nachmittags

-^ 5fl l Uhr, wird ein zum

schlachten tauglicher, schwerer Fairen im öffentlichen Anfstreich auf dem Rat­haus verkauft.

Schultheitzenamt.

Flik.

Im Vollstretkungswege

verkaufe ich am Dienstag, de« 1k ds., nachmittags 1 Uh», in d Wohnung des Wilhelm Seiz, Hafnei in der Salzgasse, gegen Barzahlung;

1 Porz« lla«ose«, t Riefen« Danerbrandofe«, 1 blaue Porzellauofe«, 1 grüne« Po> zellanofe«, 1 eiserne« schwai ,e« Ofe«.

iied ermann, Gerichtsvollzieher.

Calw.

Zu vermiete«

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Den 11. August 1905.

Michael Re«tschler,

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