in den weitesten Kreisen des Schwab. Sängerbundes einen hoch-, achtbaren Namen verschafft hat. Möge der gute Geist der Zusammengehörigkeit dem Liederkranz Neuenbürg erhalten bleiben, möge seinen« Streben stets Erfolg befchieden sein! Deutsche Treue und deutschen Sang halte hoch dein Leben lang! Möge der Liederkranz wie bisher- so auch fernerhin Männer und Führer finden, die durchglüht und getragen von hohem Idealismus sich als treue Hüter des deutschen Liedes erweisen. Die Gefühle und Wünsche, die mich als Gauvorstand für den Liedcr- kranz bewegen, möchte ich ausklingen lasten in den Ruf: Der Liederkranz Neuenbürg, dieses älteste Reis an dem Baum des Enzgausängerbundes, rvach.se, blühe und gedeihe! Heil, Heil, Heil!
Auf die brausend ausgeuommenen Heilrufe des Redners trat Herr Albert Ste nge l i n- Münchingen ans Rednerpult und sprach folgenden von ihm verfaßten gehaltvollen
Prolog:
Wem hat zu Ehren die Stadt frohglänzenden Schmuck angetan: Uebcr die Straßen sind Bögen gespannt, weithin grüßende,
Und aus den lichten Fenstern winken Fahnen,
Geputzte Menschen gehen über die Gasten,
Rufen sich zu und Freude lacht aus ihren Augen.
Und hier in den festlichen Hallen
Versammelt sind nun ihre Bewohner und warten,
Kaum können die Reihen noch fasten die Menge,
Weihevoll gestimmt des stolzesten Festes, das fest langem sie
gefeiert.
Neunzig Jahre haben die Väter gekämpft um die Gunst Die schwerzuerringende des edlen Gesangs.
Der Freud, dem Schmerz, den Lebenden und Toten,
Der heißen Lieb, dem bittern Leid, '
Der Menschen mannigfaltig Tun und Treiben,
Der Größe des allmächt'gen Gottes des ewigeu.
Der aller Dinge Ursprung ist und Ende,
Erklangen ihrer- Lieder Harmonien.
Auch heute siehest, o holde Musik,
Vor Deinen! Altar versammelt ein frohbewegtes Volk.
Ms Dank für Deiner Töne süße Macht haben die Väter der Stadt errichtet diese Hallen.
Gib Deine Weihe nun o Herzbewegerin,
Latz Deiner Wogen süße Harmonien aufschweben im weiten, lichten Raum, wie der Gesang der Vögel.
Der aufsteigt auf des Frühlings luftigen Schwingen.
Oeffnet die Sinne weit und eure Herzen,
Und lasset Euch singen vom jungen Lenz, dem lebenkündenden. Und von der Macht der Lieb, der lebenspendenden.
Es grünet der alte Baum, die junge Brut singt laut in dem
Gezweig.
Während draußen der Winter seinen Charakter dem Land- > schaftsbild aufgedrückt hatte, erklangen in der festlich geschmück- j ten Halle die Lieder von „Lenz und Liebe", auf welchen Grund-! ton die gesangliä>e Veranstaltung eingestellt tvar, aus den von Stolz und Freude geschnullten Kehlen der Sängerinnen und Sänger und der Solistin, Frau Fleig, die auch an diesem wie, an dem folgenden Tag bereitwillig ihre Kunst dem Liederkranz § zur Verfügung stellte und sich wohlverdienten Beifalls erfreuen durfte, der auch äußerlich noch durch Neberreichung eines prächtigen Blumengrußes zum Ausdruck kam. Nicht zu vergessen der weit über den Rahmen des Alltäglichen hinausgehenden Vorträge des Pianisten, Herrn Halm - Conweiler-Stuttgart, ein immer im Liederkranz gern gesehener Gast. Von einer weiteren Kritik der beiden Konzerte sehen wir wegen des Raumes ab und überlasten dies berufenerer Feder am Schluss- unseres Berichts. Nur kurz fügen wir an, daß alle Vorträge von der andächtig lauschenden Menge sehr beifällig aufgenommen wurden und das „Pappelmäulchen" ob seiner Originalität und trefflichen Wiedergabe eine Wiederholung erfuhr. Mit Bal- damus „Wach auf", Männerchor und Sopransolo mit Klavierbegleitung, mächtig wirkend in seiner ganzen Aufmachung, fand das Konzert einen würdigen Abschluß und reich an äußeren und inneren Eindrücken verließ die zahlreiche Menge die Halle.
Der Festsmmtag
brach, günstiges Wetter verkündend, an. Ueberäll flatterten die Fahnen und gaben Zeugnis dafür, mit welchem Interesse die ganze Stadt an dem seltenen Jubiläum des Liederkranzes Anteil nahm. Der Vormittag diente Sängerinnen und Sängern zur Erholung und Kräftesammlung für den Nachmittag und Abend. Um 143 Uhr bewegte sich die frohe Sängerschar, die Feuerwehrkapelle an der Spitze, die Banner von 1Ä3 und 19l2 n» Zuge, durch die Straßen nach der Festhalle zum
Nachmiltagskonzert.
_Eine gewisse Enttäuschung prägte sich auf den Mienen der
Sänger aus, als sie kurz nach 3 Uhr die Halle betraten, die anfangs ziemliche Lücken aufwies, sich aber doch mehr und mehr füllte. Die an verschiedenen Plätzen stattfindende Konfirmation hatte zu einem Teil abschwächend auf den Besust gewirkt. Nicht lange aber ließen sich die Sänger dadurch beeinflussen, mußte
man dies doch im voraus mit in Kauf nehmen. Sie entledigten sich mit derselben Hingabe wie am Vorabend ihrer Aufgabe, geleitet von dem Bestreben, ihr Bestes den Besuchern zu bieten. Frau Fleig durfte als äußere Anerkennung zwei prächtige Blumengrüße von den Zuhörern und dem Liederkranz in Empfang nehmen- Chorleiter Fleig wurde unter dem Beifall Aller durch Uöberreichung eines Lorbeerkranzes mit Widmung überrascht.
Waren beim Nachmittagskonzert Lücken in den Stuhlreihen zu sehen, so traf dies beim
Familien-Abeud
nicht mehr zu. Die geräumige Halle füllte sich bis auf den letzten Platz und hin und wieder konnte man von solchen sagen hören, die „ein Königreich für einen Sitz" gegeben hätten, warum wars nicht umgekehrt, heute nachmittag so drückend voll und heute abend etwas luftiger?
Nach Bortrag eines Männerchores gab Vorstand G oll - mer in einer kurzen Begrüßungsansprache die Gründe an, welche den Liederkranz bestimmten, um den Mitgliedern mit Angehörigen einige frohe Stunden zu bereiten. Der überaus zahlreiche Besuch zeige, daß man das Richtige getroffen habe, und er freue sich, noch sagen zu können, daß auch der verehrte Gast, der Vorstand des Enzgau-Sängerbuades, Herr Bahnhof- infpektor Riedinger, der infolge der Verschiebung des Gautags mit etwas gemischten Gefühlen nach Neuenbürg gekommen war, sich habe bewegen lasten, auch jetzt noch zu aller Freude in unserer Mitte zu weilen. Seinem Willkomm an Alle schloß er den Wunsch an, daß das 90jährige Jubiläum des Liederkranzes allen Teilnehmern in angenehmer Erinnerung bleiben möge; er bitte, dem Liederkranz auch fernerhin Treue zu bewahren und ihm neue Mitglieder und Freunde zuzuführen.
Dann kam ein besonders feierlicher und erhebender Akt, die
Ehrung verdienter Mitglieder.
Zweiter Vorstand Karl Pfrommcr nahm dieselbe vor, indem er die Leiden und Freuden der Säuger, aber auch ihre Schwächen in humorvoller Art kennzeichnete. Dreizehn Sängern konnte der Sängerring verliehen werden, außer dieser Auszeichnung für langjährige Dienste und 23jährige Mitgliedschaft im Liederkranz wurden Vorstand Hermann Gollmer und das langjährige Ausschußmitglieü Ehr. Schumacher unter Aushändigung einer künstlerisch ausgeführten Ehrenurkunde zum Ehrenmitglied ernannt. Wertere Sänger wurden mit dem Sängcrring ausgezeichnet und zwar für -20jährige Dienstzeit Rudolf Müller, Gregor Wenzler (durch Krankheit leider am Erscheinen verhindert), Eugen Finkbei - ner, Karl Nagel, Wilhelm Dietrich, Ludwig Proß, Ehr. Metzger (letzterem wurde unter gm schwäbischen Begleitworten durch Len zweiten Vorstand statt des Ringes ein Spazierstock überreicht), für 15—20jährige Di«st;eit: Einil Ha ist, Albrecht Rommel, Jakob Keck, Wilhelm Rommel, für 10—15jährige Dienstzeit erhielten Julius Karner und Bernhard Igel je ein Sängerglas. Die Ehrengaben händigte der zweite Vorsitzende Karl Pfrommer in dev ihm eigenen humoristischen Art und Weise aus, was wiederholt zu Heiterkeitsausbrüchen Veranlassung gab, aber es nabm ibrn dies keiner übel „man keimt ihn ja".
Den Dank für diese außergewöhnliche Ehrung brachte namens der Ausgezeichneten Vorstand Gollmer in herzlickien Worten zum Ausdruck. Er glaube der Zustimmung aller io Geehrten gewiß zu sein, wenn er namens derselben gelobe, dem Liederkranz auch fürderhin aktiv ihre Kräfte weihen zu wollen und Pfleger und Hüter des deutschen Liedes zu sein. Seine Dankesworte ließ er ausklingen in ein Hoch' auf dos deutsche Lied.
Aus die überaus rechhaltige Stückfolge ausführlicher einzugehen, verbietet uns der Raum. Nur kurz: Die originellen Borträge von Herrn Stengelin befriedigreu allgemein. Viel Heiterkeit brachten „Der nackte Spatz", „Ein musikalisches Kaffeekränzchen" und der „Käsekommis". Der von .Herrn Tanzlehrer Bächle-Psorzheim einstudierte Biedermeier-Neigen von vier Paaren bot in Kostüm und Ausführung wirklich Schönes. Wahre Lachsalven erzeugte die „Tiroler Jodler-Gesellschaft", die, wie Herr Stengelin bei deren Einführung sagte, eigens zu dem Jubiläum des Liederkranzes hieher gekommen, durch alle Flüsse und Seen und sogar die Enz herausgeschwommen sei und nun sich dem Jnbelverem und seinen Gästen zeigen wolle. Schade, daß der Gesang dieser Tiroler Jodlertruppe vor der zwerchfellerschüternden Heiterkeit Aller nicht genügend zur Geltung kommen konnte. Es war urkomisch, etwas orginelleres dürfte Wohl noch kaum geboten worden lern. Daß die Jodler stürmisch heransgernfen wurden, sei nur nebenbei erwähnt.
Stadtschultheiß Knödel brachte den: Jubel-Verein die herzlichsten Glückwünsche der Stadtverwaltung dar. Er wünsche dem Liederkranz, daß es chm vergönnt sein möge, auf der eingeschlagenen Bahn weiter zu schreiten zu neuen Erfolgen entgegen dem 100jährigen Jubiläum.
Oberamtsbaumerster a. D. Link dankte namens der passiven Mitglieder und der übrigen Gäste für die freundliche Ein
ladung und das, was in so überreichem Matze geboten wurde. Auch er sprach die besten Wünsche für den Jubilar ans, ftft seine künftige Entwicklung und daß die Einigkeit, die überall not tue, auch im Liederkranz fortbestehen möge Er drückte weiter die Hoffnung ans, daß der musikalisch hochbegabte Leiter des Liederkranzes sich aus recht lange hier festlegen und seine geschätzte Kraft dein Verein zur Verfügung stellen möge. Wen« diese Bedingungen erfüllt sind, bestehe kein Zweifel darüber, daß der Liederkranz weiter blühe und gedeihe, was er van ganzen! Herzen wünsche. Sängerinnen und Sänge.n wie alle» Mitwirkenden sprach er uneirrgeschränktes Lob für das aus, was am Vorabend im Konzert in Lied und Klang und nunmehr beim Farnilienabend in sonstigen Darbietungen geleistet wurde. Darüber,herrsche irur eine Stimme der Anerkennung und des Lobes. Er habe den Eindruck, daß eine solche Veranstaltung hier noch von keinem Verein geboten wurde. Den Dank hiefür ließ er ausklingen in einem Hoch auf alle Mitwirkenden.
In vorgerückter Stunde ging die Veranstaltung zu Ende. Das Fest ist vorüber, neue Aufgaben erwarten die Sängcv. Es gilt rüsten zu neuen Taten. Die Parole sei Eßlingen! Möge sie bei allen Sängern ohne Ausnahme einen freudigen Widerhall und festen, energischen Willen zur Tat finden. Ein neues Ruhmesblatt hat der Liederkranz mit diesen Veranstaltungen in den Kranz seiner 90jährigen Geschichte eingesügt.
Von berufener Seite geht uns noch folgender Bericht zu:
Festkonzert des Liederkranzes Neuenbürg.
Der Liederkranz Neuenbürg — ein alter, hochangesehener und ehrwürdiger Verein — hatte aus Anlaß seines 90jährige» Jubiläums zu einem Festkonzert auf vergangenen Sonntag in die neurenovierte Turn- und Festhalle eingeladen. Trotz des vielleicht durch die Konfirnrationsfeiern etwas ungeschickten Sonntags hatte sich eine stattliche Zuhörerschaft eingefundeu, die mit großem Interesse den vielen gesanglichen und musikalischen Gaben folgte. Es war ein herrlicher Gedanke, das Fest in so einfacher, aber würdiger Weise zu begehen. Ein außerordentlich reichhaltiges — Lenz und Liebe besingend — und in allen Teilen musikalisch hochwertiges Programm war durch den kunstsinnigen Leiter, Herrn Hauptlehrer Fleig, dem Konzert zugrunde gelegt, mit dem der strebsame und zu hoher künstlerischer Leistungsfähigkeit erzogene Verein sogar einer große» Stadt Ehre geniacht hätte. Außer dem Männer- und gemischten Chor des Vereins wurde als Solistin Frau Helene Fleig- Drömer Neuenbürg-Pforzheim gewonnen, die in ausgesucht^» und geschmackvollen Liedern von Robert «L-chunrann, Robert Franz und Gustav Mahler wiedermal eine hochachtbare Probe ihres großen gesanglichen Könnens gab. Seit ungefähr eine« Jahr leitet Herr Hanptlehrer Fleig den Liederkranz. Mit der Wahl seines Führers hatte der Verein einen außerordentlich guten Griff getan. Die so saubere und überall so viel peinliche Kleinarbeit verratende geschmackvolle und vornehme Ausarbeitung aller Männer- und gemischten Chöre läßt den ausgezeichneten und in so sicherer Ruhe schassenden tüchtigen Leiter erkennen. Er weiß was er will. Willig folgen «Sängerinnen und Sänger seinem Stab. Meisterlich beherrscht er sein Feld. Wieviel braver Probenarbcit setzt das Missä-afien eines solchen Konzertprogramms voraus! Es sollte aber auch nirgends fehlen. Witt Ludwig Thnille's Männerchor „Hinaus" war dem Konzert der festliche Auftakt gegeben. Der gesunden Schwung atmende, in seinen Einzelheiten durchweg packende und hochwertige Chor erlebte eine Wiedergabe, die dem Liederkranz daS beste Zeugnis ausstellen läßt.- In allen Stimmen schönes und ausgeglichenes Material, klangvoll und wohlabgerundet. Von ganz besonderem Reiz waren Othegravens „Der Jäger aus Kurpfalz" und Wohlgemnth's „Pappelmäulchen', die in diesem natürlichen und verständigen Tempo die besten Eindrücke hinterließen. Jüngst's „Mai", ein sehr ansprechendes und dem Namen Hugo Jüngst alle Ehre machendes Lied — in Birkenfeld 1924 schon mit so großem Erfolg gesungen - ließ da» auserlesene Material nochmals in bester Form ersehen. Angenehme Abwechslung und willkommene Bereicherung erfuhr daS Programm durch die Ergänzung des gemischten Chor. War dieser prächtig klingende Vokalkörper besonders in volkstümlichen Liedern — in den so wundervoll bearbeiteten Sächelchen von Siegfried Ochs — leistete, kann als ganz vorzüglich und mustergiltig angesehen werden. Wie wohltuend berührten die frischen, goldklaren Stimmen der Damen. Wie wußten sie den herrlichen Gaben echt deutscher Weisen Leben und Farbe zn geben. Der Höhepunkt im volkstümlichen Lied war gefunden in der Verschmelzung des Gemischten und Männerchors „Mir ist so traurig". Das war ein Singen aus tiefstem Herzensgrund. Von größeren Chorwerken gelangten zur Aufführung Max Ulkes „Frühlingsnacht", ein gewaltiges, linde Lüste atmendes Werk für Gemischten Chor und Sopransolo nrit Klavierbegleitung, das in der glücklichen Zusammenstellung aller Mitwirkenden zn hohem Genuß wurde und zum Beschluß Gustav Baldamus so Herrliches, mitreißendes, großangelegres Werk „Wach auf" für Männerchor und Sopcansolo mit Klavierbegleitung. Es war eine wirkliche Freude zu sehen und zu
Frauerchatz.
Geschichtliche Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Felix Nabor.
k>7i (Nachdruck verboten.)
„Hoho! junger Fant!" rief der Wöllwarth dazwischen, „Ihr seid gar zu kühn! Wie mögt Ihr der Gräfin vorschreiben, was ste zu tun und was sie zu lasten hat!"
Walter furchte finster die Brauen und sprach: „Das sei ferne von mir! Eine Bitte wars, Wetter nichts. Doch Ihr, Herr Ritter, Ihr, der Ihr Len Grafen von Zollern immer hochschätztet, solltet eher den guten Willen Eurer Herrin unterstützen, statt ihm entgegenzutreten."
„Nun", sprach Wöllwarth rauh, ,Mes zu seiner Zeit! Ich Hab« den Grafen von Zollern erst richtig kennen gelernr, seitdem er von seiner Feste entfloh und keine Hand mehr für sie. gerührt hat. Und ich hatte mich früher in ihm getäuscht — wie ich mich schon in so vielen Menschen getäuscht habe."
„Frau Gräfin!" ries Walter mit erhobener Stimme und fern Auge flammte, „ich gebe Euch Euer Wort zurück und will Euer Gefangener sein. Ihr aber, Herr Ritter", wandte er sich an Wöllwarth, „mögt ruhig zusehen, wie der Ritter Stauf- seneck in den Kerker geht. Wahrlich, auch ich habe mich in Euch getäuscht. Ihr führtet einstmals eine andere Sprache!"
Walter zog von seinem Halse eine goldene Kette, die bisher der Harnisch verdeckt hatte, und warf sie dem alten Ritter vor die Füße.
„Nehmet", ries er, „was Ihr mir gäbt, als Euer Leben nur «n einem Faden hing. Damals flösset Ihr von Dankbarkeit über — während heute die Worte wie Wermutstropfen von den Lippen kommen."
Die Gräfin und Wöllwarth sahen erstaunt auf die goldene Kette, die Wöllwarth dem unbekannten Ritter einst als Zeichen des Dankes umgehängt hatte.
„Wie!" rief er, „Ihr wäret es gewesen, der mir damals tzaS Leben rettete, als des Zollern wilde Knechte uns bedrohten !'
Schweigend und finster stand Walter La und ließ seine Wicke über die Versammlung gleit«, «l- suche er ein liebes.
teilnehmendes Gesicht. Aber die, welche er luchte, stand verborgen in einer Fensternische und blickte ängstlich und scheu noch dem Geliebten, mit Bangen und Zagen erwartend, wü diese Szene enden würde.
Als sie nun sah, die stolz und hoch Walter dastand, und welch edlen Mutes, welch treuer Aufopferung er fähig sei, da schwellte sich ihre Brust, von seligem Stolze für den Geliebten. Mit glühenden Wangen trat sie hervor und schäme chm ins Auge.
Ein trübes Lächeln zog über sein ernstes Gesicht und verschwand ebenso schnell, wie es gekommen ivar
In dem Gesicht des alten Wöllwarth zuckte cs wie von verhaltener Rührung.
Er griff den Jüngling beim Arme und preßte leine Hände. „Verzeiht, junger Mann", sprach er mit einer Stimme, die vor Aufregung zitterte, „verzeiht einem alten Manne, der schon viel bittere Erfahrungen gemacht hat, wenn er mißtrauisch Freund und Feind abmißt. Ihr beschämt mich durch Euren edlen Mut, durch Len Adel Eurer Gesinnung. Als tapferen Ritter kannte ich Euch schon lange; heute habe ich noch Besseres an Euch kennen gelernt. Ihr habt recht, daß Ihr mir die Kette, die ich Euch einst als Andenken gab, entrüstet zurückgebt, denn ohne Euer Dazwischentreten stünden die Frau Gräfin und ich wohl nicht hier und die ganze Fehde hätte vielleicht einen anderen Verlauf genommen. Start der Kette will ich Euch etwas anderes geben. Aber Strafe sollt Ihr dafür erhalten, daß Ihr der Frau Gräfin Vorschriften zu machen wagtet."
„Wie, Herr Ritter!" fuhr die Gräfin dazwischen, „ich denke, das hätte ich zu bestimmen!"
„Gestattet, Frau Gräfin", sprach Wöllwarrh, während ein Helles Leuchten über die verwitterten Züge 'uhr, „Eurem getreuesten Diener heute einmal ein wenig den Herrn zu spielen, Ihr werdet mit mir zufrieden sein."
Und ohne ihre Antwort abzuwarten, wandte er sich zu Walter und sprach: „Ihr glaubt wahrscheinlich, junger Herr, der alte Wöllwarth sei blind. Auch das heischt Strafe. Und er kenne die blanweiße Binde, die sich so lchmuck um Eure breite Brust schmiegt, nicht! Und er wisse nicht, daß Ihr in meine
hübsche Nichte bis über die Ohren verliebt seid! Und sie in Euch! Und daß ich zur Strafe Euch beide mit dieser Kette" — er hob sie schwerfällig vom Boden auf — „zusammenbinde fürs Leben. So — da habt Ihr Eure Strafe. Was sagt Ihr nun?"
Walter sagte nun allerdings gar nichts. Aber er breitete -die Arme aus und stürzte auf Berta zu, die glühend ihr Köpfchen an feine Brust legte.
Heller Jubel scholl jetzt Lurch die weite Halle, und der alte Wöllwarth rieb sich vergnügt die Hände. Das glückliche Paar trat hierauf freudestrahlend zu ihm und Bert«- fiel chm um den Hals, während Walter mit Innigkeit seine Hände drückte.
„Ihr seht, junger Freund", sprach di« Gräfin lächelnd, „daß Euch das Glück hold ist. Ohne meine Fürsprache ist eS Euch gelungen, Eure Braut zu erringen."
„Ich danke Euch darum nicht weniger", sprach Walter mW küßte die dargebotene Hand.
„Ich selber", fuhr sie mit lauter Stimme fort, „will de« jungen Paare die Hochzeit rüsten. Zu Nürtingen auf meine« Schlosse, wo sich die Herzen fanden, soll das Hochzeitsfest gefeiert werden. Euch alle aber lade ich schon heute dazu ei«; es soll ein Tag werden, wie ihn die Räume des Schlosses r» Nürtingen noch nie gesehen haben."
Lächelnd grüßte sie den ganzen Hof und rauschte wie eine Königin durch den Saal.
IS.
Auf der alten Reichsheerstratzc, die von Cannst-rtt über Eßlingen, Plochingen, Göppingen und Geislingen nach Nl« führte, zog eine große Schar fahrender ü^ute und lagerte sich etwa eine Stunde weit oberhalb Göppingen, da, wo ein munteres Albflüßchen sich in die Fils ergießt.
Die mit verwaschenem Linnen überspannten Wagen entleerten sich und eine Menge von Weibern inachte sich daran, in großen Kesseln, die an hölzernen Stangen über die Feuer gehängt wurden, das mitgebrachte Fleisch zn sieden. Halb rotz wurde es von den hungrigen Männern ans den Kesseln gerifs« und verzehrt; die Weiber begnügt« sich mit den UeberbleWi- sAn und mit trockenem Brot.
(Fortsetzung folgt.)
! yjfte», mit welcher ! Werk anncchmen u ( die unbedingt Hoch ( gewaltiger und ver begegnet man inn i warmem, innerlich L sterhast, sich in die tt letzten Auftreten l 0 schöne Fortschritte (i mals vornehmen 0 Wiedergabe, von , ^ i ponisten geht wett ! gerinnen hinaus, j dulationsfähigen, i > ein kluger Geist ui 1 Mensch im Dienste ! volles, festumrsssen ) Hörers haften bleb ! gxrin zu einer Zu ! einen gehaltvollen,
! Flügel. Eine inst ! (Klavier)-Conweile erst eine Phantast ! titelt „Tänzerin". ' i seinen Werken schö wissen Formen zu i Kompositionen auc gesehen. Ernstes ( 1 reu. Auch ihm Wi ! der hohen Verdien ' Mer des ÜOjährst ! prächtig verlaufen ! Fleig der wohlver!
löste diese Ehrung - derkranz Neucnbst ! tauf seines Festkor ! blatt in der Gesck ! nun „Glückauf" zr ! lämns im Jahre 1
Stuttgart. 23. i Poklzeibericht melde! .Treppenhaus des T «Jahre alte Hilfsarbi tigkeiten zuerst sein Luise Zitzmann uns Nacht zum 23. Mä Hier tötete morgen Knappstein, der dor! 23 Jahre alte Erikc Schuß in den Kops Alle vier Personen i Fruerbach, 23. ein 2l jähriger Man Tat ist das Bcnhan Außerdem hatte das Schramberg. L Schneeballenwerseii 12 jährigen Volkssch «s verloren sein dür . Tübingen verbracht Göppingen. 23 ßisendreher Christia Fa. Gebr. Böhringi scheibe einer Schlei während der Bediel perle die Schüdeidec Folge hatte.
Ulm. 23. März Postaushelfer Karl Übergangs mit eine, und getötet. Die U Ellwangen, 23. alte Naturheiikundil sich wegen fahrlässic im Juni o. I. zu dl völlig gesunden und in Giengen gerufen und angewandt. S nur äußerlich und v Temperatur zu mess dem Knaben, den si eingetretener Bersch! Kind infolge grob i Aerzlliche Reizmitte Kind seiner Eltern, Gutachtens des Vw Kunstsehler feststellte ! eignet bezeichnet?, n strafe von sechs Wc Tragung der Kosten zur Warnung diene vertrauensselig an s
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! (4t H—43), Brotme - Mesenheu 6—7 (u 4-5(unv)MK.
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