119. Amts-

und Anzeigeklatt für de« Bezirk Halw. 8v. Zahr-m,

Urschetmmgstag«: »ienstag, »onnirslag, Sams­tag, Sonntag. Ansertionspret» 10 Pf», pro Aatl« für Stadt «a» »qktsort,; arttzar »qtrt Mfg.

^ - ! Abonnementspr.tnd. Stabtpr.Biertelt.Mt. 1.10tncl.rrSgerl.

Sonntaa. dev oO. Znu 1905. M-rteljLhrl.Postdezugspriir ohne »estellg.f.d.Orts-».Nachbar-

' n ortSvertehr l Mt., s.d. sonst, «ertehr Mt. 1.10, Bestellgeld 20 Psg.

-«tkichr Mekanntneachungen.

An die Ortsbehörden.

Die Amtsversammlung hat am 28. Juni d. I. beschlossen, die Gehaltsbezüge der Amt-korpora- tionsstratzenwärter vom 1. April 1905 ab zu erhöhen und denselben aufzugeben, daß sie künftig auch nach dem Baumsatz an den Korporationsstraßsn zu sehen, etwaige Mängel an diesen zu beseitigen und den Oberamtsbaumwart bei der Besichtigung der Baumanlagen zu begleiten haben.

Die OrtSbehörden werden beauftragt, dies den AmtSkorporationsstraßenwärtern zu eröffnen und ihnen zugleich die Auflage zu machen, daß sie darauf bedacht sein sollen, den Straßen eine bessere Wölb­ung gegen die Seitenwege zu geben, diese mit dem Rasenbetl sorgfältig abzuhaaen, wenigstens alle 10 Meter, bei Kurven und Steigungen alle 34 Meter je nach Bedarf genügend große und tiefe Seiten­schlitze anzubringen, die Gräben und Dohlen pünktlich zu reinigen, die Steinlagerplätze sauber zu halten und die Steinhäufen in geordneter Flucht aufzu- schäufeln.

Den Gemeiudevfleger« ist aufzugeben, die Löhne für das Steinschlagen nicht vor Anwei­sung des zuständigen Straßenwärters auszubezahlen, damit Garantie dafür gegeben ist, daß die Steine klein geschlagen und geordnet aufgeschäufelt sind.

Hierüber ist Eintrag in das Schuttheitz««- amtSProtokoll zu machen.

Calw, 28. Juli 1905.

K. Oberamt.

Voelter.

Tagesrrringkeiteri.

8.-V. Calw, 29. Juli. (Erwiderung.) Köstlich liest sich für den Eingeweihten das gestrige Ein­gesandt aus Liebenzell, die Floßfahrt betreffend. Im Januar 1904 trennten sich die dortigen Schwarzwaldveretnler vom Calwer Bezirks- Verein, wohl weil sie selbständig sein uud handeln

wollten. Und schon j tzt soll der Mutterverein Calw seine Veranstaltungen nach den ihm unbekannten Wünschen seiner volljährigen Tochter richten! Lächer­lich kommt uns dieser nachträgliche Wunsch vor, wenn wir bedenken, daß bet der vorjährigen Floß­fahrt nur 11 Liebenzeller sich zur Teilnahme an­meldeten, und daß dieses Jahr direkt bei unserer Vereinsleitung überhaupt niemand angemeldet wurde. Auch wurde weder bet der 1. noch vor der 2. Floß­fahrt irgend eine Anregung gegeben, die Abfahrtszeit zu ändern. Warum sind wir dann nun auf einmal nicht rücksichtsvoll gewesen? Nach dem Angeführten müssen wir annehmen, daß der Herr Einsender nicht mit der Ltebenzeller Vereinsleitung in Verbindung steht, die uns wohl in freundnachbar- ltcherweise ihre Wünsche direkt zu verstehen gegeben häite. Es scheint, daß der Einsender eine uns unbegreifliche Eifersucht auf Calw in seinem Herzen trägt (vergl. hiezu seinen vorletzten Satz), die er nun den Schwarzwaldverein fühlen lassen will. Zur Sache selbst wollen wir nur bemerken, daß bei einer Floßfahrt der zwei großen Vereine Stutt­gart und Calw selbstverständlich andere eingeladene Vereine nicht gleich 100 Mann hoch anrücken können. Wenn der Einsender gegen 100 Teilnehmer in Liebenzell weiß, dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als selbst eine Floßfahrt zu veranstalten. Die frühe Heimreise der Stuttgarter haben auch wir bedauert. Aber wir verstehen gut, wenn sie schon um 9 Uhr statt nach 11 Uhr in ihre Residenz zurückkommen wollten. Unbeeinflußt von uns Calwern haben sie selbst diese Anordnung getroffen und stad 7 Uhr 4 Min. in Calw abgedampft, nicht wie der Herr Einsender meint um 9 Uhr. Daß nicht alle hiemit einverstanden waren ist selbstver­ständlich. Denn, allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.

T Deckenpfronn,28. Juli Die Ge­

treideernte ist in vollem Gange. Der Dinkel liefert einen reichen Ertrag und auch der Haber steht sehr schön. Die Kartoffeln und die anderen Hackfrüchte scheinen die Wünsche des Landmanns befriedigen zu wollen, während Obst und Oehmd, besonders das erste», mehr als zu wünschen übrig lassen. Die große Hitze dieser Tage erschwert die Arbeit des Landwirts sehr. Sie hat auch heute leider ein Opfer gefordert. Das 4jährtge Töchterlein des Maurers Fr. Laur von hier wurde auf dem Felde vom Hitzschlag getroffen und starb zu Hause nach kurzer Zeit.

Wildbad. General v. Kar teilt hies. Blättern bezügl. des Automobilunfalls des Prinzen Ernst zu Sachsen-Weimar mit, daß der Prinz mitungefährlichen Verletzungen" davon­gekommen ist. Die erste Nachricht meldete eine tödliche Verletzung, die 2. Nachricht: 2 Rippen gebrochen.

Neuweiler, 25. Juli. Nagolder und Eb- Hauser Bienenzüchter brachten heute eine größere Anzahl von Bienenvölkern hieher, um die Heideblüte die bereits begonnen hat, auszunützen. Schon seit einer Reihe von Jahren durften die Imker am Schwarzwaldsaum, wenn sie über die Heideblütezeit ins Innere des Schwarzwaldes wanderten, sich freuen über den günstigen Erfolg ihres Unter­nehmens.

Sindelfingen, 28. Juli. Vorgestern Nacht wurde in der Wirtschaftz. Bierhalle" von Ernst Hamm dahier eingebrocheu und die Summe von 500600 sowie eine Taschenuhr, ein Taschenmesser und verschiedene Wnrstw aren gestohlen. Von den Tätern hat man keine Spur.

Ensingen OA. Vaihingen. Der verheiratete Bauer Friedr. Bausch von hier glitt beim Ein­führen eines Gacbenwagens in seine Scheuer un­mittelbar vor demselben aus und wurden ihm beide

Die schwarze Dame.

Roman von HanS Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Sie sind ernstlich verstimmt, Herr Graf!"

»Ja! Ich begreife nicht, wie diese fix« Idee sich in Ihnen festsctzen konnte! Ein junges Weib, schön, anmutig, interessant, das seine Lebensaufgabe darin sucht, zu lieben und von dem geliebt zu werden, den eS dieser Liebe für würdig hält. . ."

Sie scheinen sehr von ihr eingenommen zu sein."

Ich gestehe, sie besitzt alles, was einen Mann zu fesseln vermag."

Das gebe ich zu, aber um so gefährlicher muß sie sein. Ein unbedeutendes Weib würde ich meiner Aufmerksamkeit nicht gewürdigt haben. Ich habe sie hier genugsam au« der Entfernung studiert und Ihre Hilfe erst in Anspruch genom­men, als ich dies für geraten hielt. Ich will Ihnen ganz genau sagen, wie sie ist. Vor allem liegt in diesem Weibe ein mächtiger Drang zu lebe». Sie sinnt über das Höchste, das heißt was ihren Sinnen al» solches vorschwebt, und des­halb ist sie Egoistin. Sie kennt nur sich und will nur das, was sie zu ihrem Ziele führen kann. Sie ist sinnlich, leidenschaftlich, dar beweist un» ein einziger Blick in ihr Auge; aber sie ist e» nicht in landläufiger, gewöhnlicher Weise. Sie ist auch hierin große» Stil» und begnügt sich nicht mit dem bequem Erreich- bare», den» nichts würde einem so schönen Weibe leichter sein, als die Be­friedigung ihrer Sinn». Ich habe beobachtet, daß keiner der jungen Kavaliere,

die sie umdrängen, irgend welchen tieferen Eindruck auf sie zu machen im Stande gewesen ist. Sie ist von dem Gedanken beseelt, daß sie Alles besitzt, Schönheit, Reichtum und den Geist einer großen Kokette, nur das aller ihr eigen nennt, um damit das Höchste zu erkaufen; aber ich bin der Ueberzeugung, daß sie, wenn sie eS erreicht, es nicht zu würdigen versteht, denn in diesem Meisterwerke der Schöp­fung steckt Sie erlauben mir den Ausdruck jedenfalls nur eine kleine Seele, die das Glück dieser Welt eben nur mit materiellem Genüsse sucht. Sie will mit einem Worte mit ihrem Gilde und ihren Reizen sich den Himmel auf Eiden erkaufen, hat aber in sich die Bedingungen nicht, denn ich täusche mich schwerlich sie hat eine Vergangenheit, deren Schleier Sie zu lüften helfen sollen und haben vielleicht bereit» einen Zipfel desselben in der Hand."

Dagobert sprang ungedu'dig auf, maß mit lrngm Schritten das Zimme und warf sih dann wieder in den Sessel zurück.

Ich will nicht hoffen, daß er sich ernstlich in sie verliebt und ich ihn also in eine Löwengrube geschickt habe," brummte Blenke.Inder, ich habe die Mittel ihn wieder herauszuziehen." ...Ein kleine» Echauffement Ihres Herzen» mag Ihnen ganz wohltun, Herr Graf," sagte er laut von der Zeitung aufblickend, Sie find Kavalier!"

Ich fürchte, Eie befinde» sich in einem großen Irrtum; Sie find von einem Verfolgungswahn erfaßt und jagen wieder einem Phantom nach."

Ich bestreit« da« nicht ganz. Für Sie ist eS wenigsten« kein solche«," lächelte Blenke.Ich will nicht hoffen, daß Sie ermüden in ihrer schönen Auf­gabe, und mache Sie darauf aufmerksam, daß «S sich meinerseits um meine Karriere, also um mein Lebensziel handrlt. Während der mehr als drei Jahre