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und 3 Kisten Läufer, die zu 6065 ^ rasch Absatz fanden. Die Zufuhr hierin genügt der stetigen Nachfrage immer nicht.

L Unterretchenb ach, 26.Juli. Sicherem Verruhmen noch ist dem Fabrikanten Mayer hier das Gesuch, seine hier an recht günstigem Platze gelegene Villa in ein Kuihotel umzuwandeln, vom Kgl. Oberamt genehmigt worden.

L Unterretchenbach, 26. Juli Gestern ist, wie schon viele Jahre, wieder eine Schüler­ferienkolonie von 22 Knaben, unter Führung ihres bewährten Auffichtsbeamten, des Hrn. Ober­lehrer Keitel aus Stuttgart, zu 4 Wochen Auf­enthalt im Gasthaus z.Waldhorn" etngetroffen. Die gute sorgsame Verpflegung und die herrliche Waldlust am hiesigen Platze haben stets die besten Resultate bet diesen Knaben in gesundheitlicher Hin­ficht ergeben. Seit 8 Tagen weilen viele ständige, v Kurgäste in unserem reizenden Tale.

Neuenbürg, 27. Juli. In Calmbach wurde einem Schlossermeister ein Bund Dietriche gestohlen und damit in der gleichen Nacht in ver­schiedenen Häusern eingebrochen und gestohlen. Ein verdächtiger Mensch von Teincch wurde verhaftet.

Degerloch, 27. Juli. Gestern Abend ge­riet der hiesige Akkordant Hetmsch mit seiner Frau in Zwistigkeiten, in deren Verlauf er sie durch Messerstiche verletzte. Heimsch wurde verhaftet und hat sich heute Nacht im hiesigen Ortsgefängnis er­hängt.

Reutlingen. Die Meisterprüfung nach 8 133 der Gewerbeordnung haben im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen bis jetzt 88 junge Handwerker bestanden, nämlich: 4 Bäcker, 1 Buch­binder, 1 Konditor, 1 Drahtweber, 5 Flaschner,

1 Friseur, 5 Gipser, 1 Glaser. 5 Kaminfeger, 1 Korbmacher, 5 Küfer, 5 Maler, 5 Maurer, 5 Maurer und Eieinhauer, 1 Metzger, 1 Müller, 2 Sattler,

2 Sattler und Tapezier, 7 Schlosser, 7 Schmiede, 1 Schmied und Schlosser, 1 Schneider, 3 Schreiner,

1 Schreiner und Glaser, 6 Schuhmacher, 1 Tapezier und Dekorateur, 2 Wagner, 8 Zimmerer. Unter den geprüften jungen Meistern find folgende aus dem Oberamt Calw: Schlossermeister Wilhelm Holz- aepsel in Calw, Schuhmachermeister Friedrich Dongus in Calw, Zimmermeister Carl Broß in Calw.

Urach, 27. Juli. Der Schäferlauf, dieses eigenartige Volksfest, das hier alle 2 Jahre statt­findet, hatte in diesem Jahr unter der Ungunst der Witterung zu leiden. Zu den Spielen hatte sich aber nichtsdestoweniger ein äußerst zahlreiches Pub­likum etngefunden, das dem Wettlauf der Schäfer und Schäferinnen, dem Becher- und Hahnentonz, dem Wettlauf der Wasserträgerinnen mit gespanntem Interesse folgte. In der Stadl herrschte den ganzen Tag über reges Leben und Treiben, da auch der Jakodimarkt gleichzeitig abgehalten wurde.

Pforzheim, 27. Juli. Ueber den Auto- mobiluufall des Prinzen von Weimar meldet der Pforzhetmer Anzeiger: An der Eisen­bahnhaltestelle Engelsbrandt ereignete sich heute nacht 2 Uhr ein Automobilunfall. Er betraf den Prinzen von Weimar, Major im 25. Dragoner­regiment in Ludwigsburg, der mit 3 Herren und

dem Chauffeur noch Wildbad fahren wollte. Der Lenker des Automobils gewahrte die scharfe Kurve bei der Haltestelle vermutlich zu spät und bremste deshalb plötzlich sehr stark. Die Folge war, daß die Jnsaßen aus dem Automobil heraus flogen, während das Fahrzeug, dessen Räder infolge des Bremsens absprangen, selbst in einen Graben lief und stark beschädigt wurde. Die Jnsaßen kamen verhältnismäßig noch gut weg. Nur der Prinz ist ernstlich verletzt. Er erlitt außer zwei Rippenbrüchen eine leichte Gehirnerschütterung. Der Oberamts­arzt von Neuenbürg leistete die erste Hilfe worauf der Prinz in einem von Wildbad herbeigerufenen Wagen nach seiner Garnison zurückkehrte.

Pforzheim, 27. Juli. Gestern Nachmit­tag haben die Streckenarbeiter und Holzverlader der Albtalbohn in Brötzingen gestreikt. Auf tele­graphischem Wege wurde ihnen der Lohn um 20 F erhöht (von 2 40 H auf 2 60 A, dann

nahmen die Leute die Arbeit wieder auf.

Berlin, 27. Juli. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Am 20 Juli auf Patrouille an der Konkipmürdung gefallen: Gefreiter Georg Knauer und Reiter Friedrich Hamann, früher württ. Feldartilleriereg. Rio. 13 Am 19. Juli auf der Verfolgung von Vichräubern gefallen: Gefreiter Wilhelm Mussog.

Berlin, 27. Juli. Wie der Lokal-Anzeiger von unterrichteter japanischer Sette hört, wird bei den Friedensverhandlungen Wladiwostok eine Rolle spielen, jedoch nicht in dem Sinne, daß die Schleifung der Festung verlangt wird. Es dürfte sich vielmehr nur um die Bedingung handeln, Wladiwostok wieder zum Freihafen zu machen, wie es die Stadt schon früher gewesen. Als zutreffend wird die Nachricht erachtet, daß die Japaner Sachalin fordern werden. Jm Uebrigen glaubt man an das Zustandekommen des Friedens und stützt diese Mei­nung darauf, daß in Witte seiner Zeit auch die Uebcrzeugung verkörpert war, Rußland solle seine Hände von der Mandschurei und Korea fortlassen.

London, 26. Juli. Miß Alice Roosevelt, die Tochter des amerikanischen Präsidenten, ist in Japan mit königlichen Ehren empfangen worden. Bei ihrer Ankunft wurde sie von einer ungeheuren Menschenmenge begrüßt. Die Straßen waren dekoriert und beflaggt. Abends fand eine Illu­mination statt. Heute wird Miß Roosevelt bei dem Kaiser von Japan dinieren. Die amerikanischen Zeitungen machen sich lustig über diePrinzessin Alice".

Petersburg, 27. Juli. Gewisse Kreise halten noch immer an der Version fest, daß Kaiser Wilhelm bei der Unterredung mit dem Zaren auch innere Angelegenheiten in Rußland berührt habe. DieNowoje Wremia" versteigt sich sogar zu der Behauptung die Ratschläge des Kaisers hätten stch auf die Zusammensetzung der Streitkräfte be­zogen, um den Krieg energisch fortznsetzen, der nun­mehr zu einem siegreichen Ende führen werde.

Petersburg, 26. Juli. Der Korre­spondent desRuß!" verzeichnet ein mit größter Bestimmtheit auftretendes Gerücht, wonach die Japaner tatsächlich eine Umgehungsbewegung durch die Mongolei in einer Zone von 125 Klm. von der Grenze entfernt begonnen haben.

Konstantinopel, 27. Juli. Ein nach dem Attentat auf den Sultan verhafteter aus Nürnberg stammende Lehre' Heller wurde wieder in Freiheit gesetzt. Ucher den eigentlichen Täter ist noch immer nichts bekannt. Am Freitag werden sämtliche Botschafter und Geschäftsträger dem Selamlik beiwohnen und dann voraussichtlich vom Sultan in corpore empfangen werden.

Tokio, 26. Juli. Wie amtlich mitgeteilt wird, haben die japanischen Truppen in Nord-Korea die Russen aus der Umgebung von PukwPmcyong vertrieben. Die Russen gingen in nördlicher Richtung zurück.

AndailWstl. KeMsmrm Tal«.

Am Do«««,Stag, St. September, (Mat- IhäuSftiertag) vormittags S Uhr, findet auf dem Brühl in Calw eine

JuKgviehprärnierung

statt, wobei Preise zu 25 20 15 und

10 im Gesamtbetrag von 500 zur Vertei­

lung gelangen.

Zugelassen wird nur Jrmtzvieh, männliches und weibliches, welches Mitgliedern des Vereins gehört und mindestens 3 Monate in deren Besitz ist. Dasselbe muß dem rote« oder dem Fleckvieh angehören, mindestens S Monate alt und im Besitz sämtlicher Milchzähne sein. Die gleichzeitige Vor­führung je eines männlichen und eines weiblichen Tieres durch einen Besitzer ist gestattet.

Anmeldungen zur Jnngviehprämicrung wollen spätestens bis 15. September schriftlich bei dem Vereinssekretär gemacht werden und ist der Anmeldung ein Zeugnis des Orts Vorstehers darüber, daß der Anmeldende das beir. Tier mindestens 3 Monate lang im Besitz hat, beizuschließeu.

Calw, 27. Juli. 1805.

Der Bo»fta«d: Der Sekretär:

Voelter, Reg.-Rat. Fechter, Amtspfleger.

MMschastl. KeM-nrem Lelm.

Im Monat September wird ein A«fka«f vo« Ka!bi««e« in Oberschwoben oder iu Radolf­zell vorgevowmen werden und wird der Verein neben Uebernahwe der Kaufs- und Transportkosten hiezu einen Beitrag von 300 ^., welcher nach Ver­hältnis der Kaufpreise unter die Käufer verteilt werden wird, reichen.

Die Besteller verpflichten stch, die für sie ge­kauften Tiere um den Ankaufspreis unweigerlich zu übernehmen.

Bemerkt wird, daß der Ankauf nnr dann ausgeführt wird, wenn mindestens 10 Bestellungen einlaufen.

Die Anwtldungen sind späteste«- biS t. September bei dem Vereinssekretär einzureicheu.

Calw, 27. Juli 1905.

Der Nrrkivsvorflaud: Der Neremssekrrtör:

Voelter, Reg.-Rat. Fechter, Oberamtspfleger.

Gottesdienste.

8. Sonntag nach Hrinit., 30. Juli. Vom Turm: 353. Predigtlied: 332. 9 Uhr- Vormitt.-Prrdigt, Herr Stadtpfarrer Schwid. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr: Bibelstunde in der Kirche, Herr Dekan Roos.

mit sich selbst g> kämpft . . . Jane, die im Dunkel an der Tür gelauscht hatte, wo» die stch ad und trat unter die Jcsminsträuche. Sie rang die Hände.

Sie ist toll!" rief sie aus.Ich habe eS kommen gesehen; aber es darf nicht sein! Sie rennt inS Unglück!" . . .

Im Schatten der Weißdornaller schlich sie zum Hause zurück und hockte sich wieder in ihr« Ecke.

Unzufrieden mit sich selbst und keiner Schwäch« und doch ganz in den Banden Afra'S, verließ Dagobert dir Villa.

Es war nur ein Taumel, ein Rausch, ein Wahn!" rief er sich zu; aber Afra's Triumph war deshalb nicht geringer. Er war der Schönheit zu Füßen gesunken; die endliche Erfüllung ihres Sehnen», das überselige Bewußtsein ge­fundenen Glücks hatte alles in und an ihr verschönt, er hatte in ihr ein Weib erkannt, dessen Augen eine feurige, glühende Seele auSstrahlte», dessen Lippen von Geist und Witz Überflüssen, dessen Lächeln ein Himmel und doch mischte sich in den Nachhall seiner Empfindung, als er den einsamen Weg zur Stadt zurückletzte, ein kalter Hauch, der sein erhitzte- Innere- durchfröstelte, ei» Gefühl der Reue.

Er hielt erschreckend inne. Der Abendwind, meinte er, sei «S, der durch die zitternden Pappeln über ihm ging.

Er nahm den Hut vom Scheitel, fuhr sich mit der Hand über denselben und starrte in den dunkelblauen Abendhimmel.

Er mit seinen sechsundzwanzig Jahren, vor der Welt ein vollendeter Kavalier, grollte sich selber über einen Erfolg, um dm ihn alle beneiden mußten; er hatte sich in ein Abenteuer gestürzt, da« er nicht wollte, das er sich zum Vorwurfe machte. Wieder durchfröstelte ihn derselbe kalte Hauch. Er schloß die Augen, wShrend er seine Schritte beschleunigte und blindlings west« stürmte.

Sie ist kein Weib wie sie all« . . . ein Dämon, der herabgessndek ist.

um eine Seele zu verbrennen!" sprach er oor sich hin.Ihre Leidenschaft ist

wie der Chamsin, verzehrend, selbstsüchtig, und wenn es wahr ist, was ich nicht weiter »u erforschen wagte . . ."

Er erreichte die Stadt und ltichter ward's ihm, als ihn die sonntägliche, heitere Menge umflutete, die eben in die dunklen Gaffen zurückströmte.

16. Kapitel.

In seiner Wohnung empfing ihn fein Freund, Herr v. Bodenberg, seines wirklichen Namens Vcktor Blenke, der mit der Zeitung in der Hand ungeduldig

auf seine Rückkehr gewartet hatte und ihm mit Spannung entgegen trat.

Nun. wie verlief der interessante Abend?" fragte er lebhaft.

Dagobert warf mißmutig dm Hut von sich, lehnte sich in den Sessel zu­rück und starrte zur Decke.

Eine verzweifelte Rolle, die Sie mir aufgebürdet!" rief er zerstreut.

Blenke schaute ihn argwöhnisch an.

Sie war gewiß schöner, als je."

Dagobert nickte stumm und fuhr sich mit der Hand durch das Haar.

Sie wurden also von ihr in dem traulichen Pavillon empfangen? Ich habe am Nachmittag die Gegend rin wenig rekognosziert!"

Ja!" Seine Antwort klang so unmutig.ES war unehrlich von mir."

Sie erfüllten doch nur ihren eigenen Wunsch, denn sie brannte vor Ver­langen, Sie kennen zu lernen. Aber Sie find so einsilbig! Erzählen Sie. Ich begreife, daß Sie nach einem solchen tstc-ä-tste . . . Wüßte ich nicht, daß Sie gefeit gegen eine solche Weibermacht find . . ."

Blenke sah, wie Dagobert verdrossen di« Hand au-streckte, als wolle «r nichts hören. (Fortsetzung folgt.)