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Donnerstag, Len 27. Juli 1905.

lagesnenigkeiten.

*2 Calw. Der Bezirksbienenzüchter­verein hielt letzten Sonntag in der Dreiß'schen Brauerei hier eine außerordentliche Versammlung ab. Beratungsgegenstand war: die Beteiligung des Vereins an der Landesausstellung. Leider war'die Versammlung nur schwach besucht, was in Anbetracht der wichtigen Beratung sehr zu bedauern ist. Man einigte sich dahin: Der Verein muß sich als der größte Bezirksverein des Landes an der Ausstellung durch eine Kollektivausstellung beteiligen. Hiezu ist ihm von der Stuttgarter Ausstellungskommisston bereits einer der schönsten Plätze vorgemerkt. Zur Kollektivausstellung schickt jedes der 250 Mitglieder wenigstens 5 Glas Honig von je 1 bis 3 Pfd. Der Verein besorgt für die Mitglieder schöne Ausstellungs­gläser zum Selbstkostenpreis. In jedem Ort nimmt ein Vertrauensmann sich der Sache an, verteilt die Gläser, sammelt Honig und soMige Ausstellungs­gegenstände und liefert sie verpackt an die Sammel­stelle Calw ab bis Mittwoch, den 30. August. In' Stuttgart wird alles von sachverständigen Vereins­mitgliedern zur Ausstellung geordnet. Um die Hontggläser schön gruppieren zu können, läßt der Verein durch einen Stuttgarter Stukkateur einen künstlichen Felsen mit Wald und Wegen Herstellen (Schwarzwald I) Die Hontggläser werden für jeden Bezirksort möglichst besonders gruppiert. Eine Kollektivausstellung von Völkern wird in einem von Graze gelieferten Pavillon untergebracht. Wenn auch die Honigernte dies Jahr bei uns bescheiden ausfällt, so wird doch von jedem Mitglied erwartet, daß es sein Möglichstes tut, die Ausstellung nach Kräften zu unterstützen. In dankenswerter Weise wurde vom Landwirtschaftlichen Bezirksverein dem

Bienenzüchterverein zu den Ausstellungskosten der schöne Beitrag von 50 verwilligt. Die Vereins- leitung wird bemüht sein, den ausgestellten Honig in Stnttgart zu verkaufen. Die Vereinsmitglieder besuchen die Ausstellung möglichst vollzählig unter sachverständiger Führung am 3. Ssptbr. Gegen Vorzeigen der Mitgliedskarte erhält jedes Vereins­mitglied Fahrpreisermäßigung und freien Eintritt zur Ausstellung.

Althen gstett, 25. Juli. Der Sohn des Gemetndepflegers Weiß fuhr gestern Vormittag mit dem Fuhrwerk nach Dätzingen, um Stroh zu holen. Am Mittag kamen die Pferde ohne Fuhr­mann nach Ostelsheim. Man suchte alsbald nach dem Vermißten und entdeckte ihn schwer verletzt am Straßenrand. Sterbend wurde er nach Hause ge­bracht. Zur Zeit ist die Ursache des Unglücks, das den jungen Mann das Leben kostete, noch nicht auf­geklärt. <7 - ^ ^

X Simmozheim. Heute nachmittag fand aus dem hiesigen Friedhof in Gegenwart des Gerichts und einiger Aerzte die Ausgrabung der am letzten Freitag beerdigten Sonnenwirtin K. statt. Wie man hört, soll die Sektion für den Ehemann keine belastenden Momente ergeben haben, wodurch hoffent­lich die übertriebenen Gerüchte, welche über den­selben gegenwärtig im Umlauf find, verstummen werden.

Feldrennach, 25. Juli. Der Goldschmieds- lehrltng Emil Gaus hat ein 13 Jahre altes Mädchen mit einem Terzerol aus Unvorsichtigkeit tödlich verletzt. Der Täter wurde verhaftet.

Leonberg, 25. Juli. Einen erfreulichen Aufschwung nahm in dem letzten Jahrzehnt die Schuhindustrie unserer Gegend. Die größte Fabrik,

!! Wbonnernemrpr. in d. Stadtpr.Biertelj. Mk. I.IOincl.LrLgerl. ^ VierteliLhrl. PostbezugSprei- ohne vestellg. s. d. OrtS- u. Nachbar- ^ orlsvertehr 1 Dtt.. f. d. sonst. Verkehr Mk.1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

dieLeonberger Schuhfabrik" von E. Schmalzriedt, beschäftigt gegenwärtig in 3 stattlichen Gebäuden gegen 250 Arbeiter. Sie hat Filialen in fast sämt­lichen südd. Garuisonsstädten. Die zweite hiesige Schuhfabrik, dieSüdd. Schuhfabrik" von G. Käß, anläßlich eines Streikfalles als Konkurrenzunter­nehmen von ehemaligen Arbeiter» der elfteren ge­gründet, erfreut sich ebenfalls eines großen Auf­schwungs. Dieser Erfolg der Leonbergsr Schuh­fabrikation hat auch sonst im Bezirk Anlaß zur Gründung von Schuhfabriken gegeben; es entstanden solche in Weilderstadt, Weissach, Schöckingen und in Ditzingen. Es ist zu hoffen, daß diese unsere süddeutschen Schuhfabriken, welche, wie die Leon­berger neuerdings mit den besten technischen Ein­richtungen versehen find, in immer erfolgreichere Konkurrenz mit den Pfälzer- und sonstigen Schuh­industrien treten können.

Leonberg, 25. Juli. Eine reiche Erbschaft, durch die zugleich auch unser Reichskanzler Fürst Bülow glänzend bedacht wurde, hat in den letzten Tagen nach Leonberg unerwartete Freude gebracht. Einer der Erben, der früher in Leonberg als Besitzer der ehemaligen Leonberger Eisenmöbelfabrik in Konkurs geraten und nach einem Vergleich fort- gezogen war, Herr Godefroy, hat sich nachträglich Fach seinen ehemaligen, geschädigten Gläubigern er­kundigt und so kamen gegen 1000 zur Aus­zahlung.

Stuttgart, 25. Juli. Auf dem Groß­markt kosteten Heidelbeeren 1213 A Johannis­beeren 12 A, Stachelbeeren 910 A Himbeeren 2530 H, Aprickosen, 2030 H, Brombeeren 3540 A Birnen 2025 A, Aepfel 1520 A das Pfd. Einmachgurken 100 Stück 4045 A.

Die schwarze Dame. ^ «

Roman von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Al» sie ihn jetzt in Wien von ihrer Loge aus zum ersten Male gewahrte, jubelte ihr Herz und trauerte zugleich, denn er, als ihre Blicke sich begegneten, schien kalt gegen ihre Schönheit, so kalt wie an jenem Abend in San Carlo, und tief verstimmt kehrte sie in ihre Wohnung zurück.

Sie begann, ihn euch an anderer Stätte zu suchen; man sah sie plötzlich mehr auf der Promenade, als sonst. Sie hörte von ihm sprechen, und das stachelt- noch mehr ihr Begehren, ihn an sich zu fesseln. Sie gab ihre Zurück­gezogenheit auf und empfing die Kavaliere, mit denen sie ihn gesehen hatte, mit diesen auch ihn erwartend.

Sie begegnete ihm im Prater, und er ward wohl aufmerksam auf sie, aber fast gleichzeitig schweifte sein Blick wieder nach anderer Richtung.

Auf dem Rückwege sah sie ihn abermal», und zwar in Begleitung eines jungen Manne», in welchem sie denselben wieder zu erkennen meinte, der sie auf dem Toledo verfolgt hatte.

Man sagte ihr das sei sein intimer Freund Herr von Bodenberg, und sie erschrack freudig. Ihn gerade hatte sie vermieden, während er vielleicht damals von ihm gesandt worden war, aus Gründen, die sie ja nicht ermessen konnte.

Afra hoffte. Sie sah dm Ersehnten wieder und wieder im Theater; sie ward endlich eines Abend» der Gegenstcmd seiner Aufmerksamkeit, und gewaltiger noch, al« damals in San Carlo pochte ihr Herz, als Graf Schüneberg den interessanten junge» Fremden ihr im Foyer vorstellte.

Afra sah jetzt ihrm LebenStraum sich erfüllen und mit diesem Hochgefühl

betrat sie heute Abend die Schwelle ihre» kleinen Paradieses, um ihn dort zu empfangen.

DaS Dunkel war eben herabgesunken, tiefe Stille herrschte in dem Garten der schönen Frau. Auf dem Rasen lagen noch die Kugeln der CrouquetS um­her und nur die Fontaine plätscherte melancholisch fort.

Matte Lichtstreifen drangen durch die dicht geschloffenen Jalousien des Pavillons auf den KieS. des Wege», eines in Tempelform errichteten, von hohem JaSmin umwachsenen Gartenhauses, dessen kleinen, in graziöser Renaissance auSgestatteten Salon Afra nur auffuchte, wenn JaneS Gegenwart unerträglich war; denn so unentbehrlich ihr diese zu sein schien, sie hatte Stunden, in welchen sie «inen Abscheu vor ihrer rohen Natur empfand.

Nur oben im Hintergründe des Garten» bewegte sich eine dunkle Gestalt, aus dem Schatten der hohen Trauerweide heraustretend. Jane war'S, die schein­bar schlafend nichts hatte sehen wollen. Die Weißdornallee zum Pavillon hinab­schleichend, postierte sie sich unter die aberhängenden Zweige der Jasminen, al« eben die Gittertür sich öffnete und eine hohe Männergestalt zögernd den Garten betrat.

Afra inmitten des Pavillon» stehend, im Hellen Lichtglanz eines silbernen Kandelabers, dessen Strahlen auf dem schwarzen Seidengewande in grellen Tönen spielte», lauschte inzwischen erzitternd auf das taktmäßige Knirschen des Sande» draußen. Dann, als die Tritte auf den Marmorstufen der Vorhalle hörbar wurden, warf sie hastig einen Blick in den hohen Spiegel.

Sie fand sich bleicher, als sonst; ein schwerer Druck lag auf ihrer Brust. Sie atmete hoch auf. Aber sie war zufrieden mit sich; kein Schmuck sollte ihrer Schönheit al» Folie dienen; er sollte als Mann von Welt die Beobachtung machen, daß sie jegliches Hilfsmittel verschmähe, und mit siegesbewußter Zuversicht erblickte