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Sonnlaz, Herr 23. Zuli 1905.

Wonn«m«nt»pr.inb. Stadt pr.Biertelj. Mk. 1.10iml.TrLgeiI. Merteljithrt.PostiizugSpreir ohne Bestcllg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortSveriehr 1 Mi-, s. d. sonst. Beriehr Mi. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

ein fröhliches Ende finden soll. Anschließend

TsgssMslgkeiteK.

* Calw, 22. Juli. Das Besprengen der Straßen mit Wasser ist bei dem gegenwärtig sich zahlreich entwickelnden Staub eine große Wohltat und eS hat sich die Anschaffung eines Straßsn- besprengungswagens reichlich gelohnt. Er soll nun in Beziehung auf die Reinlichkeit der Straße« ein weiterer Schritt geschehen durch Aufstellung eines Straßenkehrwagens. Dadurch wird der durch das Begießen der Straßen entstehende Straßenkot rasch' entfernt und ist es dann möglich, sämtliche Straßen in einem sauberen Zustande zu erhalten. Die Hebung unserer Stadt in sanitärer Beziehung macht also weitere Fortschritte.

8.-V. Calw, 22. Juli. Fast hätte die Floßfahrt des Schwarzwaldvereins nicht ausgeführt werden können. Aber dank der Rührigkeit unseres Vorstands wird es nun morgen Nachmittag doch losgehen und zwar gleich mit 2 Flößen. Das lustige Schauspiel wird zweifellos unzählige Neugierige an die Ufer der Nagold locken. Aber auch die Flöße werden dicht besetzt sein. Fahren ja doch gegen 400 Sonntagsflößer auf dem rohen Fahrzeug talabwärts. Wie bekannt, ist die Fahrt veranstaltet vom Stuttgarter und Calwer Bezirksverein. Es sind aber auch die Nachbarveretne eiugeladeu worden. Die Stuttgarter werden schon vormittags mit dem Eilzug hier eintreffen und daun nach 10 Uhr vom Bahnhof ab gemeinsam durch die Stadt zur Schillerlinde marschieren. Dann wird der neue Schillerweg, der von unserem Wegkünstler Staub er vorgestern in aller Stille vollendet wurde, begangen werden. Hienach ist gemeinsames Mittagessen imBad. Hof". Es ist sehr erwünscht, daß sich der Wanderung unserer Stuttgarter Gäste auch viele hiesige Schwarzwaldvereinler anschließen. Auch beim gemeinsamen Mittagessen sollten die Calwer in würdiger Zahl vertreten sein. Um '/-2 Uhr beginnt dann die Wasserfahrt, die in Liebenzell

möchten wir dem wanderlustigen Publikum den neuen Schillerweg zur fleißigen Benützung empfehlen. Durch ihn ist sine lange vernachlässigte Partie unserer Umgebung, das Frauenwäldle und der Msisterberg, dessen schönster Punkt bereits im stillen Schillerhöhe getauft wurde, endlich bequem zugänglich gemacht worden. Mit der Anlage des herrlichen Weges, der bereits schon lobend gepriesen wurde, hat sich der hiesige Schwarzwaldverein ein großes Verdienst erworben. Möge dies dadurch auch gebührend anerkannt werden, daß der neue Weg recht fleißig begangen wird, und daß sich die Wenigen, die unserem Verein noch fernstshen, ver­anlaßt fühlen, demselben betzutreten.

Calw, 22. Juli. Auf das am Sonntag, den 23. ds., abends 8'/- Uhr, im Gasthof zum Bad. Hof" hier stattfindende Konzert erlauben wir uns auch an dieser Stelle aufmerksam zu machen. (S. Inseratenteil.)

Zar Erleichterung des Postwertzeichrn- bezugs werden vom 15. August d. I. an bei sämt­lichen Postanstalten des Landes versuchsweise Post­karten zu 2 A und zu 5^. auch in Form von Blocks (je 10 Postkarten enthaltende ge­leimte Hefte) zum Nennwert zum Verkauf gestellt werden.

Stuttgart, 21. Juli. Die Verfassuugs- kommtssion hat in ihrer gestrigen Sitzung die zweite Lesung des Verfassungsgesetzentwurfs erledigt und die Ausgabe eines schriftlichen Berichts an das Plenum beschlossen, so daß die Vertagung des Land­tags bis zum Herbst Anfangs nächster Woche in Aussicht zu nehmen ist. Bezüglich des Budgetrechts sowie auch der Zusammensetzung der ersten Kammer wurden die bekannten Anträge der Ritter abgelehut, so daß es bei den Beschlüssen der ersten Lesung bleibt. Ein früher abgelehnter Antrag Hieb er hinsichtlich des Ersatzes für die Privilegierten an

Stelle des Kreisproporzes den Landesproporz ein­zuführen, wurde angenommen; die 17 Abgeordneten werden also durch das ganze Land gewählt werden und die Gesamtzahl der Mitglieder der zweiten Kammer wird 92 betragen. Bezüglich des Wahl­verfahrens wurde der volksparteiliche Antrag auf Festhaltung an den seitherigen Stichwahlen mit 14 gegen 2 Stimmen angenommen. Auf den An­trag des Präsidenten Payer wurde ein neuer Artikel beschlossen hinsichtlich des ständische» Amts­personals. Die nächste Sitzung der Verfassungs- kommisston ist für Mitte September, spätestens Oktober in Aussicht genommen.

Stuttgart, 21. Juli. Auf dem Haupt­bahnhof werden gegenwärtig Vorkehrungen zur Ein­führung der Bahnsteigsperre getroffen. Auf Bahnsteig IV werden z. Zt. die Häuschen für die Bahnsteigschaffner und die eisernen Abschrankungen aufgestellt.

Stuttgart, 21. Juli. Seit Dienstag, den 18. d. M., vormittags 9 Uhr wird ein 6 Jahre alter Knabe vermißt, der vom Elternhause in der Camlstatterftraße weggelaufen ist und zuletzt auf dem Güterbahnhof gesehen wurde. Der Knabe ist zu seinem Alter klein, hellblond, hat längliches Gesicht, bleiche Langen, war ohne Fußbekleidung, ohne Kopfbedeckung und trug h lle Hose und blaue Bluse.

Stuttgart, 21. Juli. Einengroßartigen Empfang bereitete gestern die hiesige Turner­schaft den vom 29. amerikanischen Bundes tu rnfest heimkehrenden Turnern. Außer einer riesigen Volksmenge hatte sich der Tnrnerbund Stuttgart mit Fahne am Bahnhof eingefunden. August Mayer, der den 3. Preis mit 93,5 Punkten er­rungen hatte, wurde unter stürmischem Jubel von seinen Turngenossen aus dem Bahnhof getragen. In der Lisderhalle fand abends ein Festmahl statt, wobei dis hetmgekchrten Turner und besonders Prof.

Die fchwcrvze Dame.

Roman von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

14. Kapitel.

In den aristokratischen Kreisen Wiens erregte seit kurzem die Erscheinung eines jungen Kavaliers große Aufmerksamkeit, der mit allen Vorzügen austrat, die Geburt, Erziehung, Geist, Vermögen, eine tadellose Gestalt, ein frisches, jugendlich übermütiges Gesicht und eine überfprudelnde Lebenskraft verleihen können.

Graf de Sesto, etwa sechsundzwanzig Jahre alt, bewohnte einige glänzend eingerichtete Räume in einem der besten Hotel«, gab viel Geld aus, ward mit Auszeichnung in den tonangebenden Häusern der Stadt empfangen, an die er Empfehlungen besaß, und namentlich von den Frauen bevorzugt als schöner Mann und vollendeter Kavalier, dem alle gesellschaftlichen Talente eigen waren.

Man umgab ihn in einigen Häusern mit besonderer Aufmerksamkeit, weil die Töchter ihn interessant und begehrenswert fanden, indes schien er mit seinen hohen Ansprüchen an das Leben als ein recht Undankbarer. Ec nahm alles ent­gegen, wie ihm schuldig, und war nicht geneigt, dafür mehr wieder zu geben, als die Konvmienz verlangte.

Der Name des Grafen Sesto war ganz plötzlich eine Parole geworden, er verstand die Unterhaltung zu beleben, streute geflügelte Worte aus, machte aber auch mit einiger Rücksichtslosigkeit diesen und jenen zum Gegenstand seines Witzes.

I« der intimsten Freundschaft schien er mit einem jungen Norddeutschen zu stehen, den man täglich an seiner Sette sah, mit dem er aus der Promenade

die vorübergehende vornehme Welt mustert«, die Volksvergnügungen und Theater besuchte.

Man kannte den letzteren bereits als einen deutschen Offizier, der sich für ein Jahr L In suite seines Regiments hatte stellen lassen, um die Welt kennen zu lernen.

Auch Herrn von Bodenberg hielt man deshalb für vermögend. Er teilte die oft kostspieligen Zerstreuungen feines Freundes, hielt sich aber fern von der Gesellschaft und lehnte jede Einladung ab. Er schien auch weniger GesellschaftS- mann zu sein, als fein Freund, und ging oft seine eigenen und einsamen Wege, um, wie er sagte, das Volk kennen zu lernen.

Nicht gerade mit günstigen Augen beobachtete seit kurzem die sich für den jungen Sesto interessierend« Damenwelt, daß derselbe seinen Humor verloren, im Theater gerne einer einzigen Loge seine Aufmerksamkeit widmete, einer Log», die allerdings stets ein Zielpunkt aller Operngläser war, wenn Afra nämlich in der­selben saß, die für das Theater eine besondere Neigung zu haben schien, und mit nicht geringem Interesse beobachtete man, daß die Aufmerksamkeit des jungen Mannes von der Loge aus erwidert wurde, ja, wie von einigen behauptet pro- vociert worden war.

Die Männerwelt sah das sogar mit einer Art von Schadenfreude. Man wußte ja, daß die schöne Witwe, die seit einem Jahre draußen dis Villa bewohnte, in gewisser Beziehung zu Leo von Wiedenstein stehe, den diese Verbindung allein vor gänzlichem Ruin zu schützen im Stande war, und auch dieser ward also, wenn er im Theater, schnell ein Gegenstand heimlicher Beobachtung, ja, des Be­dauerns, al« man sich erzählte, man habe den jungen Grafen im Foyer mit der schönen Afra plaudern sehen; die Bekanntschaft beider sei also geschloffen.

Man wollte sogar bemerkt haben, daß Afra'S große, glänzende Augenstern«