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Ansehung von Schulstellen für befähigt erklärt worden: Qninzler, Gottfried, Unterlehrer in Altburg.

Wildbad, 20. Juli. Auf der Wiese des Bauern Treiber ist dessen 2jähriges Mädchen in einem unbewachten Augenblick in eine unbedeckte Güllenstande gestürzt und erstickt.

Nagold, 20. Juli. Zwischen Arbeitern von hier und jungen Leuten von Pfrondorf gab es wegen der Mädchen Händel. Dabei wurde der Gipser Hafner durch den Goldarbeiter Gutekunst mit dem Gtiletmesser schwer verletzt. Der Täter ist verhaftet.

Pfalzgrafenweiler, 20. Juli. Wie dem Schwarzwälder Boten" zu den Unterschlag­ungen des Kassiers des hiesigen Darlehenskassen­vereins, Wiedmaier, gemeldet wird, werden den Einlegern sämtliche Einlagen zurückbezohlt. Das Defizit wird durch das Privalvsrwögen des Kassiers, die Kaution, den Reservefonds des Vereins und durch die Geschäftsanteile vollauf gedeckt. Das Fortbestehen des Vereins ist gesichert.

Stuttgart, 19. Juli. Nach einer in ver­schiedenen Blättern enthaltenen Mitteilung soll dem Veteranenverein Cannstatt vom Minist,rium des Innern die Veranstaltung einer Landeskollekte zum Zweck der Unterstützung hilfsbedürftiger Veteranen gestattet worden sein. Dies ist, wie wir vernehmen, nicht richtig. Das eingereichte Gesuch um Gestattung einer Landcskollekte ist vielmehr zurückgezogen worden und cS soll anstatt einer solchen Kollekte eine Sammlung für den bezeichneten Zweck in der einer Genehmigung nicht bedürfenden Form eines mit Namensunterschrift versehenen Aufrufs in den öffentlichen Blättern erfolgen. (St.-A.)

Reutlingen, 19. Juli. Eine der letzten Verwandten des Nationalökonomen Friedrich List ist hier in der 93jähr. Witwe Aickftin geb. Engel gestorben. Sie war die Tochter einer der 7 Schwestern Lists.

Straßburg, 19. Juli. Der Gemeinderat bewilligte heute für die Kosten der Rhein-Regulierung 1 Million Mark.

Münster (bii Hannover), 20. Juli. Vom hiesigen Truppenübungsplatz wird am 22. Juli eine neue Feldzugskompagnie in Stärke von 300 Mann nebst Pferden zur Einreihung in das Expedi­tions-Korps in Südwestafrika abgehen.

Essen (Ruhr), 19. Juli. Der Arbeit­geberbund für das Baugewerbe sperrte im Verfolg der früheren Stellungnahme sämtliche Bau­arbeiter aus und verpflichtete sich, Unternehmer, die in Verlegenheiten und finanzielle Schwierigkeiten kommen sollten, zu unterstützen. Das letztere geschah in Beantwortung des Vorgehens des Oberbürger­meisters Zweigert, der für die Unterstützung der Bauarbeiter eine Zuwendung von 20000 ^ bean­tragt hatte.

Kassel, 20. Juli. Das Kaiserpaar wird Anfang August zu mehrwöchentlichem Aufenthalt in Wilhelmshöhe eintreffen.

Gotha, 19. Juli. Auf dem Schlosse Friedenstein vollzog sich heute in feierlicher Weise der Regierungsantritt des Herzog Karl Eduard. Anwesend war die Mutter des Herzogs, Herzogin von Albory, der Regierungsverweser Erbprinz zu

Hohenlohe-Langenburg, die Prinzen Eitel Friedlich und August Wilhelm von Preußen, die Königin- Mutter der Niederlande, Fürst Ferdinand von Bul­garien, der Herzog von Connaught, Herzog Ulrich von Württemberg u. a. Herzog Karl Eduard traf mittelst Sonderzuges um 9 Uhr 10 Min. hier ein. Am Bahnhof fand ein festlicher Empfang durch den Regenten statt. Dann trat der Herzog die Fahrt mit berittenem Geleit durch die Spalier bildende Be­völkerung zum Schloß Friedenstein an, wo die Entgegennahme des verfassungsmäßigen Eides durch den gemeinschaftlichen Landtag erfolgte. In der Sitzung des gemeinschaftlichen Landtags teilte um 10 Uhr Präsident Liebetraut mit, daß der Herzog den Verfassungseid geleistet habe. Staatsrat Schmidt teilte mit, daß Oberregierungsrat Richter zum Staatsminister ernannt sei. Der Festakt schloß auf Schloß Friedenstein nm 10 Uhr 30 Min. mit einer Ansprache des Regenten. Der neu ernannte Siaatsminifter Richter überreichte dem Herzog die Thronrede. Der Herzog verlaß diese nebst der Mit­teilung, daß er soeben die Domänengesetze vollzogen habe. Landtags-Präsident Liebetraut brachte ein Hoch auf den Herzog aus. Um 11 Uhr fand Gottes­dienst in der Schloßkirche statt.

Berlin, 19 Juli. Der Herzog von Sachsen- Koburg-Gotha, bisher Leutnant im 1. Garderegiment, ist aus Anlaß seines Regierungsantrittes zum Oberst befördert und L la suite des 1. Garderegiments gestellt worden.

Berlin, 20. Juli. Die Anordnungen des preußischen Kultusministers zur Auflösung der Studentenausschüsse wegen Ausschlusses der konfessionellen Verbindungen sind allen preußischen Hochschulen zugegangen.

London, 19. Juli. Aus Tokio wird gemeldet, daß das amerikanische SchiffOhio" durch eine schwimmende Mine zwischen Port Arthur und den Elliot-Jnseln zum Sinken gebracht wurde. Nach­dem das Schiff die schwimmende Mine getroffen hatte, erfolgte eine heftige Explosion und der Dam­pfer ging innerhalb 5 Minuten mit der ganzen aus 28 Mann bestehenden Besatzung unter. Glücklicher­weise hatte das Schiff 5.ine Passagiere an Bord.

Heruoesand (Schweden), 19. Juli. Die Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord, der KreuzerBerlin" und das DepcschenbootEleipner" sowie ein Torpedoboot find heute Vormittag nach Nyland abgegangen.

Petersburg, 19. Juli. Durch die Unter­suchung ist nunmehr festgestellt worden, daß die Marinesoldateu in allen Kriegshäfen vom Geiste der Meuterei angestkckt find. Die Odessaer Vorgänge haben auf die Matrosen eine begeisternde Wirkung ausgeübt. Dieser Erscheinung gegenüber ist das Marinewinisterium gänzlich machtlos. Das einzige Mittel zur Vorbeugung von Meutereien wäre dis Versetzung der Offiziere und Mannschaften und diese Maßregel soll auch versucht werden. Es wurde Ordre gegeben, dis Marine-Offiziere der Schwarzen Meerflotte an die Ostsee zu versetzen und umgekehrt werden Offiziere von der Ostsee nach dem Schwarzen Meer geschickt. Bezeichnend ist, daß auch Armee-Offiziere zum Seedienst abkommandiert werden. Die Kronstädter Garde-Marine erscheint besonders verdächtig und daher ist schon die Ab­schiebung eines Teiles der Matrosen nach Nikolojew angeordnet.

des Lebens hinein! . . . Damals, als ich noch unabhängig war von einem anderen Willen, verzehrte ich mich in der Sehnsucht nach Freiheit und Unge- bnndenheit; wenn man mir Huldigungen brachte, seufzte ich über meine Un­freiheit, ich zerrte und riß an meinen Fesseln, bis sie . . . brachen, und seit sie gelöst find, bin ich wie ein Kind, das nicht gehen gelernt hat, ja in meinem Verlangen und Begehren bin ich wie eine Wilde, die sich im Champagnerbade ertränken möchte und doch davor zurückschrccktl . . .

Jetzt soll eS sein!" murmelte sie, des Kinn auf di« Brust senkend, mit träge herabhängenden Arme».Ich habe den Willen zu einem Entschlüsse ge­funden und diese« Weib, da« mich toll macht mit seinen Reden, das soll mich nicht hindern! Da« Eis, das meine Axt zerschlägt, es schmilzt vor dem Frühling, und was unter diesem Eff« verborgen ist, eS ist . . . vergessen! . . . Sie streckte wegwerfend dm Arm aus."

Ein große«, schöne« Leben soll e« sein, das mir aufgeht; wie eine Winds­braut soll es mich fortwirbeln und in mächtigen Zügen will ich trinken an der Brust der Freude und mir sagm, es sei ein Schlaf von wüsten Träumen ge­wesen, au« dem ich zur Seligkeit erwacht!"

Wie in Verzückung ließ sie da« Haupt auf die weiche Lehne de« Sessels zurücksinken, die Hände unter dem Nacken bettend, und so lag sie lange, mit dem Lächeln seliger Verklärung in den Zügen, sich dem Traum« hingebend, der ihre Sinne so zauberisch umfing.

Leben!" hauchten ihre halb geöffneten Lippen; ihre Wangen färbten sich mit hohem Jr.carnat ...Er kommt, lächelten diese Lippen, sich leise bewegend, zwischen den geschloffenen Wimper» glänzten zwei heimlich« Blitze.

Ihre Brust hatte die Bande gesprengt, unter denen da» verlangende Herz

Petersburg, 20. Juli. Gegen den Ober- vrokurator Pobjedonoszew ist gestern ei« Mordanschlag verübt worden. Bei dessen Rückkehr von Zarskoje Selo ging auf dem Bahn- Hofe ein junger Mann auf den Oberproknrator zu und wollte einen Revolverschuß auf ihn abgeben. Ein Reisender fiel dem Menschen in den Arm und vei hinderte den Anschlag, worauf es gelang, den Betreffenden zu verhaften. Er weigert sich, seinen Namen zu nennen.

Madrid, 20. Juni. DerEpoca" zufolge wird König Alfons am 10. September nach Berlin abreisen, da er zu den Neuwahlen wieder in Spanien sein will. Die Reise nach Wien soll erst im November erfolgen.

Calw, 21. Juli. (In eigener Sache.) In Nr. 113 unseres Blattes haben wir einen uns vom Schriftführer des Württ. Schwarzwaldvereins in Stuttgart zngesandten Bericht über die Haupt­versammlung des Vereins in Altensteig veröffentlicht, in dem gesagt wird:Infolge der Bildung des neuen Bezirksvereins Teinach ist die Zahl der Bezirks­vereine auf 32 gestiegen." Zu diesem Passus sendet uns Oberförster Stahl in Teinach folgende Be­richtigung:Der Echwarzwaldverein Teinach ist schon im Jahr 1901 gegründet worden, Ihre Nach­richt ist also falsch." (Einen weiteren Zusatz, der in höchst unmotivierter Weise sich gegen die Richtig­keit unserer Bezirksnachrichten wendet, übergehen wir, da derselbe zu sehr das Gepräge einer all­gemeinen unüberlegten Redensart zeigt.) Wir bemerken hiezu, daß wir keinen Grund hatten, die Angaben des Schriftführers des Hanptvereivs zu bezweifeln und daß uns niemand zumuten kann, die Gründungsjahre der einzelnen BezirkSvereiue genau zn verfolgen; auch können wir nicht wissen, ob seit der Gründung des Tetnacher Bezirksvereins ein neuer Verein entstanden ist oder nicht; der Hauptverein wird darüber wohl genau orientiert sein. Ist aber die Angabe des Schriftführers un­richtig, so wird man uns einen Vorwurf darüber nicht machen dürfen, wir haben den Artist! auf Treu und Glauben des Schriftführers ausgenommen und daher weisen wir die Angriffe gegen nufer Blatt aufs entschiedenste zurück. Diefalschen" undungenauen" Nachrichten stammen nicht von uns selbst, sondern vom Württ. Schwarzwaldverein; die Berichtigung ist also dorthin zu richten.

Die Redaktion.

Samstag, 22. Juli. 6'/r Uhr abends im Vereinshaus; Beichtandacht mit Beichte, Herr Stadtpfarrer S chmid.

5. Sonntag nach Hrinit., 23. Juli. Vom Turm: 270: Kirchen chor:Sehet, welch eine Liebe". Predigtlied, 385, Eins ist not rc. 9 Uhr: Vormitt.-Predigt. Herr Dekan Roos. Abendmahlsfeier. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr: Nach- mitt.-Predigt, Herr Vikar Volz.

Aeiertag Aakoöi, 25. Juli. 9 Uhr: Predigt, Herr Stadtpfarrer Schmid.

Mittwoch» 26. Juli. 9 Uhr: Predigt zur Eröffnung der Diözesan-Shnode, Herr Pfarrer Eidenbenz von Altburg.

Sonnerstag, 27. Juli. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Vikar Volz.

roch geseufzt, ehe der Traum cS erlöst, sie atmete voll und hoch wie in den Armen eine« befreienden Engels.

Aber nichts Göttliche» sprach doch aus diesen schönen Zügen, vielmehr der Ausdruck einer friedlosen Seele, deren Sinne eben trunken aus der Quelle schöpften, an der sie nach ihren eigenen Worten mit all' ihrem Reichtum gedürstet..

Auf der Terrasse unter den Rosenlorbreren, deren Blüten in ganzen Sträußm wuchtig die Zweige drückten, saß inzwischen Jane wieder auf ihrem Posten. Auch sie durstete immer, aber nach etwa» anderem, wie eS unter den Frauen ihre» Volkes eine üble Gewohnheit. Sie hatte eben die Muße und Stille de« Sonntag« benutzt, um heimlich ihrer Flasche zuzusprechrn und saß nun stumpfsinnig da. Nur wen» sie hinter dem weiten grünen Rasen in der Allee Geräusch vernahm, schaute sie auf, als müsse sie Acht geben, und fiel dann zurück in ihr stumpf­sinnige» Brüten. Die Sonn« versank allmählich hinter den Baumkronen der Allee und der Abend legte seine Schatten über den Rasen, die Rabatten und die BoS- ketS de« Gartens. Jane sah ei nicht; sie hockte noch immer auf ihrem Schemel unter den Blumen der Turasse und da Niemand nach ihr begehrte, auch keine der Mägde sie störte, di- für den Sonntagabend beurlaubt waren, versank sie, «ingelullt von Alkoholdunst und Blumendust, in eine» leichten Schlummer.

Sie sah also nicht, wie ihre schöne Herrin in schwarzem Seidengewand, da» Haupt von einem dunklen Spitzrntuch bedeckt, geräuschlos auf die Terrasse trat, mit flüchtigem Blick sich überzeugte, daß Jane getan, wa» sie an jedem Sonntagabend al» ihr Recht betrachtete, wenn man ihren Dienst nicht begehrt«, dann di« Stufen der Terrasse vorsichtig hinab schwebte und in dem von hohem Weißdorn überdunstlten Seitensteg in der Richtung de» Pavillon» verschwand.

(Fortsetzung fohzt.)