dem Weg zu gehen. Aber gerade bei Frankreich müssen wir wissen, woran wir find, und deshalb ist das deutsche Memorandum in erster Linie für Paris bestimmt. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, daß in demselben Zusammenhang auch die KrieaS- schuldlüge ihre diplomatische Erledigung findet. Ob das aber jetzt bereits oder bei späterer Gelegenheit geschieht, ist noch nicht unbedingt sicher.
lieber das Memorandum selbst verlautet, daß es in zwei Teile zerfällt. Einige Punkte sind als unerläßlich kür Deutschlands Eintritt bezeichnet, andere werden mehr in Wunschform vorgebracht. Zu den unerläßlichen Voraussetzungen durste besonders die Frage des Schuldbekenntnisses gehören. Die nochmalige Anerkennung des Schuldparagraphen wird abgelehnt. Die Frage einer früheren Ruhrräumung dürfte, wenn auch nicht in Form einer unbedingten Voraussetzung kür den Eintritt, in dem Memorandum erwähnt werden.
Die Kontroverse, die sich an das angebliche Gespräch Lord Parmoors mit Dr. Stresemann über die Völkerbundsfrage angeknüpst hat, ist, wie von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, jetzt als erledigt anzusehen. Lord Parmoor hat neuerdings dem Außenminister bestätigt, daß in Hanleh über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund sowohl mit Dr. Stresemann, als dem deutschen Botschafter Sthamer, nicht gesprochen worden sei.
Forderung aus Vernichtung etwaiger Rckrntierungslisten.
Berlin, 2t. Sept. Auf Grund des Artikels 178 des Versailler Vertrags hat die interalliierte Militärkommission die Vernichtung aller bei den Zivilbehörden vorhandenen Urkunden, Listen, Stammrollen und so weiter verlangt, die gegebenenfalls die Rekrutierung und überhaupt die Mobilisterungsmatz- nahmen erleichtern könnten. Der preußische Innenminister hat daraufhin ^bereits eine entsprechende Verfügung erlassen. Von der Vernichtung sind eine Reihe von Akten ausgeschlossen, die für die Prüfung etwaiger Wiedereinbürgerungsanträge benötigt werden könnten oder aus Lenen sich Rechte für den Fiskus ergeben, oder solche Asten, die für die Hebungen der Reichswehr und für den Fall ihrer Einsetzung zur Bekämpfung von Unruhen auch weiterhin von Wert sein könnten.
Artikel 178 besagt: „Alle Mobilmachungsmaßnahmen oder solche, die auf eine Mobilmachung Hinzielen, find untersagt. In keinem Falle dürfen bei Truppenteilen, Behörden oder Staben Stämme für Ergänzungsformattonen vorhanden sein.
Roch keine Anleihe für Las Ruhrgebiet.
Berlin, 24. Sept. Zu den widersprechenden Meldungen über den Abschluß einer Anleihe für das Ruhrkohlengebiet in Amerika wird mitgeteilt, daß die geplante amerikanische An
leihe des Ruhrkohlensyndikats in Höhe von zehn Millionen Dollar nicht zustande gekommen ist. Augenblicklich schweben neue Kreditverhandlungen des Kohlensyndikats mit amerikanischen Finauzgruppen, die den Abschluß mehrerer kleinerer Anleihen zum Ziele haben. Bisher ist also eine verhältnismäßig kleine Anleihe unter Dach und Fach gebracht worden. Die Pressenachricht, daß die Kreditverhandlungen des Ruhrkohlensyndikats an den Provisionsforüerungen einiger Großbcmken scheiterten, ist unzutreffend. Die Verhandlungen sind aus anderen Gründen gescheitert. Die Provisionsfrage hätte nicht die geringsten Schwierigkeiten bereitet, zumal der genannte Provisionssatz den allseitig gebilligten Sätzen der Golddiskontbonk entsprach.
Eine Aufforderung an Herriot zur Eröffnung der Archive.
Paris, 24. Sept. Die Liga für Menschenrechte, welche bereits Poincare aufgefovdert hatte, die französischen Archive zu öffnen, damit die Kriegsschuldfrage geklärt werde und die von Poincare die Antwort erhalten hatte. Laß eine solche Oeff- nung verfrüht erscheinen müßte, wandte sich heute an Herriot mit der dringenden Aufforderung, die Oeffrmng zu voltziehen. Sie sei nicht nur nicht verfrüht, sondern sogar verspätet in den Augen jener, welche gemeinschaftlich um den Frieden unter den Völkern arbeiten wollen. Die ganzen diplormttischen Wahrheiten müßten enthüllt werden, selbst wenn Larmtter der Stolz oder der Ruhm einzelner Staatsmänner leiden sollte. Herriots Ausgabe sei es, das diplomatische Geheimnis zu brechen.
„Die Verantwortung liegt jetzt ans Paris und Genf".
Genf, 24. Sept. Das „Journal de Geneve" schreibt, der Beschluß der Reichsregierung zur Frage des Bettritts in den Völkerbund, selbst wenn er einer Verständigung für einige Wochen oder Monate gleichkäme, bedeute eine wichtige Etappe in der Entwicklung der deutschen europäischen Politik. Der Sieg, Len die Deutschen über sich selbst davongetragen hätten, nachdem sie sich zu diesem Schritt entschlossen, bedeute, daß Deutschland vor allem darauf vrzichte, die Revision der Verträge, die es für ungerecht halte, durch die Gewalt zu erlangen, und daß es sein ganzes Vertrauen jn die friedliche Evolution setze. Der Entschluß habe die Bedeutung eines Versprechens und sei einer von den Beschlüssen, die die moralische Stellung eines Volkes kräftigen. Von den fünf großen Ländern, Vereinigten Staaten, Deutschland, Rußland, Türkei und Mexiko, die dem Völkerbund noch nicht angehörten, könne nur das Fehlen Deutschlands gewissermaßen dem Völkerbund selbst zur Last gelegt werden. Jetzt, nachdem die Frage offiziell gestellt sei, dürfe man an einer günstigen Lösung nicht mehr zweifeln. Die Ver
antwortung, die gestern auf Deutschland ruhte, liege jetzt auf Genf und Paris. Die Folgen für die friedliche Entwicklung Europas, die sich aus einer Ablehnung ergeben müßten, die die Deutschen unwiderruflich wieder in die Opposition gegen die europäische Ordnung zurückdrängeu müßte, seien derart groß, daß man sie überhaupt nicht ins Auge zu fassen vermöge.
Englische Bergarbeiter-Forderungen auf Koste« der deutschen
Kollegen.
„Westmiuster Gazette" schreibt, die Bergarbeiterführer beabsichtigen, bei ihrer Konferenz mit Macdonald einen Plan zuni Schutz der britischen Kohlenindustrie vorzulegen. Sie regten an, daß für die deutschen Bergarbeiter eine kürzere Arbeitzeit eingeführt werden sollte, um die deutsche Kohlenprodustion her- > abzusetzen und hierdurch der hritischen Industrie die Möglich- keit zu geben, von der Herabsetzung der Löhne oder der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen abzusehen. Heute werde ein Unterausschuß der Bergarbeiterföderation zusammenkom- men, um die Loge, die im Zusammenhang mit der gestrigen Antwort Macdonalds auf das Ersuchen der Föderation entstand, zu erörtern.
Sturmflut in Petersburg.
Eine Sturmflut hat Petersburg unter Wasser gesetzt. Streckenweise steht Los Wasser zehn Fuß hoch in den Straßen. Hilfskräfte und Lebensmittel werden in Eile an die Unglücksstätte geschasst. Dringende Hilferufe sind nach Moskau gesandt ! worden. Polizeitruppen halten die Ordnung erfolgreich aufrecht. Die Sturmflut ist die schlimmste, die Petersburg seit einem Jahrhundert durchgemacht hat. Die Häuser an den Werften sind zerstört. Die Fabriken auf der Wassilewiski-Jnsel > sind vollkommen demoliert. Lebensmittel- und Warenhäuser ^ sind überflutet. Die Waren schwimmen umher. Das Pflaster ist aufgerissen. Der elektrische Strom und das Telephon sind in allen Straßen unterbrochen. Ueberall ist der Verkehr un- z möglich gemacht. Häufig hört man Schreie um Hilfe, denen man, zumal in der Dunkelheit, nicht nachgehen kann. Das Wasser steigt noch immer. Ein furchtbarer Sturm auf der See, der tagelang wütete, peitschte die Wassermengen in die Newa, die die Uferdämme durchbrach, wodurch sich die Fluten in die Stadt ergossen. Die Einwohnerschaft wurde vollkommen über- rascht. Der Platz vor dem Winterpalast ist überschwemmt. Der Newski-Prospekt ist in einen wilden Strom verwandelt. Die Bäume find entwurzelt und treiben in den schlammigen Fluten zusammen mit Pferdekadavern und den umgestürzten Wagen. Das Rettungswerk, zumal in den Kanälen, gestaltet sich äußerst schwierig. Die Zahl der umgekommenen Menschen läßt sich noch nicht feststellen.
Handel mit Besen, Besenreis «nd WeihnachMiiume».
Die Verfügung des Ernährungsministeriums vom 16. 2. 1921 (vergl. oberamtliche Bekanntmachung im „Enztäler" Nr. 47 von 1921 und Nr. 71 von 1924) ist auf den Oberamtsbezirk Herrenberg ausgedehnt worden.
Neuenbürg, den 22. September 1924.
Oberamt:
Amtmann Heckel.
Arnbach.
Im Auftrag der Erben der Earl Pfrommer, Sattler- meisters-Witwe von Neuenbürg versteigere ich am
Samstag, dev 27. September 1924. nachmittags 4 llhr.
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Den 25. September 1924.
RaHchreiber Lenz.
SSllgll-VerMWg G FttlllldslW-.
Montag, den v. Oktober 1924» aveudS 8 Uhr,
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