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schetdung im 1. Wahlgang nach dem Grundsatz der relativen Mehrheit jedoch nur, wenn derjenige Kan­didat, der die meisten Stimmen auf sich vereinigen würde, ein Drittel der abgegebenen Stimmen er­halten sollte. Der Abg. Haußmann-Gerabronn beantragte dagegen für die Zweite Kammer die Bei­behaltung der bisherigen Stichwahlen, für die Wahl der Vertreter von Handel und Industrie. Handweik und Landwirtschaft zur Ersten Kammer die Einführung von mehreren Wohlgängen nach dem erwähnten romanischen System. Der Antrag v. Kiene wurde angenommen. Für die Wahl der 6 Abgeordneten der Stadt Stuttgart schlägt der Entwurf Listen­wahl auf der Grundlage der Verhältniswchl (Pro­porz) vor. Der Abg. Keil beantragte Einteilung der Stadt Stuttgart in 6 Wahlbezirke im Verhält­nis der wahlberechtigten Einwohner und Wahl der Abgeordneten dieser Wahlbezirke im Wege der ge­wöhnlichen Bezirksabgeordnetenwahl. Sein Antrag wurde abgelehnt und der Regier ungsentwnrf an­genommen. Die nächste Sitzung der Kommission findet am Freitag, den 14. Juli statt.

Stuttgart, 13. Juli. Die technische Kommission der drei Ncckarufer-Staaten für den Ncckarkanal wird im Monat August zusammentreten. Es soll dann der Schaffung der Pläne für die Neckar-Donau-Verbindung näher getreten werden, ebenso den Plänen über die Kostenvoranschläge. An die meist interessierten größeren und kleineren Städte und Handelskammern am Rhein, am Neckar, der Rems und Brenz will man sich um Beiträge wenden.

Heilbronn, 13. Juli. Der Raubmörder Mogler von Bückingen wird, wie dieN.ckarztg." gerichlssettig erfährt, erst in der nächsten, Ende September d. I. beginnenden Schwurgerichtsfitzung obgeurteilt werden, da die Voruntersuchung erst Ende dieser Woche abgeschlossen und dann die Prüfung der Akten durch die Staatsanwaltschaft, durch den von Amtswegen zu bestellenden Verteidiger und durch das Gericht vorgenommen werden kann, weshalb die Aburteilung in einer der letzten Schwur­gerichtssitzung anzureihenden Sitzung untunlich ist.

Balingen, 13. Juli. Im Bezirk Balingen find gegenwärtig falsche 20-Markftücke im Umlauf.

Ulm, 13. Juli. (Strafkammer.) Ein Hochstabler erster Gute hatte sich in der Person des Metzgergesillen Karl Fricdr. Bracher aus Altenstadt bet Geislingen vor der hies. Straf­kammer zu verantworten. Er tauchte vor einiger Zeit in München auf, wo er imFrankfurter Hof" durch reiche Trinkgelder und nobles Auftreten das Vertrauen so zu erwecken wußte, daß man ihm bereitwilligst Unterkunft gewährte und ihm sogar durch Darlehen in Höhe von etwa 60 aus .momentanen Verlegenheiten" half. Er erzählte dabei, daß er ein Vermögen von einigen Hundert­tausend Mark besitze, hielt eine Schauspielergesellschoft frei usw. In Augsburg prellte er einen Metzger­gesellen um 9 brannte im HotelZum Mohren" mit der Zeche durch und stahl ein Fahrrad. Mit diesem fuhr er noch Jangingen bei Ulm, wo er sich als einen Neffen des Oberbürgermeisters Wagner in Ulm ausgob und mit einer Zeche von über 5 durchging. Weitere Schwindeleien verübte er in Lonzdorf und Großeislingen. In letzterem Orte entlieh" er sich das Fahrrad des Schützenwirts, der aber mißtrauisch geworden war und ihm die Landjäger nachschickte, die Bracher auch festvehmen konnten. Da er schon mit 6 Jahren Zuchthaus vorbestraft war, verurteilte ihn die Strafkammer zu 3 Jahren Zuchthaus, 1575 Geldstrafe und 10 Jahren Ehrverlust.

Oberstdorf, 13. Juli. DieAllgäuer Ztg." meldet: Beim Abstieg vom Bäßlerrücke» auf die Krautersalp verirrte sich gestern der württ. Bundesratsbevollmöchtigte, Staatsrat v. Schicker und sein Sohn in der steilen, durch Regen schlüpfrig gewordenen Grashalde. Der Sohn stürzte in einen tiefen Einschnitt, der Vater wollte ihn retten und stürzte dabei ebenfalls ab, konnte sich aber in eine in der Nähe befindliche Gastwirtschaft begeben, von wo aus eine Rettungsexpedition den Sohn, der beide Füße gebrochen hat, zn Tage förderte. Staats­rat v. Schicker hat anscheinend keine Verletzungen erlitten.

Frankfurt a. M., 13. Juli. Die schweren Gewitter, die in der vergangenen Nacht über Frankfurt und Umgegend niedergingen, haben auf den Feldern argen Schaden angertchtet. In dem benachbarten Giu « hetm schlug der Blitz in die evangelische Kirche und lichtete im Turm sowie im Inneren dB Baues selbst schweren Schaden an.

Bacharach. Die große Fenersbrnnst am Sonntag nachmittag ist in ihren Folgen bedentender, als es zuerst den Anschein hatte. Die enge Kranen-,

Zoll- und Oberstraße erschwerten die wirksame Be­kämpfung des Feuerherds. Man nimmt an, daß gärendes Heu den Brand entzündet hat; das Feuer griff überraschend schnell um sich, weil die alten Fachwerksbauten den Flammen Nahrung genug boten. Die meisten der um Hab und Gut gekom­menen Leute waren nicht zu Hause. Zwciunddre>ßig Familien sind obdach- und besitzlos, die Häuser sowohl wie das Mobiliar waren zum Teil gor nicht, teils nur gering versichert, nur wenig Mobiliar ist gerettet, der Schaden beträgt an 600000 ^ Während des Brandes konnte die Eisenbahn nicht fahren, da das Gleis hart an der Brandstätte vor­beiführt; ein großer Teil der Telegrophenleitungen ist zerstört. Im ganzen find 17 Häuser mit den Anbauten niederaebrannt, zwei Häuser sind schwer beschädigt. Es hält schwer dis Familien hier unter- zubriugen. Die Nachbargsmeinden helfen aus.

Dortmund, 12. Juli. Auf der Zeche Borussia" mußten heute Vormittag gegen 11'/- Uhr die über 30 Mann starken Rettungsmann­schaften, denen es gelungen war, von dem neuen Schacht eine Verbindung nach dem Wttterschacht herznstellen, durch den dann die 6 gefundenen Leichen zu Tage gefördert wurden, schleunigst wieder auf- fahren, da ihnen aufs neue erstickende Rauchmassen entgegenströmten. Nur mit vieler Mühe konnten alle wieder an die Oberfläche gelangen. An einer Stelle sah man die Kleider der dort beschäftigt gewesenen Bergleute, aber keine Spur von den Ver­mißten selbst. Die 6 Leichen gewährten einen grauenhaften Anblick. Man ist der Anficht, daß es nicht gelingen wird, die Leichen der Vermißten aus dem nördlichen Feld zu bergen.

Essen (Ruhr), 13. Juli. In der gestrigen Generalversammlung der ZecheBo­russia" wurde für die Hinterbliebenen der vom Brandunglück Betroffenen eine Zubuße von 800000 Mark für einen Hilfsfond bewilligt. Zn Gunsten dieses Fonds hat der Grubenvorstand auf seine Tantieme verzichtet Der Vorsitzende teilte mit, daß nur schwache Hoffnung bestehe, daß die ver­mißten Bergleute noch am Leben sind.

Leipzig, 12. Juli. In einer hiesigen Buch­druckerei find heute viele Personen infolge des Ge­nusses von verdorbenem Kartoffelsalat und Schweinefleisch erkrankt. Bisher sind 30 Erkrankte im Krankenhause eingeliefert worden. Die Zahl der Erkrankt-n beläuft sich im ganzen auf annähernd 100.

Breslau, 12. Juli. Ein peinlicher Vorfall hat sich in Lodz zwischen Offizieren der dortigen Garnison zugetragen. Im Hotel Manteuffel grüßten 2 betrunkene Kosakcn-Offiziere nicht vorschriftsmäßig den Divisions-General Szatilow. Auf dessen Mah­nung erwiderten die Kosaken: Wenn die Panzer­schiffe revoltieren, können wir es auch, und drohten dem General mit den Fäusten. Hinzugerufene Dragoner nahmen die Offiziere fest. Sie werden vor ein Kriegsgericht gestellt. Ein großer Teil der in Lodz garnisonierenden Kosaken-Sotnien wurde wegen Plünderung und Mordens auf den Straßen dem Kriegsgericht übergeben. Täglich sieht man auf den Straßen arretierte und gefesselte Kosaken unter starker Eskorte transportieren. Bei den Kammer-Revisionen fand man viele goldene Uhren und Wertsachen, sowie bares Geld in Menge bei den Koscken. Die Besitzer der gestohlenen Wert­sachen wurden meist ermordet.

Berlin, 13. Juli. Am Mittwoch hat der Kaiser dem Grafregenten von Lippe-Detmold persönlich ein überaus huldvolles und in herzlichen Worten gehaltenes Beileidstelegramm ge­sandt, welches zum ersten Mals die Anrede Erlaucht gebraucht. Das Kaisertelegramm wird in der amt­lichen Llppeschen Landeszeitung veröffentlicht werden.

Berlin, 13. Juli. Der Reichskanzler Graf Bülow begab sich gestern abend begleitet von dem Gesandten Paul v. Below nach Norderney.

Hamburg, 13. Juli. Die Altonaer Polizei­behörde verhaftete einen einer internationalen Bande angehörcnden Mädchenhändler namens En gländer der mit seiner Ehefrau einen lebhaften Mädchen­handel nach Amerika betrieb.

Kiel, 13. Juli. Das LinienschiffSchwaben" kollidierte beim Seebad Stein vor dem Kriegs­hafen mit einem Schlrppzug. Ein Prahm wurde havariert und sank. Menschen sind nicht verletzt.

Parts, 12. Juli. Die französische Regie­rung wurde auf diplomatischem Wege von der chinesischen Regierung ersucht, dahin zu wirken, daß die Rückgabe der Mandschurei an China durch ein Dokument erfolge, welches die Unterschriften der Bevollmächtigten Japans, Rußlands und Chinas trage. China wolle auf die Abfassung dieses Do­kuments den ihm zustehenden Einfluß üben, wenn es schon nicht angängig sein sollte, daß China alle rnsfisch-japauischen Friedensbedingungen mit unter­fertigt.

Pavis, 13. Juli. Die Feststellung des Textes der Ratschläge, welche Deutschland und Frankreich dem Sultan von Marokko für das Konferenzprogramm geben wollen, dürfte demnächst beendet sein. Die wesentlichste Aufgabe der Konferenz wird sein, diejenigen Sicherheits­maßnahmen zu genehmigen, welche für die Ver­besserung der Verkehrsmittel unumgänglich sind.

London, 12. Juli. Es steht fest, daß 130 Bergarbeiter bei dem gestrigen Grubenunglück in Wales um gekommen sind. Bis heute früh waren 70 Leichen geborgen. Am Schachteingange fanden herzzerreißende Szenen der angehörigen Frauen und Kinder statt.

London, 12. Juli. Nach Meldungen aus der Mandschurei ist nunmehr Wladiwostok von den Japanern völlig blockiert.

London, 12. Juli. Wie man aus Washing­toner Meldungen deutlich erkennen kann, ist die japanische Regierung noch immer sehr mißtrauisch gegenüber den Absichten der russischen Regierung in der Friedensangelegenheit. Die Japaner find noch nicht überzeugt, daß die Russen den Frieden wirklich herbeiführen wollen. Amerika hatte einen Waffen­stillstand während der Dauer der Frtedensverhand- lungen vorgeschlagen, damit überflüssiges Blutver­gießen vermieden werden sollte. Die japanische Regierung hat nun der amerikanischen bekannt aegeben, daß der Kaiser von Japan in keinen Waffenstillstand einwilligt.

Petersburg, 13. Juli. In einem Eisen­bahn-Magazin der Eisenbahn-Station Samara wurde versteckt eine Summe von zirka einer Mill. Rubel aufgefunden, welche seiner Zeit vom Roten Kreuz auf den Kriegsschauplatz abgegangen, aber spurlos verschwunden war.

Moskau, 13. Juli. In einem in der Nähe von Moskau gelegenen Walde fand eine große revolutionäre Versammlung statt, an der etwa 30000 Personen teilnahmen. Die Versammlung wurde plötzlich durch die Kreispolizei gestört. Als die Arbeiter dis wenigen Polizeibeamten bemerkten, be­warfen sie diese mit Steinen, um die Beamten am Entkommen zu hindern, zündete die Menge den Wald an. Dieser war bald in ein Flammenmeer verwandelt. Die herbeigerufene Gendarmerie und Kosaken gingen mir blanker Waffe vor. 50 Arbeiter wurden bei dem Kampf getötet und 200 verwundet. Nur mit großer Mühe gelang cs, die Demonstranten auseinanderzutreiben. Ein Gendarmerie-Offizier und 10 Kosaken erhielten gefährliche Verletzungen. Die Polizei verhaftete etwa 60 Personen.

Reval, 11. Juli. Die hiesige, etwa 700 Mann zählende Flotteuhollxqulpage weigerte sich heute das Mittagessen, welches sie als widerlich bezeichnete, zu genießen, und entsandte eine Abord­nung an den Kommandeur, der die Speisen kostete und den Matrosen Recht gab. Dem Kompagnie- kommandeur wurde die Leitung der Verpflegung entzogen; außerdem wurde er mit acht Tagen strengem Arrest bestraft. Die Matrosen beschuldigest den Kowpagniekommandenr, er habe einen Teil der Verpflegungsgelder unterschlagen. Auf den SchiffenMinin" undKreml" wurde in Be­fürchtung einer Meuterei den Matrosen die Be­nutzung der Gewehre entzogen.

Gotte-diEfte.

4. Sonntag nachtzrintt., 16. Juli. Vom Turm: 317. Predigtlied 324: Ich weiß, an wen ich glaube rc. 9 Uhr: Vormittags-Predigt, Herr Dekan Roos. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr: Bibelstunde in der Kirche, Herr Stadtpfarrer S ch m i d.

Donnerst»g, 20. Juli. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Stadlpfarrer Schund.

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