Fuße des Berges di« Nadtsiedelimg mederließ, während sich auf Burg." Me aus einem übervölkerten Schwalbennest mag es da. auf dem Kopf, den Degen an der Seite, das silberne Posthorn, das hat man 1886 zwischen Echterdingen und Waldenbuch eine neue
halber Hohe die prächtige Stiftskirche erhob, außerdem das Schloß mals von der Burg heruntergezwitschert haben! Zeichen ihrer Würde, umgehängt, hatten keine vornehmen und hohen Straße gebaut, welche die starke Steigung bei der Schlößlesmühle
in Böblingen, später, als es nach 1357 zu Württemberg gehörte, Von dieser Seite, der Ammertalseite — wie wenige kennen Herrn mehr zu begrüßen. Die schweren Kaufmannswagen blieben vermeidet. Sie führt nahe an Leinfelden vorbei über die See-
em beliebter Jagdaufenthalt seiner Grafen und Herzöge und Sitz dieses Tal, und wie schön ist es — stellt sich der Schönbuch mit seinem aus, der Verdienst mit Vorspann fiel, die großen Wirtsställe ver- bruckenmühle und Steinenbronn. Einsam und verlassen liegt die
ihrer Witwen, heute noch der königliche, beherrschende Mittelpunkt jähen Anstieg am prächtigsten dar. An seinen Hängen hinaus tragen ödeten, di« Gaststuben blieben leer, die Schmiede hatten nur noch alte Straße mit der Schlößlesmühle; nur der Wanderer sucht sie
zttoilkmoaatl. in R«*«- »rg 75 Soldpfg. Durch »ie Post im Orts- u.Ode» zmtsverkehr, sowie i« i»nst. inl. Berk. 75 «. Poftdestrllgeb. Preise steibleib., Nacherheb««, »orbehalten. Preiset»« Nummer IO Golboch
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Neuenbürg. Montag, den 8. September 1924.
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Bte etnsp. Petttzeile od« deren Raum im Bezirk 1L. autzerh. 20 Sotdpfg., Rekl.-Zeile SO »oldpfg i«. 2ns.-Steuer. Kollekt.- A»t eigen 1lX)»/«3uschlag. Offerte und Buskunft- «tteilun, SV Doldpsg Bei geSsterrn Aufträgen Rabatt, der im Falle de» Mnhnnerstchrens hmsäl- Lg wird, ebenso wenn Ächtung nicht innerhalb »Lagen nach Rechnungsdatum erfolgt. BeiTarts- »rränderungen treten so- f»rt alle früheren Ber- einbsrungen auher Kraft S er of pi r cher Nr. 4. Für tetef»nis«h« Aufträge wird keinerlei Kewähr übern »m me«.
82. Jahrgang.
Die Fernfahrt des I. R. 3.
Der Aufstieg.
Friedrichshafen, 6. Sept. Z. R. 3 verließ programmäßig einige Minuten vor 9 Uhr vorwärts die Halle. Dre Straßen und das Zeppelingelänüe waren, wie bei der ersten Werkstättenfahrt, dicht besetzt. Im Gelände selbst, zu dem einige hundert Einlaßkarten ausgsgeben waren, waren auch einige Kompagnien Reichswehr zur Absperrung herangezogen. Wenige Minuten nach 9 Uhr erhob sich bei langsamem Anlauf der Motoren das Luftschiff unter den Klängen des von einer Reichswehrkapelle gespielten Deutschlandsliedes. In mäßiger Höhe und langsamer Fahrt kreuzte es sodann über Friedrichshafen, dann Konstanz, ging zurück nach Lindau und trat, nachdem es noch einmal die deutschen Boüenseeufer bis Konstanz abgeflogen hatte, um /ilO Uhr eine Fahrt in nordöstlicher Richtung an. Das Luftschiff wurde während seines Kreuzens über den deutschen Bodenseeufern von einem Dornier-Flugzeug begleitet.
Begeisterter Empfang in München.
München, 6. Sept. Schon vor 9 Uhr drängten sich auf den Straßen und Plätzen die Menschen, um nach dem Luftschiff Ausschau zu halten. Auf den Dächern der Häuser, auf den Kirchtürmen, auf den Neubauten, überall erwarteten die Münchener den Amerika-Zeppelin. Eine frohe Bewegung und eine Festtagsstimmung lag über der Stadt, die noch durch das schöne Wetter gehoben wurde. Die Geduld der Münchener wurde aber auf eine harte Probe gestellt. Erst Um 11-20 Uhr kündigten Tücherwinken und laute Hurrarufe derer, die von der Höhe der Dächer das Luftschiff zuerst entdeckten, die Ankunft an. In mäßiger Höhe schwebte das Luftschiff von Westen kommend über die Stadt. Es bot in seiner Äiesengröße einen geradezu überwältigenden Anblick. Die tosenden Hochrufe gaben der Freude Ausdruck, daß dieses stolze Zeichen deutschen Erfindergeistes und deutscher Technik den Münchenern noch einmal gezeigt wurde, bevor es leider Deutschland für immer verläßt. Das Luftschiff umkreiste die innere Stadt und warf, als es über das Haus der „Münchener Neuesten Nachrichten" hinwegflog, mit einer weiß-blauen Flagge in einer Mappe eine Botschaft folgenden Wortlauts ab:
„An die Münchner Neusten Nachrichten!
In dem Augenblick, in dem das amerikanische Luftschiff aus einer seiner großen Probefahrten über der herrlichen bayerischen Hauptstadt schwebt, sendet es aus diesem Wege an die „M. N. N-" folgende Botschaft, mit der Bitte, sie weiteren Kreisen des bayerischen Volkes zur Kenntnis zu bringen: Hocherfreut, Bayerns schöne Hauptstadt wieder einmal von Bord eines Zeppelins aus überschauen zu dürfen, sendet die Besatzung des Z. R. 3 der Bevölkerung Münchens ans den Lüften einen herzlichen Gruß. Möchten die kulturfeindlichen Fesseln, die jetzt den deutschen Luftschiffbau Niederhalten, bald fallen und ein über München dahinziehendes Luftschiff dann ein vertraulicher Anblick werden.
gez. Dr. Eckener."
Das Luftschiff beschrieb einen Bogen über -der Stadt, um in nördlicher Richtung um 11.30 in mäßiger Fahrt in der Ferne zu verschwinden. Während der Zeppelin München 'iberflog, ruhte in der Stadt alle Arbeit. Besonders die Jugend gab ihrer Freude und Begeisterung kräftigen Ausdruck. Alt und Jung, Gesunde und Krüppel, alle waren sie da, deutsches Werk zu grüßen, das Werk des unvergeßlichen großen Zeppelin. In diesem Gedanken finden sich alle zusammen, sogar die Politik des Tages ist verschwunden. Heute sind wir Söhne eines großen Volkes. Warum kann es nicht immer so sein?
Regensburg, 6. Sept. Das Zeppelinschiff kreuzte 12 Uhr 50 Minuten über der Stadt.
Nürnberg, 6. Sept. Um 1 Uhr 46 Minuten wurde das Luftschiff hier gesichtet.
Ueber Stuttgart.
Stuttgart, 6. Sept. Von Nürnberg kommend überflog Z. R. 3 um 2.45 Uhr Crailsheim, um 3 Uhr Hall und traf 3.30 Uhr nachmittags über den Kriegsberg hereinkommend in majestätischer Fahrt hier ein, beschrieb über der Stadt einige große Schleifen und setzte dann die Rückfahrt nach Friedrichshafen fort. Die Bevölkerung, die teilweise schon einige Stunden auf das Luftschiff wartete, und die umliegenden Höhenzüge der Stadt besetzt hielt, aber auch in den Straßen- und auf den Dächern sich zu freudig bewegten Gruppen zusammenfand, bekundete eine begeisterte Stimmung darüber, nach 12 Jahren zum ersten Male wieder ein ZsPP elinlustschiff über der Stadt zu sehen. Während der Fahrt über Stuttgart wurde folgendes Begrüßungswort des Staatspräsidenten Bazille an das neue Zeppelinluftschiff durch Rundfunk Lekanntgegeben: In diesen Tagen verließ ein neues Zeppelinlustschiff die Werst in Friedrichshafen, um später die Fahrt über das Weltmeer anzutreten. Ich möchte das Schiff, das in seinen gewaltigen Ausmaßen ein ganz hervorragendes Werk der deutschen Technik ist, nicht ziehen lassen, ohne ihm ein herzliches Glückauf zuzurufen. Mögen ihm viele glückliche Fahrten beschicden sein und möge es dem deutschen Namen, insbesondere seinem Erfinder, dem Grafen Zeppelin, Ehre machen überall! Dank und Anerkennung sage ich allen denen, die in rastloser Arbeit es erreicht haben, Laß wiederum ein deutscher Zeppelin in die Lüfte steigt, größer, schöner und vollendeter als einer seiner Vorgänger. Daß das herrliche Werk trotz der Knechtung der deutschen Wissenschaft und Lech- nich durch den Versailler Vertrag zustandegekommen, ist ein erhebendes Zeugnis für die Kraft des deutschen Geistes und für die Güte der deutschen Arbeit.
Landung in Friedrichshafen.
Friedrichshafen, 6. Sept. Nach einer glänzend verlaufenen Fahrt tauchte das Luftschiff am Samstag nachmittag um 5 Uhr wieder über Friedrichshafen auf. Es legte noch einen etwa X - ständigen Flug über den See zurück und landete 5)s Uhr auf
dem Gelände der Zeppelinwerst. Eine tausemdköpfige Vienge empfing das Luftschiff bei seiner Landung. Nach etwa einer Stunde war Las Luftschiff in der Halle geborgen.
Deutschland.
Biberach, 6. Sept. (Bahnbau Biberach-Uttenweiler.) Auf eine Kleine Anstage der Landtagsabgg. Dangel und Dr. Schermamn hat -der Staatspräsident geantwortet: Die allgemeine Finanzlage -der Reichsbahn wird «ine Förderung des Baues -der Bahn Biberach-Uttenweiler in absehbarer Zeit nicht zulassen. Im ganzen Reich wurden derartige Nebenbahnbauten, die hohe Baukosten und dauernde Betriebszuschüsse erfordern, und nur in kleinen Teilen in Angriff genommen waren, still- gelsgt. Bon der 21 Kilometer langen Iftbenbahnstrecke Bi- berach-Utteuweiler ist bis jetzt nur der Unterbau aus etwa 2 Kilometer Länge hergestellt, die für die Reststrecke von der Amtskörperschast erworbenen Grundstücke wurden dieser zur Verpachtung an die früheren Besitzer wieder überlassen. Die Kochertalbahn, deren Bau auch eingestellt war, wurde fertig- gestellt, weil die Gemeinden die noch erforderlichen Baukosten ganz aufgebracht haben.
Berlin, 6. Sept. Auf Vorhaltungen des Abgeordneten von Campe mußte Minister Severing seine Darstellungen zum Auftreten Barbusses und zur Frage der russischen Handelsdelegation berichtigen.
Die Auseinandersetzungen zwischen Rechts «ud Links in Bayern.
Der radikale Flügel -der völkischen Bewegung in Bayern, die neu gegründete „Großdeutsche Volksgemeinschaft", hielt gestern eine Versammlung in München ab, auf der es zu lebhaften Austritten zwischen Kommunisten und Völkischen kam. Maßkrüge und Stühle flogen durch -die Luft. Es floß auch Blut, LamdespoliKsi eiste in Kraftwagen herbei und versuchte, Ruhe zu stiften. Schließlich übernahm der wachhabende Kriminalbeamte die Leitung der Versammlung und verbot jegliche Diskussion.
Die Grenzschikanen der Besetzung. Belästigung des Kölner Erzbischofs.
Welchen U-ebergriffen seitens der Bes-atzungstruppen die die Grenze zu dem unbesetzten Gebiet passierende Bevölkerung immer wieder ausgesetzt ist, wurde -durch einen Zwischenfall gekennzeichnet, -der -dem Kölner Erzbischof, Kardinal Dr. Schufte, Widerfuhr, und über den erst jetzt Mitteilungen gemacht werden. Kardinal Dr. Schulte wurde bei seiner Rückkehr von -der Ful- daer Bischofskonferenz an der Grenze zum -besetzten Gebiet von der französischen Wache in Bad Ems gezwungen, seinen Kraftwagen zu verlassen. Ein Posten schlug sogar sein Gewehr gegen den Erzbischof an. Dr. Schulte ließ daher den Wagen wenden und fuhr ins unbesetzte Gebiet zurück, von wo aus er die Reichsregierung, die Rheinlandkommission und den Vatikan telegraphisch von dem Vorfall in Kenntnis setzte und gegen solches Verhalten der französischen Besatzung Verwahrung ein- lsgte. Der Zwischenfall wurde dadurch beigelegt, daß der O-ber- kvmmissär Tirard sofort «ine Abordnung nach Köln entsandte, die das tiefste Bedauern Tirards über das Vorkommnis anssprach, um Entschuldigung bat und betonte, es handle sich um einen Fehltritt der untergeordneten französischen Stellen.
Vor zehn Jahren.
September 9. Der britische Hilfskreuzer Oceanic gescheitert.
10. Rückzug -der Novdarmeen im Westen auf die Aisnelinie. 10. Hiudeuburgs Steg über Renuenkampf. Ostpreußen befreit.
11. Das 13. Armeekorps hinter -die Argonnen zurück. 11. Dar es Salcrm von den Engländern beschossen. 12. Oesterreich-ungarischer Rückzug in Galizien. 13. Das britische Tauchboot „E 9" versenkt den deutschen kl. Kreuzer „Hela". 14. Gouvernement Suwalki unter deutscher Verwaltung.
Oberbürgermeister Leinert pensioniert.
Hannover, 6. Sept. Der Stroit um den Abbau des Oberbürgermeisters von Hannover ist nunmehr zu -einem überraschenden Abschluß gekommen. Der Beschluß des Bürgermeister- vorsteherkollogiums, erneut einen Abbaubeschluß zu rasten, ist jetzt.dadurch überflüssig -geworden, -daß Herr Leinert bereits einen Vertrag unterzeichnet hat, der seine Pensionierung zum 1. Oktober vorsieht. Das Bürgermeistervovsteherkollegium yat in seiner vertraulichen Sitzung am Freitag abend diesen Vertrag bereits mit -großer Mehrheit gutgeheißen, so daß nur noch die Zustimmung des Magistrats aussteht, an -der kaum zu zweifeln sein würde.
Arrsranv
Madrid, 6. Sept. Die spanischen regierenden Generäle begaben sich nach dem marokkanischen Aufstaudsgöbiet, um die Verteidigung vorzubereiten.
Wilder Streik in der österreichischen Metallindustrie.
Wien, 6. Sept. Die wilden Streiks in der Metallindustrie haben an Ausdehnung zugenommen. Nach Schätzungen -der Blätter stehen etwa 12 000 Arbeiter im Ausstand. Die Obmännerkonferenz der Metallarbeiter beschloß eine Kundgebung an die -gesamte österreichische Oeffentlichkeit, in der den Unternehmern Ausnützung der Notlage der Arbeiterschaft und Beseitigung der sozialpolitischen Errungenschaften vorgeworfen wird. Gegen diesen Anschlag würden die Metallarbeiter für die -gesamte Arbeiterschaft kämpfen. In einer wetteren Entschließung wird der Vierzigerausschuß beauftragt, die letzten notwendigen Maßnahmen zu treffen, und zugleich ermächtigt, bis Mittwoch die letzte Antwort der Unternehmer abzuwartcn. Eine Konferenz der Obmänner der Betriebsräte der Metallarbeiter beschloß nach sehr lebhafter Debatte einstimmig eine Aktion, in der -die Antwort der Unternehmer zurückgewiesen und der Verbandsvorstand treuer Gefolgschaft versichert wird in -dem nun, wie es scheine, unabwendbaren Kampfe.
Frankreich und England Arm in Arm.
Genf, 6. Spet. In der heutigen Nachmittagssitzung wurde eine von Herriot und Maodonald eingebrachte Resolution angenommen, welche eine durch den Völkerbund in möglichst schnellster Frist einzuberufeude Konferenz über Abrüstungsfragen betrifft. Darauf erteilte Motta Macdonald das Wort, der lebhaft von der Versammlung begrüßt wird. Er beginnt, langsam -die Rede -vom Manuskript abzuleseu. Bei den Worten „Frankreich und England werden Arm in Arm gehen" klatscht die Versammlung begeisterten Beifall und Herriot nickte eifrig von seinem Platz. Macdouald beginnt mit einer kurzen Erläuterung der Resolution. Gemütlich und vorsichtig müsse die Frage des Friedens behandeft werden. „Herriot will die nationale Sicherheit. Das soll auch der Zweck des von mir vorgeschlagenen Schiedsgerichts sein", sagt Macdonald. Unter welchen Bedingungen ist die Äbrüstungsfrage zu lösen? „Die Mühlen Gottes mahlen langsam, und auch wir Menschen brauchen viel Zeit zur Vollführung unseres Werkes. Leon Bourgeois schlug vor Jahren vor, auf wissenschaftlichem Wege die Frage des Völkerfriedens zu lösen. Daraus hatten wir den entsetzlichen Krieg. Herriot und ich wollen -dasselbe nur auf verschiedenen Wegen erreichen. Arm in Arm gehen wir den Weg vorwärts auf dem Weg der Völkerbundsidee. Die britische Regierung will ihre Augen nicht vor der wahren Gefahr verschließen. Die alten Gleise sind ausgesahren, aber eine plötzliche Wendung zeigt, daß der alte Weg nicht mehr derselbe ist. Wenn nicht eine siche« Hand den Wagen lenkte, könnten wir ins Unglück fahren. Ich hoffe, die Resolution -wird angenommen. Wir wollen nicht ruhen, bis der Vertragsinhalt verwirklicht ist.
Nach der Uebersetzung besteigt Herriot, gleichfalls leohaft begrüßt, die Tribüne: „Mein Freund Macdonald uns ich sind uns unserer großen Verantwortlichkeit bewußt. Wir haben unsere Anschauungen und Methoden neu dargelsgt. Beide haben war den Willen, die Versammlung nicht zu verlassen, bis eine Einigung erzielt ist. Ich spreche auch im Nanaen von Theunis und Saländra. Es wäre bedauernswert, wenn unsere Reden nur akademische Diskussionen bleiben würden. Es wäre eine Schmach für uns alle. Wir haben hier die berufensten Männer gehört. Wir glauben die richtige Methode gefunden zu haben, um die Probleme der Sicherheit und der Solidarität der Völker zu lösen. Die schwersten Stunden des Völkerbundes haben wir jetzt erlebt. Der tote Punkt wird bald überwunden sein. Der Weg, der vor uns liegt, ist lang. Macdouald und ich werden ihn Arm in Arm gehen. Der Verstand allein genügt nicht. Wir müssen den festen Glauben an unser Ziel und guten Willen haken. Die französische Delegation wird ihr Bestes tun. In wenigen Wochen werden die Völker einsehen, daß der Völkerbund uns den Zielen brüderlicher Zusammenarbeit näher gebracht hat. Mein letztes Wort ist ein Dank an alle Delegierten."
Die Rückreise der Ministerpräsidenten.
Paris, 6. Sept. Herriot trat heute um 10-30 Uhr die Rückreffe nach Paris an, wo er morgen früh 6.30 eintreffen wird. Macdouald refft in demselben Salonwagen mit Herriot und Peretti della Rocca nach Paris. Herriots Kabinettschef Bergerie wird als Dolmetscher fungieren. Theunis reist morgen im Auto nach Brüssel ab.
Briefe des Reichskanzlers z« der Kriegsschuldfrage.
Paris, 6. Sept. Dem französischen, englischen und belgischen Ministerpräsidenten sind nach einer Meldung aus Genf Briese des Reichskanzlers Marx zugegangen, worin dieser mit- teilt, daß er sich verpflichtet fühle, den auswärtigen Regierungen ohne weitere Verzögerung die kürzlich veröffentlichte Proklamation der Reichsregierung zuzustellen, worin die Verantwortlichkeit Deutschlands am Kriegsausbruch feierlichst abgelehnt wird. In dem Briese an Herriot fügt der Reichskanzler hinzu, daß er während der Londoner Konferenz eine Veröffentlichung dieses Dokumentes nicht vornehmen wollte, obwohl dies nach Ansicht der deutschen Regierung bereits damals stattfinden 'ollte, damit die Londoner Verhandlungen nicht behindert würden- Aber -die Veröffentlichung dieser Proklamation könnte nicht länger hinausgeschobien werden. Der Reichskanzler fügt hinzu, daß diese Veröffentlichung keinerlei Aendernng der Politik der Reichsregieruug gegenüber den Londoner Beschlüssen zur Folge haben werde. Sofort nach dem Eintreffen des Briefes des Reichskanzlers lud Herriot den französischen Botschafter in Paris ein, der Reichsregieruug sofort mitzuteilen, daß die Veröffentlichung ihrer Proklamation einen schlechten Eindruck Hervorrufen müsse und daß die französische Regierung bezüglich der Folgen dieser Kundgebung alle Vorbehalte mache. Der französische Haivasvertreter will erfahren haben, daß Macdonald -der Reichsregierung durch Vermittlung des englischen Botschafters in Berlin, Lord d'Abernoon, eine strenge Verwarnung (!) zugesandt habe.
Französische Einschüchtcrungsversuche.
Paris, 6. Sept. In französischen politischen Kreisen, die über -die offiziellen Anschauungen gut unterrichtet sind, wurde heute abend erklärt, daß jede Kundgebung der Reichsregierung über die Kriegsschuldfrage in diesem Augenblick 'ehr verurteilt werden würde. Daß Rußlands Schuld näher beleuchtet werden könnte, will man nicht leugnen, aber man ist der Anschauung, daß Deutschland diese Frage jetzt, da die Genfer Verhandlungen im Zuge sind, nicht weiter auftollen soll. Ter geeignete Augenblick sei dann, wenn die Ausnahme Deutschlands in den Völkerbund erfolgt wäre.
Anschlag auf den polnischen Ministerpräsidenten.
Lemberg, 6. Sept. Als der Präsident der polnischen Republik nach erfolgter feierlicher Eröffnung der Ostmcssc nach dem Gebäude -der Wohwodschast fuhr, wurde aus der Menschenmenge gegen das Auto des Staatschefs eine Bombe geschleudert, die in einer Entfernung von einigen Schritten nur schwach explodierte. Weder der Präsident Woicieckowski iimb ierm ruü
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