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hat der gestrige Probelauf der Maschine ergeben, daß sämtliche Motore störungslos arbeiten. Die große Fernfahrt des Luftschiffes nach Norddeutschland wird voraussichtlich am Montag angetreten werden und es ist damit zu rechnen, daß das Luftschiff am Dienstag über Berlin erscheinen wird.

Berlin, 4. Sept. Wie die Rassische Zeitung hört, steht die Ab­sendung der Kriegsschuldnote an die fremden Regierungen unmittel­bar bevor. Reichspräsident Ebert richtete an die Witwe des ver­storbenen Reichstagsabgeordneten und Staatsministers Düringer ein Beileidsschreiben, worin er sie seiner aufrichtigen herzlichen Teilnahme versichert und die großen Verdienste des Verstorbenen um das Vater­land heroorhebt. DieBerl. Börsenzeitung" bringt einen längeren Artikel von einem mit Namen nicht genannten Demokraten. Dieser betont, daß grundsätzlich gegen den Eintritt der Deutschnationalen in die Regierung nichts ernzuwenden, voraussichtlich überhaupt an ihm nichts mehr zu ändern sei. Reichskanzler Dr. Marx hat sich zur Erholung nach Sigmaringen begeben. Die wissenschaftliche Gesellschaft wandte sich gegen die Einschränkung der deutschen Luft­fahrt durch die Alliierten. Die Staatsanwaltschaft in Zossen des Landgerichts II Berlin hat gegen den Schulleiter von Lützow, der beschuldigt wird, Schüler mißhandelt zu haben, eine gerichtliche Vor­untersuchung eingeleitet. Anläßlich des deutschen Abends in Oels, der vomStahlhelm" abgehalten wurde, kam es zu einer Schlägerei zwischen Stahlhelm-Leuten und Angehörigen des Reichsbanners Schwarz-rot-gold. Einem Teilnehmer wurde ein Auge ausgeschlagen. Erst der Polizei und der Feuerwehr gelang es, die kämpfenden Parteien zu trennen.

Hamburg, 4. Sept. Der nach England verkaufte Hamburger MotorschonerAriadme" wurde auf der Fahrt nach seinem neuen Heimatshafen bei Krautsand auf der Unterelbe durch ein an Bord entstandenes Feuer, das den Benzinbehälter ergriff, vollständig zer­stört. Die Mannschaft konnte gerettet werden.

Haag, 4. Septbr. Heute begannen Verhandlungen über die Flüssigmachung des holländischen Lebensmittelkredits. Die Verhand­lungen werden deutscherseits von Ministerialdirektor v. Stockhammern hollündischerseits von Minister Patijin geführt.

Rom, 4. Sept. Die Witwe Matteottis überreichte nach dem Messagero" dem Untersuchungsrichter den Militärpaß des Ermorde­ten, worin die Körpermaße angegeben sind. Auf Grund der Matze soll die Leiche untersucht werden, da die Oppositionsblätter behaupten, daß es zwar der Kopf Matteottis sei, daß aber der Rumpf von einer anderen Leiche herrllhre.

Paris, 4. Sept. Wie tzavas aus Düsseldorf meldet, hat Ge­neral Degoutle in der Absicht, seinen Wunsch zu zeigen, daß die wirtschaftliche Einheit Deutschlands so frühzeitig wie möglich und in so weitem Umfang wie möglich wiederhergestellt werde, am 3. Sept. einen Erlaß veröffentlicht, wodurch der Automobiloerkehr vollkommen freigegeben ist und das Geleitscheinsystem für Personen, die sich aus dem unbesetzten Gebiet in das besetzte begeben, beseitigt wird. Die Aufhebung der Zollinie zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet soll angeordnet sein, aber erst Mitternachts vom 9. zum 10. Sept. in Kraft treten.

Athen, 4. Sept. Der hiesige französische Geschäftsträger unter­nahm einen Schritt bei der griechischen Regierung, der dahin geht, daß Griechenland als alliierte Macht sich einer Erklärung anschlietze, die die Alliierten demnächst in der Frage der Schuld Deutschlands am Weltkrieg, wie sie im Versailler Vertrage festgelegt sei, abgeben würden. Deutschland könne keine Klausel des Vertrags mehr ab­ändern. Die Blätter sind der Ansicht, daß die griechische Antwort einer Annahme gleichkommen werde.

Schanghai, 4. Sept. In dem Fort von Wusung wurden in Erwartung eines Angriffs der Tschili-Flettel die sich gegenwärtig in Mingpo befindet, weittragende Geschütze aufgestellt. Zahlreiche aus­ländische Schiffe halten auf der Höhe von Wusung. Bei den Kämpfen, die heute morgen unweit Schanghai begannen, sollen die Tschekiang-Truppen zwei Meilen vorgedrungen sein. Die Kiangsu- Truppen sollen sich in vollem Rückzüge befinden, von dem Gegner hart bedrängt sein und erhebliche Verluste erlitten haben.

Peking, 4. Sept. Tsang-Tso-Lin richtete ein Ultimatum an die Regierung, worin er erklärt, daß, wenn die Regierung nicht den Angriff gegen den Militärgouverneur von Tschelgiang einstelle, er mit bewaffneter Macht eingreifen werde.

Die Reichsregierrmg un- der Ludwigsburger Bauerntag.

Stuttgart, 4. Sept. Auf die Kleine sozialistische Anfrage, die -wegen des vom Bauernbund veröffentlichten Programms für -den Bauerntag in LudwigsLurg an die Reichsrsgicrumg ge­richtet wurde, ist nunmehr von der Reichsregierung unter Be­rufung auf die einverlangte Aeußerung der württ. Negierung folgende Antwort erteilt worden: In der letzten Zeit haben Bauerntage in Württemberg in größerer Anzahl stattgeiunden. Es handelte sich bei diesen Bauerntagungen um Zusammen­künfte von Berufsgenoss-en. Die Tagungen trugen einen volks- festartigen Charakter mit sportlichem Einschlag, der sich in der Veranstaltung von Reit- und Fahrturnieven und in Preis­schießen ländlicher Kleinkaliber-Schützenvereine äußerte. Die württ. Verwaltungsbehörden haben daher keinen Anlaß gese­hen, die Veranstaltungen nicht zuzulassen. Auch soweit eine große Zahl der Veranstaltungen von dem Württ. Bauern- und Weingärtnerbund ausging, waren sie nach Ansicht der württ. Regierung nicht zu beanstanden, da dem genannten Bund in diesen Fällen die Eigenschaft als Berufsvertretung zugebilligt wird. Verhöhnungen des Herrn Reichspräsidenten, des Mönch­tums und anderer öffentlicher Einrichtungen sind nach Mit­teilung der württ. Regierung nicht vorgekommen, t'kachdem ei- nigemale der Versuch gemacht worden war, den Veranstaltun­gen durch Reden und -durch Teilnahme von Verbänden mit Abzeichen -einen politischen Einschlag zu geben, ist dem Bauern- und Weingärtnerbund Ende Juli von dem Herrn württ. Mi­nister des Innern mitgeteilt worden, daß bst Wiederholung sol­cher Vorkommnisse die weitere Abhaltung von Vauerntagen nicht erlaubt werden würde. In der Folgezeit ist von einen: Politischen Einschlag bei den Veranstaltungen nichts mehr be­merkt worden. Das maßgebende Programm für den Banern- tag in Ludwigsburg am 26. und 27. Juli enthielt nichts über ein Scharfschießen mit Militärgewehren. Da aber em solches in derSchwäbischen Tageszeitung" angekündigt worden war, wurde es vom Herrn württ. Minister des Innern verboten und ist unterblieben. Die Veranstalter waren nicht berechtigt, in ihrem Programm die Mitwirkung der Reichswehr in Aussicht zu stellen. Sie hatten einen Antrag auf Teilnahme an einen Truppenteil in Ludwigsburg gestellt. Dieser Truppenteil hat die Teilnahme an den rein sportlichen Veranstaltungen von der Genehmigung der Vorgesetzten Dienststelle abhängig -gemacht. Das zuständige Wehrkreiskommando hat jedoch die Beteiligung der Reichswehr an der Veranstaltung überhaupt verboten. Eine Verletzung der Artikel 123 der Reichsverfassung liegt nach An­sicht -der Reichsregierung nicht vor.

Kriegsgerichtsurteile.

Mainz, 4. Sept. Vor dem französischen Kriegsgericht hat­ten sich gestern der Redakteur Kiesewetter ans Berlin und der Journalist Keil aus Bonn, die seit -sechs Monaten in Untersu­chungshaft saßen, wegen Spionage und gefälschter Pässe zu verantworten, auf Grund deren sie in -die besetzte Zone -ein- keisen konnten. Das Kriegsgericht sprach die Angeklagten von dem Verdacht der Spionage frei, verurteilte aber Kiesewetter wegen Fälschung öffentlicher Urkunden zu zwei Jahren und Keil zu -einen: Jahr Gefängnis.

Kaiserslautern, 4. Sept. Während der Separatistenherr­nhaft in der Pfalz war auf den zweiten Bürgermeister Von Roxheim, Gumbinger, der im Verdacht stand, Separatist zu sein und der bei der französischen Regie Dienst tat, von drei inngen Leuten ein Revolverattendat verübt worden. Als einer

der Beteiligten die anderen entkamen unerkannt wurde der 21 Jahre alte Ghmnasiast Kettler aus Bobenheim bei Fran­kental, dessen Vater, Bahnhosvorsteher von Bobenheim, im Juli 1923 ausgewiesen war, festgestellt und vom Landauer Kriegsgericht zu 5 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Gegen ^dieses Urteil war Revision eingelegt worden und das französische Kriegsgericht Mainz erhöhte die Strafe und ver­urteilte Kettler zu 10 Jahren Zwangsarbeit.

Beginn der Abrüstungskontrolle am 8. September.

Koblenz, 4. Sept. Wie wir erfahren, wird -die interalliierte KoMrollkommission für die Abrüstung Deutschlands ihre Kon­trollarbeiten Montag, -den 8. September, anfnehmcn.

Owen Aoung in Berlin.

Berlin, 4. Sept. Nach der Ankunft in Berlin empfing Owen Uoung die Presse im Hotel Adlon zu einer kurzen Bespre­chung. Er gab folgende Erklärung ab: Es muß in der -ganzen Welt, besonders in Deutschland, ein Gefühl der Erleichterung und Befriedigung auslüsen, zu wissen, daß jetzt in Berlin ein­leitende Schritte unternommen werden, um das Londoner Ab­kommen bezüglich des Dawesplanes in Wirksamkeit zu setzen. Ganz abgesehen von den Verdiensten oder Mängeln des Planes selbst, über die zu sprechen man anderen überlassen muß, kann man sagen, daß -der Dawesplan bereits nicht nur die Grund­lagen des Uebereinkommens zwischen den alliierten Regierungen, sondern auch die Verständigung zwischen ihnen und' Deutsch­land ermöglichte und eine wirkliche Verständigung von Gleich­berechtigten nach ausführlicher Aussprache und wichtigen Kon­zessionen. Es brachte der Plan die Welt schon eine Strecke auf dem Weg zu Ruhe und Frieden vorwärts. Ob der Plan so gut ist, wie seine begeisterten Befürworter glauben, oder so schlecht, wie seine schlimmsten Feinde sagen, ist nicht annähernd so wichtig wie die Frage, ob alle interessierten Länder gewillt sind, ihn in Wirksamkeit zu setzen. Wenn sie das sind, so wird der schlechteste Plan Erfolg haben, wenn nicht, so wird der beste Plan fehlschlagen. Deutschland -tat ich freue mich, -das sagen zu können den ersten Schritt mit der Zahlung von 20 Millionen Goldmark an den Generalagenten. Das geschah mit einer Pünktlichkeit, die ein gutes Beispiel bildet. Ich bin sicher, -daß die nächsten Schritte von den Alliierten mit der glei­chen Pünktlichkeit ansgeführt werden. Nicht der Plan, sondern der hinter ihm stehende Geist bezeichnet die erste Wendung zu besseren Methoden nach langen traurigen Wegen, die wir alle zurücklegten. lieber die Ernennung Gilberts zum ständigen Generalagenten erklärte Donng folgendes: Mit großer Befrie­digung erfuhr ich aus den Zeitungen die Wahl Gilberts zum ständigen Generalagenten. Wir könnten in den Vereinigten Staaten keinen besseren Mann finden, um -diese schwierige, la­stenreiche Aufgabe zu übernehmen. Seine Erfahrung und die Unparteilichkeit seines Urteils und sein klarer Sinn, 'ein feiner selbstloser Geist bürgen für die erfolgreiche Durchführung seines Auftrags.

Macdonalds Rede im Völkerbund.

Genf, 4. Sept. Die mit Spannung erwartete Sitzung wurde von Präsident Motta präzis um 11 Uhr mit den Wor­ten eröffnet:Ich habe die Ehre, das Wort dem englischen Mi­nisterpräsidenten Macdonald zu erteilen". Macdonald erhebt sich langsam und schreitet durch die Reihen der Delegierten, die sich von den Plätzen erheben und ihn Hegeistert begrüßen. Als er die Rednertribüne ^betritt, steigert sich der Beifall und Pflanzt sich durch das ganze Haus fort. Maodonald beginnt seine Rede mit -großem Temperament. Mit beiden Händen hält er sich am Rednerpult fest und schleudert seine Worte mit ungeheurem Nachdruck durch den Saal. Er schlägt mit der Faust aus -das Manuskript. Mit ausholender Handbewegung wendet er sich bald nach rechts/ bald nach links. Herriot, -der der Tribüne ge­genübersitzt, erhebt sich fast von seinem Sitz, so angesteckt scheint er von der Rede. Als Mtacdonald von dem Eintritt Deutsch­lands in den Völkerbund spracht, betätigt sich Herriot lebhaft an dem allgemeinen starken Beifall. Im Verlauf der Reiß- liegt eine atemlose Spannung über dem Saal, die sich von Minute zu Minute steigert. Macdonald scheint mit jedem einzelnen zu sprechen. Er richtet sein Wort bald an diesen Delegierten, bald an jenen. Er sieht ihm scharf ins Gesicht und scheint ihm eindringlich ins Gewissen zu reden. Vor ihm liegt sein Ma­nuskript, -daß er kaum beachtet, nur ab und zu gleitet sein Blick darüber. Sein trockener Humor bricht bei ihm hervor und wird von der Versammlung mit schallendem Gelächter be­gleitet. Als er auf die Kriegsschuldfrage zu sprechen kan:, be­mächtigte sich seiner eine ungeheure Erregung. Mit heiserer Stimme ruft er laut: 50 Jahre später wird die Welrgeschichte ihr Urteil sprechen!

Macdonald beginnt seine Rede mit der Feststellung, daß der Völkerbund in schwieriger Lage sich befinde.Ich bin hier im Namen meiner Regierung, um zu versichern, daß sic alles tun wird, um seinen Zweck zu erfüllen: Den Frieden auf Erden. Die Zukunft hängt vom Völkerbund ab. Ein GaranNevertrag, der auf militärischer Gewalt beruht, kann nicht den Frieden der Welt sichern. Die britische Regierung hat sich aber nicht feind­lich zum Garantievertrag eingestellt. Als Pioniere des Frie­dens müssen wir Grund und Boden vorbcreiten. Eine militä­rische Vereinbarung wird wie ein Senfkorn neue Kriege bedeu­ten, sich entwickeln und den Völkerbund zerschmettern. Die bri­tische Regierung wird keine unbestimmten Verträge unterzeich­nen. Sie ist nur bereit, bestimmte Verpflichtungen zu überneh­men, die in der Psychologie der Völker rhre Unterlage finden. Etwas anderes würde die öffentliche Meinung nicht zulassen. Was auch bisher zur Verwirklichung des Weltfriedens geschah, die Zusammensetzung des Völkerbundes muß allumfassend sein. Europa bot in den letzten zwei Jahren kein emheitl'ichrs Bild. Amerika ist immer loyal geblieben. In London ist Ser An­fang zu einem besseren Verhältnis zwischen Deutschland und Europa gemacht worden. Deutschland darf nicht autzerkalb des Völkerbundes bleiben. Die Lösung der Rüstungs- und der Min- derheitenfragen ist ohne Deutschland nicht möglich. Wir müssen eine europäische Gemeinschaft gründen, in der Deutschland sei­nen Platz haben wird. Dieses muß sofort geschehen. Eine neue Aera mutz beginnen. Der Völkerbund mutz sich ebenfalls sofort aussprechen. Der russische Handelsvertrag ist ein Zeichen für die Sinnesänderung der Sowjetregieruug. Wir haben die Hoff­nung, daß es gelingen wird, auch mit Sowjetrutzland in andere Beziehungen zu treten. Wir suchen nach der Lösung des Pro­blems der Sicherheit und des Friedens. Der Völkerbund ist tat­sächlich zu wenig bekannt. Ein schlimmes Zeichen ist die unge­setzliche Ausfuhr von Waffen, trotz aller Verträge. Alle Mächte sollten dies zu verhindern suchen. Die wichtigste Frage ist die Sicherheit^ im Zusammenhang mit der Rüstungsfrage. Was bedeutet Sicherheit? Was bedeutet Angriff? Wie ist die Ver­antwortung festzustellen? Ein Schiedsgericht sollte zusammcn- treten, sobald die ersten Wolken am Horizont sich zeigen. Bor diesem Schiedsgericht müßten die Verdächtigen erscheinen und ihre Erklärungen abgeben. Große Verantwortung ruht auf uns. Ich bin für ein Schiedsgericht, ohne das die Sicherung des Friedens unmöglich ist. Sonst gibt es nur den Appell an die Waffen. Gerichtshöfe müssen geschaffen werden, die Ver­pflichtungen festgesetzt werden. Wir müssen die Geistesverfassung Europas ändern. Die Schiedsgerichtsklausel des Völkerbunds­paktes mutz genau definiert sein. Ein wesentlicher Bestandteil der Sicherheit ist die Gerechtigkeit. Einer allgemeinen Abrü­stungskonferenz würde ein voller Mißerfolg brschieden sein.

Nur durch ein Schiedsgericht, das noch in diesem Jahr errich­tet werden mutz, sind die Probleme zu lösen. Alle hier vertrete­nen Nationen sollten zu einer internationalen Schiedsgerichts­konferenz zusammentreten, die in Europa stattfindem müßte. Der Völkerbundsvertrag ermöglicht das Schiedsgericht. Artikel 16 des Paktes, der in wirtschaftlichen Fragen für uns bindend ist, sollte durch einen Artikel über militärische Fragen ergänzt wer­den, der gleichfalls bindend zu sein hätte. Die britische Regie­rung will die Artikel 14 , 15 und 16 des Paktes in einer Frie­denscharte weiter entwickeln lassen. Wir wollen Me für eine Schiedsgerichtskonfe-renz eintreten und eine Kommission zu ihrer Vorbereitung einsetzen. Die einzelnen Nationen sollen in ihrem Gedeihen nicht eingeengt werden. Die Welt mutz aber durch den Völkerbund geweckt werden und ihm vertrauen, weil er sei­ner Natur nach gerecht ist. Dafür tritt die britische Regierung ei».

Ein nicht endenwollender Beifall setzt nach der Rcde des englischen Ministerpräsidenten ein. Darauf wurde die Rede ins Französische übersetzt. Die Sitzung fand um 12.45 Ilhr ihr Ende.

Um Deutschlands Aufnahme in den Völkerbund.

Genf, 4. Sept. Der Teil der Rede Macdonalds, der sich mit der Aufnahme Deutschlands in den Völkeribund besaßt, lautet in wörtlicher liebersetzun-g:Deutschland kann nicht außerhalb des Völkerbundes bleiben. (Beifall.) Wenn ich eine Formel -gebrauchen »darf, die zwar mißverstanden werden könnte ich hoffe, dieses wird nicht der Fall sein wir können es uns nicht leisten, ihm zu erlauben, draußen zu bleiben. Es gibt nicht eine -einzige Erörterung über Rüstungssragen, über die Bedingungen des Friedens, über den Garantievertr-a-g, über die Sicherung und die Gewährleistung der Existenz -der keinen Na­tionen, nicht eine einzige, die wir in einer Sitzung unter uns erörtern können, während wir einen drohenden leeren Stuhl in unserer Mitte haben. (Beifall.) Auch kann Deutschland in sei­nem eigenen Interesse nicht -draußen bleiben. Verhandlungen mit einem isolierten Berlin können niemals erfolgreich sein. Die Londoner Konferenz hat eine neue Beziehung zwischen Deutschland und den anderen europäischen Staaten geschaffen und diese Beziehung sollte nun durch Deutschlands E: scheinen in dieser Versammlung eine Besiegelung empfangen. Der Völkeribund nimmt seine erste Aufgabe auf, wieder einmal ein europäisches System zu schaffen, und dieses System wird nie­mals ins Leben treten, bis unsere früheren Feinde aufgehört haben, unsere Feinde zu sein und uns -beigetreten sind, um bei der Mitarbeit -dieses Systems teilzunehmen. Ich hoffe, daß trotz der Schwierigkeiten und technischen Bedenken, die anschünend noch im Wege stehen, dies sofort geschehen wird. Lassen Sie uns eine neue Aera -des Völkerbundes beginnen. Wie, so hoffe ich, wir eine neue Aera beginnen. Ich möchte gerne, wenn eS mög­lich wäre, daß noch während der drei oder vier Wochen, die die Versammlung hier tagen wird, diese Angelegenheit in Angriff genommen wird, nicht in der Abficht, sic zu verschieben, sondern mit der Absicht, sie jetzt ein für allemal zu erledigen."

Starker Eindruck der Rede Macdonalds.

Genf, 4. Sept. Die Rede Macdonalds über die Sicherheits­frage machte auf die Versammlung einen sichtlich tiefen Ein­druck. Sehr leibhaft wurde der Satz in der Rede Maidonalds über Deutschlands Eintritt in den Völkerbund -besprochen, um­somehr, als bereits seit Beginn der Versammlung Gerüchte über Sondierung in dieser Frage umliefen. Viel bemerkt wurde auch die Wendung in der Rede Macdonalds, worin er die Ent­scheidung des Völkerbunds in der oberschlesischen Frage als ei­nen Irrtum bezeichnete, um hinzuzufügen, daß allerdings dem andere Leistungen des Völkerbunds gogenüberstehen, die ihm Anhänger erwerben könnten.

Diplomatische Zwischenfälle.

Genf, 4. Sept. Die Beobachtung der Delegierten während Macdonalds Rede war insofern interessant, als ausschließlich die Dominionsvertreter bei den Stellen über die Notwendigkeit eines -internationalen Schiedsgerichts klatschten. Von den Fran­zosen wurde nicht ein einziges Mal ein Zeichen des Beifalls gegeben. Die kleinen Staaten unterstrichen durch Applaus die Worte Macdonalds, in denen von -den Lebensinteressen -der neu- geschassenen Staaten die Rede -war. Dagegen befand sich das Publikum in einer geradezu begeisterten Stimmung und die im Saal anwesenden amerikanischen Senatoren und Finanzmäg- naten gaben ihrer Zustimmung einen kräftigen Ausdruck. Nach Beendigung der Rede fand eine Art Gratulationscour bei Maodonald statt, an der sich Herriot mit seinen Mitarbeitern Briand und Loucheur ^beteiligte. Doch unmittelbar darnach entstand in den Wandelgängen eine ungeheure Erregung, die infolge der starken Nervosität der Polen einen geradezu alarmie­renden Charakter annahm. Es handelt sich um zwei Stellen in Maodonalds Rede. Erstens die abfällige Bemerkung über die Entscheidung des Völkerbunds in der oberschlesischen Frage, zweitens die Kritik an -dem schon gefällten Urteil über -die Frage, wer im Jahre 1914 wirklich der Angreifer gewesen sei. Der polnische Außenminister wollte mit Macdonald über die erster« Angelegenheit sprechen. Es wurde -ihm durch Briand der dringliche Rot erteilt, das nicht zu tun, sondern Hcrrwt die Affäre ordnen zu lassen. Hier möchte ich noch nachholen, -daß der Uebersetzer -der Rede Macdonalds der bekannte Interpret Kamerlhnck während seines Vortrages bei -der Stelle über Oiberschlesien Plötzlich stockte. Denn er nahm nicht an, daß Mac­donald, der soeben -das Schiedsgericht in seiner Rede verherrlicht hatte, -gleich nachher an einer Entscheidung des Völkerbunds ab­fällige Kritik übe. Kamerlhnck rief von -der Tribüne zu Mac­donald hinunter:Meinen Sie hier Oberschlesien?", und Mac­donald mußte kräftig bejahen. Das heißt immerhin, daß Mac­donald genau wußte, was er gesagt hatte und sagen wollte. Infolge der großen Erregung der Polen, der Franzosen, Bel­gier und Rumänen über diese Frage, kam es nachmittags zu einem richtigen Notenwechsel, -der damit endete, daß Macdonald seinem Text einen anderen Sinn unterlegte, nämlich folgenden: In der oberschlesischen Frage würde -das Werk des Völkerbun­des von der Oeffentlichkeit bemängelt, während man die guten Leistungen des Völkerbundes mit Schweigen übergehe. Man muß sich auf diese Auslassung selbst einen Vers machen.

Bedrohliche Lage der Spanier in Marokko.

Madrid, 4. Sept. Eine Kundgebung des Ministeriums be­sagt, -daß man sich einem allgemeinen Aufstand der Eingebore­nen gsgenübersehe, durch den die spanischen Soldaten in eine gefährliche Lage gebracht worden seien.Es ist einfach Krieg", heißt es in der Kundgebung weiter,und man muß mit Krieg antworten. Einer solchen Lage gegenüber darf kein Wort, kein Kommentar geduldet werden, der an das Ansehen der Regierung und an -das Prestige des Oberkommandos rührt. .

Deutsche auf Seiten der Marokkaner?

Der Berichterstatter derDaily Mail" in Tanger telegra-

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