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Ä03.

Neuenbürg, Freitag, den 29. August 1924, 82. Jahrgang.

Deutschland.

Berlin, 28. Aug. In der Aufwertungsfrage ist ein Schritt von fünf Freistaaten bei der Reichsregierung erfolgt, der als Unterstützung des Zentrumsantrages nach Wiederaufnahme des Zinsendienstes zu deuten ist. Der Aufwertungsausschuß hält kommenden Dienstag wieder eine Sitzung ab. Es ist in Aus­sicht genommen, bis Ende September zu einem Ergebnis zu kommen. Inzwischen dauert im Auslande die deutsche Ren­tenhausse an. Rotterdam, London, Neuyork und Zürich melden immer noch täglich steigende Kurse.

Berlin, 28. Aug. Der Reichsjustizminister hat die Frei­staaten benachrichtig, daß nach Annahme des Londoner Ver­trags am 31. August innerhalb 14 Tagen sämtliche verurteilte Separatisten und wegen Landesverrats Abgestrafte, soweit sie in deutschen Gefängnissen sich befinden und ihre Straftat mit dem Ruhreinmarsch in Verbindung steht, zu entlassen sind. Im Reichsgebiet kommen etwa 130 Strafgefangene in Betracht, von den Franzosen und Belgiern sind im gleichen Zeitraum 1460 Deutsche zu entlassen.

Allgemeiner deutscher Sparkassen- und Kommunalvankentag.

Stuttgart, 26. Aug. Nachdem die Liste der Berichterstatter erschöpft war, begann die allgemeine Aussprache. Am Vorder­grund des Interesses stand die Aufwertungsfrage. Zunächst sprach Stadtrat Krummbigel-Dresden über die Notwendigkeit einer gleichmäßigen Aufwertung im Reich, Staat und ^ Ge­meinden, wandte sich aber dabei gegen eine einseitige Aufwer­tung, der noch in den Händen -der Sparkassen -bzw. ihrer Ein­leger befindlichen Kriegsanleihe. Ein einfacher Verteilungs­maßstab sei notwendig, damit nicht ein zu großer Betrag auf Verwaltungskosten entfalle. Grundsatz müsse sein, daß, wenn anfgewertvt werde, bei den Sparkassen nicht Halt gemacht wer­den dürfe, sondern dies vielmehr auf möglichst breiter Grund­lage geschehen müsse. Amtsgerichtsrat Dr. Heppe-Gütersloh verlangte eine schärfere und bestimmtere Fassung der vom Aus­schuß für das Sparkasseuwesen entworfenen Entschließung. Man müsse der Oefsentlichkeit gegenüber mit aller Bestimmt­heit das Unrecht des heutigen Zustandes betonen und müsse sich davor hüten, diese Frage gewissermaßen unter Ausschluß der Oefsentlichkeit zu behandeln. Wir dürfen nicht bloß von uns sprechen, sondern von vielen Millionen Menschen, die von der heutigen Tagung eine bestimmte Lösung dieser außerordentlich wichtigen Frage erwarten. Deswegen müssen wir darnach trachten, wie wir den Leuten wieder zu ihrem Geld verhelfen. Die Einheitlichkeit in der Auswertung könne seiner Ansicht nach nicht durchgeführt werden. Jede Sparkasse soll aufwerten so­viel sie könne. Stadtkämmerer Dr. Karting-Berlin unter­streicht die Ausführungen des Vorredners bezüglich ihrer Wich­tigkeit. Die Sparkassen seien nicht nur Schuldner, sondern auch Treuhänder ihrer Sparer und haben infolgedessen auch moralische Pflichten. Eine stärkere Aufwertung der Hypotheken, Gemeiudvdarlehen und Staatsschuldverschreibungen müsse ver­langt werden. Dagegen müsse möglichst einheitlich aufgewertet werden. Schließlich müsse gefordert werden, daß auch die Ga­rantieverbände der Sparkassen zur Aufwertung herangezogen werden, und infolgedessen verlangt werden, daß der Staat die Einkünfte der Gemeinden nicht weiter beschränke. Nach einer weiteren Aussprache, an der sich auch Präsident Dr. Kleiner u. Geh.- Rat Köhler beteiligten, wurde die schon in der Diens­tag-Nummer enthaltene Entschließung mit der Abänderung an­genommen, -daß statt demWunsch" dieErwartung" ausge­sprochen wird und -daß die Spareinlageneinheitlich" aufgewer­tet werden sollen.

Zu dem zweiten Referat (Spartätigkeit") sprach Direktor Arnold-Heppenheim für die Durchführung von Sparprämien- verlosnugen, aber nicht seitens einzelner Sparkassen, sondern nur innerhalb ganzer Verbände. Der hessische Sparkassenver- bcmd habe eine -derartige Verlosung beschlossen, die auf Weih­nachten ü. Js. durchgeführt werden solle und an der jeder Sparer, der bis zum 1. Oktober 50 Mark und bis 1. Dezember 80 Mark eingelegt habe, ohne weiteres beteiligt sei. Der Vor­sitzende, Geh.-Rat Köhler, teilt mit, daß ein gleicher Beschluß auch von -dem Sparkassenverband von Pommern beschlossen worden sei. Eine Entschließung wurde zu diesem Punkt nicht gefaßt. Damit war die Aussprache zu Ende.

Hierauf ergriff der Vorsitzende -des Vorstands des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Präsident Dr. Kleiner, noch das Wort zu einigen Ausführungen. Er wandte sich zunächst aegen die Praxis der Reichsbank bei der Behandlung der Ver­teilung der Rentenmark und Erntebergungskredite, die er als eine Mißachtung der Reichsbank gegenüber der Sparkassen- und Giroorganisation -bezeichnete. Es sei außerordentlich be­dauerlich, daß man sich an maßgebender Stelle immer noch den tatsächlichen Verhältnissen verschließe und nicht anerkennen wolle, -daß unsere Organisation heute eine beachtenswerte Stellung innerhalb -der deutschen Volkswirtschaft zukomme. So müsse man eben kämpfen um diese Anerkennung, nur dürfe der Kampf nicht letzter Zweck, sondern nur Mittel znm Zweck sein. Die Sparkassen- und Girozentralen haben früher einen lebhaf­ten Kampf zu führen gehabt um ihre Anerkennung gegenüber den Privatbanken. Doch dürfe dieser Kampf jetzt wohl als beendigt -bezeichnet -werden und -das habe er aus der Tatsache, daß bei dem diesjährigen Sparkassentag zum erstenmal ein of­fizieller Vertreter des Zentralverbands des Deutschen Banken- und Bankiergewerbes erschienen sei, entnehmen dürfen, noch mehr aber aus der erfreulich versöhnlichen Art, mit der dieser Vertreter am gestrigen Abend den Deutschen Sparkassentag be­grüßt habe. Auch der Kampf gegenüber den Schwesterinstituten (Landes- und Kommunalbanken) dürfe heute dank der hohen Einsicht ihrer neuen Führer im wesentlichen als ausgekämpft betrachtet werden. Noch aber stehe trotz ziemlich vieler Berüh­rungspunkte, die in der inneren Gleicharti-gtkeit ihre Begrün­dung finden, die preußischen Zentralgenossenschaften außerhalb.

Aber auch hier sei eine Verständigung vielleicht in Aussicht zu nehmen. Wohl sei ein Wettbewerb in gesunden Bahnen dien­lich, aber er dürfe nicht in offenen Kampf ausarten. Heute heiße es alle Kräfte zusammenfassen für den wirtschaftlichen Wieder­aufbau und wenn auch das Ziel einer Einigung noch in wei­ter Ferne sei, so sei Loch dem Wanderer im Gebirge gleich ein Ausblick auf lichte Höhen notwendig, um in diesem Kampf nicht zu erlahmen, und so hoffe er auch, es noch erleben zu dürfen, daß der Schlußstein in -dieser Frage eines Tages noch gesetzt werden könne. Dann sprach Dr. Kleiner noch zu den Auslandkrediten, die heute für viele ein Schlagwort bedeuten. Er sei der Ansicht, daß wir aus volkswirtschaftlichen Gründen die Erreichung solcher Kredite nicht etwa erleichtern dürfen, son­dern sie erschweren müssen. Man müsse sich darüber klar feig, daß jeder dieser Kredite eine weitere Verschuldung an das Aus­land bedeute und deshalb nur ermöglicht werden dürfe, wenn er zu unmittelbar volkswirtschaftlich Produktiven Zwecken verwen­det werde. Endlich sei zu berücksichtigen die Art des Kredits (nicht Valutakredit) und die Sicherungsfrage. Die letztere Müsse von Gemeinden und Kommunalverbänden unter allen Umstän­den abgelehnt werden, denn mit einer Verpfändung unseres öf­fentlichen Grundbesitzes an das ausländische Kapital würden wir auch das letzte aus der Hand geben, was wir heute noch besitzen. Die Sparkassen und Girozentralen seien gemeinnützige Institute und müssen das bleiben, wenn sie ihren hohen Aus­gaben auch in Zukunft gerecht werden sollen.

Damit war die Tagesordnung erschöpft und der Vor­sitzende, Geh.-Rat Köhler, schloß mit Worten herzlichen Dankes an alle Beteiligten, -ganz besonders an die Stadt Stuttgart für den großartigen Empfang, um den sich besonders BM. Dr. Dollinger und Rechtsrat Dr. Elsas und ihre Mitarbeiter ver­dient gemacht haben. Er stellte mit großer Befriedigung fest, daß die Stadt als Gastgeberin alles -bisher Dagewesene über­troffen habe. Es sei eine gute Vorbedeutung, daß der neu­gegründete Deutsche Sparkassen- und Giroverband in Süd- deutschlanü aus der Taufe gehoben worden sei und daß -gerade seine erste Tagung in Schwaben stattgefunden habe, das die Wiege so vieler bedeutender um Deutschland verdienter Män­ner sei und -das schon in alter Zeit bei den Kämpfen um den Bestand des Reiches in vorbildlicher Treue die Reichssturm­fahne vorangetragen habe.- Mit einem begeistert aufgenom­menen Hoch auf das Schwabeuland und seine Hauptstadt Stutt­gart schloß der Vorsitzende die in allen Teilen glänzend ver­laufene Tagung.

Bor der Entscheidung über das Reichsbahn-Gesetz.

Berlin, 28. Aug. Wird heute -dem Reichstag die letzte Stunde schlagen? Die Ansichten darüber sind noch immer ge­teilt. Auch in der Presse ist man sich über den Ausgang, den der Kampf nehmen wird, keineswegs einig. Ein Teil der Blät­ter hält es bereits für ausgemacht, daß die Auflösung erfolgen wird.Reis für die Auflösung!" ruft dieDeutsche Tageszei­tung",Der Reichstag macht sein Testament" überschreibt das Berliner Tageblatt" seine Betrachtungen. Diese Tonart herrscht im allgemeinen vor. Es fehlt aber keineswegs an Stimmen, die noch eine schwache Möglichkeit für ein Kompro­miß gegeben sehen. Alles deutet darauf hin, daß es heute im Reichstag noch eine sehr ausgedehnte Debatte geben wird, so -daß möglicherweise, wie es auch der Aeltestenrat -bereits vorgesehen hat, die Schlußabstimmung erst am Freitag vor sich gehen kann. Man vermutet, daß die Regierung heute noch einmal sich an der Aussprache beteiligen wird, und rechnet mit neuen Reden des Reichskanzlers und des Außenministers. _

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Budapest, 28. Aug. Die deutsche Gesandtschaft in Buda­pest hat heute die Antwortnote der ungarischen Regierung in -der Angelegenheit der Erzbergermörder erhalten. Bezüglich des Heinrich Schulz Wird darauf hingewiesen, daß die zuständi­gen Behörden über die Frage der Auslieferung entscheiden wer­den, und hinsichtlich Tillessen wird mitgeteilt, daß die Recherchen nach seinem Verbleiben im Gange seien.

London, 28. Aug. DieTimes" melden aus Brüssel: Die belgischen Truppen an der Ruhr werden bis 31. Dezember zu­rückgezogen. Der belgische Kriegsmiuister erließ unterm 27. August Anweisungen an die Korps, wonach Neubildungen zur Ablösung nicht mehr zusammengestellt werden und die an der Ruhr stehenden Truppen zum 1. Januar in die Heimat-garm- sonen zurückkehren.

Neue Enthüllungen zur Ermordung Matteottis.

Rom, 27. Aug. DieEpoea" veröffentlicht eine Darstellung der Vorgänge bei der Auffindung der Leiche Matteottis, die zum erstenmal, wenn sie auch den Namen ihres Gewährsman­nes noch verschweigt, doch mancherlei Widersprüche und Un­wahrhastigkeiten beseitigt. Danach scheint nun doch letzten En­des die von der sozialistischen Partei ausgesetzte Prämie von 25 000 Lire zur Auffindung der Leiche geführt zu haben. Der­jenige, der von der Bestattung der Leiche wußte und dies ver­heimlichte, scheint nach derEpoca" kein anderer gewesen zu sein, als jener auf Urlaub befindliche Polizist, der, als inan den Rock Matteottis gefunden hatte, schleunigst aus seiner Sommer­frische zurückkehrte, seinen Hund freiließ und nach ganz kurzem Suchen sofort auf das heimliche Grab stieß. Aller Wahrschein­lichkeit nach hat er sich dazu entschlossen, weil er damit rechnen mußte, daß nun vielleicht ein anderer die Leiche auffinden und die Prämie bekommen könnte. DieEpoca" nennt den Namen des Polizisten und den ihres Gewährsmannes nicht, aber aus den einleitenden Worten geht deutlich -genug hervor, wen sie meint. Die Zeitung will nun aus dem Polizisten folgendes Geständnis herausgeholt haben:Am 12. oder 13. Juni (Mat- teotti wurde am 10. entführt) kam ein Freund zu mir, der au­ßer sich war und mich bat, mir ein Geheimnis anvertrau-m zu dürfen. Er erzählte mir folgendes: Vorgestern abend, also am 10., war ich auf dem Heimweg, als sich am Kreuzweg von

Quartarelli das ist in der Nähe der Stelle, wo der Leich­nam gefunden wurde ein Auto halten sah, ein geschlossenes Personenauto mit der Nummer 5512169 (also der Nummer des Autos, mit dem Matteotti entführt wurde). Es waren da­rin fünf Personen, von dene der eine zu schlafen schien. Als ich mich dem Auto näherte, sprang ein junger blonder Mann heraus (Dumini), -der mich auf die Mitte der Straße drängte und mich fragte:Hast du Wasser?" Als ich verneinte, sagte er mir:Nun gut, macht nichts, geh Weiter!" Ich entfernte mich, aber die Neugierde verführte mich, bald darauf wieder an den Ort zurückzukehren. Im Auto waren nunmehr zwei Personen, die anderen waren mit dem vorher schlafenden verschwunden Ich fragte nach ihnen und man antwortete mir verärgert:Sie sind in Wald gegangen, um nach Wasser zu suchen." Wiederum entfernte ich mich, aber um nach Hause zu gelangen, mußte ich ein drittes Mal an dem Auto vorbei. Jetzt waren nur mehr vier Personen da, welche zusammenstanden und sich besprachen. Kaum hatten mich die Vier gesehen, kamen sie zusammen Es mich zu und der Blonde legte mir die Hand auf die Schulter und fragte mich:Bist du ein Faszist?" Ich antwortete:Min, ich gehöre keiner Partei an."Höre", sagte der Mann,gehe jetzt nach Hause und hüte dich Wohl, irgend jemand -gegenüber auch nur das Geringste davon zu sagen, was du hier gesehen hast, sonst kannst du gleich dein Testament machen und nicht nur Lu allein, sondern auch deine ganze Familie. Mit uns läßt cs sich nicht spaßen." Der Gewährsmann vertraute sich einem dritten Freunde an und sie schwiegen alle beide. Als man dem Gewährsmann sagte, er brauche doch nun keine Augst mehr zu haben, da die Schuldigen hinter Schloß und Riegel sitzen, ant­wortete er:Alle nicht, es müssen andere Mitschuldige da sein, denn von Zeit zu Zeit ist jemand gekommen, um das Grab, das von wilden Tieren aufgekratzt worden war, wieder zuzuschüt­ten." Da die Zeitung dem Untersuchungsrichter gegenüber nicht umhin können wird, -die Namen der Gewährsmänner zu nen­nen, ist anzunehmen, daß, wenn diese Angaben auf Wahrheit be­ruhen, das Geheimnis des Eichenwäldchens, Las Matteotti ver­borgen hat, in kurzer Zeit gelüftet sein wird.

Ein unangenehmes Thema.

Die Deutschen haben in London auch die Schuldfrage am Kriege zur Sprache gebracht. Das erfährt man durch den bay­erischen Ministerpräsidenten, der in einein Bericht über die Londoner Konferenz vor einem Landtagsausschmtz aussührte: Ueber die Aeußerung zur Schuldfrage habe er der deutschen Vertretung in Berlin entsprechende Vorbehalte gemacht. Sie habe diese Frage in London aufgerollt, es sei aber sofort von England Einspruch erhoben worden mit der Drohung, daß dann die Konferenz als gescheitert auzusehen wäre, -da die Schuldsrage nicht mit dem Dawes-Gutachten zusammenhänge. Der Reichskanzler habe alles das, was er sagen wollte, in noch schärferer Weise in einem Briefe an Macdonald und Herriot niedergelegt, und so sei wenigstens aus -diplomatischem Wege die Aufrollung der Schuldfrage am Kriege von deutscher Seite in die Wege geleitet worden. Nachdem Deutschland seine Archive geöffnet habe, werde, zumal nach diesem Briefe des Reichs­kanzlers, die Schuldfrage auch von der Entente-Seite in Angriff genommen werden.

Englische Intervention in der Dortmunder Räumumgssirage?

London, 28. Aug. In britischen politischen Kreisen war man heute einigermaßen beunruhigt über eine Nachricht, die von der französischen Besatzungsbehörde in Dortmund ihren Ansgang nahm und in der es heißt, Laß die militärische Räu­mung der Dortmunder Zone nicht wie in London vereinbart am 1. September erfolgen soll, sondern etwa drei Monate spä­ter. Man möchte hier erfahren, ob diese Nachricht ein Ausfluß persönlicher Initiative der lokalen Bösatzungsbehörde ist, oder ob sie in Paris Unterstützung findet. Falls diese Angelegen­heit nicht völlig zur Zufriedenheit aufgeklärt ist, wenn Ramsay Macdonald und die verschiedenen Botschafter in den nächsten Tagen zur Unterzeichnung des Londoner Paktes zusammen- kommen, dann würde mit Sicherheit der französische Vertreter bei dieser Gelegenheit darüber -befragt werden.

Der amerikanische Abrüstungs-Vorschlag.

Paris, 28. Aug. Havas meldet den Wortlaut des amerika­nischen Vertragsentwurfs Wer Abrüstung und Sicherung. In dem Paragraphen: Sanktionen ist gesagt, daß die vertrags­schließenden Mächte gegenüber dem Land, das einen Angriff unternimmt, wirtschaftliche Maßnahmen ergreifen können, die zur Wasfenstreckung des betreffenden Landes führen. Ter Ver­tragsentwurf enthält noch nachstehende Punkte: 1. Das der Agression beschuldigte Land kann sich innerhalb 4 Tagen vor dem internationalen Gerichtshof rechtfertigen. 2. Eine Ab­rüstungskonferenz tritt alle 3 Jahre zusammen. Der Vertrag kann durch Zusatzabkommen zwischen zwei oder mehreren Staa­ten vervollständigt werden.

Japan unte-rzeichnet das Londoner Abkommen.

Nach einer Havasmeldung aus Tokio hat die Regierung den japanischen Botschafter in London, Baron Hayashi, beauftragt, das Londoner Abkommen im Namen Japans zu unterzeichnen.

Aus Stadl, Bezirk «md Umgevrmg

Höfen, 28. Aug. (Versammlung waldbefitzeuder Gemein­den.) Am letzten Samstag hatte sich eine stattliche Anzahl von Vertretern waldbesitzender Gemeinden des Bezirks Muenbürg hier zusammengefunden, um über die wichtigsten, den Wald be­treffenden Tagesfragen Aussprache zu halten. Nach kurzer Be­grüßung durch den Bezirks-Vertrauensmann, Stadt­schultheiß Bäzner, Wildbad, sprach Forstmeister Dan- neker vom Waldbesitzerverband eingehend über die Holz- Marktlage. Dabei wurde rückblickend auf die vergangenen Fahre festgestellt, daß die Rundholzpreise in Deutschland wäh­rend der ganzen Inflationszeit den Weltmarktpreis niemals er-