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Neuenbürg, Samstag, den 9. August 1924.

82. Jahrgang.

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Von Dr. Martin Lezius.

Boi Ausbruch des Weltkrieges waren die Augen üer ge­samten Welt nach dem Westen gerichtet, hier erwartete man die entscheidenden Schläge; Ostpreußen galt als Nebenkrregs- scbcruplatz, da man wegen der Schwerfälligkeit Ser russischen Mobilisation dort nur in der ersten Zeit mit Grenzschutz kämp­fen rechnete Und doch hatten sich, bevor die Armeen im Westen ihren Siegeszug durch Belgien und Nordfrankreich, der sie bis vor die Tore von Paris führte, angetreten hatten, Ereignisse rm Osten abgespielt, die von größter Bedeutung für den Gchamt- verlauf des Krieges wurden und auch zwangsläufig die Ereig­nisse im Westen im stärksten Maße beeinflussen sollten. An le­nem unglückseligen 20. August 1914 hat sich vielleicht schon das Schicksal unseres jetzt so schwer geprüften Volkes entschieden.

Der Schutz des Ostens war der 8. Armee unter General­oberst von Prittwitz und Gaffron übertragen worden, ^hm unterstanden hier vier Armeekorps (1., 17., 20. A.-K. und das 1 Reserve-A.-K.), die 3. Reservedivision, drei Landwehrbriga­den und die 1. Kavallerie-Division. Ganz auf sich selbst ange­wiesen, war dem Armeeoberbefehlshaber weitgehendste Freiheit des Handelns eingeräumt worden, seine Dienstanweisung besagte deshalb auch, er habedie Operation im Osten nach eigenem Ermessen zu leiten".

Da Frankreich der gefährlichere Gegner für Deutschland schien sollte es zunächst durch offensive Kriegführung niederge­worfen werden, selbst wenn Ostpreußen, wie schon einmal unter Friedrich dem Großen,sakrifiziert" werden müsse. Die verlo­rene Provinz habe man dann zurückzuerobern, sobald die Ent­scheidung im Westen gefallen sei. Inzwischen solle der Armee­oberbefehlshaber im Osten auch bemüht sein, starke russische Kräfte auf sich zu ziehen, um hierdurch die in Aussicht genom­mene Offensive Oesterreichs zu unterstützen.

Die Seele der Verteidigung Ostpreußens aber war der Ge­neral von Francois, kommandierender General des 1. A.-K. Die 8 Armee sollte hinter der AngeraPP versammelt Werden, aber der General konnte sich mit dem Gedanken nicht vertraut machen, daß eine Fußbreite deutschen Bodens dem Gegner kampflos überlassen würde. Deshalb ging er nrit seinem Korps den Russen entgegen und es kam am 17. August zu dem schweren Gefecht bei Stallupönen. Der Armeeoberbefehlshaber war mit den Maßnahmen des Generals von Francois nicht einverstan­den, da eine größere Kampfhandlung nicht in der Absicht des A.-O.-K. 8 lag. Er sandte deshalb im Kraftwagen einen Of­fizier zu ihm, der lauter, als es mit Rücksicht auf die große Zahl der anwesenden Offiziere nötig war, dein General zurief:

>Der Oberbefehlshaber befiehlt, den Kampf sofort abzubrechen - und den Rückzug auf Gumbinnen anzutreten!" General von t Francois erwiderte ihm:Melden Sie dem General von Pritt- f Witz, daß General von Francois den Kampf abbrechen würde,

wenn die Russen geschlagen seien." In dem weiteren Verlaus ! der Gefechtshandlung gelang es seiner geschickten Führung, dem Feind 4000 Gefangene abzunehmen, der Rückzug der Russen in ihre Ausgangsstellungen hinter der Grenze artete vielfach in wilde Flucht aus. Erst dann wurde der Rückmarsch nach Gum­binnen angetreten, von wo aus -der Oberbefehlshaber seinen An­griff gegen die Russen anzusetzen gedachte. Dieser überhäufte den kommandierenden General mit Borwürfen, weil er sich in ein Gefecht eingelassen habe und entgegen dem Armeebefehl Truppen aus dem Gros des Korps und die schweren Feldhcm- bitzen nach vorn gezogen hatte. Die Weigerung -des Generals, das Gefecht sofort abzubrechen, legte überdies Generaloberst von

> Prittwitz als Ungehorsam aus und war deswegen bei Sr. Ma­jestät vorstellig geworden. Die Antwort des Generals von Francois bekundete aber friderizianischen Geist, er gehörte, wie einer unserer ersten Militärschriftsteller meint, zu den Persön-

, lichkeiten, die wie Uorck und Sehdlitz nach der Schlacht ihren

Kopf dem König -gern zur Verfügung stellten, in der Schlacht aber noch zum besten des königlichen Dienstes davon Gebrauch machen wollen.

Das war der erste Akt des Trauerspiels, der zweite sollte drei Tage später folgen.

Die Ausstellung der 8. Armee bestand eigentlich, wie Mit Recht bemängelt wird, nur aus Flankendeckungen, eine Vereini­gung von an Zähl womöglich überlegener Kräfte war bei dieser Zersplitterung nicht möglich. Vor allem war das 20. A.-K. aus­geschaltet, das nach Lötzen oder Angerburg herangezogen, ent­scheidend hätte in die Schlacht eingreifen können. Man war in den Fehler der russischen Führer im russisch-japanischen Kriege verfallen, die in unverantwortlicher Wesse durch Flcmken-Deta- chierungen ihre Kräfte schwächten und dann an entscheidender Stelle zu schwach waren.

Am 20. August in frühester Morgenstunde trat das 1. A.-K. zum Angriff an, im ersten Ansturm warf es den rechten russi­schen Flügel über den Haufen und machte 4000 Gefangene. Weit in Len Rücken des Feindes, bis nach Pillkallen, stieß die 1. K.-D. vor, schon die Rückzugsstraße der Russen bedrohend. Der Angriff des 17. A.-K. kam jedoch bald nach Ueberschreiten der Rominte zum Stehen, man hatte zwar die Vorstellungen der Russen unter besonders schweren Verlusten, hauptsächlich an Offizieren, genommen, aber an ein weiteres Vordringen war mit den geschwächten Divisionen nicht zu denken, so daß bei Ein­bruch der Dunkelheit General von Mackensen sein Korps hinter die Rominte zurücknehmen mutzte. Dagegen befand sich beim 1. Res.-A.-K. der Angriff im siegreichen Fortschreiten auf Gol- dap, das Eingreifen der 3. Res.-Div. wurde für den nächsten Tag erwartet, sie sollte den russischen linken Flügel in Flanke und Rücken packen.

Um zehn Uhr gratulierte man bereits dem Oberbefehls­haber zur gewonnenen Schlacht, aber um fünf Uhr rief er Ge­neral von Francois an und teilte chm mit, daß das 17. A.-K. im schweren Kampf stehg, auch vom 20. A.-K. habe er keine guten Nachrichten, Fliegermeldungen besagten, die Narew-Armee ,ei von Warschau her gegen die Linie OrtelsbergSoldau im Anmarsch und bedrohe seinen Rücken, er werde wohl hinter die Weichsel zurückgehen müssen. Rückzug hinter die Weichsel be­deutete aber die Preisgabe Ostpreußens, dieser Gedanke erschien General von Francois nach den Erfolgen seines Korps am Vormittag ungeheuerlich. Er bat dringend, von einer solchen Maßnahme Abstand zu nehmen. Das russische rechte Flügel­korps sei vollständig geschlagen, wenn ihm der nächste Tag noch gelassen werde, würde er den russischen rechten Flügel vollends aufrollen und dem 17. A.-K. Lust ruachen. Doch General von Prittwitz erwiderte, er werde sich die Entscheidung Vorbehalten.

Abends kam dann der Befehl zum Abbruch der Schlacht und zum Rückmarsch hinter die Weichsel, der von so einschneidender Bedeutung werden sollte. Es war ein erschütternder Schlag für General von Francois nach den Erfolgen seines Korps an diesem Tage. Er schreibt darüber:Jur-Gärtchen-des Schul­lehrers stand noch der Feldtisch, an dem ich. den Angriffsbefehl gegeben. Da übermannte mich der Schmerz und es lüsten sich Tränen der bitteren Enttäuschung und Empörung, Tränen um das arme Ostpreußen, dessen Bevölkerung ich lieb gewonnen und das verteidigen zu dürfen ich stolz war." Aehnlich äußerte sich General von Morgen, der Führer der 3. Res.-Div.:Zäh­neknirschend mußte ich mich nunmehr in das Unvermeidliche fügen. Ich schämte mich vor meinen Leuten, die vor Kampf­begierde brannten, mich jammerten die fliehenden Einwohner." Beide Führer sind der Ueberzeugung, daß AussM bestand, die­selben Siege nur in uni gekehrter Folge zu erringen wie sie kurze Zeit nachher die neue Armeeleitung in so glänzender Weise erfocht.

Die Möglichkeit, die Schlacht am nächsten Tage erfolgreich durchzukämpfen, war durchaus vorhanden. 116 000 Deutsche standen gegen 126 000 Russen, diese hatten 384, jene dagegen 500 Geschütze, die infanteristische Unterlegenheit war also durch das

Mehr an Geschützen reichlich ausgeglichen. Aber der Armee­oberbefehlshaber konnte sich nicht zur Fortsetzung der Schlacht entschließen, denn die Gefahr, daß die Narew-Armee in seinen Rücken gelangen könnte, schien ihm größer, als die sichere Wcchr- scheinlichkeit, am nächsten Tage Rennenkampf entscheidend zu schlagen Man vergleicht Prittwitz mit dem jungen Friedrich in der Schlacht von Mollwitz. Auch er verzweifelte an dem Siege und entfernte sich deshalb vom Schlachtfelde, Schwerin die Einleitung des Rückzuges überlassend. Hätte der Armeeoberbe­fehlshaber, der scheinbar seelisch zusammengebrochen war we­nigstens ebenso gehandelt, in Francois hätte er einen Schwerin gefunden, der ebenso wie dieser denRückzug auf den Leib des Feindes" angetreten hätte und so das Schicksal des Tages sicher zugunsten der preußischen Fahnen entschieden haben würde. Die Oberste Heeresleitung war mit den Maßnahmen des Ge­neraloberst von Prittwitz nicht einverstanden, er wurde, wie be­kannt, seiner Stellung enthoben und zum Oberbefehlshaber der 8. Armee, der im Ruhestände lebende General der Inf. von Hin- denburg und zu seinem Chef des Stabes der bisherige Ober- quartiermeiswr der 2. Armee Generalmajor Ludendorff er­nannt. Die Oberste Heeresleitung beging aber einen schweren Fehler, als sie sich entschloß, zwei Armeekorps und eine Kavalle­riedivision aus dem Westen nach Ostpreußen zu senden, von sakrifizieren" war nun keim Rede mehr. Sie ließ dabei, Wohl durch die Anfangserfolge im Westen in Sicherheit gewiegt, den Hauptpunkt des Schlieffenschen Operationsplanes, aus den er besonderen Wert gelegt hatte, nämlich: den herumschwenkenben rechten Flügel so stark wie möglich zu machen, außer acht. Maßgebende Milstärs, wie die Generäle Ludendorff und von Kühl, nennen den Entschluß der Obersten Heeresleitung für verfrüht und verhängnisvoll. Auch von feindlicher Seite hat diese Absicht jetzt ihre Bestätigung gefunden. Der englische Ge­neral Knor, der als Militärattache« sich im Stäbe des General Samsonoff befand, weift darauf hin, daß der russische Angriff gegen Ostpreußen im August 1914 trotz seines Scheiterns eine große Bedeutung für die Gesamtkriegführung gehabt habe:Die deutsche Oberste Heeresleitung entsandte bei Beginn der Schlacht von Tannenberg zwei Korps und eine Kavalleriedivision vom Westen nach Osten, man entnahm sie dem rechten Heeresflügel. Sie kamen nicht mehr rechtzeitig, um an Dannenberg teilzuneh­men, aber einzig und allein der russische Einfall in Ostpreußen hat veranlaßt, daß diese Korps dann an der Marne fehlten. Vielleicht hat diese Entsendung von der Weststont die Verbün­deten im Westen gerettet und so das ganze Schicksal des Krieges gewendet."

Es gehört keine große Phantasie dazu, sich auszumalen, wie die Schlacht an der Marne verlaufen wäre, wenn die beiden Korps auf dem westlichen Kriegsschauplatz geblieben wären. Zu einer Krips bei dem -herumschwenkenden Flügel wäre es Wohl kaum gekommen, und die Sendung des Oberstleutnant Herrisch mit ihren tragischen Folgen wäre unterblieben. Keinem Zweifel kann es wohl unterliegen, daß die Fortsetzung der Schlacht bei Gumbinnen am nächsten Tag«, wie sie von General von Fran­cois vorgeschlagen wurde, der 8. Armee auch den Sieg über Rennenkampf gebracht und uns in der Folge die Niederlage an der Marne gespart hätte. In kürzester Zeit wäre es dann Wohl auch zum Frieden gekommen und Deutschland wären die Weiteren schweren Blutopfer erspart geblieben. So kann man, Wohl nicht ganz mit Unrecht, die Schlacht bei Gumbinnen als den eigentlichenWendepunkt des Wellkrieges" bezeichnen.

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Der Tanz um das goldene Kalb

Don Trira Grupe-Lörcher

(Nachdruck verboten.)

Der Diener kämpfke einen Augenblick. In seinem tief­sten Innern regte sich jetzt doch eine gewisse Scham über sich selbst, als er nun antwortete: «Ich hob es für alle Fälle auf! Wenn die Corelli Sperenzien gemacht hätte und mir die ver­sprochenen hohen Prozente von ihrer Erbschaft nicht hätte auszahlen wollen denn bei solchen Leuten muß man ja mit allen Möglichkeiten rechnen, dann hätte ich dieses Schriftstück eben wieder auftauchen lassen! Ja, ich hätte es an seinen alten Platz im Schreibtisch gelegt, wo es gefunden worden wäre, oder es wäre sonst irgendwie wieder an die Oberfläche gekommen. Und dann hätte die Corelli bei ihrer Erbschaft doch das Nachsehen gehabt. Solange ich das Schrift­stück noch in Händen hatte, konnte ich der Lorelli immer drohen und hatte sie in meiner Hand!"

Der Rechtsanwalt äußerte kein Work. Er zog nur ein­mal den Atem tief und schwer ein. Man sah in einen Pfuhl von Gemeinheit und ordinärster Gewinnsucht! Der Augen­blick gestattete ihm kein längeres Verhör. Er war mitten aus der Sprechzeit seines Büros davongegangen, um im leb­haftesten Interesse den Vorgang im Geheimrakhause zu ver­folgen. Jetzt war es geglückt, den Diener gleich dingfest zu machen und in einer ganz, wichtigen Sache zu überführen. Das weitere wollte er am nächsten Tage veranlassen! Ohne großes Aufsehen zu machen, wurde oben das Zimmer ver­schlossen und versiegelt und der Diener unter Obhut der Kriminalbeamten in einer herbeigeführten Droschke ins Un­tersuchungsgefängnis abgeführt.

«Die beiden sind ganz gehörig hereingesegelk," dachte Dr. Forgiß, als er das Geheimratshaus verließ und nach­denklich in sein Büro zurückkehrte, nachdem er Zyria in großen Zügen das Ergebnis mikgeksilt. .Die beiden können sich auf eine exemplarische Strafe gefaßt machen. Auch die Corelli wegen Anstiftung zur Tat. Und außer der Strafe und dem entwundenen Legat bekommt sie noch die große Blamage und den aufsehenerregenden Skandal!"

E. Lang.

>. August, Predigt, agsschule.

8 Uhr Bibel-und

Es schien, als ob Checkberg an Sensationen immer über­reichlich versorgt sein sollte, In der guten Gesellschaft gab

es immer wieder große Neuigkeiten zu bereden. Und da die meisten Menschen lieber Schlechtes von ihrem teuren Mit­menschen redeten und besprachen, und ihm lieber ein Unglück gönnten als ein Glück, schien es besonders freundlicher Zu­fall zu sein, daß es im Grunde lauter Hiobsposten für die Durchgehechelten waren.

Die Familie Meßmer gab einmal wieder Anlaß, über sie zu reden. Aber jetzt waren es ernsthaftere Dinge als einst, wo man sich über irgendeinen neuen Flirt von Virgi­nia oder eine sportliche Extravaganz aufzuregen hakte.

Man erfuhr eines Tages, die Firma Meßmer sei in Konkurs geraten und durch die jahrelangen gewagten Speku­lationen des Inhabers an den Nand des Verderbens gebracht. Kaum war diese Nachricht nach allen Eeiksn beleuchtet, als man erfuhr, Herr Meßmer habe in einem nervösen Zu­sammenbruch diese Vorgänge nicht überfiehen können, son­dern durch Selbstmord seinem Leben ein jähes Ende bereitet. Und wieder war man sich kaum schlüssig ^worden, ob man unter diesen Umständen zum Begräbnis des Herrn Meßmer gehen solle, als man auch die Wirklichkeit über das erfuhr, was man sich seit Wochen bereits mit einem bedeutsamen Lächeln zuraunke: die junge Frau Dr. Barry, geborene Vir­ginia Meßmer, war ihrem geliebten Bonvivant, zu dem sie im Grunde nie alle Beziehungen gelöst, in sein neues aus­wärtiges Engagement nachgereist und hatte ihrem Gatten er­klärt, sie werde bei Gukenbrunn bleiben. Er möge die Schei­dung beantragen.

Welch eine Fülle von Stoff zum Klatsch für die Ge­sellschaft! Frank Barry, der sich sonst so gern beachtet sah, der einen besonderen Stolz dareinsehte, mit allen möglichen guten Familien der ersten Kreise bekannt, befreundet oder gar verwandt zu sein, empfand es jetzt mit größter Peinlich­keit, überall in diesen Tagen und Wochen mit im Mittel­punkt der allgemeinen Klatschereien zu stecken! Er ging zu Dr. Forgiß, um die gerichtlichen Schritte gegen Virginia so schnell und glatt wie möglich erledigt zu sehen. Nachdem sein Schwiegervater ihm diese große Enttäuschung bereitet hatte und ihm statt des versprochenen Vermögens von Vir­ginia kein Pfennig zufiel, hatte es Frank sehr eilig, sich Virginias zu entledigen!

Dr. Forgiß durchschaute Frank in seinem Gedankengang vollkommen. Ihm, als dem klaren Menschenkenner und Be-

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urteiler, lag das Wesen des jungen Arztes klar vor Augen, als blicke er durch eine Scheibe. Vorher, als er in Meßmer den wohlhabenden Fabrikbesitzer wähnte, zögerte Frank noch mit der formellen Trennung von Virginia, trotzdem diese sie selbst anstrebte. Immer wieder war die hauptsächlichste Frage für Frank bei den Besprechungen mit Dr. Forgiß gewesen, wie sich die pekuniären Verhältnisse dabei für ihn gestalte­ten. Nun, wo der pekuniäre Zusammenbruch kam und durch den gewaltsamen Tod des Fabrikanten auch jede Möglich­keit ausschied, das Geschäft noch wieder in glattere Bahnen zu lenken, zögerte Frank nicht, seine letzten Beziehungen zum Hause Meßmer baldigst zu lösen und sich offiziell von Vir­ginia zu trennen!

Dr. Forgiß saß über seinen Schreibtisch gebeut und no­tierte sich schweigend alle die verschiedenen Wünsche und Aeußerungen von Frank Barry. .Cs geschieht dir recht!" dachte er im stillen dabei. .Ich habe nicht das mindeste Mit­leid mit deinem Schicksal! Dir geschieht es recht, daß alles so gekommen ist! Ja, kleine, liebe Zyria, diese infame Vir­ginia Meßmer hak mit ihrem Reichtum dich gerächt!" Und er konnte sich am Schlüsse, als Frank Barry sich erhob und noch einige wütend abfällige Bemerkungen über Virginia machte, kaum enthalten zu sagen:S i e haben sie sich selbst zur Lebensgefährtin gemacht, Herr Dr. Barry! Bei der kleinen Zyria Engelhardt »Sr» Ihnen das alles nie im Leben beschert gewesen!"

Ehe sich der jung« ArK empfahl, schien er noch zu zögern. Sichtlich lag ihm noch «ne Frage auf dem Herzen. Dr. Forgiß merkte es, ohne ihm jedoch zu Hilfe zu kommen. Er ahnke, es handle sich «m Zyria. Hakte doch fast bei jeder Besprechung zwischen Frank und Dr. Forgiß der junge Arzt es nicht versäumt, dstekt oder auf Umwegen das Gespräch auf Zyria zu bringen. Ein Beweis, daß er die Zugendge- spielin nicht vergasen, daß er ihrer vielleicht jetzt, wo sein erwartetes Glück so schmählich ins Gegenteil umfchlug, mehr denn je gedachte.

Auch heute fragte Frank nach Zyria. Der Vormund mußte ja wissen, wie es ihr ginge, mußte ihre Pläne kennen. Zuerst begann er mit der Anfrage, wie es Fräulein Werner ginge!

«Schlecht. Hoffnungslos. Es kann sich nur nock um wenige THpe handeln." NIerll-K"-, - '

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