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Neuenbürg, Montag, den 4. August 1824.

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Sturm.

Wie war es doch damals, -als überall die Fahnen weh- . ten, die Glocken klangen und das große Abschiednehmen durch die deutschen Lande ging, als gen Westen und Osten endlos und unermüdlich die Räder ratterten dem Rheine zu und den Vo­gesen, der Weichsel und den ewigen Schneefeldern Rußlands entgegen? Wie war es doch. . .?

Zehn Jahre ist's her. Der Sturm brach los. Ein Volk in Waffen stand auf, um seine angestammte Heimatscholle zu schir­men Gewiß waren wir nicht hochmütig und stolz, leichtfertig oder abenteuerlustig, aber doch brannten unsere Wangen und unsere Augen leuchteten in seltsamem Glanz, unsere Mus­kel strafften sich und unsere Glieder schwangen im Takte der befeuernden Musik alter Vaterlandsliebe. Es ging ja noch in den frischfröhlichen Krieg, den Körner, Arndt und Schenken- dorsf uns einst begeistert besungen hatten. Wir ahnten noch irichts von der mitleidlos grinsenden Maske, zu der chäter oft selbst das Antlitz des Heroismus erstarrte, wir wußten noch nichts vom Brennen heißer Wunden und wilder Todespein. - lind hätten wir es geahnt, hätten wir all das Ungeheuerliche, das dieser furchtbare Weltbrand Wer uns und fast die ganze Erde bringen würde, auch prophetisch voraussehen können, wir wären nicht weniger stark, nicht weniger siegesfroh hin­ausmarschiert. Denn:Deutschland soll leben und wenn wir sterben müßten", wie der schlichte Arbeiterdichter damals sang.

Sturm hatte uns alle ergriffen. Droben am Himmel aber türmten sich immer mehr Wolken und drohten über uns zu- sammenzubrechen. Das Wetter brach los über Europa. Wie einst sich unsere germanischen Vorfahren ihre Väter droben in den Kampf eingreifend vorstellten, wie die Schilde der Recken in Walhall barsten und die Speere zersplitterten, so glaubte man die Heere unserer Ahnen droben in den heraWrausenden Wolken dem Erbfeind entgegenziehen zu sehen- Die unseren aber taten nur ihre Pflicht und die gefallenen Kameraden und Brüder besiegelten ihre Treue mit dem Tode um Eurer, um Deiner, um unserer aller Willen. O, wer dies Hochgefühl noch i einmal erleben, dies wundersame Gefühl, Bruder und Kame- i rad zu heißen, einen Gott, ein Volk, ein heiliges Ziel zu haben, noch einmal kosten dürste!

Arme Jugend, die das nicht miterleben konnte. Väter und ^ Brüder, benutzt diese Tage des Erinnerns, das Andenken an jene ! Zeit wiederznwecken, ldamit der herrliche Geist der Einigkeit ! und Begeisterung wieder wach werde unter uns. Laßt die Ge- i schichte großer Tage wieder lebendig werden! Wir haben es ja so bitter, bitter nötig. M. R.

Köln, 2. Ang. Wie dieKölnische Zeitung" meldet, wurde das am 31. 7. abgelaufene Micum-Abko-mmen der Solinger Industrie um einen Monat verlängert, i Berlin, 2. Aug. Das Denkmal zur Erinnerung an die ! Gefallenen -des ehemaligen Franzer-Regimentes, das kürzlich ^ im Bärwaldpark enthüllt worden ist, wurde heute morgen von noch nicht ermittelten Tätern mit roter Farbe beschmiert. Der deutsch-litauische Handelsvertrag ist von Litauen ange- ! nommen worden.

l Tmnultarische Schlußsitzung des bayerische« Landtags.

München, 2. Aug. Der bayerische Landtag tagte gestern '« von 8 Uhr morgens bis in die sinkende Nacht, um die Arbeiten zu erledigen und in die Sommerferien gehen zu können. Was

- sich die bayerischen Volksvertreter an tumultuarischen Austrit- ! ten und an Radanszenen leisteten war so groß, -daß nicht mehr ? der Redner das Wort hatte, sondern die Zwischenrufer. Durch

diese Abschlußsitzung hat der bayerische Landtag sich um den letzten Rest der Würde des Hauses gebracht. Aber nicht das war das wesentlichste der Sitzung, sondern das, -was der soeben ans Moskau zurückgekehrte kommunistische Abgeordnete Schlaf­fer vorbrachte, -der -dem anwesenden Minister des Innern zu­rief:Wir werden uns legal machen. Wir sind trotz des Ver­bots in Bayern noch 20 OM eingeschriebene Mitglieder. Alle diese 20 000 Mitglieder sind bereit ins Gefängnis zu gehen, wenn sie Platz haben. Wir lasten uns das Verbot -der kommu­nistischen Presse nicht mehr -gefallen, nachdem auch der Reichs­tag dasselbe aufgehoben hat. Wir werden marschieren, ohne ^ Sie oder gegen Sie." Die anwesenden drei Kommunisten klatschten wie besessen Beifall, woraus sich neue Tumultszenen erhoben, so daß sich der Präsident genötigt sah, darauf hinzu- tvcisen, daß man sichnicht im Wirtshaus, sondern im Land­tag" befinde. Es war ein schlechter Mgang, -den sich die bay- errschen Volksvertreter schafften, ehe sie die Koffer packten.

Ein Protest gegen die Besetzung des Düsseldorfer Regiernngs- Präsidiums.

Der Bezirksverband Düsseldorf des Rheinischen Bauernver-

- eins schreibt der Telegraphen-Union: In diesen Tagen geht durch die Presse die Notiz, daß als Nachfolger des Herrn Re­gierungspräsidenten Grützner der jetzige Regierungspräsident von Merseburg, der sozialistische Gewerkschastssekretär Berg­mann, ernannt worden sei. Die Landwirtschaft des hiesigen Bezirks Protestiert ganz entschieden dagegen, daß wiederum ei-rre nicht entsprechend vorgebildcte Persönlichkeit diesen so außer­ordentlich wichtigen Posten übernehmen soll. Sie fordert, daß

! der Posten in Düsseldorf, -der nicht allein -der wichtigste Ber- waltungsposten der Rheinprovinz, sondern wohl ganz Preu­ßens ist, mit einem besonders tüchtigen Verwoltungsfachmann besitzt wird und -daß parteipolitische Gesichtspunkte nicht entschei­dend sein -dürfen.

Die Wahrheit über Deutschlands Reparationsle istung en.

! Berlin, 1. Aug. Die Repko hat wieder einmal eine Stati­

stik über die -deutschen Leistungen veröffentlicht. Diese letzte Statistik soll die deutschen Leistungen bis zum 30. Juni 1924 umfassen. Die Berechnungsmcthoden der Repko sind bekannt. Sie berücksichtigen gemäß den Vorschriften des Versailler Ver­trags nur einen Teil der deutschen Leistungen, welche Deutsch­land in Ausführung des Vertrages zu machen hat. Erhebliche Teile der deutschen Leistungen, z. B. das gesamte im Ausland liquidierte -deutsche Eigentum, sind in den Statistiken der Repko nicht enthalten. Nach einer von deutscher Seite aufgestellten Berechnung haben die deutschen Leistungen, wie von Pros. Brentano eingehend dargelegt ist, schon am 31. Dezember 1922 Wer 41^ Milliarden Goldmark betragen. Seit dem Abschluß dieser Statistik hat Deutschland weitere erhebliche Leistungen bewirkt. Die freiwilligen Leistungen, insbesondere die Sach- lieferungen aller Art und die Leistungen an England gemäß der Reparation Recovery Act haben vom 1. Januar 1923 bis zum 30. Juni 1924 die Höhe von 540 Millionen Goldmark er­reicht. Nebenher liefen -die von den Einbruchsmächten im Rheinland und im Ruhr-gebiet erpreßten Lieferungen. Diese Lieferungen können auf annähernd 1 Milliarde Goldmark ge­schätzt werden. Ein im vergangenen Jahre von dem Institute of Economie in Washington herausgegebenes Buch Wer die Zahlungsfähigkeit Deutschlands beziffert bekanntlich die an greifbaren Werten von Deutschland seit dem Waffenstillstand bis zum 30. September 1922 in Gestalt von anrechnungsfähigen Reparationszahlungen gemachten Leistungen auf 25 Milliar­den Goldmark -als Mindöstbetrag, wobei aber besonders her- Vovgehoben ist, daß nach der Ansicht der Verfasser Deutschland mit Recht Anspruch erheben kann, -daß ihm noch weitere Be­träge -gutgeschrieben werden. Zu Len gleichen runden Ziffern gelängt Prof. Keynes für die Zeit vom Waffenstillstand bis zum io. Januar 1923.

Die Kriegsgefangenen in Rußland.

Berlin, 2. Ang. Zu der Frage der Heimkehrmöglichkeilen für kriegsgefangene Deutsche wird von amtlicher Seite betont, daß die zuständigen Behörden den Vorwurf entschieden ableh­nen, -daß sie -der Frage der Heimkehr deutscher Kriegsgefange­ner kein ausreichendes Verständnis entgegenbrächten. Wenn bisher noch nicht alle Kriegsgefangenen zurückgekehrt seien, so liegt das vor allem an dem unvollkommenen Funktionieren des russischen Verwaltnngsapparates und an der Unzuläng­lichkeit der Verkehrsmittel in Rußland und insbesondere in Sibirien. Die deutschen Vertretungen in Rußland seien dau­ernd aus -das eifrigste bemüht, durch Verhandlungen mit den russischen Behörden die Schwieri-geiten aus der Well zu schaf­fen, die einer Rückkehr der letzten Gefangenen entgegenstehen. Es sei jedoch sehr schwer, einen genauen Ueberblick über die Personen und die Zahl der Gefangenen zu gewinnen; denn auch bei den russischen Behören seien keine ausreichenden Un­terlagen dafür vorhanden. Im Laufe dieses Sommers jedoch hätten -die russischen Behörden ihre Bemühungen zur Auffin­dung der zerstreuten Gefangenen verstärkt.

An das deutsche Volk!

In tiefem Ernst gedenkt Deutschland heute des großen Krieges und seiner unendlichen Opfer, gedenkt vor allem der gefallenen Brüder und ihrer Hinterbliebenen, gedenkt der gro­ßen Zahl der Kriegsbeschädigten, die noch immer unter den Folgen des Krieges leiden. Beispiellos haben die Kämpfer an der Front gelitten. Unvergessen sind die Opfer und die harten Entbehrungen, die in der ausgehungerten Heimat zu ertragen waren. Das -deutsche Volk hat in diesem Kriege keine anderen Ziele erstrebt, als die deutsche Freiheit! Für Freiheit und Un­versehrtheit des Vaterlandes trat es vor zehn Jahren in un­vergleichlicher Einigkeit und Stärke unter die Waffen, dafür gaben die Gefallenen ihr Leben. Aber sie hinterließen uns, den Lebenden, ein Vermächtnis, die Forderung, in ihrem Geist, dem Geist der Einheit und Vaterlandsliebe, Len Willen zur Frei­heit Deutschlands als oberstes Gesetz zu bewahren. Wenn wir heute auf die Gräber unserer Helden den ersten Schmuck der Blmnien legen, und wenn heute für eine kurze Spanne Zeit des Tages Lärm verstummt und jede Bewegung ruht, so ver­bindet sich ein großes, unerschüttertes Volk mit dem Geist sei­ner Gefallenen. Aus der Trauer heraus soll uns neue Kraft und ernster Zukunstswille erstehen, und so sollen die Fahnen, die wir heute zum Zeichen der Trauer auf Halbmast setzen als ein Zeichen des Glaubens an unser Vaterland, um Mittag wie­der zur Höhe cmporsteigen. Die in dem gewaltigen Ringen unseres Volkes Gebliebenen sind nicht vergessen. Ueberall in deutschen Landen hat der pietätvolle Sinn der Bevölkerung zahlreiche Ehrenstätten und Ehrenzeichen den Gefallenen er­richtet, -die ihr -durch Gemeinschaft der Heimat, -durch Beruf und Kameradschaft besonders nahe standen. Noch aber fehlt das Ehrenmal, welches das -ganze deutsche Volk gemeinsam allen Ge­bliebenen schuldet. Deshalb rufen wir am heutigen Tage un­sere Volksgenossen zur Sammlung für ein Denkmal ans. In schlichter und wuchtiger Form, aus freiwilligen Beiträgen ge­schaffen, soll dieses Ehrenzeichen mit der Trauer um das Ver­gangene zugleich die Lebenskraft und den Freiheitswillen des deutschen Volkes verkörpern.

Berlin, den 3. August 1924.

Der Reichspräsident: gez. Ebert.

Die Reichsregierung: gez. Marx.

Ausland.

London, 3. Aug. An der -gestrigen Börse war eine neue starke Haussebewegung in deutscher Anleihe zu verzeichnen. Das ermöglicht einen Rückschluß auf die Haltung der Bankwelt im Hinblick -auf die -gegenwärtige Konferenz.

Tokio, 2. Aug. Die von Londoner Blättern veröffentlichte Nachricht über einen russisch-japanischen Geheimvertrag wird von amtlichen Kreisen in Tokio entschieden dementiert.

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Erbaulich Tschechisches aus Asch, Deutsch-Böhmen.

Aus Deutsch-Böhmen wird dem Deutschen Ausland-Insti­tut geschrieben: Im Jahre 1910 zählte man im ganzen Bezirke Asch zwei Tschechen, bei der berüchtigten tschechischen Volkszäh­lung 1921 trotz der ausgiebigen Beamtenversetzungen und son­stiger Tschechisierungsmaßnahmen nicht mehr als 2 v. H.! Trotzdem wird nun in der ganz deutschen Stadt eine staatliche tschechische Volksschule errichtet, und die Stadtgemeinde wurde vom Schulministerium beaufragt, sofort die erforderlichen Räume bereitzustellen! Vor einigen Monaten wurde der Stadt Asch anbesohlen, aus den Straßentafeln der zu Ehren des verstorbenen Bürgermeisters benannten Wilhelm-Weiß- Straße den Vornamen Wilhelm (weil an die Hohenzollern er­innernd) zu befestigen!! Dieser Erlaß ging aber nicht etwa von einem SWaltern-beamten aus, sondern von der höchsten politischen Behörde Böhmens, von der Politischen Landesverwal­tung, und es bedurfte erst der Anrufung des Obersten Ver­waltungsgerichtshofes, um die Durchführung dieses politischen Schildbüvgerstückchens zu vereiteln.

Die Not in Deutschland.

London, 2. Aug. Unter der UeberschriftBerlin, die Stadt der Niedergeschlagenheit", veröffentlicht derDaily Expreß" den ersten Artikel einer Serie von Schilderungen des liberalen Parlamentsmitgliedes und früheren Staatssekretärs für den Krieg, des Generalmajors Seely, über die Eindrücke auf zwei während der letzten Zeit durch ganz Deutschland unternomme­nen Reisen. Seely zögert nicht einen Augenblick, zu erklären, daß Las besiegte Deutschland tausendmal mehr gelitten habe so­wohl in militärischer als auch moralischer Hinsicht als die sieg­reichen Gegner. Die Masse des deutschen Volkes sei arm, er­bärmlich arm, unterernährt, weit ärmer als die Franzosen und weit ärmer als die Engländer. Infolge des vollständigen Ver­schwindens aller Ersparnisse seien ältere Leute zu hunderttau- senden in einem Zustand der Armut, der wirklich herzzerbre- chend sei. Zahlreiche seien vorzeitig an den Entbehrungen ge­storben. Seely betont, wie unter diesem Zustande auch die gei­stige Erziehung gelitten habe.

Der Verfall der deutschen Pflanzungen in den Mandats­gebieten.

Der Verfall der deutschen Farmwirtschast in vielen Tei­len der ehemaligen deutschen Kolonien als eine Folge der kolo­nisatorischen Unfähigkeiten und Unzulänglichkeiten der Man­datsstaaten ist eine der traurigsten Folgeerscheinungen des Ko­lonienraubes und des Mandatssystems! Selbst die Presse der Mandatslän-d-er muß diesen Mißerfolg der Mandatswirtschast zugesteheu. So Wt dieAfrican World" in einer ihrer letzten Ausgaben 12. Juli, Seite 447 scharfe Kritik an den Be­richten aus den Mandatsländern Togoland und Kamerun, de­ren Verwaltung im allgemeinen zwar nichts zu wünschen übrig lasse, deren Pflanzungen sich aber in einem traurigen Zustande befänden. Wörtlich schreibt das Blatt:Sowohl das Land wie die technische Einrichtung verschlechtern sich rapide und der hohe Stand der Leistungsfähigkeit unter den Deut­schen ist nicht im entferntesten erhalten worden." Die Schuld an diesen trostlosen Zuständen trage der Mangel an finanziellen Mitteln. Die hohen Verwattungskosten belasteten das Budget von Nigeria so schwer, daß für den Wiederaufbau der Pflan­zungen keine Mittel zur Verfügung ständen. Unter diesen Umständen sei der Stand der Ein- und Ausfuhr in Togo und Kamerun nicht gerade ermutigend.

Die Londoner Konferenz.

Englands Umfall in der Räumungsfrage.

In amtlichen englischen Kreisen sind die Meinungen Wer den französisch-belgischen Ränmungsplan geteilt. Die wirt­schaftlichen Sachverständigen vertreten ie Auffassung, daß die Fristen etwas verkürzt werden müßten und daß es zweckmäßig sein würde, etwas niedrigere Summen für die einzelnen deut­schen Anleihe-Operationen festzusetzen als 500 Millionen Mark. Die militärischen und juristischen Sachverständigen vertreten die Auffassung, daß der Plan an sich sehr nützlich sei und keine wesentliche Aenderung mehr erfordere. Jedenfalls betonen un­terrichtete englische Persönlichkeiten, daß man in Deutschland nicht auf Englands moralische Unterstützung rechnen dürfe, wenn die deutschen Unterhändler in London den Plan ohne weiteres als unannehmbar ablehnen sollten.

Die Franzosen bauen vor.

Paris, 2. Aug. Bevor in Paris noch offiziell bekannt sein kann, was die deutsche Reichsregierung in London beantragen wird, macht man hier bereits urch den offiziellenTcmps" dar­auf aufmerksam, daß sie gegen die von den Franzosen vorge­schlagenen Räumungsfristen für das Ruhrgeüiet, die sich be­kanntlich bis zum August 1926 hinziehen sollen, keine Einwen­dungen erheben dürfe. Wenn die deutschen Vertreter sich auf den Standpunkt stellen würden, daß die Rnhrbesetzung ungesetz­lich sei, würden die Franzosen hierüber einen Schiedsspruch fordern, und dieser würde solange dauern, daß die Franzosen Zeit hätten und während dieser Zeit das Ruhrgebiet weiterhin besetzt halten könnten. Wenn aber Deutschland eine Verkür­zung der Räumungsstisten beantragen würde, so würde sich Frankreich aus den Standpunkt stellen, daß Deutschland erst alle seine Verpflichtungen gegenüber dem Dawesplan erfüllen müsse, dann könne die Räumung erfolgen. Auch in diesem Fall würde Frankreich Zeit gewinnen und bis dahin gewiß durch­setzen können, daß das Ruhrgebiet nicht sofort geräumt werde,

, sondern erst in einiger Zeit.