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Anzeiger für Sas Enztal unS Umgebung.

Amtsblatt für Sen Vberamtsbesirk Ileuenbürg.

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N 180

Neuenbürg, Samstag, den 2. August 1924.

Äszetgenprei».

Dir einsp. Petitzeile ode, deren Raum im Bezirk 15, äußert). 20 Goldpfg. Rekl.-Zeile 50 Goldpfg. m. Ins.-Steuer. Kollekt.- Anzeigen 100 ..Zuschlag. Offerte und Auskunst- erteilung 20 Goldpfg Bei größeren Aufträgen Rabatt, der im Falle des Mahnverfahrens hinfäl­lig wird, ebenso wenn Zahlung nicht innerhalb -Tagen nach Rechnungs- darum erfolgt. Bei Tarif­veränderungen treten so- fort alle früheren Ver­einbarungen autzerKraft Fernsprecher Nr. 4.

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Politische Wochenrundschau.

In diesen Tagen sind es zehn Jahre, seitdem die welter- schüttevnden Ereignisse, die über ganz Europa und weit dar­über hinaus die Kriegsfurie entfesselten, vor sich gingen, eine Welt voll Feinden, vornehmlich gegen Deutschland, auf den Plan brachten, um es nach über vierjährigem, verzweifelten Ringen, nach Heldentaten, wie sie nie zuvor ein Volk der Erde vollbrachte, durch Feindeslist und Trug, durch Uneinigkeit im Innern, nach einer unwürdigen Selbstentwaffmmg seinen hab­gierigen Feinden Preiszugeben. Die feindliche Lügenpropaganda hatte Höchstleistungen vollbracht, um Deutschland in aller Welt als den Friedensstörer zu brandmarken, und sie hat bis auf Len heutigen Tag noch nur zu sehr damit Erfolg gehabt. Man sollte glauben, nachdem,die Geheimakten Deutschlands veröffent­licht wurden, während die feindlichen Kabinette damit mit Aus­nahme des russischen damit zurückhielten, nachdem trotz allen Zu­rückhaltens der wirklichen Tatsachen die Ereignisse in den Juli­tagen des Jahres 1914, wie sie sich zwischen den französischen und russischen Kabinetten abspielten, bekannt sind, müßte endlich das Märchen von der Alleinschuld Deutschlands am Weltkrieg zerstört sein. Es besteht auch Aussicht, daß dieses Lügengewebe, das gegen Deutschland gesponnen wurde, endlich zerrissen wird, aber der alte Erbfeind jenseits des Rheines ruht nicht, Deutsch­land wirtschaftlich und militärisch zu unterdrücken. Es ist durch den französischen und russischen Telegrammwechsel jener denk­würdigen Tage festgestellt, daß der Krieg gegen Deutschland eine längst beschlossene Sache war, daß Rußland und Frankreich,

. namentlich letzteres, mit aller Kraft auf den Krieg hinarbeite­ten, während die deutsche Regierung bis zur letzten Minute be­müht war, den Krieg, zu verhindern, selbst unter Aufkündigung des Bundesverhältnisses mit Oesterreich und dem Preis einer diplomatischen Niederlage. Nicht in Deutschland, das mutz im­mer wieder festgestellt werden, saßen die Kriegsschuldigen, fan­den in erster Linie in Rußland und mehr noch in Frankreich, dessen Haß gegen alles Deutsche heute noch keine Grenzen kennt. Deutschland, wehr- und waffenlos, ist heute, bald sechs Jahre nach Kriegsende, der Willkür seiner Bedrücker preisgegeben. Während in den vier Kriegsjahren mit Ausnahme der deutschen Südwestecke kein Feind deutschen Boden betrat, ist Deutschland heute der Tummelplatz seiner Gegner, vornehmlich der Fran­zosen in den besetzten Gebieten, die dort auf das schamloseste schalten und walten, deutsche Männer und Frauen vergewalti­gen und schänden und Untaten vollbringen, deren sich ein Kul­turvolk schämen soll. Es ist eines jeden Deutschen, Ler es wahr­haft ehrlich mit dem Vaterlande meint, heilige Pflicht, unabläs­sig mitzuwirken, daß der unheilvolle Versailler Vertrag mit sei­nen ungerechten Bedingungen und seinem Lügeninhalt eine Abänderung erfährt. Solange dieser Vertrag, den deutsche Vertreter unter Feindesdruck Unterzeichneten, besteht, gibt es für Deutschland keine Freiheit. Mögen sich das alle am Tag der Wiederkehr jener furchtbaren Ereignisse, die über das deut­sche Volk so viele Blutopfer und Unheil brachten, bewußt sein, möge in alle Kreise endlich der Gedanke der Einigkeit und in­neren Geschlossenheit dringen gegenüber unseren Widersachern von gestern und heute. Nur dann werden wir eine Lockerung unserer Fesseln, die uns nachgerade wirtschaftlich und seelisch zu erdrosseln drohen, erreichen. Mögen die Worte unseres Hin- denburg, die er in der deutschenKriegerzeitung" an das deut­sche Volk richtet, sich jedem mit Flammenschrift einprägen, die Worte: Möge der Geist von 1914 erneut Gemeingut aller Deut­schen werden, dann wird uns auch wieder ein Aufstieg beschicken sein!

In der württ. Regierung weht ein anderer Wind. Der un­genügenden Rücksichtnahme auf württ. Interessen, die in Ber­lin Jahre lang, beliebt wurde, und der Reichsregierung manche > süddeutschen Sympathien entzog, wird von dem jetzigen württ.

. Staatsministerium ein Damm entgegengesetzt. Die eindring-

! liche Verwahrung die Staatspräsident Bazille gegen unnötige

! und überhastete Gesetzesmacherei und gegen die dadurch be­dingte Ausschaltung der Landesregierungen eingelegt hat, kann nur gebilligt werden und beweist, daß man der bisherigen Methode einbis hierher und nicht weiter!" zuruft. Der neue Gesandte in Berlin bekommt damit eine Marschroute, die ihn vor die Ausgabe stellt, den württ. Belangen mehr Beachtung zu verschaffen, als sie bisher gefunden haben. Mit Staats­vereinfachung und Verringerung der Beamtenzahl ist die seit­herige Art der Gesetzesmacherei allerdings unvereinbar und es ! war ein erfrischendes Wort, als sich die württ. Regierung ge­gen den unwiderstehlichen Drang der Reichsministerien zu ge­setzmacherischer Betätigung wandte. In Berlin war man eine solche schwäbische Deutlichkeit bisher wohl nicht gewöhnt aber die Reichsregierung wird sich mit ihr um so mehr abfinden ! müssen, als die übrigen Landesregierungen zweifellos die württ. Auffassung teilen und das Beispiel Württembergs nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch im Hinblick darauf begrüßen dürften, daß die Art, wie Gesetzentwürfe und an­dere wichtige Angelegenheiten in den Berliner Reichsratsaus- schüssen beraten werden, den Landesregierungen nicht die er- ! forderliche Zeit zur Prüfung und Anweisung ihrer Bevoll-

! mächtigten läßt, so daß sie kaum in der Lage sind, von ihrem

verfassungsmäßigen Mitwirkungsrccht bei der Gesetzgebung den richtigen Gebrauch zu machen. Eine Reichsdienststrasord- nung, die den Anlaß zu dem württ. Vorgehen bot, dürfte in der Tat eine Frage sein, deren Lösung ohne Bedenken späterer Zeit Vorbehalten werden kann. Mit einer wesentlich wichtige- ' ren Frage hat sich in letzter Zeit der Finanzausschuß des Landtags befaßt, nämlich mit dem Wohnungsbau. Man hat zwar eine Wohnungskreditanstalt in das Leben gerufen und ihr auch Einnahmen aus gewissen Steuern, namentlich aus der Gebäudeentschuldungsstener und der Wohnungsbauobgabe der Industrie zugewiesen, die Einnahmen hieraus sind aber im Verhältnis zu den für den Wohnungsbau erforderlichen Mitteln so gering, daß sie bei weitem nicht ausreichen. Im­

merhin bedeutet es schon einen wesentlichen Fortschritt und ein Zeichen beginnender Gesundung, Laß in diesem Jahr we­nigstens 2000 Wohnungen mit staatlicher Unterstützung von je 3000 Mark erstellt werden können. Wollte der Staat allen Bcmgesuchen entsprechen, so müßten die zur Verfügung stehen­den Mittel das Doppelte weit übersteigen. Im Finanzausschuß kam man deshalb auch zu der Erkenntnis, daß, La die Regie­rung andere Mittel nicht flüssig machen kann, dazu geschritten werden muß, die Erträge der GeLäudeentschuldnngssteuer in stärkerem Maße als bisher auf dem Weg der Gesetzgebung für die Wohnungskreditanstalt flüssig zu machen.

Der deutsche Reichstag, der 8 Tage lang getagt hatte, ist anfangs dieser Woche infolge Fehlens weiterer Arbeiten aus­einandergegangen. Eine Aussprache über die Außenpolitik be­wegte sich in kurzem Rahmen, da die Mittelparteien eine Er­örterung der Außenpolitik für zur Zeit untunlich ansahen. Ein Mißtrauensantrag der Nattonal-Sozialisten gegen die Reichs­regierung wurde bei Stimmenthaltung der Deutschnationalen mit großer Mehrheit abgelehnt. Die ganze Aufmerksamkeit der Reichsregierung ist jetzt allein aus die Londoner Konferenz gerichtet, zu der die Einladung der deutschen Vertreter täglich erwartet wird. Der mit der Prüfung der Frage der Zulas­sung Deutschlands zur Konferenz eingesetzte Juristenausschntz hatte, überraschenderweise auch mit Zustimmung des französi­schen Vertreters, sich dafür ausgesprochen, daß Deutschland be­rufen werde und zu gewissen Modalitäten der Durchführung des Dawesplans SteÜnng nehmen müsse. Diesem Gutachten schloß die Konferenz sich an, behiell sich aber vor, die offizielle Einladung an Deutschland erst dann abznsenden, WSKn die Al­liierten über die Hauptfragen, die den Kommissionen unter­breitet wurden, sich geeinigt hätten. Inzwischen hat man in Berlin die Entscheidung über die Zusammensetzung der deut­schen Abordnung nach London getroffen, an deren Spitze der Reichskanzler Marx und der Reichsanßenminister Stresemann selbst stehen.

Die Londoner Konferenz dauert schon die 3. Woche, ohne daß man zu einem praktischen Ergebnis gekommen wäre. Ein Kompromißvorschlag löst den andern ab und die Klärungs- Versuche wollen kein Ende nehmen. Um die Frage der Räu­mung und der Sanktionen hat sich ein heißer Kampf entspannen. Frankreich merkt erst jetzt, in welche Sackgasse es mit der Gewalt­politik Poincares geraten ist. Herriot aber wagt nicht, den von ihm als einzig richtig erkannten Weg zu beschreiten und die Ruhr zu räumen, da er die Macht der Militärpartei und Op­position im Parlament fürchtet und seinen Sturz voraussteht. Große Hoffnungen ans einen Ausgleich werden auf die Reise des amerikanischen Staatssekretärs Hughes nach Paris und Brüssel gesetzt. Man wird es sich in Frankreich doch sehr über­legen müssen, ob man sich so stark fühlen kann, um die Ver­antwortung für ein Scheitern der Londoner Konferezn mit all ihren Folgen in der Zukunft vor aller Welt auf sich zu nehmen.

Deutschland.

München, 31. Juli. Im Disziplinarverfahren gegen den im Hitlerprozeß zu 1 Jahr 3 Monaten Festungshaft verurteil­ten Oberamtmann Frick wurde heute das Urteil gefällt. Es lautet auf Dienstentlassung mit Pension, doch wird die Pension um ein Zwanzigstel gekürzt.

Verbot von Versammlungen der Kommunistischen Jugend.

Stuttgart, 31. Juli. Das Polizeipräsidium hat gestern und vorgestern auf dem Parteibüro der Kommunistischen Jugend und bei einzelnen Funktionären der Jugendorganisation meh- ^ rere tausend zum Anschlag bestimmte Plakate für die rote Kampfwoche beschlagnahmt, in denen unvcrhüllt zum Eintritt inDie roten Kampfüataillone" und zum Kampffür die pro­letarische Revolution" aufgefordert wird. Vereinzelt sind Flug­blätter diesen Inhalts auch zum Anschlag gelangt. Wegen Verdachts der Vorbereitung zum Hochverrat sind drei Funkti­onäre der kommunistischen Jugend vorläufig festgenommen worden. Aus den in derSüdd. Arbeiter-Zeitung" Nr. 122 von: Ä. Juli und Nr. 123 vom 30. Juli enthaltenen Einla düngen zu der für heute abend im Festsaal des Gewerkschafts- Hauses vorgesehenen Versammlung der kommunistischen Ju­gend (für die siegreiche soziale Revolution, für die Proleta­rier-Diktatur") ist zu entnehmen, daß die beabsichtigten An­sprachen auf denselben Ton gestimmt sein würden, wie die be schlagnahmten Plakate. Da die Versammlungsteilnehmer sich fast ausschließlich ans leicht erregbaren Jugendlichen zusammen­gesetzt hätten, bestand die Gefahr, daß infolge der in der Ver­sammlung betriebenen Hetze im Anschluß an die Versammlug Ausschreitungen begangen werden, die die öffentliche Ruhe und Ordnung gefährden. Dieser Verdacht wurde durch die Tatsache bestärkt, daß >die kommunistische Jugend im Anschluß an fast alle kommunistischen Versammlungen in diesem Jahr den Versuch zu Äraßenüemonstrationen gemacht hat. Der da­durch für die Allgemeinheit entstehenden Gefahr mußte das Po­lizeipräsidium gemäß der ihm obliegenden Pflicht zur Aus- rcchtcrhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung begegnen. Es wurde deshalb die heutige Versammlung der Kommunistischen Jugend aus allgemeinen polizeilichen Grün­den verboten Da ^dieselben Gründe auch für jede andere Ver­sammlung der Kommunistischen Jugend während derroten Kampfwoche" fortbestehon, wurde das Versammlungsverbot auf alle von der Kommunistischen Jugend allein oder in Verbin­dung mit anderen Organisationen bis einschließlich 4. August beabsichtigten Versammlungen ausgedehnt.

Nur Halbmast.

Köl«, 1. Aug. Die britische Besatzungsbehörde hatte für ihre Zone genehmigt, daß am dritten August in den Reichsfar­ben schwarz-rot-gold, in den preußischen, Stadt Köln oder an­deren rheinischen oder Lokalfarben geflaggt werden dürste. Diese Genehmigung ist nachträglich dahin eingeschränkt worden, daß

nur Halbmast geflaggt werden darf, damit der Charakter des Tages als Gedenkfeier für die Gefallenen sehr klar in die Er­scheinung treten kann.

Das Echo im Ruhrgebiet.

Köln, 1. Aug. Es ist natürlich, daß man im Ruhrgebiet die Londoner Verhandlungen mit ganz besonderem Interesse verfolgt, da von ihrem Ansgang das nächste Schicksal in ganz besonderem Maße abhängig ist. Noch bis vor wenigen Tagen war die Stimmung in der Bevölkerung ziemlich allgemein recht hoffnungsvoll. Unter dem Eindruck der letzten Londoner Meldungen aber ist sie in starke Niedergeschlagenheit umgeschla- gen. Der Korrespondent der Telegraphen-Union nahm Gele­genheit, sich mit Angehörigen aller Bevölkerungskreise, mit führenden Wirtschaftlern, Gewerkschaftsführern usw. bis zum einfachen Mann auf der Straße über den Eindruck zu unter­halten, den die Nachrichten von der Hinausschiebung der Räu­mung hier gemacht haben. Als Ergebnis dieser Umfrage ist zu betonen, daß das Ruhrgebiet in der Räumungsfrage den Kern Punkt der ganzen Konferenz und des Dawesgutachtens steht, daß die jetzige Haltung Herriots, die sich in keiner Weise von dem Standpunkt Poincares unterscheide, mit starker Entrü­stung und Enttäuschung gekennzeichnet wird.

Allgemein ist man der Ansicht, daß es ganz ausgeschlossen ist. Laß die Reichsregierung einer Lösung zustimmen könnte, die die militärische Räumung die von der wirtschaftlichen nicht zu trennen ist, bis um zwei Jahre hinausschiebt, zumal in London von den sog. Sanktionsstädten Düsseldorf, Duisburg und Ruhr­ort anscheinend überhaupt nicht die Rede ist. Gerade weil die Presse des Reviers unter dem nach wie vor außerordentlich scharfen Zensurdruck der Militärbehörde nicht in der Lage ist, ihrer Ansicht Ausdruck zu geben, muß betont werden, daß das Ruhrgebiet erwartet, daß die deutsche Regierung alles auf- bietet, um eine schnelle Räumung durchzusetzen und daß sie kei­nen Trumpf aus der Hand gibt für das bloße Versprechen einer Räumung z« einem so späten Zeitpunkt, daß sich inzwischen durch die Franzosen leicht ein Zwischenfall provozieren läßt, der de« Vorwand zur Verewigung der Besetzung liefern könnte. Die englischen Blätter melden, daß von deutscher Seite lebhafte Bedenken geltend gemacht werden gegen die französisch-belgi­schen Vorschläge über die militärische Räumung der Ruhr. Bor allem soll in einer halbamtlichen Kundgebung von deut­scher Seite bereits festgestellt worden sein, daß man in London nur über einen Vorschlag verhandeln könne, das Ruhrgebiet, die drei Rheinhäfen «nd die Kölner Zone spätestens bis zum io. Januar 1925 zu räumen. Jede andere Formel sei für Deutschland unannehmbar und werde die Möglichkeit der An­wendung des Dawesplans von deutscher Seite in Frage stellen. Bon gewisser deutscher Seite soll betont werden, daß es für Deutschland unmöglich sein werde, die vorgesehenen eineinhalb Milliarden Eisenbahnbons oder Jndustrieobligationen als An­leihe vor Ablauf Ler zwei Jahre, wie es in dem französischen Plan vorgesehen ist, unterzubringen.

Verlängerung des Micum-Abkommens.

Düsseldorf, 31. Juli. Heute wurde von der Sechserkom- mission und der Mieum das bisherige Abkommen mit fol­genden Abänderungen verlängert: 1. Das neue Abkommen gilt bis zu dem Zeitpunkt, der für den Beginn des im Sach­verständigengutachten vorgesehenen Reparationszahlungsagen- dums bestimmt wird. Indessen kann die Sechserkommisston ab 15. 8. >den Vertrag mit fünftägiger Frist kündigen. 2. Die Aus- und Einfuhrabgaben sowie die Zu- und ALlaufgebühren, die im Juli in Kraft waren, werden ab 1. 8. auf die Hälfte herabgesetzt. 2. Die laufende Kohlensteuer wird ab 1. 8. ans 25 Pfennige ermäßigt. 4. Um den Absatzschwierigkeiten, unter denen die Zechen im Juli zu leiden hatten, Rechnung zu tra­gen, wird die Kohlensteuer für diesen Monat auf 50 Pfennig ermäßigt.

Protest gegen den Vortrag eines Franzosen.

Ans Rostock wird geschrieben: An den Anschlagsäulen der Stadt prangen Plakate mit französischem (!) Text, in welchen die kommunistische Partei anzeigt, daß bei einer Veranstahtung der Franzose Barbusse-Paris als Hauptredner sprechen werde. Di«, im deutschen Ring vereinigten nationalen Verbände und Vereine haben bei dem Rat der Stadt und der Polizei schärfsten Protest gegen die Genehmigung der Veranstaltung eingelegt. Sie halten es für eine Nichtachtung der nationalen Kreise, wenn in Rostock ein Feind ldes Vaterlandes auftritt. Es wird verlangt, daß für die Zukunft Sorge getragen wird, daß der­artige herausfordernde Veranstaltungen unterbleiben, auch wird die Entfernung der Plakate verlangt.

Reichspräsident Ebcrts echtes Vaterlandsgefühl.

Reichspräsident Ebert ist dem unentwegten Teil seiner Parteigenossen Marke Crispien: Ich kenne kein Vaterland, das Deutschland heißt schon lange ein Dorn im Auge, weil er ein gesundes Nationalgefühl zeigt. Wie folgerichtig er davei zu Werke geht, lehrt die Tatsache, daß er Kindern, die ihm bei irgendeiner Gelegenheit, z. B. bei offiziellen Besuchen, bei Er- öfnungen von Ausstellungen usw. eine Aufmerksamkeit erwei­sen, ein geschnrackvoll ausgcstattetes Erinnernngsblatt mit seiner Unterschrift schenkt, auf dom das folgende, in wahrem Sinne echt vaterländische Gedicht gedruckt ist:

Heimat und Vaterland.

Laßt mich ans vollem Herzen sagen Wie teuer mir die Erde gilt, Die mich genährt seit Kindheitstagen In treuer Liebe herb und mild. Und war's auch unter Qual und Lust, Doch trag ist dich in meiner Brust; Und wärst Lu Heide nur und Sand, Doch lieb ich dich, mein Heimatland!

Du trägst den Schmuck der grünen Berge, An deinen Küsten braust das Meer, Aus breiten Strömen lenkt der Ferge Die stolzen Schisse, güterschwer; Und hoch, ob Berg und Meer und Strom, Kreuzt der Pilot im Wolkendom.