Mit zu rechnen). Wir erfuhren auch nichts über die neu vor­zulegenden Papiere, von denen neuerdings Führungszeugnis, Gesundheitszeugnis, Geburtsschein, Militärpapiere und Affi­davit in doppelter Ausfertigung gefordert werden. Auch über die Fragen des neuen Antragformulars und die andere Frage ob auch bei Familienpaß jeder Beteiligte ein Sondervisum ha­ben muß, wird darin nichts bekannt gegeben. Klar geht da­gegen aus den Bestimmungen hervor, daß das neue Visum zur Einreise innerhalb eines Zeitraums von vier Monaten vom Tage der Ausstellung an berechtigen soll.

Aus Stadt» Bezirk und Umgebung-

Neuenbürg. (Gemeinderatssitzung am 17. Juli.) Die Schlachtvieh- und F lei schbesch aug eb ü hren wer­den mit Wirkung vom 1. IM 1921 ab gemäß der neuesten Ministerialverfügung nach den Normalsätzen neu geregelt, ebenso die an die Fleischbeschauer zur Ausbezahlung kommen­den Gebühren.

Zur Vertretung der Stadtgemeinde bei der Verhandlung über das WassertriebwerkBreites Tal" der Stadtgemeinde Neuenbürg am 22. L. Mts. wird eine Kommission, bestehend aus dem Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter, den Gemein­deräten Blaich und Lutz, sowie Stadtbanmeister Staiger be­stimmt.

Die Firma Haueisen u. Sohn A.-G. hier hat am 30. 5. d. Js. um Anschluß ihres Fabrikneübaus auf der mittleren Sensenfabrik an die städt. Wasserleitung nachgesucht. Dieser Anschluß wurde mit Gemeinderatsbeschluß vom 17. 6. d. Js. gestattet, das weitere Verlangen der Firnia, diesen Anschluß auf städtische Kosten herzustellen, aber ab­gelehnt, da nach den hiesigen Bestimmungen die Zuleitung zum Haus von der Hauptleitung ab seit jeher vom Antragsteller zu bezahlen ist. Die Firma Haueisen u. Sohn A.-G. hier hat wegen dieses letzten Punktes erneut Vorstellungen erhoben und ihren Anspruch aufrecht erhalten. Sie stützt sich dabei auf einen angeblichen Vertrag, der von der Gemeinde Gräfenhau- sen im Jahr 1908 mit dem Verband der Wasserwerksbesitzer abgeschlossen worden sei und ihr dieselben Vergünstigungen, wie sie in Gräfenhausen bestehen, sichere; infolge der Einge­meindung sei diese Verpflichtung auf die Stadtgemeinde Neu­enbürg übergegangen. Die vom Vorsitzenden angestcllten Er­mittelungen haben ergeben, daß die Rechtswirksamkeit des be- zeichneten angeblichen Vertrags von den bürgerlichen Kollegien Neuenbürg anläßlich der Eingemeindung nicht anerkannt, vielmehr am 23. 3. 15 ausdrücklich beschlossen worden ist, die seither für die Staütmarkung Neuenbürg bestehenden Bestim­mungen über den Bezug von Wasser aus der städt. Quellwas­serleitung, sowie die zum Schutze der städt. Wasserleitung be­stehenden ortspolizeilichen Vorschriften auch für den eingemein- deten Markungstell geltend zu erklären und zwar vom 1. April 1915 an. In dem angeblichen Vertrag ist auch nur von einem Wasserpreis, d. h. Wasserzins die Rede; dieser ist aber in Grä­fenhausen höher als in Neuenbürg, nämlich Kubikmeter-Preis Neuenbürg 12 Pfg., Gräfenhausen 15 Pfg. Daß die Bewoh­ner der eingemeindeten Markungsteile ein dingliches Recht auf dauernde Behandlung wie in Gräfenhausen bezüglich der Was­serversorgung erworben hätten, ist rechtlich unmöglich. Nach Untersuchung aller dieser Verhältnisse kam der Gemeinderat zu dem Beschluß:

1. Der Firma Haueisen u. Sohn A.-G. zu erklären, daß für die Stadtgemeinde die Angelegenheit durch den Beschluß der bürgerlichen Kollegien vom 23. 3. 15 und Len Gemeinderatsbe­schluß vom 17. 6. 21 ein für allemal erledigt ist,

2. die in dem Schreiben der Firma vom 8. 7. 21 gegen die Stadtverwaltung erhobenen Vorwürfe mit aller Schärfe zu­rückzuweisen. Wegen des seither zu wenig zur Erhebung ge­kommenen Wasserzinses wird sofortige Wiederanrechnung bzw. Nachrechnung angeordnet und weitere Verfügung Vorbehalten.

Bei anhaltender Trockenheit sollen die Haupstraßen täglich mit dem Sprengwagen begossen werden.

Auf das Gesuch des Robert Schnepf, früheren Kunstmühle­besitzers und Teilhabers an der Firma Genßle u. Co., um Auf­wertung der im Jahr 1922 seitens der Stadt zurückbezahlten Hhpothekenschülden von zusammen 100 000 Mark restlicher Kaufpreis für die Kunstmühle und die große Wiese wird vom Gemeinderat beschlossen, eine Aufwertung in Aussicht zu stellen, dagegen über die Art und Höhe derselben heute noch keinen Beschluß zu fassen und dem Gesuchsteller aus Abrech­nung an der späteren Aufwertungssumme sofort 1000 Mark ausbezahlen zu lassen.

Auf Anfrage aus der Mitte des Kollegiums über die Fest­setzung der Badezeit im städt. Schwimmbad wurde die Angele­genheit kurz besprochen und die verschiedenen Standpunkte er­läutert. Allgemein war der Gemeinderat damit einverstanden, daß die Schuljugend abends 5 Uhr verschwinden und die Ord­nung durch den Badeaufseher strenger gehandhabt werden müsse. Ob für Frauen besondere Zeiten Vorbehalten bleiben, hängt von der Benützung ab; sobald hierüber einige Uebersicht möglich ist, wird eine Neuordnung der Badezeiten erscheinen. Der Vorsitzende macht ans diesem Anlaß darauf aufmerksam, daß die Zahl der Kabinen für den Betrüb, Wie er sich in den heißen Tagen entwickelt hat, viel zu klein sei, weit das Bad nicht nur, wie ursprünglich gedacht, als Schwimmbad benützt werde, sondern zugleich als Lust- und Lichtbad und hierdurch die einzelnen Besucher die Kabinen viel zu lange belogen. Es wäre vielleicht gut, wenn aus dem Kreise derjenigen Männer und Frauen, welche das Bad regelmäßig besuchen, selbst dom Vorsitzenden brauchbare Vorschläge gemacht würden, wie bei einer Neuordnung die Interessen aller Teile gewahrt werden Knuten.

Die Holz Verkäufe aus der letzten Zeit wurden ge­nehmigt. Don der Stadtpflege wurde vorgebracht, daß nbch eine kleinere Anzahl Hopfenstange 2. und Rebstecken 1. Klasse unverkauft seien, welche sich gut zu Baumstützen eignen wür­den, wenn noch Nachfrage nach solchen vorhanden wäre. Nach­dem noch eine Anzahl kleiner Angelegenheiten erledigt waren, wurde die Sitzung um 9^ Uhr geschlossen. K.

x Birkenfel-, 18. Juli. Architekt Hildenbrand hat vor einiger Zeit in schönster Lage des Orts, Ecke Haupt- und Goethestraße, sich einen schönen Bauplatz erstanden. Er beab­sichtigt, auf diesem Platz ein großes Wohn- und Geschäftshaus zu erstellen und würde dieses Gebäude für eine Apotheke einr'chten, vorausgesetzt, daß das Ministerium des Innern die Konzession erteilen würde. Der Gemeinderat, dem ein diesbezüg­liches Gesuch vorgelegt wurde, stellt fest, daß sine Apotheke in Birkenfeld fest Jahren einem dringenden Bedürfnis entspricht und daß eine solche in Verbindung mit einer hier ebenfalls noch fehlenden Drogerie sicher rentabel wäre. Er beschließt dem­gemäß, beim Ministerium des Innern Len Antrag auf Ertei­lung der notwendigen Konzession zu stellen und begrüßt das Bauvorhaben in diesem Sinne.

Vermischtes

Frankfurt a. M 18. Juli. Ein frecher Gaunerstreich wurde hier verübt. Als ein junger Mann aus Höchst bei der Reichs­bank für seine Firma die Summe von sechstausend Mark ab­gehoben hatte trat ihm auf der Straße ein seingekleideter Herr

entgegen, stellte sich als Kriminalbeamter vor und erklärte dem jungen Mann, es bestehe der Verdacht, daß er kommunistische Gelder erhoben habe. Der junge Wiann müsse ihm, dem Be­amten, zwecks Prüfung der Angelegenheit sofort nach dem Gerichtsgebäudc folgen. Jeder Fluchtversuch würde sofort mit dem Revolver vereitelt. In dem Gerichtsgebäude öffnete der Beamte eine Tür und rief hinein, daß er den Gesuchten und die Mappe mit dem Gelde habe. Dann wandte er sich an den Verhafteten, warnte ihn nochmals vor einem Fluchtversuch, nahm ihm dann in einen: Zimmer die Mappe mit dem Gelde ab und sagte ihm, er müsse solange warten, bis ein Beamter käme. Es kam natürlich niemand. Der junge Mann war einem Schwindler, von dem man noch keine Spur hat, zum Opfer gefallen.

Mülhausen, 17. Juli. An der Schweizer Grenze hat sich Mittwoch abend ein furchtbares Automobilunglück zugetragen. Ein Käseivagen, der etwa zehn Ausflügler mit sich führte, schlug um. Die Reisenden wurden au einem SteilaLhaug ins Leere hinausgeschleudert und stürzten etwa 50 Meter tief. Vier von ihnen waren sofort tot, die übrigen wurden schwer verletzt ins Hospital gebracht.

Hemde! und Verkehr-

Vieh- und Schweinepreise. In Blaubeuren wurden gelöst für Farren 80 155, Kühe 300380, Iungrinder 80120, Kälber 60- 80, Milchschweine 18-28 Mark, in Schömberg für Jungvieh 70150, Rinder 150-280, Kalbinnen 300 -150, alte Kühe 180 bis 250 Mark, in Bönnigheim für Läufer 25-43, für Milchschweine 1015 Mark, in Creglingen für Milchschweine 1523 Mark, in Ehingen Ferkel 15 - 30, Läufer 3515 Mark, in Gcrabronn für Milchschweine 1320 Mark, je das Stück.

Wirtschaftliche Wochenrundschau.

Produktenmarkt. Die Ankündigung eines Schutz­zolls für deutsches Getreide hat in Verbindung mit den höhe­ren Auslaudssorderungen die Stimmung auf dem Getreide­markt überraschend schnell und stark belebt und das Angebot in inländischer Ware erheblich vermindert. Die Heu- und Stroh­preise in Stuttgart haben sich zwar noch nicht verändert und stehen nach wie vor auf 5 Lzw. 4)1 Mark, aber an der Berli­ner Produktenbörse gab es einen gewaltigen Preisaufschlag. Weizen notierte 180 (plus 31), Roggen 118 (Plus 11), Brau­gerste 170 (plus 20), Hafer 150 (Plus 16), Mehl 28 (plus 4) Mark.

Vieh mar kt. Die Landwirtschaft steht andauernd unter großem Druck, da sie die Steuern kaum aufzubringen vermag. Die Folge davon sind zahlreiche unfreiwillige Viehverkäufe und ein reichlicher Austrieb auf die Schlachtviehmärkte. Die Preise, die ohnehin schon niedrig sind, haben sich in dieser Woche gehalten. Das gilt auch für Nutzvieh und Pferde.

Holzmarkt. Die Lage des württ. Holzgeschäftes ist durch die Einmischung der staatlichen Wohnungskreditanstalt bedeutend erschwert worden. In Holzhandelskreisen beklagt man sich darüber, daß die Beamten in zwei Automobilen im Land herum fahren und dem Handel ins Geschäft pfuschen. Sonst ist die Lage unverändert.

NeuMö RschrichiieA.

Freiburg i. B., 19. Juli. Das hiesige große Schöffengericht verurteilte den Doppeimörder Hundertpfund zweimal zum Tode. Hundertpfund ermordete im Herbst 1923 das Ehepaar Klöpner in Saig bei Titisee und hatte sich in den Besitz des Anwesens der Er­mordeten gesetzt und dort längere Zeit mit seiner Braut gewohnt. Als das Verbrechen ruchbar wurde, flüchtete Hundertpfund, konnte aber erst nach längerer Zeit in der französischen Fremdenlegion ent­deckt werden, von wo er von den Franzosen ausgeliefert wurde.

München, 18. Juli. Die Nachricht, daß Kahr sein Amt als Regierungspräsident von Oberbayern wieder angetreten habe, ist älsch. Kahr ist nach wie vor beurlaubt.

München, 18. Juli. Der Strafsenat des Oberlandesgerichts München hat, wie derBölk. Kurier" meldet, der Beschwerde des Iustizrats Dr. Schramm als Vertreter der Mutter des erschossenen Leutnants Casella stattgegeben und beschlossen, gegen den Oberleut­nant der Reichswehr Bräun ein Verfahren wegen fahrlässigen Falsch­eides zu eröffnen. Es handelt sich um die Aussagen Brauns im Hitlerprozeß.

München, 18. Juli. Der Abgeordnete Schaffer der Bayerischen Bolkspartei gibt demBayer. Kurier" den Brief, den der jetzige pfälzische Abgeordnete Gras Fischler v. Treuberg am 18. 9. 1923 an den völkischen Abgeordneten Dr. Glaser schickte, bekannt, worin es u. a. heißt: Bei der bevorstehenden Aktion müsse ganze Arbeit ge­macht werden. Man müsse nicht nur die roten Bazi verhaften und Mieren laßen, sondern auch Pittinger, Lylander, unter Umständen auch Kahr verhaften. Man müsse auch nicht zurückschrecken. Leute, wie Hellingrath, früherer bayer. Kriegsminister, zu packen und vor Gericht zu stellen. In der ersten Zeit dürfe als Strafe nur die Todes­strafe gelten. Zum Schluß wird gefragt, ob dieser Brief sich bei den Gerichtsakten im Hitler-Ludendorff-Prozeß gefunden habe.

Köln, 18. Juli. DasKölner Mittagsblatr" hat lautKölnischer Zeitung" infolge geschäftlicher Schwierigkeiten sein Erscheinen einge­stellt.

Berlin, 18. Juli. Wie die Gesandtschaft der Ver. Staaten von Brasilien mitteilt, haben die Bundestruppen, welche gegen die Auf­ständischen von Sao Paolo operieren, einen großen Teil der Stadt besetzt. Ihre Kavallerie drang bis zu dem im Zentrum der Stadt gelegenen Stadttheater vor. Zahlreiche Deserteure verließen die Auf­ständischen und flüchteten aus der Hauptstadt.

Berlin, 18. Juli. Einer Parlamentskorrespondenz zufolge ist er neue Gesetzentwurf über die Parlamentsreform dem Reichstag "ugegangen. Es ist darin ein Abbau der Zahl der Reichstagsabge­ordneten von 4/1 auf 399 vorgesehen.

Berlin. 18. Juli. Nach einer Meldung derBosfischen Ztg." aus Gens hat die englische Regierung dem Völkerbund ihre Absicht bekannt gegeben, zu gelegener Zeit eine Konferenz aller Regierungen der Welt einzuberufen oder einberufen zu helfen, die sich mit dem Plan einer allgemeinen Abrüstung befassen solle. Dir Konferenz solle auch diejenigen Regierungen umfassen, die noch nicht dem Völ­kerbünde angehören.

Berlin, 19. Juli. In der Lungenheilstätte in Görbersdors in Schlesien erkrankten nach dem Genuß einer Erdbeerspeise zahlreiche Patienten, das Pflegepersonal und die Aerztc, insgesamt 238 Per­sonen. an Vcrgiftungserscheinungen. Während sich die Mehrzahl der Erkrankten bereits wieder auf dem Wege der Besserung befindet, ist der Oberarzt der Anstalt an den Folgen der Vergiftung gestorben.

Berlin, 18. Juli. In der vorigen Woche traf der englische Minister für Luftschjffahrt, Tompson, in Paris ein, um mit dem Kriegsminister General Rollet zu sprechen. Es hieß damals, Tomp­son wolle seinen französischen Kollegen auf die Gefahren der deut­schen Lustschiffahrt aufmerksam machen und sein Besuch hänge mit der Frage der Militärkontrolle zusammen. Diese französische Auf­fassung hat sich offenbar als irrig erwiesen. Tompson soll ganz im Gegenteil für gewisse Erleichterungen eingetreten sein, die dem deut­schen Luftschiffbau gewährt werden müßten. Deutschland verweigere fremden Luftfahrzeugen, die nicht durchweg den von den Verbünde­ten ausgestellten Regeln ^-»n deutschen Flugzeugbau entsprechen, die Ueberfahrt über deutsches Gebier. Aus diesem Grunde habe die englische Luftschjffahrt ein Ingresse daran, daß gewisse Beschränkun­gen für die deutsche Flugzeugiechnik wegfallen.

Berlin, 18 Juli Das Zentral Relief Comittee, eine deutsch­amerikanische Organisation in den Bereinigten Staaten, durch deren Hände ein großer Teil der deutschen Kinderspeisungsaktion gegangen ist, sandte soeben 10000 Kisten Dosemnilch. das sind 480000 Büchsen, zur Verteilung in Deuischiand ab.

Berlin, 19. Juli. Wie derBerliner Lokalanzeiger" mit­teilt, hat die deutschnationale Reichstagsfraktion am Donners­tag und Freitag eingehend die Lage besprochen, wie sie sich aus den Londoner Verhandlungen ergibt. Mit ernster Sorge sehe die Fraktion dem Ergebnis der Londoner Konferenz entgegen, zu der die deutsche Regierung noch nicht einmal eingeladen worden sei. Wiederum stehe Deutschland vor einem Diktat der alliierten Mächte. Dabei scheine es dahin kommen zu sollen, daß Deutschland ungeheuere Lasten und Beschränkungen seiner Selbständigkeit auf sich nehmen solle, ohne daß es eine Sicher­heit für die Befreiung von Rhein und Ruhr und dafür er­halten solle, daß weitere sogenannte Sanktionen in Zukunft ausgeschlossen seien. Die deutschnationale Reichstagsfraktion sei nicht gewillt, einem Abkommen auf solcher Grundlage zuzu­stimmen. Es seien die Maßnahmen erörtert und vorbereitet worden, die je nach dem Verlaufe der Londoner Verhandlungen von der Fraktion ergriffen werden sollen.

Berlin, 18. Juli. Unter dem Vorsitz des Reichsernäh- ruMsministers Graf Kanitz berieten heute die Landwirtschafts- Minister der Länder über die Notlage der Landwirtschaft. Zur Sicherung der künftigen Ernährung wurden einmütig sofor­tige Maßnahmen verlangt. Das Reichsministerium für Er­nährung und Landwirtschaft wurde ersucht, die Verhandlungen zwecks Krediterleichterungen für die Landwirtschaft, insbeson­dere auch für die Herbstbestellung, mit Nachdruck fortzusetzen. Nach dem bereits ergangenen Runderlaß des Reichsfinanzmini­steriums soll Lei wirtschaftlich begründeten Stnndungsgesuchen die Steuererhebung zu einen: Termin erfolgen, an dem der Landwirtschaft neue Einnahmen zufließen. Vom 20. Juli ab werden die Verzugszuschläge für nicht gestundete Steuern von 5 auf 2 Prozent herabgesetzt. Hinsichtlich der neuen Zoll­vorlage betonte Graf Kanitz, daß das Gesamtministerium ein­mütig zu der Vorlage stehe. Der bayerische Landwirtschäfts- minister Prof. Fehr dankte dem Grafen Kanitz für seine nach­drücklichen Bemühungen zu Gunsten der notleidenden Land­wirtschaft.

Kattowitz. 18. Juli. Das polnische Ein- und Aussuhrami hat beschlossen, daß auf Waren polnischen Ursprungs, die über deutsches Gebiet wieder nach Polen zurückbefördert werden sollen, weder Ein­fuhr- noch Ausfuhrzoll erhoben werden soll.

Kattowitz, 18. Juli. Die Marthahütte bei Kattowitz wurde heute stillgelegt und alle Arbeiter entlassen. In einem Anschlag teil- die Direktion mit, daß sie zur Zeit nicht sagen könne, wann die Wiederaufnahme der Arbeit erfolge.

Warschau, 18. Juli. In der Senatskommission wurde ge­stern das Flottenbauprogramm beraten. Der Kriegsminister Sikorski betonte die Notwendigkeit des Schutzes der Küste, der Seetransporte und desKorridors". Obgleich das offizielle Programm der Sowjetregiernng eine Neutralisierung der Ost­see vorsehe, müßte im Kriegsfall dennoch mit einem Zusammen­gehen Rußlands und Deutschlands gerechnet werden. Der Ad­miral Prembski entwickelte das Flottenbanprogramm: Das Minimalprogramm rechnet mit der Anschaffung von 6 Unter­seebooten und der Reparatur der vorhandenen 6 Torpedoboote, 2 Kanonenboote und 4 Hilfskreuzer, bei gleichzeitigem Hafen­bau in Gedingen. Dieses Programm sieht eine jährliche Aus­gabe von 15 Millionen Zloty in einem Zeitraum von vier Jahren vor. Das Maximalprogramm rechnet mit einem jähr­lichen Kostenaufwand von 50 Millionen Zloty für die Dauer von 12 Jahren; in dieser Zeit sollen gebaut werden drei kleine Kreuzer, 8 Zerstörer, 12 Torpedoboote, 12 Torpedomotorboote und 12 Unterseeboote.

Rom, 19. Juli. Gestern wurde das, faszistische BlattJm-- pero" beschlagnahmt, weil es in Riesenlettern, wenn auch in versteckten Worten zur Zerstörung her gegnerischen Parteien und zur Beseitigung einer Reihe von hervorragenden Zei­tungsverlegern aufforderte. Ein solches Vorgehen wäre nach der Meinung des Blattes das beste Mittel, um den Frieden im Lande wiederherzustellen. Unter den fraglichen Persönlich­keiten befinden sich Senator Albertini, der Herausgeber des Corriere della Sera", ferner Senator Frassati, der Heraus­geber derStampa" und frühere italienische Botschafter in Berlin, sowie Don Stnrzo, der Gründer und frühere Leiter der italienischen Volkspartei.

Rom, 18. Juli.Tribuna" bespricht mit Genugtuung die italienische Einfuhr nach Deutschland. Dank der Stabilität der deutschen Valuta sollen nach dem Blatt in einer einzigen Woche des verflossenen Monats in München aus Italien angekommen sein: 28 Waggons mit Zitronen, 502 mit Kartoffeln, 50 mit Bohnen, 65 mit Gurken, 50 mit Tomaten, 4 mit Zwiebeln, 92 mit Kirschen, 4 mit Aprikosen und 2 mit Pflaumen.Tribuna" glaubt, daß die italienische Einfuhr nach Deutschland in der nächsten Zeit noch zu­nehmen werde.

Paris, 18. Juli. Der deutsche Botschafter Hoesch hatte heute vormittag eine Unterredung mit dem stello. Außenminister Renault, mit dem er Fragen des besetzten Gebiets, insbesondere der Ausgc- wiesenen und Gefangenen, besprach.

Amsterdam, 19. Juli. Ein heftiger Weststurm richtete aus der Schelde großes Unheil an. Gestern früh kehrten 11 Fischerbote aus Armenuiden und aus Blissingen zurück, die voll Wasser gelaufen waren. Die Besatzungen berichteten, daß die Fischerflotte gestern früh um l/,8 Uhr von einer heftigen Sturmboe überrascht wurden daß 4 Fischerboote untergingen und 15 Personen dabei den Tod fan­den. Das TorpedobootZ 4" erhielt den radiotelegraphischen Be­fehl. zu Hilfe zu eilen. Es wird vermutet, daß noch weitere Boote, die bisher nicht zurückgekehrt sind, untergegangen seien. Auch aus anderen Küstenortcn werde» zahlreiche Strandungen gemeldet. Der belgische SchlepperLilli" sei auf dem Wege von Antwerpen nach Düsseldorf bei Palkanifle gesunken.^

Helsingfors, 18. Juli. In dey militärischen Kreisen Finn­lands wird geplant, eine Flotte vvn Unterseebooten zum Zrveck der Küstenverteidigung auszurüsten. Die Manöver der sow- jetrrrsfischen Flotte im Finnischen Meerbusen haben in Finn­land Beunruhigung hervorgerufen.

Delhi, 19. Juli. Nach einem amtlichen Bericht wurden bei de» gemeldeeen Kämpfen zwischen Hindus und Mohammedanern am 15. Juli ein Mehammedaner und 1l Hindus getötet, sowie 50 Mo­hammedaner und 89 Hindus verwundet. Außerdem wurden vier Polizeibeamte schwer und eine Anzahl Offiziere und Mannschaften aller Grade leichter verwundet.

Vom Steurrausschvtz des württ. Landtags.

Stuttgart, 18. Juli. Der Steuerausschuß beriet gestern einen sozialdemokratischen! Antrag, die Gebändeentschuldungs- steuer (Mietsteuer) mit ihrem Gesamtaufkommen zur Förde­rung des Wohnungsbaues zu verwenden und den Einnahme­ausfall dadurch zu decken, daß die Gewerbesteuer unter Schonung der Kleingewerbetreibenden in das gleiche Ver­hältnis zu ihrer Vorkriegshöhe gebracht wird, in dem die heu­tige Gebäudesteuer zu ihrer Vorkriegshöhe steht. Finanzmini­ster Detlinger sprach sich gegen den Antrag aus und betont« dabei, daß die Landeswohnungskreditanstalt auf Mittel vom Staat nicht rechnen könne. Der sozialdemokratische Antrag wurde mit 8 Stimmen von Bauernbund und Zentrum bei

Bei Verdauungsstörungen mutz der Krankheitsverlauf durch eine reizlose Kost abgekürzt werden, denn Magen und Darm be­dürfen der Schonung. Trotzdem muß die Kost aber wohlschmeckend und vor allen Dingen von erhöhtem Nährwert sein. Am besten be­währt sich in solchen Fällen sowohl bei Kindern als auch bei Er­wachsenen das milchhaltige fett- und blutbildende Nestle's Kinder­mehl. 1 Origmaldose ist in allen Apotheken und Drogerien usw, zum Einheitspreise von Mark 1.50 erhältlich.