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beläuft sich auf 2000. U. a. wurden auch 50 Soldaten getötet und 5 Offiziere und 600 Mann verwundet.
Paris, 1. Juli. Die angekündigte neue Unterredung des deutschen Botschafters Fürsten Radolin mit dem Ministerpräsidenten Rouvier wird wegen Unpäßlichkeit Rouviers statt heute erst morgen stattfindeu.
Paris, 2. Juli. Ueber die letzte Unterredung zwischen Rouvier und dem Fürsten Radolin äußert sich die hiesige gemäßigte Presse, daß die vorbereitenden Unterhandlungen beendet und daß ein Einverständnis erzielt worden ist über das Prinzip der Konferenz und über die Bedingungen, unter welchen Frankreich seine Zustimmung zu dieser Konferenz gegeben hat. Die letzte Unterredung wird dieser Tage statlfinden.
Warschau, 2. Juli. In Borzezing haben die Truppen einen sozialistischen Straßenumzug angehalten. Die Sozialisten trugen eine rote Fahne und leisteten den Truppen Widerstand. Die Truppen machten Gebrauch von der Waffe. 30 Arbeiter wurden getötet und ebensoviele verwundet. — Das Kriegsgericht in Lodz verurteilte drei Arbeiter wegen Beteiligung an dem jüngsten Aufstande zum Tode. In den Spitälern von Lodz sind inzwischen 69 verwundete Opfer der letzten Unruhen ihren Verletzungen erlegen.
Petersburg, 1. Juli. Die Aufstands- beweguag der Dockarbeiter iu Odessa ist vollständig. Die Dockarbeiter protestieren gegen die Mobilmachung. Das Löschen und Verladen der Schiffe ist unterbrochen worden. Wahrscheinlich werden die Petersburger Dockarbeiter das Beispiel der Odessa» nachahmen. Der Dawpferdienst zwischen Odessa und Sewastopol ist eingestellt worden.
Petersburg, 1. Juli. Jn Kowno wurden auf Befehl des Festungskommandanten 15 Offiziere verhaftet. Die Verhafteten werden beschuldigt, einem revolutionären Verein auzugehören und unter ihren Soldaten regierungsfeindliche Propaganda getrieben zu haben. Ein anonymer Brief hatte zur Entdeckung des Vereins geführt. Die festgenommenen Offiziere kommen vor ein Kriegsgericht. Unter ihnen befindet sich ein Oberst und ein General.
Petersburg, 1. Juli. Nach hier einge- troffenen Meldungen aus Odessa haben die dort eingetroffenen zwei Divisionen Infanterie, sowie eine Artillerie-Brigade die Ruhe wieder hergestellt. Der „Potemkin" hat sich trotz aller gegenteiligen Meldungen dem Admiral Krieger auf Gnade oder Ungnade ergeben. Die meuternden Matrosen wurden in Ketten gelegt und werden vom Kriegsgericht abgeurteilt.
Petersburg, 2. Juli. Die Meuterei in Libau ist vollständig niedergeschlagen. Die meuternden Matrosen, welche die Kasernen demolierten und die Offiziere mißhandelten, haben die Flucht ergriffen.
Petersburg, 2. Juli. Angesichts der immer bedrohlicher werdenden Lage im Innern hat die
Kriegspartri in der Umgebung des Zaren jeden Einfluß verloren. Der Zar soll einer hohen Persönlichkeit gegenüber erklärt haben, daß er um jeden Preis mit Japan Frieden schließen werde und beabsichtige, sich persönlich um die Ruhe und Ordnung im Innern des Landes zu bemühen.
Odessa, 2. Juli. Der Truppenkommandant von Odessa hat den Einwohnern untersagt, Ansammlungen von mehr als 20 Personen auf Plätzen und öffentl'chen Straßen zu dulden. Solche Ansammlungen werden gewaltsam auseinander getrieben, und die Truppen haben Befehl, von ihren Waffen ohne Weiteres Gebrauch zu machen. Die Hotels und Gasthäuser find verpflichtet, alle verdächtigen Leute, die sie beherbergen, der Polizei an- zugebcn, widrigenfalls strenge Strafen gegen sie erlcssen werden. Der Eigentümer, in dessen Wohnung Bomben oder sonstige Explosivstoffe angcfertigt werden, soll in entfernte Provinzen verbannt werden.
Kursk, 1. Juli. Ein Offizier wollte einen betrunkenen Soldaten verhaften lassen. Dieser wurde unverschämt. Der Offizier zog blank und fließ den Soldaten nieder. Die Volksmenge, darüber empört, griff den Offizier an. Dieser feuerte und flüchtete sich in seinen Wogen, wo sich seine Familie befand. Die Menge begoß den Wagen mit Petroleum und zündete ihn an. Der Offizier kam in den Flammen um. Dragoner zerstreuten alsbald die Menge.
London, 1. Juli. Aus Ncw-Iork wird der Exchange Telegraphen Company gemeldet: Der amerikanische Konsul in Odessa telegraphierte dem StaatSd'portcmevt, daß der „Potemkin" sich der schwarzen Meerflotte übergab. Der Londoner Lloyd erhielt ein Telegramm aus Odessa, wonach die Lage sich dort beruhigt habe.
London, 1. Juli. Die Uebergabe des „Potemkin" vollzog sich ohne besonderen Zwischenfall. Um4Uhr nachmittags kamen sechs Kriegsschiffe und eine Flotille von Torpedobooten in Odessa an. Der Oberbefehlshaber signalisierte den Meuterern, sie sollten sich ergeben. Die Meuterer antworteten ebenfalls durch Signal, daß sie sich um dann ergeben wollten, wenn ihnen vollständige Amnestie gewährt würde. Darauf ließ der Admiral des Geschwaders seine Schiffe einen Halbkreis um den „Potemkin" herum bilden. Sämtliche Geschütze der Kriegsschiffe waren auf den „Potcmkin" gerichtet. Der Oberbefehlshaber signalisierte noch einmal, wenn die Meuterer fich nicht ergeben, würde er das Schiff in den Grund bohren lassen. Darauf ergaben sich die Meuterer bedingungslos und nahmen die rote Flagge als Zeichen der Uebergabe herunter. 10 Boote mit Marinesoldaten näherten fich dem Potcmkin, um die Meuterer zu entfernen. Diese wurden unter die 6 Schiffe deS Geschwaders verteilt und sehen jetzt ihrer Bestrafung entgegen.
Washington, 1. Juli. Wie hier verlautet, find Verhandlungen wegen eines Waffenstillstandes in der Mandschurei zwischen Linjewitsch und Oyama im Gange.
Kerrrrischtrs.
Der Zigeunerprimas und seine Frau. In den litzten Johren ist von Jan Rigo, der fich mit seiner Geige die Liebe der Prinzessin Chimay erspielt hat, viel die Rede gewesen, und diese Berühmtheit hat ihm überall in seinen Engagements hohe Gagen eingetragen. Trotzdem hat er seine im Elend lebende rechtmäßige Frau so wenig versorgt, Laß diese ihn jetzt auf Zahlung von Alimenten verklagt hat. Rigo heiratete diese Fran — so schreibt der „Berliner Lokalanzeiger" — als sie kaum Isjährig und er in der Kapelle des Zigeunerprimas Joseph Banzca in Kaposvar, seines Schwiegervaters, als Geiger tätig war. Er durchzog dann mit seiner Frau die Welt; als er aber vor einigen Jahren in Paris der Geliebte der Chimay wurde, schickte er seine Frau in die Heimat zurück. Seit dieser Zeit blieb die Gattin Rigos verlassen. Sie war genötigt, ihren Unterhalt durch den Verkauf ihrer Habseligkeiten und später durch Unterstützung mildtätiger Menschen zu bestreiten. Frau Rigo, die zu Hause ihr Brot nicht mehr finden konnte, wandte sich nach Wien; aber auch hier kam eS so weit, daß sie in einer Straße vor Hunger zusammenstürzte und in ein Spital gebracht werden wrßie. Gegen ihren Gatten konnte ste die Hilfe der Gerichte nicht in Anspruch nehmen, da er mit der Prinzessin Chimay die Welt durchreiste und au keinem Orte zu fassen war. Erst als Frau Rigo von der Auflösung seiner Beziehungen zur Prinzessin Chimay und von seinem Engagement in Berlin hörte, wo er für 6 Monate ein Spielhonorar von 72 000 erhielt, da reiste sie nach Berlin, um ihren Gatten an seine Pflichten zu erinnern. Rigo schickte seinen Sekretär, einen Landsmann, zu Frau Rigo, der ihr begreiflich machte, daß ste nur gegen ihre Einwilligung zur Ehetrennung sowohl die für die verflossene Zeit schuldigen Alimente, als auch eine Abfertigung für die Zukunft erhalten könne. Ratlos, ohne Rechtsbeistand, der deutschen Sprache nahezu unkundig, liiß ste fich von dem Zigeuner in ein Anwaltsbureau bringen, wo sie ein Schriftstück unterzeichnen mußte, das von Alimenten für die vergangene Zeit nicht ein Wort enthielt, in dem jedoch Frau Rigo die Verpflichtung übernahm, die Ehetrcnnungsklage gegen ihren Mann zu überreichen, wogegen Rigo fich verbindlich machte, ihr noch rechtskräftiger Durchführung dieser Ehescheidung 2000 Kronen zu bezahlen. Noch Wien zurückgekchrt, wurde Frau Rigo die Aufklärung zuteil, daß sie mit Unterzeichnung jenes Schriftstücks in eine Falle geraten sei. Sie will jenen Vertrag anfechteu und hat eine einstweilige Verfügung zur Sicherstellung ihres gesetzlichen UnterhaliSanspruches auf die Dauer von sechs Monaten erwirkt. Dieser Tage, während Rigo mit seiner Kop.lle im Etablissement „Venedig" in Wien konzertierte, entstand gegen 10 Uhr eine längere Pause. Rigo war nach dem Direktionsburcau gerufen worden, wo ihn drei Herren erwarteten. Einer von ihnen entpuppte fich als Vollstr; ckungs- beamter, der Herrn Rigo eine goldene Uhr, wertvolle Ringe und 150 Kronen Bargeld abpfändete.
Amtliche «vS Prttktmyeigru.
K. Amtsgericht Calw.
Gerichtstag
in Neuweiler wird am Montag, den 10. Juli 1905, Vormittagio vis 12 Uhr, auf dem Rathaus daselbst abgehalten.
Den 1. Juli 1905.
A.-G.-Sekr. Wurster.
Damp^wakzbetrieö.
Dis Dampfstraßeuwalze wird am 6. Juli von Höfen über Calmbach, Oberreichenbach, Hirsau, Calw nach Dcckenpfronn fahren und vom 7. bis 15. Juli die Etterstraßen in Deckenpfronn bearbeiten. Die Arbeitszeit dauert in der Regel von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends.
Reitern, sowie den Lenkern von Fuhrwerke« wird beim Begegnen der Dampfwalze besondere Vorsicht empfohlen.
Wenn die von der Walze zu bearbeitende Straßenstraße vorübergehend abgeschrankt ist, haben Reiter und Fuhrwerke vor den aufgestellten Schranken so lange anzuhalten, bis die Erlaubnis zum Durchgang gegeben wird, was in der Regel geschieht, sobald die Walze in die Nähe der betreffenden Schranke kommt.
Calw, den 1. Juli 1905.
«. Stratzen-au-Jnspektion.
Burger.
Zavelstein.
Dis HeidrldttrsWinkln
in den hies. Gemeindewaldungsu ist für Auswärtige bet Strafe verboten.
Gemeindecat.
Nenhengstett.
Im Nollstreckmgsme-e
verkaufe ich am Samstag, den 8. Juli, vormittags 9 Uhr, gegen Barzahlung:
1 doppelte« Kleiderkasten, 1 Kommode, 1 Nachtttschle, 1 Koster nnd 2 Portrait-. Zusammenkunft beim Ratyaus.
Gerichtsvollzieher Schlee.
M o n a k a m.
Im W-reckmgswegk
verkaufe ich am Donnerstag, de« 0. Juli, vormittag- 10 Uhr, ein
ein etwa zweijähriges
Fohlen
(brauv), wozu Liebhaber eingeladen werden. Zusammenkunft beim Rathaus. Gerichtsvollzieher Schumacher.
Schwarzwaldverein.
Zur Beteiligung an der Hauptversammlung de- Württ.
Schwarzivald- verein- in Altensteig am Sonntag, den 10. dS.Mts., werden unsere Mitglieder hiedurch freundlich eingeladen. Programm siche Nro. 6 des Vereins- blatteS. Anmeldungen erbittet fich bis Donnerstag abend
der Vorstand.
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Vollzählige- Erscheinen der Sänger wird erwartet.
Der Vorstand.