' Herriot über Chequers Md Brüssel.

Paris, 26. Juni. In der heutigen Sitzung des französischen Senats stellte der Senator Haber t seine Anfragen wegen der letzten interalliierten Besprechungen und erklärte, daß die Besprechungen von Chequers und Brüssel in ganz Frankreich großes Aufsehen hervorgerufen hätten. Frankreich frage sich, ob endlich Friede und Sicherheit herrschen würden. Minister­präsident Herriot erwiderte auf diese Rede und führte aus, daß es sich bei den Londoner Besprechungen darum gehandelt habe, wie die Vorschläge der Sachverständigen verwirklicht Würden. Im Namen der französischen Regierung könne er erklären, daß diese die Sachverständigenvorschläge annehme. Was die militärische Besetzung des Ruhrgebiets anlange, so sei in keinem Augenblick in Chequers die Rede >davon gewesen, die französische Regierung ihrer Handlungsfreiheit zu berauben. Macdonald habe ihm die Zusicherung gegeben, daß England in dem Falle, daß Deutschland sich seinen Verpflichtungen ent­ziehen wolle, die in den Sachverständigenvorschlägen enthalten seien, es an der Seite der übrigen Alliierten stehen würde. Die Alliierten müßten durchsetzen, daß ihre Forderungen ge­genüber Deutschland eine kommerzielle Gewalt bekommen. Man werde nachprüfen müssen, auf welche Weise man etwaige Verfehlungen Deutschlands seststellen werde. Die Beziehungen zwischen den Alliierten müßten sich auch auf die Mitarbeit Englands zur Aufrechterhaltung des Friedens beziehen und

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England müsse Frankreich eine Garantie gegen etwaige Ver­fehlungen Deutschlands geben. Die in den Friedensverträgen enthaltenen Sicherheitsbestimmungen wolle Herriot nicht auf­geben. Was die Eisenbahnregie im besetzten Gebiet anbelange, so sollen militärische Sachverständige die Bedingungen Prüfen, durch die die Sicherheit der Besatzungstruppen aufrecht erhalten werden können. Damit Europa zum Frieden komme, müsse Deutschland abgerüstet werden (Lebhafter Beifall). Erklärun­gen und Versprechungen genügten nicht. Herriot betonte hier­auf, daß die Anschauungen Macdonalds mit den seinen voll­kommen übereinstimmten. Die belgischen Minister Theunis und Hymans seien über die Abmachungen unterrichtet worden. Sie hätten erklärt, daß sie allen Beschlüssen ihre Zustimmung geben würden. In keinem Augenblick und in keinem Punkte hätten stch die geringsten Schwierigkeiten ergeben. Der Augen­blick wäre für die deutsche Regierung schlecht gewählt, wenn sie neue Verhandlungen unmöglich machen wollte. Deutsch­land habe ein Interesse daran, so rasch wie möglich die not­wendigen Maßnahmen zur Durchführung der Sachverständi­genberichte zu treffen. Diese Pläne erforderten die Einberu­fung einer Konferenz. Macdonald wünsche, daß diese in Lon­don stattfinde und er (Herriot) habe zugeftimmt. England wünsche, daß Deutschland bestimmte Verpflichtungen eingehe. Er (Herriot) werde alle Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, auf daß die neuen Verpflichtungen Deutschlands keine Aenderung des Versailler Vertrages bedeuten werden. Die Frage der inter-

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alliierten Schulden sei in Chequers aufgeworfen worden. Mac­donald Halle zugestimmt, daß die Angelegenheit ohne Verzöge­rung erörtert werde. Herriot schloß mit folgender Erklärung: Das wichtigste Ergebnis dieser Besprechung ist die Feststellung der Tatsache, daß England, Frankreich und Belgien wünschen, daß ein Frieden auf der Gerechtigkeit aufgebaut werden solle. Auch er, Herriot, habe erklärt, daß an dem Tage, an dem Deutschland seinen Verpflichtungen Nachkomme, die ihm im Versailler Vertrag auferlegt werden, es in den Völkerbund eintreten könne. Man habe sich dahin verständigt, daß Deutsch­land, wenn es loyal wäre, nicht beunruhigt werden solle, wenn es nicht loyal wäre, solle ihm aller nichts erspart llleiben. (Leb­hafter Beifall.)

Paris, 26. Juni. Die Kammer sprach Herriot nach Ver­lesung einer schriftlichen Erklärung über seine Reparations­politik mit 397 gegen 97 Stimmen das Vertrauen aus.

Kellogg als „Beobachter" bei der Londoner Konferenz.

Paris, 26. Juni. Nach einer Meldung aus Washington veröffentlicht das Weiße Haus eine Erklärung, wonach der amerikanische Botschafter in London, Kellogg, an der Londoner Konferenz teilnehmen werde zur Wahrnehmung der Inter­essen der Vereinigten Staaten und um im übrigen Informatio­nen zu übermitteln. Oberst Logan, der offiziöse Vertreter der ^reinigten Staaten bei der Reparationskommission, soll ihm beigegeben werden.

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