durchwogen, in ein kurzes Wort zu fasse». Es ist auch gut, daß manches unausgesprochen bleibt. Aber doch wollen wir versuchen, dem Gedenkstein, der drüben auf der Insel steht, Sprache zu verleihen. Er ist ein Stein des Gedächtnisses für die Gefallenen, des Trostes für die Hinterbliebenen, der Mah­nung für die kommenden Geschlechter.

Veroih der teuren Toten nichtl" so mahnt ein Dichter­wort. Wir konnten sie ja nicht vergessen. Wie habts Ihr Krieger draußen gehalten in Feindesland, wenn ein Kamerad gefallen war? Ihr habt eine kurze schlichte Feier veranstaltet und dann ertönte Geschützdonner über dem Grab. Und dann habt Ihr das Grab in Ehren gehalten. Immer wieder brach­tet Ihr überanstrengten, vom Krieg rauh gewordenen Solda­ten frische Blumen aufs Grab, Ihr zimmertet ein Holzkreuz, machtet eine Umzäunung oder eine Ruhebank zurecht. War­um? Weil Ihr des toten Kameraden nicht vergessen konntet. Und wir in -der Heimat, wir hielten einen Gottesdienst zu Eh­ren des Gefallenen, wir schmückten in unfern Häusern die Bilder Der gefallenen Helden mit Kränzen, wir nannten eine unserer neuen Glocken Gesallenen-Gedächtnis-Glocke und lie­ßen ihr die Worte eingraben:

Weil denn ihr herrliches Leben Für uns zum Opfer gegeben Die vielen, vielen Scharen Die unsere Brüder waren!

Wer das alles war uns nicht genug. Wir wollten einen Platz, der an unsere Gefallenen erinnert, den nian jederzeit besuchen kann, einen Gedenkstein, der ihrer aller Namen nennt, ob sie nun Offiziere waren oder Soldaten, ob sie von der feindlichen Kugel ins Herz getroffen in einem Augenblick ihr Leben dahingaben oder ob sie nach langem Dahinsiechen im Lazarett starben: lieblich im Leben, im Tod vereint.Sie waren unser und sie bleiben unser", das kündet uns der Ge­denkstein drüben auf der Insel. Und wenn künftig sich bei uns Menschen streiten über Kleinigkeiten und sie kommen vor­über am Denkmal, dann spricht der Gedenkstein zu ihnen: Ihr müßt euch ja schämen vor den Gefallenen. Und wenn nichtige Vergnügungssucht sich breit macht und die Menschen spät in der Nacht von unwürdigem Treiben nach Hause zu­rückkehren und sehen das Denkmal ragen, dann spricht der Stein: Dafür sind die Gefallenen nicht in den Tod gegangen. Wenn aber das Gedächtnis an die Gefallenen alles Edle und Gute in uns hervorrnft, dann ists uns, als riefen die Ge­fallenen uns zu: Wenn unser Tod solche Früchte zeitig dann möchten Wir noch einmal sterben, wenn es sein muß. Vergeht der teuren Toten nicht! liebe Freunde. Ihr Tod sei für uns ein Gewinn.

Aber wir sagen: dieser Stein sei nicht nur da zum Ge­dächtnis der Gefallenen, sondern auch den Hinterbliebenen zum Trost. Wie kann ein Stein trösten? Wie manche Hin­terbliebenen sind gerade heute wieder voll Jammers. Sie sprechen mit der Dichterin:Mein Junge fiel in der Schlacht in seiner Jugend Reinheit und Kraft" oder mit Luther: Fleisch fleischert und Blut blutet". Aber doch, so gewiß ein toter Stein nicht trösten kann, so haben doch jetzt viele, die nicht wissen, wo ihr Sohn, Bruder oder Gatte begraben liegt, einen Ort, der ihrem lieben Angehörigen geweiht ist und wenn sie aufblicken zu der Tafel, die die 66 Namen enthält, dann spüren sie: Es ist nichts Sonderliches, das uns widerfahren ist. Das ist Menschenlos und Menschenwürde, daß man sich op­fert für andere, daß der eine früher, der andere später sein Leben hingibt für die Brüder. Und vielleicht blickt im Lauf der Zeit manches voll Stolz auf die Tafel in dem Gefühl: Meiner ist auch dabei!" Und dann sehen wir über der Tafel daß Kreuz und jedes Kreuz erinnert uns an Christi Kreuz. Er hat uns erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, er hat Bahn gemacht, daß man kann gehen zu Himmelsfreuden. Ists nicht ein starker Trost, daß wir durch Christus die Hoffnung haben des ewigen Wiederfindens in des Vaters Reich. In diesem Sinn sagen wirden Hinterbliebenen zum Trost".

Aber wir wollen nicht schließen ohne hinzuzufügen:Der Jugend zur Mahnung!" Der unglückliche Ausgang des Krieges liegt bei vielen wie ein Schatten über der Erinne­rung an die Toten. Wer das Gedächtnis der Gefallenen soll keine Minderung erfahren durch die Mängel unserer seelischen Lage. Laßt die Rede nicht aufkommenes war umsonst". Die saure Arbeit der Gefallenen war nur dann vergeblich, wenn wir sie dazu machen. Das Wortumsonst" ist in un­sere Hand gegeben: wir Werfens weg. Eine Weihe soll unser Leben empfangen durch das Todesopfer der vielen, die für uns gestorben sind. Ihr jungen Leute, werdet Krieger im Reich des Lichts Wider «die Finsternis! Üebt fest und treu die Wacht an der Seele des deutschen Volks. Dennsetzet ihr nicht daS Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein!"

In solcher Gesinnung befehlen wir heut die 88 Kämpfer fürs Vaterland, die ihr Leben gelassen haben für uns, noch einmal betend dem treuen Gott und sprechen: Unser Leben fährt dahin wie eine Wolke und unsere Zeit wie ein Schatten, aber bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht schauen wir das Licht. Amen.

Weiherede von Stadtpfarrderweser Kästle.

Zur Ehrung der Gefallenen Versammelte! Kameraden!

Dieser Tag und dieser Ort ruft uns zu: Ver­geht die teuren Toten nichtl Das Andenken an die Heimge­gangenen Brüder darf aber nicht bloß in unseren Gedanken weiterleben da ist es nicht sicher genug geborgen, denn über den neuen Eindrücken, die in unserer dreibewegten Zeit fort­während auf uns einstürmen, würden die Namen der Gefalle­nen nur zu bald vergessen sein. Zwar sind diese Namen ein­getragen in den Geschichtsbüchern der Regimenter und Kom­pagnien, in den Totenlisten der Lazarette, in den amtlichen Registern und in den Orts- und Pfarrchroniken, allein auch hier vergilben und vergehen sie nach und nach mitsamt dem Papier. Auch sind diese'papiernen Auszeichnungen der Oef- fentlichkeit und Allgemeinheit weniger zugänglich; wenigstens stehen sie nicht jederzeit mahnend vor uns. Darum mußte ein öffentliches und dauerndes Denkzeichen errichtet werden, das dauerhaft wie die Felsblöcke, aus denen es zu­sammengefügt ist der Mit- und Nachwelt verkündet: Ver­gesset nicht die Namen derjenigen die treu gewesen sind bis in den Tod, die für das Wohl des Vaterlandes und für uns alle ihr Höchstes das Leben geopfert haben.

Die Sitte, zum Gedächtnis der Toten, namentlich der im Kriege Gefallenen, Gedenksteine zu errichten, hat die Mensch­heit auf ihrem gesamten geschichtlichen Wege begleitet. Ich er­innere nur an eine diesbezügliche Stelle im 1. Buch der Mak­kabäer (13; 2?30), wo es heißt:Simon ließ über dem Grabe seines Vaters und seiner Brüder ein hochragendes, weithin sichtbares Denkmal errichten, nach oben mit 7 Pyramiden ge­krönt, am Boden umgeben von Säulen und kriegerischen Abzeichen". -

Im LukaSevangelium (IS; 40) steht daS Wort:Auch die Steine könnten reden". Ja, am lautesten unter allen Steinen reden die Grabsteine und die Gedenksteine. So soll auch dieses Denkmal reden für alle Zeiten und eS redet eine 3fache Sprache: -die Sprache der Treue, der Kameradschaftlichkeit und deS Opfers.

Dieses Denkmal redet die Sprache der Vre««: Treu, tre« bis in den Tod, bas ist S»Id«teu«lrt; d» Grstrllanen

haben diese Treue mit ihrem Herzblut besiegelt. Wenn ein­mal die Geschichte die Beispiele deutscher Soldadentrene sam­melt, so gibt das ein 2. Nibelungenlied, einen herrlichen Hoch­gesang der Treue. Treue ist Germanenart. Die deut­sche Treue ist kein leerer Wahn. Sie ist sprichtwörtlich ge­worden, weil sie ein leuchtender Charakterzug des deutschen Wesens ist. Selbst Heine, der sonst oft über deutsches Wesen gespottet hat, mußte gestehen:Wüßte ich nicht, daß die Treue so alt ist wie die Welt, so würde ich glauben, ein deutsches Herz habe sie erfunden."

Dieses Denkmal rodet die Sprache der Kamerad­schaftlichkeit:Alle für einen und einer für alle" könnte man auf jedes Gefallenendenkmal mit Recht schreiben. Kamera d" das war im Felde kein inhaltsleeres, rasch ge­sprochenes Wort, nein, dieses Wort war Geist und Leben, es war Wahrheit und Wirklichkeit. Alle fühlten sich als Kame­raden, als Brüder; -alle fühlten sich als Kampf-, Leidens- und Todesgenossen, die mutig für einander einsprangen in Not und Tod, die Jahre lang jeder Gefahr kühn ins Auge sahen und das Leben füreinander aufs Spiel setzten.

Dieses Denkmal redet endlich die Sprache des OPferS: Hebung der Treue und Kameradschaftlichkeit geht nicht ab ohne Opfer, ohne gegenseitiges Sich-Opfern. Die Gefallenen haben sich s elbst geopfert bis zum letzten Hauch. Welch' ein Opferge st, welch' frohe Opferwilligkeit erfüllte alle, die im Felde standen! Mochte es auch manche Unzufriedenheit und berechtigten Unwillen geben, im entscheidenden Moment war alles vergessen und wurden alle Sonderinteressen, alle priva­ten Anliegen und Sorgen zurückgestellt und jeder brachte freu­dig bei Tag und Nacht die kleinen und großen Opfer der Pflicht, der Treue und der Kameradschaftlich­keit, die Opfer des Aushaltens und des Durch­haltens, die Opfer des Einanderertragens und des Nichtverzagens. Alles, selbst das Leben wurde ge­opfert für Volk und Vaterland. Diese Gefallenen haben nicht bloßauch etwas" im Kriege geleistet, nein, sie haben das Höchste geleistet, das Höchste geopfert, ihr Leben. Für sie gilt daher voll und ganz das Wort des göttlichen Heilandes (Joh. 15; 13):Eine größere Liebe Hot niemand, als wer sein Le­ben hingibt für seine Freunde". Und nicht bloß einige, nicht bloß Tausende, sondern Hunderttausende sind es gewesen, die auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen ihr Leben geopfert haben.

Die Gefallenen haben das Beste gegeben an Treue, an Ka­meradschaftlichkeit und an Opfer. Aber auch die Glücklich- Heimgekehrten haben einst ihre Treue, ihre Kamerad­schaftlichkeit und ihren Opfermut reichlich bekundet. Sie hat dasselbe 3fache, eherne Band zusammengeschmiedet und hält sie heute noch zusammen. Nicht bloß den Gefallenen, sondern allen Kriegsteilnehmern, insbesondere allen Kriegsbeschädigten, leichterer oder schwererer Art, allen, allen gilt unser dankbares Gedenken am heutigen Tage. Allen schuldest Du, deutscher Mann, deutsche Frau und du vor allem, deutsche Jugend, großen Dank. Dank auch allen jenen Samaritern und Samariterinnen, die nicht Wunden schlugen, sondern heilten! Dank nicht zuletzt jenen Vätern und Müttern, jenen Gattinnen, Bräu­ten und Schwestern, die mit den Gefallenen ihr Liebstes geopfert haben.

Zwar sind die Gefallenen tot, aber nicht für immer. Denn so sagt schon -der Prophet Jsaias (26; 19):Deine Toten werden leben und die Erschlagenen werden auferstehen". Ja, Auferstehen und Wiedersehen! Das sei unser aller Hoffnung und Trost!

So oft hört nmn die Klage:AlleS war umsonst", umsonst die vielen Todesopfer! Nein, nicht umsonst!Ein anderer ist es, der sät, ein anderer, -der erntet", heißt es bei Johannes (4; 37). Wir selber haben bis 1914 geerntet und genossen, was unsere Väter früher unter Blut und Tränen gesät haben. So mußten auch wir und mußten namentlich die Gefallenen und ihre Angehörigen unter Blut und Tränen aussäen. Und diese Saat wird bestimmt aufgehen. Aus dem Blutacker des Krieges, aus der Tränensaat der Kriegs- u. Nachkriegszeit muß eine neue Ernte heranwachsen, muß eine neue große Zukunft unseres lieben deutschen Va­terlandes heranblühen. Dies wird sicher der Fall sein, wenn nur wir selbst, wenn nur unsere deutsche Jugend sich der Gefallenen würdig erweist, indem auch wir, jung und all, Mann und Frau, die 3fache Sprache des Denkmals beherzigen: Treue, Kameradschaftlichkeit, Opfersinn.

Die Soldaten im Felde einigte die gemeinsame Not und die gemeinsame Liebe zum Vaterland sie lebten wie Brüder und liebten sich wie Brüder; sie haben mit einander das letzte Stückchen Brot und den letzten Schluck Wasser geteilt; sie haben mit einander gehungert und ge­froren, oft auch mit einander gebetet. Ihr Blut hat sich ge­genseitig vermischt. Solche Treue, solche Kameradschaftlichkeit brauchen auch wir. Auch wir müssen zusammen stehen und zusammenhalten, einander Helsen, ein­ander dienen.. Keiner sehe auf Len anderen herab, keiner rede vom andern verächtlich, keiner ziehe die Treue und Va­terlandsliebe des andern in Zweifel! Je weniger uns unsere früheren Feinde einen wahren Frieden gönnen, uni so mehr müssen wir den inneren Frieden wahrem Friede und Eintracht soll sein zwischen den verschiedenen Klassen und Ständen, Friede und Eintracht zwischen den christlichen Konfessionen! Sozialer und religiöser Friede ist unentbehrlich in der heutigen großen Not unseres Vaterlandes, in der Not nach außen und innen. Nur Einigkeit macht stark, nur Einigkeit verbürgt eine bessere Zukunft unseres lieben deutschen Vaterlandes. Aber Treue und Kameradschaft­lichkeit erfordern auch von uns Opfer. Für das gemein­same Wohl, für Volk und Vaterland haben die Soldaten al­les geopfert, selbst das Leben. Auch wir müssen, wenn auch nicht das Leben selbst, wenigstens etwas vom Leben o P - fern. Nicht in Genuß und Vergnügen, nicht in Selbstsucht und Eigennutz kann das Leben bestehen, sondern nur im Opfern und Aufgeben von all dem, im Entsagen und Pflicht­erfüllen. Wir müssen uns dem Wöhle des Ganzen unterordnen und Sonderinteressen zurückstellen. Treu und gewissenhaft müssen wir unsere Pflicht erfüllen, aber gerade das erfordert Opfer, große und klerne, Tag für Tag. Nur wer Menschenpflichten erfüllt, kann auch Menschen­rechte beanspruchen. Und Vorrechte hat nur der, der auch andern vorangeht in der Pflichterfüllung. Pflicht­bewußtsein und Opfersinn muß also uns alle be­seelen, mehr Pflichtbewnßtsein und Opfersinn aber muß vor allem unserer Jugend eingepflanzt werden, wenn bas Va­terland und das allgemeine Wohl gedeihen soll!

Ob also aus der überreichen Blut- und TrLnensaat des Krieges Früchte hervorgehen, ob diese Toten für Volk und Vaterland weiterleben, ob ihr Heldentum auch un­ter uns Helden hervorbringt, das hängt hauptsächlich von uns ab. Len Lebenden. Es ist unsere Aufgabe, das Andenken der Gefallenen liebend zu pflegen und lebendig zu erhalten und vor allem tief einzuseuken in -das Herz deS Heranwachsenden Geschlechts.

Treue, Kameradschaftlichiieit «nd Opfer­sinn der Gefallenen sollen nicht bloß verewigt fein in to­ten Eteine« «rch kokten Erzen, fenbern fie soll«!

vor allem hineingesät sein in lebendige und warme Herzen, wo sie aufgehen und Frucht bringen mögen! Da- gebe Gott.

Württemberg.

Horb, 26. Mai. (Stadtschultheißenwahl.) Bei der gestri­gen Stadtschultheißenwahl war die Wahlbeteiligung außer­ordentlich stark. Von 1562 Wahlberechtigten haben 1360, somit 86,5 Prozent, abgestimmt. Es entfielen aus Ratschreiber Scheuermann 480, auf Assessor Dr. Gekle 668. Ungültig wa­ren 12 Stimmen. Dr. Gekle hat damit zwei Drittel der Ein­wohner hinter sich und ist gewählt.

Stuttgart, 26. Mai. (Zusammenkunft der Olgagrenadierr.) Zum drittenmal seit Auflösung der alten Armee vereinigten sich gestern die ehemaligen Olgagrenadiere in ihrer früheren Garnison zu einer schlichten, lediglich der Wiedersehensfreude und dem kameradschaftlichen Gedankenaustausch gewidmeten Zusammenkunft. Nachdem vormittags unter Mitwirkung der Singchors der Olgavereinigung das Gedächtnis der Tote» durch Niederlegung mehrerer Kränze an dem noch der letzten Hand -des Künstlers harrenden Regimentsdenkmal in den An­lagen dankbar geehrt worden war, füllte sich in den Nach­mittagsstunden der Festsaal der Liederhalle mit Regimentsan­gehörigen, die in der Olgavereinigung eine mustergültige, weit über 2000 Mitglieder zählende Organisation besitzen. Das Offizierkorps war stark vertreten, an seiner Spitze cher General von Berger, Frhr. von Soden, von Haas, Ströhlin, von Hoff und Reinhardt, Kommandeur der 5. Reichswehr- Division. Die Polizeiwehrkapelle unter Musikdirektor Wen­ning ließ die alten Militärmärsche und vaterländische Weisen ertönen. Der Regiments-Singchor unter Leitung von Ober­lehrer a. D. Herrmann trug wirkungsvoll einige Lieder vor. Der Vorsitzende der Olgavereinigung, Oberstleutnant von Haldenwang, begrüßte in markigen Worten besonders die Vertretungen der Reichswehr, sowie der Regiments-Vereinigung ehemaliger 123er und 126er und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Treue gegen Pflicht und Vaterland, die Treue M Wurzel der Kameradschaft Deutschland wieder einer bessere» Zukunft entgegenführen möge. Kamerad Th. Rommel aur Unterboihingen dankte der Olgavereinigung für die Zusam­menkunft und betonte, daß die Regimentszusammenkünfte wie nichts anderes geeignet seien, das heilige Feuer der Vater­landsliebe lebendig zu erhalten. Mächtig brausten daS Deutschlandlied und das R-egimentslied durch den Saal, in dem sich unter den kompagnieweise zusammensitzenden Regi­mentsangehörigen eine ungebunden fröhliche Stimmung ent­wickelte. Die Erinnerung an vergangene Zeiten, an dir Schicksalsgemeinschaft in frohen und ernsten Tagen ließ die alte Soldatenlust wieder aufleben und vaterländische Begei­sterung war das Merkmal der in allen Teilen glänzend ver­laufenen Veranstaltung.

Stuttgart, 24. Mai. (Jugendlicher Hehler.) Ein LauS- bub stahl, um Geld für Vergnügungen zu bekommen, im Herbst v. Js. seinen Eltern einen Ehering, eine Taschenuhr, eine Krawattennadel und ein Dreimarkstück. Die entwendeten Gegenstände wurden von zwei gleichfalls in jugendlichem Al­ter stehenden Bekannten des Diebs an den Mann gebracht. Um den Ehering leichter zu Geld machen zu können, trug der junge Mann, welcher den Ring an einen Uhrmacher verkaufte, in dessen Notizbuch einen falschen Namen, entsprechend den im Ring eingravierten Anfangsbuchstaben, ein. Das Drei­markstück wurde als Pfano für eine Zechenschuld hingegeben. Die zwei Weiterverkäufer hatten sich jetzt vor dem hiesigen Schöffengericht unter der Anklage der Hehlerei bzw. erschwer­ten Privaturkundenfälschung zu verantworten. Sie machten zu ihrer Verteidigung Unkenntnis des unrechtmäßigen Er­werbs der Gegenstände geltend. Das Gericht stellte auf Grund der Beweisaufnahme bei dem einen der Angeklagten Hehlerei und erschwerte Privaturkundenfälschung als erwie­sen fest und verurteilte ihn zu 1 Woche Gefängnis und einer Geldstrafe von 15 Goldmark. Der andere Angeklagte wurde von einem Vergehen der Hehlerei frei-gesprochen.

Backnang, 26. Mai. (Zusammenstoß.) O. Feigenheimer fuhr mit seinem Auto auf der Straße nach Großaspach und stieß mit einem Seminaristen zusammen, der von seinem Rad herabgeschleudert wurde. Er erlitt schwere Verletzungen an Füßen und Händen, die einen längeren Aufenthalt im Kran­kenhaus bedingen, wohin der Verunglückte sofort eingeliefert wurde.

Erpfinge» OA. Reutlingen, 26. Mai. (Alemannischer Fund.) Dieses Frühjahr stieß man hier auf mehrere aleman­nische Reihengräber. Es wurden geborgen: 2 Saxe (Schwer­ter), davon einer samt der Griffangel noch 76,5 Zentimeter lang, aufgerostet ein 3 Zentimeter breites Eisenband von der Einfassung der Scheide; ein 12,2 Zentimeter langes Eises­messer; Beschlägstücke (einst auf Leder), Riemenzungen und eine EisenschnaÜe, meist stark verletzt, waren zum Teil filber- touschiert; zwei Ohrringe aus dünnem Bronzedraht mit Häkchenverschluß bilden den einzigen Schmuck; von Gefäße« fanden sich nur unbedeutende kleine Scherben. Durch Ver­mittlung von Schultheiß Grözinger wurden die Fundstücki der Altertnmssammlung in Reutlingen überlassen.

Fleischversorg««,, Vieh- u»b Fleischpreise.

Stuttgart, 23. Mai. Nach Len Feststellungen des Stati­stischen Amtes ist in der ersten Hälfte des MonatS Mai tu Großvieh ein Rückgang des Antriebs am Stutt­garter Schlachthof eingetreten gegenüber dem Anfang des las­senden Jahres, während der Zutrieb an Kälbern auf gleicher Höhe sich gehalten, in Schweinen Angenommen hat. Ein Ver­gleich mit dem Jahre 1913 zeigt, daß -der Zntrieb in Groß­vieh und auch in Kälbern sich ganz beträchtlich gesteigert hat, während der Zutrieb in Schweinen auf gleicher Höhe blieb. Die Preise für Großvieh und Kälber sind im Januar gegen Dezember beträchtlich zurückgegangen, dann aber wieder ge­stiegen und haben im April eine dem Stand im Dezember übersteigende Höhe erreicht. Der Mai brachte dann «inen er­heblichen Preisrückgang und zwar unter dem Stand vom Dezember v. Js. Die jetzigen Preise bleiben auch hinter den« der Vorkriegszeit zurück, Lei Ochsen 1. um 24,3 Prozent, Dar­ren 1. um 26,8 Prozent, Jungrinder 20 Prozent, Kälber um 32,4 Prozent. Dagegen stehen bei Schweinen die jetzigen Preise um 9,4 Prozent über denen der Vorkriegszeit. Bei den Häuten ergab sich jüngst nach beträchtlichen Preissteigerunge« eine rückläufige Bewegung und zwar hinter die Preise am 11. Dezember v. Js. Die Fleischpreise sind im allgemeinen denen der Viehpreise gefolgt. Das vom Rindvieh stammende Fleisch steht unter dem Vorkriegsstand, allerdings in einem hinter dem Rückgang der Viehpreise beträchtlich zurückstehende» Grade, nämlich beim Ochsensleisch um 7,9 Prozent, Rindfleisch 2F Prozent, Kalbfleisch 17,5 Prozent. Dagegen ist der Schweinefleischpreis um 17,9 Prozent höher. Die gewerbli­chen Schlachtungen haben sich mit der durch -die Stabilisierung der Währung herbeigeführten Besserung der wirtschaftlich«« Verhältnisse sehr -günstig entwickelt.

Vermischtes.

Der EardPalflxG. Emunds« hat die Vorderertsn» M seiner Flugegpeditton nach dem Nordpolgebiet nunmehr be­endet. Die v»n Hm »euwendeten Dornter-G»oHfl«^»«t» Ha-