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schlug in die elektrische Hochspannungsleitung und brachte ver­mutlich einen Oelschalter im Transformatorenhaus zur Explosion. Dadurch stand alsbald das Innere des Transformatorenhauses in Flammen. Obwohl noch die Ortsleitung ausgeschaltet werden konnte, ist der Hochspannungsstrom durch irgend einen Umstand im Trans- formatorcnhaus auf die Ortsleitung übergegangen und hat mehrere Kurzschlußbrandstcllen in Gebäuden hervorgerufen. Das Telephon war ivegen der Gewitter nicht benützbar und es wurde deshalb durch einen nach Kirchheim entsandten Radfahrer die Ausschaltung der Hochspannungsleitung veranlaßt. Nur dem Umstand, daß rasch ein Radfahrer seine Bürgerpflicht erfüllte, ist es zu verdanken, daß nicht eine größere Anzahl von Gebäuden an verschiedenen Stellen des Orts in Asche gelegt wurde.

Hall, 24. Mai. (Tödlicher Unfall.! Der 26 jährige Fahrrad- reparateur Max tzäge aus Pforzheim, im Fahrrad- und Nähma­schinengeschäft hier angestellt, fuhr gestern mit einem Motorrad nach Michelfeld. Im Ort begegnete er einem Fuhrwerk, dem er auszu­weichen versuchte, was ihm aber nicht mehr gelang. Häge prallte mit dem Gefährt zusammen, stieß mit dem Kopf gegen die Deichsel und wurde dabei so schwer verletzt, daß er gleich darauf seinen Geist aufgab. Der Verunglückte war ein fleißiger, tüchtiger Arbeiter. Die Staatsanwaltschaft begab sich sofort an die Unsallstelle. Ein Ver­schulden des Fuhrmanns konnte nicht festgestellt werden.

Achtung! Weingärtner!

Die Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg schreibt uns: Die Peronospora ist im Anmarsch! Spritzt die Weinberge sofort mit einer einprozentigen Kup­ferkalkbrühe. Spritzt gründlich und trefft besonders auch die Blattunterseiten. Auf das Spritzen hat das Schwefeln sofort zu folgen. _

Vad«r.

Eutingen, 24. Mai. Die einen recht unsoliden Lebens­wandel führende 20 Jahre alte Anna Keller aus der Waag­straße wurde, als sie gestern abend nach 11 Uhr erst heim­kehrte, von ihrem Vater nicht mehr in die Wohnung gelassen. Sie stürzte sich darauf in selbstmörderischer Absicht in die Enz. Heute früh wurde ihre Leiche in Niefern aus dem Wasser gezogen.

Eubigheim. 25. Mai. Als der Landwirt Isidor Kern mrt Grabarbeiten am Stallumbau des Landwirts Mieder er be­schäftigt war, stürzte plötzlich eine Mauer ein und erschlug Kern, der nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Der Be­dauernswerte hinterläßt Frau und fünf Kinder.

Singen a. H., 24. Mai. Ein schöner Zug wird von hier derKonistanzer Zeitung" gemeldet: Ein junger, lediger Ei­senbahner von Singen. Franz Liebert, der unter den Abbau fiel und arbeitslos wurde, hatte im Weltkriege einem Offizier das Leben gerettet. Dieser Offizier sagte damals dem jungen Mann, wenn es ihm schlecht gehe, soll er sich ruhig an ihn wenden, er werde ihm behilflich sein. Nun hat sich der ehe­malige Feldgraue an seinen früheren. Offizier gewendet und ihm seine Lage geschildert. Der Offizier, der ein Bankgeschäft in Berlin hat, ließ seinen Lebensretter sofort zu sich kommen. Da der junge Mann auch eine Braut hat, erklärte ihm der Offiziere, er solle jetzt nach .Hause fahren und heiraten. Dann sollen sie beide zu ihm kommen, sie könnten in seiner Villa Wohnung beziehen. Für Möbel und Aussteuer werde gesorgt.

Aus Baden. 24. Mai. Zur Vornahme der Aufräumungs­arbeiten ist ein Reichswehrkommando in Aselfingen eingetrof­fen. Die Soldaten schaffen vom frühen Morgen bis in den Abend hinein und stehen bei ihrer Arbeit oft bis an die Knie im Wasser. Sie haben eine schwere Aufgabe zu erfüllen, um wenigstens vorerst die notwendige Ordnung zu schaffen. Auf dem Wege zwischen Schonach und Oberprechtag wurde die Spaltwirtin von Elzach von einem Unbekannten überfallen und ihrer Barschaft beraubt. Die Ueberfallene wurde blut­überströmt und bewußtlos ausgefunden. Vom Täter fehlt noch jede Spur. In Unteralpfen, Amt Waldshut, ist das Haus des Schuhmacher-meisters August Schupp niedergebrannt. Das lebende Inventar konnte gerettet werden. Begünstigt durch das warme und feuchte Wetter seit Anfang Mai sind die weiten Flächen mit Heidelbeeren viel rascher als sonst im Schwarzwald voran gekommen und stehen bis in die hohen Lagen in voller Blüte. Dabei zeigt die Blüte einen Reich­tum, wie er seit Jahren nicht beobachtet war. Die rötlich ge­färbten tropfenartig von den Stauden abwärts hängenden Blüten sitzen so dicht, daß das Grün des Laubes in seiner Schattierung durch das Rot der Blüte gewandelt wird und ein förmlicher rötlicher Schimmer über den Halden liegt. Ent­spricht der Fruchtansatz nur einigermaßen der Blüte, die bis jetzt tadellos verlaufen ist, so wird mit einer sehr ergiebigen Ernte gerechnet werden können. Das wäre um so erfreuli­cher, als im letzten Jahr die Blüte zum größten Test erfro­ren und nur eine schwache Ernte zu verzeichnen war.

Vermischtes.

Heimkehr eine- Hunde-. Aus Nordamerika konrmt die er­staunliche Mitteilung, wie ein Collie oder Schäferhund, der in Iowa seinem Eigentümer abhanden kam, nach sechs Monaten in seine Heimat in Silverton im Staat Oregon zurückkehrte. Sein Eigentümer Brazier hatte mit seiner Frau in einem Auto, Las er selbst leitete. Verwandte in Iowa besucht und war gewohnt, seinen Hund Bobie als Wächter im Auto zu lassen, so oft er in einem Gasthof übernachtete oder seine Mahlzeiten einnahm. In einer kleinen Stadt in Iowa mußte der Wagen ausgebessert werden; Bobie sprang hinaus und mischte sich unter die versammelten Dorfhunde, die ihn als Eindringling behandelten und fortjagten. Er war noch im Jugendalter und rettete sich durch die Flucht. Da er nicht rechtzeitig zurückkam, fuhren schließlich Brazier und seine Frau ohne ihren Hund ab, ließen aber in den Garagen der verschiedenen Halteorte Weisungen zurück. Wer beschreibt ihr Erstaunen, als sechs Monate nach ihrer Rückkehr Bobie, als ausgewachsener Hund, zottig und mit abgelaufenen Krallen, sich wieder in Silverton einfand? Er hatte 3000 englische Meilen zurückgelegt und das Felsengebirge im Winter über­schritten. Kein Wunder, daß er ein ganzes Steak ft- und drei Tage und Nächte hintereinander schlief.

Eine neue Stratzenräuberin? Kaum ist die gefährliche New-Dorker Einbrecherin und Mörderin mit den Pagenkopf hinter Schloß und Riegel gebracht, so tritt in Chicago eine Nebenbuhlerin auf, die der Ruhm ihrer New-Norker Schwester zur Nachfolge verleitet hat. Auch sie ist sehr hübsch und tragt die Haare kurz geschnitten, nur ist ihr Verfahren nach der Tra­gödie das Satirspiel, denn die Chicagoer Banditin, die sich die Hauptverkehrsader der Stadt zum Schauplatz ihrer Taten aus­gesucht hat, wählt sich ihre Opfer ausschließlich unter den ele­gant gekleideten jungen Spaziergängern. Ihr letztes Opfer, ein gewisser Mr. Brophy, gab der Polizei von seinem Erleb­nis einen tragikomischen Bericht, der die Methode der Ban­ditin anschaulich illustriert. Er prämierte vergnüglich, als eine Frau plötzlich mit den Worten:Ihr Geld oder ich schreie!" seinen Arm ergriff. Um sie loszuwerden, gab er ihr einen Dollar. Aber damit war die Schöne nicht zufrieden.Geben Sie mir das gesamte Geld, -das Sie in der Tasche haben, oder ich schreie. Drüben an der Ecke steht ein Schutzmann." An­gesichts der ganzen Situation hielt es der junge Mann für stuß, keine Szene zu machen und händigt« ihr gehorsam seine Brieftasche aus, worüber di« Holde mit einem freundlichen

Danke bestens" quittierte, um schleunigst zu verschwinden. Hätte ich es nicht getan", erzählte das Opfer auf der Polizei, so hätte sie geschrien und dem Schutzmann erzählt, daß ich sie belästigt habe. Kein Mensch hätte mir geglaubt. Die empörte Menge hätte mich sicher als gefährlichen Schürzenjäger be­trachtet und dementsprechend behandelt. Und zu den Schlägen hätte ich obendrein das Vergnügen gehabt, eingesperrt zu werden."

Handel und Verkehr.

Stuttgart, 24. Mai. Der Wochenmarkt ist jetzt mit Zufuhr nahe­zu überfüllt und steht infolge dessen in dem erfreulichen Zeichen der Preissenkung. Dies gilt insbesondere von allen Gartengewächsen. Selbst Schwetzinger Epargeln sind auf 5070 Pfg. heruntergegangen, nachdem man vor kurzem noch über eine Mark zahlen mußte. Groß ist auch das Angebot an Butter. Die Preise gingen bis zu 20 Pfg. das Pfund zurück. Tafelbutter kostet 2.10 bis 2.30, Bauernbutter 1.801.S0. Auch Weichkäse schloß sich der rückläufigen Preisbewe­gung an- Backsteinküse kostet 0.75-l.OO, Rahmkäse 1.00-1.50 Mk.

Bönnigheim, 24. Mai. (Rückgang der Weinpreise.) Bei der vom Ortsverein veranstalteten Weinvcrsteigerung kam kein Kauf zu­stande. Vvn Käuferseite wurden 5060 Mk. pro Hl. angeboten, was den Erzeugern nicht genügte. Immerhin kann als Ergebnis der Weinversteigerungen in letzter Zeit festgestellt werden, daß beim Wein ein wesentlicher Preisrückgang erfolgt ist.

Munderkingen, 24. Mai. (Viehmarkt.) Dem Jahrmarkt waren zugeführt: 45 Pferde, 100 Farren, 74 Ochsen, 39 Kühe, 108 Kalbeln, 109 Rinder, 25 Mutterschweine, 12 Läufer- und 450 Milchschweine. Erlöst wurden für Farren 130-285 Mk., Ochsen 170 600, Kühe 150350, Kalbeln 230 550, Rinder 65210, Mutterschweine 90 bis 105, Läufer 2530, Milchschweine 1015 Mk. pro Stück.

Neueste Nachrichten.

Mannheim, 24. Mai. Wie aus Ludwigshafcn a. Rh. berichtet wird, hat der durch seine aktive Tätigkeit in der separatistischen Bewegung bekannte Ingenieur Mixdors sich gestern abend durch einen Schuß in den Kopf entleibt. Der Grund dafür soll sein, daß Mixdorf von der französischen Eisenbahnrcgie entlassen worden ist und daß seine Wohnung für einen anderen Eisenbahnbeamten plötz­lich geräumt werden sollte.

München, 24. Mai. Bei einer Schlllerwanderung brachten die Schüler eine Wette zum Austrag, wonach jeder 20 Bananen essen und darauf zwei Liter Bier trinken mußte. Ein Schüler starb zwei Stunden nach dieser Unmäßigkeit.

Biebrich a. Rh., 24. Mai. Die Rennvierermannschaft der Wiesbaden-Biebricher Rudergesellschaft hat gestern abend einen schweren Unfall erlitten. Als der Vierer gestern abend auf dem Rhein seinem Training oblag, schlug plötzlich das Boot um. Wäh­rend sich der Steuermann und 3 der Ruderer durch Schwimmen retten konnten, ist der vierte Mann, ein 25jähriger Prokurist aus Wiesbaden namens Esch, ertrunken.

Köln, 24. Mai. Am Mittwoch nachmittag wurde hier Mini­sterialrat Dr. Schneider von der Regierung in Köln durch die bri­tische Militärbehörde verhaftet. Die Gründe der Verhaftung sind noch nicht völlig aufgeklärt: auf keinen Fall aber trifft die Behaup­tung desEcho du Rhin" zu, daß Ministerialrat Dr. Schneider an der Herstellung und an dem Inverkehrbringen von falschem Regie­geld irgendwie beteiligt sei. Diese Behauptung beruht lediglich auf der Aussage einer unter dem Verdacht der Falschmünzerei verhaf­teten Persönlichkeit. Ministerialrat Dr. Schneider hat von diesen Vorgängen erst erfahren, als die der Falschmünzerei beschuldigte Persönlichkeit bereits von den deutschen Behörden verhaftet und in das Gefängnis überführt worden war.

Potsdam, 24. Mai. In Werder erschoß gestern anscheinend nach vorangegangenem Streit ein junger Arbeiter seine Braut und versuchte dann sich selbst zu erschießen. Da die Waffe versagte, sprang er in die Havel und ertrank. Ein zweites Drama spielte sich gestern früh ebenfalls in Werder ab. Eine 29 jährige Kaufmanns­frau sprang mit ihrem 5jährigen Töchterchen in die Havel und er­trank.

Berlin, 26. Mai. Am gestrigen Sonntag ereigneten sich, wie die Blätter melden, in der Nähe von Berlin zwei schwere Auto­unfälle. In der Gegend von Bernau fuhr ein Auto gegen einen Baum und wurde zertrümmert. Der Chauffeur selbst blieb unver­letzt. Seine Schwiegermutter wurde getötet, während seine Frau mit schweren Beinoerletzungen, sein Kind mit Kopfverletzungen und sein Schwager mit Verletzungen an der Hand davonkamen. Auch in der Nähe von LUbben fuhr ein Auto gegen einen Baum und Überschlag sich. Eine Insassin wurde gegen einen Baum geschleudert und getötet. Eine zweite Insassin erlitt schwere Arm- und Bein­brüche und ein mitfahrender Herr eine Rippenquetschung und einen Beinbruch.

Berlin, 24. Mai. Entgegen anderslautenden Nachrichten wird amtlich mitgeteilt, daß das Reichsfinanzministerium angeordnet hat, die Bezüge der Reichsbeamten für den Monat Juni in der bisheri­gen Höhe bereits am 28. Mai auszuzahlen. Die aus der Neurege­lung der Beamtenbezüge sich ergebende Nachzahlung soll kurz vor Pfingsten erfolgen. DasBerl. Tagebl." erfährt, die Polizei habe in der vergangenen Nacht in Potsdamm 8 Kommunisten verhaftet, bei denen eine Sprengstoffladung, Handgranaten und Pistolen oor- gefunden wurden. Die Erhebungen sollen ergeben haben, daß sie von der Zentrale den Auftrag hatten, während einer Denkmalsfeier ein Attentat zu verüben. Das Reichsgericht hat das freisprcchende Urteil gegen den Redakteur derBergisch-Märkischen Zeitung" wegen Beleidigung Seocrings in Sachen Echlageter aufgehoben und die Sache an die Vorinstanz zurückverwiesen.

Gleiwitz, 24. Mai. Der Schiedsspruch über die Arbeitszeit in den oberschlesischen Eisenhütten ist für verbindlich erklärt worden.

Paris, 25. Mai. DemIntransigeant" wird aus London be­richtet, Macdonald habe Poincare einen neuen Brief zustellen lassen, in dem der Wunsch ausgesprochen werde, die zwischen den beiden Ministerpräsidenten in der letzten Zeit gepflogene Korrespondenz zu veröffentlichen.

Paris, 25. Mat. In dem Prozeß desMatin" gegen dirHu- mallite" aus Anlaß der Enthüllungen des letzteren Blattes über die finanziellen Beziehungen der französichen Presse zu gewissen russischen Regierungsstellen sind gestern der Abgeordnete Marcel Lachin als verantwortlicher Herausgeber und Boris Suwarin als Redakteur derHumanite" solidarisch zu 2000 Francs Geldstrafe und 10000 Francs Schadensersatz verurteilt worden. DerMatin" hatte 500000 Francs Schadensersatz verlangt.

Schla»eter-Gebichttns-Feier.

Schöna« (Wiesental), 25. Mai. Aur Erinnerung an die vor Jahresfrist in Düsseldorf erfolgte standrechtliche Erschie­ßung Schlageters fand heute vormittag an dem Grabe Schla- geters auf dem hiesigen Friedhof in Gegenwart der Familien­angehörigen eine Gedächtnisfeier statt, die von den vaterländi­schen Verbän den, insbesondere dem Jung deutschen Orden, ver­anstaltet worden war. Zahlreiche Abordnungen dieser Ver­bände aus Thüringen, Westfalen, Rheinland, Hessen, Würt­temberg, Baden usw. waren erschienen und legten ebenso wie die Vertretungen der studentischen Körperschaften der Hoch­schulen in Freiburg und Karlsruhe mit kurzen Widmungen Kränze am Grabe nieder. Auch viele Regiments- und Krie­gervereine waren durch Deputationen vertreten. Freiherr von Medern feierte Schlageter als deutschen Mann, der sein Leben für sein Vaterland hingegeben habe in der Hoffnung, daß sein Opfer nicht vergeblich gebracht worden sei. Für seine Heimat- gemeinde widmete -der Bürgermeister von Schönau dem Gefal­lenen einen warm empfundenen Nachruf und legte am Grabe im Namen der Gemeinde einen Kranz nieder. Mit dem. Treuschwur, wie

unentwegt zu dienen, fand die Feier ihren Abschluß. Der An- und Abmarsch der Abordnungen vollzog sich vollkommen ruhig.

Zusammensetzung der nationalsozialistischen Freiheitspartei.

Berlin, 24. Mai. Die Fraktion der Nationalsozialistischen Freiheitspartei hat ihren Vorstand folgendermaßen zusammen­gesetzt: Vorsitzender Abg. von Gräfe, Stellvertretende Vor­sitzende die Abgg. Gottfried Feder und Graf Reventlow, Bei­sitzer die Abgg. Jacob und Wulle, Geschäftsführer der Frak­tion Abg. Henning, Mitglied des Vorstands ohne Amt Abg. Ludendorsf. Ferner faßte die Fraktion eine Entschließung, in der es heißt: Es ist der Wille der völkischen Führer Luden­dorff, Hitler und Gräfe, daß alle ihre Anhänger im ganzen Reiche künftig nur noch eine einzige gemeinsame politische Or­ganisation bilden soll. Die von der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei, der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei und anderen befreundeten völkischen Vereinigungen gewählten Reichstagsabgeordneten haben demgemäß auch eine vollkommen einheitliche Fraktion unter dem NamenNationalsozialistische Freiheitspartei" zu bilden. Der Parteivorstand und die Vor­stände der Landesverbände der Deutschnationalen Volkspartei erklären sich in einem heute gefaßten Beschluß einstimmig mit den von der Parteileitung und der Reichstagssraktion aufge­stellten politischen Zielen einverstanden und sprechen der Par­teileitung ihr Vertrauen aus.

Erneutes Eingreifen des Reichsarbeitsministers.

Berlin, 24. Mai. Da auf der Grundlage des Schieds­spruchs vom 16. Mai eine Einigung der Parteien nicht zu­stande gekommen war, hat der Reichsarbeitsminister angesichts der Bedeutung des Streikfalles für die ganze deutsche Wirt­schaft nach Fühlungnahme mit den Parteien sich entschlossen, von der ihm für einen derartigen Ausnahmefall gegebenen ge­setzlichen Befugnis Gebrauch zu machen und nochmals LaS Schlichtungsverfahren einzuleiten. Er hat zum Schlichter den Präsidenten der Reichsarbeitsverwaltung Dr. Shrup bestellt. Die Schlichtungsverhandlungen finden am Montag, Len 26. Mai, vor dem Reichsarbeitsministerium statt.

Poincares Auffassung über die Politik des neuen Kabinetts.

Paris, 25. Mai. Poincare gab einem Mitarbeiter der BrüsselerEtoile Belge" Erklärungen über seine Auffassung von der Politik des kommenden Kabinettes. Jede französische Regierung, so sagte Poincare, wird sich in erster Linie an­gelegen sein lassen müssen, die engen Beziehungen zwischen Belgien und Frankreich aufrecht zu erhalten und die gemein­samen Interessen beider Länder, namentlich was die Ausfüh­rung des Versailler Vertrages anlangt, zu verteidigen. WaS den Sachverständigenbericht anlangt, so ist es erfreulich, daß er eine Berhandlungsgrundlage für beide Länder abgibt. Aber man muß vorsichtig sein und darf sich nicht durch Versprechun­gen Deutschlands ködern lassen. Darüber werden beide Län­der wachen- Jede französische Regierung wird notgedrungen eine internattonale Politik treiben müssen, wie ich sie unauf­hörlich betrieben habe. Die Besetzung des Ruhrgebietes darf sich nur nach Maßgabe der deutschen Zahlungen ändern, wie eS in dem bekannten Communique über die französisch-belgische Ministerkonferenz festgelsgt ist. Nach meiner Ansicht wird auch die parlamentarische Mehrheit in Zukunft genau dieselbe sein wie bisher. Und dann, so schloß Poincare, ist nicht auch noch der Senat vorhanden, der seinerseits immer einstimmig mein« internationale Politik unterstützt hat?

Herriot über Sie Außenpolitik der neue» französischen Regierung.

Paris, 25. Mai. Der Abgeordnete Herriot hat gestern i» Lyon einem Vertreter desPetit Journal" eine Unterredung gewährt, in der er u. a. erklärte, in der Außenpolitik werde die neue französische Regierung sich von zwei Grundsätzen lei­ten lasten: der Well den wahren Frieden und Gerechtigkeit und Frankreich die Sicherheit und Reparationen zu gewähr­leisten, auf die es Anspruch habe. Nach außen wie im Innern gedenke er sich auf die demokratischen Parteien zu stützen. Er habe von den Demokratien aller Länder bereits ermuti­gende Versprechungen erhalten. Zuerst müsse die neue Regie­rung darnach trachten, die Schwierigkeiten zu regeln, die der Sachverständigenbericht mit sich bringe. Dann habe sie die Modalitäten der Räumung des Ruhrgebietes zu Prüfen. Aber ihr Ziel werde sie vor allem dadurch erreichen, daß sie sich be­mühe, die Beziehungen Frankreichs zu den verschiedenen Völ­kern freundschaftlicher zu gestalten. Das Interview, das der Vorwärts" veröffentlicht habe, gebe seine Ansichten in bezug aus Deutschland einigermaßen getreu wieder. Es hätten sich jedoch gewisse sachliche Jrrtümer eingeschlichen, die zu berich­tigen notwendig sei. Er habe gesagt, er werde jede Zusam­menarbeit mit den deutschen Nationalisten ablehnen, er Hab« nicht gesagt, mit den deutschen Kommunisten. Ebenso habe er auch nicht erklärt, daß er von der Gegenseite Vertrauen for­dern werde. Er habe vielmehr gesagt, daß er bona fide (ehr­lich und redlich) verlange, mit welchen Männer er auch zu tun haben werde und welchen Parteien sie auch angehören möchten. Er werde von ihnen eine bona side verlangen, die derjenigen gleichkomme, auf die sie seinerseits zählen könnten. Schließlich fehle in der Wiedergabe seiner Erklärung imVorwärts" die Mitteilung, daß es seine entschiedene Absicht sei, die Rechte sei. nes Landes zu verteidigen und daß man vor allem jenseits des Rheines bedenken solle, daß eine nationalistisch orientierte deutsche Regierung die Verhandlungen über die Wiederherstel­lung des Friedens erschweren werde, obwohl er den sehnlich­sten Wunsch habe, sie zum Ziele zu führen. Er wolle jede De­mokratie unterstützen und gegen jeden Imperialismus an­kämpfen. Die neue französische Regierung werde nicht vor dem 5. Juni gebildet sein. Was ihn anbelange, so habe er das Mandat auszuführen, das er von der Wählerschaft er­halten habe. Gleich zu Beginn der neuen Legislaturperiode werden gewisse leicht -durchzuführende Maßnahmen sich «IS notwendig erweisen, so die Aushebung des Ermächtigungsge­setzes und eine umfassende Amnestie die sich auf die entlasse­nen Eisenbahner erstrecken werde. Er sei mehr denn je ent­schlossen, von den Sozialisten nicht nur wohlwollende Unter­stützung, sondern auch eine aktive Mitarbeit zu verlangen. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der radikalen und soziali­stisch-radikalen Partei werde er an den sozialistischen Parteitag, der am 1. Juni zusammentrete, schriftlich sein Angebot richten. Von der Antwort werde sein künftiges Verhalten abhängen. Wie diese aber auch ausfalle, die Regierung, an die er Lenke, werde sich nur auf Männer der Linken stützen und nur ihre Mitarbeit werde er annehmen. Bei seinen Besprechungen mit Poincare hätten ausschließlich die Interessen Frankreichs im Mittelpunkte gestanden. Es sei ausgeschlossen, die Durchfüh­rung der sozialen Maßnahmen, die er beabsichtige, zu decken, wenn die Finanzen nicht völlig in Ordnung seien. Wenn er die Regierung übernehme, werde er für die Währungsdesaiti- sten, so hoch sie auch gestellt sein mögen, kein Erbarmen haben. Er werde ihnen gegenüber mit Mer Strenge das Gesetz an­wenden. Die eiste Ausgabe der neuen Regierung Werde sein, unbedingt eine sichere Finanzpolitik in die Wege zu leiten und das Gleichgewicht des Budgets herzustellen, nicht durch eine Verschärfung der Verbrauchssteuern, sondern durch eine Er­fassung derjenigen Steuerzahler, di« sich bis jetzt ihrer Pflicht

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