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11V.
Mg, Montag, den 19. Mai 1924.
82. Jahrgang.
Deutschland
Stuttgart, 17. Mai. Die Deutsch-demokratische Landtagsfraktion hat den ALg. Schees wieder zu ihrem Vorsitzenden und Dr. Bruckmann zu dessen Stellvertreter gewählt. Schriftführer wurden Mathilde Planck und Dr. Elsas, lieber die Richtlinien der einzuhaltenden Politik wurde Einmütigkeit festgestellt.
Stuttgart, 17. Mai. Der zweite (süddeutsche) Senat des Etaatsgerichtshofes hat heute einen weiteren Pfälzer, den 20 Jahre alten Karl Bryggemann aus Frankenthal, wegen Beihilfe zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahreü Ehrverlust und 500 Mark Geldstrafe, ferner den 25 Jahre alten Eisenbahnbediensteten und Kommunisten Otto Weinbrecht aus Durlach wegen Vorbereitung hochverräterischer Unternehmungen (Weitergabe umstürzlerischer kommunistischer Rundschreiben der kommunistischen Bezirksleitung in Mannheim) zu einem Jahr drei Monaten Festung und 500 Mark Geldstrafe verurteilt.
Karlsruhe, 17. Mai. Im Zusammenhang mit der Begnadigung der bei dem Ueberfall auf den Deutsch-Amerikaner Bergdoll im August v. Js. Beteiligten hat nunmehr die amerikanische Regierung Len deutschen Zahntechniker Friedrich Wilhelm Bischofs, der während des Krieges wegen feindseliger Handlungen gegen die Vereinigten Staaten von Amerika zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, begnadigt. Bischofs hat sich am 13. d. Mts. nach Deutschland eingeschifft.
Saarbrücken, 17. Mai. Nachdem vorgestern die Röchlingwerke 3000 Arbeitern das Arbeitsverhältnis gekündigt haben, hat nunmehr auch die unter französischer Aktienmajorität stehende Dillinger-Hütte durch Anschlag verkündet, daß die Aktionäre es ablehnten, in Zukunft weiter mit Zuschüssen zu arbeiten und daß deshalb allen Arbeitern zum 1. Juni gekündigt sei. Darauf legten die Arbeiter die Arbeit sofort nieder. Wie verlautet, soll auch die Elektrizitäts- und Wasserversorgung bedroht sein. Die Belegschaft der Dillinger-Hütte beträgt 8000 Mann. Auch auf den übrigen Eisenwerken des Saargebiets ist die Lage sehr kritisch, so daß noch weitere Ar- beiterentlassungen zn befürchten sind.
Oberhausen, 17. Mai. Wie der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" mitgeteilt wird, werden die hiesigen Zechen voraussichtlich am Dienstag den Betrieb wieder aufnehmen. Die Mehrzahl der hiesigen Bergleute scheint für die Annahme des Schiedsspruches zu sein. In der Stadt ist die Ruhe bisher in keiner Weise gestört worden. Es ist selten eine Streikzeit so ruhig verlaufen wie die letzte.
Berlin, 17. Mai. Die Koalitionsparteien des alten Reichstages, die vorläufig im Rahmen einer Fraktionsgemeinschaft weiter Zusammenarbeiten werden, haben gestern in einer gemeinsamen Besprechung ihrer Führer den Beschluß gefaßt, ein außenpolitisches Programm aufzustellen. Man will damit eine Basis für die bevorstehenden Verhandlungen mit den Deutschnationalen schaffen und vermeiden, daß durch langwierige Verhandlungen zwischen den Deutschnationalen und den einzelnen Mittelparteien unnötige Zeit verloren geht. Es kann nunmehr als durchaus feststehend bezeichnet werden, daß die Reichsregierung etwa zwei Tage vor dem Zusammentritt des Reichstages ihren Rücktritt nimmt. Bis dahin müssen dann unbedingt die Verhandlungen über die neue Regierung abgeschlossen sein, damit sofort eine neue aktionsfähige Regierung an die Stelle des alten Kabinetts treten kann.
Berlin, 17. Mai. Bei den Besprechungen der Mittelparteien war man sich darüber einig, Laß die Deutschnationalen an der Regierung beteiligt werden müßten. — Grütte-Lehder, der Mörder des sogenannten Oberleutnants Müller-Dam- mert, ist, wie durch die Lcschlganahmte Korrespondenz jetzt einwandfrei festgestellt wurde, nach Ungarn gegangen. Daß man dort seiner habhaft werden könnte, darf als ausgeschlossen betrachtet werden. Die „Vossische Zeitung" fordert eine genaue Untersuchung, auf Grund welcher Tatsache Grütte-Lehder trotz schwerstem Belastungsmaterial seinerzeit freigekommen ist. Von Januar bis April hat sich Grütte-Lehder dort aufgehalten und in einer Knopffabrik gearbeitet.
Bischöfliches Ordinariat und Aufwertung.
Stuttgart, 17. Mai. Das Bischöfliche Ordinariat hat an das Württ. Staatsministerium eine Eingabe gerichtet, worin es sich gegen die Bestimmungen der Steuernotverordnung über die Aufwertung wendet, nicht bloß deshalb, weil die getroffene Regelung nach mehreren Richtungen gegen das natürliche Recht und die Grundsätze der Gerechtigkeit, sowie gegen Las gesunde Rechtsempfinden des Volkes zu verstoßen scheint, sondern auch deshalb, weil die kirchlichen Vermögensfonds aufs schwerste getroffen worden sind. Das Ordinariat bezweifelt, ob die Vorteile, um deretwillen der scharfe Eingriff in das Privatvermügen gemacht worden ist, der Allgemeinheit zugute kommen. Die Erschütterung des allgemeinen Vertrauens zur Regierung werde noch verstärkt durch die weitverbreitete Annahme, daß die Notverordnung vorwiegend Interessen der Großfinanz und der Großindustrie berücksichtigt. Den kirchlichen Vermögensverwaltungen, die doch eine vorzugsweise Behandlung verdient hätten, bringe die Verordnung schwerste Verluste, ja vielleicht völlige Verarmung. Die Eingabe verlangt von der Württ. Regierung, dafür einzutreten, daß der Mittelstand, die Kleinkapitalisten und Sparer, und die kirchlichen Fonds vor völliger Verarmung geschützt werden.
Zur Regierungsbildung in Württemberg.
Stuttgart, 17. Mai. Die oberschwäbischen Zentrumszei- tungen schreiben zur Frage der Regierungsbildung in Württemberg u. a.: Wie stellen sich nun die einzelnen Parteien zur Regierungsbildung? Die Sozialdemokratie redet von einer neuen Aera, vor der sie stehe. Diese neue Aera soll wohl in einer frisch-fröhlichen Opposition bestehen. Von der Demokratie hat sich kürzlich der Abg. Scheef in der Weise ausgelas
sen, daß sie für eine Regierung mit der Rechten nicht zu haben seien. Nun bestehen bei der Demokratie allerdings auch Strömungen, die für eine Beteiligung an der Regierung auch mit der Rechten plaidieren. Es wird abzuwarten sein, welche von den beiden Richtungen sich durchsetzt. Bei Len Rechtsparteien ist die Bürgerpartei zweifellos die Führerin für den Gedanken einer praktischen Mitarbeit innerhalb einer Regierung der Mitte. Das Zentrum kann als Hauptträger der gegenwärtigen Regierung abwarten, bis die Lage sich zu klären beginnt. Da und dort stößt man auf die Ansicht, abzuwarten, bis sich die Verhältnisse in Berlin kristallisiert haben. Das scheint uns ein falscher Standpunkt zu sein. Eine Homogenität in der Zusammensetzung der Württ. Regierung mit der Reichsregierung scheint uns nicht unbedingt erforderlich. Wir sind der Ansicht, daß wir in Württemberg eine Regierung zu bilden haben, die den württ. Parteiverhältnissen entspricht.
Aus der Fraktion der Bürgerpartei und des Bauernbunds.
Stuttgart, 16. Mai. Die neu gewählten Abgeordneten der Bürgerpartei und des Bauern- und Weingärtnerbundes traten am 15. Mai zum erstenmal nach der Wahl zusammen. Sie beschlossen einmütig die Erneuerung der Fraktionsgemeinschaft unter dem bisherigen Namen „Fraktion der Bürgerpartei und des Bauernbundes". Die Fraktion besteht aus 25 Mitgliedern, bildet also beinahe ein Drittel des Landtags. Zum Vorsitzenden wurde wieder der Abg. Bazille gewählt. Dieser besprach die politische Lage und erblickte in der Zunahme der Kommunisten das bedeutsamste Merkmal der Wahlen trotz der großen Zunahme der Deutschnationalen. Das Anwachsen der Kommunisten sei das Hauptergebnis -der schwächlichen Außen- und Wirtschaftspolitik der letzten Jahre. Seit Jahren sehe er nur eines: Die drohende soziale Revolution in Europa, von Rußland mit allen Mitteln erstrebt, während Frankreich mit Hilfe der sog. Reparationen die Verarmung Deutschlands und damit die deutsche soziale Revolution herbeiführen wolle. Je ärmer Deutschland werde, umso fürchterlicher werde die Implosion sein. Deutschland sei an eine vierfache Kette von Gefahren gebunden, von denen jede einzelne für sich allein schon hinreiche, das Herz des Parioten mit banger Sorge zu erfüllen: Len Parlamentarismus, die halbsozialistische Wirtschaftspolitik, die französische und die russische Gefahr. Furchtbar ist, daß zu den Gegensätzen im Innern in letzter Zeit auch noch konfessionelle Gegensätze gekommen sind. Die deutschnationalen Fraktionen in Reich und Land werden wie bisher allen religiösen Richtungen Achtung und Freiheit lasten und für die Erhaltung christlicher Grundlagen unseres Volkslebens kämpfen. Durch diese Haltung zählt jetzt die deutschnationale Reichstagsfraktion zehn Katholiken in ihren Reihen, darunter einen katholischen Priester. Die Fraktion der BB. begrüßt in ihren Reihen drei katholische Bauern. Eine schmerzliche Üeberraschung war deshalb die Stellung des Bischöflichen Ordinariats zu der Kandidatur Fürst, weil diese Stellung notwendigerweise bei beiden christlichen Konfessionen Mißtrauen Hervorrufen mußte und weil die Vermeidung dieses Mißtrauens bei der fast hoffnungslosen Lage Deutschlands ein zwingendes nationales Gebot ist. Es ist aufs tiefste zu beklagen, daß die Zentrumspreste zur Förderung ihrer Wahlzwecke die Sache in die Oeffentlichkeit gebracht hat, ohne die weiteren Versuche einer befriedigenden Lösung abzuwarten. Schädlich war auch, daß Las Zentrum in seiner Wahlagitation den Kulturkampf an die Wand gemalt hat. Die Entgleisungen der Zentrmnsblätter waren teilweise doch so schwer, daß sie in Verbindung mit der Haltung des Ordinariats im Fall Fürst in weiten Kreisen des evangelischen Volkes den Glauben an die Eröffnung eines umgekehrten Kulturkampfes erzeugt haben. Die Saat des Mißtrauens ist der Keim alles Hebels. Die Fraktion wird an der Er- strebung des konfessionellen Friedens festhalten, aber nicht unter Preisgabe ihrer Rechte. In der Debatte kam zum Ausdruck, daß die Fraktion an den bisherigen Grundsätzen festhalten -werde, gleichgültig, ob sie der nächste Landtag in der Regierung oder in der Opposition finden wird. Es wurde auch die Ansicht vertreten, daß der Weg der Mittelparteien nach den Lehren der Geschichte in einem unerläßlichen Unglück für das deutsche Volk enden müsse.
Eine Erklärung KahrS.
Der Regierungspräsident von Oberbahern von Kahr veröffentlicht folgende Erklärung: „Es ist an mich die Anfrage gerichtet worden, inwieweit Herr von Seister für die Amtshandlungen, die er während der Dauer des Generalstaatskom- missariats vollzogen hat, politisch verantwortlich gemacht werden könne. Nach Loge der Dinge war Oberst von Seister als Chef der Landespolizei Referent des Generalstaatskommissariats. Da er in dieser Eigenschaft nur nach meinen Weisungen gehandelt hat, trage ich allein die Verantwortung für die politischen Auswirkungn dieser Handlungen. Ueber Liese meine Auffassung habe ich niemals Zweifel gelasten. Im übrigen ist von Seister nur deshalb eine politisch umstrittene Persönlichkeit, weil er von den Kreisen bekämpft wird, denen er im Interesse des Staates und der Staatsautorität mit den ihm von staatswegen anvertrauten Machtmitteln erfolgreich entgegengetreten ist. Ein Vorfall, der in den heutigen politisch so erregten Zeiten jedem Polizeioffizier begegnen kann."
Französische Entstellung der Tatsachen.
Frankfurt-Main, 17. Mai. Ueber einen Zwischenfall, der sich in Schmitten ereignete, gibt uns Las dortige Bürgermeisteramt folgende Darstellung: Am Donnerstag abend zwischen 7 und 8 Uhr erschienen an dem etwa 1200 Meter von der Grenze des besetzten Gebiets oberhalb Schmitten gelegenen Weiher zwei französische Soldaten, um dort zu fischen. Sie führten eine Büchse mit Sprengstoff bei sich, mit dem sie den Fischen nachstellen wollten. Der Revierförster, der den Vorgang von seiner in der Nähe befindlichen Wohnung beobach
tete, gab den beiden zu verstehen, Laß das nicht statthast sei. Dieser Aufforderung gaben die Franzosen keine Folge und als der Förster sie in energischer Weise nochmals zum Verlassen des Geländes aufforderte, griff der eine der Franzosen in die Tasche, zog ein Messer und drang damit auf den Förster ein. Auf seine Hilferufe eilten zwei Einwohner aus Schmitten und auch der Sohn des Försters herbei, der aus seinem Gewehr zwei Schrotschüsse auf den Angreifer abgab. Während der eine Franzose sich auf der Reifenberger Chaussee ins besetzte Gebiet flüchtete, zog sich der verwundete auf dem Waldweg Wer die Grenze zurück. Gestern ersuchte der französische Delegierte von Königstein den Bürgermeister von Schmitten, an die Grenze zu kommen und Aufklärung über den Vorfall zu geben; andernfalls würde Schmitten besetzt werden. Der Bürgermeister gab der französischen Behörde ein klares Bild der Sachlage, wie sie nach den Zeugenaussagen festgestellt worden ist. Ein einwandfreier Beweis, daß sich der Vorfall im unbesetzten Gebiet abgespielt hat, konnte auch dadurch erbracht werden, daß Spuren -der Schrotschüsse an einem in der Nähe stehenden Baum festgestellt wurden. Demgegenüber verbreiten die Franzosen eine Darstellung, wonach der Vorfall sich auf besetztem Gebiet abgespielt habe und zwar sei eine aus zwei Mann bestehende französische Patrouille von sechs Deutschen und dem Sohn des Försters aus dem Hinterhalt überfallen worden.
Mehr als 130 ügO Ausgewiesene und über I2ov Gefangene.
Berlin, 17. Mai. Die „Times" beschäftigen sich in einem Leitartikel mit der Haltung der Deutschnationalen zu dem Sachverständigengutachten und treten u. a. dafür ein, daß Frankreich die Politischen Gefangenen im Ruhrgebiet und im Rheinland freilassen möge. Immer wieder muß man in ausländischen Blättern die Bezeichnung „politische Gefangene" finden, was natürlich bei den Lesern ganz falsche Schlußfolgerungen zuläßt. Von französischer Seite ist ja schon bei mancher Gelegenheit erklärt worden, daß die Zahl der politischen Gefangenen in den besetzten Gebieten außerordentlich gering sei, unerwähnt dagegen ist geblieben, daß viele Tausende wegen geringer Vergehen verurteilte Personen in den Gefängnissen schmachten. Es wird Sache der Reichsregierung sein, in ihren Verhandlungen über die Freilassung der Gefangenen den größten Nachdruck darauf zu legen, daß sämtliche gefangen gehaltenen Personen freigelassen werden. Würde man sich damit abfinden, daß nur die politischen Gefangenen in Freiheit gesetzt werden, dann liegt es bei Frankreich, die Wahl derjenigen festzustellen, die es in Freiheit zu setzen für gut befindet. Wir Deutsche kennen aber solche Unterschiede nicht. Für uns gibt es nur -deutsche Gefangene in französischen und belgischen Gefängnissen, die nach Tausenden zählen und wegen ihrer treudeutschen Gesinnung zu vieljährigen Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilt worden sind.
Der Berliner Schiedsspruch in Bochum abgelehut.
Bochum, 17. Mai. Die Revierkonferenz des alten Bergarbeiter-Verbandes hat ebenso wie die des Christlichen Bergarbeiterverbandes Äm Berliner Schiedsspruch abgelehnt. Vor dem Rathaus sammelte sich eine größere Menschenmenge an, die von der Polizei zerstreut wurde.
Eiue Feststellung der Reichsregierung.
Berliu, 16. Mai. Das halbamtliche Wolffbüro schreibt: Die Leitung der Deutschnationalen Volkspartei veröffentlicht eine Erwiderung auf die Darstellung über die Stellungnahme der Reichsregierung zu dem gestrigen Beschluß des Vorstandes der Deutschnattonalen Volkspartei. Diese Erwiderung vermeidet ein Eingehen auf die sachliche Zurückweisung des deutschnationalen Verlangens, und versucht indessen unsere Darstellung Wer die mit den deutschnationalen Parteiführern stattgehabten Besprechungen und unsere anderen Feststellungen als falsch und irreführend abzutun. Demgegenüber sei nochmals festgestellt, daß den Parteiführern Hevgt, Graf Westarp und Reichert vom Reichskanzler und dem Reichsfinanzminister Dr. Luther eingehend die Gründe dargelegt wurden,, welche die Reichsregierung zwingen, die Vorarbeiten für die zur Durchführung der Sachverständigengutachten erforderlichen Gesetzentwürfe ohne Aufschub durchzuführen. Die deutschnationalen Parteiführer haben gegen die von dem großen Ernst der Lage beherrschten Ausführungen des Reichsfinanzministers keine sachlichen Einwendungen gemacht.
Kommunistische Pfingstpläne.
In einer Sprache, deren Derbheit kaum Mehr zu Wertreffen ist, teilt die „Rote Fahne" mit, daß am Pfingstsonntag in Leipzig ein roter Tag als kommunistische Propaganda und als Demonstration stattfinden soll mit dem Zweck, „Las Lumpengesindel auseinanderzuknüppeln".
Zum deutsch-russische» Konflikt.
Wegen der Begünstigung der Flucht des Kommunisten Bozenhardt sind noch neun Personen festgenommen worden. Bozenhardt, der in der Wohnung des Kommunisten Lehmann in der Gletischstraße 15 verhaftet worden ist, war früher Lokomotivführer. Seit Jahren lebt er von Frau und Kind getrennt, mit der Lageristin Helene Aßmann. Die Wohnung, in der Bozenhardt verhaftet worden ist, gehört einer Dame, die sich im Ausland aushält. Sie wurde von dem „Diplomingenieur" Otto Lehmann gemietet. Lehmann, der Grubenarbeiter war, hatte sich diesen Titel beigelsgt, als er bei der russischen Handelsvertretung angestellt wurde. Helene Aßmann und ihre in Neukölln wohnende -Familie haben die engste Verbindung mit Bozenhardt in seinem Versteck gehabt. Sie sind deshalb wegen Begünstigung festgenommen worden. Es ist nun festgcstellt, daß Bozenhardt Angestellter der russischen Handelsvertretung gewesen ist. Er hat vier Wochen vor den Reichstagswahlen Urlaub erhalten und ist als Referent für Wahlversammlungen der Deutschen Kommunistischen