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München, 8. Mai. In dem Beleidigungsprozeß der württem- hergischen Regierung gegen den verantwortlichen Schriftleiter des Völkischen Beobachters", Hermann Esser, erklärten mehrere Zeugen, daß Essir zur Zeit, als der fragliche Artikel imVölkischen Beobachter" «sagen, der der Wllrttemberger Regierung u. a. Begünstigung kom­munistischen Hochverrates vorgeworfen hatte, in Berlin weilte. Vas Schwurgericht sprach den Angeklagten frei, weil Fahrlässigkeit nicht »orliege.

München, 8. Mai. Der Börsenvorstand beauftragte die Münchener Maklerkammer, für die Münchener Bankfirmen Waitzfelder AG. und vungler u. Co. keine Aufträge mehr entgegenzunehmen.

Nürnberg, 8. Mai. Die Arbeiter der Schwan-Bleistiftfabrik sind gestern in den Streik getreten.

Halle, 9. Mai. Der Regierungspräsident von Merseburg hat die von der Kommunistischen Partei aus Anlaß der am 11. Mai statt- sindenden Weihe eines Moltkedenkmals in Halle nachträglich für denselben Tag angesagte Massenversammlung unter freiem Himmel die Genehmigung versagt. Die Polizei hat Anweisung erhalten, jede nicht genehmigte Versammlung zu verhindern.

Kassel, 8. Mai. Nach dem bis jetzt vorliegenden amtlichen Wahlergebnis der Reichstagswahl in HessenNassau sind 15 Kandi­daten als gewählt zu betrachten, die sich folgendermaßen verteilen: Deutschnationale Volkspartei 3, Deutsche Äolkspartei 2, Zentrum 2, Demokraten 1, Bereinigte Sozialdemokraten 5, Kommunistische Partei 1, Völkisch-sozialer Block 1.

Neuwied, 8. Mai. Die Rheinlandkommission nahm die Aus­weisungsbefehle gegen den Erbprinzen Hermann zu Wied und den Verleger derNeuwieder Zeitung", Strueder, zurück.

Breslau, 8. Mai. DerSchlesischen Volkszeitung" zufolge, wurden für das Zentrum im Wahlkreis Breslau-Süd entgegen an­derslautenden Meldungen insgesamt 175000 Stimmen abgegeben. Dr. Brüning, Bundesgeschäftssührer in Berlin ist somit als dritter Zentrumskandidat in Breslau-Süd gewählt worden.

Berlin, 8. Mai. Nach einer Meldung desBerliner Lokalan- reigcrs" aus Schwerin wurde am Dienstag in Neubrandenburg eine Zusammenkunft von mecklenburgischen Kommunisten durch Kriminal­polizei ausgehoben. Die Zusammenkunft hatte den Zweck, eine Tscheka einzurichten. Sechs Kommunisten wurden verhaftet, darunter der Schweriner Landtagsabgeordnete Erich Schmidt, sowie der Haupt­täter an der Ermordung des Arbeiters Jonas aus Magenon. Einer der Verhafteten machte einen Fluchtversuch, wurde dabei aber durch einen Revolverschuß der Polizei verletzt.

Berlin. 8. Mai. Gegenüber einer Meldung derRoten Fahne", daß der ehemalige Kronprinz zur Einweihung des Moltkedenkmals in Halle und der dort von den Deutschoölkischen geplanten Veran­staltung aus Anlaß der Enthüllung bereits in Halle eingetroffen sei, stellt der Amtliche Preußische Pressedienst ausdrücklich fest, daß der ehemalige Kronprinz sich weder zur Zeit in Halle befindet, noch überhaupt zur Teilnahme an den Feiern nach Halle fahren wird.

Berlin, 8. Mai. In dem Rechtsstreit des Prinzen Friedrich Le- spold von Preußen ist heute vor der '4. Zivilkammer des Landge­richts I Berlin die Irage der Rechtswirksamkeit der Beschlagnahme de» Vermögens des preußischen Königshauses zur eingehenden Er­örterung gelangt. Der frühere preußische Finanzminister Lüdemann hatte auf Grund der Beschlagnahmeoerordnung vom 30. November 1918 auch das Vermögen, das der Prinz bei seinem Berliner Bank­haus liegen hatte, gesperrt und dem Bankhaus jede Auszahlung an den Prinzensjverboten. Der Prinz strengte gegen da» Bankhaus Klage auf Herausgabe des Vermögens an und begründet« die Klage damit, daß die Beschlagnahmeoerordnung gegen die Verfassung ver­stoße, da sie die verfassungsmäßig gewährleistete Freiheit des Eigen­tums verletze und das verfügte Verbot deshalb ungültig sei. Das Gericht schloß sich diesem Standpunkt an, stellte die Rechtsunwirk­samkeit der Beschlagnahmeverordnung fest und erkannte nach dem Antrag des Prinzen.

. Riga, 8. Mai. Das Petersburger Kriegsgericht hat fünf Finn­länder zum Tode verurteilt, die der Spionage angeklagt waren. Die Anklage hatte den Verurteilten nicht nur militärische Spionage, sondern auch versuchte Sprengung von Brücken zur Last gelegt.

Paris, 8. Mai. Um den 20. Mai wird eine neue Besprechung zwischen Poincare und den belgischen Ministern erfolgen. Danach wird er eine Besprechung mit Maconald abhalten und für Mitte Juni ist die große interalliierte Konferenz zur Lösung der Reparationsfrage vorgesehen. Außer durch die Mitteilung des englischen Botschafters wurde Poincare über den Inhalt der Besprechung zwischen Macdo­nald und den Belgiern durch eine ausführliche Denkschrift des fran­zösischen Botschafters in Brüssel unterrichtet, welcher heute in Paris eintraf.

Paris, 8. Mai. Havas meldet aus Washington: Die vereinigten Ausschüsse des Repräsentantenhauses und des Senats haben auf Vorschlag des Präsidenten Coolidge beschlossen, als Tag des In­krafttretens des neuen Einwanderungsgesetzes, das die Japaner aus den Vereinigten Etaaaten ausschließen wird, dem Parlament den 1. März 1925 zu empfehlen unter der Bedingnng, daß inzwischen Verhandlungen über die Ausübung des Ishii Lansina-Abkommens ausgenommen werden, das solchen Japanern den Zutritt zu den Bereinigten Staaten gestattet, die keine mit der amerikanischen kon­kurrierende Handarbeit betreiben.

London, 9. Mai. Wie Reuter meldet, betonte der erste Sekre­tär der Sowjetgesandtschaft, Ditner, daß alles Eigentum der russi­schen Zarenregierung und der übrigen früheren Regierungen jetzt ge­setzliches Eigentum der Sowjetregierung sei und daß in allernächster Zeit Schritte unternommen würden, um die Rückgabe dieses Eigen­tums von denen zu verlangen, die es ungesetzlich in Besitz hätten, was insbesondere auch aus das Gebäude der früheren russischen Bot­schaft zutreffe.

Newyork, 8. Mai. Der Kongreß der amerikanischen Handels­kammern hat sich in einer offiziellen Entschließung für das Dawes- gutachten ausgesprochen.

Abg. Bazille zur Frage der Regierungsbildung.

Stuttgart, 8. Mai. Bei einem Jamilienabend der Württ. Bürgerpartei stellte Bazille Betrachtungen über die Möglich­keit der Regierungsbildung im Reiche an. Danach ist es ziem­lich unwahrscheinlich, daß eine feste, bürgerliche Regierung zu­stande kommt. Das Schlimmste wäre eine Minderheitsregie­rung, weil dadurch eine stabile Regierungsgewalt wieder un­möglich würde. Als schwere Gefahr betrachtete er den Einzug von 62 Kommunisten in den Reichstag. In Württemberg liegt die Entscheidung in weitem Maße Leim Zentrum. Es kommt darauf an, welchen Weg dieses gehen wird. Es kann Wohl sein, daß die Regierungsbildung in Württemberg sich nach der im Reiche richtet.

Rücktrittsforderung an Oberst Seiffer.

Die Nachricht, daß die bayerische Staatsregierung an den Chef des Landespolizeiamtes, Oberst von Seisser, mit der Bitte herangetreten ist, von seinem Amte zurückzutreten, entspricht den Tatsachen. Die Staatsregierung muß besonders Wert dar­auf legen, daß die bayerische Landespolizei vollkommen unpoli­tischen Charakter trägt und von innerpolitischen Auseinander­setzungen und Gegensätzen bewahrt bleibt. Voraussetzung da­für ist, daß das Landespolizeiamt von einer Persönlichkeit ge­leitet wird, die nicht selbst politisch umstritten ist. Diese Vor­aussetzung hält die Staatsregierung bei von Seisser nicht für gegeben. Während des Urlaubs des Polizeiobersten von Seif­er, den dieser in einigen Tagen antreten wird, wird die Re­gierung die Geschäfte des Landespolizeiamtes vertretungsweise dem Chef des Landespolizeikommandos in Fürth. Gareis, »vertragen.

verurteilte Tiebesbonbe.

8r«*kf»rt M»i«, v. Mai. Bor der hiesig«» Strafkam­

mer hatte sich in mehrwöchiger Verhandlung eine weitver­zweigte Diebesgesellschaft, die im Frühjahr 1923 hier und in anderen großen süddeutschen Städten bandenmäßig Diebstähle in Ladengeschäften, Schneidereien und Privathäusern beging, wobei sie es hauptsächlich auf Stoffe, Silbergeschirr und andere Wertsachen abgesehen hatte, zu verantworten. Auf der An­klagebank saßen 18 Beschuldigte, darunter auch fünf Frank­furter Polizeibeamte, die sich schwerer Amtsvergehen, darunter Bestechung, Urkundenfälschung, Hehlerei, Unterschlagung usw., schuldig gemacht haben und die aus den Taten der Diebes­bande materiellen Vorteil gezogen haben sollen. Das Gericht erkannte auf folgende Strafen: Kriminalbetriebsassiistent Kappe 5 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, Polizeiassistent Epple 2 Jahre Zuchthaus und 3 Jahre Ehrverlust, Kriminal­betriebsassistent Schulz 3 Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust, Polizeioberwachtmeister Heyder und Polizeiwacht­meister Reitz je 15 Monate Gefängnis, Händler Bart 2^ Jahre Zuchthaus und 3 Jahre Ehrverlust, Kontoristin Wiggen- häuser 2^ Jahre Gefängnis, Graveur Zünder 6 Jahre und 6 Wochen Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, Kaufmann Fah­renbach 3 Jahre Zuchthaus und 10 Monate Gefängnis. Die übrigen Angeklagten wurden zu Gefängnisstrafen von 4 Mona­ten bis zu 3 Jahren verurteilt.

Der Konflikt im Ruhrbergbau.

Düsseldorf, 8. Mai. Die Aussperrung der Bergarbeiter des Ruhrgebietes gewinnt an Ausdehnung. Die Arbeiter leh­nen es ab, acht Stunden unter Tage zu arbeiten. Die Gru­ben, welche gestern ihre Tore noch nicht geschlossen haben» sind heute genötigt, dies zu tun, da die Bergleute die Arbeit nach vollendeter siebenstündiger Arbeitzeit verlassen. Die Delegier­ten der Bergarbeitergewerkschaften! des Ruhrgebiets sind heute nach Berlin abgereist, um sich in Verbindung mit dem Reichs­kommissar zu setzen.

Das Gesamtbild der Streiklage.

Düsseldorf, 8. Mai. Die Streik- und Ausstandsbewegung im Ruhrgebiet hat, wie die Telegraphen-Union erfährt, im Laufe des Tages in der Tat noch weiter um sich gegriffen. Für den 7. Mai hatten die Gruben bei der Eisenbahnregie 5000 Waggons anstatt 20 000 wie sonst durchschnittlich angefordert. Es scheint daher, daß sie glaubten, ein Viertel der üblichen Förderung sichern zu können. Tatsächlich ergibt sich aber für die streikenden Arbeiter folgendes Bild: 98 Prozent in Len Hütten um Recklinghausen, 97 Prozent in Lünen, 84 Prozent in Hattingen, 97 Prozent in Herne, 94 Prozent in Gelsenkir­chen, 97 Prozent in Wattenscheid, 99 Prozent in Essen 1, 94 Prozent in Essen 2, 74 Prozent in Werden, 97 Prozent in Oberhausen. Die Notstandsarbeiten sind bisher durchgeführt worden. In den von der Micum betriebenen Zechen ist die Lage entgegen anders lautenden Meldungen bisher normal.

Hamm, 8. Mai. Auf der bestreikten Zeche Radbod bei Hamm, von der die Gasversorgung der Städte Hamm und Münster abhängt, ist auf Verlangen der Stadtverwaltungen dieser beiden Orte gestern abend mit Genehmigung des Re­gierungspräsidenten die Technische Nothilfe eingesetzt worden und zwar in der Kokerei, um so die Gasversorgung der beiden Städte Hamm und Münster zu ermöglichen.

Berlin, 8. Mai. lieber die Kosten des Kampfes teilt die Vossische Zeitung" mit, daß von industrieller Seite die Ver­luste für den Bergbau auf täglich 89 Millionen Mark ge­schätzt werden. Dazu komme die außerordentliche Kapitalnot, die den Betreffenden die Durchhaltung des Kampfes erschwere. Andererseits seien aber auch die Bergarbeiterkassen spärlich versehen, und die großen Gewerkschaften seien nicht in der Lage, einen neuen Arbeiterkampf zu finanzieren. Es liege also im Interesse beider Parteien, möglichst bald zu einem Aus­gleich zu kommen.

Die Lage ia de» übrigen Kohlenbergbaugebiete»».

Leipzig, 9. Mai. Auf einer von allen am Bergbau betei­ligten gewerkschaftlichen Organisationen beschickten Funktio­närversammlung, die sich mit der Frage der Mehrarbeit im Braunkohlen-, Erz- und Kalibergbau beschäftigte, wurde ein­stimmig beschlossen, die Entscheidung über den Schiedsspruch in Sachen der Mehrarbeit der demnächst einzuberufendcn Konfe­renz der Vertrauensleute der gewerkschaftlichen Organisationen zu unterbreiten.

Dresden, 8. Mai. Das sächsische Arbeitsministerium hatte dem bergbaulichen Verein in Zwickau seine Vermittlung im Konflikt des sächsischen Steinkohlenberghaus angeboten; der Bergbauliche Verein hat es jedoch abgelehnt.

Beuthe«, 8. Mai. In der Streiklage auf den oberschlesischen Gruben ist keine wesentliche Aenderung eingetreten. Auf einer Grube sind etwa 30 Prozent der Belegschaft wieder eingefah­ren. Von den Hüttenbetrieben haben die Deichselwerke in Hin- denburg die Arbeit wieder ausgenommen, dagegen find die Ju­lienhütte und die Redenhütte neu in den Streik getreten.

Die Hetzarbeit der Kommunisten.

Berlin, 8. Mai. Der Bergarbeiterstreik bietet den Kom­munisten eine prächtige Gelegenheit, wieder einmal mit aller Macht die Aufregung unter der Arbeiterschaft zu steigern und auch eifrig Propaganda für eine Beteiligung der Metallarbei­ter und Eisenbahner zu machen. DieRote Fahne" versucht, diesem Streik einen politischen Anstrich zu geben und bezeichnet ihn als erste Quittung auf den Wahlsieg der Deutschnationa­len, die aber auch der übrigen Bourgeoisie präsentiert werde, und weiter fordert sie den Generalstreik, der ein artiges Ge­schenk für den Reichstag werden müsse. Nun haben wir erst neuerlich durch die Aufdeckung einer ausgedehnten Kommuni- sten-Mordorganisation sowie durch die Beschlagnahme eines umfangreichen kommunistischen Propagandamaterials in der russischen Handelsdelegation Proben von dem gefährlichen Treiben der Kommunisten und deren staatsumstürzlerischen Spielen erhalten. Das starke Anwachsen der Kommunisten­bewegung in Deutschland, die am besten durch die Vervierfa­chung der kommunistischen Abgeordneten im Reichstag ihren Ausdruck findet, sollte dem deutschen Bürgertum ein warnen­des Zeichen dafür sein, was uns Levorsteht. Wir sehen erst jetzt wieder, welche Tonart sich das offizielle Rußland uns ge­genüber erlaubt, weil wir es gewagt haben, einmal in die dunklen Ecken der russischen Handelsdelegation hineinzuleuchten. Das Auftreten der Russen soll aber gleichzeitig eine Stärkung der deutschen Kommunisten sein und einen nicht mißzuverste- henden Eindruck bei der deutschen Arbeiterschaft Hervorrufen. Es ist Wohl nicht zu viel gesagt mit der Behauptung, daß die Kommunisten mit dem Getöse ihrer russischen Parteigenossen einen ernsthaften Vorstoß vorbereiten. Schon die ersten Si­tzungstage des Reichstags werden ja einiges Licht in die Ab­sicht der Kommunisten bringen.

Neues kommunistisches Mißtrauensvotum «ege» von Brandenstein.

Berlin, 8. Mai. DieMecklenburger Zeitung" meldet: In der heutigen Nachmittagssitzung des Landtags gab Frei­herr von Brandenstein die Erklärung ab, daß er gewillt sei, das Amt des Ministerpräsidenten erneut zu übernehmen. Sei­nem Beispiel folgten die beiden anderen wiedergewählten Mi­nister. Unmittelbar darauf brachte der Komnmnist Wenzel ein neues Mißtrauensvotum gegen die Regierung ein. Die Deutschvölkischen erklärten, sie würden dieses Mißtrauens­votum unterstützen, während die Rechtsparteien von Brand«-

stetn unbedingt Unterstützung zusagte». Auf Antrag d» Deutschvölkischen trat eine Unterbrechung der Verhandlung ein.

Keine Anleihe ohne wirtschaftliche Freiheit -er Ruhr.

Der diplomatische Berichterstatter desDaily Telegraph" schrübt, infolge von Sondierungen in Washingtoner und New Norker Sachverständigenkreisen verlaute, daß alle Meinungs­verschiedenheiten in der Frage der Sanktionen unter den Al­liierten im Zusammenhang mit dem Dawes-Plan wahrschein> lich durch den amerikanischen Geldmarkt erledigt würden. Die­ser nehme einen noch bestimmteren Standpunkt ein als dt« Londoner City, nämlich Len, daß die Anempfehlung der ame­rikanischen und anderen Sachverständigen gegen die verfrühte Ausarbeitung von Sanktionen streng eingehalten werden sollte, damit eine derartige Maßnahme nicht den Erfolg der borge- schlagenen Anleihe von 40 Millionen Pfund beeinträchtige. I» britischen Kreisen mache sich ein ähnliches Bestreben geltend unter der Begründung, daß es gefährlich sein würde, für eine hypothetische Lage fünf, zehn oder fünfzehn Jahre im voraus Gesetze zu machen. Eine Ausnahme bildeten jedoch die Kreis« in London, die für einen Handel in der Frage der Sanktio­nen und der militärischen Räumung des Ruhrgebiets eintre- ten. Es sei jedoch zweifelhaft, ob sich ein derartiger Hände- im gegenwärtigen Augenblick den britischen Regierungskreisen anempfehlen würde. Es werde auch bestätigt, daß die ameri­kanischen Finanzkreise den größten Nachdruck auf die vollstän­dige wirtschaftliche Räumung des Ruhrgebiets in Ueberein- stimmung mit dem Dawes-Bericht als einer Bedingung Lev Anleihe legen. Die Frage der militärischen Räumung de- Ruhrgebiets werde vor dem nächsten Januar behandelt werden müssen. Bis dahin werde sich England zu entscheiden Habens ob der Kölner Brückenkopf von seiner gegenwärtigen britischen Garnison geräumt werden solle oder nicht. Im Zusammen­hang mit dieser besonderen Frage verlaute, Laß die genaue ju­ristische Auslegung der Artikel 428 bis 430 des Versailler Ver­trags in der letzten Zeit von gewissen britischen Sachverstän­digen erwogen worden sei. Einige derselben neigten Schlüs­sen zu, die sowohl von der Auslegung Poinares als auch von der bisherigen britischen Auffassung abweichen.

Frankreichs Widerstand gegen Rückgabe der Rnhrbahnen.

London, 8. Mai. Der gutunterrichtete Berichterstatter de» Times" meldet, gestern nachmittag habe in der belgischen Hauptstadt ein Meinungsaustausch im Hinblick auf die Mög­lichkeit der Räumung des Ruhrgebiets stattgefunden. Wie ver­laute, habe General Degoutte die Gefahr betont, die in der völligen Aufgabe der Leitung der Ruhreisenbahnen liege, so­lange noch Truppen im Ruhrgebiet verblieben. Seiner Ansicht nach sollte eine Anzahl französischer Eisenbahnangestellter zu­rückbehalten werden, um den Dienst der notwendigen Linie» sicherzustellen, solange an gewissen Punkten Truppen, wen» au chnur in der Form einer unsichtbaren Besetzung, zurückge­lassen würden. Degoutte sei der Ansicht, daß die französischen Truppen nicht einem eventuellen Handstreich (!) auf Gnade oder Ungnade von den Eisenbahnarbeitern überlassen werde» könnten. Er habe einen Plan unterbreitet, der den Zweck ver­folge, die Rückerstattung der Eisenbahn an das Deutsche Reich mit der Sicherheit der wenigen Truppen in Einklang zu brin­gen, die im Ruhrgebiet zurückbelassen und im Verhältnis b» deutschen Zahlungen zurückgezogen werden sollen.

Blutige Kämpfe in Christiania.

Die große Erregung, die unter den streikenden norwegi­schen Bergarbeitern herrscht, kam am Mittwoch in einer De­monstration vor dem königlichen Schlosse in Christiania zu» Ausdruck. Mehrere tausend Arbeiter, hauptsächlich Kommuni­sten, sammelten sich vor dem Schlosse und warfen Steine gegen die Fenster und in die königlichen Gemächer. Die Polizei kau» teils zu Pferde, teils in Autos Heran und versuchte in stunden­langen Kämpfen die Arbeitermassen zu zerstreuen. Nachdem dies gelungen war, setzten sich die blutigen Kämpfe mit de» Arbeitern noch lange in den westlichen Vororten der Stadt fort.

Eine Zigeunerschlacht. Nach einer Meldung aus Madrid

an dasJournal" lieferten sich in der Provinz Salamanca zwei Zigeunerstämme infolge Liebeseifersucht ihrer Oberhäup­ter eine regelrechte Schlacht. Die Mannschaft, die zur Beile­gung des Streites herbetgeeilt war, fand 12 Zigeuner auf der Straße liegend; 2 Frauen tot, 6 Männer und 4 Frauen schwer verwundet. Die Zigeuner, die in die benachbarten Berge ge­flüchtet sind, bieten der Staatsgewalt die Stirn.

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