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Blatt.

Der Gmtiiler.

Blatt.

104.

Neuenbürg, Samstag, den 3. Mai 1924.

82. Jahrgang.

Warnung vor Auswanderung.

In Briefen wird die traurige Lage deutscher Auswande­rer geschildert und vor derselben gewarnt. Durch alle Briefe geht der Gedanke: Wenn wir in Deutschland so arbeiteten, wie wir es hier, müssen, könnten wir viel ersparen! So schreibt ein junger Mann, der nach Rio de Janeiro ging und glaubte, dort den Himmel auf Erden zu bekommen, in einem Brief vom 26. März: Ich stehe morgens um 5 Uhr auf und arbeite bis abends 11 Uhr immerzu; habe kaum Zeit zum Essen. Jeden dritten Tag habe ich zwei Stunden frei am Nachmittag. Wir haben 60 Personen in der Pension; für diese muß ich Kaffee, Mittag- und Abendessen servieren, außerdem zwei Speisesäle und die Schlafzimmer bohnern, Waschwasser tragen, Messer putzen, Spülen und noch vieles andere machen . . . Dabei wird so wenig verdient 35 Mark im Monat, und das Leben ist so furchtbar teuer. Für Wäsche mutz ich selbst sorgen. Der Deut­sche wird hier nicht als Mensch behandelt. Wird ein Unbemit­telter krank, so wird er von der Herrschaft rausgeworfen und muß auf der Straße sterben. Krankenhäuser gibt es nur für Reiche, Krankenkassen kennt man nicht, auch keine Kündigungs­zeit. Ich warne jeden vor der Auswanderung nach Brasilien. Die deutsche Regierung müßte für Unbemittelte die Auswan­derung verbieten. O, wie war es doch in Deutschland schön . . . Hier ist jetzt Herbst mit 3540 Grad im Schatten. Sitze völ­lig nackend in dieser Dreckbude und schreibe, aber der Schweiß tröpfelt nur so. Im Briefe eines Familienvaters, der Frau und Kind daheim ließ, wird gesagt: Wenn die Auswanderungs­lustigen sich ein Bild von Brasilien machen könnten oder wenn diesen Leuten die Augen geöffnet würden, dann gingen gewiß nicht so viele hinaus. Wie viele sind hier weit von der Hei­mat und können nicht mehr zurück wegen Geldmangels . . . . Mir selbst ist es glücklich gelungen, eine Stellung als Kintopp­musikarbeiter zu erhalten; anders kann man es nicht bezeich­nen; ich blase von 6 bis 11 Uhr abends ohne Pause bei einem Tagesverdienst von knapp 5 Goldmark. Euch unter solchen Umständen Nachkommen zu lassen, könnte ich nicht verantwor­ten. In den letzten Tagen der Brief ist vom 31. März hatten wir so um 50 Grad Wärme, aber das alles würde man ertragen, würde man so viel verdienen, daß man mit Familie hier leben könnte. Der Brief einer jungen Pforzheimerin, die in Sao Paulo Stellung gefunden hat, enthält folgende Stellen: Man hat hier zu kratzen, kann ich Euch sagen .... Täglich kommen Deutsche zu uns, die betteln, um das Geld für die Heimfahrt ivieder zusammenzukriegen. Wer sich einer Äuswanderungsgesellschaft übergibt, hat einen Kontrakt und damit gewissermaßen auch sein Todesurteil zu unterschreiben. Die Leute in Deutschland machen sich kein Bild davon, wie es hier zugeht. Sie kommen in die Wälder, die so dicht sind, daß man nicht durchkann, wenn man sich nicht mit Beil und Säge den Weg bahnt. Wohnungen bekommen sie angewiesen in Hütten, die aus Lehm und Kuhdung zusammengeschmiert sind, kein Fenster drin, das kennt man nicht, sondern von alten Kisten so ein Speicherladen zusammengeschlagen. Wenn es regnet und stürmt, läuft das Wasser zu allen Fugen herein, und schaffen kann man dann nichts, weil man dann im Dun­keln fitzt. Dann ist man Tagreisen von einer Stadt weg, hat iSrnen Arzt, keinen Laden, um etwas zu kaufen. Die Leute find auf das angewiesen, was die Gesellschaft schickt, und das ist nichts als Reis, Mais und Bohnen. Wenn sie das kriegen, müssen sie noch froh sein. Man schickt die Auswanderer in dre verwildertsten Sumpfgegenden, die sie urbar machen sollen. Wieviel Menschenleben kostet das? Niemand soll denken, er bekomme irgendwo in der Welt etwas geschenkt, in Brasilien aber erst recht nicht. Hier ist keinerlei Kontrolle im Innern Ob da tausend Menschen sterben oder was sonst aus ihnen wird, das kümmert niemand .... Die Leute kommen an, kennen die Landessprache nicht, wissen nicht Weg und Steg und find auf den Ort angewiesen, an den sie der Agent führt. Das Elend sollten nur zwei maßgebende Männer der deutschen Regierung sehen, so würde sich Wohl keiner mehr einer sollen Gesellschaft anschließen dürfen. Sind die Leute einmal hier, kümmert sich um sie nur noch ihr Vorgesetzter, und der be­handelt sie wie Sklaven. Viele deutsche Frauen sterben am Fieber, vor Hunger oder aus Heimweh. Wäsche, Betten, Klei-

der usw. eignen sich die Agenten an. Leute, die schon vor dem Kriege hierher auswanderten, sind bis heute noch zu nichts ge­kommen . . . Warnt darum alle Leute, sich einer Gesellschaft anzuschließen, und warnt sie vor der Auswanderung über­haupt. Hier in Brasilien gelingt es von 1000 vielleicht zweien, zu etwas zu kommen, wenn sie Glück haben und sich zu Anfang der allerschmutzigsten Arbeit unterziehen, wie Dreck­kistenleeren usw. Das ist nicht nur meine Ueberzeugung, son­dern die aller, die ich hier kenne.

Den Meldungen über bittere Enttäuschungen, die deutsche Auswanderer nach Südamerika erleben mußten, folgt eine weitere Hiobspost aus Angola in Portugiesisch Südwestafrika. -zg HP Pyuijeg LuvüuoU uog wgjiW örcqqnF iZtzwmwjvW Der mit seiner Familie vor zwei Monaten dorthin abgereiste reits wieder auf dem Rückwege in Lissabon. Den vielen auf einem deutschen Dampfer ausreisenden Deutschen wurde bei der Ankunft in Loanda, der Hauptstadt von Angola, vom dortigen Konsulat mitgeteilt. Laß es für Deutsche schon seit Januar keine Landlizenz (wird Wohl die Erlaubnis zum Erwerb von i Grund und Boden sein) und ebenso auch keine Gewerbe- und Handelskonzession mehr gebe. Es befinden sich noch 26 Deut­sche dort, die aber in ihrem Unglück den Mut nicht aufbrachten, die Wahrheit nach Hause zu berichten, auch die Mittel zur Rückfahrt nicht mehr besitzen und deshalb dort bitterste Not leiden.

Deutschlands Not.

Der harte Winter des Hungers und der Kälte, der Ent- oehrun-gen und Lichtknappheit hat wieder dem belebenden er- neuernden Frühling Weichen müssen, in dem die Herzen auch der Aermsten unter den Armen hoffnungsfreudiger zu schlagen wagen. Aber die Not ist darum nicht ausgelöscht, wiewohl sie auch gemildert erscheint, wenn wieder zaghaft erstes Grün an den Sträuchern sprießt und hier und da auch einmal ein arm- ,eliger verwirrter Sonnenstrahl den Schimmer eines längst verlorenen Glückes in die düsteren Quartiere des Elends wirft. Wir Menschen, denen es annäherndgut" geht, die wenigstens bei allem schweren Ringen um die Existenz halbwegs ihr täg­liches Brot gesichert haben, lassen uns nur allzu leicht durch all die liebe Frühlingsherrlichkeit über das wahre Bild täuschen, das auch heute noch die Not durch die Gaffen der Armut gehen und Ohren haben auch für die oft kaum vernehmbare Sprache des Elends, die von zerrissenen Lippen und aus hungertrocke­nen Kehlen kommen.

Da tut Aufklärung dringend not. Da muß um so lauter weithin die übermächtige Stimme des großen Mitleids sich er­heben, muß den Lärm des Alltags übertönen, das grelle Lied der Eigensucht niederringen und seinen Weg suchen und finden zu denen, die noch aller Entbehrungen und Einschränkungen zum Trotz die Seligkeit empfinden dürfen, geben zu können. Die Masse bringt es auch hier. Nicht nur die Gaben der Rei­chen, so dankenswert und großzügig sie sind, vermögen den rie­sengroßen Opferkasten zu füllen, der nötig ist, um auch nur notdürftig Tränen des Hungers zu stillen und die Elends­schreie tausender unglücklicher Mütter und ihrer Würmchen zum Schweigen zu bringen. Sehr dankenswert ist es da. Laß soeben dasDeutsche Rote Kreuz" (Berlin-Charlottenburg, Cacilienhaus) hat ein Schriftchen erscheinen lassen, das in Wort und BW die entsetzliche Notlage widerspiegelt, in die immer weitere Kreise unseres Volkes geraten sind. Mit Recht wird auf den Eingangsblättern dieses erschütternden Dokumentes unserer Zeit betont, daß sich der Leser all dieser furchtbaren Wahrheiten vor allem vergegenwärtigen möge, wie sich schon

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in der Notwendigkeit, ja in der Möglichkeit solcher statistischen Erhebungen, die hier in leider so überreichen schreckhaften Fällen vorliegen, die Not am ergreifendsten darstellt. Notsta­tistiken erfaßten früher und erfassen jenseits unserer Grenzen die einzelnen, die Ausnahmen, in Deutschland aber wächst aus den Notstatistiken das gültige und gewohnte Gesamtbild des Alltäglichen heraus. Die knappen und doch so eindrucksvollen Abschnitte über die Arbeitslosigkeit, die allgemeine Verarmung der Bevölkerung, besonders auch des Mittelstandes, die Ver­ringerung des Einkommens, das Mißverhältnis zwischen Ar­beitslohn und Kaufkraft, ferner über die Nahrungssorgen bei den verschiedensten Ständen unseres verelendeten Volkes, über die Bekleidungs- und Wohnungsnöte, über Kohlenmangel und nicht zuletzt über die Entbehrungen der Alten, Kranken und Kinder, all diese einzelnen Schilderungen schließen sich zu einem wahrhaft grauenvollen Gesamtbill« zusammen, in dem auch die Not der geistigen Arbeiter, die steigende Selbstmord­statistik und die der Armenbegräbnisse einst begüterter und an j den Bettelstab gekommener Volksgenossen leider nicht fehlen konnten. Der Hungertod geht in Deutschland, das unter dem Versailler Diktat schmachtet, um.Dem Verhungern nahe auf- gesunden!",Durch den Hungertod von der Qual des Da­seins erlöst!",An Entkräftung zugrunde gegangen!" das sind die Ueberschristen nur einiger in dieser traurigsten aller Zeiten nicht nur in den Spalten großstädtischer Tagesblätter immer häufiger erscheinender Berichte, die in ihrer sachlichen Nüchternheit den ganzen Jammer grenzenlosester Verelendung aufzeigen. Daß uns in dieser schweren Not von edlen Men­schenfreunden jenseits unserer Grenzen geholfen wird, daß vor allem aber die deutsche Selbsthilfe Hervorragendes leistet, ist ein versöhnender Lichtblick in diesem bescheidenen und doch in der Sprache seiner Zahlen und Bilder so reichhaltigen Büchlein, dessen aufmerksame Lektüre man nicht nachdrücklich genug empfehlen kann.

Vermischtes.

Die Zugspitzbahn. Noch in diesem Jahre soll eine Bah» auf die Zugspitze gebaut werden. Sie wird von Ehrwald aus auf den Wettersteingrat in etwa 2800 Meter Höhe führen. Die drei Kilometer lange Seilschwebebahn wird in etwa 20 Minuten die Höhe erklimmen. Bei jeder Fahrt können 20 Personen be­fördert werden. Von der Endstation aus, oberhalb dem Platt- ach, wird ein bequemer Steig emporführen. Nach der Aussage der Ingenieure wird die Bauzeit nur sechs Monate betragen. Die Bahn wird auch im Winter in Betrieb sein.

Ein lebenderSpuk" erschien vor einigen Tagen in einem Amtszimmer des Bezirksamts zu Pirmasens. Die Tür geht auf und herein marschiert ein Mann, nur mit dem Hemd und den Socken an den Füßen bekleidet, in der einen Hand einen Zigarettenstummel und in der anderen Hand kleine Habseligkei­ten. Den staunend dasitzenden Beamten verkündete er gleich, daß er niemand etwas tun wolle, er wolle nur sehen, ob er keine Unterstützung bekomme. Es handelte sich um einen Schreiner, der zur Zeit in Dahn beschäftigt ist. Er hat schon vielesdurchgemacht", Gefängnis, Irrenanstalt und zuletzt Po­litische Gefangenschaft in Mainz. Ta seine Bitte um Unter, stützung von allen Stellen abgewiesen worden war, hatte er seine Kleider auf dem Abort des Bezirksamts zerfetzt und machte nun im Hemd seine Aufwartung. Jetzt konnte man nicht anders. Jetzt mußte man dem Mann Unterstützung an­gedeihen lassen, die zunächst in einem neuen Anzug bestand.

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