den Postwagen gelangen konnten, das war deshalb möglich, weil sich unter ihnen ein Postbeamter befand, der dann auch seine Sachkunde bei der Durchsuchung der Wertpost bewies. Zum Verräter wurde den Strolchen das Automobil, das sie wieder nach Madrid zurückbrachten. Der Haupttäter, ein vor­maliger Croupier, entleibte sich, als er sah, daß er der Polizei nicht mehr werde entwischen können. In der Madrider Presse wird darauf verwiesen, daß diese Verbrecher aus Kreisen stam­men, die durchaus nicht die Hefe des Volkes bilden, und daß der Fluch der mit dem Großstadtleben verbundenen Genuß­sucht, die sie einen weit über ihre Mittel gehenden Aufwand treiben ließen, sie zu Raubmördern hat herabsinken lassen.

Eine weise Maßnahme. Im österreichischen Wahlgesetz und in der Gemeindewahlordnung der Tschechoslovakei findet sich ein Verbot des Ausschanks geistiger Getränke am Tag der öffentlichen Wahlen und den ihm vorhergehenden Tag. Es soll dadurch der Erregung der Wahlbewegung und der Nei­gung zu Gewalttätigkeiten vorgebeugt werden.

Der DampferKolumbus" ist nach einer beim Norddeut­schen Lloyd eingegangenen telegraphischen Meldung am 30. April, 7 Uhr abends, in Newhork glücklich eingetroffen. Trotz teilweiser stürmischer Gegenwinde ist die Jungfernfahrt dieses größten deutschen Handelsdampfers zur vollen Zufriedenheit verlaufen. Das Schiff logte die Reise in etwa acht Tagen zurück.

Handel und Verkehr.

Tübingen, 1. Mai. (Viehmarkt.) Zufuhr: 4 Farren, 50 Ochsen, 65 Kühe, 108 Kalbinnen und Rinder, 65 Stück Jung­vieh, 73 Kälber, 3 Läufer- und 290 Milchschweine. Verkauft wurden: 1 Farren für 480 Mark, 20 Ochsen per Stück 500 bis 750 Mark, 26 Kühe 450650 Mark, 33 Kalbinnen 250-600,. 37 Stück Jungvieh 150300 Mark, 28 Kälber 100150 Mark, 2 Läufer 5070 Mark, 260 Milchschweine 1530 Mark Per Stück.

Wirtschaftliche Wochenrundscha«.

Geldmarkt. Wenn man den Wahlradau, den Auf­wand an Papier und Versammlungskosten in Deutschland verfolgte, könnte man wohl zu der Meinung gelangen, der Geldmarkt zeige Ueberfluß und der Kredit sei mit Händen zu greifen. Von der gemeinschaftlichen Not, die alle Stände in Gestalt von Geldmangel bedrückt, war nicht viel zu spüren, umso mehr aber zu hören und zu lesen. Es ist den Kreditinsti­tuten da und dort gelungen, auswärtige Gelder hereinzubekom­men, aber zumeist nicht auf dem normalen Wege des Güter­austausches und Gewinns, sondern nur als Darlehen. Beson­ders kritisch wurde die Lage Ende letzter Woche durch den Be­schluß der Reichsbank, vom 1. Mai an bis auf weiteres keine Wechsel mehr zu diskontieren. Man vermag daraus die Gefahr einer neuen Inflation zu ermessen, auf die wir an dieser Stelle wiederholt hingewiesen haben. Aber alle Parteien glaubten. Len Wählern das allein richtige Rezept für die Behebung die­ser Gefahr offerieren zu können. So viel steht fest, daß nur eine feste Regierung, falls sie aus den Wahlen hervorgeht, in der Lage ist, eine Gesundung des Geldmarktes Herbeizuführen und auch sie nur unter der Voraussetzung, daß unsere auswär­tige Lage sich bessert, lieber uns schwebt das Damoklesschwert der Reparationen. Die Repko, wie man die Reparationskom- nnssion jetzt kurz nennt, hat sich dem Sachverständigen-Gut- achten angeschlossen und besteht nun auf ihrem Schein, d. h. den Zahlunsverpflichtungen Deutschlands. Daraus ergeben sich sehr schlechte Aussichten für die fernere Gestaltung des

Geldmarktes. Wer heute aus Privathänden Geld gegen S Pro­zent Monatszinsen, also 24 Prozent Jahreszinsen, bekommt, kann von Glück sagen, denn man hört auch die doppelten Zin­sen nennen, ohne daß jemand nach dem Staatsanwalt und nach den Wuchergerichten ruft.

Börse. Die Diskontsperre durch die Reichsbank hat das Börsengeschäft auf einen Tiefstand gebracht, wie er seit Jahren nicht da war. Alles, was Geld braucht, wirst Effekten auf den Markt und schlägt sie um jeden Preis los. Die Kurse der meisten Papiere sind innerhalb weniger Monate auf ein Zehn­tel ihres vorherigen Wertes gefallen. Die meisten von denen, die seinerzeit durch Effektenkäuse sich vor der Geldentwertung zu schützen suchten und durch Spekulationen rasch zu reichen Leuten wurden, haben heute so wenig, wie die, die damals den Anschluß an die Börse verpaßten oder verschmähten. Wer aber heute größere Barmittel zur Verfügung hat, der kann jetzt billige Aktien kaufen, um Tausend Rentenmark ganze Pa­kete. Das steht fest, daß die Kurszettel der verschiedenen Bör­senplätze viel minderwertiges Material, besonders aus der Reihe der Neugründugen aufweisen. Ebenso sicher ist, daß die soliden Gesellschaften sich einmal wieder erheben und ihre heute weit unter Wert gehandelten Aktien wieder steigen werden. Wenn man die Bankbilanzen ansieht, so kann man sich unge­fähr ein Bild von der wahren Lage machen: die ganze deutsche Wirtschaft steht unter Druck, ist aber noch sehr leistungs- und entwicklungsfähig, wird sich also auch wieder einmal erholen. Insbesondere solche Papiere, die wenig Kapitalvermehrungen, d. h. Verwässerungen, hinter sich haben, sind heute noch gesund. Diese Gesellschaften können jetzt auch zu Kapitalserhöhungen übergehen, ohne einen Mißerfolg befürchten zu müssen; ihre neuen Aktien sind empfehlenswert, während sonst größte Vor­sicht geboten ist, worüber jeder solide Bankier Auskunft er­teilen wird.

Produktenmarkt. Das Produktengeschäft liegt voll­ständig darnieder. Gekauft wird nur aus der Hand in den Mund, weil der Geldmangel das Geschäft immer schwieriger gestaltet. Die Preise haben sich so ziemlich gehalten, aber die Umsätze waren minimal. Das Wetter wird als günstig be­urteilt, die Futter- und Ernteaussichten gelten zunächst als nicht schlecht. An der letzten Stuttgarter Landesprodukten­börse blieben die Heu- und Strohpreise mit 10 und 6^ Mark auf dem Stand, den sie seit Wochen behaupten. In Berlin kostete Weizen 176 (1), Roggen 134 (5), Braugerste 190 (unverändert), Hafer 136 (Plus 1) und Mehl 26X (>L) Mk.

Warenmarkt. Auf der letzten Stuttgarter Häute­auktion haben sich die Preise um durchschnittlich 30 Prozent ge­senkt. Ein Rückgang der Häutepreise war in den letzten Jah­ren wiederholt das Signal zu einem Preisabbau auch in an­deren Branchen. Wir glauben aber diesmal nicht daran, weil wahrscheinlich nur der Geldmangel die Ursache gebildet hat. Es wird sich bald zeigen, ob die Lederbranche nachfolgt. Tex­tilien haben nur ganz wenig von ihren Preisen nachgelassen, Chemikalien keinen Pfennig. Kohle und Eisen, die Grund­faktoren der Preisbildung auf dem Warenmarkt sind unver­ändert fest und zeigen sogar wegen der Lohnbewegungen eine steigende Tendenz. Die Lebensmittelpreise sind unverändert.

Viehmarkt. Nutzvieh ist in allen Ställen massenhaft vorhanden, behauptet sich aber im Preis. Schlachtvieh wird reichlich angetrieben und bröckelt zum Teil etwas ab. Der Stuttgarter Pferdemarkt zeigte sehr feiste Preise.

Holzmarkt. Seit einigen Tagen hat sich das Ge­schäft in Schnittholz bei rückgängigen Preisen etwas belebt. Die Verkäufe sind meist auf Len Geldmangel zurückzuführen.

Sprechfaal.

(Für die unter dieser Rubrik enthaltenen Eingesandt übernimmt die Schriftleitung nur die preßgesetzliche Verantwortung.)

Zum ArtikelUnsere Krankheit" vom 15. d. Mts.

Ich stimme vollkommen mit Ihnen darin überein, wenn Sie das deutsche Volk zur Einigkeit ermahnen und die inne»e Zerrissenheit alsunsere Krankheit" bezeichnen. Nachdem Sie aber Oel auf die Wogen des Haders zu gießen versucht haben, dürfen Sie nicht, wenn Sie Ihren Beruhigungsversuch nicht wirkungslos machen wollen, nun Oel ins Feuer gießen, denn das ist es, wenn Sie nun selbst anfangen Fehler zu suchen und zu kritisieren und dabei ausgerechnet die Tatsache des Dolch­stoßes als Legende bezeichnen und als besonders vergiftend. Lassen wir nur denVorwärts" vom 20. Oktober 1918 spre­chen und dann mag sich jeder seine Meinung selbst bilden. Er schreibt:Deutschland soll das ist unser fester Wille als So­zialisten seine Kriegsflagge für immer streichen, ohne sie das letzte Mal siegreich heimgebracht zu haben". Wenn das nicht genügt, der lese die Zugeständnisse der Sozialdemokraten Va­ter, Richard Müller, Hugo Haase u. a. über die Vorbereitun­gen zur Revolution seit 1916.

Auch die Kritik, die Sie an der Heeresleitung üben, ist in keiner Weise geeignet, beruhigend zu wirken. Die Aufgaben, die Sie der Heeresleitung als unerledigt in die Schuhe schie­ben wollen, gehörten in das Gebiet der Politik und waren von der Reichsregierung zu erledigen. Wenn es dieser nicht ge­lang, Frieden zu schließen, mußte das Heer eben weiter kämp­fen. Und wenn die Regierung versäumt hat, im Ausland und Inland für die nötige Aufklärung zu sorgen, so war das nicht die Schuld der Heeresleitung, die der Regierung stets die durch den Nachrichten-Dienst ermittelten Nachrichten zugänglich gemacht hat. Die Heeresleitung hatte nur für Aufklärung im Heer zu sorgen und das hat sie getan, aber die Regierung hat weder im Ausland noch daheim Liese Aufgabe erfüllt, trotz häufigen Hinweises aus diesen Mangel seitens der Heereslei­tung. Die Behauptung, Laß das deutsche Heer nicht mehr ge­nug Schlagkraft hatte, um bis zu einem Sieg oder wenigstens bis zu einem würdigen Vergleich durchzuhalten, ist durch Aus­sagen feindlicher Führer genügend widerlegt. Nur die Revo­lution hat es verhindert und uns erbarmungslos einem grau­samen Feind ausgeliefert. Das war der Dolchstoß, den da- alte Heer nicht vergessen kann, solange das deutsche Volk unter seinen Folgen zu leiden hat.

Briefkasten der Schriftleitung.

Ich bin Großdeutscher und verwerfe die separatistischen Be­strebungen der Kleinstaaten, weshalb ich nicht zum Landtag wählen möchte. Wie mache ich dies am besten, da Reichs- und Landtagswahl eine Handlung ist? Soll ich das L.-W.-Kuvert ohne Zettel abgeben oder den L.-Zettel ganz durchstreichen, daß er ungültig ist? P. Ä.

In beiden Fällen erreichen Sie Ihr Ziel.

Frisör. vrsusek, pkmrdeim.

Inb.: brieär. kolb,

llelekoa >85. ölettger-Zttssse 7. kisctnt ciem dwrlttplLtr. WM" H«»s1«a«r- i>»«( >Vä8«Il«-6s8oI»Lkt. "MW Lperislität:

4mkertixuvL kompletter ttraut- unä LinäerrrusstattunZon. lierrevväscde naek kcks.88.

Mitbürger!

Laßt Euch nicht irre machen durch die Behauptung, die

Rechtsparteien wollten de» Krieg. Das ist Schwindel!

Die Sache liegt anders.

Die Demokratie und Sozialdemokratie Unterzeichneten den Versailler Friedeusvertrag, sie glaubten selbst an die Kriegsschuld der deutschen Regierung.

Deshalb haben diese Parteien auch bis jetzt noch nichts getan zur Bekämpfung der großen Kriegsschnldlüge.

Damit geben sie unfern Feinden den Schein eines Rechts, uns immer neue Sklavenketten aufzuhalsen.

Demgegenüber wollen wir:

Wahrung der eigeue» Würde

und Aushören des Kriechens vor unfern Feinden, damit wir die verlorene Achtung in der Welt wiedergewinneu.

Wir haben in den letzten 5 Jahren zur Genüge die Wahr­heit des Wortes erfahren: Wer keine Macht hat, der hat auch kein Recht.

Wir wollen vor allen Dingen auch, daß das Wohl des Einzelnen zurücksteht hinter dem Gesamtwohl unseres Vaterlandes.

Willst du das auch, so wähle:

MerlMdW-MWkr ReWlM

Deutschnationale Volkspartei (Württ. Bürgerpartei) und Bereinigte Vaterländische Verbände.

"üeiiv ketten, kettkeckern-klaum, kett-ksreliMte, Kett-Äellem

ülgttstrkN-viellk, beste (ZusIiMen, billigste Preise.

Lug. V elb, kkorrkeim, NonneumMgasse 3, leleken 278V.

Husten. Lettkeciern-Üeinigunß. Derselben kann beigevobnt vemen. ^uksrbeiten von Lspok. 11m- unck blsckküllen von Letten. Vscksen usv. ^nerksnnt reelle Leciienunx.

Reuenbürg.

I». MMM-MIch,

ganz frisch, eiugetroffen.

Lager der Badische« Bauernvereins.

Neuenbürg.

Is. Bodenlack, Parketwichse, Bodmol, Stahlspähne, Parketeisenschnipper

empfiehl

Carl Mahler,

Telefon 61.

Kriegsbeschädigte und

Wer Wer Wer

Die bürgerliche» Parteien!

Wählt sie nicht!

Wühlt sozialdemokratisch!

Kriegerwitwen!

trügt die Schuld an der Kriegskatastrophe?

stempelt die Kriegsopferfürsorge zur Armen- Unterstiitzung?

stattet den Kriegsopfern den Dank des Vaterlandes mit Bettelpfennigen ab?

ahl-Unterhaltung

*

Christian: Michel, morge gilts, do hoißt's wähla, aber da Recht«.

Michel: Ja, wer ist d'r Recht? Aus dem Wahlzettel mit dem Haufa Partei«, da

kommt ja koi Deufel draus.

Christian: Michel, i' will dir no zwoi Sacha sag«:

1. Ich hao früher für mei Alter g'spart und heb e ganz nettS Lermöga zusammabrocht, jetzt hao ich nix mach, rein gar nix.

2. Früher, wo wer no a Militär gehett Hot, des deane jonge Leut ihre Mucka austrieba Hot und sie zu rechte, brauchbare Männer erzoga Hot, do ischt der Deutsche in der Welt no g'achtet gwea, jetzt aber frogt koi Hond meh ebbes noch arna Deutsch«, trotzdem sich onsere Regie­rung älle Müh geba Hot, recht fest zu erfüll« und alle Wünsch von onsere Feind zu befriediga.

DiaErfolge" hent mir onter onserer seitheriga demokratisch« Regierxng erronga ond weil i koi Freund bin von solch durchschlagende Erfolg, so wähl i diesmol andersrum, nämlich

den Vaterländisch Völkisch« Rechtsblock.

Michel: Des leucht mir ei', i' mach's au so.