Wähler und Wählerinnen!

Senlsihe Männer, Ranen «nd 3»aenl>!

Der Tag ernster Entscheidung steht vor der Türe. Die ganze Welt sieht am 4. Mai auf Suchhund wartet, welche Politische Zielrichtung für Deutschland von Euch eingeschlagen wird Der Völkisch-soziale Block, mit seiner Auspeitschung unklarer Rafsenleidenschaften, seinem Schüre« konfessio­nelle« Hasses, seiner Verwirrung aller soziale« und wirt­schaftlichen Ordnung führt im Innern zu einer völligen Zer­setzung des geschichtlich gewordenen deutschen Volkes. Nach außen stellt uns sein überhitzter Nationalismus vor Gefahren, die zum völligen Untergang auch dessen führen, was uns als deutsches Reich «och geblieben ist.

Die Bürgerpartei geht nicht mehr unter ihrem klaren Namen in den Wahlkampf, sondern am Gängelband einer Bewegung, die mit dem Völkisch-soziale« Block in naher Verwandtschaft . steht. Der Bauern- und Weingärtnerbund hat gegenüber der Geistesrichtung, mit der die Bürgerpartei sich für die Wahle» verbunden hat, eine scharfe Trennungsliuie gezogen, wegen ihrer konfessionellen Gehässigkeit. Und man muß auch hier, sowohl vom nationalen, wie besonders von einem ernst und innerlich christlichen Standpunkt aus warnen, den Völkisch- Vaterländischen Rechtsblock zu unterstützen. Man kann nicht sich als Vertreter christlicher Kultur und Grundsätze an­bieten und einer Bewegung sich anschließen, die die Bibel als Judengift bewertet. Ich führe aus vielen Zeugnissen dieser Art nur zwei an aus der deutsch-völkische« Zeitschrift »Neues Leben" (1920):

»Der Gott des Renen Testamentes ist ebenso wie der des Alten Testamentes ei« Jndengott und entspricht der jüdische« Ausfassung. Die Bibel ist ein Judenbuch, ei« Buch von Juden für Nichtjuden. Germanien soll wieder anferstehen. Fort mit dem Judenbuch der Bibel."

Und aus derselben Zeitschrift:

»Wenn Herkules oder Siegfried, wenn Wolfram v. Eschenbach, ja selbst Göthe oder Schiller zum Lebe« erweckt wären und etwa im Weltkrieg eine Kompagnie hätten führen müsse« sie hätten es gekonnt. Aber Jesus Christus? Rach den Grundsätze« der Bergpredigt? Nein. Ich wage jetzt zu sagen, daß die christliche Lehre gottlos ist."

Die Wähler und Wählerinnen mögen selbst urteilen, ob man sich mit solchen Gesinnungen verbinden darf oder ob man sie bekämpfen muß. Ich will nicht das Christentum für wahlpolitische Zwecke ausnützen, aber wenn man den Materialismus und Marxismus als Weltanschauungs- und Geistesrichtung überwinden will, dann findet man dazu in Bibel und Bergpredigt stärkere Gefinnungskräfte als bei Sonnenrad und Hakenkreuz.

Außenpolitisch verlangt auch der Völkisch-Vaterländische Rechtsblock den Bruch mit Frankreich, das heißt Beseitigung des Versailler Vertrages, und damit völlige Freiheit Frank­reichs, mit uns zu treiben, was es will. Neuer Krieg und furchtbarste Zerstörung unseres Landes rücken durch einen Wahlsieg des Völkisch-sozialen und des Vaterländisch-Völ­kischen Rechtsblocks in unmittelbare Nähe. Das muß jedes sich bewußt sein, wenn es für diese Gruppen seine Stimme abgeben will.

Der Kommunismus ist keine deutsche Vertretung,

sondern ein Vorspann Rußlands. Die Arbeiter, welche den Kom­munismus unterstützen, fallen ihrem eigenen Volk, Land und Wirtschaft in den Rücken, üben Verrat an ihren Vätern und Müttern, Kindern und Enkeln. Daß die Arbeiterschaft heute rechtlich,Apolitisch und wirtschaftlich wesentlich ungünstiger da­steht, hat der Kommunismus mit verschuldet.

Aber auch die Sozialdemokratie krankt daran, daß sie Noske

einem Manne geopfert hat, für den eskein Baterand gibt, das Deutschand heißt-. Aufbau deutschen Lebens, Ueberwindung sozialer Not, Herbeiführung wahrer sozialer Volksgemeinschaft ist nur aus nationaler Gebundenheit und aus jener Gesinnung heraus möglich, die verlangt: Einer trage des andern Lust.

Ich nehme Vaterlandsliebe und soziale Gerechtigkeit nicht als alleiniges Vorrecht für meine Partei und mich in Anspruch, aber wir bekennen uns aus voller Ueberzeugung zu beidem und vertrauen auf sie, als staatsschaffende Kräfte. Man hat durch eine hemmungslose Agitation unserem Volke Mißtrauen, Bitter­keit» Haß, Hoffnungslosigkeit eingeimpft und weite Kreise können Leinen neuenHWillerr. kein neues Vertrauen fassen Wenn man geistige und sittliche Maßstäbe verächtlich macht, wie oben Bibel und Bergpredigt, dann macht man ein Volk unfähig, mit schwerer Not fertig zu werden. Nach meiner Ueberzeugung müssen wir unsere drückende Lage vielmehr als gemeinsames Schicksal übernommen haben, statt nur nach Schuldigen unter uns selbst zu fragen» dann erst kann ein Ausweg und eine Besserung kommen.

Es war in den 4 Wochen, die hinter uns liegen, ein Ringen um neues Vertrauen, neuen Mut, neue Zielsetzung. Viele von Euch haben sich versagt, wollen nicht mehr, können nicht mehr, glauben nicht mehr, sie sind so unserem Volke verloren, sind Bleigewicht, statt Triebkraft. Wollt Ihr das sein? Ich spreche nicht für mich, sondern für alle, die ehrlich Volk und Vaterland durch politische Arbeit dienen wollen, wenn ich Euch bitte, laßt Euch nicht auf den Weg des inneren Absterbens, des sich Selbstausschattens drängen. Werfet Euer Vertrauen nicht weg, ist nicht nur ein religiös, sondern auch vaterländisch richtiges Wort. Ihr sagt, daß Enttäusch­ungen Euch dazu trieben. Wer hat ein Recht, zu erwarten, daß andere Menschen fehlerlos, untadelig feien. Es muß sich bitter rächen an uns allen, wenn wir aus parteipolitischer Leidenschaft anderen Unlauterkeit ihres Wollens vorwerfen, wie es in den letzten Jahren so oft geschah. Weiset das um Euer selbst willen zurück.

Und noch einmal zum Schluß, Euer Vaterland, Euer Volk, die vor uns Deutschlands Sache führten und die, denen wir den Boden bereiten, alle haben ein Recht, von Euch zu verlangen, am Sonntag Eure Pflicht zu tun.

Man kann eigenes Gut mißachten, man darf aber in Entschei­dungsstunden seines Volkes nicht zurückstehen, denn: was Du der Minute ausgeschlagen, bringt keine Ewigkeit zurück.

Ich habe naturgemäß auch für die demokratische Partei geworben in den letzten Wochen. In dieser Stunde bitte ich Euch um des Vaterlandes willen, rafft Euch auf und was für Deutschland zum Heile dient, für das entscheidet Euch am Sonntag.

Johannes Fischer.