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Zia war schön geworden, ohne daß er darauf geachtet hatte. Dieser satte Teint, diese von so eigentümlich glänzenden braunen Löckchen beschattete Stirn, dieser das keimende Leben eines der Welt freudig entgegenschlagenden Herzens verratende, warme Ausdruck ihrer Züge und endlich die noch unvoll­endet schöne, schlanke Gestalt alles das zwang ihm heute überwältigend eine Perspektive auf, die ihm das alte, müde Herz pochen machte.

Beschreibe ihn mir, damit ich ihn erkennen kann," bat er wiederholt. Du trittst in ein Alter, in welchem ein Mädchen in sich selbst den Schütz gegen die Gefahren der Welt zu suchen sich gewöhnen muß, wenn ihm nicht ein anderer Schutz stets zur Seite sein kann. Er ist ein Fremder sagtest du?"

Zia schien durch des Alten Warnung verletzt; ein Schatten legte sich über ihr Gesicht; sie verscheuchte ihn und blickte auf, als wolle sie zeigen, daß sie dieses Schutzes nicht bedürfe.

So glaube ich," sagte sie, sich aufrichtend und die Augen wieder voll und bewußt auf ihn richtend.Er ist groß, mit krausem Haar und Bart, gebräunt und erkennbar an einer leicht gestutzten Nase. Aber er blickt mit seinen dunklen Augen so unheimlich, daß ich mich vor ihm fürchte."

Eine Pause trat ein. Zia, so überlegte der Alte, hatte ihn also doch genau angeblickt! Die von Beiden vergessene kleine Kaffsk-mne brodelte noch immer auf der glühenden Platte d-S eisernen Ofens und der Inhalt rann, den Deckel hebend, verzischend auf das Eisen. Da mischte sich plötzlich das Helle Anschlägen der Glocke am Hoftor in diese melancholische Musik.

Der Alte fuhr in seinen unruhigen Gedanken erschreckt zusammen, und doch war ihm die Störung fast willkommrn, denn sie erlöste ihn aus einer Situation, di« ihm peinlich geworden.

Er schaute auf. Draußen im Hofe herrschte tief« Dunkelheit. Auch das Mädchen war erschreckt, obgleich sie di« Glocke kannte.

Das gilt mir!" sagte er scheinbar unmutig.Den ganzen Nachmittag hat mich Niemand begehrt. ES ist schon Nacht geworden. Eben schlägt es neun Uhr! Wie ist die Zeit verstrichen!" Er erhob sich, während Zia unruhig zu ihm aufblickte.Ich werde ja bald zurück sein", fuhr er fort, seinen Hut nehmend und wie immer für solche Fälle den Rock bis zum Halse zuknöpfend.Es ist ja nicht das erstemal, daß man uns stört!"

Mit schwerem Herzen beugte er sich über sie und küßte sie auf die Stirn. Du sollst alles wissen, Zia! Heute noch sollst du es!" sprach er bewegt, ihre Hand in die zitternde seinige nehmend.Ich sah längst, daß die Zeit gekommen sei; ich war darauf gefaßt; aber sei auch du es, wenn plötzlich alles anders werden muß, und ganz plötzlich! Du warst mir so lieb, daß ich den Gedanken nicht fassen konnte, mich von dir zu trennen. Du wuchsest so schnell heran; aber jetzt ... Laß dich nicht überraschen, sei bereit, wenn ich unverweilt tun muß, was längst meine Pflicht war!"

Ja, ja, es muß sein; habe nur wenige Minuten Geduld!" fuhr er, in seine Gedanken versinkend, fort.Besser jetzt, noch diese Nacht, eS könnte sonst zu spät sein." Er richtete sich auf, wandte das Antlitz fort und seine Augenlider schloffen sich, um die Tränen zurückzudrängen.

Zia hatte ihm erschrocken zugehört. Sie bereute, ihn gedrängt zu haben und suchte ihn zu beruhigen, während ihr Herz doch so ängstlich pochte. Sie hatte zu einer Entscheidung gedrängt, vor der ihr bangte, als dieselbe so unmit­telbar vor ihr stand.

Denk heut« nicht mehr daran!" bat sie, ihm die Arms um den Hals legend.Du bist ja der einzige, den ich auf dieser Welt habe, und ich darf dich so selten sehen; ist es da nicht verzeihlich, wenn mir, da ich heranwachse und Jeder sagt, wie groß daS Mädchen schon wird! wenn mir da Grdanken kommen, ach, zuweilen recht melancholische Grdanken! Stundenlang sitze ich zu­weilen oder ich erwach« nachts auf meinem Lager, um zu grübeln, mir die Erinnerungen an die ersten Jahre meines Lebens zurückzurufen, aber ich finde sie nicht zusammen, in meinem GrdächtniS hat sich nur die Gestalt und das Gesicht einer Frau mit recht strengen, unfreundlichen Zügen erhalten, die wohl meine Hüterin oder Gouvernante gewesen und oft recht garstig gegen mich war, dann o, dessen entsinne ich mich noch genau dann sah ich dich, du namst mich oft auf deinen Schoß und warst so lieb gegen mich. Dann endlich sah ich mich plötzlich unter ganz anderen L-ulen. Aber ich war froh, das streng« Weib nicht mehr zu sehen. Da aber erschienst du mir wieder . . . Siehst du, da ist nun plötzlich eine Lücke in meinen Erinnerungen, ich weiß nur, daß du dich von mir trenntest und mir sagtest, wir würden uns oft sehen, wenn ich artig sei."

Der Alte hatte sie unruhig und mit trauriger Miene, zuweilen stumm nickend, angehört, er suchte jetzt, von eigenen Erinnerungen bedrängt, sich Luft zu schaffen.

Darüber find nun viele Jahr« verstrichen und ist es nicht verzeihlich, wenn ich nun bald erwachsen, mir meine Gedanken mach«? Aber ich sehe, ich bereite dir Kummer mit meinen Fragen . .

DaS abermalige und heftige Schellen der Hausglocke unterbrach sie; er machte sich verwirrt, gehetzt von innen und außen, mit abgewandtem Gesicht von ihr lo», ergriff dann nochmal» ihre Hand und preßte sie.

Halte dich bereit, Kind, daß wir von einander scheiden müssen Gott gebe, nicht für immer, und damit die» nicht sei, dafür laß mich handeln!"

Er eilte hinaus, den Hut tief in die Stirn drückend, und Zia sank auf den Stuhl, heftig bewegt durch ein sonderbares Wesen. Ihr war'S so bange geworden und dennoch flößt« da» Vertrauen auf ihn Trost in ihr Herz und ihre Gedanken schweiften bald in daS ihr Unbekannt« hinaus, das jetzt vor ihr liegen sollte. Sie lehnte sich in den Stuhl zurück. _ (Fortsetzung folgt.)

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