Donnerstag
Kettage zn Nr. 97
22 . Juni 1905 .
Privat-Äimigeu
Die schwarze Dame.
Nachdruck verboten.
Wichtig sür jede Familie!
Die beste, leichtverständliche Anleitung zum Sclbst- schneidern bietet der Lehrkursus, welcher vom 26. Juni dk« IS» ab Hierselbst abgehalten wird. Damen, welche sich am Kursus beteiligen, brauchen blos nähen zu können, Kleidermachen erlernt zu haben ist überflüssig. Unterzeichnete garantieren, daß jede Dame nach beendigtem Kursus ihre Kleider selbst anfertigen kann. Für Kleidermacherinnen auch sehr vorteilhaft, indem alle neuen Schnitte von Taillen von 1—4 Seitenteilen, sämtliche neuen Röcke, Aermel, Prinzeßkleider, Kinderkleider, verschiedene Verzierungskragen und sämtliche Neuheiten der Saison in Originalgröße gezeichnet werden. Dauer des Kurses 5—6 Wochen und kann jede Dame während demselben für sich und andere Personen Kleider anfertigen. Honorar mit allen Auslagen 30 ^ Zeugnisse, Danksagungen und Empfehlungen und das vom Unterzeichneten selbstverfaßte Lehrbuch liegen zu jedermanns Einsicht offen im Saphof z. Schwane« hier und werden an gleicher Stelle dann auch Anmeldungen entgegengenommen. Der Kursus beginnt am 26. Ju«i nachmittags t Uh». Die Unterrichtsstunden finden nachmittags 1—4 Uhr statt, so daß auch Damen von auswärts bequem daran teilnehmen können.
Hochachtungsvoll
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Lehrer der Zuschneidekunst und Mode.
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zahlt I. Bärmann derjenigen Dame, welche Nachweisen kann, daß nach Bärmann'schem System eine Taille nach richtigem Maß und Schnittzeichnung bet der ersten Probe ohne Aenderung nicht paßt. Die Schnittzeichnung nimmt ohne Freihandzeichnung nur eine Viertelstunde in Anspruch. D. O.
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Kaiser- Lorax
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Roman von Hans Wachenhusen.
(Fortsetzung.)
EL war nicht gut, dich so öffentlich auSzustrllsn," sagte er verstimmt und grübelnd. „Es paßte sich nicht, ein so junges Mädchen wie dich . .
„Frau Wallenthin geht nun seitdem immer die verschleierte Dame im Kopfe herum, die mich so sonderbar anstarrte. Sie behauptet, dieselbe sei mir bis auf die Straße gefolgt."
„Was für eine verschleierte Dame?" ... Der Alt« schaute sie in größter Unruhe an.
„Ach, ich vergaß, Dir davon zu sagen!" Zia erzählte von dieser Begegnung, der nur Frau Wallenthin eine solche Bedeutung beilegen könne.
Der Alte rückte nervös auf seinem Stuhl.
„Es kommt ja oft vor, daß ältere Damen sich für junge Mädchen in deinem Alter interessieren."
„Nein, Papa, alt kann sie nicht gewesen sein . . . Aber schließlich . . . ich Habs sie fast gar nicht gesehen, nur Frau Wallenthin . . ."
Papa Litbks erhob sich und schritt mit den Händen auf dem Rücken in dem engen Raume hin und her.
„ES kommt Alles zusammen, um mir meine Ruhe zu nehmen," fuhr Zia fort. „Ich habe noch etwas, das Du wissen mußt."
„Noch etwas?" Papa Lübke stellte sich an'S Fenster und schaute hinaus in den dunklen Hof, um das Zucken seiner Gesichtsnerven zu verbergen. Al« Zia schwieg, kehrte er zu ihr zurück, nahm seinen Platz wieder ein und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
„Es vergeht ja eine ganze Woche, ehe ich dich Wiedersehen kann, und die Woche» werden mir jetzt so endlos lang."
„Wie sah dis Dame ..." Tr unterbrach sich, über sich selbst erschreckend. „Also, was hattest du mir noch zu sagen?" Er schaute nicht auf; Zia, mit ihren Gedanken beschäftigt, sah nicht seine Erregtheit.
Ich möchte fast erraten, weshalb die Behörde . . . Man hat jedenfalls nach mir gefragt, fuhr Zia fort. Um offen zu sprechen: Schon seit einigen Tagen sah ich vo n Fenster aus einen Herrn in unserer doch so abgelegenen Straße, der unser Haus so sonderbar beobachtete. Er muß ein Fremder sein; Fiau Wallenthin, die ihn zuerst bemerkte, meint, er beabsichtige wohl, da draußen von den großen Gartengrundstücken zu kaufen, die in der Zeitung angrkündigt seien. Aber sie irrt gewiß. Er begegnete mir, als ich gestern auSginz, blieb stehen, schaut« mich groß an, folgte mir und ich ward ihn erst los, als ich mich in das dichteste Gewühl des WochenmarkteS drängte."
„Ein Mann ... ein Fremder, sagst du? Wie sah er aus? Beschreibe ihn mir."
DeS Alten Besorgnis verriet sich in seiner Stimme. „Sie ist ein Kind noch," wiederholte er sich lautlos, aber das schien ihn noch mehr zu beunruhigen.
„Er sieht wenigstens fremdartig aus, hat einen schwarzen Bart, ein etwas gebräuntes Besicht und trägt sich elegant. Ein vornehmer Mann ist er jedenfalls. Er folgte mir auch heute hierher und das hat mich recht ängstlich gemacht."
„Zia trocknete den Schweiß von der Stirne, den ihr die Stimmung und die steigende Hitze des engen Gemachs aus den Poren getrieben, lockerte dar Fichu und zeigte den weißen, kräftig angedeuteten Hals.
„Auch hierher?" Der Alte suchte mit den Augen vor sich, während er vorgebeugt, die Arme auf den Knieen, die Hände um einander rang, „Ich wüßte wirklich nicht, wer das sein könnte," setzte er mit erzwungener Harmlosigkeit hinzu. „Ich will ihn aber doch sehen, Zia!" rief er aufblicksnd; „ich muß ihn sogar sehen; wir werden eine Gelegenheit finden; inzwischen mußt du mir genau sagen, wie er aussteht, so werde ich ihn erkennen, wenn ich Acht gebe!"
„Ich habe ihn nicht so genau ansehen können; ich wagte es nicht, ich weiß selber nicht zu sagen, warum; ich hatte gleich bei seinem ersten Anblicke, als er mich so Überrascht anschaute, eine gewisse Angst vor ihm, denn er blickt mich immer so seltsam an."
Zia'S Wangen hatten sich, während sie sprach, heftig gerötet; er sah mit wieder aufsteigendem Argwohne, wie ihre Brust sich so heftig bewegte, während ihr« langen Wimpern die Augen deckten. All' die Zeit hatte er in ihr nur da« Kind gesehen und seit Kurzem mit Wohlgefallen ihr« Entwicklung zur Jungfrau beobachtet; harmlos, mit der ganzen lieblichen Anschmiegung eines Kindes, hatte sie jeden Sonntag ihm vorgeplaudert, was die Woche hindurch ihr Kinderherz bewegt. ES waren das immer bedeutungslose Dinge gewesen, denen er mit zärtlicher Sorge gelauscht. Was sie jetzt zu ihm sprach, klang ans einer anderen Welt; es stimmte ihn bange und wie er den schnellen Farbenwechsel in Zia's Antlitz beobachtete, fürchtete er darin eine natürliche Offenbarung, ans die er hätte gefaßt sein sollen.