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Blatt.
Zweites
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.?/ 83
Neuenbürg, Samstag, den IS. April 1924.
82. Jahrgang.
Osterhoffnung.
ss ist schwer, ohne Hoffnung leben. Noch Der Ertrinkende, «Reiche hofft oft. Ein unvernünftiger Sonnenglanz will A tns Herz verlaffen. In den Schleier unserer Hoffnungen Men wir 'die Zukunft. Was die letzten Jahre so namenlos machte, war das, daß wir oft nicht mehr das Herz hat-
^ Es^ist^schwer, ohne Hoffnung leben. Aber nicht alle Blü- .^rnume reifen. Non zerstörten Hoffnungen wissen wir alle. Achrstört oft der Tod zarteste, lichteste Hoffnungen. Mit Einasblumen geschmückt der Ärabeshügel, und darunter be- Mne Hoffnungen. Viel Leiden in der Welt; viel Leid und
horch! In diese Welt der begrabenen Hoffnungen «d des Leids hinein läuten die Osterglocken. Hell, jubelnd M ihr Schall durch die Lande, Trauernde tröstend, Zwei- Ud- stärkend, Heimatlosen den 'Weg weisend. „Christ ist er- Mchen von der Marter alle." Der Tod ist nicht das Letzte. Mr dm Starken ist der Stärkere gekommen. Jesus hat Tod mid Grab überwunden. Freue dich, Menschenherz, hoffnungs- bungriges. Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Wie klang ^ oft draußen so ergreifend über den Gräbern toter Kamera- Sen: „Jesus meine Zuversicht und mein Heiland rst mein
Selige Osterfrcude! Kinder freuen sich, wenn sie am Mmorgen suchen dürfen. Alt und jung freut sich des neuer- waLm Lebens draußen nach langer, banger Winternacht. Noch her, tiefer, beständiger ist christliche Ostersteude. „Christus , mit ihm auch ich!" — erfährst Du das innerlich, so wirst Du ein Mensch der Hoffnung. Glaube und Liebe, die er in den Ämen und durch sie Pflanzt und Pflegt, die überdauern kn Winter des Todes, die machen ihre Träger zu Bäumen des Ums in seinem Garten.
Fast kein Fest ist für das Leben des einzelnen Menschen «diesem Sinne so bedeutungsvoll, wie gerade das Auferste- hMgsfest. mahnt es doch einen Jeden, zu versuchen, auch in sich W eine Auferstehung zu feiern und in wahrer Liebe zu den Mitmenschen sein Bestes dahin zu geben, um in einem solchen Mn den Geist der Gottesliebe und Menschenliebe, die der Gekreuzigte gelehrt, lebendig zu erhalten. So wird das Osterfest ein Auferstehungsfest des Geistes, der Liebe und der Versöhnung im Herzen Vieler werden und der Anbeginn einer neuen besseren Zeit. Ganz besonders möge dies für unser gequältes deutsches Volk gelten, das dank der Haltung der Siegerstaaten eine Passionszeit in beinahe unübersehbarem Ausmaße durchlebt. Endl ch scheint sich ja auch bei unseren Gegnern auf Grund der kürzlich veröffentlichten Sachverständigengutachten über die wahren demichen Verhältnisse ein Wan- KI in der Gesinnung angebahnt und der ehrliche Wille, Eu- i»va den langersehnten, wahren Frieden zu schenken, auch dort Ä gefaßt zu haben, wo bis jetzt noch Macht- und WiLkür- chiiik die ausschlaggebenden Faktoren waren. Möge der starke Ä ernste Glaube des deutschen Volkes an die Offenbarungen dm Golgatha es einer besseren Zukunft entgegenführen: Der deutschen Auferstehung.
Es ist schwer, ohne Hoffnung leben, auch für unser Volk. Fetzt lauschen viele begieriger auf die Ostcrklänge als in der sonnigen Vorkriegszeit. Um so mehr wächst die Tragkraft unseres Volkes, um so eher kommt seine Genesung. Laßr uns der gewissen Hoffnung froh werden, die uns in der Osterbot- Ichaft versiegelt ist. Dann mag manch andere Hoffnung trügen, die Zukunft ist dennoch unser!K. Frohnmeyer.
Wohin sollen wir gehen?
Von Johannes Fischer.
Wir stehen vor Wahlen, aber kaum einmal sind weiteste kreise des Volkes am Beginn des Wahlkampfes so unsicher und ichend gewesen in bezug auf ihre Partei- und wahlpolitische Mnngnahme, wie Liesesmal. Die radikalen Rechtskreise und die Kommunisten haben zwar lange schon so getan, als hätte As Volk" einen starken Drang nach neuer politischer Willens- umdgebnng. Wer aber richtig in das Volk hineinhört, der W, daß das nicht der Mehrheit entspricht. Die Menschen, «ein harter Tagosarbeit und ernsten Erwerbssorgen drin- ««im, denken nicht daran, sich zu neuen politischen Entscheidun
gen zu drängen, und man wird gerade unter den besinnlichen Kreisen des Volkes bei Männern und Frauen genug zu tun haben, um sie noch lebhafter für die Wahlentscheidung am i. Mai zu interessieren.
Zehn Jahrie solcher Notzeit, wie wir sie jetzt durchleben mußten, ohne auch irgendwo einen wirklich freien Ausblick zu haben, machten weite Kreise unseres Volkes „müde bis ins Mark". Wir begegnen immer wieder Mensen aus allen politischen Lagern, die früher wie elektrisiert waren, wenn Wahlzeiten bevorstanden, und die heute keine Energie mehr aufbringen um andere Volksgenossen aufzurütteln, ja die für sich selbst schwer dazu zu bringen sind, einen neuen Politischen Entschluß zu fasten. Es ist wieder wie gegen das Ende des Krieges, daß nur ein verhältnismäßig kleiner Kreis von Volksgenossen noch die seelische Spannkraft aufbringt, um unbeirrt von allen Enttäuschungen und Bedrückungen eine große deutsche Hoffnung, selbst auf lange Sicht hinaus ftsthalterr und auf ihre Erfüllung hinarbeiten zu können. Die meisten Menschen sind an irgend einem ihrer geistigen, sittlichen, politischen, sozialen Ideale irre geworden, durch das, was wir im einzelnen und als Volk erlebt haben. Erlebnisse wie die in dem Münchener Prozeß, oder in dem Zügner-Prozeß, wirken in dieser Beziehung verheerend, weil sie für zahllose Menschen den letzten Rest an Vertrauen und Glauben an Menschen damit zerstörten, daß die Enttäuschten und BetroMien zunächst gar keine Anknüpfungspunkte mehr bieten, um neues Vertrauen Lei ihnen zu erwecken und neuen Willen zu entzünden. Die Politischen Arbeiter unter dem Volk müssen heute eine Art Politischer Seelsorge nebenher betreiben, um diese gemütlichen Hemmungen zu überwinden und doch wahrhaft zu blechen, in der Darstellung unserer Lage und unserer Zukunft.
Darum spielt in diesem Wahlkampf die Persönlichkeit, der Charakter, der Gesinnungshintergrund der Männer und Frauen, die zur Wahl gestellt werden, eins größere Rolle, als in manchem anderem Wahlkampf. Der Politische Ackerboden ist in einem Maße aufgewühlt, daß mit gewohnheitsmäßigem Parteischcma, mit herkömmlicher Partstgewohnheit nicht mehr viel anzufanglen ist. Weite Wählerkreise sind heute nur auf Grund eines persönlichen Vertrauens, das sie zu diesem oder jenem Mann, der oder jener Frau, die um ihre Stimme werben, zu fassen vermögen, überhaupt dazu zu bringen, bei den Wahlen mitzutun und Stellung zu nehmen. Das erhöht die Verantwortung der Wahlbewerber, aber es gibt auch einen Anreiz, zu wissen, daß man mehr als vielfach früher als Persönlichkeit statt nur als Varteifigur gewertet wird und zur Geltung kommt. Die entwurzelten und in ihrem Lebensgang zu tiefst erschütterten Massen wollen die Gewißheit haben und spüren, daß man sie verweht in ihrem Ringen, daß man für sie und mit ihnen um einen Ausweg aus ihrer und der Not des ganzen Volkes bemüht ist, daß man sie nicht für diese oder jene Parteimaschinerie einspannen, sondern auf Grund des politischen Einflusses, den sic durch ihre Stimmabgabe mit verschaffen sollen, ehrlich und selbstlos dem Volke dienen will.
Es ist durchaus irrig, zu glauben, Laß die breiten Schichten der einfachen Volksgenossen von vornherein auf irgend ein politisches System im Sinn: des Rechts- oder Linksradikalismus eingestellt seien; das gilt heute selbst für weite Kreise der Arbeiterschaft. Sie wollen nur die Gewißheft haben, daß ,sie in dem großen gcschichtl'chen Wandel der Dinge nicht vergessen sind und nicht vergewaltigt werden. Man muß sich klar sein, daß ihr Blickfeld häufig eingeengt ist, durch den engen Lebens- und Berufskreis, in dem sie drinstehen, und muß verstehen, bei ihnen anzuknüpfen und sie in die großen und weltweiten Zusammenhänge so hinzustellcn, daß sie ihre Verbundenheit damit begreifen und das Vertrauen gewinnen, doch nicht vergessen zu sein dabei, auch wenn sie augenblicklich bittere Not zu Irden haben. Sehr weite Kresse sind viel unpolitischer und Unsystematischer als es die Partssfanatiker sich einreden, man kann sie aber für eine vernünftige und auch in die Zukunft weisende Politik gewinnen, wenn sie sehen, das; auch ihr eigenes Lebensecht dabei gewahrt bleibt. Ich sage offen in meinen Wahlversammlungen, daß wer heute dem Volke große Versprechungen macht, entweder ein Schwindler oder ein Dummkopf ist, daß wir aber trotzdem weder das Recht noch auch einen zwingenden Grund haben, an der Zukunft und an dein
Wiederaufstieg unseres Volkes zu verzweifeln. Und es ist meine feste Ueberzeugnng, weite Wählerkreise werden und wollen dort mitgehen, wo sie sachlichen Ernst, sittliche Wahrhaftigkeit, soziale Gerechtigkeit gegenüber den ringenden Schichten untereinander sehen.
Die Deutschnationalen haben durch ihren übertriebenen Kampf gegen die Parlamente allerdings die Wahlvorbereitung außerordentlich erschwert, denn sie haben durch diese hemmungslose Agitation eine Stimmung und ein Vorurteil gegen alle politischen Persönlichkesten erzeugt, das zunächst geneigt ist, nur unlautere und unsaubere Beweggründe voranszusetzen bei Len Männern und Frauen, die dem politischen Dienst sich widmen. Und die Kommunisten haben durch ihre Krakeler im Reichstag dieses Vorurteil noch wirksam unterstützt. Trotzdem, unsere Bevölkerung sucht Führung und ist auch willig, verantwortungsbereiter, sachkundiger, anständiger - Vertretung seiner Angelegenheiten den Bot«n zu bereiten. Sehr Weste Kreise haben auch durchaus Sinn und Verständnis, ja eine innere Wärme für den Gedanken volksstaatlicher Selbstvcr- antwortung, Selbstverwaltung und demokratisch-parlamentarischer Regierung. Man erlebt in Ser Beziehung immer wieder Dinge, die einem Freude machen, wenn man beobachtet, wie hart ringende Menschen sich in chrcm Lebenssinn und Lebensinhalt erhoben fühlen, wenn man mit ihnen einige Stunden ernsthaft um Lebensfragen der deutschen Nation ringt und ihnen ein Stück Mitverantwortung daran zuschiebt. Es gibt oft genug Versammlungen, wo diesem Eindruck gegenüber die kleinen Nörgeleien und die alltäglichen Sorgen gar nicht hervortreten, weil — mindestens für diese Stunden — die Menschen ein anderes Augenmaß hatten für die Bewertung der Dinge und Geschehnisse. Gewiß, man muß zuweilen zuerst um jeden einzelnen ringen, bis er bereit sst, mitzugehen, und bis ein gleichartiger Rhhtmns die zusammengewürfelten und oft auseinanderstrebenden Menschen innerlich verbindet. Aber dann weiß man auch, Laß es heute mehr als je auf Führung, auf Vertrauen des Führers zu den ringenden Massen und der ringenden Massen zu den Führern ankommt. Dieier Wahlkampf ist psychologisch schwieriger, als die meisten bisherigen, aber er ist lockend und hoffnungsvoll, weil die Menschen zwar mit Zweifel und Unsicherheit die Frage stellen: „Wohin sollen wir gehen", aber auch die innere Sehnsucht mitbringcn, eine für den Einzelnen und das deutsche Volk ermunternde und zukunftschaffende Antwort zu finden. Die Demokratische Partei hat vieles in der Beantwortung dieser ernsten Volkssorgen zu geben, das sie berechtigt, hoffnungs-roh in den Wahlkampf zu ziehen.
Württemberg.
Stuttgart, 17. April. (Tauerungszahlen.) Die Lebenshaltung wird immer teurer. Die Kosten für eine fünfköpfige Familie ohne Bekleidung sind seit den; 9. April um 2,5 Prozent, mit Bekleidung um 3,1 Prozent gestiegen. Gegenüber dem Friedensstand beträgt die Steigerung 11,8 bzw. 19,8 Prozent.
HeilLronn, 18. April. (Buchdruckerstreik.) Die hiesigen Buchdrucker haben laut Neckar-Echo eine höhere Lohnzahlung gefordert und gemäß eines einstimmigen Versammlungsbeschlns- ses beschlossen, die Kündigung einzureichen. Diese ist abgclau- fen, so daß am Samstag der Streik beginnt.
Neckarsulm, 17. April. (Deutsche Sprache.) Vor dem Amtsgericht wurde dieser Tage überfeine Anzeige verhandelt die der Originalität nicht entbehrt, -sie lautet wörtlich: Anzeige. Durch Erfahrung hat Monteur St. einen Hahn überführt; derselbe gehört an K. O. anschünlich wegen schnellen fahren mit seinem Auto. Der Hahn ist kaput ich bringe denselben dem Schultheißenamt zur Anzeige.
Tübinger,, 17. April. (Ein schwerer Karpfen.) Bei der Abfischung des Anlagensees in den letzten Tagen wurde ein 17- pfündiger 80 Zentimeter langer Schuppenkarpren, der vor 20 Jahren von Herrn Sontheimer eingesetzt worden war, gefangen.
Rottweil, 17. April. (Unfall.) Ein Knabe von Bankrat Harpprecht fiel in einen Staketenzaun mit solcher Wucht, daß ihm eine 'der eisernen Spitzen am Kinn eindrang und bis zur
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Der Kampf im Spessart.
Erzählung von Leoin Schücking.
Liebiss: du mich so, wie ich dich, so würde kein Raum sür jolche Bedenklichkeiten in deinem Herzen sein, Lu würdest in einer Zu- blnft, die uns die Freiheit gäbe, uns ganz anzugehören, nur Äs höchste Glück erblicken und vertrauend dem Manne folgen, »»n dem du weißt, daß du seine ganze Seele besitzest. Sei es iuum! Wenn ich deine ganze Seele nicht besitze, so wie du die »eine besitzest, so gibt es ein Wesen wenigstens, was sie besitzt, »nd dieses Wesen wird die Macht haben, dich zu d . :: zu be- kimmen, was du mir abschlägst."
„Was willst du sagen?" ries Marcelline aus.
„Ich sagte dir vorhin, daß ich die Macht habe, dich zu zwin- ien, mir zu folgen. Ich drückte mich verkehrt aus. Nicht in »einer Hand liegt diese Macht, es ist ein anderes Wesen, das sich nachzuziehen vermag —"
„Wen, o mein Gott, wen kannst du meinen?"
„Brauche ich dir das noch zu sagen? Ich meine Leopold!"
„Leopold!" fuhr Frau Marcelline empor, sich straks aufrich- knd und die Hand nach Duvignot ausstreckend. „Leopold — »as ist mit meinem Kinde, was weißt du von meinem Kinde? "ede, rede, was ist mit ihm. wo ist es?" ,
„Es ist in Frankreich!"
„In Frankreich? In deinem Lande?"
„In meinem Lande, in meiner Heimat, in de: V^kagi-e, «^gehütet. wohl aufbewahrt!"
„In deinem Lande — und da ist Leopold 1 And da« sagst » mir erst heute, erst jetzt! O du belässt mich, du entsetzlicher Meuich!"
„Ick, spreche die Wahrheit!"
„Es kan» nicht wahr sein, es kann nicht sein. Wie könnte ened.cte. nachdem sie das Kind entführt, «e »ach Frankreich, > »eine Gewalt gebracht haben?" . , .
s „Behaupte ich das? Aber könnten meine Nachforschungen nach dem geraubten Knaben nickt erfolgreicher und glücklicher gewesen sein als die deinen? Könnte es mir nicht gelungen sein, ihn aufzufinden, und ihn, meinen Sohn, mein Eigen, das nach allen Gesetzen der Natur mir gehörte, dann in meiner Heimat in Sicherheit zu bringen und mir als einen teuren Schatz, als mein Liebstes da zu bergen?"
„Das — das sollte die Wahrheit sein, das behauptest du?"
„Ich behaupte es, ich schwöre es dir, daß das Kind in meinen Händen ist. Gibt es einen Schwur, der dich überzeugt, so nenne ihn mir, ich will ihn leisten. Bei meiner Ehre? Das genügt euch Weibern nicht, ihr wißt nicht, was einem Manne seine Ehre ist. Bei der Asche meiner MutEr! Ill ssr das genug?"
„Aber wie war dir das möglich —"
„Ich habe das Kind Grand de Bateillere nuvcirraut; ich habe es ihm auf die Seele gebunden, er hat es in die Nachbarschaft von Rennes geführt, zu einer seiner Tanten, die auf dem Lande lebt. Ich hörte lange nichts von ihm, aber fein letzter Brief sagte mir, daß das Kind wohl sei."
„Und mir, mir verschwiegst du das?"
„Ich verschwieg es dir — vielleicht in der Voraussetzung einer Stunde wie diese; einer Stunde, wo ich die Demütigung erlebe, zu sehen, daß meine Bitte: Verlaß mich nicht und folge mir, machtlos an dir abgleitet, wo ich dir sagen mutz: Folge mir denn zu deinem Kinde, du wirst sonst dein Kind nie Wiedersehen. Hatte ich recht?" fuhr er, als Marcelline nicht antwortete, mit Bitterkeit fort, „hatte ich recht, als ich dir sagte, ich könne dich zwingen?"
Marcelline stand wie erstarrt, wie versteinert. Sie war totenbleich geworden. Nur in ihren unheimlich vergrößerten Augen, die auf ihm ruhten, schien noch Leben zu sein. So blickte sie ihn an, daß ihm unheimlich «zumute wurde, daß er die Brauen zn- sammrnzog und gebieterisch sagte: „Nun, so rede doch endlich!"
„Du hattest nicht recht!" stieß sie kaum hörbar hervor. „Nein, bei Gottes rächendem Strafgericht nicht! Du der Verbündete dieser Benedicte. um mir den größten Schmerz meines Lebens zu bereiten!"
„Das war ich nicht, ich war nicht ihr Verbündeter."
„Und wenn auch, du konntest meine Angst um das Kind, meine Qual sehen und doch sagen, du liebst mich! O unerhört, unerhört, unerhört!"
Sie sank in ihren Sessel zurück, sie schlug ihre Hände vor das Gesicht und brach in bitteres Schluchzen aus.
„Gib mir mein Kind," rief sie aus, „gib mir mein Kind zu- rück, und dann, dann laß mich nie, nie wieder den Vater diese» Kindes sehen!"
„Marcelline!"
„Ich will mein Kind von dir, nichts, nichts als das. Gib mir mein Kind zurück!"
„So fasse dich doch! Du wirst mit mir kommen, wir werden zusammen es Wiedersehen."
„Mit dir? Nie, nie! Aber ich werde es mir holen, 'ch werde cs zu suchen, zu finden wissen; ich werde barfuß gehen und mich von Tür zu Tür betteln, wenn es sein muß, um mein Kind wiederzuerlangen; ich werde seinetwegen alles, alles opfern, ich werde meinen Ruf mit Füßen treten lassen, ich werde alles tun, was ein Weib tun kann, nur das eine nicht, dir Menschen ohne Seele und ohne Herz im Leibe zu folgen. Bei Gott, sses scheidet uns auf ewig!"
„Marcelline," rief Duvignot leidenschaftlich aus, „mach' mich nicht rasend, nicht toll. Diesüst nicht dein letztes Wort, oder —"
„Es ist mein letztes, unwiderruflich!"
„Wenn ich dir alles auseinandersetzen könnte, was mich bestimmte, was mich zwang —"
(Fortsetzung folgt.)