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Neuenbürg, Samstag, den 12. April 1924.

82. Jahrgang.

Württemberg.

Stuttgart, ii. April (Vom Rathaus.) Der Gemeinde, rat hat dre Wiedereinführung der Wertzuwachssteuer mit 26 ,egen 25 Stimmen bei 4 Enthaltungen abgelehnt. Dagegen wurde die Wiedereinführung der Nacht- oder Hockersteuer ge- «Wgt.

Stuttgart, 11. April. (Buchdruckerstreik.) Der heutige .Staatsanzeiger" konnte nicht erscheinen, weil das Buch­druckerpersonal streikt. ^

UutertSrkheim, 10. April. (Interessengemeinschaft Daim­ler-Benz.) Die Daimler-Motoren-Gesellschaft und die Benz­werke beabsichtigen eine Interessengemeinschaft und rufen zu diesem Zweck auf den 8. Mai eine außerordentliche Generalver­sammlung ein. Die Jahresgewinne sollen zusammen geworfen «nd nach Maßgabe des Stammcrktienkapitals (im Verhältnis von 600 : 346) verteilt werden. An der Spitze der Interessen­gemeinschaft soll ein Arbeitsausschuß stehen, dem je drei Auf, fichtsrats- und drei Vorstandsmitglieder von jeder Gruppe an- gehören sollen. Hauptzweck der Interessengemeinschaft, Lerer: Dauer bis zum 31. Dezember 2000 laufen soll, ist Ausschaltung des Wettbewerbs «nd Aufstellung eines gemeinschaftlichen Fa­brikationsprogramms.

Heilbronn, 11. April. (Zusammenschluß.) Die G. Echaeuffelen'sche Papierfabrik Hsilbronn mit Zweigniederlas­sung Werk Gebr. Laiblrn in Pfullingen beruft zum 3. Mai d. Js. eine außerordentliche Generalversammlung ein, in der insbesondere über Abschluß eines Interessengemeinschafts-Ver­trags mit der Firma Gebr. Ranch, Papierfabrik A.-G., Herl- bronn, beschlossen werden soll.

Reutlingen, 11. April. (Streik.) In der Strickmaschinen- fabrik von Stoll u. Co. sind gegen 400 Arbeiter unter Kon- traktbruch in den Streik getreten.

Rottenvurg, 11. April. (Felssturz.) Am Mittwoch mor­gen nm 4 Uhr löste sich an dem Felsen oberhalb eines Wohn­hauses des Asbestwerkes ein zirka io Zentner schwerer Fels­block, der in Rollen kam und auf das Dach iiel, die Decke durch­schlug und Schaden anrichtete. Glücklicherweise wurde die da­neben schlafende Familie nicht verleyt. Vorkehrungen zur Vermeidung ähnlicher Unfälle sind getroffen.

Ulm, 11. April. (Ein riesiger Bierkudkessel.) Auf der Stadtwage wurde gestern ein riesiger Biersudkessel aus Kup­fer gewogen. Der Kessel aus der Fabrik von E. Mayer u. Co., faßt 5000 Liter und erregte auf dem Weg zur Bahn allgemein die Aufmerksamkeit. Er ist nach Christiania bestimmt.

Untersulmetinge«, 11. April. (Gesunder Appetit.) Am letzten Sonntag wollte sich ein hiesiger Dienstknecht mal wieder richtig satt essen. Er verzehrte 30Ochsenaugen" und einen Laib Brot bis auf ein kleines Restchen. Als er damit fertig war, äußerte er sich:So, jetzt bin ich mal wieder richtig satt."

Friedrichshafen, 10. April. (Kabellegung.) Unter Leitung von Oberingenieur Weidgen der Firma Felten u. Guilleaume tu Köln-Mülheim erfolgte gestern, vom Wetter begünstigt, die Legung des neuen Bodenseekabels FriedrichshafenRomans­horn. Das Kabel war von Konstanz auf dem Transportkahn 1 nach Friedrichshafen geschleppt worden. Der Kahn wurde an der Backbordseite des DampfersWürttemberg" festgemacht. Das Kabel selbst vereinigte 40 Telegraphen- und Fernsprech- leitungen. Zahlreiche Vertreter von Post und Eisenbahn wohnten der Kabellegung bei. Um 10 Uhr setzten sich die Schiffe in Bewegung und Las Kabel rollte glatt ab. Nachdem auf eine Länge von etwa 1300 Meter das stärker armierte- stenkabcl gelegt war, wurde die Müsse, das Verbindungsstück zu dem nun sich anschließenden Seekabel, angebracht. Das war sehr schwierig und dauerte etwa eine Stunde, ging aber ohne Unfall und Störung vor sich. Dann wurde die Fahrt nach Romanshorn langsam fortgesetzt. Das neue Kabel verläuft etwa 500 Meter parallel dem 1900 gelegten. Um 3 Uhr war man 600 Meter vor Romanshorn angelangt, wo später die Bereinigung mit dem dort bereits gelegten Küstenkabel er­folgt. An Bord derWürttemberg" gedachte Oberpostrat Pe­ter des historischen Augenblicks, in dem ein neues Band fried­lichen Verkehrs mit der Schweiz geknüpft wurde.

Baden.

Konstanz, 8. April. Große Erregung und Erbitterung un­ter den Inhabern mehrerer hiesiger Geschärte hat die Tat von Gemeinen Lausbuben hervogerufen, die in der: letzten Nächten

ein über das andere Schaufenster der in diesen Straßen lie­genden Geschäfte mit einem Glasschneider, wie man sie auf der Messe für 20 Pfennig erstehen Sann, geritzt haben. Wenn keine Schüler in Betracht kommen was man stark vermutet, da dieHeldentaten" gerade auf den Schulschluß fielen so kann der oder die Täter auch Diamanten dazu benutzt haben. Den Geschäftsleuten entsteht durch die Vltperei enormer Schaden, da die Scheiben durch die Erschütterung vcrbeifahrender, schwerer Fuhrwerke und Lastautos springen und eines Tages auseinanderfallen werden.

Schouach (Amt Trrberg), 11. April. Der Brand auf dem Vogeleck" hat nun seine Aufklärung gefunden. Der Sohn der Witwe Schwer, der 22jährige Daniel Schwer, hat nunmehr eingefianden, den Brand gelegt zu haben. Wie er angibt, hat er das Feuer in der Küche gelegt, in dem er den dort stark vorhandenen Glanzruß mittels Spänen entzündete. Als Grund der Tat wird angenommen, daß Schwer, der später das An­wesen übernehmen sollte, ein neues Haus wollte, da ihm daS alte nicht mehr znsagte. Schwer wurde verhaftet.

Mannheim, 11. April. Gestern morgen wurde der 43 Jahre alte verheiratete Lohnkutscher Heinrich Hook von Aliripp beim Abladen von Bauholz von einem Eisenbahnwagen auf dem Stationsamt Rheinau von abstürzenden Balken erfaßt, auf die Erde gedrückt und auf der Stelle getötet. Eisenbahninspcktor Berlinghofs, der sich in unmittelbarer Nähe der Unfallstelle be­fand, kam ebenfalls unter die abrutschenden Balken und wurde schwer verletzt.

Schorfe Vietendüwel. der kluge Schulze.

Humoreske von Ilse F r a n k c - Frciburg.

Wenn Schorfe Bietendüwrl, der Schulze von Sebexen, für seine Gemeinde Geld brauchte, zum Beispiel, wenn das Dach vom Armenhaus« löcherig wurde odw der Glockenstuhl auf dem Kirchhofe bald abfaulte, wie dieses Jahr, so veranstaltete er Zehangsten". Im Tanzsaale vomWegekruge" bei Krischen Pingel wurden Stuhlreihen aufgestellt, und die Gäste aus Sebexen und Umgebung, die immer zahlreich erschienen, be­kamen fürfufzich Fennje Angtrch" einenBunten Abend", der viele Überraschungen bot und für lange Zeit ergiebigen Gesprächsstoff lieferte.

Schorfe Bietendüwel war ein großer Mann Sebexen; er hatteLen Schenie". Er konnte nicht nur wunderschön Wald­horn blasen, Bauchreden, Schnäcke und Schnurren zum Besten geben, er konnte auchhexen", das heißt einen Zweimärker verschwinden lassen und wieder herbcizaubern, und noch mehr: er fällte wahrhaft salomonische Urreile und wußte überall zu schlichten, wenn man seinen Rat suchte.

UmMicheli" gab es wieder eineZehangst" im Wege­kruge, denn im Armenhause hatte es 'chon durchgeregnet, und das Geld fürs Dach mußte beschafft werden. Der Festsaal war knüppeldickevoll", wie allgemein mit Befriedigung festgestellt wurde. In dem Tabaksgualm, der wie eine dicke, graublaue Wolke über den erwarmngsvoüen Zuhörern lagerte, konnte man kaum noch atmen und bekam das Beißen in die Augen. Ein Teil des Programms war erledigt. Schorfe Bietendüwel hatte eine ganze Menagerie von L'erstimmen nachgemacht, so natürlich, daß alle begeistert waren.

Da entstand plötzlich eine große Unruhe im Lokal. Erb­pächter Pinkepank hatte am Nachmittag ein Rappfohlen ver­kauft und den Erlös bei sich getragen. Er hatte den Lederbeu­tel mit harten Silberstücken und Scheinen neben sich auf den Biertisch gestellt, und als in diesem Augenblick das Gas aus­ging, was bei denZehangsten" öfters vorkam und vom Pu­blikum immer als scherzhafte Unterbrechung lymphatisch be­grüßt wurde, war das Geld auf einmal fortgewesen ge­stohlen!

Schorfe Bietendüwel beruhigte »ein Publikum. Er würde das Geld schon wieder herbei.,Heyen". Die Saaltür aber mußte geschlossen werden. Niemand durfte hinaus. Da rie: er Kri- schan Pingel, den Wirt, herbei und verhandelte leise mit ihm. Krischen Pingel nickte verständnisinnig und verschrvand durch die kleine Nottür, die er ebenfalls hinter sich verschloß. Bald darauf kehrte er mit einem Korbe wieder und "etzte ihn vor Schorfe Bietendüwel auf den Zaubertisch.

Hochachtbare Versammlung", begann der Meister mit einer feiner großen Handbewegungen.Seid mant ganz ruhig. Wir kriegen es schont raus. Da is mich nich bange um. Es muß aber stockedustsr gemacht werden, nn kein ein darf aus 'n

Saale raus. In diesen Korbe is nämlich eine Henne in ent­halten. Die reiche ich 'erum. Jckder Anwesende muß ihr hübsch ein büschen streicheln un Eiamachen. Was der Dieb is, der kriegt da ganz schwarze Hände von. Den anderen ihre Hände bleiben weiß. So kriegen wir den Dieb garrz gewißlich raus. Nich? Sy, Herrschaftens, nu geht all das Licht aus. Auf­passen!"

Während der Finsternis, die jetzt im Saale herrschte, und während der Vogel der Gerechtigkeit in seinem Korb von Hand zu Hand wanderte, war atemlose Spannung über alle«. Als die Henne, der vielen Zärtlichkeiten ungewohnt, zum ersten Male unwillig gackerte, glaubte .nan schon, das Gottesurteil sei vollzogen. Aber es mußte ein Jrrrmn gewesen sein, denn sie gackerte fort.

Endlich war alles erledigt. Auch der letzte Zuhörer hatte die Henne im Dunkeln streicheln inüssen. Nun konnte das Licht wieder aufgedreht werden.

Was gab es da zu sehen? Lauter lairge Gesichter und lau­ter schwarze Hände, bis auf eine Hand, Li« weiß geblieben war. Und die gehörte August Burmester, den: rothaarigen Halunken.

Herrschaftens", sagte Schorfe Dietendüwel, und rieb sich schmunzelnd die Hände.Was nämlich die Herme ist, die war mit Ruß angeschmiert. Niich? Wer ein reines Gewissen hatte, der konnte sie gern anpacken. Er, August Burmester aber, der wird woll schont wissen, worum daß er die Henne lie­ber nicht angefaßt hat. So, da is auch der Beutel. Das hät­ten wir all fein gedeichselt. Er, August Burmester, kann ja nun im Spritzenhause ein büschen über Nachdenken, wie rn Sebexen Recht gesprochen wird. Riich?"

Die Sebexer gratulierten sich zu ihrem weisen Oberhaupt, und dazu hatten sie wohl auch allen Grund.

Die Geschichte voa der gekränkte« Leberwurft.

Die Leberwurst war mit der Blutwurst verheiratet. Es hieß allgemein: ein Bund der Liebe. Nur die kleine, dicke, ordinäre Selchwurst behauptete: Liebe?! Daß i net lach! Diese Z'widerwurz'n, diese dürre Leberwurst und der dicke Blunzen! Dieses kaprizierte g'schmerzte Frauenzimmer! Met'

mich dauert nur der arme gute Mann, die Blutwurst! Eine solche Partie! Auf und auf, durch und durch voll Speck! Und sie? Nix als a fad's G'sicht!" Wie halt ordinäre Srlch- würste reden.

Die Blutwurst hatte die Leberwurst lieb.Blunzen", so hieß der Ehemann in zärtlicher Abkürzung für Blmwurst, so wie man einen Johannes Hansl nennt. Blunzen ver­götterte seine Leberwurst, Blunzen war dick, rund, vollblütig, ein wenig schwerfälliger Sanguiniker, alter guter Wurstschlag

ein bißchen ungeistig aber oafür wie sagte die Dick- geselchte? Durch und Lurch voll Svcck. Das gilt in der Wurstwelt mehr als Geist.

Die Leberwurst aber, du lieber Gott sie war aus der feinsten Wurstfamilie Leber! Ich bitte Sie! Höchstens Be- amtenbraat! Die Leberwurst war durchaus schlank, geistig­ätherisch, hatte als Pensionsmädchen sich aus unglücklicher Schwärmerei zur Marlitt mit geschabtem Kümmel vergiften wollen. Jetzt hielt sie's natürlich mit Rabindran.tth Tagore, der Marlitt des 20. Jahrhunderts, und als sie schon nach den ersten Wochen spürte, daß ihr Blunzen eine ganz irdische Na­tur war, banal, speckig, spießig daß dieser Wurst alles, auch das Höhere Wurst war La wurde die junge Frau Leberwurst tief unglücklich.

Schmiegte sich der dicke Gatte in plumper Zärtlichkeit an sie, rückte sie in ihrem zarten Empfinden beleidigt weg. Sagte er einen seiner derben Kosenamen:G'ichmacherl, mol- lerts, Krcrnthaferl, lieabs!" die Leberwurst war wie eine Mimose rollte sich zusammen und war beledigt. Sah der Blunzen einer drallen, festen Bierwurst wohlgefällig nach, seufzte die Leberwurst schmerzlich empört auf der Blunzen

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n Der Kampf im Spessart.

Erzählung von Leoin Schiicking.

»Ich wurde jchlecht behandelt von meiner Stiefmutter. Man wollte mir mit Gewalt einen Menschen zum Manne crufdrin- ,e», den ich haßte; ich entfloh deshalb dem väterlichen Hause; »» derselben Nacht, in derselben Stunde, verschwand der Sohn «einer Stiefmutter, geraubt, entführt, was weiß ich. und man gab mir schuld, ihn entführt, als den Erben, der mir mein Vermögen genommen, um des elenden Reichtums willen besei­tig. zu haben; man fahndete deshalb auf mich wie eine Ver­brecherin und verfolgte mich, und deshalb mußte ich mich ver­bergen, ich mußte mich verbergen vor aller Welt. Ich floh zu einer Verwandten meiner verstorbenen Mutter, der Aebtissin von Oberzell; dort lebte ich im Kloster, bis die Nonnen fliehen mußren, bis es galt, ein anderes Asyl für mich zu finden. Die Aettifsin sandte mich nach Eoschenwald; mein böses Schicksal D^die meine Stiefmutter dahin. Alles übrige wissen Sie."

Weshalb jagte Ihr Vater, daß Sie sein Leben hatten ver­giften wollen?"

Muß ich auch das Ihnen sagen, auch das bekennen, dke Stunde, worin ich schlecht, verächtlich, abscheulich war?"

Eie waren nie schlecht» Nie verächtlich, Venedicte, das sagt mir mein innerstes Gefühl, jede Regung meines Herzens, und »ch muß alles wissen, alles I"

Wohl denn! Es war im Jahre 1792, als dieser Duvig- «ot mit dem Heere Lustines nach Frankfurt kam, und das Un­glück wollte, daß «r sein Quartier in xnserm Hause erhielt. Mein Vater war seit einem Jahr erst wieder vermählt. Meine Stiefmutter war sein Weib geworden, weil er sie eben ge­wählt hatte, weil sie ohne Vermöge« war, weil ihre Ver­

wandten den Gedanken, die Hand eines solchen Mannes aus- s zuschlagen, gar nicht hätten in ihr aufkommeu lassen; ihre Neigung wurde nicht befragt. Der junge schöne französische Osfizier verliebte sich in sie; seine Leidenschaft erweckte die ihre, sein Werben machte sie bald zu seinem völligen Eigentum. Nach einigen Monaten mußte Duvignot Frankfurt verlassen. Meine Stiefmutter gab einem Sohn das Leben. Ein Jahr später kehrte Duvignot zurück; er war verwundet worden, er suchte Heilung, wie er angab. in Wiesbaden; von dort kam er oft zum Besuch« zu uns. Endlich, als der Winter kam, sie­delt: er nach Frankfurt über und war täglicher Gast in un­serem Hause; er wollte noch immer nicht ganz geheilt sein, und unter diesem Vorwände mußte es ihm gelungen sein, seinen Urlaub so lange ausgedehnt zu erhalten.

Mein Vater war blind gegen das, was vorging, gegen dies schmähliche Verhältnis. Ich sah es, ich durchschaute es. Auch haßte mich meine Stiefmutter, der es nicht entging, daß meine Augen schärfer waren als die aller andern; und Duvignot teilte natürlich ihre Gefühle gegen mich, bis diese plötzlich sich geän­dert zeigten. Er führte einen jungen und gewandten Menschen, einen Pariser, der, wie er sagte, der Sohn reicher Eltern, eines verstorbenen Parlamentsrates, war und Güter in der Bre­tagne besaß, in unser Hans ein; er nannte ihn seinen Vetter von seiten seiner Mutter, einer Dame aus dem bretagnischen Adel. Dieser Mensch warb um meine Hand. Duvignot redete für ihn, meine Stiefmutter befürwortete seine Werbung, mein Vater ward dafür gewonnen. Ich wurde gedrängt, gepeinigt, gescholten. In meiner Not, unfähig, mich länger wider eine Zumutung zu verteidigen, die mich empörte, denn ich verab­scheute diesen Franzosen, der mir den Eindruck eines schlauen «nd geriebene» Intriganten, eines falschen und unreinen Men­schen machte in meiner Not flüchtete ich mich z» meinem

Vater; ich sagte ihm alles, ich sagte ihm, wie seine Gattin ihn entehre, wie diese Verbindung, zu der man mich zwingen wolle, nur den Zweck habe, mich, die lästige, scharfblickende Zeugin des strafbaren Verhältnisses, zu entfernen. Mein Vater war aufs tiefste betroffen; er gelobte mir eine strenge Unter­suchung, seinen vollen Schutz, sein unerbittliches Dazwischen- treten. Er sprach meine Stiefmutter und ward von ihrer Unschuld so überzeugt, wie davon, daß ich nichts weiter als eine böse, falsche Schlang« sei! Dadurch ward ich zum Aeußer- sten gebracht; ich sah keine Rettung und kein Heil mehr außer in der Flucht; ich entschloß mich dazu, ich verließ an einem späten Abend das väterliche Haus, ich flüchtete mich in ei» Kloster und wähnte dort in Sicherheit zu sein.

Es war mein Unglück! Dieser eigenmächtige Schritt, der mich befreien sollte, sollte fürchterlich bestraft werden; denn in derselben Nacht verschwand das Kind, der Cohn und Erbe meines Vaters» und wer. wer anders nun hatte das Kind geraubt, entführt, als ich l"

Furchtbares Zusammentreffen k" rief Wikderich aus.Aber wir war es möglich zu glauben. Sie, Venedicte, Sie"

Meine Stiefmutter haßte mich was hätte sie nicht vo» mir geglaubt I"

Aber Ihr Vater

Mein Vater ist schwach, er liebt sei» Weib, wie ei» alt« Mann ein junges Weib liebt."

Das ist entsetzlich. Doch nun, da ich alles weiß, lassen Slr mich reden. Ich habe ein Pfand der Rettung für uns alle - ich habe die Briefe Ihrer Stiefmutter an Duvignot!"

^Oie Briefe meiner Stiefmutter, die habe» Sie?"

So sagte ich!"

Ihre Briefe an Duvignot? Aber wie »st «s möglich"

, (Fortsetzung folgt.) ,.