452

*

Tuttlingen, 17. Juni. Dem Woll - m a rH>, der gestern und heute Vormittag hier ab­gehalten wurde, waren gegen 400 Ztr. Wolle zu­geführt. Der Erlös betrug per Zentner 135142 Mark, das ist dnrchschnitlich 10 mehr als beim letztjährigen Wollmarkt. Die Preissteigerung wird mit dem russisch-japanischen Krieg in Verbindung gebracht.

Ulm, 17. Juni. Der Wollmarkt wurde gestern vollständig ausverkauft. Es waren ins­gesamt etwa 3800 Ztr. oder 70000 Bund gegen 3600 Ztr. im Vorjahre zugeführt. Die Preise waren bei sehr lebhaftem Handel entgegen der Erwartung wieder in die Höhe gegangen und erreichten die Summe von 150 Im Voijahre bewegten sich die Preise zwischen 130 und 138

Man schreibt derN. Fr. Pr." vom Bodensee, 14. Juni: Der Bau des neuen Luft­schiffes des Grafen Zeppelin ist in der Haupt­sache fertig. Vor einigen Tagen wurde bereits eine erste Versuchsfahrt über hen Bodensee gemacht Mit einem Offizier der Berliner Luftschifferabteilung und zwei anderen Herren bemannt, stieg die Flug­maschine nachmittags 2 Uhr, Manzell auf und erreichte nach längerem Manövrieren in verschiedenen Höhen gegen 5 Uhr Romanshorn. Graf Z ppelin inspizierte den Flug von einem Motorboote aus, das auf dem See in gleicher Richtung fuhr. Das neue Luftschiff ist etwas kürzer als das frühere; die Haup!änderung bestebt in den neuen Motoren, die ohne das Luftschiff schwerer zu belasten als die früheren 80 (statt 24) Pferdekräfts ent­wickeln können.

Vom Bodensee, 17. Juni. Die österreichische Staatsbahndirektion hat für die bevorstehende Reise­saison eine eigenartige Einrichtung getroffen, um Reisenden die Einnahme von Mahlzeiten auch bei Zügen mit knappem Aufenthalt in den Zwischen­stationen zu ermöglichen. Um den Preis von 2 Kronen 20 Heller werden in den Stationen Bregenz, Feldkirch, Langen, St. Anton, Landeck, Saalfelden, Steinach-Jrdningen und Salzburg Speisrkörbchen ausgegeben, welche Schinken, kalten Braten, event. 1 Viertel Huhn, Käse, Torte, Obst, zwei Brote, eine kleine Flasche Wein und Gießhübler, 1 Trinkglas 1 Messer, 1 Korkzieher, 1 Papierserviette enthalten. Die angeführten Gebrauchsgegenstände bleiben Eigentum des Käufers eines solchen Speisekörbchens.

Hannover, 17. Juni. Der Kaiser traf heute früh 6 Uhr 25 Min. mittels Sonderzugs von Sigmaringen kommend auf dem hiesigen Haupt­bahnhofe ein. Er fuhr nach dem Leine-Schloß, von wo der Monarch sich nach der Vahrenwald» Haide begiebt, um dort die Truppen zu besichtigen. Alsdann fährt der Kaiser per Automobil nach Hamburg.

Berlin, 17. Juni. In Südwestafrika ist eine Bande des Herero-Kapitäns Andreas von deutschen Patrouillen südlich von Rehabojh ge­schlagen und versprengt worden.

Parts, 17. Juni. Gestern Abend erfolgte auf dem Boulevard de Nouvelle eine Explosion, wobei ein 15jähriger junger Mann verletzt wurde. Die Untersuchung ergab, daß die Explosion von einer Bombe herrührte, die großen Schaden hätte onrichten können. Der Verwundete ist an dem Attentat unbeteiligt. Er wartete auf die Straßen­bahn. Von den Tätern fehlt jede Spur.

London, 17. Juni. Eine Washingtoner Meldung des Standard besagt, Roosevelt habe seine Zustimmung, daß die Vereinigten Staaten an der

Marokko-Konferenz teilnehmen, an den Vorbehalt geknüpft, daß auch die übrigen Unterzeichner des Madrider Abkommens sich an der Konferenz be­teiligen. Roosevelt war anfangs abgeneigt, sich in den Marokkostreit einzumischen, da ihm die Bestim­mung des englisch-französischen Vertrages, wonach für die nächsten 30 Jahre Handelsfreiheit in Marokko zu herrschen habe, genügte. Allein er habe seine Haltung auf die Erklärung Deutschlands hin ge­ändert, daß Frankreich auf Grund des englisch- französischen Vertrages den Sultan zu Unternehmungen bestimmen wollte, die bloß den französischen Interessen zu Gute kamen.

Wien, 17. Juni. Es ist nun eine er­wiesene Tatsache, daß Wißmann sich durch Uv Vorsichtigkeit selbst erschossen hat. Witzmann war als ausgezeichneter Schütze bekannt und hatte das Gut Weißenbach vor 5 Jahren gekauft, da ihm eines Nervenleidens wegen der Aufenthalt im Hoch­gebirge und in Waldluft vorgeschrieben war. Er hatte sich vollständig erholt und gckräftigt und hätte nach zwei Jahren wieder eine Afrikareise unter­nehmen können. Das Schloß Weißenbach enthält große Sammlungen von Objekten aus Afrika. Wißmann hinterläßt eine Witwe und vier Kinder von 2 bis 12 Jahren.

Triest, 17. Juni. Der wegen Nichtbegleich­ung seiner Schulden und seines exzentrischen Be­tragens in den letzten Tagen von der Polizei streng bewachte Kaiser der Sahara, Lebaudy, ist nach Görz entflohen und wurde dort auf dem Polizei-Kommissartat einem Verhör unterzogen, dann jedoch wieder fceigelasfen. Sein jetziger Aufenthalt ist unbekannt». Lebaudy hat eine Anzahl Gepäck­stücke sowie mehrere arabische Diener und eine An­zahl Pferde zmückgelassen. Der Wert dieser Gegen­stände übersteigt den Betrag seiner Triester Ver­bindlichkeiten.

Moskau, 18. Juni. Kuropatkin sandte ein Telegramm an den Adelsmarschall des Moskauer Bezirks, um seinem Bedauern Ausdruck zu geben über die B wegung der SemstwoS und Gemeindebehörden zu Gunsten des Friedensschlusses. Kuropatkin erklärte, er sei überzeugt, daß dis russische Armee demnächst siegreich sein werde.

Petersburg, 18. Juni. Das Zaren­paar hat sich gestern mit den Kindern von Zars- koje-Selo nach Peter Hof zum Sommeraufenthalt begeben.

Petersburg, 18. Juni. Nach einer Meldung aus Jekaterinoslaw zirkuliert seit gestern Abend das Gerücht, daß bei einer Explosion schlagender Wetter auf der KohlengrubeIwan" bei Khartfischk 300 Arbeiter um gekommen seien.

Petersburg, 17. Juni. Gestern nach­mittag fand in der Synagoge eine Versammlung der hies. jüdischen Gemeinde statt, an der Juristen, Journalisten, Aerzte, Bankiers, Kaufleute und Hand­werker teilnahmen. Den Vorsitz führte Baron Ginsburg. Nach lebhaften Erörterungen wurde eine Erklärung verfaßt, in der die jüdische Gemeinde Einspruch erhebt gegen die Absicht der Regierung, 6 Millionen russische Untertanen mosaischen Glaubens von der Teilnahme an der Volksvertretung auszu­schließen. Diese Maßregel würde die revolutionäre Bewegung im westlichen Gebiet zu neuen Flammen ewporlodern lassen. Die russische Gesellschaft aller Schichten wird aufgefordert, mit für die gerechte Sache der Juden einzutreten. Die Erklärung wurde dem Minifterrat übersandt. Die Provinz-Zensur hält alle Nachrichten über die Juden-Metzeleien in Brestlitowsk zurück, die besonders grausam waren.

Tokio, 17. Juni. Die Japaner gehen in einem hundert englische Meilen umfassenden Kreise um Linjewitsch herum und haben ihn völlig um- zingelt. Sie rücken jetzt von allen Setten gegen ihn vor und wenn sie ihren Kreis eng zusammen gezogen haben, dürfte Linjewitsch die größte Schlacht ver­lieren, die im bisherigen Kriege geschlagen wurde.

(Eingesandt.)

Einer großen Beliebtheit erfreuen sich die zur Zeit stattfindenden sonntäglichen Frühkonzerte im Stadtgarten und ein zahlreiches Publikum strömt durch die sauber gehaltenen Wege der herrlichen Anlagen. Auffallend dabei ist, daß der untere so­genannte Georgenäumsgarten beinahe eine Verwahr­losung der Wege aufweist. Stark vergrast, mit schlechten Tritten und vom Wasser ausgeflößt, bieten sich dem Auge ein Teil der Eingangswege in die städtischen Anlagen. Auf die Frage nach der Ur­sache dieses Zustandes hört man, daß der obere, sauber gehaltene Teil dem Verschönerungsverein, der untere der Georgenäumsverwaltung untersteht. Hiebei drängt sich wohl jedem die Frage auf, ob es nicht angezeigt wäre, die Instandhaltung des ganzen Stadtgartens in eine Hand zu legen, was gewiß keine großen Schwierigkeiten haben kann, da doch beide Verwaltungen die gleichen Ziele ver­folgen. Alle Hochachtung vor den gewiß fürrtaS Allgemeine sehr beschäftigten Herren Ausschuß- Mitgliedern; doch hierin sollte, so bald wie möglich, Abhilfe geschafft werden, was der Zweck dieser Zeilen ist.

(Eingesandt.)

Vom Lande. Wenn die Autler durch ein Dorf rasen und dabei mitunter mit Geschrei und Gejohle begrüßt, ja mit Steinen und anderen Liebenswürdigkeiten bedacht werden, so ist dies für sie sehr unangenehm und es läßt sich begreifen, wenn Abhilfe geschaffen wird durch einen Ministerial- erlaß. Die Schüler müssen gewarnt werden und das Auge des Gesetzes muß eine scharfe Brille auf- sctzsn. Recht so! Ordnung muß sein! Aber ist es etwa zu billigen, wenn die Autler die Straßen geradezu unsicher machen, wenn Hühner, Ente», Gänse nur so zusammengefuhrwerkt werdend Wer einen Schaden anrichtet, muß auch für ihn haften. Voriges Jahr wurde Herrn Kaufmann Flik von Althengsteti ein wertvoller Hund zusammengeführt. Statt daß die Herren gehalten und den Schaden vergütet hätten, fuhren sie davon und als sie iu Böblingen polizeilich angehalten wurden, gab der Führer einen falschen Namen an. Der Schaden wurde nicht gut gemocht. Solche Dinge erbittern. Da darf man sich nicht wundern, wenn die Bevöl­kerung sehr ungehalten ist. Steht da vor einigen Tagen ein Bauer bet seinem gefährdeten Gespann und hat alle Hände voll zu tun, um seine erregten Pferde zu beruhigen, da saust ein Autler heran, entreißt ihm die Peitsche, versetzt ihm einen Hieb, huscht von dannen und wirst die Geißel dann weg. So geschehen zu Althengsteti OA. Calw im Jahr des Heils 1905.

AeLkameteik.

ttokenloke -ickes ttatermekl

äer einrix rickllAS MllckrusLtr uriä allseMx Lrrtlick empkodlsn. Kurier, <!1e Mick allein nickt vertragen, an Lrdrecken, vurcd- ksll cxler «neliscker Krankkeil leiäsn, §e6eidsn vorrüZUck, so- ä«r >Ülcd tiokenloktz'ictisL ttaker -lekl ruSesetrt virä.

Wolke umgeben, in der mich Niemand sehen soll-. Wie deutest Du den dummen Traum?"

Kinderträumelächelte er zerstreut.

Aber sie machen mir bange! Ich kann leider gar nicht mehr so froh sein, wie sonst; es ist mir oft, als umschleich« mich etwas, drS ich nicht . . . greifen kann."

Es gefällt dir nicht mehr da, wo du bist?"

O doch! Das ist es nicht; nein da» nicht!" Aia sann wie sie eS end­lich aussprechen solle.

DcS Alten Besorgnis wuchs zusehends. Sie war ja doch ein Kind noch! Es konnte nicht das sein, was er befürchtete, und wenn eS war, so verriet sie «S sicher nicht.

Um eS Dir offen zu sagen: ich möchte wissen, wer ich bin, Dein Kind bin ich nicht Du hast mir auch nie gesagt, daß ich eS sei. Wem also gehöre ich? Die Frage beunruhigt mich, seit Frau Wallenthin mir vor einigen Togen sagte, sie sei vor Kurzem euch von der Behörde an sie gerichtet worden. Es hieß, es geschehe nur der Register wegen oder wir sie das nannten, und Frau Wallenthin hat mich, wie sie sagte, für eine nahe Verwandte aus ihrer Vater­stadt auSgegebeu. DaS bin ich aber doch nicht, obgleich ich gewohnt bin, sie Tante zu nennen."

Der Alt« hatte sie mit geängsteter Miene angehört. Er schüttelte jetzt den Kopf.

Später, Zia! Quäle dich nicht mit Dingen, die dir nur dein heitere» Kindesgemüt stören können!" Er verheimlichte di« eigene Unruhe.

Aber wenn sie es mir nun doch stören? Die Gedanken fahren mir beim Lernen durch dm Kopf und der Pfarrer ist nicht mehr zufrieden mit meiner Aufmerksamkeit. Ich kann aber doch nichts dafür."

Die Behörde! Sollte man sich an sie gewandt haben?" flüsterte der Alte unhörbar vor sich hin- .Was kann sie wollen?" Er erhob sich, scheute nach dem Ofen und stocherte in demselben.Willst du denn heute nichts genikßrn Zia?" fragte rr mit vom Niederbeugen geröteter Stirn.

Ich danke, Papa! Laß uns lieber plaudern. Mir ist so ich weiß nicht warum, als würden wir nicht lange mehr so beisammen sein. ES ist gewiß töricht von mir, ganz gewiß, denn waS sollte uns trennen wenn eS nicht Dein Wille ist!"

Sie überlegte, vor sich niederblickend; die Farbe ihres Gesichtes wrchs li« wieder so schnell; der Alte kannte diese Zeichen.

Erzählen muß ich Dir davon; Du mußt ja Alle» wissen, Papa! Es war eigentlich eine Unbesonnenheit von dem jungen Maler; ich sagte D>r ja schon öfter von ihm."

Von dem jungen Maler? ja du sprachst schon oft von ihm was

ist'«?'

Nun ..." Sie errötete wieder heftig, dann erzählt« sie von dem Bilde und ihrem Verdruß über dasselbe. (Fortsetzung folgt.)