' ^

.! -

L

Mark Geldstrafe. (Der Staatsanwalt hatte bei I. Streis 5 Monate und 50 000 Mark und bei Otto Streif 2 Monate und 20 000 Mark Geldstrafe beantragt.) Außerdem wird das Ur­teil in zwei Zeitungen veröffentlicht. Wie wir hören, beab­sichtigen die Verurteilten, gegen das Urteil Revision einzulegen.

Karlsruhe, 27. März. Ins Zuchthaus wandern der Akkor- dant Gustav Rapp aus Vaihingen a d. E. und der Gold­schmied Rudolf Lang aus Pforzheim, weil sie mit falschen Gold- und Silberbarren Schwindeleien verübt hatten. Die Anklage gegen die beiden lautete auf Urkundenfälschung und Betrug. Der Angeklagte Gustav Rapp war wegen eines glei­chen Schwindels vor einigen Jahren schon mit vier Jahren Zuchthaus bestraft worden. Die beiden Angeklagten hatten Bleibarren hergestellt und diese mit einer Gold- und Silbcr- schicht legiert und hatten versucht, in Pforzheimcr Geschäften gegen diese Gold- und Silberbarren Kleider, Wäsche nsw. ein­zutauschen. In einer Reihe von Fällen gelang ihnen auch der Schwindel, da sie gefälschte Probescheine vorzeigten, auf Grund deren die Geschäftsinhaber an den Wert der Gold- und Silberbarren glaubten. Das Gericht verurteilte Gustav Rapp zu einem Jahr 6 Monaten Zuchthaus und Rudolf Lang zu einem Jahr 6 Monaten Zuchthaus.

Oberwindea (Amt Waldkirch), 26. März. Der 30jährige ledige Landwirt Heinrich Hamann hantierte dieser Tage an den Bienen und bekam am Kopfe einige Stiche. Die Geschwulst und die Schmerzen, die sich einstellten, wurden größer, . Be­wußtlosigkeit trat ein und der herbei gerufene Arzt konnte nur noch Blutvergiftung feststellen. Der Landwirt Hamann ist nunmehr an Len Folgen der Blutvergiftung verstorben.

Freiburg, 26. März. Auf eine Airzeige, wonach zu einer besseren Herrschaft im Schwarzwald ein Zimmermädchen ge­gen sehr günstige Bedingungen gesucht wurde, meldeten sich ge­gen 50. Mädchen, darunter auch eine Anzahl aus Freiburg. Die Bewerbungsschreiben wurden von einem angeblichen Direktor und Doktor Lohmüller aus St. Georgen im Schwarzwald be­antwortet, der den Mädchen in Aussicht stellte, der Dienst bei seiner Frau sei ein sehr leichter, die Bezahlung betrage mo­natlich 40 bis 50 Mark, zudem habe das Mädchen zwei Tage in der Woche frei. Nur eine verfängliche Bedingung war mit dem Antritt der Stellung verbunden; derDoktor" L., also er selbst, müsse die Mädchen erst auf ihren gesundheitlichen Zustand untersuchen- Dazu wurde ein Hotel in Freiburg be­stimmt. Aber die Eltern des einen Mädchens schöpften Ver­dacht und verständigten die Polizei. Diese sahen sich den Mann näher an und entlarvten ihn als einen Kaufmann, der sein Leben mit nicht immer ganz einwandsfteien Handelsgeschäften fristete. Die Staatsanwaltschaft vermutete, hier einem beab­sichtigten Mädchenhandel auf die Spur gekommen zu sein. Sichere Beweise ließen sich dafür nicht erbringen, da L. be­hauptete, nur einenSpaß" begangen zu haben. L., der ge­bürtiger Hohenzoller ist, hat es vorgezogen, aus Deutschland zu verschwinden, er hat sich vor kurzem auf einem Dampfer in Hamburg nach Südamerika eingeschifft.

Vermischtes.

Das Beilche« in der Bolkssage. Wie sehr das Veilchen vom deutschen Volke schon in alter Zeit geliebt wurde, zeigt die mittelalterliche Sitte, daß man das erste Veilchen, das mau draußen fand, an eine Stange band, sie anfrichtete und den Lenzesreigen um sie tanzte, wie auch noch jetzt der Volks­glaube allgemein herrscht, daß derjeitstze, welcher das erste Veilchen findet und ißt, das ganze Jahr von Krankheit ver­schont bleibe. Die Volkssage hat sich vielfach mit dein Veilchen beschäftigt. Eine orientalische Sage berichtet, daß Adam nach seinem Fall im Paradiese sich auf Len höchsten Berg von bey- lon flüchtete und Tränen bitterer Reue vergossen habe. Da sagte ihm Gott seine Gnade zu und aus den Tränen der Freude und Demut entsprossen duftende Veilchen. In der nordischen Hütte war das Veilchen dem Gott Ths oder Ty- geweiht und hieß daher Thsfo-lia. In Sachsen geht die Sage, daß der Gott der Wenden, der eine herrliche Burg besaß, bei der Ver­breitung des Christentums samt seinem Schloß in einen Fel­sen verwandelt wurde. Aus seiner lieblichen Tochter aber wurde ein herrliches Veilchen, das alle 100 Jahre nur eimnal blühen soll. Wer es dann findet und abpflückt, gewinnt die schönste und reichste Maid des Landes. In Italien wurden die Veilchen fest jeher geschätzt. Die vornehmen römischen Pa­trizier würzten ihren Wein gern mit Vsilchenblüten.

Arbeiterschaft und Religionsunterricht. Lehrreich für die Frage nach der Wertschätzung der Religion in der Arbeiter­schaft ist die Feststellung der sozialdemokratischen Presse in Sachsen, daß dort noch immer die Mehrzahl der Arbeitereltern ihre Kinder in den Religionsunterricht schickt. Und dies ob­wohl diese Presse ihrem Unwillen hierüber kräftigen Ausdruck gibt und der beim letzten Regierungswechsel zurückgetretcne sozialdemokratische Bolksbildungsminister Fleißner sich alle Mühe gegeben hat, die Schule entgegen der Rsichsverfassung ihres christlichen Charakters zu entkleiden. Nach vielfachen Zeugnissen nehmen selbst Kommunistentmder am Religions­

unterricht teil; in politisch links orientierten Gemeinden sind die am Religionsunterricht teilnehmenden Kinder zahlreicher als ine abgemeldeten, sie machen z. B. in Cobitz 70 Prozent aus; selbst Eltern, deren Kinder unter dem Druck der Partei vom Religionsunterricht abgemeldet sind, wünschen die Teil­nahme derselben am Schulgebet, religiösen Schulfeiern und Sin­gen christlicher Lieder, und die hiergegen vorgehenden Partei­blätter schädigen ihre eigene Sache.

Ein Trick. Vergangene Woche haben sog.Angestellte der Erzabtei" Beuron mit viel Reklame zu einer Theateraufführung in den Klosterhof eingeladen. Man schloß aus der Einladung, daß Kleriker und sonstige Klosterangehorige anläßlich des Bene- dikifestes ein entsprechendes Festspiel geben würden. Der Frem- denbcsuch war daher außerordentlich stark. Der von Tuttlin­gen kommende Zug brachte fest Weihnachten keinen solchen Menschenstrom mehr. Aber es spielten weder Kleriker noch sonstige KlosterangehLrige oder Angestellte, sondern nur einige im Kloster vorübergehend obdachsuchmide Arbeitslose. Das Spiel mußte einen verfrühten Abschluß erfahren. Der Haupt­zweck der Reklame, die Kaste zu füllen, wurde jedoch glänzend erreicht.

Sühne für einen Doppelmord. Das Volksgericht Nürn­berg beschäftigte sich mit einem Totschlagsverbrechen, das der Händler Martin Speckinger in Schwabach an dem Arbeiter Franz Künst und der Kellnerin Anna Obermeyer beging. Die Veranlassung war ein 10-Rentenmarkschem gewesen, der dem Speckinger in der Wirtschaft, in der er zechte, gestohlen worden war. Der Diebstahl führte zwischen Speckinger und Künst zum Streit, in besten Verlauf Künst von Speckinger mehrere tödliche Stiche erhielt. Auf ähnliche Weise wurde ball» nach­her auf dem Weg nach Penzendorf di? Obermeyer von Spek- kinger umgebracht. Am Tage nach diesen Bluttaten versuchte Speckinger auf den Eisenbahnstrecke von Feucht nach Nürnberg Selbstmord zu begehen, indem er sich von einem Zug über­fahren losten wollte, wobei er sich jedoch lediglich einen Bein­bruch und einige Kopfverletzungen zuzog. Speckinger, der von den medizinischen Sachverständigen als erblich belastet, aber für feine Tat voll verantwortlich erklärt wurde, wurde zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehreurechtsverlust verur­teilt.

Raubmord. Am Rhenrufer bei Ludwigshasen wurde der 53jährige Zigarrenfabrikänt Abraham Löb mit einer schweren Kopfverletzung und aller Bar- und Wertmittel beraubt, be­wußtlos aufgefunden. Man brachte den Schwerverletzten in das Krankenhaus, wo er starb. Die Angehörigen haben auf die Ergreifung des Täters eine Belohnung von 500 Goldmark ausgesetzt.

Der Häußer-Spuk. Der Neberm-nsch Häußer, der Kom­munist und Kaiser der Zukunft, der Deutschland aus seiner Erniedrigung zum Lichte führen will, ist, nachdem er mit Ge­fängnissen und Irrenhäusern Bekanntschaft gemacht hat, der Freiheit wiedergcgeben und will nun »eine politische Erlö'er- rolle wieder aufnehmen. Er stellt auch seine Kandidatur für den Reichstag auf, denn so niedrig er die Volksvertretung auch hängt, so gibt es dort doch einige Männermit schwachen An­satz«! zu Arbeiten Wollen" und die will er durch seine Gegen­wart -zur Tat aufrütteln.Wehe allen Schmeißftiegen!", -o warnt er im oraus seine zukünftigen Kollegen im Abgeordneten­hause.

Vermehrter Verbrauch von Zigarette« in Deutschland.

Nach einer Meldung des TabakhandelsblattesZigarren- und Zigarcttenspezialist" wurden in Deutschland im lichten Jahre 26 Milliarden Zigaretten versteuert. Gegenüber 1913 bedeu­tet dies mehr als «ine Verdoppelung des Verbrauchs, da im letzten Friedcnsjahre nur 12 Milliarden Zigaretten geraucht wurden.

Bootsunglück an der Küste von Rügen. Dieser Tage sollte ein älteres Motorfährboot, das in Saßnitz vom vorigen Jahre bis jetzt im Hafen lag, von den dazugehörigen beiden Schiffern in den Heimatsott Wismar übergeführt werden. Bei günstigem nordöstlichen Winde fuhren sie mit vollen Se­geln ab. Zwischen Arrona und Lohme hatten sie aber sehr mit dem Treibeis zu känipfen. Als sich dann der starke Wind plötz­lich aus Südost drehte, konterte das Boot zwischen den Eis­schollen und die Insassen wurden von der Eisflut verschlungen. Man benachrichtigte den BergungsdampferHerkules", der die Unfallstelle sofort absuchte, aber von dein inzwischen gesunkene« Boot nur noch Segel und Mast bergen konnte. Von^den Ver­unglückten,' die beide Familienväter sind, fehlt jede Spur.

Herr laß nach .... In Genchin in der Altmark hat die Frau eines Handwerkers Fünflinge zur Wett gebracht. Alle fünf Kinder haben lebend das Licht der Welt erblich, nach we­nigen Stunden aber sind alle fünf gestorben.

Wegen seines Lachens ermordet. Aus der Gegend von Florenz wird eine grausige Bluttat gemeldet. Ein junges Ehepaar ging eines Abends auf der Landstraße spazieren. Die Liebesleute beschäftigten sich 'o gründlich mit ihrem jun­gen Glück, Laß ihr lautes Lachen den Frühlingsabend er-

fülltc. Plötzlich kamen drei Radfahrer an, deren ttner »o» seinem Rode sprang und dem jungen Ehemann erklärt«, er habe nicht so herausfordernd zu lachen. Gleichzeitig zog er einen Revolver und schoß den Nichtsahnenden nieder. Die beiden anderen Radfahrer alarmierten sofort die Polizei, die den Mörder in seiner Wohnung aufstöberten. Nach vollbrach­tem Mord hatte er sich friedlich zu Bett gelegt und schlief den Schlaf des Gerechten.

Amerikanerinvaston in Frankreich. Aus den Anmeldungen der Reisebüros geht hervor, daß in den kommenden Woche» und Monaten rund 100 000 Amerikaner in Frankreich lande« werden.

Ei« tragisches Reiseerlebnis. Eine reiche Engländerin, die fest 20 Jahren die Welt bereist, hat dieser Tage, wie ein Drahtbericht meldet, ihr letztes Reiseerlebnis bestanden Sir hielt sich einige Tage in Genua auf. Nun hatte sie Plötzlich vom Pottier die Rechnung verlangt, diese auch richtig begli­chen, und sich entfernt, indem sie versicherte, daß sie ihr Gepäck in einigen Stunden abholen lasten werde. Es kam aber nie­mand) der sich der Sachen annahm. Als der Hotelier nun nach der Polizei telephonierte, um zu erfahren, was aus der Reisenden geworden sei, erfuhr er zu feinem mcht geringen Erstaunen, Laß die Polizei in der von ihm gesuchten Englän­derin eine Frau vermute, die in der Stacht vorher von einem Soldaten, der einen Pulverturm bewachte, erschossen Mord« sei. Die Vermutung erwies sich als richtig. Die Reiftnde hatte sich auf einem Spaziergang in die Nähe des Pulverturms begeben und war, da sie auf den üblichenWer da?"-Ruf nicht reagierte, erschossen worden.

Diamaatensege« in Süd-Afrika. Aus Johannesburg kommt die Nachricht, Laß in der Gegend von Stomvies im süd­afrikanischen Freistaat nette Diamantenfelder entdeckt find. Nachdem ein Paar Schatzgräber Lei ihren Schürfungen großes Glück gehabt und wertvolle Steine gefunden hatten, hat sich die Nachricht von den neuen Schätzen mit Windeseile verbreitet- Zurzeit sind schon etwa 10 000 Menschen in dem Gebiet zn- sammengeströmt, um nach dem großen Glück zu suchen. Sie arbeiten unter Len schwierigsten Verhältnissen und haben mit den grüßten Entbehrungen zu kämpfen, da sogar Tränkwasser nur auf Wagen in >die neue Diammw-uwüste geschafft wird.

Die Wafserwohmmg des Milliardärs. Der gegenwärtige Chef des Hauses Vanderbildt, Eominoöore Vänderbildt, ist an Bord seiner mit großer Pracht ausgestatteten Palastjacht Ara" den Hudson River hinaufgefahren. Die Jacht bleibt im Flusse vor Anker liegen und Vanderv'ldt erklärt, er werde sechs Monate lang an Bord des Schiffes wohnen, da in seiner Stadt- Wohnung während dieser Zeit umfastende Ausbesterungsarbei­ten im Gang seien. Er werde täglich vom Schiff aus den Weg nach seinem Geschäftsbureau antreten.

Bersplauderei.

Genau nach dem Kalender Zog diesmal ein der Lenz; Voll Freude wir erweisen Ihm unsre Reverenz. Wir haben lang gelauert Auf seine Herrlichkeit llnd hoffen: übe-rfftanden Ist nun die Winterzeit! Schon hängen kühne Leute Die Vorfenster rings aus, Schon fegen viele Frauen Mit Schrubbern durch das .H<ms. Boxan der Osterfeier Geht stets Großputzerei, Auf daß am hohen

Feste Blitzblank die Wohnung sei.-Nur nicht zu früh

frohlocket! Naht doch erst der April,Dem nimmer ist z« trauen, Der tut stets, was er will! Er bringt stets Wet­terkämpfe, Dazu noch dicsesmal Gewitterige Kämpft Zu unsrer Reichstagswahl! O möchten die Parteien, Um ihr Panmer ge>chatt, Bei diesem Kampf sich halten IN ritterlicher Art, Mit Gründen ehrlich streiten In würdig festem Ton - Und nicht mit wüstem Schimpfen

Und nicht mit Lug und Hohn!-Aus Frankreich kam die

Kunde: -Gestürzt ist Poincare!" Da jauchzte mancher Deutsche, Doch folgte schnell, oweh, Die Post:Er brach beim Sturze Durchaus nicht sein Genick; Das böse Stehaufmännlein Kehrt flink und Heil zurück i" Wdn.

Große Auswahl in gute« Qualitäten zu billigen Preises iu

Schürzen jeSer Art

finden Sie im

Erste« Pforzheiwer Schnrzercharrs.

Pforzheim, Ecke Westliche und Blumenstraße.

Lehrmädchen

werden zur gründlichen Ausbildung angenommen.

KSam L Vollmer. Birkenfeld.

47)

Der Kampf im Spessart.

Erzählung von Lev in Schücking.

Du bist sehr klug und besonnen, Marcelline",

Duvignot, eine verächtlich abwehrende Bewegung mit der Hand machend.Ihr Frauen könnt das, mit Besonnenheit lieben! Wenn die Besonnenheit nur nicht so feig wäre! Eine mutigere Klugheit würde dir die Dinge in anderem Lichte zeigen; dein Mann wird einmal sterben und dann wirst du mein Weib werden, das ist einfach die Zukunft, die meine Klugheit mir zeigt! Höre, Marcelline, ich flehe dich noch ein­mal an, folge mir, suche dich nicht von mir loszureißen."

O mein Gott, wer sprich! davon?"

Du, du tust es! Was kann uns ein armseliger Vriefver- kehr sein, wenn Hunderte von Meilen vielleicht zwischen uns liegen, wenn die Hoffnung, uns wiederzusehen, verschwindet, wenn andere Menschen, andere Schicksale, wenn die Jahre treten zwischen dich und mich"

Menschen, Schicksale, Jahre, sie werden mich nicht ver­ändern, sie werden mich nicht von dir trennen!"

So fühlst du jetzt! Doch wer übernimmt die Gewähr da­für? llnd deshalb will ich, daß du mir folgst. Du wirst es. Aber ich möchte vor allem dich freiwillig, ungezwungen, aus eigenem Antriebe, nur der Liebe gehorchend, mir folgen sehen. Ich sträube mich aufs äußerste, dich zu zwingen."

Und wie könntest du mich zwingen?"

Ich kann es!"

Weil du die Gewalt in der Stadl hast? Willst du mich als ein Beutestück betrachten? Willst d« mich mit Gewalt ent­führen?"

Nein, nicht das!"

Dann wüßte ich nicht, wie du's könntest l" sagte Marcelline stolz.

Vielleicht kan» ich's doch!" versetzte Duvignot. den Blick ab- wendend.Aber ich sage dir ja, ineine ganze Seele sträubt sich

t dawider und deshalb flehe ich dich an: entschließe dich, wag' es, i vertraue mir, traue meiner Kraft, dir die Zukunft so glücklich zu gestalten, daß du es nie bereuen wirst! Ich habe das Vor­gefühl, ich möchte sagen, in meiner Brust die Bürgschaft eines großen und glänzenden Schicksals; die Geschichte ist im Rollen begriffen, wir gehen alle einer Zukunft voll großer Ereignisse und Katastrophen entgegen, voll welterschütternder Wandlungen und gewaltiger Krisen im Leben der Völker; das ist die Zeit für starke Arme und mutige Seelen. Darum Mut, Mut, Mar- celline, und nur Mut; 'der Mut allein ist der Schlüssel zu allem Glück."

Glück, Glück, als ob es aus einem Verbrechen erblühen könnte, mit dem man den Himmel beleidigt und der ganzen Welt trotz bietet. Ist das möglich?"

Wenn du im Leben mit mir, in der Verbindung mit mir, in einer Zukunft an meiner Seite kein Glück mehr stehst, dann freilich fuhr Duvignot zornig auf.

Du wirst ungerecht," versetzte sie lauter;ich habe alles getan, alles, was ich tun konnte für dein Glück! Dies kann ich nicht. Ich kann meine Pflicht vergessen, aber nicht so mein« Ehre, nicht so meines armen alten Mannes Ehre mit Füßen treten." - -

Seine Ehre!" sagte Duvignot verächtlich.Nun wohl denn, wirf fie in eine Wagschale und mein Glück in die andere; steh, welche dir schwerer wiegt. Ich werde dich morgen danach fragen, denn meine Zeit ist hin, ich muß gehe«, Im weißt, wie man mich bedrängt."

Du wirst nie eine ander« Antwort oos mir «halten als diese," erwiderte Marcelline. .>

Vielleicht doch!" ' ch'-.st ; /

Niemals!" :

Wir werden sehen!"

Was sollen diese Anspielungen, diese Drohungen, als ob du mich zwingen könntest, bedeuten? Sprich offen heraus, ich fordere es." ',

Du

Du wirst es erfahren, wenn du unerbittlich bleibst."

Etienne, Etienne, was hast du vor, woran denkst du? gestehst selbst, daß du nicht vorhast, Gewalt zu gebrauchen?"

Nein, das nicht. Ich werde dich dadurch zwingen, daß ich dir in der Ferne, in meiner Heimat etwas zeige, was dich un­widerstehlich dahin und mir nachziehen wird."

Und das Etwas?"

Kein Wort mehr darüber!"

O, ich bitte dich"

Nicht heute," entgegnete Duvignot, sich abwendend,meine Stunde ist abgelaufen, der Dienst verlangt mich! Adieu, Mar­celline? Fasse dich, fasse Mut, sei mein großes und starke« Weib, fühle, daß du mein bist, und reiche mir die Hand!"

Sie reichte ihm langsam und wie gebrochen die Hand, ohne die Augen zu ihm zu erheben. Dann ließ sie den Kopf mit einem tiefschmerzlichen Seufzer an die Lehne des Armstuhls zurücksinken. > - e.»

Duvignot war 'mit raschen, heftigen Schritten davongeganM».

Zn dem Augenblick, als er auf den Vorplatz draußen trat, hatte eben Wildench Vuchrodt, dem Bedienten folgend, die letzte, Stufe der Treppe betreten. -.^

Duvignot blieb stehen und erwartete

Was wollt Ihr, von wem kommt Ihr?" fragte er harfty den Ankommenden.Wer zum Teufel hat Euch wider meine« Befehl Heraufgelaffen?"

Wilderich mußte seine ganze Kraft, sich zu beherrschen, zu- sammennehmen, um nicht das Erschrecken zu verraten, das btt diesem Zusammentreffen und btt der zornigen Anrede des heftig erregten Mannes ft natürlich war. Er konnte nicht daran zweifeln, daß es der gefürchtete Kommandant sei, dem er in den Wurf gekommen. Er legte die Hand an den Schirm des Tscha­kos und antwortete in meldendem Tone:Exempt von der drit­ten Halbbrigade der Chasseurs Pferde, zweite Schwadron"

(Fortsetzung folgt.)