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Rottesdienfte

Neuenbürg.

den 30. März, onntag Lätarel -digt Matth. S. 27-32:

Dekan Dr. Megerlin. Christenlehre (Söhne): Etadtvikar Lisenhut. Bibelstunde in Wald-

Stadtvikar Eisenhut. abd. 8 Uhr Bibelstundc eindchaus.

Stadtoikar Eisenhut.

l. Gottesdienst

Neuenbürg.

onntag, den 30. März, hgottesdienst digt und Amt. ristenlehre und Andacht. >d. 7 Uhr Fastenandacht.

»isten-Gemeinde

diger E. Lang).

>orm. 10 Uhr Predigt.

>/,12 Uhr Sonn-

bend 8 Uhr Bibelstunde

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Reuenbürg, Samstag, dm 29. März 1924.

82. Jahrgang.

Die Hölle des Separatismus.

Der Separatistenspuk in der Pfalz ist, offiziell wenigstens, vorüber, wenngleich er mit französischer Unterstützung noch im­mer wie treffendes Feuer unter der Obeiläche glimmt. In der Pfalz hat das große Aufräumen ogonnen. Die Hinterlassen­schaft derautonomen Regierung" wird beseitigt, um freie Bahn für die verfassungsmäßigen Regierungsorgane zu schaffen. Eine wahre Herkulesarbeit ist zu leisten. Dies bezeugt eine Schilde­rung desGermersheimer Tagblattes" von einem Rundgang durch das Regierungsgebäude in Speyer, in den: die Separati­sten drei Monate lang gehaust haben.

Wir treten durch das Hauptportal oon der Hauptstraße her ein. Zwei gewaltsam in das wuchtige Tor geschlagene Lö­cher starren uns entgegen wie zwei leere Augerchöhlen, die an Kampf und Verwüstung erinnern. Verbrauchte stickige Lus, weht uns an. Das Erdgeschoß enthielt früher die Räume der Registratur. An Stelle deutscher Ordnung und Sauberkeit Herrscht Schmutz und Verwüstung. Das erste Zimmer war der Wachräum. Die Herren scheinen viel Langeweile gehabt zu haben, den sie hatten neben dem Wachdienst Zeit, alles kurz und kein zu schlagen, was sie vorfandeu Ter Tisch harte jedenfalls einmal vier Beine, aber um einen Stuhl klein zu schlagen, hatte man ihm eines genommen. Dafür stehen Sektflaschrn und Weinbrand-Pullen aus seinem Rücken. Di? Uhr an der Wand muß reparaturbedürftig gewesen sein, jedenfalls ist sie von der Wrmü genommen und eine andere, mit Kreide hingemalt, wird ihre Stelle vertreten, bis der Reparateur die alte zurückbringt. Bon vier Stühlen ist keiner mehr ganz, zweien nahm man ?m Stück Lehne, den anderen ein Bein, die geflochtenen Sitze find durchgestoßen. Drei elektrische Lampen sind provisorisch ange­bracht, da die zwei Gaslampen offenbar nicht ausreichteü, selbst­verständlich fehlen die Birnen. Ein Schrank in der Ecke hat jene Türe eingebüßt, ein alter zerbrochener Jnfauteriesäbel starrt daraus hervor, eine Bierflasche steht daneben. Der Oien ist. umgeworfen.

Wir verlaßen den Wachraum. Die nächste Tür zeigt zer- brochene Stühle und Tische, wir gehen vorbei und unser Blick fällt auf ehemalige Lederpolstermöbä im gcgeniiberliegenden Zimmer. Die wunderschönen Sofas und Stühle mußten ihr Leder natürlich hergeben im Dienst derguten Sache". Ein Sofa in der nächsten Türe war nur mir Leder-Ersatz, ein an­deres mit Wachstuch überzogen. Dergleichen unechtes Material war nicht zweckdienlich, wurde daher verschmäht, aber einen- belstoß hinein konnte man sich doch nicht versagen, faustdicke Löcher im Leder beweisen Las. Häufige Bluispurrn an Fen­ster, Wand und aus dem Boden, wwie cm durch Messerspitzen vollständig verwüsteter Schreibtisch kennzeichnen den Schlacht- odcr Metzgerraum, wo manches brave Schwein für dierheini­sche Freiheit" sein Leben gab. Die Aktengestelle sind ansge­räumt, sie dienen zum Aufbowahrsn von Mützen, Schnapsjla- schen und Kochgeschirren. Im Registraturbüro ist die Wand frisch getüncht, der Reinlichkeit halber: mehrere Oienschirme lie­gen am Boden, von den vielen Lenchtkörpern ist keiner mehr in Stand, der Kontakt an der Wand ist abgeschraubt. Eine Ecke im Flur ist in einer Höhe von drei Metern mit Akten angrsüllt, die wahllos anf einen Haufen geworfen sind. Allein das Ord­nen dieser Schriften wird monatelang« Arbeit beanspruchen. Der Boden ist völlig beschmutzt, flüchtig ansgekehrt, an der Wand prangt ein Anschlag:Verunreinigung des Rcgierungsgebän- ües bei Strafe verboten!" Darunter liegen Brotrinden, Kon­servenbüchsen, zerbrochenes Geschirr. Not macht erfinderisch. Die Sicherheit der Rheintrnppen erforderte ihre gründliche Aus­bildung im Schießen. Ein ausgeräumtes, sechs Meter langes Büro wurde zumSchießplatz" erkoren. Zielvorrichtungen, Ladestöckc, Munition, wie es sich gehört. Unzählig? Löcher in der ganzen Wand geben Zeugnis von der Ungeschicklichkeit der Anfänger. Mit einem Blick in eine wahre Räuberhöhle, in ein früheres Büro, wo uns aus einem mit Gewalt erbrochenen Schreibtische eine hellrote Kugel echten Holländer Käses ent­gegenleuchtet, wo man mit den Teilen einer zerschlagenen Schreibmaschine Holz klein gemacht und mit Aktenbündeln Feuer angezündet hatte, wo in der Ecke ein vollständig zertrümmerter Ofen vom rauhen Winter 192324 erzählt, verlassen wir das Erdgeschoß.

Der zweite Stock führt uns zunächst in sieben zu Schlaf- raumen umgewandelte Büros. Sie zeigen so ziemlich alle dasselbe Bild. Zwei Wetten, SLaschtisch, Nachttisch und Schranke. Zum Zeitvertreib hat sich jeder der hohen Schläfer eine eigene Telephonvorrichtuug auf den Nachttisch stellen las­sen, daneben finden sich entweder eine Flasche Kräuterlikör oder Wyberttabletten oder ein Stück Edamsrkäse. Jede Türe hat neben dem Schloß einen eigenen schweren Riegel. Die nach der Hauptstraße blickenden Räumlichkeiten waren den Ministern und Präsidenten Vorbehalten und sind deshalb in einigermaßen ansehbarem Zustand. Doch hatten auch diese obersten Zehn- tausen.de viel Durst gehabt, was die Flaschensammlungen be­weisen. Im Präfidialzimmer liegt alle autonome Regiernngs- arbeit in Form von unzähligen Rechnungen, in vielen Mappen gefaßt, auf einem Tisch. Sie sind zum größten Teil unbezahlt. In einem Schrank, der offensteht, liegt ein Seitengewehr, da­neben eine Zigarrenkiste mit geladenen Jnfanteriepatroncn und anderer Munition, zum Teil mit dumdumartig abgebroche­ner Spitze. Wie eifrig hier regiert wurde, sagen sieben Schreib­maschinen, die auf dem Boden stehen. Sonst liegen auch über dem zweiten Stock die Greuel der Verwüstung. Stühle zerschla­gen, Wände durch Telephon- und Lichtanlagen vollständig ver­unstaltet, die Oefen unbrauchbar. Aktenschränke bergen Vrot- reste oder Weinflaschen oder Schüsseln mit Gulasch. Die Akten, die mühevolle Arbeit von Jahren, vsrb-armt oder in die Ecke geworfen. Sämtlichen Türen sind die Klinken genommen, die zu Dutzenden auf dem Boden zerstreut liegen. Sie dienten zum Ersatz für fehlende Schlüssel. Im Zimmer des Kriminalchefs ist ei« Möbel- und Haushaltsaussteueriager errichtet. Der Herr scheint eine gefährliche Schwäche für Wanduhren gehabt zu ha­ben, da er nicht weniger denn sechzehn Stück in seinem Büro anfstapelte. Seinen Sinn für Häuslichkeit betätigte er in der Anlage einer Sammlung von Küchengrgcnständen, die er in großen Kisten barg. In seinem Zimmer steht ein unbeschädigter Stuhl.

Das Bestreben, aufzuräumen, hat dazu geführr, daß alles, was klein geschlagen ist, in Ecken zusammengeworfen wurde, und umso gräulicher in die Augen fällt. Etliche große Zimmer sind ganz ausgefüllt mit Ruinen von Tischen, Schreibtischen, ehema­ligen ledernen Polstersesseln und dergleichen. Eine Tür trägt die AustchriftFliegende Ems", die Höhle dahinter spottet jeder Beschreibung. Hätten-die armen Kerle doch ein kein wenig mehr zu tun gehabt, sie-hätten viellslcht weniger Stühle zer­schlagen und Akten verbrannt und Wände bemalt! Die Pfalz zu regieren bot eben zu wenig Beschäftigung. Im Zimmer des Rcgierungsdirektors liegen Schriftstücke wahllos auf dem Boden, meterhoch. Eine Tür erweckt noch unsere Aufmerksamkeit. Eine schone Hand hatte seinerzeckFrauenzimmer" darauf gemalt. Es war wohl indiskret, aber wir steckten den Kopf hinein und sahen eikien Waschtisch, einenDamen"kamm, ein Seckengcwehr, Uniformstücke, darauf Käserinden, und wir schloffen das Frauen­zimmer schleunigst. . .

Zur Anlage von Zentralheizkörpexn in den Fluren brachte es die Autonomie noch nicht, so daß das gefroren? Wasser der gesprungenen Leitungen im Gang lieht. Aber sonst feuerten sie wacker. Von 200 Ster Holz und 2000 Zentnern Kohlen finden wir mchts. mehr. Wir sind froh, den Rundgang beendet zu ha­ben uuü eilen fort, um Lust zu schöpfen und wieder einen Ge­genstand vor die Augen zu bekommen, der nicht autonome Kul­tursegnungen erfuhr. Unsere Stimmung ist schwer wiederzuge- Sen. Wir bemühen uns, die Scham und den gerechten Zorn niederzukämpfen, die in uns aufsteigen. Wie recht hat doch Schillers Wort:Der Tod hat eine reinigende Kraft!" Die Autonomie ist tot, der Kuckuck habe sie selig jetzt geht die reinigende Kraft ans Werk und putzt und scheuert, und bis sie den letzten autonomen Fleck aus dem Regierungsgebäude weg- gefegt hat, wird sie sich ordentlich anzustr-engen haben."

Wüeiremoerg

Ealw, 28. März. (Beinahe ertrunken.) Abends gegen 6 Uhr stürzte der 10 Jahre alte Sohn des Bremsers Flick bei der Perrot'schen Stellfalle, einem bevorzugten Spielplatz der Kinder, in die Nagold, deren reißende Fluten ihn mit sich fort­führten. Auf Las Hilfegeschrei des mit der Strömung rin­

genden Kleinen eilten zwei wackere Nachbarn, die den Vorgang beobachtet hatten, herbei und retteten ihn etwa 30 Meter^unter- halb, ohne daß er außer dem Schrecken irgendwelchen Schaden durch das unfreiwillige Bad genommen hätte.

Freudenstabt, 28. März. (Amtsversammlung.) In der Amtsversammlung wurde eine lZutschließung angenommen, die die alsbaldige Fertigstellung und Inbetriebnahme der Murgtalbahn wenigstens bis Huzenbach fordert, ferner wurde der Antrag der Stadtgemeiude Alpirsbach und anderer Ge­meinden des Kinzigtals auf Zuteilung zum Oberamtsbegirk Freudenstadt begrüßt.

Stuttgart, 28. März. (Berufung gegen das Urteil im BeleidigungsprozeßDantons Tod"- Wie mitgckeilt wird, ist in dem Beleidigungs-Prozeß gegen Dr. Schmückte wegen der Aufführung vonDantons Tod" am württ. Landestheatcr ge­gen das freisprechende Urteil der Strafkammer des Landgerichts Stuttgart sowohl von seiten"der Staatsanwaltschaft, wie von seiten der Nebenkläger Revision eingelegt worden

Stuttgart, 27. März. (Festsetzung der Schulferien für 1924.) Die Schulferien des Kalenderjahres 1924 sind vom Kultministerium in folgender Weise festgesetzt worden: Früh­jahrsferien 5. bis 23. April (je einschließlich), Psingstfericn 10. und 11. Juni, Sommerferien 28. Juli bis 1. September (je einschließlich), Herbstferien (falls nicht wie nun schon wieder­holt zu den Weihnachtsferien zu schlagen) 13. bis 19. Okto­ber, 1. Teil der Weihnochtsferien 24. bis 31. Dezember.

Stuttgart, 28. März. (Fleischpreisherabsetzung.) Der Schweinefleischpreis ist mit sofortiger Wirkung von 1 Mark auf 95 Pfg. herabgesetzt worden.

Gmünd, 28. März. (Zur Landtagswahl.- Oberbürger­meister a. D. Möhler hat im Hinblick auf sein hohes Alter abgelehnt, sich wieder um einen Landtagssitz des Zentrums zu bewerben.

Heidenheim, 28. März. (Schuladbau.) Von 184 Lehr­stellen im hiesigen Schulbezirk werden 14 abgebaut und zwar in Heidenheim-Schnaitheim 5, in Gerstetten, Giengen, Hcr- brechttngen, Mergelstetten, Nattheim, Aalen. Unterrombach. Bopfingen und Kirchhcim a. R, je 1 Stelle.

Hall, 28. März. (Zur Erhaltung des Landgerichts.) Der Gemeinderat faßte folgenden Beschluß: Tief bestürzt über die nach Anhörung des Siebenerausschuises, aber ohne dessen Zu­stimmung und ohne Rücksichtnahme auf die Vergangenheit und Zukunft des Frankenlandes und Halls erfolgte diktatorische Verfügung der Regierung betr. die Aufhebung des Landgerichts Hall, spricht der Gemeinderat die Erwartung und Hoffnung aus, daß der Landtag diese Verfügung wieder aufheben wird.

Baden.

Karlsruhe, 26. März. Die Strafkammer beschäftigte sich heute mit der Strafsache gegen die beiden Holzhändler Ions und Otto Streif von Oberkirch ivegen unerlaubter Ausfuhr. Nach der Anklage hatten die beiden Holzhändler in der Zeit des passiven Widerstandes 40 Eisenbahnwaggon mit Holz nach Basel, resp. nach Kehl gebracht, von wo das Holz nach Frank­reich weckerbefördert wurde. Di« Angeklagten gaben bei ihrer Vernehmung an, sie hätten gefürchtet, das Holz würde durch die Besetzung des Offenburger Gebiets von den Franzosen be­schlagnahmt werden und hätten es deshalb, um kein Geld zu verlieren, teilweise an einen Händler in Kehl und teilweise nach der Schweiz verkauft. Eine Ausfuhrerlaubnis dazu be­saßen sie nicht, vielmehr war ihnen eine früher erteilte Ans- fuhrerlaachms von der Ausfuhrhandelsstelle in Berlin gesperrt worden. Die beiden Angeklagten haben ein 'ehr großes Ge­schäft und umfassende Liegenschaften. Wie der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Bender, in der Urteilsbegründung aus­führte, war das Gericht zu der Ueberzeugung gekommen, daß die beiden Angeklagten genau wußten, daß das einmal nach Kehl und nach Basel verbrachte Holz nach Frankreich wandert. Sie haben sich der Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände nach dem Auslande schuldig gemacht. Nach dem Gesetz müßten st? eigentlich mit Zuchthaus bestraft werden, cs kämen -wer auch mildernde Umstände in Frage. Das Urteil lautete bei Josef Streif auf 5 Monate Gefängnis und 60 000 Mark Geldstrafe und bei Otto Streif auf 2 Monate Gefängnis und 35 000

4«) Der Kampf im Spessart.

> Erzählung von Leoin Schücking.

Ich versichere dich, Marcelline," sagte er,darüber kann keine Täuschung sein: wir sind vollständig geschlagen, so daß an eine Behauptung Frankfurts gar nicht mehr zu denken ist: wir wer­den uns halten, solange wir können, vielleicht noch vierzehn, viel­leicht noch acht Tage, es hängt bloß von der Energie ab, womit die österreichische Armee ihre Siege ausbeutet und auf uns drückt. Auch im besten Falle, wenn der Erzherzog sich jetzt durch den Odenwald links werfen und Moreaus Rheinarmee zum Rückzüge zwingen würde, auch dann könnten wir das rechte Rheinufer nicht halten und müßten zurück, zurück nach Frankreich. Glaub' mir's, Marcelline!"

-Ich glaube dir's ja, aber bedarf's denn etwas anderen als einer kurzen Waffenruhe für euch, um bald siegreich zurückzu­kehren? Und wenn ich mich nun in das Schicksal fügen will, M Watten, ich, die so lange Jahre diese unselige martervolle Lage des sich Fügens und Harrens habe aushalten muffen, daß .iH es habe lernen können?"

Frau Marcelline sprach dies mit einem tiefen Seufzer und schmerzbewegt ihre Finger zusammenpreffend.

Harren, auf unsere Wiederkehr? Weißt du, ob» wenn wir wiederkehren, ich unter denen sein werde, die Unsere Fahnen siegreich hierher zurücktragen? Ob ich nicht längst dann in weite Ferne, nach dem Oberrhein, nach Italien gesandt sein werde?"

Das hängt ja doch von dir ab."

Und wenn auch, ich sehe nun im voraus, daß wir gar nicht wiederkehren werden."

Du zweifelst an dem Siege eurer eigenen Waffen?"

Nein, nicht deshalb. Ich sehe nur voraus, daß diesem Feld­zuge der Friede folgen wird. Das ist unausbleiblich. Wir sind erschöpft; wir bedürfen des Friedens; das Direktorium will den Frieden; und unsere Feinde? Trotz ihrer jetzigen Ersolge

bedürfen sie seiner weit mehr noch als wir. Verlassen von Preußen, können sie es gar nicht auf einen weitern Krieg im folgenden Jahre ankommen lassen. Dieser Winter bringt uns den Frieden, so gewiß ich diese Hand ausstrecke, und deshalb, Marcelline, fasse Mut, sei groß und stark und entschließe dich!"

Ich kann nicht!" lispelte sie leise.Es ist unmöglich!"

Unmöglich! Das Wort ist so leicht bei der Hand, wenn der Mut und der Wille fehlen!"

Aber mein Gott, du selbst kannst doch nicht so verblendet sein, nicht einzusehen, daß ich nicht den furchtbaren Schimpf, die Schande, die Verdammung aller Menschen auf mich laden, daß ich nicht meinen Mann in Verzweiflung stürzen und, auf nichts anderes als die Stimme der Leidenschaft hörend, dir blindlings Nachfolgen kann, wohin du mich führst!"

Nicht? Das könntest du nicht?" antwortete Duvignot bitter.Die Urteile der Menschen, die Rücksicht auf deinen Mann sind dir wichtiger als mein Glück, mein Leben, mein ganzes Dasein, das ohne dich vernichtet ist?"

O mein Gott, Etienne, du weißt, wie ich dich liebe!"

Liebe eine Liebe ohne Vertrauen! Du vertraust mir dein Los nicht an, du willst dich nicht von mir führen lassen, du"

Wie ungerecht du bist, mir so bitter vorzuwerfen, daß ich nicht taub und blind für alles bin! Wäre ich achtzehn Jahre, so könnte ich es sein, jetzt kann ich es nicht mehr. Die Folgen einer solchen verbrecherischen Tat stehen nun einmal vor meinen Augen, und ich kann, ich kann nicht!'!

Freilich, du handeltest ja auch sehr töricht! Die reiche Patrizierfrau, die sorglos, im Wohlleben, in allem Luxus, der sie umgibt, von Huldigungen umringt, hier ihre glückliche Exi­stenz weiter führen kann, wird nicht so wahnsinnig sein, ihr Los an das wechselreiche, unstete Leben eines armen Elücks- soldaten zu fesseln!"

Das sind Worte, die der Zorn aus dir spricht, Etienne, und

ich brauche deshalb nicht darauf zu antworten, ich bin zu stolz dazu!"

Zu stolz, da liegt s! Du bist zu stolz, Marcelline, um wahrhaft lieben zu können. Die Liebe ist demütig! Was ficht sie der Menschen Urteil an und ob es sie hoch oder niedrig stellt? Sie hört nur auf die eine Stimme, auf die des Herzens Marcelline, ich bitte, ich flehe dich an, hör auf sie, ich will es, ich verlange es von dir, ich kann es fordern, denn du bist mein Weib, mein durch die heiligsten Bande an mich gekettetes Weib! Was hat die inhaltlose Form zu bedeuten, dieser Priestersegen, der dich mit einem alten ungeliebten Manne verbunden hat? Uns hat das Herz, hat die Natur mit heiligern Banden ver­bunden, und das lebende Zeugnis dieses Bundes, wenn es nun vor dich träte und zu dir spräche: Verlaß, verlaß meinen Vater nicht, denn"

Ich bitte, o ich bitte dich, Etienne, rede nicht weiter!" sprach das gepeinigte Weib, ihre Hände vor das Gesicht schlagend.

Weshalb soll ich nicht weiter reden," eiferte Duvignot, weshalb, da du mich feig verlassen willst, nicht alles dir ins Ge­dächtnis rufen, was uns für ewig zusammenkettet?"

Will ich denn das Band zerreißen?" rief Marcelline aus geängstetem Herzen aus.Aber wie soll ich dir folgen? Wie ist es möglich? Wohin? Zu wem? Wen hast du auf Erden, zu dem du mich bringen könntest? Hast du einen Kreis, in dem ich, stolz darauf, die deine zu sein, geschützt, geachtet und geehrt meine Tage zubringen könnte, wenn du nicht da, wenn du nicht daheim, sondern wenn du auf Monate, Jahre hinaus im Felde sein wirst? Und wenn du fällst, du mit deinem rücksichtslosen Drang, der Gefahr zu trotzen, deiner Verwegenheit, deinem Ruhmdurst, all dem Feuer, das einen Soldaten nicht zu Jahren kommen läßt wohin dann mit mir verlassenem, entbehrtem, schmachlEcckckm Geschöpf?"

(Fortsetzung folgt.)