Heidenheim: Vir izen II—12, Gerste ark.
Ein Paar fette Ochsen > Kilo 1000 Mk.. ggo . 1 fettes Rind mit lonate alt 182 Mk.. , 1 Milchkuh, leer, 120 Mk., 1 Echlacht- >burg: Zufuhr 53 en 20 Läufer und Mk., Milchschweine Zufuhr 103 Milch- Mk.
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eichstagssitzung hielt aktionsberatung ab. rteien, die eine Ein- Osterzeit forderten, >erifchen Volkspartei rhlen am 12. April rr Mißtrauensvotum stand genommen, i es zu wüsten Aus- Mehrere Deutsche zten schließen. Die afe Schuhmacher ist r Mark entstanden, zertrümmert, mittag einberufenen nach mehrstündiger Termin ist einstweilen
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ingsarbeiten in der Explosion ereignete, n, doch glaubt man, tätig waren, ums
Verhandlungstag des Polizeiobersten München, der eben- klärt, daß er ferne Eid erfolgten. Test
der Errichtung des GeneralstaatskomnvssariaLs habe ihm die wichtige Aufgabe der Verbindung mit den vaterländischen Verbänden obgelegen. Kahr habe alle vaterländischen Kräfte sammeln wollen, die ehrlich dem Vaterland dienen wollen, allerdings unter der Voraussetzung unbedingter Einfügung unter den Staat und seine Autorität. Ob dieie Voraussetzung von dem Kamvfbund erfüllt war, sei freüich von Anfang an zweifelhaft erschienen, da sich dieser der Autorität auch einer nationalen Negierung nur dann fügen zu wollen schien, wenn sie seinen W.llen tat. Nachdem die erste Kraftprobe am 1. Mai mit einem Fiasko des Kampfbundes geendet hast-, sei eine Ernüchterung eingetreten, die durch den Deutschen Tag in Nürnberg neuen Aufschwung erhielt und die Führer allmählich in eilten maßlosen Größenwahn hineinsteigerte.» Die glänzende Rednergabe Hitlers und eine mit riesigen Geldmitteln arbeitende Propaganda hätten viel Beifall erzeugt, dem -Hitler erlegen sei. Aus dem Mann, der der Trommler einer großen Sache sein wollte, sei der Mann geworden, dec allein imstande zu sein glaubte, die Geschicke des Reiches zu leiten. Ravern sei ihm nur noch Plattform für seine Ziele gewesen. DaS habe Pöhner am 00. September in dem Wort zusamnEirgefaßt: „Bayern ist mir Wurst!' Demgegenüber habe Kahr von Anfang an den Standpunkt vertreten, daß die Stärke des Reiches auf der Kraft und Gesuird- heii der einzelnen Staaten beruhe. Dieser Unterschied zwischen Kahr und Hitler, habe bald zu gehässigen Angriffen gegen Kahr wegen dessen angeblicher Abhäagigkest von der Kurie geführt. Kahr habe seinerseits ein Reichsdireklvrmm erstrebt, das sich im LHorden bilden sollte und dem bayerische Kräfte im Interesse des Reichs dienen sollten. Hitler und Ludendorff dagegen erstrebten die Diktatur Hitler-Ludendorff und diese Diktatur sollte mit Gewalt dem Norden aufgezwungen werden So iei die Sache gewesen, als Kahr Generalstaatskommmär wurde. Es habe für ihn nur zwei Wege gegenüber dem Kamvfbund gegeben, entweder die Bewegung mit polizeilichen Mitteln niederzuhalten oder Einfluß auf sie zu gewinnen, um sie zu nutzbringender Arbeit für den Staat zu verwenden. Kahr habe sich zum letzteren Weg entschlossen. Der Kampsbund habe dem Generalstaatskommissar gegenüber schon von vornherein seinen Größenwahn erkennen lassen, doch habe Kahr immer wieder versucht, auf die Bewegung Einfluß zu gewinnen. Gegenüber der Reichsrsgierung sei Kahr von dem Standpunkr ausgegangen, daß ein von ewigen Krisen und Hemmungen des Parlaments unabhängiges Direktorium geschaffen werden müsse. Als Weg dazu erschien ihm allein möglich ein Druck aller Machtfaktoren des Staates, nicht nur der militärischen, sondern auch derjeni-! gen der Wirtschaft, Landwirtschaft, Industrie und des Handels i aus allen Teilen des Reiches auf die Reichsregierung selbst. I Für einen solchen Druck hielt Kahr ein kraftvolles Bayern für besonders wichtig, zumal ein solches Reichsdirektorium zweifel- i los auf starken Widerstand gestoßen wäre. Er stlbst habe das größte Interesse daran gehabt, S» verhüten, daß die Landes- ^ Polizei gezwungen werde, mit der Waffe gegen vaterländische Männer einzuschreiten. Er habe stets gesagt: „Machen sie, keine Unüberlegtheiten, tun Sie nichts, was zu einem Zusam. ! menstoß mit Reichswehr und Landespolizei führen müßte, j Wenn Sie etwas gewaltsam machen, muß das zu einem Zusam- i menstoß führen." Gleich nach Errichtung des Generalstaatskommissariats habe er, Seisser, H.tlsr gesagt, daß cs der Vater- ! ländischen Sache doch schädlich sei, wenn er sich mit dem Kampf- i bund abseits stelle. Hitler habe erwidert, Kahr sei abhängig! von der Kurie, vom Parlament und von der Bayerischen Volks- j Partei. Es gingen Fäden zum erzvischoilichen Palais und zuri französischen Gesandtschaft. Kahrs Zug mhre nach Paris, der § seinige aber nach Berlin. Infolgedessen könnten sie nie zusam- z menfahren, wenn Kahr nicht mit nach Berlin fahre. Er, Zeuge, > habe darauf hingewiesen, daß diese Gerüchte doch ziemlich ab- > geschmackt und haltlos seien. Hitler iei aber nicht zu überzeugen gewesen und habe gesagt: „Wissen Sie denn nicht, daß am nächsten Sonntag in Bayern die Monarchie ausgerufen wird? Sie sind der einzige Mensch in München, der das noch nicht weiß." Am 30. September habe dann die bekannte Besprechung mit Pöhner, Kriebel und Frick stattgesunden, bei der von den beunruhigenden Zuständen in Thüringen und Sachsen gesprochen wurde. Kahr habe es als möglich erklärt, dag ein Staatskommissar zu besonderer Verwendung für Sachsen und Thüringen ausgestellt werde. Von einem Marsch nach Berlin sti mit keinem Wort die Rede gewesen. Am 9. Oktober habe er, Zeuge, wievcr Besprechungen mit Führern der vaterländischen Verbände gehabt und wieder schärfftens betont, daß jede Gewaltanwendung die Landespolizei und Reichswehr zum bewaffneten Widerstand zwinge. Dabei habe Dr. Weber sein Wort gegeben, daß er bei einem Konflikt zwischen der bayerischen Negierung und Hitler die Pflicht gegenüber der Regierung voranstellen werde. Am 25. Oktober war der Zeuge mit Lossow und Herrn Minvux eine Stunde bei Ludendorff zur Besprechung über die Persönlichkeiten für die Bildung eines Direktoriums in Berlin. Ludendorff habe damals sich gegen einige dieser Persönlichkeiten scharf ausgesprochen, während Minoux und Lossow versuchten, Ludendorff zu mäßigen. Ludendorff habe damals zu des Zeugen Uebcrraschung das Versprechen gegeben: „Ich werde mich Ihnen gegenüber loyal Verhalten und nichts tun, ohne Sie vorher von der Aufgabe meiner Haltung zu verständigen." Am 28. Oktober abends habe der Zeuge eine Besprechung mit Dr. Weber und Hitler gehabt. Weber habe sich damals ehrlich für eine Einigung Kahr-Hitler bemüht. Die Besprechung sei aber damals völlig ergebnislos verlaufen, denn Hitler habe erklärt, Kahr sei kein Diktator. Deutschland könne nur gerettet werden durch eine von Bayern neu gestaffelte Diktatur uud es gebe nur 2 Männer dafür: Er und Ludendorff. Für die Reichswehr nannte Hitler den General Lossow, für die Polizei der: Zeugen. Letzterer wandte sofort ein, daß Ludendorff aus außenpolitischen Gründen völlig unmögl ch sei, daß Lossow in einem Konflikt mit Berlin stehe und daß er selbst im Norden gänzlich unbekannt sei. Hitler habe erwidert, er brauche Ludendorff zur Gewinnung der Reichswehr, denn kein Soldat schieße auf Lndcndorsf. Zeuge wandte sofort ein, das sei nicht richtig, die Reichswehr gehorche ihren Vorgesetzten, aber Hitler sei dabei geblieben: Vom Stabsoffiz er abwärts schießt die Truppe nicht auf Luden- dorff und gehorcht da ihren Führern nicht. Einige Tage später, am 1. November, habe bei einer neuen Aussprache Hitler die gleichen Gedankengänge wiederholt. Wieder sei er vor gewaltsamen Handlungen gewarnt worden. Dann habe er das Versprechen gegeben: Ich unternehme nichts gegen Reichswehr und Landespolizei, halten Sie mich nicht für dumm, ich mache keinen Putsch, ich verspreche es Ihnen. Am 1. November, abends, habe Hitler ihm, dem Zeugen, gegenüber das Versprechen wieder eingeschränkt mit den Worten: Es sei denn, daß ich in eine Zwangslage versetzt werde. Dem General Lossow gegenüber habe er sein Versprechen aber unnugefchräiikt aufrecht erhalten, wie auch Ludendorff sein Wvr: gegeben hatte. Der Zeuge stellte fest, daß er niemals mit der Zuteilung einer Rolle im Neichsdirektorium sich einverstanden erklärt habe, wohl aber, daß rr die Bildung eines Reichsdirekwriums in München und dessen gewaltsames Vorgehen nach dem Nocden als baren Unsinn erklärt habe. Alles was Dr. Weber und Hitler hierüber ausgesagt hätten, sei erfunden und unwahr. Ueber seine Reise zu General von Seeckt nach Berlin erklärte der Zeuge, die Reise habe den Zweck gehabt, die in Berlin umlautenden ungeheuerliche: Gerüchte, es werde aus dem voliz-ilichen Grenz,chuv Bauern eü: Vormarsch nach Berlin erfolgest, nachdrücklich zu demen
tieren Er habe weiter Seeckt über üre starke Erregung irr den vat-rländ.schen Berbärrden Bayerns unterrichtet, di- die Geiahr mit sich bringe, daß es durch Ueüeraktivismus erhitzter Gemüter za Verwicklungen kommen könne, daß aber Kayr sich bemühe, Torheiten zu verhüten. Weiter habe er Seeckt mitgeteilt, daß Gerüchte über separatistische Absichten Kahrs Unsinn seien und daß Kahr ebensogut deutsch denke wie jeder vernünftige Bayer. In der Besprechung am »-i. November mit den Führern der Verbände habe Kahr ,:ad:':nflch vor Putschen gewarnt. Lof- »ow habe erklärt, daß sich die Reichswehr niemals in einen Kapp-Putsch hinrnizsthen lasse. Er selbst habe betont, daß die Landespolizei jeden Besthl Kahrs ausführen »erde. Am 8. November, nachmittags, habe der Zeuge die Chefs der Landes-- Polizei in Bayern -uwmmenge nifen. um sie zu unterrichte.., daß Hitler in München eine Recchsdikratnr bilden und mit Gewalt nach dem Norden Vorträgen wolle, daß das aber eia ganz unmöglicher katastrophaler Plan sei und daß die Landespolizei nötigenfalls unbedingt von der Watte Gebrauch machen müsse
Der Zeuge faßte daun zusammen: Er habe das Versprechen Dr. Webers, das Vccchr chen Ludendorffs, das wiederholte Versprechen Hitlers gehabt. Im Vertrauen hierauf »ei er in die hinterlistige schmähliche Falle im Bürgerbräukeller gegangen, die dort vollzogene „Rettung des Vaterlandes" iei nichts als staat- sicher Selbstmord und nutzlsse Aufopferung unserer Jugend gewesen. Wenn hier Männer vor Gericht ständen, st hätten die Schuld allein jene, die den sinnlostn Ueberfall vollführten und nicht nur ihr eigenes Wort brachen, sondern auch das Wort Ludendorffs mißbraucht haben, nicht aber jene, die in schwerster Stunde Vaterland und Staat gerettet haben. Auch dieser Zeuge ist überzeugt, daß der Plan Hitlers uns sofort die Franzosen, Polen und Tschechen auf den Hals gehetzt hätte, daß es zu schweren Kämpfen zwischen Norden und Süden und zur Zerschlagung der staatlichen Machtmittel gekommen wäre, letzten Endes zur Zertrümmerung Deutschlanos. Er habe sich aufs heftigste aufgelehnt gegen die ihm zugedachte Nolle und sei stolz darauf, dem Vaterland gedient zu haben. Die Vorgänge im Bürgerbräukeller schilderte der Zeuge in derselben Weife wie Lossow und Kahr und erklärte, es iei ihm klar gewesen, daß durch das Auftreten Hitlers zerstört wurde, was an Jahren deutscher Arbeit errichtet worden war. Von diesem Augenblick an habe er Hitler als seinen Gegner angesehen, der zu bekämpfen war. Eine sofortige Ablehnung sei allerdings unmöglich gewesen. Er habe sich mit Kahr und Lossow durch kurze Worte und Blicke verständigen können. Bei den Ausführungen des Zeugen macht Hitler den Zuruf: „Unverschämt!" und erhält dafür vom Vorsitzenden eine Rüge. Seisser habe u. a. gesehen, wie vor dem Fenster des Nebenzimmers das Gewehr gegen General Lossow angeschlagen wurde, ein Anblick, der ihm unvergeßlich bleibe. Der Zeuge betont, General Ludendorff müsse vorher von den Vorgängen Kenntnis gehabt haben. Bei' seiner von Hitler erzwungenen Erklärung im Saale habe ihn der Ekel über den begangenen Verrat derart gewürgt, daß er kaum seine Worte heraustzebracht habe. Auf der Stadtkommandantur habe er dann mehrere Generale und Offiziere angetroffen, die alle erklärten, daß die Sache unterdrückt werden müsse. Es seien auch bereits Maßnahmen zur Herbeiholung von Rcichs- wehrtruppen getroffen worden, auch die Landespusizei sei schon alarmiert gewesen. Ins Generalkommissar:at gefahren, habe ihn Ludendorff angerufcn und nach Lossow gefragt. Er habe geantwortet, Lossow sei vermutlich in der Infanteriekaserne. Dann habe er sofort eingehängt, also nicht etwa, wie Luden- dorff behauptet, fest Erscheinen im Wehrkreiskommando m Aussicht gestellt. Beim Verlassen des Gebäudes habe er 2—3 Gruppen der Jnfanterieschule in voller Ausrüstung gesehen, deren Führer von Lüdendorff Befehl barten, das Generalstaatskommissariat zu besetzen, wenn nötig mir Waffengewalt. Darauf habe er erwidert: Ich befehle Ihnen auf der Stelle, nb- zumarschstren, wenn Sie nicht abmarschstren, wird geschossen., Dann kam Zeuge auf den Vorwurf zu »Drechen, daß Lüdendorff und H tler nicht rechtzeitig verständigt worden seien und erklärt: hätte Ludendorff im Bürgerbräukeller sein Bedauern über den Ueberfall unter Mißbrauch seines Wortes zum Auslstnck gebracht. dann wäre die Möglichkeit gewesen, Lüdendorff rechtzeitig zu verständigen. Zudem wollten wir in der Nacht einen Kampf unter allen Umständen vermeiden, denn die Truppenstärke war auf beiden Seiten fast gleich. Erst der bewaffnete Demonstrationszug am Vormittag, mußte naturnotwendig zum Kampfe führen. In diesem Kampfe habe die Landespolizei schweren Herzens ihre harte Pflicht getan. Zeuge nimmt dann Stellung gegen die Angriffe die in diesem Saale in unetthörttr Weise gegen Reichswehr und Landespolizei gerichtet worden seien, worauf der Vorsitzende dem Zeugen wegen scharfer Aus-' drücke eine Rüge erteilt.
Rechtsanwalt Holl wendet sich dagegen, daß wieder in die geschlossene Sitzung eingetreten werden soll, was die Flucht vor der Oesfentlichkeit darstelle. Er müye als Verteidiger Einspruch erheben, daß die Aussagen Seissers einen ganzen Tag unwidersprochen ins Land gehen. Die Behauptung, sein Mandant Weber habe sein Ehrenwort gebrochen und die Unterschrift Kahrs gefälscht, könne er nicht unwidersprochen lassen. Er beantrage deshalb Unterbrechung der Sitzung. Weitere Wortmeldungen der Verteidigung schneidet schließlich der Vorsitzende mit der Feststellung ab, daß eine Pause von 20 Minuten eintritt. — Nach Wiederaufnahme der Verhandlung gibt Angeklagter Dr. Weber mehrere Erklärungen ab, wonach er seine Aussagen voll aufrecht erhalte. Die Behauptung, daß er seine Oberländer durch einen mit der Unterschrift Kahrs gefälschten Befehl getäuscht habe, weise er auf das entschiedenste zurück. Auch der Angeklagte Hitler weist die in bezug aus seine Person gemachten Behauptungen des Zeugen Seisser als offensichtliche Unwahrheit zurück. Ferner bezeichnest der Angeklagte Pöhner die Ausführungen des Zeugen in bezug auf »eine Person als Entstellungen. Die gleiche Erklärung gibt General Lüdendorff ab. Darauf erklärt Rechtsanwalt Roder, die Verteidigung stelle eine große Zahl wichtiger Fragen an den Zeugen zurück, bis die Vernehmung Kahrs abgeschlossen ist. Tie Verteidigung erhebt schärfsten Widerspruch dagegen, daß die Herren und ihr etwaiger Hochverrat geschützt werden, und verlangt deshalb, daß insbesondere die Besprechung vom 6. November vom Llprozenligcn Staatsstreich Lossows und vom anormalen Weg des Herrn Kahr gegen Berlin in aller Oesfentlichkeit behandelt wird. — Staatsanwalt Dr. Stenglein verwahrt sich mit größter Entrüstung gegen den Vorwurf von stiten der Verteidigung Justizrat Kohl verweist darauf,-durch die bisherige endliche Einvernahme von Zeugen sei bereits bekundet, daß der Marsch nach Berlin die ausgesprochene Absicht der drei genannten Zeugen gewesen ist. Staatsanwalt Stenglein bezeichnet diese Behauptung als unzutreffend. Nach kurzer Beratung verkündet der Vorsitzende den Beschluß, daß für die Dauer der weiteren Vernehmung des Zeugen Seisser wegen Gefährdung der Staatssicherheit die Oesfentlichkeit ausgeschlossen wird.
Explosion im Oppauer Werk.
Lubwigshafe«, 12. März. Im OPpauer Werk der Badischen Anilin- und Sodafabrik explodierst gestern morgen ;<!12 Uhr ein Gasgenerator. Ueber die Ursache des Unglücks läßt sich noch nichts näheres festsstllen, da ja die Ausgeiperrten die Notstands- arbeistr aus den Werken Vertrieben haben. Die Betriebe laufen infolgedessen z. T. unter automatischer Feuerung weiter, wodurch naturgemäß sticht eine Entzündung entstehen kann. Durch die Wucht der Explosion wurven Sprenzstücke Hunderte
von Metern weit geschleudert. Ein deutscher Gendarm wurde dadurch verletzt. Der Sachschaden sst recht erheblich. Leider bestehen noch weitere Gefahrenherde, solange die Betriebe nicht von sachkundigem Personal überwacht werden. Zu der Explosion wird weiter mitgeteilt: Es ist kein Generaror, sondern eine Gassammelleitung und ein dabei befindl cher Kühler explodiert. Als Ursache wird die überhastete Abstellung angegeben, wodurch sich ein Gasgemisch bildest, oas zur Entzündung kam. Ferner ist heute in den Werken ».in Braunkvhlenbunker m Brand geraten. Infolge Einstellung der NotstandsarbeistN kann der Brand wegen Wassermangels nicht gelöscht werden. Die beiden Unfälle werden zu langwierigen Störungen bei der. späteren Wiederaufnahme des Arbeitsb Triebes führen,
Deutscher Reichstag.
Berlin, 12. März. Der Reichstag beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung zunächst mit kleinen Vorlagen. Dcbatstlos wird die Geltungsdauer der Zuckerungserlaubnis für die 22er Weine bis 30. Juni d. Js. verlängert. Weiterhin wird ein vom Abgeordneten Esser begründeter Zentrumsantrag auf Weiterzahlung der sozialen Fürsorgestistung im besetzten Gebiet angenommen, nachdem auch Neichsfinanzminister Dr Luther ihn befürwortet hate. Ueber den Gesetzentwurf betreffend die Ausprägung von Reichssilbermünzen entspinnt sich eine längere Debatte. Der Entwurf ist von dem Ausschuß dahin abgeändert worden, daß nur 1-, 2- und 3-Markstücke, nicht aber auch 5-Markstücke, wie ursprünglich vorgesehen, geprägt werden sollen. Abgeordneter Dr. Helfferich bemängelt, daß die neuen Münzen nicht auf „Renstnmark", sorwern auf Goldmark gestützt werden sollen, obwohl die Goldmark gegenwärtig gar kein gesetzliches Zahlungsmittel in Deutschland sei. Er beantragt deshalb, in der Vorlage das Wort „Goldmark" durch „Renstnmark" zu ersetzen und stellt den weiteren Antrag, die Rentenmark zur offiziellen Reichswährung zu machen. Di; Anträge werden jedoch gegen die Stimmen der Deutschnativnastn abgelehnt und' die Vorlage in der Ausschußfassung angenommen. Hierauf findet ohne Debatte in allen drei Lesungen ein gemeinsamer Antrag der Sozialdemokraten, des Zemrmns, der Deutschen Volkspartei, der Demokraten und der Bayerischen Volkspartei auf Aendernng des Reichswahlgesetzes Annahme, wonach die Zahl von mindestens 20 Wählern, die die Wahlkreisvorfchläge bisher unterzeichnet haben 'mußten, aus 500 erhöhr wird mit der Bestimmung, daß auch 20 Wähler genügen, wenn diese glaubhaft machen, daß mindestens 500 Wähler Anhänger des Kreiswahlvorschlages oder eines anderen sind, mit dem sich der Wahlvorschlag verbindet oder der sich dein gleichen Kreiswayl- vorschlag anschließen will. Alsdann tritt das Haus in die zweite Beratung des Reichspostfinanzgeietzes ein, durch das die Reichspost ähnlich wie schon die Reichsbahn zu einem selbständigen Unternehmen mit eigener Vermögensverwaltung, das aber trotzdem ein Unternehmen des Reiches bleibt und dessen Leitung der Reichspostminister behält, geinacht werden soll. Nach eingehender Aussprache, in der der bayerische Gesandte van Preger und der württembergische Gesandte Hildenbrandt für ihre Regstrungen erklären, daß diese au ihren Rechten aus den früheren Staatsverträgen festhalten und die Vorlage nicht annehmen könnten, wird diese, nachdem Reichspostminister Dr. Höfle die Einwendungen gegen sie zurückgewieien und um Annahme des Entwurfes ersucht hatte, mit großer Mehrheit in zweiter Lesung angenommen. Die eochlußabstimmung soll morgen stattfinden. Hierauf begründet Abgeordneter Schulz-Brom- berg (Deutschnat.) einen Antrag seiner Partei, wonach unter Aendernng des Art. 180 der Reichsveriassung die Neuwahl des Reichspräsidenten gleichzeitig mit der Neuwahl des Reichstags stattfinden soll. Nachdem Re chsinneaminssstr Dr. Jarres einen Ueberblick über die Frage gegeben und im Namen der Reichsregierung um Ablehnung des Antrages ersuche hatte, wird diesem Ersuchen mit großer Mehrheit stättgegeben. Schließlich wird noch der Nosttat in dritter Lesung debattelos erledigt und die Schlußabstimmung darüber auf morgen vertagt. Die nächste Sitzung findet morgen um 12 Uhr statt.
Deutschland, das Land der Parteien.
Berlin, 13. März. Wie die Blätter mitstilen, trat gestern in Berlin eine Reihe führender Periönlichkeistn der Deutschen Volkspartei zusammen, die den Kreisen der Schwerindustrie und dem rechten Flügel der Partei angehören. Von Abgeordneten nahmen an der Besprechung u. a. Quaatz, Sorge, Vögstr, Pieper, Adams Maretzky und Freiherr von Lersner teil. An der Politik, welche die Partei unstr Führung Stresemanns verfolgt hat, wurde scharfe Kritik geübt Es wurde alsdann dir Gründung einer „Nationalliberalen Veremigunz der Deutschen Volkspartei" beschlossen. Dem Programm nach soll die V- reim- gnng eine straffe nationale, antimarxiiii sch; Politik mit Anschluß nach rechts verfolgen. Die Vereinigsing betont, daß sie nicht die Absicht habe, innerhalb der Partei eme Sondergruppe zu bilden, daß die Gründung vielmehr den Zweck veriolge, diejen gen Kreise, die sonst nach rechts abschwenken würden, in der Partei zu halten. — Eine Vorstandssitzung der 'Deutschen Volkspartei, die auf nächsten Samstag ernberufeu ist. soll Klärung der Lage s chaffen. _
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von alle« Postanstalten. Agenturen und unseren Austrägern entgegengenommen.