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eine Eingabe um Schutz gegen maurische Gewalttaten gerichtet hatten, von der jedoch, außer daß ihr Inhalt dem Maghzen mitgeteilt wurde, keinerlei wirksame Notiz genommen worden war. Der Korrespondent der „Times" zählt verschiedene Angriffe auf Europäer während der letzten Wochen zum Beweis dafür auf, daß eS um die Sicherheit namentlich der britischen Einwohner in Tanger selbst auch nicht viel besser bestellt sei. Lord LanS- downe hat diese im Winter auf die bevorstehenden durchgreifenden Schutzmaßregeln Frankreichs verwiesen. Frankreich sei bis auf weiteres behindert, solche zu ergreifen; die Engländer in Tanger aber könnten unmöglich länger maurischer Gnade oder Ungnade überlassen bleiben.
London, 13. Juni. Nach weiteren Meldungen aus Tanger heißt der Anstifter und Haupttäter bei der Ermordung des Engländers Madden Bushaib ben Nami. Er ist der Sohn eines reichen Mauren. Auf der Rückkehr von einer Hochzeitsfcier kam ihm der Gedanke, mit mehreren anderen gewaltsam in Maddsns Haus einzudringen um für ein ihm von diesem angeblich zugefügtes Unrecht Rache zu nehmen. Ein Sklave überfiel Frau Madden und Bushaib den Hausherrn mit dem bereits gemeldeten Ergebnis. Bushaib und ein Diener wurden noch in derselben Nacht verhaftet und von Frau Madden als die Schuldigen wiedererkannt. Der britische und österreichische Vertreter haben aus Anlaß dieser Mordtat der marokkanischen Regierung die ernstesten Vorstellungen gemacht.
London, 13. Juni. Der amerikanische Optimismus bezüglich des Zustandekommens von Friedensverhandlungen findet hier wenig Widerhall. Die Ansichten gehen hier dahin, daß in einem oder zwei Punkten die beiden kriegführenden Mächte einen sehr verschiedenen Standpunkt einnehmen. Dies gilt namentlich von der Zukunft Wladiwostoks. Denn Japan ist der Ansicht, daß ein dauernder Friede nur dann erzielt werden könne, wenn die Festungswerke geschleift werden und Wladiwostok ein freier Handelshafen werde. Die Friedens-Bemühungen des P.äfideuten Roosevelt waren dem Vernehmen nach Japan anfänglich gar nicht genehm und Japans Widerstreben dabei wurde erst durch Englands Einfluß überwunden. Japan war der Ueberzmgung, daß Oyama die Armee Livjewitsch mit Leichtigkeit vernichten und daß Japan dann den Frieden diktieren könne.
Washington, 12. Juni. Auf eine Note des Präsidenten Roosevelt haben Rußland
und Japan sich bereit erklärt, Bevollmächtigte zu Friedensverhandlungen zu ernennen. — Unterdessen hat die japanische Regierung den Inhalt ihrer Antwort bereits veröffentlicht. Reuter meldet:
Tokio, 11. Juni. Die Antwort Japans an Roosevelt lautet: Da die kaiserliche Regierung sowohl im Interesse der ganzen Welt als auch Japans die Wiederherstellung des Friedens mit Rußland auf Grund von Bedingungen, die seine Dauer durchaus gewährleisten, wünscht, wird sie, dem Vorschläge des Präsidenten Roosevelt folgend, Bevollmächtigte ernennen, die mit den russischen Bevollmächtigten an einem Ort und zu einer Zeit die beiden Teilen genehm und gelegen sind, Zusammentreffen sollen, um die Friedensbedingungen direkt und ausschließlich zwischen den kriegführenden Mächten zu verhandeln und abzuschließen.
Tokio, 13. Juni. Von dem deutschen Dampfer „Industrie", der kürzlich von den Japanern weggevommen und als Prise erklärt wurde, weil er im Verdacht stard, gegen die japanische Flotte Spionage getrieben zu haben, wurde jetzt die Mannschaft entlassen, ebenso der Kapitän gegen sein Ehrenwort, keine militärischen Geheimnisse zu verraten. Nach hier cingcgangen Meldungen liegen im Hafen von Wladiwostok noch 12 russische Schiffe, darunter mehrere Torpedo-Boote.
Tokio, 13. Juni. Eine amtliche Depesche meldet, daß die Japaner am 10. Juni die Russen in der Mandschurei aus vier Stellungen verdrängten.
Vermischtes.
„Der blaue Prinz." Mau schreibt der „Neuen Gesillsch. Korr." aus Stockholm: Prinz Karl von Schweden, den die Norweger als den künftigen König ihres von der Union lcsgerissencn Landes in Aussicht nehmen, ist der dritte Sohn des greisen Königs Oskar II. Der im Alter nach dem Kronprinzen kommende Sohn des Königs, Prinz Oskar, kann aus doppelten Gründen nicht als Kronprätendent in Frage kommen. Schon durch seine Heirat mit der fürstlichen Hofdame der Königin, Ebba Munch, hat er auf seine königlichen Rechte verzichtet und führt seitdem den Titel eines „Prinzen Bernadotte", auch nehmen seine stark ausgeprägten religiösen Interessen ihn vollständig in Anspruch, er steht in ihnen seine Lebensaufgabe und ist sogar in Volksversammlungen für sie tätig. Der jüngste, hochbegabte Sohn des Königs, Prinz Eugen, der als Maler bekannt ist, hat wiederum sein Leben der Kunst geweiht. So kann von den
Königssöhnen nur Prinz Karl für Norwegen in Frage kommen. Nach seinem HusarenreAment im Volke „der blaue Prinz" genannt, ist Prinz Karl Soldat mit Leib und Seele. Seine äußere Erscheinung — er ist noch einen Kopf höher als sein stattlicher Vater, der ihn mit Recht den „größte« Soldaten seines Heeres" nennt — verleiht ihm etwas Imponierendes und bet allen repräsentativen Gelegenheiten zieht seine stolze Gestalt die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Aber daß er nicht nur äußerlich zum militärischen Beruf prädestiniert ist, hat er bewiesen, indem er sich auf den verschiedene« militärischen Gebieten hervorgetan hat. Im aktive« Dienst ist er ein viel in Anspruch genommener Offizier, er unternimmt größere Inspektionsreisen im Laude und zeigt dabei die Unermüdlichkeit des echten Soldaten. Eine nicht unerhebliche Schwerhörigkeit legt dem Prinzen indessen in seinem militärischen Dienst manche Schwierigkeit ans, und wie er diese überwindet, zeugt von seiner außerordentlichen Energie und seiner Pflichttreue. Doch nicht allein im Heere, sondern auch bei der Bevölkerung erfreut der „blaue Prinz" sich einer großen Popularität, die durch seine Vermählung mit der zweiten Tochter des dänischen Kronprivzenpaares, der junge« anmutige Prinzessin Jngeborg, noch erhöht wurde. Durch diese Ehe bekam der schwedische Hof wieder nach langen Jahren eine Prinzessin, die alle repräsentativen Pflichten, die die schwer erkrankte Königin und die ebenfalls durch Krankheit meist verhinderte Krön Prinz-ssin seit langem nicht erfüllen konnten, übernahm und Jugend und Leben in die stille Königsburg am Mälarsee brachte. Das junge Prinzenpaar mit seinen beiden kleinen Töchtern ist wahrhaft beliebt, vom König an bis herab zum Bauer, und daß diese Beliebtheit auch bei dem streitbaren norwegischen Brudervolk sehr groß ist, das beweist die Aufforderung der norwegischen Volksvertretung an den König Oskar II, einem Prinzen seines Hauses zu gestatten, die Wahl zum norwegischen König annehmen zu dürfen, — den« es ist eben hiemtt nur der Prinz Karl gemeint.
Marktbericht.
Calw, 14. Juni. (Viehmarkt.) Heutige Zufuhr an Großvieh 405 Stück. Handel schleppend. Begehrt war Schlachtvieh; Ochsen wurden zu 800, 1010 und 1 Paar zu 1337 ^ verkauft. Gesamtverkauf etwa 100 Stück Rindvieh. Auf dem Schweinemarkt wurde zu hohen Preisen gehandelt: Milchschweine zu 30—48 ^ und Läufer zu 55 bis 127 pro Paar. An Pferden standen 9 Stück zum Verkauf.
Amtliche nur Prwatmyrigeu.
Vergebung »m 8teinkieserungen.
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Die Lieferungsbedingungen können bet der Straßenbauinspektton eingesehen werden. Von den Bewerbern find schriftliche, verschlossene Angebote bis spätestens IS. Juni, vorm. S Uhr, ebendaselbst et? zureichen. Die Angebote sind ausdrücklich auf die Dauer von zwei oder vier Jahren zu stellen, auch ist der Bezugsort der Steine avzugeben.
Calw, den 13. Juni 1905.
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