vV 90. Amts-
und ArrzeigeSlatL für den Aezirk Hakv. 80. Jahrgang.
Prich,inl>na»tagr! rtrndtag, Lannerrtaz. Sam«- taz, «vnnt-iz. z-rfrrrtonlprii« 10 VK-pro S«>!« für Stadt »ad «-«irriort«: außer vqtrl 1» PK j
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Samsiaa. tzrn 10. Zum 1905. n ViertelMrl. Postbezugrp-et» ohne v-st'llg. f. d, Orts- u. Nachbar.
LV. ?«»»» Lv ve». ortSv-rk-hr 1 MI., s. d. sonst. Brri-Hr Ml. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.
Zmtttche Hl<Laurr1«achrmgeu.
Bekanntmachung.
Von dem Württ. Automobilklub ist Klage darüber geführt worden, daß die Insassen von Motorwagen häufig durch Werfen mit Steinen und Unrat, durch Spritzen mit Wasser, durch absichtliches Ntchtanswetchen von Fuhrwerken u. s. w. belästigt und gefährdet werden.
Die Polizeibehörden werden beauftragt, dem bezeichneten Unfug mit Nachdruck entgegenzutreten und m diesem Behuf insbesondere die Polizeiorgane mit geeigneter Weisung zu versehen.
Stuttgart, 26. April 1905.
K. Ministerium des Innern.
Pischek.
Die Hrtsschnkinspeklorate
werden unter Bezugnahme auf vorstehenden Erlaß ersucht, dafür Sorge zu tragen, daß in den Schulen wiederholt bekannt gegeben wird, daß das Werfen von Steinen rc. gegen die Motorfahrzeuge und deren Insassen verboten sei und strenge bestraft werde. Calw, 7. Juni 1905.
K. gem. Oberamt in Schulsachen. Voelter. Schmid.
Die Schnttheißenämter
werden beauftragt, die Polizeibediensteten, Straßenwärter, Feld- und Waldschützen mittelst Eintrags in das SchMtheitzrnamtsprotokoll anzuwetsen, im Falle der Wahrnehmung des bezeichneten Unfugs sofort Anzeige zu erstatten und die geeigneten Vorkehrungen zur Abwehr zu treffen.
Calw, 7. Juni 1905.
K. Oberamt. Voelter.
De« Ortsbehörden
geht je 1 Formular zu einer Kapital- und Ein- kommenssteuerelklärung mit dem Aufträge zu, je eine Abschrift von den herrrig«» Fasstone« fertigen und solche zu den Rechnungsakten legen zu lassen, soweit dies noch nicht geschehen sein sollte. Calw, 5. Juni 1905.
K. Oberamt. Voelter.
Sagesnerngkeiten.
Calw. Am Mittwoch, den 19. Juli d. I. findet die Musterung der hiesigen Feuerweh r und eine Besichtigung der Feuerlöscheinrichtungen durch den Landesfeuerlösch. Inspektor statt. Die Visitation beginnt morgens mit der Besichtigung der Hydrantenanlagen und wird damit auch eine Besichtigung der Fabriken verbunden sein. Ein Teil der Hydrantenmannschaft hat sich schon morgens 8 Uhr an der Visitation der Hydranten zu beteiligen, die Uebung der gesamten Feuerwehr findet abends 6 Uhr statt.
-i-Liebenzell, 6. Juni. Wenn es unserer Badestadt im vorigen Jahr beschieden war, in An- Wesenheit Sr. Majestät unseres Königs die Feier der 300jährtgen Zugehörigkeit zu unserem württemb. Lande zu begehen, so war es dem hiesige« Krieger- und Milttärverein vergönnt, am letzten Sonntag die Feier seine» 25jährigen Bestehens, verbunden mit Fahnenweihe abzuhalten. Böllerschüsse von der Burg und Musik kündeten den fest
lichen Tag an. Nach dem Gottesdienst um 10 Uhr fand im Unteren Bad ein Frühschopperkonzsrt durch die Knrkopelle statt. Bst dem im Gasthof zum Ochsen eingenommenen Festmahl brachte das anwesende Prästdial-Mitglied Major v. Manch, den Königstoast aus. während der Vorstand des feiernden Vereins, Gemeinderat Kappus dem Stadtschultheißen Mäulen in Anerkennung der vielen dem Verein geleisteten Dienste eine kunstvoll aus- gcfertigte Ehrenurkunde überreichte, worauf der so Geehrte herzliche Dankesworte an den Verein richtete. Der stellvertretende Bezirks-Obmann, Säg- werksbcsttzer Wagner von Ernstmühl, gedachte in warmen Worten der tapferen Krieger in Deutsch- Südwest-Afrika. Inzwischen stellte sich ein stattlicher Frstzug, an welchem sich 21 auswärtige Vereine mit ihren Bannern beteiligten, auf, welcher sich durch die festlich geschmückte Stadt, unter Voran- triit der hies. Karkapelle und in Begleitung von 12 Festjungfrauen, welche die neue Fahne trugen, zu dem in den herrlichen König-WilhemS-An- lagen gelegenen Festplatz bewegte. Die in diesen Anlagen kürzlich erbaute Wandelhalle, in welcher künftig die Kurkapelle konzertieren wird, erhielt damit gleichfalls ihre Weihe und diente als Festtribüne. In seiner weithin vernehmbaren Begrüßungsansprache hieß Stadtschultheiß Mäulen im Namen der Stadt die so zahlreich erschienenen Vereine und Festgäste, unter welchen sich außer dem Präsidial-Mitglteb Major v. Manch noch Major Bazirig und Leutnant Volz vom K. Bezirkskommando Calw und der Bezirksobmann Stadtschulthetß Conz von Calw sowie der stellv. Obmain Sägwerks- bcsttzer Wagner von Ernstmühl befanden, herzlich willkommen, überbrachte dem Verein die Glückwünsche der Stadt zu seiner heutigen Dopp lfeter, indem er dem Wunsche auf ein ferneres Blühen und Gedeihen deS Vereins sowie andauernden Frieden Ausdruck verlieh. Ec freue sich, daß der lange sehme Wunsch des Vereins, eine Fahne zu besitzen, dt- ihm ein Wahrzeichen der Tr>ue gegen Kaffer und Reich, ein Mahnzeichen unbefl ckter Ehre und brüderlicher Kameradschaft wäre, nun in Erfüllung gegangcu sei. Der heutige Tag möge vor allem dazu beitragen, die ttefinnerste Ueberzeuguug, daß wir uns um die Fahne scharen müssen und ein einig Volk sein sollen, in immer weitere Kreise zu verbreiten. Daß dies sehr wichtig sei, zeige ganz deutlich der blutige Krieg, der gegenwärtig zwischen zwei mächtigen Völkern ausgefochten werde. Vorstand Kappus dankte sodann den Vereinen und Festgästen für ihr zahlreiches Erscheinen im Auftrag des festgebenden Vereins und den Mitgliedern desselben für ihr seitheriges Zusammenhalten während des 25jährtgen Bestehens des Vereins, der während dieser Zeit viel durchzukämpfen gehabt habe und endigte mit einem Hoch auf Se. Maj. den König. Während nun die von Bebel in Stuttgart gelieferte prächtige Fahne enthüllt wurde, trug Frl. Friederike Hatsch in schönen Worten ein treffliches Gedicht frei vor; Frl. Beck heftete ein von den Festjungfrauen dem Verein gewidmetes gesticktes Fahnenband an das neue Banner und der Fahnenträger Rembold erklärte feierlich, die Fahne in seine Obhut nehmen zu wollen. Der hiesige Liederkcanz trug hierauf in wohlgelungener Weise das „Fahnenlted" von Göller vor. Sodann ergriff Major v. Mauch das Wort, um dem Verein die Glückwünsche des Präsidium» des württemb. KriegerbundeS darzubringen. Er führte unter anderem aus, daß der hiesige Verein unter der rührigen Leitung seiner Vorstandsmitglieder als ein mnsterhafler Verein bezeichnet werden müsse, der auch deshalb besonderes
Lob verdiene, weil er nicht, wie mancher andere Verein, schon wenige Jahre nach der Gründung eine Fahne, zum Teil noch mit Schulden, sich erwarb, sondern erst einen Fonds zur Unterstützung kranker und bedürftiger Kameraden sich angesammelt habe. Nicht nur der aktive Soldat, sondern auch jeder Kriegervereinler soll sich seines geleisteten Eides stets bewußt sein und mit freudigem Stolze Leib und Leben für des deutschen Reiches Ehre, Macht und Größe zum Segen unseres Vaterlandes hing-ben, denn später werde von Jedem Rechenschaft verlangt werden. Der Bezirksobmann, Stadtschultheiß Conz von Calw, betonte noch in einer schwungvollen Rede, daß er sich freue der heutigen Doppelfeier des hies. Krieger- und MilttärvereinS in unserer festlich geschmückten Stadt anwohnen zu können. Sein Hoch galt der aufblühenden Badestadt Liebeuzell. Zum Schluß dankte der stv. Bezirksobmann Wagner dem Präsidium des Württb. KriegerbundeS für die umsichtige Leitung der württb. Kriegervereinssache. Nachher fanden volksfestartige Belustigungen auf drm Festplatz statt, aber zu bald öffnete der Himmel seine Schleusen, um dem fröhlichen Treiben ein Ende zu bereiten. Abends fand im festlich geschwückten Saale des oberen Badhotels ein zahlreich orsuchtes Festbankett statt. Es war inzwischen a^f. das am Mittagsmahl an Se. Majestät den König abgesandte Telegramm nachstehende huldvolle Antwort eingelaufen:
„Weil Rennbahn: Seine Majestät der König, sich stets mit Freuden erinnernd an die im vorigen Jahre dort verlebten schönen Stunden, senden dem Krieger- und Militärverein besten Dank für das übersandte Zeichen treuer patriotischer Gesinnung und wünschen dem Verein ferneres gesundes Gedeihen und ein schönes Fest. Im Auftrag: Generaladjudant Bilfinger."
Nach Verlesen dieses Telegramms durch Stadt- fchulth iß Mäulen stimmte die Menge in nicht enden wollende Hurrarufe ein und zum Zeichen der Dankbarkeit für diese huldvolle Anteilnahme wurde unrer Begleitung der Kurkapelle das Lied „Heil unserm König Heil" gesungen. Der hiesige Turnverein führte wohlgelungene lebende Bilder in Gestalt von Marmorgruppen auf, welche allgemeinen Beifall fanden. Die abwechslungswetse vorgetragenen Reden und Gesänge verschönten den würdig verlaufenen Abend, auch zu einem flotten Tänzchen war Gelegenheit genug geboten und nur zu bald war die Stunde zum Aufbruch gekommen. Um auch der jüngeren Generation von Liebenzell ein Andenken an diese in allen Teilen wohlgelungene Doppelfeter zu bewahren, wurde gestern Nachmittag auf dem Festplatz ein allgemeines Kinderfest veranstaltet. Vom Rathaus aus ging die Schuljugend mit der Kurkapelle an der Spitze und unter Anteilnahme des veran- stattenden Krieger- und Militärvereins und seiner Festdamen, sowie der ganzen Einwohnerschaft zum Festplatz, woselbst sich nach Veranstaltung verschiedener Spiele bald ein fröhliches Leben und Treiben entwickelte und auch das Tanzbein wieder munter geschwungen wurde, wozu sich unsere neue Wandelhalle vorzüglich eignet. Abends fand im Gasthaus z. Lamm noch eine gemütliche Zusammenkunft statt, um die ganze Feier in würdiger Weise zu beschließen. Mögen diese Festtage bei allen Teilnehmern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben und die vielfach dem Krieger- und Milttärverein an diesem Tage ausgesprochenen Wünsche schönstens in Erfüllung gehen. ^
-u. Wtldberg, 8. Juni. Gestern machte der Fraue« chor des Stuttgarter Liederkranze»