und mit aufrichtiger Teilnahme für die Verwundeten geben wir unserer Freude darüber Ausdruck, daß das Leben des Königs und des Präsidenten Loubet in schwerer Bedrohung unversehrt geblieben ist. Wir beglückwünschen den König und das französische Volk zu der Bewahrung ihres Staatsoberhauptes vor schlimmem Unheil. Mit tiefer Sympathie gedenken wir der Königin-Mutter von Spanien, Maria Christina. Wir hoffen, daß in der Seele der edlen Fürstin wie bei allen Spaniern der Erbitterung durch die Schreckensbotschaft sich ein Gefühl berechtigten Stolzes über die furchtlose königliche Haltung hinzugesellt, die Alfons XIII im Augenblicke des Attentats bewiesen hat.
Paris, 2. Juni. Zu der Attentats- Affäre wird noch berichtet, daß tatsächlich zwei Bomben für den König und füc den Präsidenten Loubet vorbereitet waren und nur einem gütigen Geschick ist es zu danken, daß Beide gerettet sind. König Alfons scheint durch den Zwischenfall nicht im Geringsten aufgeregt zu sein. Er wohnte gestern im Lager zu Chalons den Manövern des 6. Armeekorps bei und zeigte sich gut aufgelegt. Ein Zeuge will einen Mann gesehen haben, der über die Köpfe der Zuschauer hinweg die Bombe geschleudert hat. Der Zeuge will dem fliehenden Attentäter sofort gefolgt sein, der aber im Gedränge entkam. Die Liste der Verwundeten hat sich um einige Personen vermehrt. Verletzt find unter Anderen ein mexikanischer Abgeordneter und ein Provinzial-Bürger- meister. Der Zustand der Verwundeten ist befriedigend. Die Bomben waren aus der Provinz nach Paris gesandt. Der Absender ist bereits verhaftet, die Verhaftung des Empfängers steht bevor.
Petersburg, 2. Juni. Die Wut im Publikum wegen der furchtbaren Niederlage in der Koreastraße findet nicht allein in Reden der größten Erbitterung Ausdruck, sondern auch wie nachfolgender Vorfall beweist, in offenen Demonstrationen. Die Fahuen-Kompagnie einer Flottenabteilung zog
die Wossnessenskistraße mit klingendem Spiel entlang. Das Publikum drängte sich herbei mit lautem Ruf: Es wäre zeitgemäßer anstatt lustige Weisen, einen Trauermarsch zu spielen. Allgemein betrachtet mau die nächste Zukunft voll Besorgnis. Der Unwillen über die Fortsetzung des Krieges steigert sich im Volke. So sehr man auch in leitenden Kreisen die Fortsetzung des Krieges wünscht, so nimmt die kriegsgegnerische Stimmung in liberalen Kreisen zu, die mehr und mehr die Oberhand gewinnt. Offiziell gibt die russische Regierung immer noch nicht die Verluste der letzten unglücklichen Seeschlacht bekannt. Sie kommen dem hies. Publikum nur durch die ausländischen Telegramme allmählich zur Kenntnis. Der Oberbürgermeister von Moskau ordnete an, daß während der großen nationalen Trauer die Musik in allen öffentlichen Gärten wie Promenaden einstweilen einzustellen sei.
London, 2. Juni. Der „Daily Chronicle" meldet, dvß die russische Regierung im Begriffe war, in Frankreich eine Anleihe von 600 Millionen Francs aufznnehmen, deren Abschluß hätte am 30. Mai stattfinden sollen, doch veranlaßten die Berichte über die russische Niederlage die französischen Finanzleute sich von dem beabsichtigten Geschäft zurückzuzieheu.
Um jMuisch-ruMm Krieg.
Petersburg, 2. Juni. Alle Blätter außer „Swjet" fordern Frieden um jeden Preis. Die materielle Einbuße, die Rußland durch die Seeschlacht von Tsuschtma erlitten hat, wird auf 300 Millionen Rubel geschätzt, davon entfallen 140 auf die untergegangenen Schiffe. — Tie Mehrzahl der großen Fabriken Petersburgs stellte die Arbeit ein. Die Polizei befürchtet Ausschreitungen. Die Fabrikviertel find militärisch besetzt.
Kopenhagen, 1. Juni. Wie ein englischer Journalist aus hiesigen Hofkreisen erfahren
haben will, soll der Zar, Petersburger Meldungen zufolge, alle Friedensvorschläge hartnäckig ab lehnen und erklären, bevor sein Landheer nicht eine siegreiche Schlacht geschlagen, sei eine Beendigung des Krieges nicht zu erwarten, unter keinen Umständen aber werde er die bisher bekannt gewordenen japanischen Fordemngen auch nur annähernd annehmen. Diesen Standpunkt vertrat der Zar auch in der gestrigen Konferenz, als Minister Witte für den Frieden etntrat, wobei der Zar kein Hehl über seine Mißstimmung machte, die er über die französischen, zum Frieden ratenden Preßstimmeu empfunden. Angeblich sollen der Landarmee erneute bedeutende Verstärkungen zugeführt werden.
London, 2. Juni. Nach Meldungen aus Tokio sollen die erbcnteten Schlachtschiffe Orel und Nikolai nur leicht beschädigt und bereits mit japanischen Mannschaften in Dienst gestellt worden sein.
Tokio, 2. Juni. Ein nach Sasebo zurückgekehrter japanischer Marineoffizier gibt von der Seeschlacht in der Koreastraße folgende Beschreibung: Die russischen Schiffe kamen in guter Ordnung heran. Admiral Togo signalisierte von dem Schlachtschiff „Mikas«": „Das Schicksal des Reiches hängt von dem heutigen Kampfe ab. Es wird von euch allen erwartet, daß ihr alle euer AcußersteS tut." Während des Kampfes waren die Bemühungen der Japaner darauf gerichtet, die russische Flotte zu umzingeln. Die Russen versuchten durchzubrechen, aber die japanische Torpedobootsflottille vereitelte dieses Vorhaben, und so blieb sie bis zum folgenden Tage eingeschloffen. Gemäß den ihnen vorher erteilten Befehlen gingen nun die Torpedobootszerstörer zum Angriff auf die russischen Schiffe über. Der dritte Angriff erwies sich als erfolgreich. Die Russen setzten ihre Fahrt während der Nacht fort. Die Japaner vermochten jedoch die Umzingelung auch während der Vorwärtsbewegung des russischen Geschwaders durchzuführen.
Amtliche nud Prirmtanzrigm.
K. Amtsgericht Calw.
Im Handelsregister, Abt. für Einzelfirmen, wurde heute eingetragen :
Schraubenfabrik Talmühle. H. Kalb und Co., Sitz in Holzbronn, OA. Calw, Inhaber: Ernst Philipp, Fabrikant in Talmühle. Die bisherige Gesellschaftsfirma wurde ins Register für Einzelfirmen übertragen.
Den 26. Mai 1905.
Stv. Amtsrichter Bühler.
Das stöäti^e Flußbaä Takrv
wird Goimtag, de« 4. Jimi ds. Js., eröffnet.
Für Herr««: Schwimmbad und Badezeiten: die ganze Badezeit, ausgenommen von 2—4 Uhr nachmittags.
Für Frauen: Schwimmbad und Badezellen: 2—4 Uhr nachm.
Badezellen (Frauenabteilung): auch in der übrigen Badezeit.
Preise der Bäder:
Es werden bezahlt für
I. 1 Badezelle für eine Person (auch wenn die Zelle nnr als AuS-
kleideraum benützt wird) . . . 20 ^
„ für 1—3 Personen ( Ae 2 und °3. Person je 10 ^ Mehr wie 3 Personen werden in eine Zelle nicht zugelassen.
II. 1 Schwimmbad (im Schwimmtrog und im Freien)
für Erwachsene . . . . 10 A
für Kinder bis zu 14 Jahren . . 5 A
HI. Preisermäßigung bei Mehrheitskarten:
10 Zellenbäder für Erwachsene . 1 80 A
__ 10 Schwimmbäder „ „ . 80 Z.
IV. Wäsche: 1 Badhose und 1 Handtuch . . 10 H
Das Baden im freien Flusse ist nur geübten Schwimmern gestattet. Nichtschwimmer find auf die Benützung der Badezelle« und des Schwimmtrogs angewiesen. Einen durch Außer-Achtlassung dieser Vorschriften entstehenden Schaden hat die Stadt nicht zu vertreten.
Anmeldungen zu Schwimmunterricht durch Hrn. Feldwebel Pfalzgraf nimmt dieser und die Badfrau entgegen. Zu fleißiger Benützung der Anstalt wird eingeladen.
Calw, 3. Juni 1905.
Gemeiuderat.
Bors. Conz.
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verkaufe ich am Donnerstag, den 8. Juni, nachmittags 1 Uhr, im Pfandlokal gegen bare Bezahlung:
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Biedermann,
Gerichtsvollzieher.
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Knrmnsik in den Anlagen.
Talmühle.
Heute Sonntag
wozu höfltchst eiuladet
4V.