Enlmer KmüMalt.

Donnerstag

Keilage M Ur. 81 .

25. Mai 1905.

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H. Mayer.

Der Spion.

Nachdruck oerboten.

Historischer Roman aus der Geschichte des heutigen Rußlands von Julius Grosse.

(Fortsetzung.)

Wir machten noch einige Schritte am Wasser hin, bis wir zu einer Art Bucht kamen.

Im Schatten hoher Tannen und Trauerweiden stand eine Bank aus Baumzweigsn. Es war ein reizender, versteckter Platz. Die blauschillernden Libellen flogen im Sonnenglanz. Ueber die Wasserlinsen huschten langbeinige Spinnen, und wo die Wasserfläche frei war, zuckten ab und zu Goldfische zur Oberfläche empor.

Lassen Sie uns hier bleiben," sagte Sherwood.Dieser Platz ist mir bedeutungsvoll. Auf dieser Bank erwartete mich einst Tatiana in jener Som­mernacht, und am Tage darauf kam es zur Erklärung mit Nadja auch hier. Es giebt solche Stationen des LebenSgeschtcks, und ich weiß keine, die mir heiliger ist. Hier unter den Trauerweiden möchte ich einst begraben sein. Glauben Sie «ur, ich denke jetzt häufiger an das Ende, als sonst."

Wir hatten Platz genommen im Schatten.

Ehe ich Ihnen weiter erzähle," fuhr er fort,muß ich auf Früheres zurückkommen. Sie erinnern sich vielleicht noch meines letzten Briefes aus Petersburg, ich konnte ihn damals nicht fertig schreiben.

Ganz recht. Sie schlossen damit, daß Sie zum Kaiser Nikolaus berufen würden.

Das war eS der verhängnisvollste Tag meines Lebens und der Wende­punkt meines Geschicks der Weg zur Höhe freilich nicht sofort, denn «S lag noch ein Abgrund dazwischen, aber die Brücke war gefunden.

Ich weiß nicht, ob ich Ihnen geschrieben, daß der Gerichtshof an jenem Tage gegen vierzig der gefangenen Offizier« zum Tods verurteilt hat. Ich wußte, daß das Urteil dem Kaiser zur Bestätigung vorlag.

Was soll ich Ihnen erzählen, wie man mich erst zum MichaelowSkipalast, und dann zum Wmtrrpalast geführt. Kaiser Nikolaus bewohnte ein andern Teil desselben als Alexander. Wie lebhaft mußte ich an di« erste Audienz vor einem Jahr denken, und wie ganz anders kam alles diesmal.

Von Araktschestf war diesmal nichts zu sehen, nur einige Adjutanten be- fandin sich in den Vorzimmern, und im Audienzsaal trat mir General Diebitsch entgegen. Ihm allein sollte ich Rede und Antwort stehen, daS sah ich nun wohl. Kaiser Nikolaus war gleichsam nur als Zeuge anwesend, er kam ab und zu, hielt sich einig« kurze Augenblicke auf und verschwand dann wieder.

Dabei sah ich gelegentlich in seiner Hand eine Schrift, die er aufmerksam betrachtete und dann auf «inen der dortstehenden Schreibtische legte.

Ich weiß nicht, durch welche Jdeenverbindung ich erriet, daß dies di« Liste der Verurteilten sein müsse, vielleicht durch seine Unruhe.

Sie wundern sich über diese seltsame Art des Kaisers, doch bedenken Sie, an welchem verhängnisvollen Tag es war. UebrigenS wußte ich von Anderen bereits, daß es so seine Manier war. Die meisten von den Gefangenen ließ er sich persönlich vorführen, um sich selbst zu instruieren und in eigener Person zu inquirieren. Ich gehörte nun allerdings nicht zu den Angeklagten zu den Vornehmen desto schlimmer für mich.

DaS letzte mal maß mich der Kaiser, während er auf der Schwelle stand Sie kennen seine herkulische Gestalt, seine majestätische Stirn, seine metallischen, stahlblauen Augen er maß mich vom Scheitel bis zu de» Zehen, so von oben herab, wie eine erbärmliche Kreatur, deren Nähe man scheut. O, er behandelt« mich mit unglaublicher Verachtung.

Dann sagte er zu Diebitsch auf deutsch:

Sie wissen, der General stammt aus deutschem Hause ein miserables SubjektI Erst denunzieren, dann warnen, dann abermals denunzieren, aber wir find in seiner Schuld, und ich will mir nichts schenken lassen. Fragen Sie ihn, was er eigentlich wünscht, und wie wir uns abfinden können." Dabei legte er die Rolle auf den Schreibtisch.

General Diebitsch aber wandte sich zu mir:Du hast durch deine Anzeige und durch deine Ueberwachunz der Regierung einen Dienst erwiesen. DaS Reich ist dir Dank schuldig geworden. Seine Majestät läßt dich fragen, welche Be­lohnung du verlangst?"

Setzen Sie mich in meine Lage, Herr Oberst. Ich fühlte mich von der wegwerfenden Art drS Kaisers wie vom Donner gerührt. Ich meinte doch, daß er mir die Erhaltung seines Lebens und seines Thrones zum Teil zu danken habe, aber vielleicht wußte er nichts davon. Hundert Fragen schwebten mir auf der Zunge, aber ich brachte keine einzige hervor. Und dann die Ablohnung. Was sollte ich verlangen? DaS Höchste wie da« Geringste schien mir jetzt nicht», würdig. Mein Stolz war erwacht, und so fand ich den einzigen Ausweg. Ohne